40k Thekla IV

Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Es war einmal...der Planet Thekla IV

Am Horizont versank langsam die Sonne. Ihre letzten Strahlen tasteten die Erdoberfläche ab, während mit dem weichenden Tageslicht die unerbittliche Kälte der einbrechenden Nacht heraufzog.
Bauer Jeremiah saß auf der kleinen Bank auf der Terrasse und genoss den Feierabend. Der Tag war anstrengend und hart gewesen, genauso wie jeder andere Tag auch. Jetzt gönnte er sich zur Entspannung ein kleines Nickerchen in der angenehmen Wärme seines Hauses. Er war schon alt und sein Haar bereits vor Jahren ergraut, sein Gesicht mit Falten gezeichnet und seine Kraft schwand zusehends. Vielleicht würde der Tag bald kommen, wo er eins mit der Erde sein würde. In den letzten Monaten hatte er sich immer wieder Gedanken über den Tod gemacht. Seine Frau war schon lange gestorben und inzwischen hatten die Kinder seiner Kinder selbst schon wieder Kinder. Es war wirklich an der Zeit für ihn, diese Welt für immer zu verlassen. Während er so nachdachte, fischten seine zittrigen Hände die kleine Tüte mit dem dunklen Tabak heraus. Mit der anderen Hand suchte und fand er seine alte Pfeife. Es war ein Erbstück seines Vaters und Jeremiah beschloss, sie seinem Sohn zu hinterlassen.
Das Streichholz flog zischend auf den Boden vor der Holzterrasse, während der Bauer begann, an dem Mundstück zu saugen.
Heute war eigentlich die Hochzeit seiner jüngsten Enkelin. Er versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern, doch sein Gedächtnis spielte ihm immer wieder Streiche. Nur vage konnte er sich an ihr Gesicht erinnern.

Es war lange her, dass ihn jemand zu solchen Feiern eingeladen hatte und Jeremiah gewöhnte sich daran, allein auf seiner kleinen Farm weitab von der Stadt zu leben. Die Tage vergingen, auf Frühling folgte Sommer, auf Sommer der Herbst und nach dem Herbst kam schließlich der Winter bis alles wieder von vorne anfing.
Die Tiere waren die Einzigsten, mit denen sich der Bauer unterhalten konnte und irgendwie hatte sich zwischen ihnen eine ganz besondere Beziehung entwickelt. Da waren der Hund Streuner, die Ziege Liese und die Kuh Elma. Sie teilten sich ihr Heim noch mit mehreren Kaninchen und Hühnern.

Jeremiah fühlte sich manchmal, wenn es nichts zu tun gab, sehr einsam und vergessen. Nicht selten starben alte Menschen unbemerkt von der Außenwelt und wurden erst viele Jahre später als mumifizierte Leichen gefunden. Vielleicht würde auch ihn dieses Schicksal ereilen. Jedes Mal, wenn sein Herz unregelmäßig schlug und sich seine Brust vor Schmerzen krümmte, machte er seine Rechnung mit dem Jenseits.

Der Tabak war fast aufgeraucht und das Feuer begann, zu erlöschen. Langsam wurde es kalt und Jeremiah beschloss, ins Haus zu gehen. Er schaute nach oben an den inzwischen pechschwarzen Himmel. Das dunkle Tuch der Nacht hatte sich über Thekla IV gelegt. Sterne funkelten wie geschliffene Diamanten auf dunklem Samt.
Hier und da zogen Sternschnuppen vorbei. Seit langer Zeit schon hatte Jeremiah nicht mehr so fasziniert das Spiel der Himmelskörper über seinem Kopf beobachtet. Heute schienen sie wirklich miteinander zu spielen. Sie zogen leuchtende Bahnen hinter sich her und wo sie sich vereinigten, verschmolzen sie zu tanzenden Kugeln aus glitzernden Lichtern. Einige jagten hintereinander her, während sie sich kleine Feuerschlangen zuwarfen.
Jetzt hatte Jeremiah nur noch Augen für die Sterne. Mit weit geöffneten Mund beobachtete der alte Bauer staunend dieses einmalige faszinierende Wunderwerk der Natur. Er bemerkte nicht einmal die Kälte, die ihn im eisigen Griff hatte. Vielleicht waren die weiter sinkenden Temperaturen der Grund, dass er sich nicht mehr bewegen konnte, als einer der tanzenden Sterne direkt auf ihn zujagte.
Der dunkle riesige Schatten wuchs schnell an, als die fliegenden Monster der Lüfte auf die Erde fielen. Es regnete Eisen, Asche und Staub. Dem Brüllen eines riesigen Drachen gleich, verschmolzen die Feuerschlangen und stürzten zur Erde. Einige trafen die Stadt, die in einer gleißenden Plasmawolke und ohrenbetäubende Lärm verging. Jeremiah erwachte aus seiner Erstarrung. Erst jetzt bemerkte er das unnatürliche Licht aus der Ferne, welches sich rasch ausbreitete. Der Geruch verbrannten Fleisches drang zu ihm und plötzlich sah er auch, dass die Wipfel der Bäume anfingen zu brennen, während sich eine riesige Feuerwand immer näher an seine Farm schob. Seine vor Schreck geweiteten Augen konnten gar nicht das ganze Ausmaß dieser Katastrophe begreifen, bevor er von der tobenden Feuersbrunst verschlungen wurde...

...“Wir erreichen Thekla IV, Commander!“ Die Stimme des 1. Offiziers klang müde und abgespannt. Commander Ezekiel drückte wahllos einige Tasten auf seiner Konsole. Selbst durch die dicke Panzerung der Brücke konnte er das nachhallende Licht und die Hitze spüren. Die Sensoren bestätigten, dass jegliches Leben auf Thekla IV ausgelöscht war. Aber er wollte es mit seinen eigenen Augen sehen. Langsam schoben sich die gepanzerten Abdeckungen der Sichtfenster zur Seite und gaben den Blick auf das frei, was einmal die Heimat von Hundert Millionen Menschen gewesen war.
Thekla IV war von einem pulsierenden Lebewesen zu einem toten Gasriesen geworden. Nicht einmal der Servohelm konnte vor diesem Licht schützen, das den Planeten in eine zweite Sonne verwandelt hatte.
Dieser Anblick war selbst für Ezekiel, der schon in vielen Schlachten gekämpft und viele Grausamkeiten gesehen hatte, zu viel. Schnell betätigte er erneut seine Konsole und die Schutzklappen schlossen sich wieder. Auf der Brücke, die sonst niemals ruhig war, bewegte sich niemand. Kein Wort wurde gesprochen. Der Commander wusste, warum sie alle schwiegen. Es war die Wut und die Trauer, die ihre Sprache fesselten.
Und es war nicht nur die Wut auf den großen Feind, der sich ihrer bemächtigte. Es war auch die Wut über ihr eigenes Versagen. Sie waren zu spät gekommen, um die Verräter zu strafen und die Unschuldigen zu schützen. Sie hatten in ihrem Schwur, niemals zu ruhen, bis die verdorbenen Anhänger der finsteren Götter vernichtet sein sollten, versagt.

„Commander?!“ riss ihn der 1. Offizier aus seinen Gedanken. Ezekiel nickte ihm nur kurz zu, die Tragödie war noch zu real, um sie einfach zu verdrängen.
„Wir haben eine Spur der Angreifer!“
Plötzlich war Ezekiel hellwach: „Wo?“ schrie er mit grimmiger Entschlossenheit.
„Im Lazarus-Nebel, keine hundert Lichtjahre entfernt!“
Die lähmende Schwäche der Niederlage war vollends gewichen und der Hüne stand wieder wie ein Gott des Krieges mitten auf der Brücke, ein Kriegsherr auf der Suche nach Ruhm und Ehre.
„Nehmt sofort Kurs auf diesen Nebel und bereitet alle Brüder auf einen langen Kampf vor. Dieser Tag soll erst enden, wenn der letzte Verräter tot vor meinen Füßen liegt!“
„Achtung, Warpsprung in 5...4...3...2...1...“

Sekunden später verschwand die kleine Space Marine Flotte in einem dunkelblauen Strudel, bereit, den Tod eines ganzen Planeten an den finsteren Göttern zu rächen.
 
Ja, "nachhallend" ist eigentlich der falsche Ausdruck. Vom Prinzip her beginnt der Planet langsam zu verglühen und nur die brennende Atmosphäre erzeugt noch enorme Hitze und dieses erhebliche Nachleuchten, welches aber innerhalb von ein paar Jahrzehnten, vielleicht auch Jahrhunderten, erlöschen wird und diese Welt als leblosen Felsen zurücklässt.

Die Geschichte ist zwar noch sehr kurz gehalten, aber ich arbeite bereits an der Fortsetzung, diesmal natürlich mit der Verfolgung der Verräter durch die rachsüchtigen Space Marines.
 
@Rene Ganz gute Geschichte! Lob, lob lob! Nur einige kritikpunkte: Ich würde es nicht am anfang gleich so ausdrücken: Bauer Jeremiah.... das klingt so plump. Schreib doch lieber: Jeremieh bla bla bla, sein rücken war durch sein leben als Bauer gekrümmt . Oder so ähnlich.
Und den exterminatus stell ich mir auch irgendiwe anders vor. Aber das ist ja wohl jedem überlassen, wie er planeten kaputtmacht!
 
Nachhallendes Licht ist eine synästhesie und könnte, wenn korrekt ausgebaut, dazu benutzt werden, anzuzeigen, dass alles menschliche Leben, allles was töne verursachen kann auf dem Planeten ausgelöscht wird...
Zur korrekten Verwendung von Stilmitteln sollten sich angehende Autoren mal mit der deutschen Romantik auseinandersetzen... (ja, ich weiß, dass man davon Kopfschmerzen kriegt), denn die damaligen Autoren hatten in der Hinsicht einen krassen Fetisch
 
Oh neine, ein literaturwissenschaftler! Belib mit vom Leib!!! *zisch* 😛

Ich bin der meinung, das man autoren nicht durch starre stilmittel eingrenzen soll. Jeder soll schreiben wie ers kann und nicht wie es grauhaarige opas vor 200 jahren getan haben. Irgendwann wird sich schon jemand finden, dem gefällt, auch wenn es nur man selbst ist!
 
Zum Thema Exterminatus: Vielleicht probiert der Angreifer etwas neues aus. Virusbomben sind zwar wirkungsvoll, aber irgendwann könnte man ne gute Alternative gebrauchen, falls das Imperium mal was entwickelt, das die Viren aufhält.

Es ist ein Experiment, der einen ganzen Planeten auslöscht. Wenn diese Waffe so stark ist, kann sie vielleicht auch problemlos in Raumschlachten eingesetzt werden. Der Planetenkiller kann das zwar auch, aber seine Hauptwaffe dürfte etwas länger brauchen, bis sie wieder aufgeladen ist.

Am Ende ist es eigentlich egal, warum die Chaos Space Marines keine Virusbomben eingesetzt haben. Wichtig ist nur, dass sie den Planeten auslöschen und nun von den Space Marines verfolgt werden. Es wird auf jeden Fall eine Fortsetzung geben.
 
Hey, Marschall, nimm alles nicht so ernst! Vor allem meine posts nicht... 😉 Kalr isses nie verkehrt von anderen zu lernen, aber man sollte auch selber was drauf haben und sich nicht immer nach den anderen richten. Sollen doch die nachfolgenden genertionen rausfinden, ob unsere geschichten jetzt parabeln oder was auch immer sind, ich zerbrech mir heute darüber jedenfalls nicht den kopf.