Ihre Muskeln brannten wie Feuer, die Knochen schmerzten.
Jede Bewegung der filigranen Finger sendeten ungeliebte Impulse durch den rechten Arm hinauf Richtung Gehirn und eine entsprechende Reaktion lies leider nicht lange auf sich warten. Mit zusammengekniffenen Augen und einem schmerzverzerrtem Ausdruck auf dem Gesicht schüttelte Cara die Hand und versuchte so dieses Gefühl loszuwerden. Leider ohne wirklichen Erfolg.
Aber immerhin war das nichts Neues für sie – sie war Schmerzen gewöhnt. Schmerzen aller Art und es gab wohl kaum einen Knochen in ihrem Körper, den sie sich in ihren elf Jahren aktiver Dienstzeit noch nicht gebrochen hatte, oder besser gesagt keinen, den sie sich noch brechen konnte.
Mit einem schweren Seufzen löste die Blondine die Verschlüsse ihres Fullbodys, schälte sich zur Hälfte aus dieser zweiten Haut um etwas frische Luft an ihren Körper zu lassen und streifte die schwarze Halskrause über ihren Kopf. Der Geruch des Synthetikstoffs ließ sie kurz die Nase rümpfen bevor sie das schwere, nass geschwitzte Ding Richtung Wäschebeutel warf. Es sollte endlich mal jemand die fehlerhafte Kühlung ihres HardSuits in Ordnung bringen. Ihr eigener Techniker war dazu ja offensichtlich nicht in der Lage! Sie würde morgen mal ein ernstes Wörtchen mit ihm wechseln müssen oder mit den entsprechenden Vorgesetzen der Technikerkaste. So konnte es zumindest nicht weitergehen. Sie war da draußen um zu kämpfen und ihre Einheit zu führen, nicht um geröstet zu werden. Vielleicht würde sie schon nachher mit ihm reden, je nachdem wie schlechte ihre Laune noch war.
Zwar hatten sie das letzte Widerstandsnest der Eldar auf diesem Kontinent beseitigt, aber die Verluste an Mensch und Material waren für den Geschmack des NovaCommanders zu hoch gewesen. Gute Frauen hatten heute auf dem Schlachtfeld ihr Leben gelassen, hatten das getan, für das sie ausgebildet worden waren. Sie gab sich nicht die Schuld an deren Tod, es war nun mal Krieg und im Krieg gab es Verluste. Aber dennoch, Cara mochte es einfach nicht, Leute zu verlieren. Noch nie. Sie machte sich keine Sorgen über entsprechende Verstärkungen, denn die Bruttanks des Wissenschaftlerkaste spuckte ein neues Leben nach dem anderen aus und die Rekrutierungen waren in ihrer bisherigen Dienstzeit nur ein einziges Mal zum Stocken gekommen; ansonsten war der Bedarf an brauchbarem Frontmaterial bisher immer gedeckt worden.
Während sie abwesend da stand, sich über ihren flachen Bauch, mit dem Ansatz von fein definierten Muskeln, strich und mit den Händen auf ihren wohlgeformten Brüsten zur Ruhe kam, dachte sie einen Moment darüber nach.
Eigentlich war es immer wieder beeindruckend, was die Technik, oder eher die Wissenschaftlerkaste, alles hervorgebracht hatte. Menschen aus Zuchttanks zu gebären; von einer natürlich Geburt hatte sie zwar gehört, aber es war verboten und nur die niedersten Elemente ihrer Gesellschaft ließen sich zu so einem Verbrechen hinreißen. Der Liebe wegen. Pah, Liebe! So ein Schwachsinn! Das Prinzip von Liebe war ihr zwar durchaus bewusst, aber sie glaubte nicht daran. Wozu auch? Sie brauchte sowas nicht und wollte sich gar nicht von solch subversiven Gefühlen zu irgendetwas hinreißen lassen. Sie war eine stolze Kriegerin - geboren im Tank, rein, frei von Makel, so wie es sein sollte.
Leise lachend ließ Cara von ihren Gedanken ab und begann den Rest ihres Synthskin-Suits abzulegen. Dieser fand über kurz oder lang ebenfalls den Weg in ihren Spind und sie schnappte sich ihr Froteetuch um daraufhin ohne Umschweife gen Duschen zu schlendern.
„Commander?“ erklang es unverhofft auf dem internen Funkkanal.
„NEG! Es heißt NovaCommander! Und nicht jetzt! Egal was es ist, es hat noch mindestens zehn Minuten Zeit. Oder willst du wirklich, das ich nackt, verschwitzt und wirklich schlecht gelaunt jetzt irgendwelche Besprechungen führe?!“
„N.. Neg Commander. Ich werde …“
„NovaCommander!!“
Noch bevor die Gegenseite etwas erwidern konnte, kappte Cara die Verbindung und schleuderte ihr Duschgel gegen die geflieste, strahlend weiße Wand der Nasszelle – wollte denn heute jeder ihre Laune noch tiefer in den Keller ziehen? Unfassbar!
Genervt von der Welt und den neuen Welpen lehnt sie den Kopf gegen die kalten Platten und schloss die Augen.
„Wasser, 28°, Dauer unbegrenzt “ murmelte sie leise. Ein leises Klicken und keine Sekunde später sprudelte wie gewünscht das wohltemperierte Nass auf ihren nackten Körper hinab.
Sie blieb eine ganze Weile so stehen und regte sich so gut wie gar nicht. Einzig die Arme verschränkte sie über ihrem Kopf und stützte diese an die Wand, dann lies sie sich weiterhin regungslos einweichen. Zum Glück griffen die Rationierungsvorschriften nur bis zum Rang eines StarCommanders, ansonsten hätte sie das wohl einige Extrarunden um den Zwinger gekostet. Aber selbst das hätte sie jetzt in Kauf genommen um wenigsten ein bisschen Seelenfrieden zu finden.
„Du siehst ein wenig genervt aus, NovaCommander Cara Richards.“
Cara hob nur kurz ein ihrer fein geschwungenen Augenbrauen, öffnete dabei aber nicht die Augen und blieb regungslos stehen.
Ash! Jedem anderen, der es gewagt hätte, sie hier zu stören, hätte sie wohl auf der Stelle den Kopf abgerissen.
Aber ihr nicht. Sie war die Einzige, die sich das erlauben durfte. Cara kannte sie schon eine Ewigkeit, um genau zu sein ihre gesamte Dienstzeit lang. Nicht nur das, eigentlich war sie sogar Freundinnen, wenn man es so nennen konnte.
„Pos, du hast Recht, Ashley Connor. Deine Beobachtungsgabe war schon immer überdurchschnittlich.“
„Nun, NovaCommander, deine Laune könnte auch ein Blinder erkennen. Also diffamiere hier bitte nicht meine Fähigkeiten.“
Cara öffnete das rechte Auge und lugte zu der Frau rüber, die keinen Meter neben ihr stand. Wie? Wie hatte sie das gemacht? Wie konnte sie hier reinkommen, ohne dass sie es mitbekommen hatte? So sehr war sie doch gar nicht abgelenkt gewesen. Sie schüttelte kurz den Kopf ob ihrer Verwirrtheit, was zur Folge hatte, dass ein paar Strähnen der schulterlangen Haare ihr nun ins Gesicht hingen und die Sicht dementsprechend etwas wenig trübten.
Ashley lehnte mit unter der Brust verschränkten Armen neben ihr, was ihren entblößten Busen auf eine ganz eigene Art betonte. Die Narbe, welche sich zwischen ihren beiden Brüsten über das Brustbein bis fast hinauf zu ihrem Schlüsselbein zog erregte dabei besonderes Aufsehen. Sie kannte diese Narbe ..und bewunderte sie.
Ihre ganze Erscheinung schafft es immer wieder, Cara in ihren Bann zu ziehen und sie nur schwerlich loszulassen – wenn überhaupt.
„Das war nicht meine Absicht Ash, das weißt du“.
„Natürlich nicht, NovaCommander“ meinte sie heiser lachend und löste sich mit einem Ruck von der Fliesenwand. Cara verfolgte die Bewegungen der schwarzhaarigen Frau mit dem überlangen Zopf, wie sie leichtfüßig und selbstsicher durch den Sprühnebel der Dusche glitt und sich von dem nassen, rutschigen Untergrund nicht beeindrucken ließ. Bevor sich der nackte Körper aus ihrem Blickfeld schob schloss sie langsam die Augen und seufzte leise.
Dann spürte sie die kräftigen, aber dennoch sanften Finger Ashleys auf ihren eigenen Hüften, wie sie gegen den Storm des fließenden Wassers an ihrer Seite hinauf glitten, unterhalb der Brust auf ihre Front wechselten, um nun dem Lauf des Nass zu folgen und schließlich auf ihrem Bauch zum Stillstand zu kommen.
„Ich kenn dich gut genug um zu wissen, wie du was meinst, NovaCommander ..“
Ihr Becken suchte den Kontakt mit Caras kleinem, festem Po und presste sich leicht an die Rundungen. Unbewusst räkelte sie sich ein wenig unter den sanften Liebkosungen. Ein zärtlicher, fast liebevoller Kuss folgte auf eine Stelle im Nacken, die nicht von dem blonden Haupthaar verdeckt wurde.
„Cara reicht, das weißt du doch ..“ schnurrte diese leise und war froh, das sie sich gegen die Wand gelehnt hatte, ansonsten wäre ein sicherer Stand mit ihren weichen Knien, die sie in diesem Moment bekam, schwer gewesen.
„Für ein offizielles und geachtetes Mitglied der Kriegerkaste sicherlich, NovaCommander Cara Richards.“ begann Ashley ihre Antwort, unterbrach sie dann aber kurz, um einen weiteren Kuss auf die nackte Haut der Blondine zu setzen.
„Nur bin ich, zu meinem eigenen Bedauern, weder geachtet noch offiziell.“
Ein kurzes Schmunzelt huschte über ihr Gesicht, ehe sie flüchtig die Schultern hob, mit der Linken etwas weiter nach unten abtauchte und weitersprach nachdem Cara ihrer Überraschung über diesen Vorstoß akustisch Ausdruck verliehen hatte.
„Aber, wie wir beide wissen bin ich Pariah. Und somit ist es meine Pflicht, den Mitgliedern der Kriegerkaste den entsprechenden Respekt entgegen zu bringen. Ich hingegen aber habe kein Anrecht auf diese Behandlung.
Das wissen sie doch, NovaCommander, oder?“
„J-Ja, das weiß ich natürlich ..“
Mehr als diese kurze Antwort brachte Cara nicht über die Lippen, denn dank Ashleys geschickten Fingern war sie mittlerweile mit ihren Gedanken ganz woanders. Langsam löste sie Hand von der Wand, legte diese auf die Hüfte der Anderen und begab sich auf eine vorsichtige Entdeckungstour. Neugierig streiften ihre Fingerspitzen über die sanfte Haut des perfekt proportionierten Körpers. Plötzlich stockte sie jedoch mit ihren Bewegungen und hob unbewusst eine Augenbraue.
Tastend folgte Cara dem neuen Narbengewebe, das beim letzen Mal definitiv noch nicht da gewesen war.
„Eine neue Narbe ..“ flüsterte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Ashley.
„Da haben sie Recht. Die Skorpione sind harte Gegner. Nicht zu unterschätzen.“
Behutsam drehte sich die Kriegerin in der Umarmung der Pariah um und blickte sie mit einer Mischung aus Unglauben und Besorgnis an.
„Du hast dich einem Skorpion im Nahkampf gestellt?“ kam ihr die Frage ein wenig ungläubig über die Lippen.
„Pos, das habe ich, NovaCommander.“
Da sie sich zu ihr umgedreht hatte, legte Ashley notgedrungen, aber keinesfalls mit Abscheu oder dergleichen, ihre Hände auf den Hintern des Commanders und umschloss ihre Pobacken mit sanftem, aber bestimmtem Druck.
Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen – nicht wegen der Intimität der beiden, die sie durchaus genoss oder die Berührungen – nein, sie konnte Ashley einfach nicht verstehen.
Vorsichtig, fast so, als müsste sie einem kleinen Kind etwas Schlimmes beibringen, blickte sie in die jadegrünen Augen ihres Gegenübers und lächelte aufmunternd. Dann hob sie eine Hand und strich eine der schwarzen Strähnen aus ihrem Gesicht hinter das Ohr um daraufhin mit der Hand über die Wange zu streichen und schließlich dort zur Ruhe zu kommen.
„Wann entscheidest du dich endlich dazu, einen HardSuit zu tragen?“
Ashley’s Augen verengten sich ein wenig und sie wollte zu einer Erwiderung ansetzen, die aber von Cara gekonnt unterbunden wurde, indem sie den kleinen Finger abspreizte und auf ihre Lippen legte.
Dann sprach sie weiter.
„Es gibt ein paar durchaus brauchbare ScoutSuits. Die bieten zwar nicht den vollständigen Schutz, aber ..“
Sie verstummte, senkte den Kopf ein wenig und lies den Blick über den nackten Körper wandern, der ihr so nahe war. Nur diesmal hatte sie keine Augen für die Vorzüge der Schwarzhaarigen.
Ein wenig niedergeschlagen suchte sie ihren Blick.
„Ich meine… müssen die ganzen Narben denn sein?“ kam es leise über ihre Lippen.
„Pos, das müssen sie wohl oder übel, NovaCommander.“
Ashley lächelte und gestattete an dieser Stelle ihrerseits keinen Widerspruch.
„Ich weiß, dass du nicht verstehen kannst. Aber das ist nicht schlimm, da mache ich dir keinen Vorwurf draus.
Wenn ich meine Arbeit richtig erledigen will, brauch ich Bewegungsfreiheit.
Ich muss mich frei fühlen und mich frei bewegen können.
Da ist so ein stählerner Anzug nicht förderlich. Ganz und gar nicht.
Ich muss meine Umgebung nicht nur sehen, sondern auch fühlen, riechen und hören.
Ein Scout muss frei sein und frei bleiben.“
Das energische Nicken und das leichte Funkeln in ihren Augen machten es Cara deutlich, dass Widersprüche und Gegenargumente hier vollkommen fehl am Platze waren und brachten sie abermals dazu, leise zu seufzen.
„Ich bin aber auch nicht gekommen, um über so etwas zu diskutieren.“
„Sondern…?“
Ein wölfisches Grinsen entstand auf den Zügen Ashleys, als sie der Blondie immer näher kam. Vielleicht würde sich Caras Laune doch noch bessern ….