Hallo zusammen,
hier mal eine "Altlast" von mir, ein Text, den ich vor ziemlich langer Zeit geschrieben habe. Würde mich interessieren, was Ihr davon haltet. Konstruktives Feedback also willkommen!
Unendlicher Glaube
Lezales’ Glaube hatte immer seinesgleichen gesucht. Das wusste er. Selbst unter seinen Brüdern war er immer der eifrigste und gläubigste gewesen. Seinem Glauben hatte er alles zu verdanken: Wo andere auf kalten Schlachtfeldern gefallen waren, war er durch die Ränge seiner Brüder aufgestiegen. Wo andere ihr großes Ziel aus den Augen verloren hatten und in Apathie und Depression abgeglitten waren, hatte er seinen Weg klar vor Augen behalten. Sein Glaube hatte ihm unzählige Male sein Leben und seinen Geist gerettet, denn seine religiöse Überzeugung war ohnegleichen.
Dennoch konnte er nur mühsam den Ekel niederkämpfen, hier in den steilen Gebirgen von Germinas Minor. Er stand auf einem zerklüfteten Felsplateau und blickte ins Tal hinab. Links und rechts von ihm donnerten Ströme tosenden schwarzen Wassers nach unten, doch für dieses Schauspiel hatte Lezales keinen Blick. Seine Aufmerksamkeit hing an den schwarzgepanzerten Gestalten der Feinde, die langsam aber scheinbar unaufhaltsam durch die Enge der Passstraße vorrückten. Wie gewaltige schwarze Käfer sahen sie aus dieser Entfernung aus, und nur die regelmäßigen Feuerstöße aus ihren Waffen deuteten darauf hin, dass sie wesentlich gefährlicher waren als Insekten. Gefährlicher und so unendlich viel verabscheuungswürdiger. Lezales konnte vereinzelt die rotgerüsteten Gestalten seiner Brüder ausmachen, die sich dem Vormarsch des Feindes todesmutig entgegenwarfen. Die verachtenswerten Angreifer schlugen diese Angriffe ohne Anstrengung zurück, und wann immer einer der roten Krieger zu Boden ging, spürte Lezales einen schmerzhaften Stich. Er schalt sich selbst dafür, dass er nach all dieser Zeit noch immer Trauer verspürte, aber seine Brüder und er kämpften schon so lange in diesem Kreuzzug, Seite an Seite. Und ihre Mission hatte schon so viele Opfer gefordert, so schrecklich viele Opfer.
Lezales wandte sich an seinen Trupp. Kein Zeichen von Nervosität, es waren gute Männer, gläubige, disziplinierte Soldaten. Sie alle verdienten es, den heutigen Tag zu überleben, aber Lezales würde ihnen diese Sicherheit nicht bieten können. Dennoch wurde erwartet, dass er einige Worte an sie richtete. Er straffte sich.
„Meine Brüder! Dieser Kreuzzug dauert schon so lange an, dass es uns manchmal wie eine Ewigkeit vorkommen mag. Wir stehen einem Gegner gegenüber, der zu entsetzlich ist, als das Worte ihn beschreiben könnten. Er verneint all das, was wir sind. Er macht sich die Galaxis Untertan und schwelgt in seinem Götzenglauben. Er tötet uns, ohne nachzudenken. Sein Hass auf uns wird nur noch übertroffen von der Obszönität seiner Religion. Er ist die Antithese zu all dem, an das wir glauben...“
Lezales sah jedem der Männer seines Trupps in die Augen: „Brüder, wir haben viel erreicht, haben zahlreiche Welten in die Erlösung geführt. Jeder von Euch ist ein Held, ein Kreuzritter, dessen Taten in alle Ewigkeit besungen werden sollten, in dieser Welt und in allen anderen. Gleichwohl mag es sein, dass wir heute das letzte Mal Seite an Seite kämpfen, jeder von uns kann heute aufgefordert sein, das ultimative Opfer des eigenen Lebens zu bringen. So lasst mich euch sagen, dass es mir eine Ehre war, an eurer Seite gekämpft zu haben.“
Lezales hielt einen Moment inne und wollte sich sammeln, als seine Brüder wie ein Mann auf die Knie sanken. Es war Bruder Marine Ausorn, der seine Stimme erhob: „Auch uns war es eine Ehre, neben euch und unter eurem Kommando gekämpft zu haben, Bruder Captain. Unserer soll ein glorreicher Tod sein. Wie lauten die Befehle für die Schlacht?“
Lezales spürte tiefe Ehrfurcht für die Soldaten unter seinem Kommando. Helden waren sie. Alle miteinander. Mit seiner Energiefaust deutete er ins Tal.
„Vater Azalon hat die heilige Aufgabe übernommen, den Angriff zu führen. Unsere Aufgabe wird es sein, seinen gesegneten Legionären Feuerschutz zu geben. Wir werden also die zweite Linie des Angriffs sein. Es kann jeden Augenblick beginnen, alles stürmt auf mein Kommando vor. Sprecht die Liturgien!“ Lezales hörte das Murmeln seiner Brüder, als sie ihre Waffen für den bevorstehenden Kampf segneten. Bruder Nemas intonierte ein Gebet, um seinem Plasmawerfer größere Zielgenauigkeit zu verleihen. Lezales blickte die Passstraße hinab und entdeckte die hochgewachsene Gestalt von Vater Azalon. Er stand an der Spitze seines Trupps, scheinbar in ein Gebet versunken. Plötzlich hob er sein Crozius über den Kopf und deutete dann vor sich, auf die mittlerweile bedrohlich näherkommende Masse der Gegner. Sein Trupp stürmte los. Der Angriff hatte begonnen.
Lezales wirbelte herum. „Brüder, es ist soweit! Wir ziehen in den Kampf. Lasst mich noch eines sagen: Unser Feind ist entsetzlich, aber wo er uns hasst, müssen wir Barmherzigkeit zeigen. Verzeiht ihm seine Frevel und erlöst ihn von seinem Leid. Beschenkt ihn mit Auslöschung, badet ihn in Vergessen!“, Lezales atmete tief ein, „Die Liturgie zum Angriff entstammt dem vierten Buch der Reinigung, vierundneunzigstes Kapitel, zweiundsechzigster Psalm. Ihr kennt den Text!“ Seine Brüder begannen umgehend mit der Rezitation. Wie ein Mann sprachen sie die heiligen Wahrheiten. Zufrieden wandte sich Lezales Richtung Pass. Er ballte die Finger seiner Energiefaust und hob sie über den Kopf. Dann riss er sie nach vorn und deutete auf das sich entspinnende Nahkampfgetümmel.
„Trupp Lezales, zum Angriff!“
Der Kampf war vorbei. Nur einige Widerstandsnester waren übrig geblieben, und auch diese vergingen nach und nach im schweren Feuer der Unterstützungstrupps.
Lezales achtete nicht auf die letzten Kampfhandlungen um ihn herum. Er kniete an Ausorns Seite. Als der feindliche Widerstand schon gebrochen war, hatte eine Plasmasalve seinen Bruder direkt in die Brust getroffen. Die Vorderseite seiner Servorüstung war eine geschwärzte Ruine. Wenigstens hatte er nicht lange leiden müssen. Lezales fuhr herum. Wenige Meter entfernt lag der widerwärtige Gegner, der Ausorn getötet hatte. In ohnmächtigem Zorn hatte Lezales ihn mit seiner eigenen Plasmapistole aufs Korn genommen, und sein ganzer Trupp hatte es ihm gleichgetan. Sie hatten getroffen. Die Rüstung des Ketzers war durchsiebt von Bolterfeuer und stellenweise geschmolzen vom kochendheißen Plasma. Blut sickerte aus unzähligen Rissen, und der rechte Arm des Mannes war abgerissen worden. Doch noch bewegte sich die verabscheuungswürdige Kreatur. Lezales stürmte auf die verkrümmte Gestalt zu und packte sie am Genick. Er bemerkte die Abzeichen auf der schwarzen Rüstung, die schwarzen Kreuze auf den schneeweißen Schulterpanzern. Er beugte sich hinab, bis sein Kopf auf Augenhöhe mit dem Feind war, und zischte: „Du hast einen alten Freund getötet. Lass mich dein Antlitz schauen, Sohn von Rogal Dorn!“ Mit seiner knisternden Energiefaust riss er die verkohlten Reste des Helms vom Kopf seines Gegenübers und schaute in ein blutüberströmtes Gesicht, dessen Jugend ihn in schiere Raserei versetzte. Er packte dieses Kindergesicht mit seiner Energiefaust und drückte zu. „Ein Kind hat meinen Bruder getötet, ein nichtswürdiges Balg?“, schrie er. Die Züge des Black Templar Marines verflüssigten und schwärzten sich, und die ohnehin schon schwachen Bewegungen seines Körpers hörten gänzlich auf. Angewidert stieß Lezales den Kadaver von sich. Übelkeit stieg in ihm auf und ließ in schwer atmen. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und wirbelte herum, nur um die Gestalt von Vater Azalon hinter sich zu sehen. Das Gesicht des Priesters wurde von seiner rituellen Schädelmaske verdeckt, aber in seinen Augen brannten tiefe Trauer und heißer Zorn. Sein Crozius hing, über und über beschmiert mit dem Blut gefallener Feinde, an seinem Gürtel.
„Komm zu dir, Bruder Lezales. Der Mörder ist tot. Seine Bestrafung werden andere übernehmen. Seine Seele wird auf ewig unseren Meistern gehören. Sein weiteres Schicksal liegt in ihren Händen!“
Lezales senkte den Blick: „Wie immer sind eure Worte voller Weisheit, Vater. Ich hatte mich vergessen. Bitte richtet einige Worte an unsere Brüder, auf dass auch sie in dieser schweren Stunde durch Eure Weisheit geläutert werden!“
Azalon nickte und wandte sich zu den erschöpften Legionären um. Mit beiden Händen nahm er seinen Helm vom Kopf und entblößte ein Gesicht, das von jahrtausendelanger Askese zu unmöglicher Gestalt verformt war. Es hieß, Vater Azalon habe seit den Tagen des Bruderkrieges nur von der Hitze der Schlacht und dem Licht seines Glaubens gelebt. Er war ein inspirierendes Vorbild, dem es nachzueifern galt. Seine Augen, die tief im pergamentartigen Fleisch seines Antlitzes vergraben waren, glühten mit der Macht seines unbändigen Glaubens. Seine Stimme erschallte klar und kräftig über dem Schlachtfeld:
„Meine Brüder, es war ein Tag der Trauer. Viele gute Soldaten und eifrige Missionare sind gefallen. Ich kannte Bruder Ausorn und die anderen gefallenen Brüder und weiß um ihre Verdienste für unsere heilige Mission. Ihr Kreuzzug endet hier, doch Ihr könnt sicher sein, dass sie im ewigen Reich des Chaos einen Platz zur Seite unserer allmächtigen Herren finden werden. Wohin immer wir gehen, die Augen unserer Gefallenen ruhen auf uns und spornen uns zu Großem an! Selbst in dieser Stunde großen Schmerzes dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren! Denkt an unseren Herrn, unseren Vater, unseren Primarchen! Stellt euch Lorgars Glückseligkeit vor, als der Schleier der Lüge von seinen Augen genommen wurde und bedenkt, dass große Teile der Galaxis immer noch unter diesen Lügen zu leiden haben! Wir bringen den Geknechteten Wahrheit und Erlösung, wir bringen das Wort vom Neuanfang! Wir, die heilige Legion der Word Bearers, haben geschworen, die Herrschaft des falschen Imperators zu zerschlagen und die Welt mit Feuer und Schwert zu befreien, und diese Mission ist größer als jeder einzelne von uns! Vergesst Eure Trauer, denn unser Sieg über die verblendeten Welpen des Feiglings Rogal Dorn bedeutet neue Hoffnung für diese Welt.“ Azalon zog sein Crozius aus dem Gürtel, das Blut der Feinde, die er getötet hatte glitzerte rubinrot in der Abendsonne. Er schwang es in einem Bogen über den Kopf und deutete auf die erfolgreich verteidigte Passstraße, das Funkeln seiner Augen verwandelte sich in ein Gleißen: „Word Bearers, lasset uns diese Welt erlösen! Vorwärts zu den Makropolen, vorwärts zum Sieg!“
hier mal eine "Altlast" von mir, ein Text, den ich vor ziemlich langer Zeit geschrieben habe. Würde mich interessieren, was Ihr davon haltet. Konstruktives Feedback also willkommen!
Unendlicher Glaube
Lezales’ Glaube hatte immer seinesgleichen gesucht. Das wusste er. Selbst unter seinen Brüdern war er immer der eifrigste und gläubigste gewesen. Seinem Glauben hatte er alles zu verdanken: Wo andere auf kalten Schlachtfeldern gefallen waren, war er durch die Ränge seiner Brüder aufgestiegen. Wo andere ihr großes Ziel aus den Augen verloren hatten und in Apathie und Depression abgeglitten waren, hatte er seinen Weg klar vor Augen behalten. Sein Glaube hatte ihm unzählige Male sein Leben und seinen Geist gerettet, denn seine religiöse Überzeugung war ohnegleichen.
Dennoch konnte er nur mühsam den Ekel niederkämpfen, hier in den steilen Gebirgen von Germinas Minor. Er stand auf einem zerklüfteten Felsplateau und blickte ins Tal hinab. Links und rechts von ihm donnerten Ströme tosenden schwarzen Wassers nach unten, doch für dieses Schauspiel hatte Lezales keinen Blick. Seine Aufmerksamkeit hing an den schwarzgepanzerten Gestalten der Feinde, die langsam aber scheinbar unaufhaltsam durch die Enge der Passstraße vorrückten. Wie gewaltige schwarze Käfer sahen sie aus dieser Entfernung aus, und nur die regelmäßigen Feuerstöße aus ihren Waffen deuteten darauf hin, dass sie wesentlich gefährlicher waren als Insekten. Gefährlicher und so unendlich viel verabscheuungswürdiger. Lezales konnte vereinzelt die rotgerüsteten Gestalten seiner Brüder ausmachen, die sich dem Vormarsch des Feindes todesmutig entgegenwarfen. Die verachtenswerten Angreifer schlugen diese Angriffe ohne Anstrengung zurück, und wann immer einer der roten Krieger zu Boden ging, spürte Lezales einen schmerzhaften Stich. Er schalt sich selbst dafür, dass er nach all dieser Zeit noch immer Trauer verspürte, aber seine Brüder und er kämpften schon so lange in diesem Kreuzzug, Seite an Seite. Und ihre Mission hatte schon so viele Opfer gefordert, so schrecklich viele Opfer.
Lezales wandte sich an seinen Trupp. Kein Zeichen von Nervosität, es waren gute Männer, gläubige, disziplinierte Soldaten. Sie alle verdienten es, den heutigen Tag zu überleben, aber Lezales würde ihnen diese Sicherheit nicht bieten können. Dennoch wurde erwartet, dass er einige Worte an sie richtete. Er straffte sich.
„Meine Brüder! Dieser Kreuzzug dauert schon so lange an, dass es uns manchmal wie eine Ewigkeit vorkommen mag. Wir stehen einem Gegner gegenüber, der zu entsetzlich ist, als das Worte ihn beschreiben könnten. Er verneint all das, was wir sind. Er macht sich die Galaxis Untertan und schwelgt in seinem Götzenglauben. Er tötet uns, ohne nachzudenken. Sein Hass auf uns wird nur noch übertroffen von der Obszönität seiner Religion. Er ist die Antithese zu all dem, an das wir glauben...“
Lezales sah jedem der Männer seines Trupps in die Augen: „Brüder, wir haben viel erreicht, haben zahlreiche Welten in die Erlösung geführt. Jeder von Euch ist ein Held, ein Kreuzritter, dessen Taten in alle Ewigkeit besungen werden sollten, in dieser Welt und in allen anderen. Gleichwohl mag es sein, dass wir heute das letzte Mal Seite an Seite kämpfen, jeder von uns kann heute aufgefordert sein, das ultimative Opfer des eigenen Lebens zu bringen. So lasst mich euch sagen, dass es mir eine Ehre war, an eurer Seite gekämpft zu haben.“
Lezales hielt einen Moment inne und wollte sich sammeln, als seine Brüder wie ein Mann auf die Knie sanken. Es war Bruder Marine Ausorn, der seine Stimme erhob: „Auch uns war es eine Ehre, neben euch und unter eurem Kommando gekämpft zu haben, Bruder Captain. Unserer soll ein glorreicher Tod sein. Wie lauten die Befehle für die Schlacht?“
Lezales spürte tiefe Ehrfurcht für die Soldaten unter seinem Kommando. Helden waren sie. Alle miteinander. Mit seiner Energiefaust deutete er ins Tal.
„Vater Azalon hat die heilige Aufgabe übernommen, den Angriff zu führen. Unsere Aufgabe wird es sein, seinen gesegneten Legionären Feuerschutz zu geben. Wir werden also die zweite Linie des Angriffs sein. Es kann jeden Augenblick beginnen, alles stürmt auf mein Kommando vor. Sprecht die Liturgien!“ Lezales hörte das Murmeln seiner Brüder, als sie ihre Waffen für den bevorstehenden Kampf segneten. Bruder Nemas intonierte ein Gebet, um seinem Plasmawerfer größere Zielgenauigkeit zu verleihen. Lezales blickte die Passstraße hinab und entdeckte die hochgewachsene Gestalt von Vater Azalon. Er stand an der Spitze seines Trupps, scheinbar in ein Gebet versunken. Plötzlich hob er sein Crozius über den Kopf und deutete dann vor sich, auf die mittlerweile bedrohlich näherkommende Masse der Gegner. Sein Trupp stürmte los. Der Angriff hatte begonnen.
Lezales wirbelte herum. „Brüder, es ist soweit! Wir ziehen in den Kampf. Lasst mich noch eines sagen: Unser Feind ist entsetzlich, aber wo er uns hasst, müssen wir Barmherzigkeit zeigen. Verzeiht ihm seine Frevel und erlöst ihn von seinem Leid. Beschenkt ihn mit Auslöschung, badet ihn in Vergessen!“, Lezales atmete tief ein, „Die Liturgie zum Angriff entstammt dem vierten Buch der Reinigung, vierundneunzigstes Kapitel, zweiundsechzigster Psalm. Ihr kennt den Text!“ Seine Brüder begannen umgehend mit der Rezitation. Wie ein Mann sprachen sie die heiligen Wahrheiten. Zufrieden wandte sich Lezales Richtung Pass. Er ballte die Finger seiner Energiefaust und hob sie über den Kopf. Dann riss er sie nach vorn und deutete auf das sich entspinnende Nahkampfgetümmel.
„Trupp Lezales, zum Angriff!“
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Der Kampf war vorbei. Nur einige Widerstandsnester waren übrig geblieben, und auch diese vergingen nach und nach im schweren Feuer der Unterstützungstrupps.
Lezales achtete nicht auf die letzten Kampfhandlungen um ihn herum. Er kniete an Ausorns Seite. Als der feindliche Widerstand schon gebrochen war, hatte eine Plasmasalve seinen Bruder direkt in die Brust getroffen. Die Vorderseite seiner Servorüstung war eine geschwärzte Ruine. Wenigstens hatte er nicht lange leiden müssen. Lezales fuhr herum. Wenige Meter entfernt lag der widerwärtige Gegner, der Ausorn getötet hatte. In ohnmächtigem Zorn hatte Lezales ihn mit seiner eigenen Plasmapistole aufs Korn genommen, und sein ganzer Trupp hatte es ihm gleichgetan. Sie hatten getroffen. Die Rüstung des Ketzers war durchsiebt von Bolterfeuer und stellenweise geschmolzen vom kochendheißen Plasma. Blut sickerte aus unzähligen Rissen, und der rechte Arm des Mannes war abgerissen worden. Doch noch bewegte sich die verabscheuungswürdige Kreatur. Lezales stürmte auf die verkrümmte Gestalt zu und packte sie am Genick. Er bemerkte die Abzeichen auf der schwarzen Rüstung, die schwarzen Kreuze auf den schneeweißen Schulterpanzern. Er beugte sich hinab, bis sein Kopf auf Augenhöhe mit dem Feind war, und zischte: „Du hast einen alten Freund getötet. Lass mich dein Antlitz schauen, Sohn von Rogal Dorn!“ Mit seiner knisternden Energiefaust riss er die verkohlten Reste des Helms vom Kopf seines Gegenübers und schaute in ein blutüberströmtes Gesicht, dessen Jugend ihn in schiere Raserei versetzte. Er packte dieses Kindergesicht mit seiner Energiefaust und drückte zu. „Ein Kind hat meinen Bruder getötet, ein nichtswürdiges Balg?“, schrie er. Die Züge des Black Templar Marines verflüssigten und schwärzten sich, und die ohnehin schon schwachen Bewegungen seines Körpers hörten gänzlich auf. Angewidert stieß Lezales den Kadaver von sich. Übelkeit stieg in ihm auf und ließ in schwer atmen. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und wirbelte herum, nur um die Gestalt von Vater Azalon hinter sich zu sehen. Das Gesicht des Priesters wurde von seiner rituellen Schädelmaske verdeckt, aber in seinen Augen brannten tiefe Trauer und heißer Zorn. Sein Crozius hing, über und über beschmiert mit dem Blut gefallener Feinde, an seinem Gürtel.
„Komm zu dir, Bruder Lezales. Der Mörder ist tot. Seine Bestrafung werden andere übernehmen. Seine Seele wird auf ewig unseren Meistern gehören. Sein weiteres Schicksal liegt in ihren Händen!“
Lezales senkte den Blick: „Wie immer sind eure Worte voller Weisheit, Vater. Ich hatte mich vergessen. Bitte richtet einige Worte an unsere Brüder, auf dass auch sie in dieser schweren Stunde durch Eure Weisheit geläutert werden!“
Azalon nickte und wandte sich zu den erschöpften Legionären um. Mit beiden Händen nahm er seinen Helm vom Kopf und entblößte ein Gesicht, das von jahrtausendelanger Askese zu unmöglicher Gestalt verformt war. Es hieß, Vater Azalon habe seit den Tagen des Bruderkrieges nur von der Hitze der Schlacht und dem Licht seines Glaubens gelebt. Er war ein inspirierendes Vorbild, dem es nachzueifern galt. Seine Augen, die tief im pergamentartigen Fleisch seines Antlitzes vergraben waren, glühten mit der Macht seines unbändigen Glaubens. Seine Stimme erschallte klar und kräftig über dem Schlachtfeld:
„Meine Brüder, es war ein Tag der Trauer. Viele gute Soldaten und eifrige Missionare sind gefallen. Ich kannte Bruder Ausorn und die anderen gefallenen Brüder und weiß um ihre Verdienste für unsere heilige Mission. Ihr Kreuzzug endet hier, doch Ihr könnt sicher sein, dass sie im ewigen Reich des Chaos einen Platz zur Seite unserer allmächtigen Herren finden werden. Wohin immer wir gehen, die Augen unserer Gefallenen ruhen auf uns und spornen uns zu Großem an! Selbst in dieser Stunde großen Schmerzes dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren! Denkt an unseren Herrn, unseren Vater, unseren Primarchen! Stellt euch Lorgars Glückseligkeit vor, als der Schleier der Lüge von seinen Augen genommen wurde und bedenkt, dass große Teile der Galaxis immer noch unter diesen Lügen zu leiden haben! Wir bringen den Geknechteten Wahrheit und Erlösung, wir bringen das Wort vom Neuanfang! Wir, die heilige Legion der Word Bearers, haben geschworen, die Herrschaft des falschen Imperators zu zerschlagen und die Welt mit Feuer und Schwert zu befreien, und diese Mission ist größer als jeder einzelne von uns! Vergesst Eure Trauer, denn unser Sieg über die verblendeten Welpen des Feiglings Rogal Dorn bedeutet neue Hoffnung für diese Welt.“ Azalon zog sein Crozius aus dem Gürtel, das Blut der Feinde, die er getötet hatte glitzerte rubinrot in der Abendsonne. Er schwang es in einem Bogen über den Kopf und deutete auf die erfolgreich verteidigte Passstraße, das Funkeln seiner Augen verwandelte sich in ein Gleißen: „Word Bearers, lasset uns diese Welt erlösen! Vorwärts zu den Makropolen, vorwärts zum Sieg!“