40k Tarot

icanhearthebeat

Testspieler
18. April 2010
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5.206
[FONT=&quot]TAROT[/FONT]
[FONT=&quot]Prolog[/FONT]
[FONT=&quot]-
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[FONT=&quot]In der Milchstraße dominierte die Dunkelheit. Schwarze Abgründe taten sich zwischen den weit verstreuten bewohnbaren Welten und ihren Sonnen auf. Abgründe der Leere und der Leblosigkeit. Einsame Asteroiden zogen ihre Bahnen zwischen den Sternen, für Millionen und Milliarden Jahre. Auf manchen von ihnen hatte sich in der Zeit ihrer langen Existenz noch nie ein Lichtstrahl gebrochen, so tief war die Schwärze in dieser ewigen Nacht. Und so dunkel diese Nacht war, so kalt war sie auch. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hatte sich über die Äonen Leben entwickelt. Es hatte sich über die Galaxie ausgebreitet, in endlos erscheinenden Formen und Facetten. Und eine davon nannte sich Menschheit.[/FONT]

[FONT=&quot]Der Saturnmond Titan lag lautlos in seiner Umlaufbahn um seinen Planeten, um den Stern Sol und um das Zentrum der gesamten Galaxie, welche sich synchron mit dem Rest des Universums in Bewegung befand. Die Oberfläche des Mondes bestand aus Eis sowie stählernen Festungen, welche sich durch Schluchten zogen oder in gepanzerten Bergmassiven gipfelten. Inmitten dieses Gewirrs aus Panzerplatten und Geschützen fand sich eine gläserne Pyramide, die nur oberflächlich Betrachtet als Schwachpunkt zu bezeichnen wäre. Mehrere Meter dick und psionisch verstärkt, hält auch dieser Teil des befestigten Himmelskörpers allen Widrigkeiten der atmosphärelosen Oberfläche stand. Das Licht des Sternes Sol traf exakt senkrecht auf die kristalline Spitze des Gebildes, wodurch im inneren goldene Strahlen die Dunkelheit durchschnitten, so bestimmt und unnachgiebig wie der Fingerzeig eines gütigen Gottes. Die einzige Lichtquelle in der Pyramide, die nicht von dem Stern stammte, war eine Sternenkarte, zusammengefügt aus 72 Fragmenten, gebettet auf einem quadratischen Sockel. Ein gigantischer Mensch in silberner Rüstung kniete davor, gestützt auf ein Mannshohes Schwert das, durchflossen von unirdischen Energien, in den Händen seines Besitzers bebte. Ein schwarzer zeremonieller Umhang fiel von seinen Schultern und bedeckte die gepanzerten Beinschienen. Gegenüber von ihm, auf der anderen Seite des Sockels, stand auf einem Podest eine gekrümmte, weniger anmutige Erscheinung. Die Kapuze fiel weit über seine Augen, zu sehen waren nur der Kiefer und das mit den Jahren nahezu abgefaulte Gebiss des Alten. In den Händen hielt er einen Stab, dessen Spitze mit einer großen, blauen Kugel verziert war. Langsam und schwächlich hob er den Stab sanft in die Höhe, doch ließ er ihn mit ungeahnter Kraft und Schnelligkeit auf den Boden donnern. Wie ein Glockenschlag klang und verklang dieses Geräusch in den Weiten des gläsernen Domes.[/FONT]
[FONT=&quot]„Sehet Brüder, eine Seele für den Imperator!“ Die Stimme des Alten [/FONT][FONT=&quot]war krächzend und dennoch so Laut und Durchdringend dass sie Mark und Bein aller Anwesenden erschütterte.[/FONT]
[FONT=&quot]„Wisset Brüder, würdig er ist in den Reihen der Grauen Ritter seinen Platz zu finden!“[/FONT]
[FONT=&quot]Abseits des Geschehens standen Reihe um Reihe weitere Männer in silberner Rüstung, unter Bannern und umhüllt von Schwaden geheiligten Weihrauches, regungslos, in völliger Stille. [/FONT]
[FONT=&quot]„Glaubet Brüder, seine Seele ist rein.“ [/FONT]
[FONT=&quot]Einige Minuten schwieg der alte Mann, Minuten in denen sich der zum Krieger erhobene Kamerad der schweren Last der Verantwortung bewusst werden sollte. Ein Last, die schwer auf den Schultern eines jeden von Ihnen Lag, man möchte meinen schwerer als bei allen anderen Menschen zusammen. Die goldenen Strahlen der weit entfernten Sonne tanzten durch den Weihrauch, der einzige Ton den man hin und wieder vernahm wurde durch das Schwenken der Rauchgefäße erzeugt. Bis der alte Mann erneut die Stille durchbrach.[/FONT]
[FONT=&quot]„Erhebe dich Bruder Hadrian von den Grey Knights!“ [/FONT]
[FONT=&quot]Der Stab des Alten schlug ein weites Mal auf den Boden des Podestes, der Donner ließ die Halle erbeben, verstärkt durch den Schlag der stählernen Faust eines jeden Ordensbruders auf den jeweils eigenen Brustpanzer. Hadrian erhob sich aus seiner demütigen Position und stand nun aufrecht vor dem Sockel mit der Sternenkarte. Der alte Mann krächzte:[/FONT]
[FONT=&quot] „Lege nun dein Tarot, Bruder Hadrian, um zu erfahren welche Wege der Imperator deinem Schicksal zugedacht hat!“ [/FONT]
[FONT=&quot]Das imperiale Tarot. 72 Karten die zusammengesetzt das immens große Reich des Imperiums zeigten. Jede war aus einem kristallenen Material unbekannten Ursprungs, durchsetzt von den Energien des Warps. Jede verbarg eine individuelle Darstellung mit unterschiedlicher Bedeutung. Der Warp verursachte, dass sich die gezeigten Bildnisse verformen konnten, selbst während der Deutung. Hadrian hob eine jede der Karten vorsichtig an, stapelte sie vor sich. Er begann im Nordosten der Galaxie, mit den Geistersternen, legte darauf die Karten die den östlichen Spiralarm bildeten. Danach kamen Ultramar und Cadia. Die vor einigen Jahrzenten von Solar Macharius eroberten Gebiete legte er nun wiederrum auf diese, worauf der Galaktische Norden folgte. So nahm er kreisförmig, im Uhrzeigersinn, eine Karte nach der anderen auf den größer werdenden Stapel, bis zuletzt nur noch eine übrig war. Terra, das Sol-System, in dem sich auch der Mond Titan befand. Nun legte Hadrian die ersten sieben Karten zurück auf den Sockel, zwei nebeneinander in der Mitte, die restlichen kreisförmig um dieses Zentrum. Die Augen des Alten folgten aufmerksam jeder Bewegung. Die sieben gelegten Karten hatten begonnen leicht zu pulsieren, das Licht das sie ausstrahlten hüllte Hadrians Gesicht in ein mysteriöses Blau. Sanft berührte er nacheinander die fünf äußeren Tarotkarten, welche etwas eine Handbreit in die Höhe schwebten. Sie drehten sich abrupt um und strahlten fünf blendend weiße Kegel in die Luft. Fünf Karten, die Licht in die Zukunft des neuen Ritters bringen sollten, ihre Befragung ist ein Ritual das seit der Einbettung des Imperators in den goldenen Thron durchgeführt wurde. Seit nun beinahe 10000 Jahren. Aus den Karten sprengten der Reihe nach fünf Schemen, zu stofflich um als Hologramme gelten zu können, aber doch nicht da, als würde man die Bildnisse über 1000 Spiegel hinweg beobachten. Der Alte begann zu Orakeln: [/FONT]
[FONT=&quot]“Der Kleriker, das Schwert Ass, der Tod, die Sieben der Kelche und die gefallene Zitadelle. Auf deine Intuition musst du dich verlassen, Hadrian von den Grey Knights. Bewahre einen klaren Geist und einen starken Willen. Erkenne die Illusionen, die den rechten Weg verschleiern, selbst wenn die Fülle der Ereignisse deinen Verstand beschattet. Gehe behutsam und bedacht vor, zögere jedoch nicht wenn die Schwächen des Feindes offenbar sind und übergebe sie der Endgültigkeit. Du wirst Zeuge schwerwiegender Veränderungen sein, junger Ritter, doch ob du selbst daran teilzuhaben vermagst, kann ich dir nicht sagen. Du wirst Barrieren brechen die dir derzeit noch undurchdringlich erscheinen, doch hüte dich vor der Welt die dich dahinter erwartet.“ [/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian lauschte aufmerksam der Deutung. Er konnte sich nicht entscheiden ob er das Gehörte für gut oder schlecht befinden sollte. Schwerwiegende Veränderungen? Durch undurchdringliche Barrieren brechen?[/FONT]
[FONT=&quot]„Aktiviere nun die letzten beiden Karten, Bruder.“[/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian tat wie ihm geheißen. Die beiden zentralen Karten waren die wichtigsten. Sie sollten nicht nur ein etwaigen Ausblick in Hadrians Schicksal gewähren, sondern klare Hinweise geben, wie die Zeit für Hadrian verlaufen mag. Die eine Karte für die nahe Zukunft, die zweite für sein ganzes Leben. Langsam schwebten sie empor. Die Karte der nahen Zukunft drehte sich um und kein weißes Licht erschien, stattdessen schoss Augenblick eine scheußliche Gestalt hervor, keine genauen Konturen erkennbar, nur eine groteske Ansammlung von reißzahnbesetzten Mündern auf zuckendem und sich windendem Gewebe. Man konnte die Ecken und Kanten des Wesens nicht genau bestimmen, es schien mit seinem Umfeld zu verschwimmen. Wo sich die Mäuler des Wesens näherten sogen sie das Licht der anderen Karten auf.[/FONT]
[FONT=&quot]„Der Dämon. Erzfeind. Du wirst ihnen bereits in naher Zukunft wieder begegnen Hadrian.“[/FONT]
[FONT=&quot]Die letzte Karte drehte sich. Das übrige Licht des Tarot wurde endgültig absorbiert, als sich aus ihr ein weiterer Dämon hervorwand und mit seinen Mäulern wild um sich schnappte. Die Wesen des Warp begannen einander zu bekämpfen, die Mäuler fraßen sich gegenseitig, bissen in das formlose Fleisch des jeweils anderen. Schließlich konnte man nicht mehr sagen welcher Fänge zu welchem Dämonen gehörten, sie hatten sich nahezu verbunden. Eine der zentralen Tarotkarten bekam Risse durch die gewaltigen Energien die aus dem Warp auf sie einwirkten. Die 72 Karten des Tarots des Imperators sollten alle eine individuelle Darstellung besitzen. Über der Halle brach sich eine Welle der Empörung herein. Das Tarot hatte gesprochen.[/FONT]
 
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Atmosphärisch(ähem, Modewort^^). Eine stimmungsvolle Einleitung, die uns jetzt schon verrät, dass Bruder Hadrian es mit Dämonengesocks zu tun haben wird. Deine Umgebungsbeschreibungen finde ich ansprechend, auch wenn sie nicht vor Details strotzen. Der erste Absatz mit der Dunkelheit des Universums bla blubb ist wohl mit einer filmischen Darstellung zu erklären, wo die Kameraeinstellung erst nichts außer Schwärze zeigt und dann auf den Mond Titan geht. Denn wie das zwischen den Sternen so aussehen soll (laut unserem Astronomischen Kenntnisstand) wissen wir hier ja alle.

Hast du dich mit dem Tarot des Imperators näher beschäftigt? Ich weiß zwar, dass es sowas gibt, kenne aber nihts näheres dazu. Gibt's was im Lexicanum?


Ich find's gut, dass du deine frühere Geschichte neu auflegst, besonders, wenn du bei ihr nicht mehr weitergekommen bist. Der Qualität hat es alles andere als Abbruch getan und ich bin schon auf mehr zu Bruder Hadrian gespannt.
 
Hallo erstmal und danke für das erste Feedback.
Ich versuche meine Warhammer-Geschichten einigermaßen so zu schreiben dass auch ein aussenstehender (nicht-warhammerisierter) Leser spaß dran haben kann. Der erste Absatz ist daher als Einleitung und einstimmung ins Thema für unwissende edacht, weil ich glaube dass das gerede von blutdürstigen Göttern am Anfang schon für den einen oder anderen doch abschreckend wirken könnte.

Zum Tarot, das meiste davon steht im Lexicanum unter (was sonst?) imperiales Tarot^^ is echt interessant, ich empfehle mal reinzulesen.

Nach Hadrian wird noch mindestens ein neuer Charakter folgen der in die bestehende Geschichte eingeflochten wird, genaues kann ich aber selbst noch nicht sagen, will ja auch nix vorwegnehmen. Danke an alle bisherigen Leser!
 
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[FONT=&quot]I[/FONT]
[FONT=&quot]Sog[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]In Lederhandschuhe gehüllte Fäuste ebneten Julians Gesicht ein. Wieder und wieder fuhren sie auf ihn hernieder und immer folgte eine Explosion aus Schmerz. Julian wurde am Kragen gepackt und hochgezogen, er stand wackelig auf seinen Beinen bis ihn ein Tritt in die Magengrube gegen eine Betonwand beförderte. Sein Kopf wurde brutal dagegen gedrückt, er fühlte kaltes Metall, das sich um seine Handgelenke schloss.[/FONT]
[FONT=&quot]Ein Klicken, und Julian wurde mit den Füßen voraus über den Teer der Straße geschleift.[/FONT]
[FONT=&quot]Der Richter spuckte Feuer und er wurde verurteilt. Auf Arcadium gab es keine Gefängnisse, als Strafe nur den Krieg zwischen den Sternen, auf fremden Planeten, fern von zu Hause. Die Imperiale Armee brauchte jeden Rekruten, egal woher sie kamen. Die schwere ihrer Verbrechen? Irrelevant. Freiwillig gemeldet hatten sich nur die wenigsten. Die Ordnungskräfte zogen wie wilde Furien durch die Straßen der Unterschicht, wo das Regierungssystem geradezu das Überschreiten der Gesetze provozierte. Es konnte praktisch jeden dessen Einkommen nicht über einer festgelegten Grenze lag treffen. Alle die diesen Schritt geschafft hatten waren fein raus. Sie arbeiteten in den Fabriken, in den Schreibstuben, in Ämtern oder als diejenigen die jetzt die Knüppel auf die Köpfe der Unterprivilegierten hageln ließen. Dunkel, dreckig und gnadenlos überbevölkert war Arcadium, einer pervers überdimensionierten Stadt auf der namensgebenden Welt, über Jahrtausenden auf der einzigen zusammenhängenden Landmasse in einem allumfassenden Meer errichtet. Julian wurde wie Vieh mit tausenden anderen zusammengekettet zu Musterung geführt, Männer und Frauen in langen hellbraunen Kitteln klopften an ihnen herum, begutachteten ihre Zähne. Kranke, alte und schwache wurden ausgesiebt, losgekettet und in eine Schleuse gepfercht, was mit ihnen geschah mochte sich niemand vorstellen. Die übrigen, Julian konnte ihre Zahl nicht einmal grob einschätzen, fanden sich bald in einer großen, kahlen Halle wieder. Nun waren keine Ordnungskräfte mehr hier um auf sie aufzupassen, sie wurden ersetzt durch Soldaten in ungeschlachten Flakwesten, das Lasergewehr im Anschlag. Auf ein Podest stieg ein Mann in einem schwarzen Ledermantel der bis zu den Knöcheln reichte, und einer Schirmmütze auf dem Kopf. Er brüllte in das Mikrophon, sie seien nicht bestraft worden, sondern auserwählt. Ihre Situation mag ihnen hoffnungslos erscheinen, doch sie sollen die Chance ergreifen die man ihnen bietet. Eine Chance die einem nur einmal im Leben angeboten wird. Sie stehen vor einem Scheideweg, leben und kämpfen für den Imperator, oder sterben, unbemerkt, unbetrauert. Daraufhin erläutert er noch in kurzen Worten dass die Zeit für einen Grundfertigkeitstest bei jedem nicht ausreiche, und deshalb jeder in die Reihen der Rekruten aufgenommen werden würde der die folgenden fünf Minuten überlebte und das Ziel am Ende eines Parcours erreichte. Die Soldaten und der Mann in dem Mantel zogen sich unvermittelt zurück, es verblieben nur noch die zu hunderten zusammengeketteten Gefangenen in der Halle. Panik breitete sich aus, manche Männer und Frauen hingen in den Ketten und weinten, andere standen nur da und starrten lethargisch ins leere. Sie dachten an ihre Ehefrauen oder –männer, an Kinder, Eltern und Freunde. Menschen die sie nie wieder sehen sollten. Von einem Moment auf den anderen. Keine Nachricht konnte hinterlassen, keine Habseligkeiten mitgenommen und keine Säuglinge mehr versorgt werden. Eine der Wände gab sich als Tor zu erkennen, indem sie einfach nach außen wegklappte und blendend helles Licht auf die Meute scheinen ließ. Und auf das Licht folgten Gewehrschüsse, die zielgenau in die Reihen der Gefangenen einschlugen. Die Menge rannte um ihr Leben, hinaus aus der Halle, in einen gewaltigen Korridor mit den Ausmaßen eines Hangars. Aus Schießscharten wurden sie unter Beschuss genommen, immer mehr Menschen blieben leblos oder sich unter Schmerzen windend in den Ketten liegen, wurden aber von ihren Nebenmännern mitgeschliffen und hinterließen verschmierte Blutlachen. Der Lärm war Ohrenbetäubend, die Schreie Verzweifelter und das Zischen der Laserwaffen vermischten sich mit dem allgegenwertigen Geräusch der klirrenden Kettenglieder. Wenn in einer der zusammengeketteten Menschenreihe zu viele tot waren, sodass die Überlebenden nicht mehr vorwärts kamen, so wurden sie allesamt von den Gewehren in Stücke gerissen. Mit einer solchen Behandlung hatte wirklich niemand gerechnet. Die Rekrutierungsmethoden der IA, der Imperialen Armee, waren auf allen Welten hart und meist auch grausam, zumindest für das gemeine Fußvolk. Dass die Neulinge jedoch sofort nach dem Eintreffen in einen Kampf um Leben und Tod, der noch nicht mal ein richtiger Kampf war, geworfen wurden zeugte von der geringen Wertigkeit des Menschen für diese abgestumpfte, interplanetare Organisation. Der Korridor verengte sich, in verschiedenen Abständen waren Pfeiler zwischen Decke und Boden gespannt, scheinbar um den Raum zu stützen, doch ihr tatsächlicher Nutzen wurde bald offenbar. Eine der Reihen aus aneinander geketteten konnte sich nicht einig werden und prallte frontal gegen eine der Säulen, zu ihrem Unglück mit nicht genügend Wucht um dem armen Wurm, der sich in der Mitte befand die Arme auszureißen. Die Linie klappte V-Förmig an dem Pfeiler zusammen, die panischen Gefangenen prallten gegeneinander, verhakten sich in den Ketten der jeweils gegenüberliegenden, erdrosselten und strangulierten sich gegenseitig, bis ihrem Leiden aus den Mündungen dutzender Gewehren ein Ende bereitet wurde. Der Boden war gepflastert mit Leichen, erschwerten das Vorankommen der verbliebenen Gefangenen. Julian hatte das Glück in einer Reihe zu laufen, in der die meisten noch unverletzt und am Leben waren. Das Ziel am Ende dieser Straße des Todes war nun in Sicht, ein offenes Tor, markiert durch eine gestreifte Linie, flankiert von zwei Bannern auf denen der doppelköpfige Imperiale Adler, der Aquila, gestickt war. Doch das letzte Hindernis stand noch bevor. Ein zwei Meter breiter Graben auf dessen Grund Pfähle in den Boden gerammt waren. Grundsätzlich ist ein Sprung über diese Entfernung leicht zu machen für einen ausgewachsenen Mann oder Frau, wenn man jedoch mit jeder Hand an eine völlig fremde Person gekettet wird und diese Überschreitung zu mehreren dutzenden versucht und einige dieser Personen auch noch tot oder bewusstlos sind, wird dieser Graben zu einem furchterregenden Problem. Julians Reihe lief auf den Abgrund zu. Er ließ seinen Blick zu den Seiten wandern, nur ausgelaugte, verschwitze und blutverschmierte Männer und einige wenige Frauen neben ihm. Er rief: [/FONT]
[FONT=&quot]„Alles herhören!“ [/FONT]
[FONT=&quot]Die Gesichter der Nächstgelegenen wandten sich ihm keuchend zu. [/FONT]
[FONT=&quot]„Auf mein Kommando springen wir, wir alle! Weitersagen!“ [/FONT]
[FONT=&quot]Die Nachricht verbreitete sich schnell über die Reihe. Doch nicht schnell genug. Julian setzte zum Sprung an, er und etwa sechzig andere stießen sich ab. An den Enden war die Nachricht jedoch nicht angekommen, so blieben die Menschen stehen um dümmlich in den Graben zu starren. Doch sie wurden mitgerissen, hinein in den Schlund. Als sie dies bemerkten liefen viele zurück, zogen dagegen, einige baumelten in der Luft, die Arme gedehnt wie auf einer Streckbank. Ein groteskes Schauspiel bot sich hier den Soldaten hinter den Schießscharten, die Finger an den Abzügen blieben einen Augenblick lang und beobachteten die Gefangenen als seien sie Kinder beim Seilziehen. Die anderen Reihen drängten heran und stießen die verbliebenen von Julians Reihe nach vorne, hinein in die Grube, Julian und seine Nebenmänner zogen und zerrten an ihren Ketten, versuchten Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Sie schrien:[/FONT]
[FONT=&quot]„Springt! Springt ihr Wahnsinnigen!“[/FONT]
[FONT=&quot]Die äußersten Menschen an den beiden Enden wurden am Grund des Abgrunds gepfählt. Die Soldaten ließen ihre Gewehre wieder weiterfeuern, sie bemerkten das Julians Reihe das Ziel beinahe erreicht hatte. Sie konzentrierten sich auf die Leute die noch lebend aus der Grube gezogen wurden, deren Gesichter kurz erleichtert auflachten um gleich darauf tot über den Boden gezerrt zu werden. Julian schleppte sich über die Ziellinie, als erster. Er wiederstand dem Drang sich auf den Boden zu werfen und zu hyperventilieren, zerrte weiter an seinen Ketten, zog mehr und mehr Menschen hinter die Ziellinie. Überall ertönte Erleichterung in der Reihe. Manche lachten. Die beiden Enden wurden nun über die Linie gezogen, eine der Leichen hatte einen Pfahl mit ausgerissen als sie herausgezogen wurde. Von den Nachfolgenden hatten die meisten nicht so viel Glück wie Julian. Die nächste Reihe konnte sich nicht einig werden und stürzte Hals über Kopf in das Loch. Die Schreie verstummten schnell. Die dritte Reihe hatte bereits zu viele Tote und verwundete in ihren Reihen, sie warfen sich etwa fünfzig Meter vor dem Abgrund auf den Boden und hofften auf Gnade. Die vierte und letzte überlebende Reihe hatte einige charismatische Anführer in ihren Reihen, die den Sprung gleichzeitig organisierten. Sie kamen danach nahezu unbehelligt ins Ziel, womöglich als Anerkennung der Schützen für diese Leistung. Etwa zweihundert Männer und Frauen lagen nun keuchend am Boden. Türen öffneten sich und Soldaten kamen zu ihnen, vermutlich dieselben von denen sie eben noch beschossen wurden und begannen die Ketten zu lösen. Julians Nebenmann lachte wie ein verrückter. Er sah Julian an und fragte ihn: „Kannst du dein Glück eigentlich fassen, Mann? Kannst du das?“[/FONT]
[FONT=&quot]An Julians statt antwortete der Soldat, der zu ihnen getreten war um sie von den Ketten zu befreien. [/FONT]
[FONT=&quot]„Hör zu Kamerad, und hör mir gut zu. Die Glücklichen liegen ganz ohne Zweifel da draußen.“[/FONT]
[FONT=&quot][/FONT]
 
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Ein sehr dynamischer, interessanter Teil. Die Rekrutierungsmethode mag auf den ersten Blick zwar sinnlos erscheinen, aber wenn man den letzten Satz weiterdenkt und das Erschießen derer, die es nicht durch schaffen, als Gnade ansieht, um ihnen den Dienst und Tod in der Imperialen Armee zu ersparen (die meisten wären wohl sowieso beim ersten Feindkontakt gefallen), dann stellt sich einem nun die Frage, was wohl jene erwartet, die das Pech hatten zu überleben.

Wird aus diesem Julian noch ein Grey Knight oder begegnet er diesen?

Und auch wenn ich bis jetzt der einzige Kommentator bin (schämt euch, Leute), so ermutige ich gerne den nächsten Teil zu produzieren/ präsentieren.
 
Wie am Anfang gesagt schreibe ich Tarot hauptsächlich für mich selber und nicht zum Komplimente fischen im Forum, trotzdem freue ich mich über Kritik und Resonanz im allgemeinen, danke daher an Sarash. Dass das Geschreibsel von mehr Leuten verfolgt wird sieht man ja an den über 200 Aufrufen und ich hoffe das alle soviel Spaß beim lesen haben wie ich beim schreiben.
Ich beabsichtige derzeit jedes Wochendende einen neuen Teil zu posten, was allerdings nicht immer gelingt, wie z.B. dieses Wochenende 🙁 ich hoffe diesen Part noch vor Weihnachten fertig zu bekommen, bin momentan aber wieder mal ein bisschen ideenlos 😛 (kennt man ja)
 
[FONT=&quot]Der nächste Teil, mit großer Verspätung. Klausuren lenken mich ab :/
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[FONT=&quot]Er hatte eine feste Anstellung was zu jenen Zeiten nicht Selbstverständlich war, ein hübsches Mädchen und am Monatsanfang stets genug Geld auf dem Konto um ihnen beiden einen angenehmen Lebensstandard zu ermöglichen. Da Elias als in den Fabriken arbeitender Teil der Bevölkerung vom verpflichtenden Dienst in den Streitkräften der Planetaren Verteidigung oder gar der Imperialen Armee verschont bliebt, waren seine Pflichten klar definiert. Arbeiten, beten, den Armeen bei den vielen Paraden vom Straßenrand aus zujubeln und Nachwuchs zeugen.
Elias und seine Freundin Sarah wünschten sich ein oder zwei gemeinsame Kinder die sie großziehen konnten. Die beiden malten sich an den vielen Abenden die sie nebeneinander im Bett lagen aus, wie sie ihre Kinder nennen werden würden, auf welche Schulen sie gehen sollten, und welche Berufe sie wohl ergreifen würden.
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[FONT=&quot]Eines Nachts schlief Elias sehr unruhig. Seine Freundin war seit einigen Tagen krank, und verbachte die meiste Zeit damit, die Toilette mit ihrem geringer werdenden Mageninhalt zu füllen. Sie hatte ihm versprochen morgen zum Arzt zu gehen um sich untersuchen zu lassen, und hatte versichert bald wieder auf dem Damm zu sein, damit sie den von der Arbeit heimkehrenden Elias bald wieder wie gewöhnlich mit einem Lächeln und einem Kuss begrüßen könne.
Elias wälzte sich im Schlafe hin und her, im Traum folgte er Sarah durch dunkle Gassen, an Mülltonnen und finsteren Gesellen vorbei. Die Gegend wurde immer zwielichtiger, die in Hochhäusern gestapelten Appartements wichen alten, rußigen Wohnkomplexen, an denen das Rad der Zeit nagte wie an einem blinden, alten Kriegsveteranen. Sarah blickte zurück, schien Elias jedoch nicht sehen zu können, obwohl er ihr dicht auf den Fersen war. Schließlich erreichte sie die Schlackehalde, den Ort, an den die in Elias Fabrik entstehenden unbrauchbaren Metallrückstände geleitet wurden. [/FONT]

[FONT=&quot]In flüssiger, glühender Form strömten sie an den Hängen herab, und titanische Schaufelräder beförderten den hell orange leuchtenden Abfall aus der Fabrik in einen schier endlosen Schlund. Der Himmel war schwarz wie Pech. Der Grund der Halde strömte eine enorme Hitze aus, und die heraufwogenden Rauchsäulen wurden von dem höllenartigen Licht in ein finsteres Rot getaucht. Wie die Beine eines Giganten der durch ein Meer aus Lava watet, bestehend aus Hitze und Qualm, ragten sie empor. Nahe am Abgrund stand inmitten der tänzelnden Funken eine finstere Gestalt, der Größe nach männlich, in einem langen Mantel. Der hochgezogene Kragen und der breite Hut, den er auf den Kopf trug, verweigerten den Blick auf das Gesicht.
Elias Mädchen ging entschlossen auf den reglos stehenden Mann zu, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Elias selbst hingegen verbarg sich so nahe wie möglich hinter einem der vielen Schutthaufen, die die Halde umsäumten und spähte um die Ecke. Sarah hielt der Gestalt in dem Mantel die offene Hand hin, während sich in der Schwärze, in der sich das Gesicht des Fremden verbergen musste, eine halbmondförmige Sichel bildete. Erst schmal, dann immer breiter. Es war ein Lächeln. Er griff mit seiner rechten Hand tief in den Mantel und beförderte mit langen, spitzen Fingernägeln eine weiße Kapsel hervor, die er Sarah reichte. Sie nahm die Tablette mit einem erleichterten Lächeln entgegen. Ein gelbes Glimmen flammte unter dem Hut auf, es war ein Auge und die seltsam verdreht rote Pupille in dessen Mitte fixierte Elias. "Sie belügt dich!" kreischte der Mann in dem animalischen Tonfall eines mit Messern und Brandeisen gequälten Schweines, das seine nicht zum Sprechen geeigneten Stimmbänder dazu Missbraucht um in den letzten Momenten seines erbärmlichen Lebens den endlosen Schmerzen in der menschlichen Sprache Ausdruck zu verleihen. "Sie belügt dich!" erklang von den Wänden der Halde wieder, Worte, die sich Tief in Elias Bewusstsein bohrten und dort haften blieben wie ein Geschwür. "Sie belügt dich!" klang es immer noch in Elias Ohren nach, als er schreiend und völlig Durchgeschwitzt in seinem Bett aufwachte, und in das gelbe Auge blickte, in das Auge des unbekannten Mannes der am Rande seines Bettes stand und wahnsinnig grinste. "Sie belügt dich" flüsterte er noch einmal. Und war verschwunden. [/FONT]
 
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[FONT=&quot]Arcadium war eine schmutzige Stadt. Eine graue Warze inmitten des früher leuchtend blauen, gleichnamigen Planeten. Nun war er von einem grauen Schleier umhüllt der den unzähligen Schornsteinen der monströsen Stadt entstammte. Über der Makropole verdichtete sich der Schleier zu einer schwarzen, undurchdringlichen Decke, wodurch die Einwohner den Tag nicht von der Nacht unterschieden konnten. Die Bürger waren allesamt blass, zumindest wenn sie sich gewaschen hatten. Wer frisch von der Straße kam, musste jedoch giftigen Ruß und Staub von seiner Kleidung klopfen, Hände und Gesicht wahren Dreckverschmiert, sofern sie nicht unter Atemschutz und Handschuhen verborgen waren. Die giftige Umwelt setzte vor allem der verarmten und mittellosen Unterschicht zu. Fehl- und Missgeburten waren häufig, genauso wie Erkrankungen an Lunge und Atemwegen schon im frühen Erwachsenenalter. Ein funktionierendes Sozialsystem suchte man hier vergebens, wer Glück hatte fand Arbeit am Fließband einer der Fabriken, den Werften oder sonst wo, Hauptsache weg von Straße, weg von der verpesteten Luft und weg von dem ewig währenden Straßenkrieg zwischen Ordnungskräften und Aufständischen, von denen es in einer 17 Milliarden Einwohner zählenden Stadt immer welche gab. Mal rebellierten sie gegen die politische Obrigkeit, mal gegen die vorherrschende Mittel- und Oberschicht die in sauberer Umgebung lebte, die frische, aufbereitete Luft atmen durfte. Meistens aber kämpften sie aus blindem Hass gegen alles und jeden den sie für ihr mieses Leben verantwortlich machten. Zwischen den meisten Stadtteilen, welche an und für sich tausende Quadratkilometer maßen, klafften derartige Unterschiede in Tradition und Kultur, das auch hier Konfliktpotential bestand. Kurz zusammengefasst befanden sich die Arcadii also in einem ewig währenden inoffiziellen Kriegszustand, der nur von den Unterprivilegierten wahrgenommen wurde und sonst auch niemanden Interessierte. Die Ernährung der Bevölkerung erfolgte hauptsächlich über die an den achtundsechzig Raumhäfen eintreffenden Schiffe, einen kleinen Teil bestritt man selber durch Fischfang auf den Ozeanen. Die wenigen, den einzigen Kontinent umgebenden Inselgruppen, reichten nicht ansatzweise aus um Ackerbau oder Viehzucht zu betreiben, so wurde sie zur Sperrzone und Trainingsgelände für alle Rekruten der Imperialen Armee auf Arcadium erklärt. Das Wappenzeichen der dort aufgestellten Regimenter war die Darstellung eines Haigebisses, dessen Zähne nahezu den gesamten Schulterpanzer einer der standardisierten Armaplastwesten, mit denen die Soldaten ausgerüstet waren, ausfüllten. Dies beruhte auf einer Legende, nach der Louis Gaughenbark, Freihändler, Entdecker und erster Gouverneur des Planeten Arcadium eine äußerst agressive Haifischart in dem Ozean der noch unverschmutzten Welt aussetzte, um das natürliche Gleichgewicht der einheimischen Meeresbewohner zu stören, diese somit zu dezimieren und die Gewässer schiffbar zu machen. Früher lebten dort nachweislich viele Arten von Wasserschlangen, deren Länge den Überlieferungen nach 100 Meter nur selten unterschritt, welche aber ausgestorben waren. Nun befanden sich in den Meeren nur noch unterschiedlich große Fischarten und die Nachkommen der vor tausenden Jahren ausgesetzten Haie, welche Jagd auf diese machten. Doch zu jeder Legende gehörten natürlich auch Schauergeschichten, und so erzählten sich die Fischer und Seefahrer auf ihren dampfenden und qualmenden Kähnen, wenn sie sich an Deck versammelten um je nach Tageszeit Sterne oder Sonne betrachten zu können welche auf dem Meer mit viel Glück manchmal sichtbar wurden, dass die Meeresschlangen in die Tiefen der Meere geflohen waren und dort lauerten. Warteten. Natürlich Unsinn. Manche behaupteten auch die Schlangen hätten sich mit den Haien gepaart oder auf sonst irgendwelche abwegigen Arten eine Vereinigung erzielt, und während sie hier seelenruhig auf dem Meer dahinschipperten, entstand weit unter ihren Füßen etwas grauenhaftes, widernatürliches. Nichts als Seemannsgarn.[/FONT]

[FONT=&quot]Julian lag mit den anderen Überlebenden zusammengepfercht in der Koje eines Frachters. Am Bug prangte wie eine Gallionsfigur der Adler des ach so großartigen Imperiums, obwohl das durch die Wellen pflügende Schiff das ihn trug nur wenig bis gar nichts von Großartigkeit erkennen ließ. Die Luft war abgestanden, an den zugeschweißten beschlagenen Bullaugen kondensierte die Atemluft und Wasser tropfte von der Decke auf die völlig erschöpften Schlafenden hinab. Julian hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Er dachte darüber nach was er zurücklassen musste. Nein, das war falsch. Darüber ob er überhaupt etwas zurückgelassen hatte. Er hatte im Gegensatz zu vielen anderen keine Kinder, nur eine Missgeburt mit eingedelltem Schädel, die kaum dass sie laufen konnte von Zuhause abhaute. Um ehrlich zu sein war Julian froh darüber. Seine einstige Frau hatte nach der Geburt in einer der Fabriken Arbeit gefunden. Da Angehörige der Unterschicht nicht in Läden einkaufen durften, tat sie das wie all ihr Gleichgesinnten nicht um Geld zu verdienen, sondern um frische Luft atmen zu können und natürlich in der Hoffnung, dass jemand aus einer gehobenen Schicht auf einen aufmerksam wurde und sie aus dem Albtraum der Armut befreite. Was zu ihrem Glück auch Eintraf. Julian vergönnte es ihr. Eltern hatte er keine mehr, seine Mutter war vor 7 Jahren wie er jetzt Zwangsrekrutiert worden. Sein Vater war ein Jahr später auf offener Straße erstickt.[/FONT]
[FONT=&quot]Julian schlug sich wie jeder andere auf der Straße durch. Er stahl und fraß was er fand, arbeiten wollte er nicht, konnte sich eh nichts von dem Geld kaufen das er verdient hätte. Er lungerte herum. Bis heute. Bis er eingezogen wurde. Er sah doch irgendwie schneidig aus in der Uniform, die man ihm angezogen hatte. Er hatte nur wenig Zeit sie zu begutachten, doch der kurze Moment, in dem er sich bei der Einkleidung in einem Spiegel gesehen hatte reichte aus, um einen Funken von Stolz und Eitelkeit in seiner Brust zu entfachen. Natürlich schalt er sich selbst für seine Närretei, wurde ihm dieser Anzug doch aufgezwungen, sollte er doch bluten und sterben für die, die ihn nun gefangen hielten. Doch war dies so viel schlechter als seine Zeit weiterhin auf den Straßen Arcadiums zu verbringen? Julian sah sich wie er seine Armaplastweste anlegen, wie er ein Lasergewehr tragen würde, genauso wie es die Soldaten auf den Paraden durch sein Viertel getan hatten. Er stellte sich vor wie er eines der Raumschiffe betrat und zu fernen Welten reiste und das Fremde kennen lernen würde. Die Ausbildung stand Julian noch bevor, die meisten die mit ihm gemustert wurden waren jetzt schon tot und er hatte keine Ahnung davon was ihm bevorstand. Und dennoch schlief Julian in dieser Nacht mit einem Lächeln auf den Lippen ein.[/FONT]
 
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Ein markerschütterndes Donnern riss Elias aus dem Schlaf. Träge hob er den Kopf von der Tischplatte und blickte mit blutunterlaufenen Augen in das vor Wut verzerrte Gesicht des Abteilungsleiters. "Sie schlafen während der Arbeitszeit, Eli?!" schrie er den ausgezehrten Arbeiter an. Mit dem Brüllen erreichte Elias eine feine Wolke aus Speicheltropfen. "Sie verstoßen gegen die Manufactoriatsbestimmung! Sie haben stets nüchtern und ausgeruht am Arbeitsplatz zu erscheinen, dessen sind Sie sich hoffentlich bewusst?" Elias wurde schwindlig, der Vorsteher verschwamm vor seinen Augen zu einem dunklen Umriss in den Farben der Werksuniform vor dem tristen, grauen Hintergrund der Halle. "Gehen Sie mir aus den Augen, Mann! Sie haben exakt 3 Minuten um auf die Beine zu kommen, dann will ich sie hier malochen sehen, ist das klar?" Eli stemmte sich auf seine wackeligen Beine und atmete tief die ein, während sich der Abteilungsleiter mit einem feindseligen Knurren von ihm abwandte. "Ok…" murmelte er und versuchte mit möglichst sicherem Schritt die Toiletten zu erreichen, was ihm nur unter Problemen gelang. Dort angekommen erbrach sich in das erstbeste Waschbecken.


Als Elias in der vergangenen Nacht neben seiner Frau mit einem gellenden Schrei erwachte, war er sich sicher die vermummte Gestalt aus seinem Traum neben seinem Bett stehen gesehen zu haben. Wie durch ein Wunder wurde Sarah nicht wach, sondern wälzte sich nur seufzend zur Seite, doch für Elias war an Schlaf nun nicht mehr zu denken. Er suchte so leise wie möglich das gesamte Appartement ab, er schaute sogar unter dem Bett nach, was er zuletzt als kleiner Junge getan hatte. Erst als er sich absolut sicher war das niemand sonst hier war, zog er sich seinen Mantel über und machte sich auf den Weg.
Seine Schritte führten ihn weg von den besseren Wohngegenden, hinein in die Armenviertel der Makropole. Die geschwärzten Wände schienen sich nicht voneinander zu unterscheiden, Kilometer über Kilometer trennten ihn von seinem Heim, doch wie von einer unsichtbaren Hand geführt war sich Eli seines Weges sicher, bis er sich dem Abgrund der von glimmendem Feuer erleuchteten Halde näherte. Er wusste dass er sich an der richtigen Stelle befand, er erkannte die Details wieder, die Mauer hinter der er sich in seinem Traum verborgen hatte, der Blickwinkel auf die Schlacke befördernden Schaufelräder war der selbe. Sogar die vorbei fliegenden Funken kamen ihm vertraut vor. Langsam ging er auf den Abgrund zu. Selbst wenn er sich dazu entschieden hätte umzudrehen, das vor ihm liegende Geheimnis nicht zu lüften, nichts Unvorhersehbares in sein Leben eindringen zu lassen, selbst dann hätte er es nicht gekonnt. Seine Beine bewegten sich von alleine, die Augen unverrückbar auf den Punkt gerichtet, an dem die Gestalt in dem Mantel gestanden hatte. Doch es war nichts zu sehen. Elias fragte sich, ob es vielleicht doch nicht die richtige Stelle war ging erst hundert Schritte in die eine, dann zweihundert Schritte in die andere Richtung, kam wieder zurück, sah sich nochmal um. Doch da war nichts. Eine Welle der Verzweiflung schwappte über ihn hinweg, er fühlte sich verloren, hilflos, wobei er doch eigentlich froh sein sollte, dass sein Traum wohl doch nur ein Traum, der Mann an seinem Bett Einbildung gewesen war. Doch die innere Unruhe die Elias erfasst hatte ließ nicht ab von ihm, er fühlte sich beobachtet, bei jedem seiner Schritte, als folgten ihm die Blicke von hunderten und aberhunderten Augen. Oft drehte er sich ruckartig um weil er dachte jemand hätte ihm ins Ohr geflüstert. Doch da war niemand. Die Worte waren unverständlich, Unheil schwang in ihnen mit. Die Betonung der einzelnen Silben klang fremdartig, beinahe unwirklich, die Worte drangen in Elias Hirn und verursachten einen seltsamen Schmerz hinter seinen Schläfen. Schließlich fiel er auf die Knie, warf seinen Kopf in den Nacken, sah nach oben und erblickte das erste Mal in seinem Leben unter dem gigantischen, schwarzen Vorhang aus Ruß und Qualm der über der Stadt lag, den Himmel. Als ob eine unsichtbare Hand den giftigen Dunst genau für diesen Augenblick hinweggefegt hätte. Und dort oben sah er ihn. Den Stern. Das Auge. Das gelbe Auge. Die rote Pupille, die gierig auf Elias herabblickte. Eine Perversion von einem Himmelskörper, schmutzig und unrein schien sie die Seele des armen Menschen durch ihre bloße Betrachtung zu besudeln. Die Situation war so irreal
. So schrecklich falsch. "Was willst du von mir!?" schrie Eli dem Himmel jenseits der Rußschicht entgegen. Und als wäre dies ein Stichwort für die Dunstglocke gewesen, als hätte sie hiermit beschlossen, dass Eli genug gesehen hatte, zog sie sich wieder zusammen und er war wieder unter der sonst immerwährenden, schwarzen Decke gefangen. Eine Weile blieb er noch schweigend liegen, die Hände schützend über den Kopf gelegt, bis er sich schließlich aufraffte und rannte. Die sich drehenden Schaufelräder warfen unheimliche Schatten auf die Wände der leerstehenden Wohnkomplexe, und selbst die Schwärze deren verrußter Fassaden schien die absolute Dunkelheit dieser Schemen nicht negieren zu können. Elias hätte schwören können, dass die Schatten der Maschinen nach ihm greifen und in die Tiefen der Halde zu zerren versuchten, wo er elendig verbrennen sollte.
 
[FONT=&quot]und weiter gehts...
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[FONT=&quot]Bruder Hadrian von den Grey Knights wartete im Hangar. Seine Aegisrüstung war, sollte dies überhaupt möglich sein, noch gepflegter und glänzender als sonst, den Helm hatte er abgenommen und zwischen Armbeuge und Rumpfpanzer eingeklemmt.[/FONT]
[FONT=&quot]Das Gesicht verriet keine Gefühlsregung, der Blick war grimmig nach vorne gerichtet. Seine blonden Haare hatte er sich zu einer Glatze geschoren, so dass der Blick auf eine Tätowierung über seine rechte Kopfhälfte frei wurde, die Hadrian zu einer anderen Zeit auf einer anderen Welt gestochen bekam. Das Wissen über die Bedeutung der verschnörkelten und ineinander gewundenen Linien wurde ihm genommen, so wie jede andere Erinnerung an sein Leben bevor er auf Titan eintraf. [/FONT]
[FONT=&quot]Und so wartete er den Befehl zum Abflug ab. Er würde Titan verlassen, so wie es jedem zum Ritter geschlagenen Rekruten vorherbestimmt war, doch mit dem Unterschied, dass er dies nicht als Teil eines Kampfverbandes tun würde. Hadrian musste alleine gehen. Er wurde in keine der Bruderschaften aufgenommen. Ihm wurde keine taktische Cybotrüstung anvertraut, das Rüstzeug des Terminators. Solche Ausrüstung war zu wertvoll für einen Krieger dessen Schicksal nicht durch das Tarot bestimmt werden konnte. Schnell erhielt Hadrian unter seinen Kameraden den inoffiziellen Beinamen Doppeldämon. Ein Bezeichnung die für ein Mitglied des geheiligten Orden der Grey Knights mehr als nur eine Beleidung war, da jeder Anwärter durch die Jahrzehnte währende Ausbildung und Reinigung von Körper und Geist gegen die schädlichen Einflüsse des Erzfeindes immunisiert und indoktriniert wurde. Ihm wurde ein unwürdiges Schicksal ausgelegt, da das unfehlbare Tarot durch den Einfluss von Hadrians Schicksal keine Deutung möglich machte. Zwei Dämonen in einem Kartenset konnte es nicht geben. Das Tarot wurde dreimal durch die obersten Scriptoren des Ordens auf Integrität und Reinheit überprüft, und diese Eigenschaften konnten zweifelsfrei nachgewiesen werden. Nichts destotrotz wurden die beiden Karten, durch die das Unglück für Hadrian seinen Lauf nahm, aus dem Set entnommen und dem Grey Knight ausgehändigt.[/FONT]
[FONT=&quot]Ein raumfähiges Transportflugzeug wartete darauf, Hadrian in Empfang nehmen zu können. Eine Abordnung von Gardisten der Inquisition, Männer des Ordo Malleus, der Dämonenjäger, standen Spalier vor der Schleuse des Vehikels.[/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian ging in habt Acht Stellung, als der Hangar von niemand geringerem als Kaldor Draigo und dessen Gefolge betreten wurde, dem amtierenden Großmeister des Ordens der Grey Knights. Ihm wurde bereits die Ehre zu Teil, hunderte und aberhunderte von Schlachten gegen den Erzfeind und jeden weiteren Feind der Menschheit erlebt und überlebt zu haben. Seine Geschichte füllte ganze Bibliotheken auf Titan, jeder seiner Brüder weiß um die Herrlichkeit des Meisters.[/FONT]
[FONT=&quot]Draigo baute sich vor dem jungen Hadrian auf und blickte ihn aus tiefen, intelligenten Augen an. Das Erscheinen des obersten Grey Knights überraschte Hadrian. Selten ließ er sich bei einer formellen Angelegenheit wie dieser hier Blicken, stattdessen hatte Hadrian damit gerechnet von einem Seneschall oder maximal einem Bruder-Captain ins Exil geschickt zu werden.[/FONT]
[FONT=&quot]„Wer bist du?“ fragte Draigo Kaldor, mit leiser Stimme, fast flüsternd, doch die Worte waren trotz des nicht unerheblichen Maschinenlärms im Hangar gut zu verstehen.[/FONT]
[FONT=&quot]„Ich bin Bruder Hadrian von Grey Knights, mein Herr!“ antwortete ihm Hadrian und versuchte dabei noch etwas strammer zu stehen.[/FONT]
[FONT=&quot]„So ist es. Ein Bruder unseres Ordens. Noch nicht einmal jeder milliardenste Mensch in dieser Galaxie ist dazu in der Lage diese Ausbildung zu überstehen. Doch du hast sie gemeistert. Warum denkst du also schicken wir dich trotzdem auf diese Odysee?[/FONT]
[FONT=&quot]„Weil das Tarot mich verstoßen hat, Herr.“[/FONT]
[FONT=&quot]„Das Tarot hat uns die Augen geöffnet Hadrian. Es soll eben die Aufgabe erfüllen, die es auch bei dir richtig gemacht hat. Deine Ausbildung kostete mehr als ein ganzer Schlachtkreuzer, die Rüstung die du trägst hat für die Menschheit mehr an Wert als die Seelen einer ganzen Welt. Uns wurde gezeigt dass du zwar würdig bist das Psischwert zu tragen, das dir verliehen wurde, deine Zukunft aber trotzdem eine Gefahr für den Orden darstellt. Der Imperator spricht zu uns durch die Karten, Hadrian, das weißt du. Denkst du dass der Imperator uns belügt?“[/FONT]
[FONT=&quot] „Natürlich nicht Herr!“[/FONT]
[FONT=&quot]Allein schon bei dem Gedanken stockte Hadrian der Atem.[/FONT]
[FONT=&quot]„Natürlich nicht. Und deshalb wirst du gehen. Kläre dein Schicksal. Finde heraus warum unser Gott dich hier nicht will, und warum er dir den Doppeldämon sandte. Und tu was getan werden muss um dies zu ändern.“ Draigo Kaldor wandte sich ab ohne eine Antwort abzuwarten. Über die Schulter rief er Hadrian zu: „Komm zurück als Held, Bruder, oder stirb in der Finsternis!“[/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian wandte sich seinerseits um, schritt die Gasse aus Gardisten zum Flugzeug hinab. Er war Ausgebildet um zu töten und zu sterben. Er hatte keine Angst. Er würde wiederkehren und seinen rechtmäßigen Platz an der Seite seiner Kameraden einnehmen. Die Gardisten salutierten vor Hadrian, als er die beiden langen Reihen hinabschritt. In dem blanken Boden der Halle spiegelten sich Hadrians Umrisse, so gigantisch wie ein Fels im Vergleich zu denen der Soldaten. Langsam holte er den Helm unter der Armbeuge hervor und zog ihn sich über den Kopf, bis sich die Atmosphäre undurchlässigen Dichtungen mit einem hydraulischen Zischen verriegelten. Hadrian dachte über das Gespräch mit Draigo Kaldor nach. Alle wichtigen Tatsachen wurden ihm bereits zuvor klar gemacht. Das was ihn wirklich wunderte war, das sein neuer Spitzname nun offensichtlich schon bis in die Chefetage vorgedrungen war. [/FONT]
[FONT=&quot]„Es ist egal wo man sich befindet, solch ein Unsinn verbreitetet sich wohl überall wie ein Lauffeuer“ [/FONT][FONT=&quot]dachte Hadrian mit einem schiefen Lächeln bei sich, als er von den Schatten der offen stehenden Schleuse des Thunderhawk verschlungen wurde.[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian beobachtet durch ein Sichtfenster den Abflug ihres kleinen Raumschiffes. Titan wölbte sich nun zu seinen Füßen wie eine eisige Kristallkugel. Keiner der Soldaten war mit dem Grey Knight gestartet, sie wurden wohl gesondert von dem Mond transportiert. Ein gewöhnlicher Mensch würde in diesem Moment irgendetwas fühlen. Vielleicht Trauer darüber, eine langjährige Heimat zurück zu lassen. Vielleicht auch Erleichterung, da diese Heimat ja zugleich auch ein Gefängnis war, aus dem er nun befreit wurde. Doch Hadrian fühlte nichts. Keine Freude, keine Trauer, keine Angst können einen Grey Knight von seiner ewigen Wachsamkeit und Konzentration ablenken. Jeder von ihnen hatte Kräfte in sich, von denen andere Menschen, ja sogar Space Marines, die Elitekrieger des Imperiums, nur träumen können. Doch diese immense Macht birgt auch Wagnisse. Ist der Geist das Kriegers nicht stark genug, fehlt ihm auch nur in einem kurzen Augenblick der Glaube, wird er von dieser Macht in Stücke gerissen oder schlimmeres. Grey Knights werden ihr Leben lang darauf trainiert, diese Kräfte in sich wohnen zu lassen und entfesseln zu können, ohne jemals dabei die Konzentration zu verlieren, noch keiner von ihnen wurde verrückt, wenn er in den Warp blickte, noch keiner wurde korrumpiert oder assimiliert, von den widerwärtigen Kreaturen des Warp geknechtet, keiner. Eine menschliche Seele ist ein Festmahl für diese Dämonen, doch die Seelen Hadrians und dessen Brüder waren schier ungenießbar, so durchtränkt waren sie von der heiligen Macht ihres Gottes, ihres Imperators, der lebende Leichnam der auf Terra residiert und so das Gefüge des Imperiums am Leben erhält.[/FONT]
[FONT=&quot]„Ein ganz netter Anblick, nicht wahr?“[/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian fuhr herum wie der Blitz, das Schwert halb aus der Scheide gezogen. Er wusste nicht mehr wann er sich zuletzt so erschrocken hatte. Genaugenommen fiel ihm nicht einmal mehr ein ob er sich überhaupt schon mal erschrocken hatte. Wenn dann wohl nur zu Beginn seiner Umwandlung zum perfekten Krieger.[/FONT]
[FONT=&quot]Die Person die zu Hadrian gesprochen hatte brach in schallendes Gelächter aus.[/FONT]
[FONT=&quot]„Entschuldigen sie bitte, aber ich liebe es wenn einer von euch das tut.“ brachte er glucksend und um Atem ringend hervor, während er sich auf einem der Sitzplätze windete.[/FONT]
[FONT=&quot]Der Mann war vor wenigen Augenblicken noch nicht hier gewesen, da war sich Hadrian sicher. Verdammt sicher.[/FONT]
[FONT=&quot]„Wer sind Sie und was wollen Sie?“ fragte Hadrian den komischen Kauz, die Hand lag immer noch auf dem halb gezogenen Psischwert. [/FONT]
[FONT=&quot]„Was ich will hängt ganz von Ihnen ab. Wer ich bin liegt jedoch wohl auf der Hand mein lieber Grey Grünschnabel. Aber da Sie scheinbar tatsächlich keine Informationen zu meiner Person erhalten haben werde ich mich kurz vorstellen.“ Der Mann sprang geschmeidig auf und landete behände auf dem stählernen Boden. Er breitete die Arme aus und verbeugte sich filigran.[/FONT]
[FONT=&quot]„Sie gestatten? Inquisitor Robus Kristiano Veit, sie werden mit meinem Schiff reisen.“[/FONT]
[FONT=&quot]Das war also ein Inquisitor des Ordo Malleus? Ein Dämonenjäger? Der Mann wirkte eher wie der Hauptdarsteller in einem satirischen Theaterstück.[/FONT]
[FONT=&quot]„Es wäre übrigens sehr höflich von Ihnen wenn Sie den Helm abnehmen könnten, weder hier noch auf meinem Schiff drohen Ihnen irgendwelche Gefahren darauf haben sie mein Wort.“ Inquisitor Robus bemühte sich einen betont ernsten Gesichtsausruck an den Tag zu legen, doch Gelang ihm dies nicht allzu gut, weshalb er sofort wieder in sein glucksendes, lächerliches Gehabe zurückverfiel. [/FONT]
[FONT=&quot]„Ich traue Ihnen genauso wenig wie der Brut die unsere Orden jagen. Wie konnten Sie sich vor mir verbergen?“[/FONT]
[FONT=&quot]„Berufsgeheimnis mein Lieber. Ein Magier verrät niemals seine Tricks, das brauche ihn ihnen doch wohl nicht zu erzählen. Sie und ihre Brüder haben wirklich eine stark ausgeprägte Paranoia, das ist Ihnen bewusst? Aber wir reden und reden nur über Nichtigkeiten, sie waren gerade dabei meinen schönen Kreuzer zu bestaunen und dabei wollte ich sie nun wirklich nicht stören. Ein Prachtstück, habe ich nicht Recht?“[/FONT]
[FONT=&quot]„Ihr Raumschiff ist noch nicht in Sicht, Inquisitor. Bestaunt habe ich allenfalls die immensen Abwehranlagen des geheiligten Titan.“[/FONT]
[FONT=&quot]Robus schritt neben Hadrian an das Fenster und sie blickten hinaus.[/FONT]
[FONT=&quot]„Aber Herr Grey Knight, was reden Sie denn? Da ist doch mein Schiff, sehen sie es nicht?“[/FONT]
[FONT=&quot]Hadrian war drauf und dran diesen Kerl der sich Inquisitor nennt nun vollständig für verrückt zu erklären. Wie konnte er sich nur anmaßen… und dann sah er es.[/FONT]
[FONT=&quot]Der Kreuzer des Inquisitors war nicht etwa sehr weit entfernt, sodass er es nicht bemerkt hätte. Es hatte sich auch nicht außerhalb des Sichtfelds dieses Fensters befunden, wie er zunächst vermutet hätte. Es war schon die ganze Zeit da. Pechschwarz. Vom Bug bis zu den ruhenden Warpantrieben mit derart finsterer Farbe bedeckt das man seine Umrisse nur dadurch erahnen konnte dass sie die dahinter liegenden Sterne verdeckten. Ein finsteres Gebilde in einem ebenso finsteren Universum.[/FONT]
 
[FONT=&quot]Noch ein Teil 🙂[/FONT]
[FONT=&quot]ich flechte hier einen Charakter ein den ich bereits in einer Kurzgeschichte verwendet habe. Stört doch keinen? 😉
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[FONT=&quot]Er spürte die sengende Hitze auf seiner Haut. Er spürte den Staub, der sich wie ein Parasit in seine Atemwege gedrängt hatte und ihn keuchen ließ. Die Sonne brannte herab, unbarmherzig und grell, jedoch war sie inmitten des strahlend weißen Himmels kaum zu erkennen.[/FONT]
[FONT=&quot]Rhjens Gesicht war Blutüberströmt. Blut, das aus seinen eigenen Wunden troff und sich weigerte zu gerinnen. Er kniete inmitten von Gedärmen und zerstörten Körpern, seine ohnehin zum größten Teil rote Rüstung war nun gänzlich einfarbig und klebte. Das Schwert lag neben ihm, der Motor war ausgefallen und zwischen seinen Zähnen klebten zerrissene Kleidung und Fetzen von menschlicher Haut.[/FONT]
[FONT=&quot]Rhjen erbrach Blut in die wüste Landschaft, lachte jedoch sogleich vor Verachtung über sein eigenes erbärmliches Schicksal. Er konnte wieder klar denken. Endlich.[/FONT]
[FONT=&quot]Rhjen, ein treuer Diener von Khorne, dem Gott der Krieges, verbrachte sein Leben in einem ständigen Zustand geistiger Umnachtung. Ein roter Schleier umgab ihn und er konnte sich an nichts davon erinnern was ihm im alltäglichen Leben wiederfuhr. Nur in den Momenten des Tötens wich dieser Schleier von seinen Augen und er erkannte die vor ihm liegende Aufgabe. Seine Hand griff nach dem Kettenschwert und er begann zu richten. Doch der Feind war stets schnell besiegt, voller Furcht vor der drohenden Verschleierung seines Geistes richtete Rhjen sich oft gegen seine Verbündeten, um sie im Namen des Herrn des Blutvergießens zu opfern. Doch irgendwann war niemand mehr da. Und er fiel zurück in die Umnachtung, wandelte wie ein Toter unter Lebenden, schnatterte irres Zeug vor sich hin und sabberte auf die stählernen Böden der Schiffe, die ihn von Planet zu Planet beförderten, von seinem Herrn gehalten wie ein Tier. Seine Fähigkeiten machten ihn Wertvoll, doch die Seele in dem Krieger war ein ausgebranntes Wrack.[/FONT]
[FONT=&quot]Nun war er hier. Sein letzter Kampf, eindeutig. Die Eingeweide waren angeschwollen und quollen zwischen den aufgeplatzten Rüstungsteilen hervor. Eine Klinge, triefend vor Gift, hatte ihren Weg gefunden. Derjenige der sie führte lag nun im Umkreis von 100 Fuß verteilt um Rhjen. Er hatte ihn hochgehoben und mit bloßen Händen zerfetzt, in Stücke gerissen und den Boden mit seinem Blut getränkt. Bevor das Gift zu wirken begann. Ein Space Marine konnte viele Wunden überleben, doch irgendwann hatte auch ein solcher seine Grenzen erreicht.[/FONT]
[FONT=&quot]"Lord Khorne, ich biete dir dieses bescheidene Opfer an" flüsterte Rhjen in sich hinein. Er suchte die nähere Umgebung nach einer intakten Waffe ab, konnte aber nichts besseres als ein Stück Felsen finden. Er nahm den Stein in seine gepanzerten Hände und schlug ihn mit dem Schrei "SCHÄDEL FÜR DEN SCHÄDELTHRON" begleitet von einem dumpfen Krachen gegen seinen nackten Kopf. Der Marine fiel mit dem Rücken auf die trockene Erde, doch er war nicht tot. Seufzend öffnete er wieder die Augen und sah mit verschwommenem Blick zum Himmel hinauf.[/FONT]
 
So, ich habe mich nunauf aktuellen Stand gebracht. Von all deinen Handlungssträngen interessiert mich der des Hadrian am meisten. Der Inquisitor wirkt zwar übermäßig karikiert, ist aber dennoch eine nette Auflockerung der Atmosphäre. Eröffnet der Berserker einen vierten Handlungsstrang? Denn bei Julian und Elias könnte ich mir eine Zusammenführeng der Handlung vorstellen, bei Hadrian auch, aber wie passt denn der Berserker ins Bild?

Neben Stargazer die beste 40K Geschichte, die ich seit langem gelesen habe.
 
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Danke für das Lob 🙂

Ich hoffe die Anzahl der Handlungsstränge macht das ganze nicht allzu unübersichtlich, vor allem da noch einer hinzukommen wird.

Wie genau sich der Berserker in die Handlung einflechten wird werde ich jetzt natürlich noch nicht verraten 😉 aber die Handlungen führen auf alle fälle zusammen.

Der Inquisitor ist bewusst anders als die anderen von denen man sonst hört. Wär ja sonst langweilig und ausserdem berechenbar wie er sich im Laufe der Erzählung verhalten wird.
Abgesehen davon finde ich es seltsam das Inquisitoren, die eine Art Narrenfreiheit im Imperium besitzen, alle die gleichen Charaktereigenschaften haben sollen.

Wieder einmal danke fürs lesen, es ist schön hin und wieder resonanz zu bekommen :eagle:
 
Nach langer Pause ein weiterer Teil, ich hoffe das sich noch ein paar Leser finden lassen! ^_^
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Mit einem Gewehr in den Händen lag Julian im Busch. Seine Kompanie hatte das Archipel südlich von Arcadia vor über drei Wochen erreicht, und die Ausbilder hatten offensichtlich einen strengen Zeitplan einzuhalten. Jeder Tag begann, vor dem was man als Arcadier am ehesten als Morgengrauen beschreiben würde, mit einer Messe zur Ehre des Imperators der Menschheit, die von einem uralten Hassprediger und zwei Kommissaren geleitet und überwacht wurde. Als Verpflegung diente zu jeder Tages- und Nachtzeit ein vermutlich nahrhafter Nährschleim, nur die Beilage variierte unregelmäßig. Begonnen hatten sie mit Trockenfleisch, das ihr Schiff an Bord hatte. Danach folgten für ein paar Tage trockenes Brot, dessen Ingredienzen wohl kaum von Arcadia stammten, bis schließlich nur noch der Nährschleim zur Verfügung stand. Seit kurzem erst bereicherten Julian und seine Kameraden ihren Speiseplan durch das Fleisch halbintelligenter Reptilien, die augenscheinlich sowohl zu Wasser als auch an Land in Großfamilien oder Clanartigen Ansammlungen lebten. Diese Tiere waren oft im Dickicht des Urwalds auf den Inseln anzutreffen und sie waren scheinbar klug genug, um mit durch scharfkantige Steine angespitze Äste und Bambusrohre Jagd auf kleinere Lebensformen zu betreiben.
Die Tage waren lang und die Nächte kurz, die Männer und Frauen wurden gedrillt bis zum Rande der Erschöpfung und darüber hinaus. Gewehr zerlegen, Gewehr zusammensetzen, laden, klick. Zerlegen, zusammensetzen, klick. Wieder. Und wieder. Das Gebrüll der Sergeants bohrte sich in Julians Gehörgang, Schläge und Tritte setzten ihm zu. Doch er hatte nicht den Eindruck, dass ihn diese Behandlung zu schaffen machen würde. Im Gegenteil, er wurde nicht gebrochen, er erstarkte daran. Ihm wurde bewusst dass er jeden der verdammten Schreihälse mit einem Stich seines Bajonetts schwer verletzen oder gar töten konnte. Vom ersten Laserschuss an sah er sein Gewehr auch nicht mehr als ein Mittel ihn zu quälen an, sondern als Werkzeug, oder gar als Geschenk. Er wurde gezwungen der Armee beizutreten, doch nun war er froh über diesen Umstand. Er fieberte dem Moment entgegen, in dem er zum ersten Mal Schulter an Schulter mit seinen Kameraden gegen den Feind stürmen durfte. Nicht für den Imperator. Nicht für seine Vorgesetzten oder die Kommissare. Nur für ihn selber und die Macht die er dabei empfinden würde.
Mit diesen Gedanken lag er im Dickicht und spähte in die Dunkelheit, sein Gewehr im Anschlag, geladen mit einem Magazin das reine Energie in sich speicherte.
Sein Atem ging ruhig, die Muskeln warteten angespannt auf den Angriffsbefehl. Das Gehör, in der Dunkelheit der Nacht gesteigert bis zum Maximum, hörte hin und wieder das leise Atmen seines Nebenmannes, einen kleinen Zweig der unter schweren Stiefeln knickte oder das rascheln von Blättern.
„Vorrücken“ wurde durch die Reihen geflüstert, und Julian setzte sich in Bewegung. Das Rascheln und Knacken wurde nun erheblich lauter, als sich knapp zweihundert Männer und Frauen ihren Weg durch das Unterholz bahnten. Hin und wieder stieß einer gegen einen Stamm, was meist von einem leisen Fluch begleitet war. Sie legten etwa fünfhundert Meter in der Dunkelheit zurück, nicht viel weiter sehend als bis zur eigenen Nasenspitze, bis sie plötzlich Fackelschein zwischen den Bäumen erblickten. Ein Ruf schallte durch die Nacht.
„ANGRIFF!“ Die Soldaten begannen zu rennen und zu brüllen, mit einem Tosen brachen sie aus dem Wald hervor und eröffneten das Feuer. An Pfählen gebundene Strohpuppen fingen sofort an zu brennen und die Flammen erhellten die Nacht, während die Funken empor stiegen, um hoch oben in der tiefschwarzen Nacht ein dunkelrotes Firmament zu bilden.
 
Danke fürs lesen, freut mich sehr Leute! Dann kommt eben hier mal ein etwas längerer Teil 🙄
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Elias sah sich in dem Spiegel. Seine Haut war Leichenblass, die Augen gerötet und von den Schläfen und den Hals aus bildeten blaue Adern ein feines Geflecht über das Gesicht. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn der ihm in Tropfen über das Gesicht lief. "Oh Gott, was ist nur los mit mir?" Kaum hatte Eli diese Worte vor sich hin gemurmelt, kündigte ein tiefes Rülpsen und Rumoren im Magen einen erneuten Schwall an Erbrochenem an. Von Krämpfen geschüttelt spuckte er in mehreren Intervallen riesige, grün-braune Schleimbrocken in das Becken, die Augenblicklich den Abfluss verstopften. Elias atmete schwer. Der Brechreiz schwelte noch in ihm als sich die widerliche Masse in dem Waschbecken vor ihm zu bewegen begann. Die Oberfläche des Schleims bebte und krümmte sich, fiel an mehreren Stellen zusammen, bis darin schließlich die Umrisse eines Gesichts zum Vorschein kamen.
Entsetzt machte Elias einen Satz zurück, und prallte mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Mit weit aufgerissenen Augen sackte er zusammen, kauerte sich auf den Boden um den Anblick des sich räkelnden Schleimes nicht mehr ertragen zu müssen. Er zitterte am gesamten Leib, hyperventiliere und kalter Schweiß perlte von der Stirn herab. Eli warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen, und versuchte sich zu einer kontrollierten Atmung zu zwingen. Einige Momente verstrichen. Schließlich begann er, wie es ihm einst sein Vater gesagt hatte, laut bis zehn zu zählen, um sich zu beruhigen.

"Eins". Sein Herz hämmerte weiterhin in seinem Brustkorb, wie ein Geisteskranker in seiner Zelle, der versucht sich den Kopf an der gummierten Wand einzuschlagen. "Zwei". Seine Hände, zu Fäusten geballt, lockerten ihren Griff, und wischten den Angstschweiß von der Stirn. Sie fühlte sich kalt an, so eisig kalt. "Drei". Die Hände wanderten zu den schlotternden Knien, hielten sie fest, was Eli etwas Stabilität zurückgab. Nun stand er vornübergebeugt, nur mit einem Arm stütze er sich noch an die Wand. "Vier" Er sammelte Speichel in seinem Mund und spuckte aus. Der grüne Batzen auf dem Boden war größer als er sich im Mund angefühlt hatte. "Fünf". Sein Herzschlag begann sich zu beruhigen, der Wahnsinnige schien begriffen zu haben dass die Wand nicht hart genug war. "Sechs" Eli atmete tief durch. Er füllte seine Lunge komplett mit Luft, und lies sie langsam wieder entweichen, dabei richtete er sich vollends auf und stieß sich von der Wand ab. Er konnte alleine stehen. "Sieb...".
"Vater?" tönte es aus dem Waschbecken und Elias Herz erstarrte. Eine kleine, grünbraune Hand reckte sich in die Höhe. "Vater. Bitte hilf mir!" Zwei schwarze Löcher blickten ihn über den Rand des Waschbeckens an, umrandet von den Konturen des Kopfes eines Säuglings. Das Kind schluchzte und schniefte, während es sich aus dem Becken hievte und über den Beckenrand glitt. Eli konnte sich nicht bewegen, wagte nicht zu atmen, im ganzen Raum stank es erbärmlich. "Acht" wimmerte er vor sich hin, eine Träne kullerte seine rechte Wange hinab. "Sie hat mich getötet, Vater! Du weißt es, du hast es gesehen!" "Es... es war nur ein Traum!“ Elias schnappte nach Luft „Ein Traum, das ist alles nie passiert!". Das Baby war nun über den Beckenrand geglitten und klatschte mit einem unappetitlichen Geräusch auf den Boden. "Du kannst mich retten Vater! Hilf mir! Hilf mir, bitte!" Das Wesen kroch auf Elias zu und hinterließ eine Spur aus Schlick und Schlamm. "Neun". Kam Elias leise über die Lippen. Er bückte sich und streckte seinem Kind die Hände entgegen, mit einem Mischgefühl aus Trauer und Ekel. Sofort spürte er Nässe durch sein Hemd dringen, dennoch drückte er es eng an seine Brust. Elias brach nun endgültig in Tränen aus. „Sie wird es wieder tun Vater! Noch hast du die Chance dazu!" Elias stand auf und legte das Kind zurück in das Waschbecken, wo es schnell in den Abfluss rann. Zuletzt sah er noch den hübschen Kopf des Babys, der sich, bevor er abgesaugt wurde, noch einmal zu grotesker Größe aufgeblähte. Beim öffnen der Tür flüstere er zu sich selbst: "Und Zehn".

Das grelle Licht der Neonröhren traf Elias wie ein Schlag ins Gesicht und ließ ihn zischend Luft zwischen den Zähnen einsaugen. Als sich seine Augen an die geänderten Lichtverhältnisse gewohnt hatten, bemerkt der dass er von dutzenden Augen angestarrt wurde. Das klackern einer Vielzahl von Fingern, das zu vorerst den Raum erfüllt hatte war nun verstummt. „War…“ Elias erschrak vor seiner eigenen Stimme. Sie war dunkler als sonst. Kratziger. „Warum starrt ihr mich an?“ Einige der Angestellten begannen schockiert zu tuscheln. Elias schritt langsam an den Schreibtischen entlang und die Blicke folgten ihm. „Was starrt ihr so?“ schrie er. Seine veränderte Stimme verlieh ihm einen bedrohlichen Unterton, und seine Kollegen zuckten zusammen. „Gehen sie einfach!“ brachte ein Frau unter Tränen hervor. Sie alle standen da wie zu Salzsäulen erstarrt.
Elias ertrug ihre Blicke nicht mehr und floh.

In der Bar herrschte gedämpftes Licht, Schwaden von Zigarettenqualm wallten zwischen Tresen und Tischen. Sie alle stammten aus den Sargnägeln einer einzelnen Person, die sich bereits seit Stunden mit einem der Spielautomaten beschäftigte. Die bunten, blinkenden Leuchtdioden erhellten das Gesicht des Mannes von verschiedenen Seiten jedes Mal aufs Neue, wenn er einen weiteren Arc buchte oder einen Gewinn erzielte. Sie zeigten einen vom Leben enttäuschten Menschen, der nach seinen jungen Jahren voller Ehrgeiz und großer Pläne nun seine Erfüllung in Glücksspiel, Alkohol und Tabak suchte. Ein schwarzer Ledermantel hing ihm über die Schultern, verlief über den Barhocker und strich mit dem verschmutzten Saum den Boden. Auf einem kleinen Tischchen neben dem Automaten stapelten sich Schnapsgläser. Der Barkeeper stand mit verschränkten Armen hinter seinem Tresen und wartete. Auf Gäste, auf Ablenkung, auf ein Weib, auf irgendwas. Mit einer Regelmäßigkeit die einem Uhrwerk glich murmelte es in der Bar.
„Noch ein`, Chess“
Daraufhin machte sich der Barmann an den Flaschen zu schaffen, schenkte ein und stellte den Schnaps neben den Automaten auf das kleine Tischchen, das bald um ein leeres Glas reicher sein würde.
Das unmelodische Quäken der Glücksspielmaschine schien sich durch den Qualm der Zigaretten in der schwarzen Unendlichkeit der Wände zu verlieren, als sich plötzlich einen Spalt breit Licht in den stickigen Raum ergoss, durch den sich eine Gestalt quetschte, eine dritte Person, die die Tür schnell wieder hinter sich schloss, welche die Bar von der Außenwelt abgrenzte. Der Neuankömmling benötigte einige Augenblicke um sich in der diesigen Umgebung zu orientieren, er die gesuchte Perosn ausfindig machen konnte. Der Barkeeper folgte den Schritten des Eindringlings mit den Augen. Ohne sich umzudrehen begann der Mann am Spielautomaten mit einem raunen das Gespräch.

„Was willst Du?“
„Ein Angestellter hat des Werk während der Arbeitszeiten ohne Erlaubnis verlassen, das Kollegium berichtet außerdem von höchst außergewöhnlichen Veränderungen des Täters“
„“Siehst du nicht dass ich beschäftigt bin?
Der Spielende nahm einen tiefen Zug von seiner Kippe, trank sein Glas leer und knallte es auf den Tisch. Als sei das Gespräch für ihn beendet buchte er einen weiteren Credit auf die Maschine und begann eine neue Partie.
„Ihr Einsatz ist erforderlich, die Werksleitung hat explizit um einen Vertreter ihrer Institution geben und all ihre Kameraden sind verhindert.“
„Die Werksleitung kann mich mal kreuzweise.“
„Ich muss doch sehr bitten. Ihre Aufgabe ist die Aufrechterhaltung von Disziplin und Ordnung in allen Bereichen und Angelegenheiten des Werkes.“
Ein längeres Schweigen folgte.
„Leck mich.“

„Ich werde ihre Ankunft ankündigen. Beeilen Sie sich bitte.“
Der Sicherheitsbeamte knallte die Hacken zusammen und verließ die Bar, sichtlich erleichtert dieser dunklen Höhle endlich wieder den Rücken kehren zu können.
Der Mann am Automaten seufzte. Er begann sich zu regen, hob seine Mütze zwischen Zigarettenfiltern und Glasscherben am Boden auf und stopfte sie sich in die Tasche. Mit einem gemurmelten „Du kennst meine Kontonummer, Chess...“ verließ Kommissar Emandiel Dane die versiffte Kneipe zum letzten Mal in seinem Leben.