Übersetzungshilfe Englisch (Deutsch)-Latein

Archangel

Malermeister
28. Juni 2001
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Liebe Lateiner,

bitte übersetzt folgenden beliebten Satz aus dem 40K-Universum für mich ins lateinische (Da mein Abi schon zwanzig Jahre her ist, können meine Schulfreunde mit Lateinkenntnissen nicht mehr wirklich helfen ... 😉 ):

"Pain is an illusion of the senses,
despair an illusion of the mind."

... also :

"Schmerz ist eine Illusion der Sinne,
Verzweiflung eine Illusion des Geistes."

Vielen Dank schonmal 🙂!!
 
Da möchte ich eine andere Version unterbreiten:

"Dolor falsa imago sensuum, desperatio falsa imago est."

Das "est" sollte wenigstens einmal im Satz auftauchen, so ist es zwar immer noch eine Ellipse, aber nicht ganz so karg wie der Beispielsatz von Das Problem. Auch klassische Epigrammatiker wie Martial haben nur im Ausnahmefall auf sämtliche Verben verzichtet.
"Dolor" für den "Schmerz" und "desperatio" für Verzweiflung sind voll in Ordnung.
Für den Begriff der "Illusion" ist "dolus" allerdings nicht geeignet, das bezieht sich ausschließlich auf menschengemachte List oder Täuschung, hier soll es aber um ein intrinsisch erzeugtes Trugbild handeln, also lieber das fälschlich imaginierte Bild, i.e. "falsa imago", das auf eine reichhaltige Zitationstradition zurückblicken kann.
"Animadversio" verstehe ich in dem Kontext leider überhaupt nicht. Die Pointe der Vorlage besteht ja gerade darin, dass zuerst die Täuschung des Körpers und dann die des Geistes aufgezeigt wird. Warum also zweimal den Geist einbringen, und dann noch mit einer Vokabel, die eigentlich die abstrakte Perzeptionsfähigkeit meint, d.h. die Beobachtungsgabe? Ich wüsste nicht, was hier gegen eine wörtliche Übertragung spräche.
 
Da ist jemand um einiges firmer als ich...

Wegen des (fehlenden) "est": Ich gehe bei solchen Anfragen im 40k-Hintergrund immer davon aus, dass es der Hintergedanke ist, damit eine Miniatur (Betonung auf "Mini") zu beschriften. Deshalb kürze ich gerne.

"Dolus" war eine reine Verlegenheitslösung, weil mir "imago" nicht mehr eingefallen ist, was natürlich den Hitnergrund besser erfasst. Trotzdem geällt mir das "dolus/dolor"-Wortspiel...😎

"Animadversio" habe ich auch hauptsächlich wegen des Gegensatzes zu "anima" gewählt, damit nicht die schöne Struktur des Originals verloren geht. Habe versucht den in beiden Sätzen gleichen Aufbau "Empfindung - Illusion - ('Modalität' der) Wahrnehmung" nach zu bilden.

Ich wüsste nicht, was hier gegen eine wörtliche Übertragung spräche.
Stimme dir absolut zu, dass deine Übersetzung exakter und wörtlicher (Hat dieses Adjektiv eigentlich einen Komparativ?) ist. Aber denkst du nicht, dass es die Struktur des englischen Originals besser aufgreifen würde, wenn du dem "imago sensuum" mehr als nur ein bloßes "imago" gegenüberstellen würdest? Als Vorschlag: "imago sensis" und "imago mentis"?

€dit: @KOG: Lateinlehrer? Hobby-Philologe?
 
Zuletzt bearbeitet:
@Das Problem:
Deshalb kürze ich gerne.
Möglich ist so eine Radikalellipse schon, das allgegenwärtige "est" wird dann einfach ergänzt. Ich finde aber, dass eine Sentenz, die zumindest gedacht in das klassische Latein hineinfallen könnte, auch einen vollständigen Satz (ohne Aufgabe des Stilmittels) vertragen könnte.
"Animadversio" habe ich auch hauptsächlich wegen des Gegensatzes zu "anima" gewählt, damit nicht die schöne Struktur des Originals verloren geht. Habe versucht den in beiden Sätzen gleichen Aufbau "Empfindung - Illusion - ('Modalität' der) Wahrnehmung" nach zu bilden.
Ich glaube, da vertust Du Dich etwas. "Adversio" stammt von dem Verb "advertere" mit der Bedeutung "hin-, zuwenden" und nicht etwa von "adversus", was in der Tat einen Gegensatz signalisiert(e). "Animadvertio" bedeutet wörtlich "Hinwendung des Geistes (zu etwas)", etwas griffiger gesprochen also eine Betrachtung, Reflektion, Beobachtung des Geistes (als Subjekt). Weil der englische Text nun im ersten Vers die Täuschung der Sinneskraft erwähnt und erst im zweiten die des Geistes und die vorherrschend platonische Lehrmeinung der Erkenntnistheorie bei den alten Römern eine Trennung der körperlichen Sinne (Haptik, Optik usw.) und des Geistes vorsah, halte ich es für sinnvoll, das auch zu betonen.
Und der Aufbau bleibt auch mit den anderen Vokabeln derselbe, die Struktur habe ich ja beibehalten.
Stimme dir absolut zu, dass deine Übersetzung exakter und wörtlicher (Hat dieses Adjektiv eigentlich einen Komparativ?) ist. Aber denkst du nicht, dass es die Struktur des englischen Originals besser aufgreifen würde, wenn du dem "imago sensuum" mehr als nur ein bloßes "imago" gegenüberstellen würdest? Als Vorschlag: "imago sensis" und "imago mentis"?
Wenn, dann würde ich das PPA umgehen (welches in wörtlicher Übersetzung ["Schmerz ist die die (!) Sinne trügende Illusion, Verzweiflung die den Geist trügende"] den schlanken Aufbau des Ausspruchs zerstörte) und beides im Genitiv lassen, also "falsa imago sensuum" und "falsa imago animae". Punkt ist folgender: "falsa imago" galt dem Römer ohne Zusatz bereits als ein gedankliches Produkt, zu wörtlich als "Hirngespinst", erst bei andersartiger Spezifikation wie die mit den Sinnen wird ein substantiviertes Epitheton nötig. "Falsa imago animae" ist eigentlich ein Pleonasmus, weil selbstverständlich. Ich kann aber nachvollziehen, dass man des Parallelismus halber den Genitiv auch hier nachschiebt.
"Wörtlich" unterliegt den üblichen Gesetzesmäßigkeiten der Komparation.
Ein solcher. ^_^
 
Nach
"Wörtlich" unterliegt den üblichen Gesetzesmäßigkeiten der Komparation.
hättest du dir
auch sparen können. 😀

Es ging mir bei "wörtlich" auch eher um Semantik als um Grammatik.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich habe meine Gedankengänge zu "animadversio" wohl etwas missverständlich formuliert. Mir fehlt es anscheinend auch im Deutschen an der notwendigen Exaktheit... Dass das Wort nichts mit "adversus" zu tun hat ist mir klar, mit dem Ausdruck
wegen des Gegensatzes zu "anima" gewählt
meinte ich das Wiederaufgreifen des Wortstammes "anim" in einem (zugegebenermaßen qualitativ eher minderwertigen) Oxymoron: Auf der einen Seite im Sinne der körperlichen Wahrnehmung (senses -> animadversia), auf der anderen im Sinne der geistigen Bewusstwerdung (mind -> anima).

Warum "sensis" und "mentis"? Und warum nicht das eher korrekte "sensuum" und "imago animae"?
Tja, ich finde den Klang einfach schöner. Schon klar, dass die alten Lateiner dem phonologischen Reim nicht so viel abgewinnen konnten. Aber meine Verse jetzt auch noch in Hexameter zu gießen (oder eher pressen...), das wäre mir momentan zu viel Arbeit.

"Falsa imago": Mit diesem Ausdruck habe ich schlichtwegs was Neues gelernt. Schön, dass ich mein Unwissen, in einen eleganten Pleonasmus verpackt, so gut tarnen konnte. 😀

Herrlich, hier so schöne Gespräche führen zu können, obwohl ich eigentlich so viel anderes zu erledigen hätte....




€dit: Schon 122 Leute haben hier reingeschaut, aber niemand will zu so einem interessanten Thema etwas sagen? 😀
 
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