Die steinerne Bodenplatte ist immern noch lose. Und das schon eine Ewigkeit. Automatisch, aus uralter Gewohnheit, hebt Sekkret ho-Temun seinen Fuss über die aufstehende Kante. Ohne nachdenken zu müssen, schreitet er durch Gänge und Hallen. Es ist sein Reich. Unter tonnenschweren Steinquadern liegt der Tempelbau der heiligen Vipergöttin. Der einzige Tempel der altehrwürdigen Stadt Sephi. Sein Tempel. Auch zu Lebzeiten hatte ihm kein einziger König den Rang des Hohepriesters aberkannt. Und nun, nach der grossen Erweckung, scheint seine Position in Fels gemeisselt. Wie die uralten Reliefs an den Wänden dieser verwinkelten Gänge: Kunstwerke, die seit Jahrhunderten von keinem lebenden Auge mehr betrachtet wurden. Sekkret ho-Temun verschwendet keinen Blick mehr daran, er kennt sie alle. Viele davon hat er selbst in Auftrag gegeben. Er ist mit anderen Gedanken beschäftigt. Mit alten Gedanken. Er trägt sie schon Jarhunderte mit sich herum. Und diese Gedanken machen ihm Sorgen...
Doch plötzlich wird er aus seinen furchteinflösenden Überlegungen geschreckt. Etwas nähert sich der Stadt. Etwas unbekanntes. Kurz erinnert sich Sekkret ho-Temun an die letzte Störung vor wenigen Jahren: Sandräuber, erbärmliche Wilde, die sich an den Schätzen Sephis laben wollten. Sie hatten es nicht einmal bis zur Stadtmauer geschafft. Seine Zuflüsterer hatten ihm ihr Näherkommen gemeldet. Sekkret Ho-Temun erweckte eine Hand voll Stadtgardisten und ihre Vipernpfeile beendeten diese Störung so schnell wie sie gekommen war.
Doch diese Störung ist anders. Niemand flüsterte es ihm zu. Kein Geschöpf der Wüste warnte ihn. Nun macht er sich Sorgen, die ganz dem Jetzt gelten. Beunruhigt dreht er sich um und geht den Gang zurück den er eben hinunterschritt. Worte kriechen über seine trockenen gerissenen Lippen. Worte, die seid Jahrtausenden unverändert geblieben sind. Langsam löst sich sein Körper auf, verwandelt sich in einen Schwarm schwarz glänzender Fliegen. Einen Augenblick noch bleibt der Schwarm in der Form des alten Priesters, dann verschwinden die Konturen in einer sirrenden hundertgeflügelten Wolke.
Bald verlässt der Schwarm den Tempelkomplex durch einen Luftschacht. Eine empfindlich kalte Wüstennacht empfängt ihn. Auf dem staubigen Platz beim Stadttor nimmt Sekkret ho-Temun wieder seine menschliche Form an. Sofort fällt das Gefühl der Kälte weg. Sein toter Körper spürt weder die Kälte der Nacht noch die Hitze des Tages.
Die Störung ist schon beim Stadttor. Eine einzelne Person. Eine Frau. Das schwere Tor schwingt vor ihr auf, ohne dass sie es berührt. Sekkret ho-Temun spürt nun die Kraft die in der Störung gesammelt ist. Arkanes Wissen und die Kunst der Künste: Eine Magierin! Angst kennt Sekkret ho-Temun nicht. Aber er ist besorgt. Kurz denkt er daran den König zu wecken. Er lässt den Gedanken aber schnell wieder fallen. Nur einer einzelnen Person wegen darf die heilige Ruhe des Königs nicht gestört werden. Er würde die Störung beseitigen.
Sie ist schön und jung. Anmutig ihr Gang und rein ihr Antlitz. Sie erinnert ihn an die persöhnlichen Sklavinnen die sein König einmal hatte. Auch ihr Schmuck scheint aus dem Reich von Settra dem Grossen zu stammen. Ihre Gewänder, ein Rausch aus Rot und Gold. Und ihr Haupt ziert ein Goldreif, der das Symbol der heiligen Schlange trägt. Aber es ist keine von uns, ist der Priester überzeugt. Ihre Magie spottet den alten Göttern. Er wird diese Störung beseitigen.
Auf einen lautlosen Befehl hin regt sich eine der schwarzen Statuen neben dem Tor. Das Bildnis des Schakalgottes steigt von seinem Sockel hinunter und bewegt sich langsam auf die Störung zu. Die Frau bleibt stehen, vor Angst wahrscheinlich. Sekkret ho-Temun merkt zu späht, dass er sich hat täuschen lassen. Eine unheilige Kraft aus schwarzen Blitzen umfängt das untote Konstrukt. Die knisternde Energie aus ihrer Hand schlägt in die Statue, lässt sie einfach in sich zusammenfallen.
Sie benutzt das Wissen seines grössten Feindes! Eine Dienerin Nagashs! Sekkret ho-Temun spürt eine Welle aus uraltem Hass aufsteigen. Wieder verlassen alte Wort seinen ausgetrockneten Mund. Ein Schwarm hungriger Heuschrecken soll über die Feindin herfallen, tausend kleine Bisse ihr das weisse lebende Fleisch von den Knochen nagen.
Doch soweit kommt es nicht. Sie kommt ihm zuvor. Noch während er die Worte formt, beugen sich ihr die Winde der Magie und nehmen dem Priester die Kraft, seine Rache auszusprechen. Sie ist zu stark für seine kleinen Beschwörungen. Und eine der grossen Anrufungen würde zu lange dauern. Wieder spricht er die alten Worte die ihm seine Gestalt nehmen. Der Fliegenschwarm erhebt sich von der sandigen Gasse und verschwindet in einem der alten Gebäude. Vorerst muss Sekkret ho-Temun seine Stadt ungeschützt lassen, für das erste mal in seinem langen Unleben. Die Menschenfrau lächelt siegesreich und lenkt ihre Schritte zur Stadtmitte: Die Ruhestätte des Königs.
Fortsetzung folgt
Doch plötzlich wird er aus seinen furchteinflösenden Überlegungen geschreckt. Etwas nähert sich der Stadt. Etwas unbekanntes. Kurz erinnert sich Sekkret ho-Temun an die letzte Störung vor wenigen Jahren: Sandräuber, erbärmliche Wilde, die sich an den Schätzen Sephis laben wollten. Sie hatten es nicht einmal bis zur Stadtmauer geschafft. Seine Zuflüsterer hatten ihm ihr Näherkommen gemeldet. Sekkret Ho-Temun erweckte eine Hand voll Stadtgardisten und ihre Vipernpfeile beendeten diese Störung so schnell wie sie gekommen war.
Doch diese Störung ist anders. Niemand flüsterte es ihm zu. Kein Geschöpf der Wüste warnte ihn. Nun macht er sich Sorgen, die ganz dem Jetzt gelten. Beunruhigt dreht er sich um und geht den Gang zurück den er eben hinunterschritt. Worte kriechen über seine trockenen gerissenen Lippen. Worte, die seid Jahrtausenden unverändert geblieben sind. Langsam löst sich sein Körper auf, verwandelt sich in einen Schwarm schwarz glänzender Fliegen. Einen Augenblick noch bleibt der Schwarm in der Form des alten Priesters, dann verschwinden die Konturen in einer sirrenden hundertgeflügelten Wolke.
Bald verlässt der Schwarm den Tempelkomplex durch einen Luftschacht. Eine empfindlich kalte Wüstennacht empfängt ihn. Auf dem staubigen Platz beim Stadttor nimmt Sekkret ho-Temun wieder seine menschliche Form an. Sofort fällt das Gefühl der Kälte weg. Sein toter Körper spürt weder die Kälte der Nacht noch die Hitze des Tages.
Die Störung ist schon beim Stadttor. Eine einzelne Person. Eine Frau. Das schwere Tor schwingt vor ihr auf, ohne dass sie es berührt. Sekkret ho-Temun spürt nun die Kraft die in der Störung gesammelt ist. Arkanes Wissen und die Kunst der Künste: Eine Magierin! Angst kennt Sekkret ho-Temun nicht. Aber er ist besorgt. Kurz denkt er daran den König zu wecken. Er lässt den Gedanken aber schnell wieder fallen. Nur einer einzelnen Person wegen darf die heilige Ruhe des Königs nicht gestört werden. Er würde die Störung beseitigen.
Sie ist schön und jung. Anmutig ihr Gang und rein ihr Antlitz. Sie erinnert ihn an die persöhnlichen Sklavinnen die sein König einmal hatte. Auch ihr Schmuck scheint aus dem Reich von Settra dem Grossen zu stammen. Ihre Gewänder, ein Rausch aus Rot und Gold. Und ihr Haupt ziert ein Goldreif, der das Symbol der heiligen Schlange trägt. Aber es ist keine von uns, ist der Priester überzeugt. Ihre Magie spottet den alten Göttern. Er wird diese Störung beseitigen.
Auf einen lautlosen Befehl hin regt sich eine der schwarzen Statuen neben dem Tor. Das Bildnis des Schakalgottes steigt von seinem Sockel hinunter und bewegt sich langsam auf die Störung zu. Die Frau bleibt stehen, vor Angst wahrscheinlich. Sekkret ho-Temun merkt zu späht, dass er sich hat täuschen lassen. Eine unheilige Kraft aus schwarzen Blitzen umfängt das untote Konstrukt. Die knisternde Energie aus ihrer Hand schlägt in die Statue, lässt sie einfach in sich zusammenfallen.
Sie benutzt das Wissen seines grössten Feindes! Eine Dienerin Nagashs! Sekkret ho-Temun spürt eine Welle aus uraltem Hass aufsteigen. Wieder verlassen alte Wort seinen ausgetrockneten Mund. Ein Schwarm hungriger Heuschrecken soll über die Feindin herfallen, tausend kleine Bisse ihr das weisse lebende Fleisch von den Knochen nagen.
Doch soweit kommt es nicht. Sie kommt ihm zuvor. Noch während er die Worte formt, beugen sich ihr die Winde der Magie und nehmen dem Priester die Kraft, seine Rache auszusprechen. Sie ist zu stark für seine kleinen Beschwörungen. Und eine der grossen Anrufungen würde zu lange dauern. Wieder spricht er die alten Worte die ihm seine Gestalt nehmen. Der Fliegenschwarm erhebt sich von der sandigen Gasse und verschwindet in einem der alten Gebäude. Vorerst muss Sekkret ho-Temun seine Stadt ungeschützt lassen, für das erste mal in seinem langen Unleben. Die Menschenfrau lächelt siegesreich und lenkt ihre Schritte zur Stadtmitte: Die Ruhestätte des Königs.
Fortsetzung folgt