40k Schützende Schatten.

Don Felice

Testspieler
20. November 2002
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Weiß spiegelten sich die zwei Halbmonde in den hellblauen, aufwärts gerichteten Augen. Das Gesicht dem sich in sanftem Blau wölbendem Himmel zugewandt verharrte er nun schon einige Zeit in der Kälte, an der Brüstung des bedrohlich geschwungenen Balkons. Unter ihm die klaffende Schwärze in die Abgründe der Makropole, über ihm leichte, zerfranste Kondensstreifen, die wie Seidenbänder, golden in den ersten Strahlen der fernen Sonne, über den Himmel wehten. Dahinter erahnte er noch das Meer der Sterne, dessen Anblick ihm auf seinen langen Reisen das einzige Gefühl von Vertrautheit vermittelte. Eine kalte, eisige Vertrautheit. Wie viele Welten hatte er schon gesehen, was hatte er schon alles erlebt? Sein Blick schweifte über die drohenden, im ersten Licht der Sonne, grauen Türme der Makropole, die sich wie tote Finger endlos in den Himmel wanden, jeder schon eine Welt für sich. Wie ein chaotischer Wald reckten sie sich dem Zentrum zu immer höher hinauf. Dort, sein Blick tastete sich in ferne Höhen, dort lag die Macht dieses Planeten. Der Sitz der planetaren Regierung, des Gouverneurs. Unbeweglich stand der spitze, schwarze Bart im kalten Wind und die hohe Stirn verfinsterte die kalten, blauen Augen, die einen unheimlichen Gegensatz zu den schwarzen, kurzen Haaren darstellten. Einzig die dunkelrote Narbe, die seine rechte Braue spaltete und sich bis zum Scheitel zog, blieb unbewegt in seiner verächtlichen Fratze. Seine Gedanken kehrten wieder zu den stummen Massen der Bewohner dieser Welt zurück. Was er schon alles gesehen hatte, von dessen Existenz diese Unwissenden nichts ahnten... von den Orten, auf die er seinen Fuß gesetzt hatte, wussten sie nichts, in ihrem beschränkten Verstand, dessen ganzes Streben der Erhaltung ihrer kümmerlichen Leben galt. Doch so sollte es sein. Denn in den Tiefen der Seelen dieser menschlichen Herden ruhte der Samen der Verderbtheit, der Verführbarkeit. Und für diesen Samen war jeder Tropfen des Wissens um die Macht, ja überhaupt um die Existenz der wahren Feinde der Menschheit wie nährendes Wasser, welches seine faulige Frucht im Nu aufkeimen ließ. Die schwachen Seelen der Menschen waren der Nährboden ihrer Feinde. Und wegen dieser Schwäche gab es Männer wie ihn, Hardtman. Männer, deren Geist umso stärker war, unzerbrechlich, unbeirrbar auf ihrem erbarmungslosen Weg. Die wachenden Schatten des Imperiums. Die langen Nägel der dunklen Hände des Inquisitors färbten sich weißlich, als sich der Griff seiner schlanken Finger in den Stahl der Brüstung zu graben schien. Finster ragte seine mächtige Gestalt vor den dunklen Türmen und dem sanften Himmel mit den zwei blassen Halbmonden auf, über den sich, weit oben, träge die Silhouetten von Raumschiffen schoben. Er kannte so vieles. Einzig das Wort 'Liebe' war ihm fremd geworden auf seiner endlosen Reise durch die Galaxie. Respekt, Hochachtung, Furcht, Entsetzen, Angst und Hass waren die einzigen Gefühle, die ihm die Menschen und andere Wesenheiten entgegenbrachten. Und für dieses Gefühl beneidete er diese armseligen Kreaturen, die zu schützen er sein Leben gab, im Tiefsten und Innersten seines Herzen... es war nicht gut für ihn, solchen Gedanken nach zu hängen. Es machte weich.

"Was meint Ihr, Herr? Ist die Seele dieses Planeten rein?"

Langsam wandte er den Kopf nach der tiefen Stimme um. Seine Augen gewöhnten sich an das Dunkel des engen Raumes und die hohen, kräftigen Umrisse des Sprechers schälten sich aus der Dunkelheit. Marius, sein enger Vertrauter, der ihm bei seiner Aufgabe zur Hand ging und ihm schon mehr als einmal den Rücken frei gehalten hatte und dessen Dienste sich als äußerst wertvoll erwiesen hatten. Die muskelbepackte Brust des Space Marine, ein Grey Knight, hob und senkte sich langsam im ruhigen Rhythmus seines Atem.

"Niemandes Seele ist rein, Marius. Jeder ist anfällig für das schleichende Übel - es ist lediglich eine Frage des Zeitpunktes, wann es gänzlich Macht über die Seele des Menschen erlangt und aus seinem Schlummer erwacht."

Er drehte sich wieder dem kolossalen Blick vor der Kammer zu und sprach weiter mit seiner festen, männlichen Stimme. Kleine Wölkchen wehten mit jedem Wort von seinem Mund. Doch die Kälte kümmerte ihn nicht. Körperlichkeiten, die sein Geist schon lange gemeistert hatte und die für ihn bedeutungslos geworden waren, genauso wie Schmerz.

"Doch es wird sich zeigen... es wird sich zeigen..."

So versank er wieder in seinen Gedanken, während der Mann in seinem Rücken ernst nickte und sich wieder an die Arbeit machte. Hardtman war erst vor kurzem auf Kolon IIX angelangt. Rechtzeitig, um vor der Ankunft der Greifer des Adeptus Astra Telepathica das Gefahrenpotential des Planeten zu untersuchen. Die Runden der Greifer waren lang, und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie hier Station machten. Doch sollte sich der Planet als verseucht erweisen, so hatte er noch genug Zeit um das Schlimmste zu verhindern.
Gewaltig erhob sich der Turm des planetaren Gouverneurs in den hellblauen Himmel. Sein dunkler Stahl schimmerte an ein paar wenigen Stellen weit über Hardtmans Kopf im hellen Sonnenlicht. Gothische Bögen wölbten sich von Türmchen zu Türmchen, drehten sich am Fundament in die Höhe, wirkten dort oben wie filigrane, schwebende Fäden. Hier lag die Regierung dieses Molochs, zwischen dessen dunklen Türmen kalter Nebel zog, des Planeten, der hauptsächlich aus toter Wüste vor den hohen Mauern aus Plastonidstahl und auf seiner noch nicht abgestorbenen Hemisphäre aus endlosem Farmland bestand. Hier lag die Regierung des ganzen Sonnensystems. Doch hier war das Zentrum des Ganzen, das Zentrum der Makropole, aus denen sich die gewaltigen Regimenter der Imperialen Armee rekrutierten, und die dem Gouverneur hier in den Randgebieten der Galaxie ohne Fragen folgten. Und nicht dem Imperator. War also einer dieser Männer korrupt, so konnte er sich Dank dieser Macht in vielen Fällen auf Lebzeiten jeder Kontrolle durch das Imperium entziehen. Ja, nicht einmal das Officio Assassinorum konnte oft schnell genug reagieren und nicht selten erreichten diese reinigenden Werkzeuge ihr Ziel erst lange nach dem Tod des Verräters, weil Warpstürme oder zu spät eingetroffene Nachrichten eine frühere Ankunft verhinderten. Doch der erste Schritt war es stets, die Korruption aufzuspüren. Alles Weitere ergab sich danach. Hardtman würde der Regierung also einen Besuch abstatten...

Dünn flossen die kalten Dampfwölkchen aus seinem rissigen Mund, als sein schweifender Blick wieder auf den kargen Boden der langen Brücke vor seinen Füßen traf. Er fixierte die Arbitratoren am anderen Ende, weit entfernt. Sie bewachten das mächtige Tor, das auch schweren Angriffen auf den Palast wohl einige Zeit Stand halten konnte. Dann trat er langsam an die Brüstung und die schwarze, stinkende Tiefe gähnte ihm bodenlos entgegen. Er spürte sich beinahe von ihr hinabgerissen in ihre Grundlosigkeit in der der verdorbenste Abschaum der Menschheit hauste. Man konnte sie schon beinahe keine Menschen mehr nennen. Kaltes Verachten stand in seinem Gesicht. Doch keiner der anderen Menschen die hier in eifrigem Treiben über die Brücke zu wuseln schienen bemerkte es. Doch ihm entging nichts. Während er dort wie ein hochgewachsener, schwarzer Fels in der Brandung zu stehen schien und der kühle Morgenwind sanft mit seinem Überwurf spielte, hatte er die kleine Gestalt bemerkt, die im Vorbeigehen unter einer Kutte einen schnellen Blick auf ihn geworfen hatte – und beim nächsten Hinsehen schon wieder wie ein Tagtraum verflogen schien...
 
Sehr sehr geil geschrieben!
Nur zwei klitzekleine Anmerkungen (ich find' halt immer was 🙄 ):

Im ersten Abschnitt steht für meinen Geschmack zu oft "kalt" bzw. Kälte". Aufgefallen ist mir das, als es in diesem Satz gleich zweimal vorkam:
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Unbeweglich stand der spitze, schwarze Bart im kalten Wind und die hohe Stirn verfinsterte die kalten, blauen Augen, die einen unheimlichen Gegensatz zu den schwarzen, kurzen Haaren darstellten.[/b]
Zweimal direkt im gleichen Satz klingt imho nicht so gut und vorher kam's auch schon zweimal oder so.

Und dann der Name des Planeten: "Kolon IIX" - rofl!
Schau mal in nem Fremdwörterlexikon nach, was KOLON heißt, dann weißt Du, was ich meine 😉
Und wird römisch Acht nicht VIII geschrieben?

Bis auf die zwei Minisachen ist es aber echt genial!
🙂
Vielleicht nochmal drüberlesen und typos und Kommafehler ausmerzen.

Gruß
Virius