Tutorial: Armaturen 30mm

CULT

Blisterschnorrer
06. Juli 2010
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Die Armatur

Eine Armatur hilft dem Modelldesigner, nicht von den gedachten
Proportionen abzuweichen, und ist die Grundlage seiner Miniatur.

Wichtig sind also die richtigen Maße.

Man benötigt dafür nicht viel mehr als folgende Dinge:

- einen geeigneten Draht (Ich habe 0,5mm Stahldraht verwendet)
- einen Seitenschneider oder eine Schere, wenn der Draht nicht zu dick ist. Mit einem Seitenschneider ist man auf der sicheren Seite
- Pappe oder Plasticard für die Schuhsohlen
(oder Fußsohlen). Der Vorteil von Pappe ist, dass sie beim Biegen nicht bricht. Ich habe Pappe verwendet und war damit sehr zufrieden.
- Ein Werkzeug wie etwa ein Sculpting Tool (siehe Bild), welches beim biegen des Drahtes helfen soll

- ein Zentimetermaß sollte nicht nötig sein, hierzu später mehr unter 2.) Biegen

2.jpg



Kommen wir nun zum eigentlichen Tutorial.

1.) Abmessen, Proportionen, Heroic Scale und True Scale
2.) richtiges Biegen und Anpassen
3.) die Wahl der Pose
4.) Schlusswort

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1.) Die richtigen Maße


Die richtigen Maße lassen sich erst nach der Wahl des Miniaturentyps bestimmen. Man unterscheidet zwischen True Scale und Heroic Scale. Während True Scale versucht, eine verkleinerte Realität wiederzugeben, orientiert sich Heroic Scale an dem subjektiven, ästhetischen Ideal des Designers.

Ich habe mich für den 30mm Maßstab (ca 1:60) entschieden, Heroic Scale.

Die von mir gewählten Maße orientieren sich an den Proportionen eines 1,80 großen Mannes:
armatur.jpg


So soll der Mannequin später mal aussehen:
5.jpg

Die genauen Proportionen der Miniatur können natürlich erst durch die Bearbeitung mit einer Modelliermasse dargestellt werden, die Armatur ist nur ein Grundgerüst.


Und nun will endlich gebogen werden !


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2.) Biegen


Auf dem ersten Bild sehen wir die 6 Schritte (von links nach rechts), in denen wir unsere Armatur schneiden und biegen.

Die fertigen Armaturen werden noch nicht über einen Kopf oder Arme verfügen.

(Ich werde Arme einzeln anfügen. Als Richtmaß für die Arme nehme ich ein 10mm starkes Stück Draht, dazu kommt die Hand.)

Ein geeignetes Werkzeug mit scharfen (aber nicht schnittfähigen !) Kanten, z.B. ein Sculpting Tool, kann helfen saubere Winkel zu biegen. Je genauer man von Anfang an biegt, desto besser ist das Endergebnis.
Es empfiehlt sich außerdem, immer knapp mehr als die angegebenen mm abzubiegen.

Um das richtige Maß zu erhalten, habe ich mein Stück Draht beim Biegen auf ein mehrfach gefaltetes Stück kariertes Papier gelegt und dort festgehalten. Da ein Kästchen genau 5mm groß ist, war das Abschätzen der richtigen Länge so am einfachsten und praktischsten.

1.jpg


a.) "der lange Draht": Wir schneiden ein 70mm langes Stück Draht ab, das möglichst fehlerfrei sein sollte. kleine Brüche oder bereits zu oft zurechtgebogener Draht wird in späteren Arbeitsschritten möglicherweise brechen, das wäre schade.

b.) "Krampe": Der Draht wird nun exakt in der Mitte zu einer Krampe gebogen.

c.) "Beine spreizen": etwas mehr als 10mm unterhalb der ersten Biegung wird der Draht zu beiden Seiten hin gebogen.

d.) "Füße hoch": ca. 6mm gemessen von den Enden, biegen wir nun die Füße hoch. Wichtiger als die Länge der Füße ist hierbei, dass die Beine hinterher 15mm lang sind.

e.) "Knie": An der Hälfte unseres Beins möchte noch ein Knie. in welche Richtung man biegt, ist eigentlich unerheblich. zur Korrektur kann man einen guten Draht auch öfter zurechtbiegen. Wer seinen Fuß aber von Anfang an 'vorn' haben möchte, sollte den Draht 'nach hinten' biegen. Auf dem Bild habe ich ihn nach vorn gebogen. Das Festhalten und Biegen ist so einfacher.

f.) "Der letzte Schritt": Den letzten Schritt kann unser neugeborenes Männlein nur mit dem richtigen Fuß tun. wir biegen dafür die zu langen Füße zu einer Schlaufe nach innen. Dank dieser Schlaufe lässt sich der Fußansatz später sehr leicht an der Sohle befestigen.

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Die fertigen Armaturen sollten nun vorerst so Aussehen:
3.jpg


Außerdem auf dem Bild zu sehen sind Bases aus Plasticard und die vorgezeichneten Sohlen. Nach der Wahl der Posen werden die Sohlen angebracht. Meine Sohlen sind 6mm lang (entspricht ca. Schuhgröße 52 ... Heroic Scale also 🙂).


Unsere Armatur ist nun fertig für den Einsatz und will nach und nach das Wunder der Schöpfung erleben. Hierzu bekommt sie zuallererst eine Pose.


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3.) Posen


Die Möglichkeiten eine Miniatur darzustellen sind natürlich unbegrenzt, aber einige Posen eignen sich besser zum Gestalten einer Miniatur als andere.

Eine Miniatur ist ein dreidimensionales Foto - sie kann nur einen einzigen Moment wiedergeben.

die Wahl der Pose ist also entscheidend für den Eindruck, den sie vermittelt.
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Mögliche Posen könnten theoretisch sein:

- Schleichend
- Gehend
- Laufend
- Rennend
- Springend/Hüpfend
- Knieend
- Hockend
- Stehend: gestreckte Beine
- Stehend: gebeugte Beine
- Stehend: triumphierend den Fuß auf etwas stützen
- Duckend/Bückend
- Taumelnd/Fallend
- Liegend
- nd, nd, nd ...

Praktisch können die Armaturen dann mal so aussehen:

4.jpg


Die Armatur ist nun bereit, es sei denn ihr wollt noch ein Gerüst für Arme oder Kopf anbringen. Ich verzichte darauf, weil ich diese Teile einzeln gestalte.
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4.) ein paar Worte zum Abschluss


Die in Position gebrachte Armatur kann jetzt als Grundgerüst einer Miniatur dienen und dabei helfen, die richtigen Proportionen einzuhalten und so Fehler beim Gestalten zu vermeiden.

Trotzdem können einem natürlich immer noch Fehler unterlaufen, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ich hoffe dieses Tutorial ist hilfreich und beantwortet weitestgehend alle auftretenden Fragen. Ich würde mich außerdem freuen, wenn der ein oder andere, der sich für zu ungeschickt für das Modellieren einer eigenen Miniatur hält und es nur deswegen nie probiert hat, es nun einmal versucht. So schwer ist es nämlich gar nicht 😉.


mfG Nico

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Der Vollständigkeit halber: Arme füge ich an diese Armaturen in Form eines Kugelgelenks aus einer Plastikperle hinzu, die als Schulter den eigentlichen Arm ( ein Winkel aus 2 Plasticardstäbchen) trägt. Ist ne Fummelarbeit aber bietet sehr viel Flexibilität. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

blljts.jpg


mfG und frohes Schaffen 🙂