Achtung SPOILER!
Ich packe hier mals nichts in SPOILER-tags, also nochmals
ACHTUNG SPOILER im Klartext!
So, Episode VIII.
Lange haben wir darauf gewartet, nun ist der Film also da. Nach einer Nacht drüber schlafen muss ich gestehen, dass mich der Film leider nur gut unterhalten hat - nicht mehr. Darauf werde ich jetzt detaillierter eingehen.
Was ich zuallererst sagen möchte ist, dass „Die letzten Jedi“ aus einer Menge sehr gut gefilmter und inszenierte Sequenzen besteht, die aber leider nur sehr holprig zusammengestoppelt wurden, so dass das gesamte Film unrund wirkt. Bevor ich aber auf die negativen Punkte eingehe, will ich doch mit den positiven Sachen beginnen.
Allen voran ist das Luke Skywalker. Marc Hamill macht in meinen Augen einen sehr guten Job und verkörpert den zweifelnden, gealterten Luke sehr gut. Seine beste Star Wars Leistung bisher, ohne Frage. Selbst dass er dereinst erwogen hat, seinen Neffen zu töten, laste ich ihm nicht an, da wir einfach zu wenig wissen, was in den Jahren bis zu dem Punkt alles passiert ist. Zusammen mit dem alten Synchronsprecher von Episode IV bis VI war das für mich die beste Darstellung im Film.
Mein optisches Highlight ist ohne Zweifel die Szene in der Vize-Admiralin Holdo die Raddus mit Lichtgeschwindigkeit in das Kommandoschiff der ersten Ordnung jagt. Ich habe mich schon öfters gefragt, wie so etwas aussieht – jetzt weis ich es endlich. Eine grandiose Szene und ein starker Abgang für diesen eigentlich ziemlich überflüssigen Charakter.
Komplementär dazu ist der Kampf Kylo und Rey gegen die Roten Wachen das Chreographie-Highlight und gleichzeitig auch die beste Kampfszene des ganzen Films. Das Feuerwerk an Kampfkunst ist toll inszeniert und macht beim Ansehen einen großen Spaß.
Auch ungewohnt ist, dass die Guten hier eigentlich gar nicht so viel schaffen. Der Angriff auf das First Order Schlachtschiff am Anfang ist zwar erfolgreich, aber es kostet auch glatt mal die ganze Bomberflotte. So einen Tausch muss man sich auch leisten können – und das kann der Widerstand hier mal definitiv nicht. Auch die Flotte geht verloren, zusammen mit dem Großteil aller Truppen. Am Ende ist der Widerstand jedenfalls auf eine handvoll Leute zusammengeschrumpft, die bequem im Millenium Falcon Platz haben.
Positiv für mich verbuche ich auch noch den so nicht erwarteten Abgang von Snoke. Nicht so sehr die Folgen, die daraus entstehen, sondern eher, dass man tatsächlich den Mut hatte, den vermeintlichen Oberbösewicht schon in dem Film abzuservieren. Hier hat man es tatsächlich geschafft, mich total zu überraschen.
So, kommen wir mal zu den Dingen, denen ich gegenüber neutral eingestellt bin.
Da ist zum einen die Macht in dem Film. Ich finde es gut, dass die Macht hier wieder deutlich mysteriöser dargestellt wird als in den Prequels. Auf der anderen Seite erleben wir aber auch die bisher stärksten Machtkräfte im Franchise. So können sich Kylo und Rey (dank Snokes Hilfe) über die halbe Galaxis hinweg ohne Probleme per Macht unterhalten. Bisher ging das maximal über eher kurze Entfernungen oder per Zukunftsvisionen. Dann haben wir Leia, die sich per Macht aus dem Vakuum des Alls zurück auf den Widerstandskreuzer zieht. So was hatten wir schon mal mit Luke im alten Legends-Material, ist hier aber meiner Meinung nach zu viel des Guten – zu Leia später mehr. Und natürlich kann man nicht ignorieren, dass sich Luke am Ende per Astralprojektion nach Kryat begibt, um sich Kylo zu stellen und den Resten des Widerstands zur Flucht zu verhelfen, worauf hin er anschließend eins mit der Macht wird. Eine äußerst mächtige Fähigkeit.
In dem Zusammenhang fand ich Yodas Auftritt zwar gut, aber man hätte es besser hinbekommen können. Imo hätte man hier die Chance gehabt den alten Empire-Yoda mit dem Prequel CGI Yoda zu verschmelzen. So bezieht man sich aber komplett auf die alte Puppe, was für mich jetzt schon ein ziemlicher Bruch ist. Auch die mal wieder neue deutsche Synchro nervt. Warum hat man jetzt nicht die etablierte Stimme von den Prequels, Clone Wars und Rebels genommen?
Und dann haben wir natürlich Leia und Carrie Fishers Tod. Ich hatte tatsächlich kurz gedacht, dass man die Figur jetzt auf der Brücke der Raddus sterben lässt. Das wäre natürlich die sauberste Lösung gewesen und es wären tatsächlich nur wenige Neudrehs nötig gewesen, um Leia so aus der Reihe zu bekommen. Aber ich sehe ein, dass man Leia einen würdigeren Abgang spendieren wollte, so dass man alle ihre Szenen im Film gelassen hat. Immerhin bekommen wir so auch noch ein schönes Wiedersehen zwischen ihr und Luke mit – auch wenn hier Leia am Ende nur mit Lukes Astralprojektion interagiert. Nur hat man das Problem, wie man Leia jetzt aus der Saga bekommt, auf Episode IX vertagt. Hoffentlich schafft man hier noch einen würdigen Abgang und lässt sie nicht off screen sterben und erklärt es lediglich im nächsten Titelcrawl.
Den Humor habe ich jetzt nicht als besonders störend empfunden. Es soll mehr sein als in Episode VII, aber das kann ich nicht bestätigen. Oder bei mir haben viele der Gags nicht gezündet.
Ach ja, die viel diskutierten Porgs sind zum Glück harmlos und stören nicht.
Aber, leider, leider gibt es doch eine Menge Sachen, die mich an Episode VIII stören. Daher kommt jetzt der größte Block.
Zunächst einmal ist der Film mit über 150 Minuten einfach zu lang. Hier hätte man definitiv kürzen können und auch müssen, und die einfachste Sache erkläre ich auch sofort.
Finns und Roses Seiten-Mission ist ziemlich sinnfrei und könnte ohne Probleme weggelassen werden. Die ganze Sequenz in der Spielerstadt bringt die Handlung kaum voran und am Ende haben sie ja noch nicht einmal Erfolg. Hier sind die 30 Minuten, auf die man ohne Probleme hätte verzichten können. Dabei ist sogar ziemlich klar, warum das hier im Film ist: Man wollte den ethnischen Minoritäten im Cast etwas bedeutsames zu tun geben, so dass hier eben ein Afroamerikaner und eine Asiatin im Fokus stehen. Ich gönne denen ihr Rampenlicht, keine Frage, aber im Filmkontext hätte man die Figuren anders einbinden können bzw. müssen.
Auch das ganze Drama auf dem Widerstands-MonCal-Kreuzer ist künstlich aufgebläht. Laura Derns Charakter ist ziemlich unnötig, wenn man ihn gleich wieder abserviert. Der Konflikt und Poes Meuterei ist handlungstechnisch ja auch nur entstanden, weil die Admiralin ihn nicht in ihren Plan einweiht, den Widerstand heimlich nach Kryat zu evakuieren. Hätte sie Poe gleich alles erzählt, wäre Finn ja gar nicht erst losgeflogen. Und der Negativ-Höhepunkt: Nur allein durch Finns schief gegangene Mission wird die Evakuierung überhaupt entdeckt und der Großteil des Widerstands in den Transportern von der First Order aus dem All gepustet.
Und dann haben wir Phasma. Phasma?! Sinnloser Auftritt, sinnloses Ende. Warum hat man die Figur überhaupt erst so aufgebauscht?
So, kommen wir aber zu den richtigen Kloppern. Episode VII hat so tolle Vorarbeit geleistet, aber keiner der ausgelegten Handlungsfäden wird genutzt.
Rey Herkunft? Jo, waren irgendwelche Nobodys. Ich denke nicht, dass es noch anders kommt, denn Rey schien die Wahrheit nach Kylos Enthüllung ja mit ihren neu erweckten Machtkräften zu erkennen. Toll, freuen sich alle, die in den letzten zwei Jahren fleißig spekuliert haben aber mal so gar nicht. Dabei ist sogar die Absicht dahinter klar: Jeder kann ein mächtiger Jedi werden. Toll, wussten wir auch schon vorher. Leider ist damit Rey wirklich nicht mehr als eine Mary-Sue und ich werde die Figur nirgendwo mehr verteidigen.
Wer ist Snoke? Keine Ahnung, wird nicht erklärt. Ist aber auch egal, da Snoke jetzt Asche ist. Ein weiterer großer Punkt, der einfach so abgefrühstückt wird. So viele Möglichkeiten, die neue Trilogie mit den Prequels zu verbinden und nichts ist. Argh.
Kylos Konflikt? Nope. War alles nur von Snoke inszeniert. Kylo ist tatsächlich verdorben bis ins Mark. Anstatt wie evtl. mal diskutiert eine Art „Graue Allianz“ zwischen Kylo und Rey zu haben, die neben dem Kampf First Order vs Resistance einen Mittelweg suchen - eben ein Gleichgewicht zwischen beiden Extremen - ist jetzt das Feld bestellt. Rey ist nunmehr die letzte Jedi-Ritterin und ihr Endkampf gegen Kylo, dem neuen First Order Cheffe, deutlich vorgezeichnet. Leider wird dies für mich nur wie ein Duell der zweiten Garnitur wirken, da die großen Fische (Snoke und Luke) jetzt beide weg sind. Wobei, Luke wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Episode IX noch als Machtgeist auftreten, jetzt wo Carrie Fisher nicht mehr ist.
Ach ja, Han Solos Tod in EP VII wird damit natürlich auch entwertet, wenn er bei Kylo keine Gewissensänderung herbeigeführt hat.
Und die letzte Szene ist für mich schon nah am Fremdschämen. Statt beim Gruppenbild auf dem Falken auszublenden muss man noch ein Sklavenkind auf dem Casinoplaneten zeigen, dass jetzt Machtkräfte entwickelt und mit einem Rebellen-Ring am Finger mit großen Kulleraugen in den Sternenhimmel aufschaut. Zu - viel - Schmalz.
Neben diesen Punkten ist die Tatsache, dass sich die First Order bei der wohl zähsten Verfolgungsjagd der Kinogeschichte so viel Zeit lässt fast schon ein Nitpick. Die hätten die Flotte des Widerstands ganz einfach mit ihrer Übermacht an Jägern vernichten können, wenn alleine Kylo mit seinen zwei Wingmen schon so viel Schaden anrichtet. Oder man hätte zwei der Begleit-Sternenzerstörer per kurzem Hyperraumsprung vorausgeschickt, um die Widerständler in die Zange zu nehmen.
Ich will es an der Stelle aber mal gut sein lassen. Episode VIII ist für mein ein unterhaltsamer Film, aber er ist trotz toller Szenenbilder in der Gesamtheit unrund. Er nutzt die Steilvorlagen aus Episode VII nicht und aktuell habe ich irgendwie gar keine Lust, mich groß auf das Finale in Episode IX zu freuen.
Daher werden es unterm Strich nur 7 von 10 Punkten. Ich hätte wirklich gerne mehr vergeben, aber das kann ich leider nicht.