Töten durch Notwehr moralisch gerechtfertigt?

Imperfect Ascension

Aushilfspinsler
14 März 2015
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4.601
Nehmen wir ein Mal an, dass wir uns in einer Situation befinden, in der als letze Möglichkeit nur das töten eines Menschen übrig bleibt um sein eigenes Leben zu retten. Wäre es dann moralisch gerechtfertigt, dieser Person in Notwehr das Leben zu nehmen? Mir ist bewusst, dass man aufgrund des Überlebensinstinktes genau so handeln würde, jedoch stellt man in diesem Moment sein Leben über das Leben des Anderen, so als hätte man es mehr verdient zu leben. Und bei wie vielen Leben zieht man die Grenze? Nehmen wir an wir kommen mehrere Male in diese Situation. Wie können wir sagen, dass unser Leben mehr wert ist als 2,3,4,x Menschenleben? Dies scheint mir moralisch unvertretbar und komplett egoistisch zu sein. Daraus folgt dann nämlich, dass manche Menschenleben mehr oder weniger wert sind als andere, Gleichberechtigung quasi nicht existent ist. Wir geben dem Menschenleben damit einen Wert, den man mit anderen Leben vergleichen kann und bei dieser Vorstellung graut es mir. Wie können wir sagen, dass ein Leben wertvoller ist als ein anderes? Wie können wir uns überhaupt anmaßen, zu entscheiden, wessen Leben wie viel wert ist? Obwohl es unsere Natur ist, scheint es mir vollkommen falsch zu sein.

Irgendwie beschäftigt mich das in letzer Zeit ziemlich oft und ich würde gerne wissen was ihr über dieses Thema und über meine Aussagen denkt.
 

HiveTyrantPrometheus

Tzimisce Ancilla
Teammitglied
Super Moderator
18 August 2002
39.527
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Free Rasalhague Republic
www.sarna.net
Ja!
Mit welchem Recht befroht jemand dein Leben?

Weil er jemand anderen bereits aus Notwehr erschossen hat, der der Person nahe stand und sie dafür Rache will? :guns:

Aber Notwehr ist halt aus der Not heraus und hierbei zählt, wer trifft, hat gewonnen (und nicht wer schneller schießt)

btw. in Notwehr zähle ich eher so Situationen, wo man sich wirklich in einer unmittelbaren Gefahr befindet, nicht so wie der eine Behinderten-Sportler der seine Freundin "versehentlich" erschießt, weil er sie für einen Einbrecher hielt, genauso wie die Situation in den USA wo dieser deutsch-türkische Austauschschüler sich (unerlaubt) in der Garage von dem einen Typen aufgehalten hatte und gleich 2 Schrotladungen in die Brust kassiert hat, nur weil er meinte das Garagentor halb offen zu lassen, damit er sich an irgendjemanden "rächen" konnte.
 
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Deleted member 4411

Gast
@Threadersteller
Lies Dir doch einfach mal die einschlägige Literatur dazu im Internet durch. Wichtig ist, ob Du strafrechtlich oder moral/ethisch deinen Leseschwerpunkt bzw. Beurteilungsschwerpunkt setzen willst.

Strafrechtlich relevant: Mord, Totschlag, Körperverletzung mit Todesfolge, Rechtfertigung, Entschuldigung und so weiter.

Moral/ethisch relevant: Rache, Strafe, Sanktionierung, Vendetta, Blutfehde, "Ehrenmord", Gleichwertigkeit aller Menschen, Menschenwürde und so weiter.


Viel Erfolg, ist kein einfaches Thema. :)


Gruß
General Grundmann
 

Belphoebe

Grundboxvertreter
12 Februar 2014
1.424
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Moralisch rechtfertigen kann man Mord nie, auch nicht in einer Notwehrreaktion.
ABER: Überlebensinstink, Panik, Schock können bei der Gefahrenabwehr zur Ergebnissen führen, die den Tod des Angreifers verursachen, dass muss vom Verteidiger nicht gewollt sein allerdings auch nicht zu verhindern. In solchen Situationen gibt es (vorrübergehend) keine Moral, sondern nur Reflexe.
Der Gesetzgeber hat die Notwehrsituation nicht aus moralischen Gründen berücksichtigt, sondern weil die eigene Unversehrtheit über jener des Aggressors zu werten ist. Das amoralische Verhalten eines Menschen bringt ihn dazu auf mich mit einer Waffe loszugehen, so habe ich das Recht mich dagegen zu wehren, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Das Ziel sollte immer die Entwaffung bzw. Kampfunfähigkeit des Gegners sein, jedoch so rational reagieren nur in solchen Situationen trainierte Menschen, was wohl auf die wenigsten zutrifft.

Wenn man sich ständig in Notwehrsituationen wiederfindet und dies mit seiner persönlichen Moral oder Ethik nicht verkraftet oder vereinbaren kann, sollte sein Verhalten reflektieren und sich darüber Gedanken machen wie er aus diesem Dilemma entkommt. Sich einen eigenen Friedhof anzulegen ist sicher der falscheste Weg, gerade wenn man moralische Bedenken hat.

@ Imperfect Ascension:
Darf ich fragen was dich dazu bringt, die Notwehrsituation als wiederkehrendes Phänomen einzuschätzen?
Ich bin mit dem Katastrophenschutz schon in sehr gefährlichen Regionen der Welt unterwegs gewesen, habe in Millionenstädten gelebt und gearbeitet, aber ich war noch nie genötigt eines Menschen Licht zu löschen, noch nichtmal nahe dran. Und ich gehöre sicher nicht zu den umgänglichsten Zeitgenossen oder renne geduckt durch die Welt.
 

Vidar87

Erwählter
1 April 2014
695
1
9.313
Schwieriges Thema, und im Grunde ist das sehr Situationsabhängig. Moral und Ethik sind eh Begriffe die ich als etwas nervig empfinde da sie von Menschen erfunden wurden um sich davon abzuhalten ihren Instinkten nachzugehen und allerhand Blödsinn anzustellen.

Ich war bei der Bundeswehr und arbeite jetzt im Sicherheitsdienst, habe mir daher schon öfters über Notwehr den Kopf zerbrochen. Aber letztenendes ist nichts verwerfliches dabei jemanden zu töten wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht. Da gibt es nunmal nur "du oder er", so simpel das auch klingen mag. Und im Falle der Notwehr ist dein gegenüber ja der Angreifer, muss also auch mit den Konsequenzen deiner Notwehr leben...oder eben nicht.^^

Töten an sich ist natürlich immer eine schlimme Sache, aber in einer Notwehrsituation wird auch das Maß der Abwehr mit einbezogen. Man darf sich vom Gesetzgeber her in angebrachtem Maße wehren. Das bedeutet natürlich das man niemanden erschießen darf der mit Fäusten auf einen eindreschen möchte, hat er jedoch ein Messer, wäre das durchaus legitim da das Wichtigste Grundgut (Leben) hier bedroht wird.

Um zur Moral zurückzukehren. Moralisch vertretbar ist was nicht gegen Gewisse Meinungen oder Prinzipien verstößt, und da spalten sich die Meinungen nunmal. Der eine findet eine Notwehrsituation moralisch unbedenklich, der andere verwerflich. Ich denke hier kann man das Beispiel einbringen das kein "Bösewicht" der Weltgeschichte (Wenn nicht gerade total irre) seine Taten selbst als Böse oder moralisch bedenklich bezeichnen würde.

Daher wird man bei deiner Frage vermutlich auch keinen gemeinsamen Nenner finden, sondern nur viele Meinungen. Allerdings sollte man von der Putativnotwehr differenzieren, wo man den Angriff eigentlich abgewehrt hat, und später dann (Nicht mehr aus der Situation der Abwehr heraus) zum tödlichen Gegenschlag ausholt. Das ist eine ziemliche Grauzone und kann gesetzlich schnell von Notwehr zu Totschlag führen.
 
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Kelamith

Erwählter
28 Dezember 2012
661
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8.901
Ich denke man muss bei der ganzen Situation zunächst einmal unterscheiden, durch einen Angriff auf welches Rechtsgut die Notwehrfähigkeit ausgelöst wird. Geht es um das eigene Leben ist das natürlich etwas anderes, als wenn dir jemand deine heiß geliebten Äpfel vom Baum stiehlt. Zwar fordert der Gesetzgeber bei der Notwehr im Gegensatz zum Notstand keine Verhältnismäßigkeit der Abwehrmaßnahme, allerdings wird auch hier von der Rechtsprechnng ab einer bestimmten Unverhältnismäßigkeit die Überschreitung der Notwehr angenommen.
Gerade wenn das eigene Leben oder das dritter, sowie die körperliche Unversehrtheit betroffen ist, bestehen mMn. kaum moralische Gründe gegen eine tödliche Abwehrhandlung, da man lediglich zurückgibt, was der Angreifer geplant hat. Auch ist es wichtig, dass die Notwehr nur die Handlung rechtfertigt, die geboten ist um einen Angreifer von seinem Angriff abzubringen. Sprich wenn du von einem Unbewaffneten bedroht wirst, der noch einige Meter von dir entfernt steht, du aber über eine Schusswaffe verfügst, so darfst du im Normalfall nicht einfach drauf los schießen.
Grundsätzlich steht hinter der Notwehr der Gedanke "das Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen". Eine Einschätzung, der ich durchaus folgen kann, denn wer eine Notwehrsituaton auslöst, der ist, ganz banal gesagt, nun mal selbst schuld (auch wenn er nicht immer zwingend Schuld hat ;)).
 

Imperfect Ascension

Aushilfspinsler
14 März 2015
0
0
4.601
Vielen Dank für die Antworten.

Hat es einen besonderen Grund, dass das Dein erster und einziger Beitrag in einem Forum für Kriegsspiele ist? Oder anders gefragt: Warum hast Du Dich hier angemeldet? Ohne Dir zu nahe treten zu wollen...

Gut erkannt :D den hat es, aber der ist hier nicht relevant. Eventuell werde ich auch in Zukunft hier über solche Dinge diskutieren. Ich habe hier schon viele philosophische/psychologische Threads auf sehr hohem Niveau gesehen und finde die Community darauf bezogen echt Spitze.

Jetzt wo ich drüber nachdenk... vielleicht ein Universitätsprojekt um zu sehen ob Kriegsbasierte Tabletopspiele die Moralvorstellungen der Spieler nach unten ziehen?! xD

Interessant kombiniert :D das will und werde ich jetzt weder bejahen noch verneinen. ^^

Um noch ein Mal deutlich zu werden (ich dachte gegebene Situation ist eindeutig):
Man befindet sich in einer Situation in der das eigene Leben oder das eines Anderen unmittelbar bedroht ist und man nur noch die Möglichkeit hat den Gegenüber zu töten, um sein oder das andere Leben zu retten. Um dann, von den rechtlichen Punkten abgesehen, denn die sind ja eindeutig, darauf einzugehen:

mMn. kaum moralische Gründe gegen eine tödliche Abwehrhandlung, da man lediglich zurückgibt, was der Angreifer geplant hat.

Selbst wenn es nur eine Abwehrhaltung ist, die tödlich endet, tot ist tot. Ob durch einen hinterlistigen Mord aus z.B. Gier oder wie hier nur einer Abwehrhaltung. Es ist beide Male, und egal wer denn nun sterben sollte, das Leben eines Menschen ausgelöscht worden, gleiches Leid und genauso schlimm. Wenn der Angreifer nun einen Unbewaffneten töten will und man ihn tötet, um dies zu verhindern, so entscheidet man doch wer leben darf und wer nicht. Wieso kann man sich ohne Bedenken für das Opfer entscheiden? Ist das Leben des Täters etwa weniger wert? Oder wie soll man das sehen? Deshalb finde ich schon, dass man moralische Gründe gegen diese Tat darbringen kann.
Außerdem finde ich das Argument, dass man lediglich zurückgibt was besagter Angreifer geplant hat auch nicht besonders beschwichtigend. Inwiefern unterscheidet man sich denn dann von besagtem schlechten Menschen. Man ist dann doch genauso wie diese Person und müsste doch vom moralischen/ethischen Standpunkt genauso ein schlechter Mensch sein.

denn wer eine Notwehrsituaton auslöst, der ist, ganz banal gesagt, nun mal selbst schuld (auch wenn er nicht immer zwingend Schuld hat ;)).

Die Frage hierbei ist dann nun: hat der Täter sein Lebensrecht verwirkt, wenn er schuldig ist? Ist sein Leben nun weniger wert als das des Opfers? Wenn sein Recht auf das Leben nun antastbar ist, weil es weniger wert oder gar verwirkt ist: Darf man ihm dieses Recht auf Leben nehmen? Auch wenn er ein Mörder ist? Warum dann nicht auch nach der Tat als Strafe? Und wenn man Mord mit Todesstrafe vergeltet, wie sieht es dann mit mehrfachen Mördern aus? Ist es dann nicht ungerecht sie "nur einmal" zu töten?

Moralisch rechtfertigen kann man Mord nie, auch nicht in einer Notwehrreaktion.


Man selbst ist, per Definition zumindest, kein Mörder, denn der Akt der Notwehr ist an sich kein Mord, macht die Sache aber für den der damit leben muss nicht leichter.

Um zur Moral zurückzukehren. Moralisch vertretbar ist was nicht gegen Gewisse Meinungen oder Prinzipien verstößt, und da spalten sich die Meinungen nunmal.

Du triffst es ziemlich deutlich, denn genau da sehe ich den Knackpunkt. Per Gesetz und auch die allgemeine Meinung scheinen zu sagen, dass das völlig korrekt und nicht verwerflich sei. Ich allerdings finde, dass man damit in eine sehr gefährliche Richtung geht. Man sollte vorsichtig damit sein, wenn man wie in dem Beispiel sagt, dass ein Leben mehr wert ist als das andere und es für einen völlig unbedenklich ist diese Person zu töten. imho sollte es natürlich nicht strafbar sein jemanden in Notwehr zu töten, aber schon allgemein als nicht ganz unbedenklich gesehen werden, da das Leben des Gegenübers doch genauso wertvoll ist wie das Eigene.

Dabei ergeben sich dann doch Fragen wie diese:

Darf ich jemanden töten, der ein Menschenleben unmittelbar und unausweichlich bedroht?
Wie sieht es dann mit drei, fünf oder tausend Menschenleben aus?
Ist es weniger verwerflich wenn man damit mehrere Menschenleben rettet?
Da die allgemeine und rechtliche Antwort ja ist, stelle ich mal (etwas provokant) diese Fragen.

Wie oben bereits gesagt wird es dann gefährlich wenn ich sage, dass es vollkommen bedenkenlos ist jemanden zu töten, der ein Menschenleben bedroht. Aber wie sieht es aus, wenn sagen wir drei oder fünf Personen ein Menschenleben bedrohen?
Ist es dann in Ordnung drei, fünf oder tausend Menschenleben zu nehmen, um das eine zu retten?
Wo ziehen wir die Grenze? Bei diesen Fragen geht es um den Wert eines Menschenlebens. Und ob man diesen ermitteln und daher vergleichen kann.

Wie würdet ihr euch nun entscheiden?

(Von Notwehr immer noch als in der Situation notwendige letze Option ausgehend und nur auf den moralisch/ethischen Kontext bezogen)

Ich finde es interessant wie all diese harmlosen und scheinbar einfachen Antworten mehr und mehr Fragen aufwerfen können, wenn man genau darüber nachdenkt. Ein komplexes Thema, zu dem ich gerne mehr Meinungen und Antworten hören würde. Ihr hoffe ihr versteht was ich meine und freue mich auf weitere Gedanken und Anregungen.
 
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Deleted member 4411

Gast
Man kann dieses Thema nicht objektiv auflösen, nur subjektiv.

Es kommt auf die eigene innere Geisteshaltung an und die internalisierten inneren Werte- und Moralvorstellungen.

Oder noch ein Mal anders formuliert, auf die individuelle Seinsbezogenheit des Einzelnen ausgerichtet, bist Du *glücklicher* wenn Du jemanden getötet hast, aber am Leben bist? Oder bist Du getötet *glücklicher*, weil Du selber kein anderes Leben genommen hast? (Glücklicher klingt hier schlecht, gemeint ist der "Pursuit of Happiness".)

Auch ist die existenzielle Frage, was Leben und Tod eigentlich heißt bzw. bedeutet. Was ist die eigentliche Seinsbezogenheit jedes einzelnen Menschens? Rein zeitlich sind wir als Individuen überwiegend nicht existent. Vor unserer Geburt nicht mal bekannt, nach unserem Tod bestenfalls erinnert und vielleicht sogar vermisst.

Verwirkt der Tod also das Leben oder ist das Leben die Ausnahme zum Tod verstanden als körperliche Nicht-Existenz? Dann wären wir, je nach Definition, vor unserer Zeugung/Geburt auch tot. Und das Leben ist nur eine temporäre Abweichung zum Zustand des tot-seins.


Darum, werter Threadersteller, ich rate dringend dazu, deine komplette Intention offen zu legen und den Themenbereich definitorisch klarer einzugrenzen bzw. abzugrenzen.


Gruß
General Grundmann
 

Vidar87

Erwählter
1 April 2014
695
1
9.313
Also ich finde es als gläubiger Christ (Ja, die gibt es tatsächlich noch^^) schwer Menschen zu differenzieren wenn es um deren "Lebenswert" geht. Andererseits fällt es mir bei einer überbevölkerten Welt mit mittlerweile fast 8Mrd Menschen schwer ein Gefühl zu bekommen für einzelne Individuen, schon allein weil ich sonst den ganzen Tag tief betroffen umhergehen müsste weil schon während wir hier schreiben viele Menschen sterben, doch wie schon gesagt ist jemand der mit einer Tötungsabsicht auf mich zukommt das Risiko selbst zu sterben eingegangen und hat dahingehend das er ein Leben auslöschen will das Recht selber über sein eigenes zu bestimmen verwirkt. Ob es sich dabei nun um einen Täter oder tausend handelt ist dabei, zumindest für mich, nicht von Belang. Wenn tausend Leute auf mich zu kommen um mich umzubringen und ich hab die Möglichkeit sie mit einem Knopfdruck auszuschalten, so würde ich kaum zögern denn ansonsten müsste ich mein Leben lassen, und dazu bin ich unter diesen Bedingungen nicht bereit.

Ein Menschenleben ist vor dem Gesetz und auch von meiner persönlichen Sicht aus stets gleich viel wert, egal von wem dieses Leben ist oder was derjenige sich vorzuwerfen hat. Doch in einer Notwehrsituation muss man schon praktisch selbstmörderisch und recht komisch denken um dem Leben des Angreifers Vorzug zu seinem eigenen zu geben. Zudem das dann ja bedeuten würde das man dem Leben des anderen mehr Bedeutung zuspräche als dem eigenen.

Und dazu ob bei mehrfachen Mördern ein Tod reicht, es gibt sicher Menschen deren verbrechen so groß und abartig sind das eine einfache Tötung nicht ausreichend erscheint, doch man sollte sich überlegen was es noch schlimmeres gäbe. Vielleicht Folter, Demütigungen etc. aber da würde man sich wieder in Gebiete vorwagen die ich als durchaus moralisch nicht mehr vertretbar empfände auch wenn dies nur meine Meinung ist. Und dieses "Auge um Auge" aus dem alten Testament was in einigen Regionen der Erde rechtlich genutzt wird ist auch schwierig zu rechtfertigen. Aber gerade was die Moralvorstellungen der Menschen angeht sind diese doch sehr Zeitabhängig. Heutzutage zum Beispiel sind in den westlichen Ländern kaum Kriege, Nöte oder Grausamkeiten zu verzeichnen so das sich das, wie ich finde, in den Gesetzen und Moralvorstellungen widerspiegelt die im Gegensatz zu "schlimmeren" Gegenden der Welt geradezu "weich" wirken.

Aber das Thema hat wirklich Potenzial sehr aus- und abzuschweifen wie ich gerade merke.^^ Ich würde mich daher auch auf General Grundmanns letzten Satz berufen :)
 

Eugel

Hüter des Zinns
20 Mai 2001
2.974
214
19.456
48
Interessant zu dem Thema finde ich diese Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=kBdfcR-8hEY (Die erste Hälfte)

https://www.youtube.com/watch?v=0O2Rq4HJBxw (auch die erste Hälfte)

Zum Thema muss ich sagen, dass ich mein eigenes Leben natürlich als wertvoller als das Leben irgendeines anderen einschätze. Von daher, wenn mir jemand wirklich das Leben nehmen will, sehe ich keinerlei moralische Probleme darin ihm zuvorzukommen.
 

Belphoebe

Grundboxvertreter
12 Februar 2014
1.424
40
14.546
Man selbst ist, per Definition zumindest, kein Mörder, denn der Akt der Notwehr ist an sich kein Mord, macht die Sache aber für den der damit leben muss nicht leichter.

Nein, der Kern ist "Du sollst nicht töten.", die Definition was Mord ist und was nicht hat hierbei keine Bedeutung. Gerechter Tod ist wie gerechter Krieg nicht existent, sondern lediglich die Verklärung die eigene Moral zu unterlaufen. Notwehr ist kein Freibrief zum wahllosen Morden, auch nicht um Leben zu beschützen. Notwehr entlässt dich aus der Haftung für deine Tat vor der weltlichen Justiz, die moralische Bürde bleibt weiterhin bestehen, selbst Absolution verlangt tätige Reue und Einsicht...
 

Simabu

Erwählter
19 Februar 2014
614
0
9.251
Nun, zumindest während der Notwehr hast du den Luxus nicht über das Nachher nachzudenken... allerdings hilft die individuelle innere Einstellung sicherlich jedem unterschiedlich schnell bei der nachträglichen Verarbeitung, falls man nicht schon zu gewöhnt ist an "Notwehrsituationen"... aber ja, gerechter Tod klingt nach einer Ausrede um sich selbst nicht einzugestehen einem Notwehrexzess erliegen zu sein oder gar die Notwehr provoziert zu haben... wie DeM schon sagte: Es ist nicht möglich die Thematik objektiv zu lösen... bei solchen Diskussionen sollte der Urheber vielleicht die grundlegenden Definitionen, welcher seiner Diskussionsgrundlage zugrunde liegen, mit seinem putativem Publikum abklären... sonst wird hier schnell über Notwehr an sich und über Totschlag etc. diskutiert...
 

Nightpaw

Malermeister
6 März 2005
1.938
559
18.656
@ Belphoebe: Ich meine, mich erinnern zu können, dass es richtig übersetzt "Du sollst nicht morden" heißen würde.

Ansonsten: Man sollte, denke ich, auch differenzieren, ob man

a) im Verlauf einer Selbstverteidungshandlung den Angreifer beim Versuch, ihn von seiner Tötungsabsicht abzuhalten, versehentlich tötet oder
b) den Angreifer mutwillig tötet (unter der Prämisse: "Wer mich angreift, hat sein Leben verwirkt").

Während ich a) in keiner Weise verurteilen kann und möchte, finde ich b) in höchstem Maße verwerflich (das ist im Grunde nämlich die gleiche Geisteshaltung wie die des Garagen-Todesschützen in den USA).

Viele Grüße
N.
 

Kelamith

Erwählter
28 Dezember 2012
661
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8.901
Selbst wenn es nur eine Abwehrhaltung ist, die tödlich endet, tot ist tot. Ob durch einen hinterlistigen Mord aus z.B. Gier oder wie hier nur einer Abwehrhaltung. Es ist beide Male, und egal wer denn nun sterben sollte, das Leben eines Menschen ausgelöscht worden, gleiches Leid und genauso schlimm. Wenn der Angreifer nun einen Unbewaffneten töten will und man ihn tötet, um dies zu verhindern, so entscheidet man doch wer leben darf und wer nicht. Wieso kann man sich ohne Bedenken für das Opfer entscheiden? Ist das Leben des Täters etwa weniger wert? Oder wie soll man das sehen? Deshalb finde ich schon, dass man moralische Gründe gegen diese Tat darbringen kann.
Es wird in diesem Fall meiner Meinung nach jedoch kein Leben abgewogen. Sowohl das Leben des Täters als auch des Opfers sind gleich viel wert. Der Täter jedoch greift mutwillig in das Rechtsgut des Opfers ein. Und niemand hat dieses Recht (zumindest im Falle des Lebens). Ergo ist auch niemand gezwungen einen solchen Eingriff über sich ergehen zu lassen. Auch sehe ich es weniger so, dass man selbst entscheidet, wer lebt oder stirbt, sondern dass der Täter mit dem Angriff auf ein anderes Leben bereits das Risiko setzt, selbst das Leben zu verlieren.

Außerdem finde ich das Argument, dass man lediglich zurückgibt was besagter Angreifer geplant hat auch nicht besonders beschwichtigend. Inwiefern unterscheidet man sich denn dann von besagtem schlechten Menschen. Man ist dann doch genauso wie diese Person und müsste doch vom moralischen/ethischen Standpunkt genauso ein schlechter Mensch sein.
Mitnichten. Der Unterschied liegt eben genau darin, dass man lediglich "zurückgibt". Den während der Täter die Motivation grundsätzlich(= im Normalfall) aus niedrigen Beweggründen zieht, ist es weder deine Motivation, dich irgendwie zu bereichern, noch einem anderen Menschen schaden zuzufügen. Deine Motivation besteht darin, zu erhalten und verteidigen, was du besitzt.



Die Frage hierbei ist dann nun: hat der Täter sein Lebensrecht verwirkt, wenn er schuldig ist? Ist sein Leben nun weniger wert als das des Opfers? Wenn sein Recht auf das Leben nun antastbar ist, weil es weniger wert oder gar verwirkt ist: Darf man ihm dieses Recht auf Leben nehmen? Auch wenn er ein Mörder ist? Warum dann nicht auch nach der Tat als Strafe? Und wenn man Mord mit Todesstrafe vergeltet, wie sieht es dann mit mehrfachen Mördern aus? Ist es dann nicht ungerecht sie "nur einmal" zu töten?
Die Frage der Notwehr hat so erstmal wenig mit der Schuld (im rechtlichen Sinne) an sich zu tun. Wie bereits gesagt, ist der Wert des Lebens des Täters nicht angetastet. Ebensowenig handelt es sich bei der Notwehr um Vergeltung. Es ist und bleibt eine reine Schutz- und Abwehrmaßnahme und lässt sich daher nicht mit der Strafe auf eine Ebene stellen, durch welche die Tat nicht mehr verhindert werden kann (und wie Studien gezeigt haben, durch Todesstrafe auch keine weiteren)


Man selbst ist, per Definition zumindest, kein Mörder, denn der Akt der Notwehr ist an sich kein Mord, macht die Sache aber für den der damit leben muss nicht leichter.
Würde ich nicht so pauschalisieren. Es gibt sicherlich Menschen, denen dieses Wissen hilft. Abgesehen davon, dass es ja auch noch den Totschläger gibt ;)




Dabei ergeben sich dann doch Fragen wie diese:
Darf ich jemanden töten, der ein Menschenleben unmittelbar und unausweichlich bedroht?
Wie sieht es dann mit drei, fünf oder tausend Menschenleben aus?
Ist es weniger verwerflich wenn man damit mehrere Menschenleben rettet?
Da die allgemeine und rechtliche Antwort ja ist, stelle ich mal (etwas provokant) diese Fragen.

Hier muss ich dir leider entschieden widersprechen. Unser Recht verbietet es explizit, Leben gegeneinander abzuwiegen. Es macht keinen Unterschied ob du durch deine Tat 1, 2 oder 1000 Menschen rettest/retten würdest.

Wie oben bereits gesagt wird es dann gefährlich wenn ich sage, dass es vollkommen bedenkenlos ist jemanden zu töten, der ein Menschenleben bedroht. Aber wie sieht es aus, wenn sagen wir drei oder fünf Personen ein Menschenleben bedrohen?
Zunächstmal spricht ja niemand von bedenkenlos. Es sollte stets das mildest mögliche Mittel gewählt werden, was natürlich heißt: wenn möglich ohne den anderen zu töten. Zum zweiten Punkt: siehe Absatz drüber.

Ist es dann in Ordnung drei, fünf oder tausend Menschenleben zu nehmen, um das eine zu retten?
Rein rechtlich gesehen zunächst einmal ja, immer vorausgesetzt natürlich, dass diese drei, fünf, tausend Menschen alle einen rechtswidrigen Angriff auf dieses eine Leben vollziehen.



Ich habe hier jetzt nur mal die rechtlichen Aspekte angebracht, da sie meiner eigenen Meinung recht nahe kommen.
 

Bloodknight

Adeptus Arbites
Teammitglied
Administrator
23 April 2002
9.360
314
71.161
Nein, der Kern ist "Du sollst nicht töten.", die Definition was Mord ist und was nicht hat hierbei keine Bedeutung. Gerechter Tod ist wie gerechter Krieg nicht existent

Das ist aber eine rein moralische, menschengemachte Definition bzw. Verhaltensanweisung. Aufs große Bild bezogen zählt nur die Erhaltung der Spezies, Einzelfälle sind bedeutungslos, ebenso wie die Frage nach Gerechtigkeit. Man sollte auch nicht vergessen, dass diese "Kernaussage" in den 10 Geboten sich nur auf das Volk Israel bezieht und nicht auf die anderen.
Der Wert des Lebens ist natürlich auch nur eine moralische Geschichte, es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb Leben an sich überhaupt einen Wert darstellen sollte, nicht mal aus judaeo-christlich-religiöser Sicht (und da widerspricht man sich auch noch. Ermordet werden ist doch cool, Freifahrtschein in den Himmel, da ist es doch eh besser als hier, oder nicht? Was ist also so schlimm am Töten? Sollten Mörder nicht eher nen Orden dafür kriegen, dass sie andere auf die Überholspur bringen?).
 

Belphoebe

Grundboxvertreter
12 Februar 2014
1.424
40
14.546
Es war ja die Frage ob Morden moralisch zu rechtfertigen sei und die habe ich mit klarem Nein beantwortet. Der Punkt ist auch nicht die Moral an sich, sondern der Versuch der Rechtfertigung. Die gibt es eben nicht wenns heißt "der oder ich". Einen Akt der Barbarei kann man nicht rechtfertigen, durch nichts und schon gar bei einem sozialen Wesen wie es der Mensch nunmal ist. Der eigene Überlebensinstinkt zwingt uns ein soziales Verhalten auf, wir brauchen zur Fortpflanzung andere Menschen, ebenso zur Aufzucht der Jungen. Da unterscheiden wir uns kaum von Ratten oder Wölfen.
Der "finale Rettungschuss" beispielsweise ist Mord, denn er erfolgt heimtückisch, gezielt und geplant und erfüllt damit alle gesetzlichen Vorgaben für Mord, aber er ist legitim in entsprechenden Situationen. Setz dich mit Gewehr auf dein Dach und erlege Falschparker bleibt es Mord.

Zu deinem Klammersatz noch ein zusätzlicher Gedanke, er betrifft die Mode der Dschihadisten den Märtyrertod zu suchen. Vielleicht sollte man die Jungs und Mädels mal darauf hinweisen, dass wenn Christen für ihren Glauben ermordet werden, sie zu Märtyrern werden, ganz in Gegensatz zu Selbstmördern...