[FONT="]TAROT[/FONT]
[FONT="]Prolog[/FONT]
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[FONT="]In der Milchstraße dominierte die Dunkelheit. Schwarze Abgründe taten sich zwischen den weit verstreuten bewohnbaren Welten und ihren Sonnen auf. Abgründe der Leere und der Leblosigkeit. Einsame Asteroiden zogen ihre Bahnen zwischen den Sternen, für Millionen und Milliarden Jahre. Auf manchen von ihnen hatte sich in der Zeit ihrer langen Existenz noch nie ein Lichtstrahl gebrochen, so tief war die Schwärze in dieser ewigen Nacht. Und so dunkel diese Nacht war, so kalt war sie auch. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hatte sich über die Äonen Leben entwickelt. Es hatte sich über die Galaxie ausgebreitet, in endlos erscheinenden Formen und Facetten. Und eine davon nannte sich Menschheit.[/FONT][FONT="]Prolog[/FONT]
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[FONT="]Der Saturnmond Titan lag lautlos in seiner Umlaufbahn um seinen Planeten, um den Stern Sol und um das Zentrum der gesamten Galaxie, welche sich synchron mit dem Rest des Universums in Bewegung befand. Die Oberfläche des Mondes bestand aus Eis sowie stählernen Festungen, welche sich durch Schluchten zogen oder in gepanzerten Bergmassiven gipfelten. Inmitten dieses Gewirrs aus Panzerplatten und Geschützen fand sich eine gläserne Pyramide, die nur oberflächlich Betrachtet als Schwachpunkt zu bezeichnen wäre. Mehrere Meter dick und psionisch verstärkt, hält auch dieser Teil des befestigten Himmelskörpers allen Widrigkeiten der atmosphärelosen Oberfläche stand. Das Licht des Sternes Sol traf exakt senkrecht auf die kristalline Spitze des Gebildes, wodurch im inneren goldene Strahlen die Dunkelheit durchschnitten, so bestimmt und unnachgiebig wie der Fingerzeig eines gütigen Gottes. Die einzige Lichtquelle in der Pyramide, die nicht von dem Stern stammte, war eine Sternenkarte, zusammengefügt aus 72 Fragmenten, gebettet auf einem quadratischen Sockel. Ein gigantischer Mensch in silberner Rüstung kniete davor, gestützt auf ein Mannshohes Schwert das, durchflossen von unirdischen Energien, in den Händen seines Besitzers bebte. Ein schwarzer zeremonieller Umhang fiel von seinen Schultern und bedeckte die gepanzerten Beinschienen. Gegenüber von ihm, auf der anderen Seite des Sockels, stand auf einem Podest eine gekrümmte, weniger anmutige Erscheinung. Die Kapuze fiel weit über seine Augen, zu sehen waren nur der Kiefer und das mit den Jahren nahezu abgefaulte Gebiss des Alten. In den Händen hielt er einen Stab, dessen Spitze mit einer großen, blauen Kugel verziert war. Langsam und schwächlich hob er den Stab sanft in die Höhe, doch ließ er ihn mit ungeahnter Kraft und Schnelligkeit auf den Boden donnern. Wie ein Glockenschlag klang und verklang dieses Geräusch in den Weiten des gläsernen Domes.[/FONT]
[FONT="]„Sehet Brüder, eine Seele für den Imperator!“ Die Stimme des Alten [/FONT][FONT="]war krächzend und dennoch so Laut und Durchdringend dass sie Mark und Bein aller Anwesenden erschütterte.[/FONT]
[FONT="]„Wisset Brüder, würdig er ist in den Reihen der Grauen Ritter seinen Platz zu finden!“[/FONT]
[FONT="]Abseits des Geschehens standen Reihe um Reihe weitere Männer in silberner Rüstung, unter Bannern und umhüllt von Schwaden geheiligten Weihrauches, regungslos, in völliger Stille. [/FONT]
[FONT="]„Glaubet Brüder, seine Seele ist rein.“ [/FONT]
[FONT="]Einige Minuten schwieg der alte Mann, Minuten in denen sich der zum Krieger erhobene Kamerad der schweren Last der Verantwortung bewusst werden sollte. Ein Last, die schwer auf den Schultern eines jeden von Ihnen Lag, man möchte meinen schwerer als bei allen anderen Menschen zusammen. Die goldenen Strahlen der weit entfernten Sonne tanzten durch den Weihrauch, der einzige Ton den man hin und wieder vernahm wurde durch das Schwenken der Rauchgefäße erzeugt. Bis der alte Mann erneut die Stille durchbrach.[/FONT]
[FONT="]„Erhebe dich Bruder Hadrian von den Grey Knights!“ [/FONT]
[FONT="]Der Stab des Alten schlug ein weites Mal auf den Boden des Podestes, der Donner ließ die Halle erbeben, verstärkt durch den Schlag der stählernen Faust eines jeden Ordensbruders auf den jeweils eigenen Brustpanzer. Hadrian erhob sich aus seiner demütigen Position und stand nun aufrecht vor dem Sockel mit der Sternenkarte. Der alte Mann krächzte:[/FONT]
[FONT="] „Lege nun dein Tarot, Bruder Hadrian, um zu erfahren welche Wege der Imperator deinem Schicksal zugedacht hat!“ [/FONT]
[FONT="]Das imperiale Tarot. 72 Karten die zusammengesetzt das immens große Reich des Imperiums zeigten. Jede war aus einem kristallenen Material unbekannten Ursprungs, durchsetzt von den Energien des Warps. Jede verbarg eine individuelle Darstellung mit unterschiedlicher Bedeutung. Der Warp verursachte, dass sich die gezeigten Bildnisse verformen konnten, selbst während der Deutung. Hadrian hob eine jede der Karten vorsichtig an, stapelte sie vor sich. Er begann im Nordosten der Galaxie, mit den Geistersternen, legte darauf die Karten die den östlichen Spiralarm bildeten. Danach kamen Ultramar und Cadia. Die vor einigen Jahrzenten von Solar Macharius eroberten Gebiete legte er nun wiederrum auf diese, worauf der Galaktische Norden folgte. So nahm er kreisförmig, im Uhrzeigersinn, eine Karte nach der anderen auf den größer werdenden Stapel, bis zuletzt nur noch eine übrig war. Terra, das Sol-System, in dem sich auch der Mond Titan befand. Nun legte Hadrian die ersten sieben Karten zurück auf den Sockel, zwei nebeneinander in der Mitte, die restlichen kreisförmig um dieses Zentrum. Die Augen des Alten folgten aufmerksam jeder Bewegung. Die sieben gelegten Karten hatten begonnen leicht zu pulsieren, das Licht das sie ausstrahlten hüllte Hadrians Gesicht in ein mysteriöses Blau. Sanft berührte er nacheinander die fünf äußeren Tarotkarten, welche etwas eine Handbreit in die Höhe schwebten. Sie drehten sich abrupt um und strahlten fünf blendend weiße Kegel in die Luft. Fünf Karten, die Licht in die Zukunft des neuen Ritters bringen sollten, ihre Befragung ist ein Ritual das seit der Einbettung des Imperators in den goldenen Thron durchgeführt wurde. Seit nun beinahe 10000 Jahren. Aus den Karten sprengten der Reihe nach fünf Schemen, zu stofflich um als Hologramme gelten zu können, aber doch nicht da, als würde man die Bildnisse über 1000 Spiegel hinweg beobachten. Der Alte begann zu Orakeln: [/FONT]
[FONT="]“Der Kleriker, das Schwert Ass, der Tod, die Sieben der Kelche und die gefallene Zitadelle. Auf deine Intuition musst du dich verlassen, Hadrian von den Grey Knights. Bewahre einen klaren Geist und einen starken Willen. Erkenne die Illusionen, die den rechten Weg verschleiern, selbst wenn die Fülle der Ereignisse deinen Verstand beschattet. Gehe behutsam und bedacht vor, zögere jedoch nicht wenn die Schwächen des Feindes offenbar sind und übergebe sie der Endgültigkeit. Du wirst Zeuge schwerwiegender Veränderungen sein, junger Ritter, doch ob du selbst daran teilzuhaben vermagst, kann ich dir nicht sagen. Du wirst Barrieren brechen die dir derzeit noch undurchdringlich erscheinen, doch hüte dich vor der Welt die dich dahinter erwartet.“ [/FONT]
[FONT="]Hadrian lauschte aufmerksam der Deutung. Er konnte sich nicht entscheiden ob er das Gehörte für gut oder schlecht befinden sollte. Schwerwiegende Veränderungen? Durch undurchdringliche Barrieren brechen?[/FONT]
[FONT="]„Aktiviere nun die letzten beiden Karten, Bruder.“[/FONT]
[FONT="]Hadrian tat wie ihm geheißen. Die beiden zentralen Karten waren die wichtigsten. Sie sollten nicht nur ein etwaigen Ausblick in Hadrians Schicksal gewähren, sondern klare Hinweise geben, wie die Zeit für Hadrian verlaufen mag. Die eine Karte für die nahe Zukunft, die zweite für sein ganzes Leben. Langsam schwebten sie empor. Die Karte der nahen Zukunft drehte sich um und kein weißes Licht erschien, stattdessen schoss Augenblick eine scheußliche Gestalt hervor, keine genauen Konturen erkennbar, nur eine groteske Ansammlung von reißzahnbesetzten Mündern auf zuckendem und sich windendem Gewebe. Man konnte die Ecken und Kanten des Wesens nicht genau bestimmen, es schien mit seinem Umfeld zu verschwimmen. Wo sich die Mäuler des Wesens näherten sogen sie das Licht der anderen Karten auf.[/FONT]
[FONT="]„Der Dämon. Erzfeind. Du wirst ihnen bereits in naher Zukunft wieder begegnen Hadrian.“[/FONT]
[FONT="]Die letzte Karte drehte sich. Das übrige Licht des Tarot wurde endgültig absorbiert, als sich aus ihr ein weiterer Dämon hervorwand und mit seinen Mäulern wild um sich schnappte. Die Wesen des Warp begannen einander zu bekämpfen, die Mäuler fraßen sich gegenseitig, bissen in das formlose Fleisch des jeweils anderen. Schließlich konnte man nicht mehr sagen welcher Fänge zu welchem Dämonen gehörten, sie hatten sich nahezu verbunden. Eine der zentralen Tarotkarten bekam Risse durch die gewaltigen Energien die aus dem Warp auf sie einwirkten. Die 72 Karten des Tarots des Imperators sollten alle eine individuelle Darstellung besitzen. Über der Halle brach sich eine Welle der Empörung herein. Das Tarot hatte gesprochen.[/FONT]
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