Ich weiß, es ist lange her, aber ich lese es gerade erst...
😀
Zu Piken historisch: das Pikenträger teuer waren ist natürlich quatsch.
Nein. Die Bezahlung für die war sehr hoch. Zumindest dann, als am Ende des Mittelalters - bzw. zu Beginn der Neuzeit - vermehrt solche Formationen aufgestellt wurden. Hinzu kam das Problem, dass die Waffe einfach für lange Feldzüge bei den Kämpfern sehr unbeliebt war. Es gibt da interessante Briefe, in denen sich Offiziere darüber beschweren, dass die Soldaten die Piken eigenmächtig kürzen oder sogar ganz wegwerfen, wenn sie auf längere Märsche gehen (das gleiche machten die auch mit der Rüstung, weshalb die irgendwann bei den Pikenieren ganz verschwindet). Das hieß dann, dass möglichst schnell Ersatz herbei geschafft werden musste, damit die Formation überhaupt kämpfen konnte.
Gerade die Entwicklungen im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit sind da wegweisend. Nur weil man Pikenträger gut ausbilden kann, heißt das nicht, dass man es auch immer gemacht hat.
Joa und was dann passiert, kann einem die Union von Auhausen erklären...
😀 wichtig an der Ausbildung war vor allem, dass die Kämpfer um jeden Preis in der Formation blieben. Das setze eine hohe Opferbereitschaft voraus und dass jeder wusste, was er da eigentlich zu tun hatte. Klar kann ich jedem Deppen in ein paar Tagen erklären, was er mit einer Pike tun soll, aber wie er sich in einer Formation bewegt und kämpft, das dauert deutlich länger.
Die Pike war eine äußerst effektive Waffe, wahrscheinlich neben dem Speer die mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. Auch der Hinweis auf die Römer ist da eher irreführend, da der Ausgang von Schlachten und Kriegen von deutlich mehr Faktoren bestimmt war, als der bloßen Bewaffnung der jeweiligen Kombattanten.
Dass Pikenformationen gegen Beschuss anfällig waren, würde ich gern mal nachlesen. Sie waren wohl nicht anfälliger dagegen als die meisten anderen Infanterieformationen.
Naja, andere Infanterieformationen sind aber entweder nicht so sehr darauf darauf angewiesen, geschlossen zu stehen oder besser gegen Beschuss ausgerüstet, wenn wir einmal vom Pikenier im Altertum absehen, der immerhin noch einen Schild hatte - wenn auch einen eher kleinen. Die Anfälligkeit ist natürlich erst dann bedeutend, wenn entsprechende Schusswaffen vorhanden sind.
@Knight-Pilgrim
Einen Musketier einzudrillen dürfte wesentlich aufwendiger gewesen sein
Da kommt es jetzt ganz drauf an, von welcher Zeit wir sprechen. Bis zur Entwicklung der Muskete, wurden Feuerwaffen vor allem deshalb ggenüber dem Bogen und der Armbrust bevorzugt, weil sie billig waren und die Schützen leichter und schneller ausgebildet werden konnten. Da waren Pikeniere in jedem Fall teurer, weil man sie länger ausbilden musste. Bei den Zahlen, wie schnell Schützen im 15. und 16. Jahrhundert aufgestellt werden konnten, wird einem ja schon beinahe schwindelig.
Als der Drill sich bei Musketieren durchsetzte, waren es aber eben die Pikeniere, die während der Schlacht die schwierigste und verlustreichsten Aufgaben hatten, was sie wiederum teurer machte. Der echte, historische Doppelsöldner hatte eben kein dikces Schwert, sondern einen langen, spitzen Stock dabei...
😉
Übrigens hat man in napoleonischer Zeit sogar darüber nachgedacht, die Linieninfanterie wieder mit Piken auszustatten, weil nicht der Feuerkampf das Infanteriegefecht entschieden hat, sondern der Massenstoß mit gefälltem Bajonett. Die Pike ist aus der Bewaffnung der Infanterie erst verschwunden als leistungsfähige Gewehre mit höherer Kampfentfernung und schnellerem Nachladen durch Hinterladerverschlüsse eingeführt wurden.
Ach bitte... ja, vielleicht hat da mal jemand drüber nachgedacht, aber umgesetzt hat es keiner - aus gutem Grund. Piken schwinden bereits im 17. Jahrhundert und sind im 18. dann ganz weg und danach tauchen sie auch nicht mehr auf. Was den Bajonett-Angriff angeht, so stellte Friedrich der Große zu seiner Zeit bereits fest, dass er Artillerie zwar sehr unpraktisch findet, sie aber um jeden Preis mitnehmen müsse, um der Infanterie etwas entgegen setzen zu können, wenn seine eigene numerisch unterlegen sei. Bereits da war es der Reiterei nicht mehr möglich, Infanterie frontal zu begegnen, wenn die vorher nicht sturmreif geschossen wurde. Ich glaube nicht, dass sich die Waffen bis dahin so sehr verschlechtert hatten, dass man Gewehre nun lieber als improvisierte Speere nutzen wollte. Die Angriffskollonnen der Franzosen hatten ja eher was mit deren schlechter Ausbildung zu Beginn der Kriege zu tun und nicht mit den dollen Messern am Gewehr.