„Vorwärts Brüder,“ brüllte Ragon, als er aus dem Schatten der zu seinen Seiten aufragenden Hügel heraussprintete.
Die Deckung zu verlassen bedeutete den Waffen des Feindes ungeschützt gegenüberzutreten.
Aber Ragons Befehle waren eindeutig und unmissverständlich. Bruder Thorolf, der Alpha dieser Erkundungsrotte, hatte ihm vor wenigen Augenblicken über das Komm-Netz neue Koordinaten mitgeteilt, zu denen sich Ragon mit seinem Rudel Blutwölfe begeben sollte. Auf die Feinde zu, direkt in das Herz der heranstürmenden Chaoshorde. Sie mussten den schweren Waffen ihrer Alliierten Zeit erkaufen, die diese brauchen würden, um die schwergepanzerten Einheiten des Feindes auszuschalten und zu zerstreuen.
Wie ein Mann folgten Ragons Blutwölfe seinem gebellten Befehl und stürmten brüllend hinter ihm her und aus dem kleinen Tal hinaus, welches ihnen bisher Deckung geliefert hatte.
Aus dem Augenwinkel konnte Ragon auch den von Bruder Thorolf geführten Trupp Graumähnen erkennen. Die erfahrenen Krieger bewegten sich ebenso in offenes Gebiet, ihre Befehle mussten so ähnlich lauten wie seine. Inmitten der grau gepanzerten Graumähnen hob sich die mächtige schwarze Terminatorrüstung Wolfspriester Thorolfs deutlich ab, sein glühendes Crozius Arcanum herausfordernd in die Höhe gestreckt. Ein undeutliches Schimmern umflackerte den schwarz gepanzerten Hünen, der Schutz des heiligen Rosarius war bei ihm.
Ragons Herzen schlugen heftig. Der Wolfspriester war bei ihnen. Er führte den Angriff. Sie würden siegreich sein.
Kein Feind konnte gegen die mächtigen Space Wolves bestehen, sie würden den Kampf zu den verfluchten Verrätermarines tragen. Sie würden kämpfen. Und, bei Russ, sie würden einen guten Kampf bekommen.
Mit seinen geschärften Sinnen konnte Ragon einige Feinde in dem Gebiet vor ihm ausmachen, den Rest erledigte der seiner Servorüstung eigene Scanner.
Eine Einheit schwarzer Bikes bahnte sich nicht unweit der auf der Rechten Ragons vorrückenden Einheit Graumähnen ihren Weg durch ein Waldstück. Der ätzende Dampf ihrer verwahrlosten Motoren drang stechend in Ragons Nase und lies ihn seine Fangzähne blecken.
Mit einem Fauchen jagte ein gleißender Lichtimpuls links an ihm vorbei und er duckte sich reflexartig zur Seite. Ragon spürte die brennende Hitze des Laserkanonen-Projektils, er wusste durch die Indoktrinationsriten, was diese mächtige Waffe beim Aufschlag für Schaden verursachen konnte. Der Impuls schlug einige hundert Fuß vor Ragons Trupp in einer Ruine ein, in der sein Scanner, welcher auf seine Netzhaut projiziert wurde, ein größeres Chaosfahrzeug durch ein scharfgezeichnetes Symbol darstellte. Ob der Schuss ein Treffer war und ob er eventuell Schaden an dem Fahrzeug angerichtet hatte, konnte Ragon nicht erkennen, denn in dem Augenblick des Aufschlages schleuderte die kinetische Wucht des Projektils eine Wolke Gesteinssplitter und Dreck in die Höhe und nahm Ragon die Sicht auf diesen Teil des Schlachtfeldes. Ein schwaches Nachglimmen auf seiner Netzhaut erinnerte an das gleißende Geschoss.
Während die Alliierten schweren Waffen weitere Geschosse in die Armee der Renegaten pumpten, formierte sich Ragons Trupp hinter ihm ohne einen Befehl neu. Das Geräusch von anlaufenden Kettenschwertern war wie Musik in seinen Ohren. Es war soweit.
Mit heulenden Motoren schossen die Chaosbikes aus dem Dickicht des Waldes hervor. Die Rüstungen der Chaos Space Marines waren schwarz, wie auch ihre Herzen, und ihre Schlachtgesänge waren ebenso dunkel und bösartig wie ihre Waffen.
Verräter. Sterben sollten sie.
Auf der rechten Flanke Ragons eröffneten die Graumähnen das Feuer mit ihren Boltern. Bruder Thorolf fiel mit seinem Sturmbolter in das hämmernde Stakkato ein, ebenso Bruder Leif mit seiner Plasmapistole. Geschoss um Geschoss schlug den Bikes entgegen, aber nur einer der Fahrer sackte tot rücklings von seinem vorwärtsrasenden Fahrzeug und wurde von den nachfolgenden Chaos Space Marines einfach überfahren.
Plötzlich wurde Ragons Aufmerksamkeit aber wieder auf seine eigenen Aufgaben gerichtet, denn aus dem Staub der vor ihm liegenden Ruinen erhob sich plötzlich ein lautes, jaulendes Geräusch. Er kannte dieses Geräusch. Er hasste dieses Geräusch.
Mit einem infernalischem Brüllen erhob sich aus den Ruinen ein Trupp bronzener Chaos Space Marines in die Luft, die auf ihre Rücken geschnallten Sprungmodule trieben sie in einem hohen Bogen direkt auf Ragon und seiner Blutwölfe zu. Die Verrätermarines waren grauenhaft anzusehen. Ihre Körper waren durch ihre Schwüre an die Chaosgötter verzerrt, ihre Füße zu den grotesken Imitationen von Vogelklauen verformt. Auch ihre Helme, wenn es überhaupt noch Helme waren, waren die verzerrte Form von Geierschnäbeln und Raubvogelfratzen. Sogar ihre Sprungmodule schienen mit ihren Rüstungen verschmolzen zu sein. Mächtige Kettenschwerter lagen in ihren klauenartigen Panzerhandschuhen. Und zwischen ihnen war ein Gigant mit einem Paar rotglühender Energieklauen.
„Bereithalten,“ knurrte Ragon.
Es waren Sekundenbruchteile, dann prallten die kampfeswütigen Blutwölfe auf die Renegaten. Ragon sah Bruder Loki fallen, sein Oberkörper von den rostigen Ketten einer verzerrten Chaosnahkampfwaffe gespalten. Bruder Thor fiel ebenso, seine Rüstung an unzähligen Stellen zersprungen, zerhackt von dem Chaos-Champion mit den Energieklauen.
Die Feinde waren schnell, ihre Bewegungen waren mit dem bloßen Auge kaum auszumachen und Ragon verlies sich mehr auf den Schutz seiner Servorüstung als auf seine Reflexe, um dem Schlaghagel lebend zu entkommen.
Dann aber war es an den Space Wolves ihre gefallenen Brüder zu rächen. Sich aus ihrem Schock über den blitzartigen Angriff erholend sprangen die Blutwölfe vor und hackten mit ihren Kettenschwertern und Messern auf die verzerrten Chaos Space Marines ein.
Ragon aktivierte seine schwere Energiefaust und ließ sie ihre gespeicherte Energie auf einen der Renegaten entladen. Der Chaos Space Marine wurde förmlich in einem Regen aus stinkendem Blut zerrissen.
Es dauerte nicht lange, dann hatten die Blutwölfe die Angreifer bis auf den Champion niedergerungen. Nur noch sieben von ihnen waren auf den Beinen, drei hatten die Verräter in ihrer ersten, überraschenden Attacke ausschalten können.
Langsam kreisten die Blutwölfe den letzten Verräter ein.
Der Champion war grauenvoll anzusehen und er strahlte all das aus, was Ragon an Chaos Space Marines hasste. Brudermörder. Verräter. Lügner. Feiglinge.
Die Rüstung des Champions hatte die Farbe von rostigem Blut und es schien, als würden bläuliche Adern dunkle Substanzen über die Oberfläche der Panzerung pumpen. Die Servorüstung war von den verfluchten Chaosgöttern verformt und verzogen worden. Seine Beine ähnelten einem Raubvogel, seine Hände widerlichen Klauen. Seine rotglühenden Augen glommen zu bösartig und erschreckend lebendig, als das sie Okulare eines Helmes sein konnten. Ob in der Panzerung noch ein menschenähnliches Wesen steckte, konnte man nicht einmal erahnen.
Ein dumpfes, rasselndes Lachen drang aus dem verformten Raubvogelmaul des Champions. Er hatte seine glühenden Energieklauen gehoben. Sie flackerten unstetig, Funken stoben von den schartigen Spitzen und sanken glitzernd auf die blutgetränkte und zertrampelte Erde. Unstetige blaue Blitze zuckten zwischen den mächtigen Klingen der schrecklichen Nahkampfwaffen.
„Kämpfen wollt ihr? Ihr könnt nur ... STERBEN,“ fauchte der Verrätermarine in nahezu perfektem und abgrundtief hasserfüllt klingendem Imperialen Gotisch, dann sprang er blitzschnell und unerwartet vor, seine Klauen zum Schlag vorgestreckt.
Ragon sah sein Ende kommen, er duckte sich instinktiv und hob dabei die schwerfällige Energiefaust, um seinen Oberkörper notdürftig zu schützen.
Aber noch im Sprung wurde der Chaos Space Marine Champion von einem gleißenden Blitz getroffen, seine Rüstung sprang auf und sein Körper wurde funken- und blutspeiend durch die Luft geschleudert, bis sein gebrochene Körper zuckend zu Boden krachte.
Ragon fuhr herum und blickte auf die hünenhafte Terminatorrüstung Bruder Thorolfs, welcher sein Crozius Arcanum in einem hohen Bogen geschwungen hatte, um den Champion des Chaos noch im Sprung zu treffen und zu vernichten.
„Ihr sollt kämpfen und nicht wie eingeschüchterte Welpen mit Verrätern spielen,“ brüllte es donnernd und herabwürdigend aus dem Helmlautsprecher Bruder Thorolfs.
Ragon zuckte zusammen. Ein Tadel des Wolfspriesters war immer eine schlimme Sache und er konnte sich nur allzu gut vorstellen wie Thorolfs bösartige Augen hinter den Linsen seines Schädelhelmes vor Wut funkelten.
Hoffentlich würde der uralte Wolfspriester alles heute Abend über einem Krug Ale vergessen, wenn sie alle bei der Siegesfeier sitzen würden.
Hinter Bruder Thorolf sah Ragon die Graumähen, welche die Chaos Bikes nach einem kurzen Nahkampfgetümmel niedergerungen hatten. Der letzte der stürmenden Renegaten wurde von Bruder Bjôrn mit einem trockenen Kopfschuss aus seiner Boltpistole niedergestreckt.
Wieder und wieder zuckten Laserblitze und glühende Plasmasonnen auf Ragons linker Seite vorbei und ließen in der Ferne, wo größte Teil der Chaosarmee vermutet wurde, Explosions- und Dreckwolken aufstoben. Die schweren Waffen der Alliierten würden die Renegaten verwirren, auseinander treiben und schwächen und die Space Wolves würden sie auf kurze Distanz vernichten.
Ragon grinste wölfisch. Er sammelte sein leicht dezimiertes Rudel mit einer kurzen Handbewegung wieder um sich, Bruder Thorolf wandte sich inzwischen wieder seinen Graumähnen zu und bellte kurze Befehle.
Hierfür war er von einem einfachen Menschen von Fenris zu einem Krieger der Space Wolves gemacht worden. Er lebte einzig für den Kampf. Er genoss es.
Ragon wollte seinem Rudel gerade den Befehl zum weiteren Vormarsch erteilen, als ihm seine wölfischen Sinne eine direkte Gefahr signalisierten.
Plötzlich ertönte aus der nächsten Nähe ein erneutes Aufheulen. Dieses Mal nicht von den Triebwerken von Sprungmodulen, sonder von etwas anderem, unendlich mächtigerem als den sprungmodultragenden Renegaten.
Es war ein Schrei, ein Heulen. Es traf Ragon direkt in seinem Geist und ließ ihn frösteln.
Dann, schneller als ein nicht genetisch modifiziertes Auge es hätte erkennen können, erhob sich eine schreckliche Kreatur aus dem von den schweren Waffen schwer verwüsteten Ruinengebiet in die Luft. Sie wurde von mächtigen schwarzen Schwingen, welche direkt aus ihrer Rüstung gewachsen zu sein schienen, in die Luft katapultiert und brüllte noch immer ihren heulenden Schrei: „Ihr habt sie getötet... meine Diener... meine KINDER!“
Es war erneut ein Chaos Space Marine, aber dieses Mal hatten sie es mit etwas weitaus mächtigerem als den Sturmmarines von vor wenigen Augenblicken zu tun.
Die Kreatur trug eine nachtschwarze Servorüstung, ein mächtiges Energieschwert in seinen gepanzerten Klauen und starrte hasserfüllt aus der Höhe auf die zwei Space Wolves Trupps herab. Ihre Augen glommen in einem infernalischen Licht, Funken stoben von dem in die Luft gereckten Energieschwert. Es war, als wären die Bewegungen des Verräters nicht wirklich von dieser Welt, so schnell und unvorausberechenbar waren sie. Es tat in den Augen weh, die Kreatur auch nur anzusehen.
Ein, zwei Flügelschläge später raste der dämonische Space Marine urplötzlich und unerwartet in die Tiefe, direkt auf Ragons Trupp zu.
Dieses Mal war Ragon zwar besser auf einen Angriff aus der Luft vorbereitet, aber der Verräter war so schnell, dass dem Anführer der Blutwölfe keine Zeit blieb sein Rudel in eine den Angriff erwartende Position zu befehlen.
Im Bruchteil einer Sekunde war der Chaos Space Marine unter ihnen. Sein Energieschwert war wie ein gleißender Lichtbogen, so schnell und meisterhaft wurde es geschwungen. Ragon sah sein Rudel sterben, Mann um Mann von der dämonischen Schnelligkeit des Renegaten dahingemordet. Fünf von Ragons Rudelbrüdern starben in der ersten Sekunde des Angriffs, ihre Servorüstungen aufgesprungen und ihre Körper gebrochen.
Ragon spürte Panik in ihm aufwallen.
Plötzlich drängte sich erneut die massige Gestalt von Bruder Thorolf schützend zwischen Ragon und den Renegaten.
Der Wolfspriester brüllte Herausforderungen an den Chaos Space Marine und schwang sein Crozius Arcanum dabei in einem scharfen Bogen auf den Verräter zu.
Mit einem Funkeln in den Augen blockte der düstere Chaos Space Marine den hasserfüllten Angriff Bruder Thorolfs mit der scheinbar verstärkten Panzerung seines unbewaffneten Armes ab. Dann riss er in einer nahezu gleichgültigen Bewegung sein Energieschwert in die Höhe und stieß es tief in die Eingeweide von Bruder Thorolfs Terminatorrüstung.
Es war, als würde die Welt um Ragon herum plötzlich in Zeitlupe ablaufen. Er sah den uralten Wolfspriester in sich zusammenklappen, seine äonenalte Terminatorrüstung von der Waffe des Renegaten aufgeschnitten und sein Körper tödlich verwundet.
Er sah die Graumähnen auf den Nahkampf zustürzen. Sie würden zu spät kommen.
Er sah, wie der Verräter Mann um Mann der Blutwölfe abschlachtete und dabei nicht einmal wirklich darauf zu achten schien, was er tat. Es war scheinbar eine Nebensächlichkeit für den Renegaten. Als wären die Space Wolves nur Fliegen, die zertreten werden mussten.
Ragon, in einer defensiven Position geduckt, blickte nach oben auf den über ihm aufragenden Chaos Space Marine, dessen schwarze Schwingen siegessicher vom Körper des Renegaten abgespreizt waren.
Überall war Blut. Überall starben Ragons Freunde und Brüder.
Dann hörte er das Summen seiner geladenen Energiefaust. Er wusste, was zu tun war.
Mit einem gepressten Gebet an Russ und den unsterblichen Imperator auf Terra stemmte sich Ragon in die Höhe und riss dabei seine Energiefaust nach Oben.
Die massive Nahkampfwaffe schmetterte mit einer unglaublichen Wucht gegen den Verräter, welcher sich gelangweilt den sich nähernden Graumähnen zugewandt hatte.
Mit einem brüllenden Donner entlud sich die Ladung der Energiefaust auf den Körper des Renegaten und ließ seine Servorüstung durch den Aufprall aufspringen. Blut, Knochen und Stücke der Chaosrüstung explodierten in alle Richtungen.
Ragon brüllte seine Wut über den Verlust seiner Brüder hinaus, trieb die Faust immer weiter in den zerberstenden Körper des Chaos Space Marines.
Im Todeskampf wirbelte die schreckliche Energieklinge des Verräters ungelenkt durch die Luft. Sein letzter Hieb trieb das fauchende Schwert durch Ragons Schulterpanzer und tief in sein Fleisch. Schmerzen nahmen dem Blutwolf die Sicht.
Ineinander verkeilt sanken Ragon und der dunkle Chaos Space Marine zu Boden.
Roter Nebel wallte in Ragons Geist auf, dann war dort nicht mehr als Stille und Dunkelheit.
Die Deckung zu verlassen bedeutete den Waffen des Feindes ungeschützt gegenüberzutreten.
Aber Ragons Befehle waren eindeutig und unmissverständlich. Bruder Thorolf, der Alpha dieser Erkundungsrotte, hatte ihm vor wenigen Augenblicken über das Komm-Netz neue Koordinaten mitgeteilt, zu denen sich Ragon mit seinem Rudel Blutwölfe begeben sollte. Auf die Feinde zu, direkt in das Herz der heranstürmenden Chaoshorde. Sie mussten den schweren Waffen ihrer Alliierten Zeit erkaufen, die diese brauchen würden, um die schwergepanzerten Einheiten des Feindes auszuschalten und zu zerstreuen.
Wie ein Mann folgten Ragons Blutwölfe seinem gebellten Befehl und stürmten brüllend hinter ihm her und aus dem kleinen Tal hinaus, welches ihnen bisher Deckung geliefert hatte.
Aus dem Augenwinkel konnte Ragon auch den von Bruder Thorolf geführten Trupp Graumähnen erkennen. Die erfahrenen Krieger bewegten sich ebenso in offenes Gebiet, ihre Befehle mussten so ähnlich lauten wie seine. Inmitten der grau gepanzerten Graumähnen hob sich die mächtige schwarze Terminatorrüstung Wolfspriester Thorolfs deutlich ab, sein glühendes Crozius Arcanum herausfordernd in die Höhe gestreckt. Ein undeutliches Schimmern umflackerte den schwarz gepanzerten Hünen, der Schutz des heiligen Rosarius war bei ihm.
Ragons Herzen schlugen heftig. Der Wolfspriester war bei ihnen. Er führte den Angriff. Sie würden siegreich sein.
Kein Feind konnte gegen die mächtigen Space Wolves bestehen, sie würden den Kampf zu den verfluchten Verrätermarines tragen. Sie würden kämpfen. Und, bei Russ, sie würden einen guten Kampf bekommen.
Mit seinen geschärften Sinnen konnte Ragon einige Feinde in dem Gebiet vor ihm ausmachen, den Rest erledigte der seiner Servorüstung eigene Scanner.
Eine Einheit schwarzer Bikes bahnte sich nicht unweit der auf der Rechten Ragons vorrückenden Einheit Graumähnen ihren Weg durch ein Waldstück. Der ätzende Dampf ihrer verwahrlosten Motoren drang stechend in Ragons Nase und lies ihn seine Fangzähne blecken.
Mit einem Fauchen jagte ein gleißender Lichtimpuls links an ihm vorbei und er duckte sich reflexartig zur Seite. Ragon spürte die brennende Hitze des Laserkanonen-Projektils, er wusste durch die Indoktrinationsriten, was diese mächtige Waffe beim Aufschlag für Schaden verursachen konnte. Der Impuls schlug einige hundert Fuß vor Ragons Trupp in einer Ruine ein, in der sein Scanner, welcher auf seine Netzhaut projiziert wurde, ein größeres Chaosfahrzeug durch ein scharfgezeichnetes Symbol darstellte. Ob der Schuss ein Treffer war und ob er eventuell Schaden an dem Fahrzeug angerichtet hatte, konnte Ragon nicht erkennen, denn in dem Augenblick des Aufschlages schleuderte die kinetische Wucht des Projektils eine Wolke Gesteinssplitter und Dreck in die Höhe und nahm Ragon die Sicht auf diesen Teil des Schlachtfeldes. Ein schwaches Nachglimmen auf seiner Netzhaut erinnerte an das gleißende Geschoss.
Während die Alliierten schweren Waffen weitere Geschosse in die Armee der Renegaten pumpten, formierte sich Ragons Trupp hinter ihm ohne einen Befehl neu. Das Geräusch von anlaufenden Kettenschwertern war wie Musik in seinen Ohren. Es war soweit.
Mit heulenden Motoren schossen die Chaosbikes aus dem Dickicht des Waldes hervor. Die Rüstungen der Chaos Space Marines waren schwarz, wie auch ihre Herzen, und ihre Schlachtgesänge waren ebenso dunkel und bösartig wie ihre Waffen.
Verräter. Sterben sollten sie.
Auf der rechten Flanke Ragons eröffneten die Graumähnen das Feuer mit ihren Boltern. Bruder Thorolf fiel mit seinem Sturmbolter in das hämmernde Stakkato ein, ebenso Bruder Leif mit seiner Plasmapistole. Geschoss um Geschoss schlug den Bikes entgegen, aber nur einer der Fahrer sackte tot rücklings von seinem vorwärtsrasenden Fahrzeug und wurde von den nachfolgenden Chaos Space Marines einfach überfahren.
Plötzlich wurde Ragons Aufmerksamkeit aber wieder auf seine eigenen Aufgaben gerichtet, denn aus dem Staub der vor ihm liegenden Ruinen erhob sich plötzlich ein lautes, jaulendes Geräusch. Er kannte dieses Geräusch. Er hasste dieses Geräusch.
Mit einem infernalischem Brüllen erhob sich aus den Ruinen ein Trupp bronzener Chaos Space Marines in die Luft, die auf ihre Rücken geschnallten Sprungmodule trieben sie in einem hohen Bogen direkt auf Ragon und seiner Blutwölfe zu. Die Verrätermarines waren grauenhaft anzusehen. Ihre Körper waren durch ihre Schwüre an die Chaosgötter verzerrt, ihre Füße zu den grotesken Imitationen von Vogelklauen verformt. Auch ihre Helme, wenn es überhaupt noch Helme waren, waren die verzerrte Form von Geierschnäbeln und Raubvogelfratzen. Sogar ihre Sprungmodule schienen mit ihren Rüstungen verschmolzen zu sein. Mächtige Kettenschwerter lagen in ihren klauenartigen Panzerhandschuhen. Und zwischen ihnen war ein Gigant mit einem Paar rotglühender Energieklauen.
„Bereithalten,“ knurrte Ragon.
Es waren Sekundenbruchteile, dann prallten die kampfeswütigen Blutwölfe auf die Renegaten. Ragon sah Bruder Loki fallen, sein Oberkörper von den rostigen Ketten einer verzerrten Chaosnahkampfwaffe gespalten. Bruder Thor fiel ebenso, seine Rüstung an unzähligen Stellen zersprungen, zerhackt von dem Chaos-Champion mit den Energieklauen.
Die Feinde waren schnell, ihre Bewegungen waren mit dem bloßen Auge kaum auszumachen und Ragon verlies sich mehr auf den Schutz seiner Servorüstung als auf seine Reflexe, um dem Schlaghagel lebend zu entkommen.
Dann aber war es an den Space Wolves ihre gefallenen Brüder zu rächen. Sich aus ihrem Schock über den blitzartigen Angriff erholend sprangen die Blutwölfe vor und hackten mit ihren Kettenschwertern und Messern auf die verzerrten Chaos Space Marines ein.
Ragon aktivierte seine schwere Energiefaust und ließ sie ihre gespeicherte Energie auf einen der Renegaten entladen. Der Chaos Space Marine wurde förmlich in einem Regen aus stinkendem Blut zerrissen.
Es dauerte nicht lange, dann hatten die Blutwölfe die Angreifer bis auf den Champion niedergerungen. Nur noch sieben von ihnen waren auf den Beinen, drei hatten die Verräter in ihrer ersten, überraschenden Attacke ausschalten können.
Langsam kreisten die Blutwölfe den letzten Verräter ein.
Der Champion war grauenvoll anzusehen und er strahlte all das aus, was Ragon an Chaos Space Marines hasste. Brudermörder. Verräter. Lügner. Feiglinge.
Die Rüstung des Champions hatte die Farbe von rostigem Blut und es schien, als würden bläuliche Adern dunkle Substanzen über die Oberfläche der Panzerung pumpen. Die Servorüstung war von den verfluchten Chaosgöttern verformt und verzogen worden. Seine Beine ähnelten einem Raubvogel, seine Hände widerlichen Klauen. Seine rotglühenden Augen glommen zu bösartig und erschreckend lebendig, als das sie Okulare eines Helmes sein konnten. Ob in der Panzerung noch ein menschenähnliches Wesen steckte, konnte man nicht einmal erahnen.
Ein dumpfes, rasselndes Lachen drang aus dem verformten Raubvogelmaul des Champions. Er hatte seine glühenden Energieklauen gehoben. Sie flackerten unstetig, Funken stoben von den schartigen Spitzen und sanken glitzernd auf die blutgetränkte und zertrampelte Erde. Unstetige blaue Blitze zuckten zwischen den mächtigen Klingen der schrecklichen Nahkampfwaffen.
„Kämpfen wollt ihr? Ihr könnt nur ... STERBEN,“ fauchte der Verrätermarine in nahezu perfektem und abgrundtief hasserfüllt klingendem Imperialen Gotisch, dann sprang er blitzschnell und unerwartet vor, seine Klauen zum Schlag vorgestreckt.
Ragon sah sein Ende kommen, er duckte sich instinktiv und hob dabei die schwerfällige Energiefaust, um seinen Oberkörper notdürftig zu schützen.
Aber noch im Sprung wurde der Chaos Space Marine Champion von einem gleißenden Blitz getroffen, seine Rüstung sprang auf und sein Körper wurde funken- und blutspeiend durch die Luft geschleudert, bis sein gebrochene Körper zuckend zu Boden krachte.
Ragon fuhr herum und blickte auf die hünenhafte Terminatorrüstung Bruder Thorolfs, welcher sein Crozius Arcanum in einem hohen Bogen geschwungen hatte, um den Champion des Chaos noch im Sprung zu treffen und zu vernichten.
„Ihr sollt kämpfen und nicht wie eingeschüchterte Welpen mit Verrätern spielen,“ brüllte es donnernd und herabwürdigend aus dem Helmlautsprecher Bruder Thorolfs.
Ragon zuckte zusammen. Ein Tadel des Wolfspriesters war immer eine schlimme Sache und er konnte sich nur allzu gut vorstellen wie Thorolfs bösartige Augen hinter den Linsen seines Schädelhelmes vor Wut funkelten.
Hoffentlich würde der uralte Wolfspriester alles heute Abend über einem Krug Ale vergessen, wenn sie alle bei der Siegesfeier sitzen würden.
Hinter Bruder Thorolf sah Ragon die Graumähen, welche die Chaos Bikes nach einem kurzen Nahkampfgetümmel niedergerungen hatten. Der letzte der stürmenden Renegaten wurde von Bruder Bjôrn mit einem trockenen Kopfschuss aus seiner Boltpistole niedergestreckt.
Wieder und wieder zuckten Laserblitze und glühende Plasmasonnen auf Ragons linker Seite vorbei und ließen in der Ferne, wo größte Teil der Chaosarmee vermutet wurde, Explosions- und Dreckwolken aufstoben. Die schweren Waffen der Alliierten würden die Renegaten verwirren, auseinander treiben und schwächen und die Space Wolves würden sie auf kurze Distanz vernichten.
Ragon grinste wölfisch. Er sammelte sein leicht dezimiertes Rudel mit einer kurzen Handbewegung wieder um sich, Bruder Thorolf wandte sich inzwischen wieder seinen Graumähnen zu und bellte kurze Befehle.
Hierfür war er von einem einfachen Menschen von Fenris zu einem Krieger der Space Wolves gemacht worden. Er lebte einzig für den Kampf. Er genoss es.
Ragon wollte seinem Rudel gerade den Befehl zum weiteren Vormarsch erteilen, als ihm seine wölfischen Sinne eine direkte Gefahr signalisierten.
Plötzlich ertönte aus der nächsten Nähe ein erneutes Aufheulen. Dieses Mal nicht von den Triebwerken von Sprungmodulen, sonder von etwas anderem, unendlich mächtigerem als den sprungmodultragenden Renegaten.
Es war ein Schrei, ein Heulen. Es traf Ragon direkt in seinem Geist und ließ ihn frösteln.
Dann, schneller als ein nicht genetisch modifiziertes Auge es hätte erkennen können, erhob sich eine schreckliche Kreatur aus dem von den schweren Waffen schwer verwüsteten Ruinengebiet in die Luft. Sie wurde von mächtigen schwarzen Schwingen, welche direkt aus ihrer Rüstung gewachsen zu sein schienen, in die Luft katapultiert und brüllte noch immer ihren heulenden Schrei: „Ihr habt sie getötet... meine Diener... meine KINDER!“
Es war erneut ein Chaos Space Marine, aber dieses Mal hatten sie es mit etwas weitaus mächtigerem als den Sturmmarines von vor wenigen Augenblicken zu tun.
Die Kreatur trug eine nachtschwarze Servorüstung, ein mächtiges Energieschwert in seinen gepanzerten Klauen und starrte hasserfüllt aus der Höhe auf die zwei Space Wolves Trupps herab. Ihre Augen glommen in einem infernalischen Licht, Funken stoben von dem in die Luft gereckten Energieschwert. Es war, als wären die Bewegungen des Verräters nicht wirklich von dieser Welt, so schnell und unvorausberechenbar waren sie. Es tat in den Augen weh, die Kreatur auch nur anzusehen.
Ein, zwei Flügelschläge später raste der dämonische Space Marine urplötzlich und unerwartet in die Tiefe, direkt auf Ragons Trupp zu.
Dieses Mal war Ragon zwar besser auf einen Angriff aus der Luft vorbereitet, aber der Verräter war so schnell, dass dem Anführer der Blutwölfe keine Zeit blieb sein Rudel in eine den Angriff erwartende Position zu befehlen.
Im Bruchteil einer Sekunde war der Chaos Space Marine unter ihnen. Sein Energieschwert war wie ein gleißender Lichtbogen, so schnell und meisterhaft wurde es geschwungen. Ragon sah sein Rudel sterben, Mann um Mann von der dämonischen Schnelligkeit des Renegaten dahingemordet. Fünf von Ragons Rudelbrüdern starben in der ersten Sekunde des Angriffs, ihre Servorüstungen aufgesprungen und ihre Körper gebrochen.
Ragon spürte Panik in ihm aufwallen.
Plötzlich drängte sich erneut die massige Gestalt von Bruder Thorolf schützend zwischen Ragon und den Renegaten.
Der Wolfspriester brüllte Herausforderungen an den Chaos Space Marine und schwang sein Crozius Arcanum dabei in einem scharfen Bogen auf den Verräter zu.
Mit einem Funkeln in den Augen blockte der düstere Chaos Space Marine den hasserfüllten Angriff Bruder Thorolfs mit der scheinbar verstärkten Panzerung seines unbewaffneten Armes ab. Dann riss er in einer nahezu gleichgültigen Bewegung sein Energieschwert in die Höhe und stieß es tief in die Eingeweide von Bruder Thorolfs Terminatorrüstung.
Es war, als würde die Welt um Ragon herum plötzlich in Zeitlupe ablaufen. Er sah den uralten Wolfspriester in sich zusammenklappen, seine äonenalte Terminatorrüstung von der Waffe des Renegaten aufgeschnitten und sein Körper tödlich verwundet.
Er sah die Graumähnen auf den Nahkampf zustürzen. Sie würden zu spät kommen.
Er sah, wie der Verräter Mann um Mann der Blutwölfe abschlachtete und dabei nicht einmal wirklich darauf zu achten schien, was er tat. Es war scheinbar eine Nebensächlichkeit für den Renegaten. Als wären die Space Wolves nur Fliegen, die zertreten werden mussten.
Ragon, in einer defensiven Position geduckt, blickte nach oben auf den über ihm aufragenden Chaos Space Marine, dessen schwarze Schwingen siegessicher vom Körper des Renegaten abgespreizt waren.
Überall war Blut. Überall starben Ragons Freunde und Brüder.
Dann hörte er das Summen seiner geladenen Energiefaust. Er wusste, was zu tun war.
Mit einem gepressten Gebet an Russ und den unsterblichen Imperator auf Terra stemmte sich Ragon in die Höhe und riss dabei seine Energiefaust nach Oben.
Die massive Nahkampfwaffe schmetterte mit einer unglaublichen Wucht gegen den Verräter, welcher sich gelangweilt den sich nähernden Graumähnen zugewandt hatte.
Mit einem brüllenden Donner entlud sich die Ladung der Energiefaust auf den Körper des Renegaten und ließ seine Servorüstung durch den Aufprall aufspringen. Blut, Knochen und Stücke der Chaosrüstung explodierten in alle Richtungen.
Ragon brüllte seine Wut über den Verlust seiner Brüder hinaus, trieb die Faust immer weiter in den zerberstenden Körper des Chaos Space Marines.
Im Todeskampf wirbelte die schreckliche Energieklinge des Verräters ungelenkt durch die Luft. Sein letzter Hieb trieb das fauchende Schwert durch Ragons Schulterpanzer und tief in sein Fleisch. Schmerzen nahmen dem Blutwolf die Sicht.
Ineinander verkeilt sanken Ragon und der dunkle Chaos Space Marine zu Boden.
Roter Nebel wallte in Ragons Geist auf, dann war dort nicht mehr als Stille und Dunkelheit.