40k Wenn Dämonen träumen (eine Black Legion Kurzgeschichte)

gopostal

Tabletop-Fanatiker
27. März 2009
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Wenn Dämonen träumen

Ein schwarzer Kreuzer mitten in den Tiefen des Auges des Schreckens. Sein genauer Standort ein Geheimnis für das Imperium, wie so vieles im Mahlstrom. Dieser schwarze Kreuzer, mit Kanonen um die Sterne selbst Demut zu lehren, ist das Flaggschiff von Abaddon, Kriegsheer der Black Legion. Dem größten Heer von Verräterlegionen, die man seit den Tagen der Horus Häresie gesehen hat. Und an Bord dieses Planeten Killer Kreuzers regt sich etwas. Eine dunkle Bosheit. Der Kriegsherr war in letzter Zeit unzufrieden mit seinen Auserkorenen. Etwas wofür diese sich jetzt vor ihm zu verantworten haben müssen. Und der Kriegsherr ist niemand der Versagen duldet.

Mürrisch stampfen die gepanzerten, wie vom Chaos verzerrten, grimmigen Gestalten die endlosen Gänge entlang. Ihre schweren Schritte hallen dabei durch die metallischen Eingeweide des Kreuzers. Selbst die, in den unteren Maschinenräumen, schuftenden Sklaven können dieses Stampfen vernehmen. Trotz der ewig lärmenden Konstrukte die sie mit Treibstoff und ihrem eigenen Leben zu speisen haben, während die Peitsche ihrer Unterdrücker sie dabei stetig antreibt. Selbst die Wände des Kreuzers scheinen mit dämonischer Energie zum Leben zu erwachen, während diese unwirklichen, finsteren Fratzen die Auserkorenen auf Schritt und Tritt zu beobachten scheinen. Unter diesen dahin ziehenden Schlächtern und Mördern befindet sich auch ein alter, stolzer Lunar Wolf. Redd. Er weiß nur noch zu gut wie es war, in den alten Tagen, Seite an Seite mit dem eigentlichen Kriegsherrn Horus. Und an der Seite des Imperators. Doch das sind jetzt geradezu ketzerische Gedanken. Am Ende blieb auch ihm nichts anderes als seinen ursprünglichen Herrn und Meistern abzuschwören und seine Rüstung in Schande schwarz zu färben. Doch nur mit Bitterkeit und einem Funken Traurigkeit in seinen sonst so kampfgestählten Herzen. Aber es hieß friss oder stirb in der Situation. Und vor allem anderen dürstet es ihn nach Ruhm und vor allem nach Kampf. Deshalb zögerte er am Ende nicht. Doch dieser Mahlstrom ist anders. Stetig kann er ein Schaben vernehmen. Ein Zerren. An den Grundfesten seiner Seele. Die verdrehten Entitäten des Chaos flüstern zu ihm. Hauchen ihm Verlockungen zu. Drohen ihm. Testen ihn. Er kann sich diesem Sog nicht entziehen. Selbst deine Träume bieten kein Entkommen. Verzerrten Visionen gleichkommend, von lachenden und kreischenden Dämonenscharen, welche sich den undenkbarsten Handlungen aller Art hingeben. Und er mitten drin. Widerstand ist zwecklos, spätestens seitdem vor Tagen seine Rüstung mit ihm verschmolzen ist. Sein Servohelm ist mit seinem Gesicht zu einer raubtierhaften Fratze verwachsen. Er atmet jetzt Rauch. Während seine Augen vor dämonischer Energie rot glühen. Doch das Schlimmste ist dieser Dämon in seiner Brust, der unaufhörlich zu ihm spricht. Nicht mit dem riesigen Maul das jetzt aus seiner Brust klafft, ebenfalls verwachsen mit seiner Servorüstung. Er spricht direkt in seine Gedanken und übertönt dabei noch die Kakophonie der anderen Stimmen aus dem Warp. Was für ein Albtraum. Selbst für einen so alten Kämpfer wie Redd. Früher hätte es sowas nicht gegeben, noch unter dem eigentlichen Kriegsherrn und dem Imperator. Vor lauter Ärger in sich selbst vertieft, steht er auf einmal auf der Brücke. Die letzten Minuten einfach so an ihm vorbeigezogen. Neben ihm andere Auserkorene, ca. hundert Mann an der Zahl. Vor ihnen der Kriegsherr. Mit versteinerter Miene sitzt er auf seinem Thron. Sein eiskalter, bohrender Blick mustert seine Auserkorenen. Und das Anzeichen eines grausamen Lächelns schleicht sich über seine Mundwinkel. Für Abaddon sprechend tritt einer seiner Bluthunde aus seinem Schatten hervor. Ein Hüne von einem Mann, selbst für einen Space Marine. Mit blutigen Schädeltrophäen behängt und dem Zeichen von Khorne auf seiner Rüstung, neben dem Zeichen der Black Legion. „Einer von diesen geistlosen Bluthunden die der Black Legion in ihrem geistlosen Wahn nach Blut und Zerstörung die Treue geschworen haben. Das fängt ja gut an.“ Grummelt mürrisch Redd in sich hinein. „Auserwählte der Black Legion“ donnert der Bluthund hervor. „Ihr habt in den Augen eures Kriegsherrn versagt. Doch noch hat er das Vertrauen in euch nicht ganz verloren. Deshalb bekommt ihr eine letzte Chance.“ Der Bluthund macht eine dramaturgische Pause. Die Auserkorenen hängen an seinen Lippen. Dann spricht er, nein ruft er. „ Schlachtet euch gegenseitig ab, auf das der wahrhaft Auserkorene Champion sich offenbaren mag. Aber keine Schusswaffen auf dem Schiff. Beginnt!“

Dann bricht es los. Redd kann noch einen kurzen Blick auf Abaddons Gesicht erhaschen. Ja, eindeutig ein bösartiges Lächeln. Dieses Mistschwein. Und der Blutwirbel um ihn herum nimmt seinen Lauf. Die Wände färben sich rot. Redd muss auch nicht lange warten, bis ein mit Chitin Klauen bewaffnetes Ungetüm sich auf ihn stürzt. Schon mehr Besessener als Auserkorener. Aber wer will da noch kleinlich sein. Redd hält instinktiv sein Kettenschwert vor sich, um den vernichtenden Schlag der Klauen abzufangen. Das Kettenschwert dreht durch und wirft schwarzen Rauch aus, doch das Chitin der Klauen ist zu hart. Er kommt nicht durch. Reflexartig, ohne nachzudenken, nimmt er stattdessen seinen anderen Arm und hält seine Rüstung dagegen. Er kann spüren wie die einzelnen Ceramitplatten anfangen zu knacken. Lange wird er das nicht aushalten können. Doch sein nun freies Kettenschwert versenkt er dafür tief in dem Magen des Angreifers. Dort hatte Redd eine Schwachstelle ausmachen können. Zwischen einzelnen Chitinschichten und Resten der verwachsenen Servorüstung seines Gegners. Mit unterschiedlichsten Flüssigkeiten gefüllte Innereien spritzen ihm dabei entgegen und diese Kreatur gegen die er kämpft bäumt sich kreischend auf. Dann bricht dieses Ding zuckend vor ihm zusammen.
„Ich habe dir gesagt dass du ihn da treffen kannst. Und bist du mir jetzt dankbar dafür Space Marine?“ Fordert ihn die Dämonenstimme in seinem Kopf heraus. Die Worte „Space Marine“ zieht die Stimme dabei abschätzig in die Länge. Inmitten seiner Brust leckt sich das Maul gierig die Reste der Eingeweide Flüssigkeiten von den Lippen. Diese verdrehte Fratze grinst dabei hämisch, um ihn noch weiter zu verhöhnen. „Geh aus meinem Kopf raus du Monster!“ tobt Redd vor sich hin. Unglaublich mit was er sich rumärgern muss. Er realisiert dabei nicht ob er das noch denkt oder schon schreit. Ist in diesem Tollhaus eh egal. Spielt keine Rolle mehr. Der nächste Gegner kommt schon auf ihn zu. Schlag um Schlag geht es weiter. So ein alter Hund wie Redd weiß sich dabei wacker gegen diese ganzen aufgeblasenen, Möchtegern Auserwählten zu behaupten. „Bei den Lunar Wolfes hätte ich euch alle durch den Trainingsraum gewischt. Das ich nicht lache.“ Diese Art des sich selber Anspornens wird leider immer wieder durch den Dämon in ihm unterminiert. „Glaubst du wirklich dass du noch lange durchhalten kannst alter Mann? Dein alter Leichenimperator sieht auch nicht mehr so gut aus auf seinem Thron. Also ich weiß nicht…ich denke ohne meine Hilfe wirst du hier nicht mehr lange machen. Und denk daran Buddy, es geht um uns beide.“ Der letzte Satz mit purem, schneidenden Sarkasmus in Redds Kopf bohrend. „Halt dein Maul! Ich brauche dich nicht. Ich brauche niemanden.“ Redd ist außer sich. Am liebsten würde sich in solchen Momenten in sein eigenes Kettenschert schmeißen, nur um dieser Missgeburt ein für alle Mal das Maul zu stopfen. Ein Geschenk des Chaos. Dass er nicht lachen muss. So einen Mist würde doch niemand freiwillig geschenkt bekommen wollen. Wenn das die wahre Stärke des Chaos sein soll, dann ist es jedenfalls kein Wunder das man vor den Mauern von Terra geschlagen worden war.

Und dann kommt doch noch die wahre Prüfung des Tages. Der Bluthund hat sich, ergötzt und angestachelt durch das Blutvergießen, selber in die Menge geworfen. Zwei Auserkorene werden wie altes, brüchiges Pergament von ihm zerfetzt, nur um sich dann mit noch mehr Schwung auf Redd zuzubewegen. Eine einmal in Schwung geratene Masse aus rot/schwarzer Terminatorenrüstung, mit einem kleinen, schweinsartigen, gehörnten, purpurroten Schädel in ihrem Innern. Mit vor Zorn gelb leuchtenden Augen. Redds Kettenschwert zerbricht im Moment des Aufpralles. „Hab ich dir gleich gesagt, Space Marine“ Die Stimme in seinem Kopf belehrt ihn jetzt. Ihn, einen alten Lunar Wolf. Und dazu läuft dieser Kampf überhaupt nicht gut. „Was willst du?“ schreit Redd fast schon panisch. Panik. Ein normalerweise ungewohntes Konzept für jemanden wie ihn. „Was ich will?“ fordert ihn die Stimme. Neckt ihn fast. „Was willst du Space Marine? Willst du hier elendlich zu Grunde gehen. Von deinem Gegner in den Dreck getreten werden. Willst du das? Oder willst du Ruhmestaten vollbringen. Die Hand der Vernichtung deiner Feinde sein. Endlos Krieg führen, was dein Geburtsrecht ist. Was willst du? Sag es mir.“ Weitere Schläge hämmern auf Redd desweilen ein. Der Bluthund ist in einen unkontrollierbaren Blutrausch verfallen. Jeder Schlag dabei vernichtender als der vorangegangene. Redds Rüstung stöhnt, ächzt und bricht. Sein Blut fließt. Dann sieht er halb apathisch einen fatalen Schwinger genau auf sich zukommen. „Ich … will … ich kann nicht…“ Redd ist so gut wie am Ende. Aller Zorn und die Wut dahin. So jetzt hier in der Schlacht, das sollte es wohl gewesen sein. Oder doch noch nicht ganz? „Lass mich dir helfen. Du musst nur nicken, wenn du das möchtest. Und soll ich dir helfen?“ Jetzt ist die Stimme des Dämons fast die wie eines guten Freundes. Ein Kamerad aus den alten Tagen. Aus Zeiten vor diesem ganzen Irrsinn. Der Schlag kommt. Redd nickt leicht. Dann bricht krachend sein Genick. Der Bluthund schleudert ihn dabei gegen die Wand. „Zu einfach.“ Höhnt der Bluthund verächtlich. „Und wer ist der nächste.“ Fordert er andere noch stehende Auserkorene heraus. Auch diese letzten Kontrahenten fallen. Dann verschwindet der Bluthund mit Abaddon. Unter Schmerzensschreien. Den Schreien des Bluthunds wohlgemerkt. Der Kriegsherr bekommt immer genau das was er will. Doch das ist eine andere Geschichte, geschmiedet auf der Grundlage eines verbotenen, dämonischen Paktes.

Im Nachgang an das Gemetzel kommen die Lakaien, bucklige Kultisten, die die zerschundenen Leiber hinfort räumen. Als eine dieser traurigen Gestalten, sich über den Körper von Redd beugt, beißt das Dämonenmaul in seiner Brust zu. Der Kultist wird in der Mitte durchgerissen, während sein Oberkörper in Redd verschwindet. Das Maul gurgelt gierig mit dem Kultisten Blut. Die anderen Kultisten verlassen daraufhin verschreckt die Brücke. Ihre Meister mögen sie für diese Pflichtverletzung dafür später streng strafen. Redd richtet sich dabei mittlerweile langsam auf. Sein Genick weiterhin gebrochen, hängt sein Kopf unwirklich zur Seite herunter. So stark was der Schlag des Bluthundes. „Keine Sorge mein Freund, das wird wieder. Und mach dir über den Bluthund keine Gedanken. Seine Glückssträhne ist bereits jäh gerissen.“ Diesmal kommt die Stimme nicht mehr aus seinem Kopf. Diesmal kommt sie direkt aus dem Maul in seiner Mitte. Redd weiß nicht was er denken soll. Was er sagen soll. Dann öffnet sich die die Schleuse über die Abaddon mit dem Bluthund zuvor die Brücke verlassen hatte. Nur Abaddon selbst kommt zurück. Er mustert mit seiner weiterhin versteinerten Miene Redd. Der Blick des Kriegsherrn lastet schwer auf ihm, das kann Redd selbst in seinem momentanen, veränderten Zustand spüren. Abaddon spricht, leise, aber ganz betont. Jedes Wort dabei geführt wie eine tödliche Waffe. „Ich habe eine Mission für dich Auserkorener Champion. Eine Reise in die Tiefen des Warp.“ Diese Worte sind keine Frage, der Kriegsherr fragt nicht, er befiehlt. Sagt anderen wie sich die Welt um ihn herum zu fügen hat. „Wir freuen uns euch zu Diensten sein zu können, Kriegsherr.“ Zischt der Dämon begierig. Redd selber muss gar nichts sagen und seine Erinnerungen an die Lunar Wolfs verblassen dabei mit jedem Wort des Dämons unaufhörlich, bis er kaum noch weiß das er selber mal ein Lunar Wolf gewesen ist. Schöne neue Zeit. Für Abaddon den Kriegsherrn. Für die Black Legion. Für das Chaos. Tod dem falschen Imperator. Zum ersten Mal seit der Horus Häresie ist der Weg wieder ganz klar vor ihm bereitet. Etwas das Redd bereits früher sehr zu schätzen wusste, auch wenn er sich jetzt nicht mehr daran erinnern kann, wann das genau gewesen sein soll. Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig.

 
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Reaktionen: Akktok
Wenn sonst hier niemand was schreibt, muss ich wohl ran.

Also joa, hat mir wirklich gut gefallen, sehr angenehmer Schreibstil. Liest sich flüssig, einwandfreie Rechtschreibung und guter Satzbau. Gerne mehr davon ^^


Vielen Dank. 🙂 Lob ist das Brot des Autors. 😉

Bedingt durch meinen Black Legion Armeeaufbau werden noch weitere entsprechende Kurzgeschichten mit der Zeit folgen...
 
Wahnsinn! Warum schreibt hier eigentlich kaum einer?!

Hab mir das Teil durchgelesen, und es ist echt noch genialer als "Echos", was schon ne Hausnummer ist. Was soll ich hierzu sagen? Du erweckst die Geschichte eines Chaos Space Marines wirklich zum Leben, in einer Intensität, die ich so noch nicht erlebt habe. Meinen Respekt!

Der Vollständigkeit halber muss ich kurz bemerken, dass das Auge des Schreckens aka Wirbel des Chaos und der Mahlstrom zwei verschiedene Paar Schuhe sind:
http://wh40k-de.lexicanum.com/wiki/Mahlstrom
http://wh40k-de.lexicanum.com/wiki/Wirbel_des_Chaos

Egal, ist ein Detail an einem großartigen Text.