Hi Fantasyfreaks und andere Verirrte 😀
Ich poste mal eine ältere Kurzgeschichte von mir, sozusagen als "Trostpflaster", da ich mit der Arbeit an "Wege des Lichts" zur Zeit nicht voran komme. Das Board bleibt ja trotzdem überschaubar 😉
Ich habe die Geschichte schonmal hier im Forum gepostet, aber das ist ne Weile her, viele werden die Geschichte noch nicht kennen.
Shidanyon Tarch ist der ruhmreiche General meiner Chaosarmee, die Geschichte beleuchtet seinen Hintergrund.
Viel Spaß beim Lesen,
Gruß,
Virius
TARCH'S GEBURT
Shidanyon Tarch stürzte schwer.
Er war unvorsichtig gewesen und hatte seinen Gegner unterschätzt, und so hatte ihn der gewaltige Sauruskrieger überrascht und ihn mit einem blitzschnellen Hieb seiner Axt am Kopf getroffen. Die große Echse ihm gegenüber war zum Töten geboren, eine reissende Bestie aus Muskeln, Zähnen und Jagdinstinkt. Sie bekämpfte wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten im Auftrag ihrer Herren alle möglichen Feinde. Dafür war sie geschaffen worden, nur für diesen Zweck, den Tod zu bringen.
Der gefürchtete Chaosgeneral lag benommen am Boden und zitterte am ganzen Körper, sein Schädel dröhnte von dem Hieb und vor seinen Augen tanzten Lichtpunkte. Für einen Moment wollte er nicht mehr kämpfen, wollte einfach nur liegen bleiben und sterben. Nur eine Sekunde länger liegen bleiben und alles wäre vorbei…
Gedanken an den kleinen Jungen, der er vor einer Ewigkeit gewesen war, drängten sich aus den hintersten Ecken seiner Seele in seinen Verstand…
"Uzma!"
Der schmächtige Junge schrak zusammen als Tarch nach ihm rief. Der alte Gastwirt war sehr streng mit dem Burschen, den er vor Jahren bei sich aufgenommen hatte. Uzma hatte seine Eltern bei einem Überfall der Druchi verloren und niemand sonst hatte ihn haben wollen, denn er war nur ein weiteres hungriges Maul in kargen Zeiten. Aber Tarch hatte ihn genommen, und dafür schuldete Uzma ihm seine Treue. Auch wenn er oft von ihm geschlagen wurde und Tarch ihn weitaus schlechter behandelte als seine anderen Burschen und Mägde.
Also rannte Uzma in die Schankhalle um nachzusehen, was Tarch von ihm wollte.
"Uzma, du Nichtsnutz! Geh und richte die besten Zimmer, aber schnell! Der hohe Prinz kommt heute Abend zu Besuch!"
Auch das noch... Uzma flitzte wieder nach hinten und wich dabei einem Tritt des Alten aus. Ausgerechnet der Prinz…
Uzma war klein und schmächtig und hatte keine Freunde unter den anderen Kindern, die ihn ständig verspotteten und prügelten, aber daran war er inzwischen fast gewöhnt. Doch Shidanyon war schlimmer. Der junge Sohn des Grafen war unerträglich arrogant und viel gemeiner zu Uzma, als es die dummen Jungen aus der Nachbarschaft überhaupt sein konnten. Er liebte es, Uzma zu beleidigen und zu unwürdigen Tätigkeiten zu zwingen. Es war so unfair, alle liebten den Prinzen, weil er großzügig und klug war, aber vor allem, weil er schön war. Er war sogar wunderschön, mit seinen blauen Augen, blonden Locken und zarten Gliedern, wenn er in seinen prächtigen Kleidern umherspazierte, anmutig wie ein Tänzer... Uzma seufzte. Er wäre auch gerne so schön und so beliebt wie Shidanyon.... von allen verehrt...
Als er die schweren Schritte des Alten auf der Treppe hörte, machte sich Uzma hastig daran, die Betten zu beziehen.
"Uzma! Du wirst dieses Zimmer blitzblank wischen! Und heute Abend wirst du dem jungen Herrn jeden Wunsch erfüllen, es ist wichtig, daß er zufrieden ist, hörst du?!" Uzma nickte eifrig, hielt aber nicht in seiner Arbeit inne. "Du Taugenichts, hast du mich verstanden?!" Tarch ließ seinen Gehstock auf den Rücken des Jungen niedersausen. Uzma fiel auf den Boden und wimmerte. "Steh auf, du fauler Hund!" Der Gehstock zuckte auf und ab. "Mach Deine Arbeit! Nichts als Ärger habe ich mit dir… wäre ich nicht so gutmütig gewesen, wärst du verhungert, und was habe ich nun davon?" Fluchend ließ der Alte von Uzma ab und ließ ihn schluchzend am Boden des Zimmers liegend zurück.
"Uzma...."
Eine angenehme, sanfte Stimme drang an Uzma's Ohren - nein, in sein Bewusstsein. Er hatte es nicht geschafft, sich nach Tarch's Schlägen aufzuraffen und seine Arbeit weiter zu machen, wie er es gesollt hätte. Stattdessen war er einfach liegengeblieben. In diesem Moment war es ihm egal gewesen, ob Tarch zurückkommt und ihn beim "Faulenzen" erwischen würde. Ihm war alles egal gewesen, er wollte nicht mehr weiter, er wollte einfach sterben.
"Uzma, steh auf." Die Stimme klang freundlich und Uzma blickte auf, um zu sehen, woher sie kam, doch er konnte niemanden in dem Zimmer entdecken. Da hörte er die Stimme leise Lachen und er erkannte, daß die Stimme in seinem Kopf erscholl.
"Steh auf Uzma, ein junger Mann wie Du sollte nicht auf dem Boden herumkriechen."
Uzma tat reflexartig wie ihm geheißen. Er war verwirrt, was war das für eine Stimme - und wieso war sie so freundlich zu ihn?
"Weil wir uns ähneln, Uzma. Weil wir uns ähnlich sind. Und weil ich Dich verstehe. Ich sehe großes Potential in Dir, eine große Kraft."
Uzma verstand gar nichts mehr. Wurde er vielleicht verrückt?
Die Stimme lachte wieder. "Nein Uzma, Du wirst nicht verrückt. Ich bin hier."
"Was willst Du?" getraute sich Uzma zu fragen.
"Ich will Dir das geben, wonach es Dich verlangt."
"Was ist das?"
"Weißt Du das denn nicht? Was ist es, was Du Dir am meisten wünschst? Ist es Beliebtheit, Respekt oder Rache? Schönheit, Klugheit oder Kraft? Vielleicht Reichtum? Mädchen? Was wünscht Du Dir, Uzma? Sage es mir!"
Uzma zögerte, sein Kopf schien sich zu drehen. "Ich... ich will... alles das... und noch mehr!"
Wieder lachte die fremde Stimme, lauter diesmal, dunkel, aber wohlklingend. Das Lachen der Stimme war sehr angenehm, es gab Uzma das Gefühl, etwas Richtiges gesagt oder getan zu haben.
"Alles das und noch mehr - gut Uzma, sehr gut! Das alles sollst Du bekommen, und noch viel mehr sogar! Es gibt ein Wort, welches die anderen alle zusammenfasst, sie alle enthält und noch viel mehr. Es ist das, was ich Dir geben werde, Uzma: Macht."
Uzma erschauerte. Welch ein verwegener Gedanke! Er, mächtig! Uzma der Mächtige!
"Ja, Uzma, genau! Gut so! Du sollst nicht länger Knecht eines fetten alten Säufers und eines selbstverliebten Gecken sein! Wenn Du Macht willst, werde ich Dir die Mittel geben!"
"Ja! Ja, ich will Macht! Was muß ich tun?"
Das Lachen, welches laut in seinem Kopf erscholl, als er wenig später die Treppe hinunter und raus auf die Straße lief, machte ihn stolz und ließ ihn vor freudiger Erregung zittern.
Macht...
Am selben Abend kam Uzma spät zurück in die Schenke. Er hastete durch den Schankraum und presste die Hände fest in seine Jackentaschen, während er die wütenden Rufe Tarch's ignorierte. Uzma wußte, daß der Alte die volle Gaststube jetzt nicht verlassen konnte, also würde er eine zeitlang seine Ruhe vor ihm haben. Im Obergeschoß blieb er stehen und beruhigte seinen Atem um an der Tür des Zimmers zu lauschen. Von drinnen kamen gedämpfte Geräusche, offenbar war Shidanyon anwesend und allein. Vielleicht nahm er gerade ein Bad. Der Gedanke erregte ihn.
Uzma nahm die Hände aus den Taschen und betrachtete die Gegenstände darin. Als er heute nachmittag aus dem Haus gelaufen war, hatte die Stimme ihn in den Wald geführt und gesagt, er werde dort die Mittel zur Macht finden, wenn er dem Gefühl in seinem Inneren folgen würde. Also war er einfach losgelaufen und hatte tatsächlich weit abseits des Weges den Leichnam eines Kaufmannes gefunden.
Der Körper hatte verdreht auf dem moosigen Waldboden in einer schwarzen Lache getrockneten Blutes gelegen, von Fliegen umschwirrt. Er mußte bereits seit mindestens zwei oder drei Tagen tot gewesen sein. Sein Kopf war eingeschlagen und sein Bauch aufgerissen gewesen, aber seine Lippen waren in einer Grimasse des Todes wie zu einem höhnischen Grinsen verzerrt. Neben ihm lag wie durch ein Wunder unangetastet eine kleine verzierte Schatulle auf dem Moos. Uzma hatte sich zitternd über das Kästchen gebeugt und es unter dem starren Blick des Toten, der ihn aus glanzlosen Augen ansah, als wollte er ihn verfluchen, vorsichtig geöffnet. Innen war das Kästchen mit Seide ausgekleidet, auf der zwei Gegenstände lagen.
"Macht, Uzma, basiert in der Welt der Menschen vor allem auf zwei Dingen: Reichtum und Stärke."
Ein funkelndes Juwel von der Größe einer Pflaume hatte Uzma angeblitzt, als er den Deckel der Schatulle hob. Neben dem kostbaren Edelstein lag ein seltsam geschwungener, langer Krummdolch auf der roten Seide.
"Ich habe Dir die Mittel gegeben, Uzma, der Rest liegt bei Dir. Du hast die Kraft, nutze sie wohl."
Mit offenem Mund hatte der Junge die geöffnete Schatulle angestarrt. Nie hatte er so wertvolle Gegenstände besessen. Aber das war nicht alles, die Gegenstände waren Symbole der Macht für ihn, Symbole für eine Zukunft, die er sich nie erträumt hatte. Schnell nahm er die Gegenstände aus dem Kästchen, verschloß es sorgfältig wieder und lief rasch wieder zurück nach Hause.
Aus dem Zimmer drangen erneut Geräusche, offenbar war der Prinz gerade aufgestanden und hatte etwas auf den Tisch gelegt. Schnell entschlossen steckte Uzma die Gegenstände wieder in die Taschen und trat ein.
"Was..?! Uzma! Was fällt dir ein, ohne anzuklopfen in mein Zimmer zu kommen!" Der junge Prinz war erschrocken als die Tür aufging, entspannte sich aber wieder als er Uzma erkannte.
"Verzeihung, hoher Herr, aber ich habe etwas wichtiges für Euch." antwortete Uzma mit ergebener Stimme.
"Was ist es?" fragte der Prinz barsch. Offensichtlich konnte er sich kaum vorstellen, daß Uzma etwas von Interesse für ihn hatte.
"Hier, setzt Euch." Uzma bot dem Prinzen den Stuhl an und wartete, bis dieser sich gesetzt hatte. Dann nahm er das dunkle Juwel aus der linken Tasche und reichte es an Shidanyon.
"Uzma!.... Wo.. wo hast du das her!?" Der Prinz war so in den Anblick des Edelsteins vertieft, daß er nicht bemerkte, daß Uzma ihm gar nicht antwortete. Uzma betrachtete den schönen Jüngling fasziniert, so wie dieser das Juwel voller Faszination betrachtete. Er sah das Erstaunen auf dem hübschen Gesicht und trat hinter ihn. Er sah die blonden Haare auf die zarten Schultern fallen und wollte ihn berühren, er streckte die Hand aus und strich sanft über den nackten Hals. Als Shidanyon nicht reagierte, trat er noch näher und fasste mit der anderen Hand nach des Prinzens Hüfte.
"Uzma, was fällt dir ein, laß mich los du Kröte!" Angewidert sprang der Prinz auf und schlug dem Jungen die flache Hand ins Gesicht, so daß dessen Lippe aufplatzte und er sein eigenes Blut schmeckte. Uzma genoß den Schmerz, er begrüßte ihn. Shidanyon hatte ihn berührt.
"Aber, aber… der Stein..."
"Aber, aber!" äffte Shidanyon ihn nach. "Was soll das Gestammel, der Edelstein gehört mir! Du hast ihn wahrscheinlich sowieso gestohlen, wo sonst solltest du ihn herhaben?" Tränen wollten in Uzma's Augen treten, aber er kämpfte sie nieder. Shidanyon sollte ihn nicht weinen sehen!
"Du bist ein Narr Uzma, ein Dummkopf. Ich bin dein Herr, du bist ein Niemand, hörst du, ein Nichts!! Knie nieder und entschuldige dich! Und dann gehst du und läßt mir eine Badewanne ein! Aber schön heiß, hörst du?! Danach darfst du zu Tarch gehen und dich von ihm für deine Unverschämtheit bestrafen lassen!"
Uzma stand mit der rechten Hand in seiner Tasche da und zitterte. Die Stimme erklang wieder in seinem Kopf, doch diesmal klang sie weniger fremd, es war beinahe, als sei sie ein Teil von ihm selbst. "So kann er nicht mit Dir reden, Uzma! Er sollte vor Dir knien! Ja, er soll vor Dir niederknien!"
Uzma nahm die Hand aus der Tasche und der Dolch blitzte darin auf. "Knie nieder und winsel um Dein Leben, Shidanyon!"
"Was!" rief der Prinz aus und lachte ungläubig. Doch das war die falsche Reaktion. Uzma zuckte vor und stieß ihm den Dolch zwischen die Rippen ins Herz. Shidanyon knickte ein und fiel auf die Knie.
"Zu spät, Du Wurm, zu spät." zischte Uzma und stießt noch einmal zu. Das Lachen in seinem Kopf übertönte jedes andere Geräusch, übertönte das Todesröcheln des Prinzen und den dumpfen Aufschlag des Körpers auf dem Holzboden.
"Gut gemacht Uzma." hörte er die angenehme Stimme in seinem Kopf flüstern.
"Uzma… ich hasse diesen Namen! So will ich nicht mehr heißen! Ich hasse diesen Namen, den man mir gegeben hat. Ich nehme mir, was ich will, ich nehme mir auch meinen Namen! Ich nehme den Namen von Shidanyon, so wie ich ihm sein Leben nahm! Ich bin Shidanyon!" Er war ganz berauscht von seiner Tat und dem Gedanken und das Lachen in seinem Kopf beflügelte ihn. Es zeigte ihm, daß das, was er tat, richtig war. Er zog dem Leichnam die teuren Gewänder aus und streifte sie über, das Blut und die Löcher im Hemd nicht beachtend. Dann entwand er den toten Fingern das Juwel, welches sie immernoch hielten und steckte es in die Brusttasche. Zu guter Letzt ging er zum Schrank und nahm sich einen der prachtvollen Hüte heraus und setzte ihn sich auf den Kopf. Dann betrachtete er sich in dem großen Bronzespiegel in der Ecke.
Er erkannte sich selbst kaum wieder. Er schien gewachsen zu sein und die Kleider machten einen völlig anderen Menschen aus ihm. Auch stand er aufrechter da und hatte den Dolch in die Schärpe gesteckt. Der junge Mann, welcher ihn aus dem Spiegel heraus anblickte, hatte mit dem alten Uzma nichts mehr gemeinsam. Dieser Mann strahlte Macht aus.
"Ja, Shidanyon, sie werden vor Dir knien, das verspreche ich Dir!"
Shidanyon verließ das Zimmer und ging hinunter. Als er den Schankraum verlassen wollte, trat Tarch in seinen Weg.
"Junger Herr, wohin führt Euer Weg so spät? Soll ich die Kutsche rufen?" Shidanyon blinzelte ihn an, dann begriff er, daß Tarch ihn für den Prinzen hielt. Alter Narr.
"Mein Prinz, ihr seid ja verletzt!"
"Tarch, du alter Narr, schau mich an. Sieh mir ins Gesicht und erkenne!" Tarch tat wie ihm geheißen und erstarrte, als er Uzma erkannte.
"Uzma! Was ist in Dich gefahren...!? Was hast Du... Jetzt gibt es eine Tracht, die sich gewaschen hat, das kannst du mir glauben!" Shidanyon lachte laut auf, was Tarch zögern ließ.
"Knie nieder, Du Narr, und küsse meine Füße!" Doch er gab Tarch keine Zeit zu reagieren. Er zog den Dolch und schlitzte ihm den Bauch auf, ein Schwall warmen Blutes drang hervor und besudelte ihn. Sterbend krallte sich der Alte an Shidanyons Beinen fest und kratzte ihm die Schenkel blutig, doch die Schmerzen waren nur oberflächlich und der Preis seiner Freiheit. Shidanyon genoß die Schmerzen und bezog Kraft aus ihnen. Er trat dem Alten ins Gesicht. "Du wirst mich nie wieder schlecht behandeln. Niemand wird das je wieder tun, das schwöre ich!"
Damit verließ Uzma das Gasthaus für immer. Er wandte sich auf der Straße nach Norden und dunkles Gelächter begleitete ihn auf seinem einsamen Marsch. Doch die Stimme hat er nie wieder vernommen.
Shidanyon Tarch sah durch seinen seinen magischen Helm, wie sich der Sauruskrieger hinter ihm näherte. Schmerzen tobten in seinem Körper und er nahm sie an und verwandelte sie in Kraft. Wut stieg in ihm auf. Er war Tarch, der Schlächter, und er würde sich nicht von einem Tier besiegen lassen, welches eine fette Kröte als einen Gott anbetete! Er parierte den Hieb des Hornnacken mit einer raschen Aufwärtsbewegung seines Schildes, die den Gegner zurückwarf.
"Du" brüllte er und zeigte mit dem schweren Streitkolben auf seinen Gegner während er sich erhob, "Du wirst vor mir niederknien!"
Das Lachen, welches in seine Sinne erfüllte, als er sich mit erhobenem Streitkolben auf die Echse warf, zeigte ihm daß das, was er tat, richtig war.
Copyright 2004 by the user registered as Virius
Ich poste mal eine ältere Kurzgeschichte von mir, sozusagen als "Trostpflaster", da ich mit der Arbeit an "Wege des Lichts" zur Zeit nicht voran komme. Das Board bleibt ja trotzdem überschaubar 😉
Ich habe die Geschichte schonmal hier im Forum gepostet, aber das ist ne Weile her, viele werden die Geschichte noch nicht kennen.
Shidanyon Tarch ist der ruhmreiche General meiner Chaosarmee, die Geschichte beleuchtet seinen Hintergrund.
Viel Spaß beim Lesen,
Gruß,
Virius
TARCH'S GEBURT
Shidanyon Tarch stürzte schwer.
Er war unvorsichtig gewesen und hatte seinen Gegner unterschätzt, und so hatte ihn der gewaltige Sauruskrieger überrascht und ihn mit einem blitzschnellen Hieb seiner Axt am Kopf getroffen. Die große Echse ihm gegenüber war zum Töten geboren, eine reissende Bestie aus Muskeln, Zähnen und Jagdinstinkt. Sie bekämpfte wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten im Auftrag ihrer Herren alle möglichen Feinde. Dafür war sie geschaffen worden, nur für diesen Zweck, den Tod zu bringen.
Der gefürchtete Chaosgeneral lag benommen am Boden und zitterte am ganzen Körper, sein Schädel dröhnte von dem Hieb und vor seinen Augen tanzten Lichtpunkte. Für einen Moment wollte er nicht mehr kämpfen, wollte einfach nur liegen bleiben und sterben. Nur eine Sekunde länger liegen bleiben und alles wäre vorbei…
Gedanken an den kleinen Jungen, der er vor einer Ewigkeit gewesen war, drängten sich aus den hintersten Ecken seiner Seele in seinen Verstand…
"Uzma!"
Der schmächtige Junge schrak zusammen als Tarch nach ihm rief. Der alte Gastwirt war sehr streng mit dem Burschen, den er vor Jahren bei sich aufgenommen hatte. Uzma hatte seine Eltern bei einem Überfall der Druchi verloren und niemand sonst hatte ihn haben wollen, denn er war nur ein weiteres hungriges Maul in kargen Zeiten. Aber Tarch hatte ihn genommen, und dafür schuldete Uzma ihm seine Treue. Auch wenn er oft von ihm geschlagen wurde und Tarch ihn weitaus schlechter behandelte als seine anderen Burschen und Mägde.
Also rannte Uzma in die Schankhalle um nachzusehen, was Tarch von ihm wollte.
"Uzma, du Nichtsnutz! Geh und richte die besten Zimmer, aber schnell! Der hohe Prinz kommt heute Abend zu Besuch!"
Auch das noch... Uzma flitzte wieder nach hinten und wich dabei einem Tritt des Alten aus. Ausgerechnet der Prinz…
Uzma war klein und schmächtig und hatte keine Freunde unter den anderen Kindern, die ihn ständig verspotteten und prügelten, aber daran war er inzwischen fast gewöhnt. Doch Shidanyon war schlimmer. Der junge Sohn des Grafen war unerträglich arrogant und viel gemeiner zu Uzma, als es die dummen Jungen aus der Nachbarschaft überhaupt sein konnten. Er liebte es, Uzma zu beleidigen und zu unwürdigen Tätigkeiten zu zwingen. Es war so unfair, alle liebten den Prinzen, weil er großzügig und klug war, aber vor allem, weil er schön war. Er war sogar wunderschön, mit seinen blauen Augen, blonden Locken und zarten Gliedern, wenn er in seinen prächtigen Kleidern umherspazierte, anmutig wie ein Tänzer... Uzma seufzte. Er wäre auch gerne so schön und so beliebt wie Shidanyon.... von allen verehrt...
Als er die schweren Schritte des Alten auf der Treppe hörte, machte sich Uzma hastig daran, die Betten zu beziehen.
"Uzma! Du wirst dieses Zimmer blitzblank wischen! Und heute Abend wirst du dem jungen Herrn jeden Wunsch erfüllen, es ist wichtig, daß er zufrieden ist, hörst du?!" Uzma nickte eifrig, hielt aber nicht in seiner Arbeit inne. "Du Taugenichts, hast du mich verstanden?!" Tarch ließ seinen Gehstock auf den Rücken des Jungen niedersausen. Uzma fiel auf den Boden und wimmerte. "Steh auf, du fauler Hund!" Der Gehstock zuckte auf und ab. "Mach Deine Arbeit! Nichts als Ärger habe ich mit dir… wäre ich nicht so gutmütig gewesen, wärst du verhungert, und was habe ich nun davon?" Fluchend ließ der Alte von Uzma ab und ließ ihn schluchzend am Boden des Zimmers liegend zurück.
"Uzma...."
Eine angenehme, sanfte Stimme drang an Uzma's Ohren - nein, in sein Bewusstsein. Er hatte es nicht geschafft, sich nach Tarch's Schlägen aufzuraffen und seine Arbeit weiter zu machen, wie er es gesollt hätte. Stattdessen war er einfach liegengeblieben. In diesem Moment war es ihm egal gewesen, ob Tarch zurückkommt und ihn beim "Faulenzen" erwischen würde. Ihm war alles egal gewesen, er wollte nicht mehr weiter, er wollte einfach sterben.
"Uzma, steh auf." Die Stimme klang freundlich und Uzma blickte auf, um zu sehen, woher sie kam, doch er konnte niemanden in dem Zimmer entdecken. Da hörte er die Stimme leise Lachen und er erkannte, daß die Stimme in seinem Kopf erscholl.
"Steh auf Uzma, ein junger Mann wie Du sollte nicht auf dem Boden herumkriechen."
Uzma tat reflexartig wie ihm geheißen. Er war verwirrt, was war das für eine Stimme - und wieso war sie so freundlich zu ihn?
"Weil wir uns ähneln, Uzma. Weil wir uns ähnlich sind. Und weil ich Dich verstehe. Ich sehe großes Potential in Dir, eine große Kraft."
Uzma verstand gar nichts mehr. Wurde er vielleicht verrückt?
Die Stimme lachte wieder. "Nein Uzma, Du wirst nicht verrückt. Ich bin hier."
"Was willst Du?" getraute sich Uzma zu fragen.
"Ich will Dir das geben, wonach es Dich verlangt."
"Was ist das?"
"Weißt Du das denn nicht? Was ist es, was Du Dir am meisten wünschst? Ist es Beliebtheit, Respekt oder Rache? Schönheit, Klugheit oder Kraft? Vielleicht Reichtum? Mädchen? Was wünscht Du Dir, Uzma? Sage es mir!"
Uzma zögerte, sein Kopf schien sich zu drehen. "Ich... ich will... alles das... und noch mehr!"
Wieder lachte die fremde Stimme, lauter diesmal, dunkel, aber wohlklingend. Das Lachen der Stimme war sehr angenehm, es gab Uzma das Gefühl, etwas Richtiges gesagt oder getan zu haben.
"Alles das und noch mehr - gut Uzma, sehr gut! Das alles sollst Du bekommen, und noch viel mehr sogar! Es gibt ein Wort, welches die anderen alle zusammenfasst, sie alle enthält und noch viel mehr. Es ist das, was ich Dir geben werde, Uzma: Macht."
Uzma erschauerte. Welch ein verwegener Gedanke! Er, mächtig! Uzma der Mächtige!
"Ja, Uzma, genau! Gut so! Du sollst nicht länger Knecht eines fetten alten Säufers und eines selbstverliebten Gecken sein! Wenn Du Macht willst, werde ich Dir die Mittel geben!"
"Ja! Ja, ich will Macht! Was muß ich tun?"
Das Lachen, welches laut in seinem Kopf erscholl, als er wenig später die Treppe hinunter und raus auf die Straße lief, machte ihn stolz und ließ ihn vor freudiger Erregung zittern.
Macht...
Am selben Abend kam Uzma spät zurück in die Schenke. Er hastete durch den Schankraum und presste die Hände fest in seine Jackentaschen, während er die wütenden Rufe Tarch's ignorierte. Uzma wußte, daß der Alte die volle Gaststube jetzt nicht verlassen konnte, also würde er eine zeitlang seine Ruhe vor ihm haben. Im Obergeschoß blieb er stehen und beruhigte seinen Atem um an der Tür des Zimmers zu lauschen. Von drinnen kamen gedämpfte Geräusche, offenbar war Shidanyon anwesend und allein. Vielleicht nahm er gerade ein Bad. Der Gedanke erregte ihn.
Uzma nahm die Hände aus den Taschen und betrachtete die Gegenstände darin. Als er heute nachmittag aus dem Haus gelaufen war, hatte die Stimme ihn in den Wald geführt und gesagt, er werde dort die Mittel zur Macht finden, wenn er dem Gefühl in seinem Inneren folgen würde. Also war er einfach losgelaufen und hatte tatsächlich weit abseits des Weges den Leichnam eines Kaufmannes gefunden.
Der Körper hatte verdreht auf dem moosigen Waldboden in einer schwarzen Lache getrockneten Blutes gelegen, von Fliegen umschwirrt. Er mußte bereits seit mindestens zwei oder drei Tagen tot gewesen sein. Sein Kopf war eingeschlagen und sein Bauch aufgerissen gewesen, aber seine Lippen waren in einer Grimasse des Todes wie zu einem höhnischen Grinsen verzerrt. Neben ihm lag wie durch ein Wunder unangetastet eine kleine verzierte Schatulle auf dem Moos. Uzma hatte sich zitternd über das Kästchen gebeugt und es unter dem starren Blick des Toten, der ihn aus glanzlosen Augen ansah, als wollte er ihn verfluchen, vorsichtig geöffnet. Innen war das Kästchen mit Seide ausgekleidet, auf der zwei Gegenstände lagen.
"Macht, Uzma, basiert in der Welt der Menschen vor allem auf zwei Dingen: Reichtum und Stärke."
Ein funkelndes Juwel von der Größe einer Pflaume hatte Uzma angeblitzt, als er den Deckel der Schatulle hob. Neben dem kostbaren Edelstein lag ein seltsam geschwungener, langer Krummdolch auf der roten Seide.
"Ich habe Dir die Mittel gegeben, Uzma, der Rest liegt bei Dir. Du hast die Kraft, nutze sie wohl."
Mit offenem Mund hatte der Junge die geöffnete Schatulle angestarrt. Nie hatte er so wertvolle Gegenstände besessen. Aber das war nicht alles, die Gegenstände waren Symbole der Macht für ihn, Symbole für eine Zukunft, die er sich nie erträumt hatte. Schnell nahm er die Gegenstände aus dem Kästchen, verschloß es sorgfältig wieder und lief rasch wieder zurück nach Hause.
Aus dem Zimmer drangen erneut Geräusche, offenbar war der Prinz gerade aufgestanden und hatte etwas auf den Tisch gelegt. Schnell entschlossen steckte Uzma die Gegenstände wieder in die Taschen und trat ein.
"Was..?! Uzma! Was fällt dir ein, ohne anzuklopfen in mein Zimmer zu kommen!" Der junge Prinz war erschrocken als die Tür aufging, entspannte sich aber wieder als er Uzma erkannte.
"Verzeihung, hoher Herr, aber ich habe etwas wichtiges für Euch." antwortete Uzma mit ergebener Stimme.
"Was ist es?" fragte der Prinz barsch. Offensichtlich konnte er sich kaum vorstellen, daß Uzma etwas von Interesse für ihn hatte.
"Hier, setzt Euch." Uzma bot dem Prinzen den Stuhl an und wartete, bis dieser sich gesetzt hatte. Dann nahm er das dunkle Juwel aus der linken Tasche und reichte es an Shidanyon.
"Uzma!.... Wo.. wo hast du das her!?" Der Prinz war so in den Anblick des Edelsteins vertieft, daß er nicht bemerkte, daß Uzma ihm gar nicht antwortete. Uzma betrachtete den schönen Jüngling fasziniert, so wie dieser das Juwel voller Faszination betrachtete. Er sah das Erstaunen auf dem hübschen Gesicht und trat hinter ihn. Er sah die blonden Haare auf die zarten Schultern fallen und wollte ihn berühren, er streckte die Hand aus und strich sanft über den nackten Hals. Als Shidanyon nicht reagierte, trat er noch näher und fasste mit der anderen Hand nach des Prinzens Hüfte.
"Uzma, was fällt dir ein, laß mich los du Kröte!" Angewidert sprang der Prinz auf und schlug dem Jungen die flache Hand ins Gesicht, so daß dessen Lippe aufplatzte und er sein eigenes Blut schmeckte. Uzma genoß den Schmerz, er begrüßte ihn. Shidanyon hatte ihn berührt.
"Aber, aber… der Stein..."
"Aber, aber!" äffte Shidanyon ihn nach. "Was soll das Gestammel, der Edelstein gehört mir! Du hast ihn wahrscheinlich sowieso gestohlen, wo sonst solltest du ihn herhaben?" Tränen wollten in Uzma's Augen treten, aber er kämpfte sie nieder. Shidanyon sollte ihn nicht weinen sehen!
"Du bist ein Narr Uzma, ein Dummkopf. Ich bin dein Herr, du bist ein Niemand, hörst du, ein Nichts!! Knie nieder und entschuldige dich! Und dann gehst du und läßt mir eine Badewanne ein! Aber schön heiß, hörst du?! Danach darfst du zu Tarch gehen und dich von ihm für deine Unverschämtheit bestrafen lassen!"
Uzma stand mit der rechten Hand in seiner Tasche da und zitterte. Die Stimme erklang wieder in seinem Kopf, doch diesmal klang sie weniger fremd, es war beinahe, als sei sie ein Teil von ihm selbst. "So kann er nicht mit Dir reden, Uzma! Er sollte vor Dir knien! Ja, er soll vor Dir niederknien!"
Uzma nahm die Hand aus der Tasche und der Dolch blitzte darin auf. "Knie nieder und winsel um Dein Leben, Shidanyon!"
"Was!" rief der Prinz aus und lachte ungläubig. Doch das war die falsche Reaktion. Uzma zuckte vor und stieß ihm den Dolch zwischen die Rippen ins Herz. Shidanyon knickte ein und fiel auf die Knie.
"Zu spät, Du Wurm, zu spät." zischte Uzma und stießt noch einmal zu. Das Lachen in seinem Kopf übertönte jedes andere Geräusch, übertönte das Todesröcheln des Prinzen und den dumpfen Aufschlag des Körpers auf dem Holzboden.
"Gut gemacht Uzma." hörte er die angenehme Stimme in seinem Kopf flüstern.
"Uzma… ich hasse diesen Namen! So will ich nicht mehr heißen! Ich hasse diesen Namen, den man mir gegeben hat. Ich nehme mir, was ich will, ich nehme mir auch meinen Namen! Ich nehme den Namen von Shidanyon, so wie ich ihm sein Leben nahm! Ich bin Shidanyon!" Er war ganz berauscht von seiner Tat und dem Gedanken und das Lachen in seinem Kopf beflügelte ihn. Es zeigte ihm, daß das, was er tat, richtig war. Er zog dem Leichnam die teuren Gewänder aus und streifte sie über, das Blut und die Löcher im Hemd nicht beachtend. Dann entwand er den toten Fingern das Juwel, welches sie immernoch hielten und steckte es in die Brusttasche. Zu guter Letzt ging er zum Schrank und nahm sich einen der prachtvollen Hüte heraus und setzte ihn sich auf den Kopf. Dann betrachtete er sich in dem großen Bronzespiegel in der Ecke.
Er erkannte sich selbst kaum wieder. Er schien gewachsen zu sein und die Kleider machten einen völlig anderen Menschen aus ihm. Auch stand er aufrechter da und hatte den Dolch in die Schärpe gesteckt. Der junge Mann, welcher ihn aus dem Spiegel heraus anblickte, hatte mit dem alten Uzma nichts mehr gemeinsam. Dieser Mann strahlte Macht aus.
"Ja, Shidanyon, sie werden vor Dir knien, das verspreche ich Dir!"
Shidanyon verließ das Zimmer und ging hinunter. Als er den Schankraum verlassen wollte, trat Tarch in seinen Weg.
"Junger Herr, wohin führt Euer Weg so spät? Soll ich die Kutsche rufen?" Shidanyon blinzelte ihn an, dann begriff er, daß Tarch ihn für den Prinzen hielt. Alter Narr.
"Mein Prinz, ihr seid ja verletzt!"
"Tarch, du alter Narr, schau mich an. Sieh mir ins Gesicht und erkenne!" Tarch tat wie ihm geheißen und erstarrte, als er Uzma erkannte.
"Uzma! Was ist in Dich gefahren...!? Was hast Du... Jetzt gibt es eine Tracht, die sich gewaschen hat, das kannst du mir glauben!" Shidanyon lachte laut auf, was Tarch zögern ließ.
"Knie nieder, Du Narr, und küsse meine Füße!" Doch er gab Tarch keine Zeit zu reagieren. Er zog den Dolch und schlitzte ihm den Bauch auf, ein Schwall warmen Blutes drang hervor und besudelte ihn. Sterbend krallte sich der Alte an Shidanyons Beinen fest und kratzte ihm die Schenkel blutig, doch die Schmerzen waren nur oberflächlich und der Preis seiner Freiheit. Shidanyon genoß die Schmerzen und bezog Kraft aus ihnen. Er trat dem Alten ins Gesicht. "Du wirst mich nie wieder schlecht behandeln. Niemand wird das je wieder tun, das schwöre ich!"
Damit verließ Uzma das Gasthaus für immer. Er wandte sich auf der Straße nach Norden und dunkles Gelächter begleitete ihn auf seinem einsamen Marsch. Doch die Stimme hat er nie wieder vernommen.
Shidanyon Tarch sah durch seinen seinen magischen Helm, wie sich der Sauruskrieger hinter ihm näherte. Schmerzen tobten in seinem Körper und er nahm sie an und verwandelte sie in Kraft. Wut stieg in ihm auf. Er war Tarch, der Schlächter, und er würde sich nicht von einem Tier besiegen lassen, welches eine fette Kröte als einen Gott anbetete! Er parierte den Hieb des Hornnacken mit einer raschen Aufwärtsbewegung seines Schildes, die den Gegner zurückwarf.
"Du" brüllte er und zeigte mit dem schweren Streitkolben auf seinen Gegner während er sich erhob, "Du wirst vor mir niederknien!"
Das Lachen, welches in seine Sinne erfüllte, als er sich mit erhobenem Streitkolben auf die Echse warf, zeigte ihm daß das, was er tat, richtig war.
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