@Das Problem:
Möglich ist so eine Radikalellipse schon, das allgegenwärtige "est" wird dann einfach ergänzt. Ich finde aber, dass eine Sentenz, die zumindest gedacht in das klassische Latein hineinfallen könnte, auch einen vollständigen Satz (ohne Aufgabe des Stilmittels) vertragen könnte.
"Animadversio" habe ich auch hauptsächlich wegen des Gegensatzes zu "anima" gewählt, damit nicht die schöne Struktur des Originals verloren geht. Habe versucht den in beiden Sätzen gleichen Aufbau "Empfindung - Illusion - ('Modalität' der) Wahrnehmung" nach zu bilden.
Ich glaube, da vertust Du Dich etwas. "Adversio" stammt von dem Verb "advertere" mit der Bedeutung "hin-, zuwenden" und nicht etwa von "adversus", was in der Tat einen Gegensatz signalisiert(e). "Animadvertio" bedeutet wörtlich "Hinwendung des Geistes (zu etwas)", etwas griffiger gesprochen also eine Betrachtung, Reflektion, Beobachtung des Geistes (als Subjekt). Weil der englische Text nun im ersten Vers die Täuschung der Sinneskraft erwähnt und erst im zweiten die des Geistes und die vorherrschend platonische Lehrmeinung der Erkenntnistheorie bei den alten Römern eine Trennung der körperlichen Sinne (Haptik, Optik usw.) und des Geistes vorsah, halte ich es für sinnvoll, das auch zu betonen.
Und der Aufbau bleibt auch mit den anderen Vokabeln derselbe, die Struktur habe ich ja beibehalten.
Stimme dir absolut zu, dass deine Übersetzung exakter und wörtlicher (Hat dieses Adjektiv eigentlich einen Komparativ?) ist. Aber denkst du nicht, dass es die Struktur des englischen Originals besser aufgreifen würde, wenn du dem "imago sensuum" mehr als nur ein bloßes "imago" gegenüberstellen würdest? Als Vorschlag: "imago sensis" und "imago mentis"?
Wenn, dann würde ich das PPA umgehen (welches in wörtlicher Übersetzung ["Schmerz ist die die (!) Sinne trügende Illusion, Verzweiflung die den Geist trügende"] den schlanken Aufbau des Ausspruchs zerstörte) und beides im Genitiv lassen, also "falsa imago sensuum" und "falsa imago animae". Punkt ist folgender: "falsa imago" galt dem Römer ohne Zusatz bereits als ein gedankliches Produkt, zu wörtlich als "Hirngespinst", erst bei andersartiger Spezifikation wie die mit den Sinnen wird ein substantiviertes Epitheton nötig. "Falsa imago animae" ist eigentlich ein Pleonasmus, weil selbstverständlich. Ich kann aber nachvollziehen, dass man des Parallelismus halber den Genitiv auch hier nachschiebt.
"Wörtlich" unterliegt den üblichen Gesetzesmäßigkeiten der Komparation.
Ein solcher. ^_^