40k Wen das Los trifft

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Dragir

Graue Eminenz, Gründer
23. März 2001
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christoph-daum.de
Hauptmann Krügers Schritte auf dem staubigen Marmorboden hallten in der zum Koordinationszentrum des Regiments umfunktionierten ehemaligen Schalterhalle wieder. Um Krüger herum herrschte leise, hektische Betriebsamkeit. Stabsoffiziere und Mannschaften waren damit beschäftigt, eingehende Meldungen zu überprüfen, Berichte an das Oberkommando zusammenzustellen und die Verlustlisten auf dem aktuellen Stand zu halten.
Krüger passierte den Kassenbereich, hinter dessen Theke zwei Soldaten Wache hielten, und ging durch eine offene Tür in ein schmales Treppenhaus. Die Treppe führte hinab zum Tresorraum, in dem Oberst Kaltenbrunn und sein Stab ihren Befehlsstand bezogen hatten.
Das Gebäude der imperialen Zentralbank hatte das mehrtägige Trommelfeuer der Artillerie gut überstanden und war bis auf das oberste Stockwerk intakt geblieben. Jetzt, wo die Imperialen wieder in der Stadt waren und die Tyraniden in den Trümmern jagten, drohte keine Gefahr durch fallende Artilleriegranaten mehr. Dennoch hatte Kaltenbrunn darauf bestanden, ein möglichst widerstandsfähiges Gebäude für das Regimentskommando auszuwählen. Krüger respektierte die Entscheidung: Es war besser, sie kontrollierten das festungshafte Bankgebäude, als die Tyraniden hinter den massiven Mauern zu wissen.
Krüger trat in den Tresorraum und salutierte stiefelknallend.
Kaltenbrunn sah vom Kartentisch auf und erwiderte den Salut abwesend mit einem Heben der rechten Hand, während sein Adjutant Werner angesichts des Hauptmanns stramm stand.
„Hauptmann Krüger.“, sagte Kaltenbrunn. Er fuhr sich mit der Hand durch das schüttere graue Haar. „Schön, dass sie so schnell kommen konnten.“
„Ich kam, so schnell es eben ging, Sir.“ Krüger räusperte sich. Höfliche Floskeln waren nicht sein fall, sie verhießen nie etwas gutes. Nicht in der Armee des Imperators.
„Ich habe sie herbestellt, Krüger, weil es eine Aufgabe gibt, die die Anwesenheit eines guten Offiziers erfordert. Eines Offiziers mit fundierter Erfahrung im Häuserkampf.“ Kaltenbrunn musterte Krüger, als erwarte er eine Reaktion. Schließlich fuhr er fort: „Unsere Informationen waren offenbar unzutreffend. Es gibt überlebende imperiale Bürger in der Stadt, die sich offenbar in der Kathedrale der heiligen Märtyrerin aufhalten.“
„In der Kathedrale, Sir?“, fragte Krüger nach. „Die Kathedrale ist doch vom Trommelfeuer in Schutt und Asche gelegt worden.“ Krüger hatte die Trümmer, die wie monströse geschwärzte Zähne gegen den Horizont aufragten, selbst gesehen.“
„Nun, nicht genau in der Kathedrale. In den Katakomben darunter.“, ergänzte Werner und erntete dafür einen eisigen Blick von Seiten des Obersts.
„Danke, Werner.“, sagte Kaltenbrunn langsam. „Das wäre dann alles. Machen sie doch einen Kaffee, ja?“
„Sir, Stabsgefreiter Hansen ist schon zum Kaffeeholen...“
„Sofort, Werner!“, bellte Kaltenbrunn. „Zackig, verstanden!“
„Ja... Jawohl, Sir!“ Werner salutierte und hastete aus dem Raum.
„Also, Krüger.“, brummte Kaltenbrunn. Wie erwähnt scheinen in der Kathedrale noch Überlebende zu sein. Wir müssen sie herausholen, bevor diese Monstren sie finden und umbringen. Falls dies noch nicht geschehen sein sollte. Ihr Auftrag lautet, mit drei Trupps ihrer Kompanie und sechs Chimären aus dem Fuhrpark zur Kathedrale vorzudringen und die Überlebenden zu evakuieren. Geschätzte Fahrtzeit für eine Strecke etwa zweieinhalb Stunden, wenn sie nicht auf unerwartete Hindernisse stoßen.“ Kaltenbrunn wandte sich wieder dem Kartentisch zu. Sein Zeigefinger beschrieb auf dem Stadtplan einen Zickzackkurs vom Bankgebäude bis zur Kathedrale. „Ihr Weg führt teilweise durch ungesichertes Gebiet, deshalb die gepanzerten Transporter.“
Krüger zog seine Taschenuhr aus der Brusttasche des Uniformrocks und überprüfte die Zeit. 17.04 Uhr, kaum noch drei Stunden bis Sonnenuntergang. Er steckte die Uhr zurück. „Sir“, sagte er, „wenn die angenommenen Fahrtzeiten stimmen, werden wir den Rückweg im Dunkeln zurücklegen müssen.“ Krüger wusste, was das bedeutete: Bei Einbruch der Dunkelheit kamen die Tyranidenkreaturen aus ihren Löchern gerochen, um zwischen den Ruinen auf die Jagd zu gehen. In der Dunkelheit waren sie auf den Trümmerfeldern unsichtbar, konnten sich an die imperialen Truppen anschleichen und sie aus dem Hinterhalt überfallen. Sich nachts nicht in einem gesicherten Gebäude oder zumindest einer festen Stellung zu befinden kam fast einem Todesurteil gleich.
„Ich weiß, Krüger.“, sagte Kaltenbrunn und stützte die Hände auf den Kartentisch. „Es wird hart da draußen, deshalb habe ich sie ausgewählt. Nehmen sie ihre besten Männer und lassen sie sich im Arsenal mit genug Munition ausstatten. Der Imperator sei mit ihnen, Sohn.“
Krüger salutierte. „Danke, Sir.“ Er wandte sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
 
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