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Geduldige Jahre hatte Tiefensatellit N 775 in geistloser Vergessenheit darauf gewartet, dass ihn irgendein unvorhergesehenes, gravitätisches Ereignis aus seiner festgesetzten Position brächte. Das ihn ein durchs All rasendes Gesteinsbröckchen traf, durchschlug und seine internen Systeme zerfetzte. Dass ein Sonnensturm die Elektronik lahm legte oder, und das war neben diesen möglichen, katastrophalen Ereignissen das weitaus wahrscheinlichere Szenario, dass er schlicht und einfach für immer vergessen wurde.
Nichts von all dem trat ein.
Ein Signal durchkreuzte die Leere und fand sein Ziel. Dieses Ziel war ein Abnehmer an der Unterseite des Satelliten, wäre der Einteilung nach Oben und Unten im All irgendeine Bedeutung zugekommen. Der Befehl war mit 300.000 Kilometern in der Sekunde knappe sechs Stunden unterwegs gewesen und erfüllte seinen Auftrag tadellos. Schlummernde System erwachten zum Leben, Kontrolllampen flackerten und schalteten von zittrigem Rot nach und nach zu Grün um. An der Außenhülle von N775, ungesehen im großen Meer des Nichts, glühte die knöcherne Augenhöhle, welche die rechte Seite des geheiligten Mechanicus Siegels darstellte, in einem satten und tiefen Grün. Gepanzerte Rollhüllen zogen sich von den geriffelten Segeln zurück, welche mit Kollektoren in der Form von Bienenwaben überzogen waren. Sie fingen die Strahlen der fernen SORLON- Sonne auf. Im Gegensatz zu der Reise des Signals, bedurfte es nur einiger Minuten, bis die Hochleistungsspulen ihre Reserveren mit neuer Sonnenenergie erfrischt hatten. Es war nun genügend elektrischer Strom vorhanden, um den Piloten von N775 zu reaktivieren.
Der Satellit bot in seinem Kern einen kleinen Freiraum, der im Gegensatz zum Rest des Apparats stand, welcher gänzlich mit Technik gefüllt, keinen Zentimeter Platz verschwendete. Auch besagter Freiraum war in seiner Gänze kaum mehr als ein Meter in Höhe, Länge und Tiefe.
In seinem Zentrum ruhte ein mumifizierter Leichnam von der Größe eines Säuglings. Auf einigen Welten als Wipfelkobold bekannt, auf den meisten zivilisierten Planeten, so sich diese denn einer ausgeprägte Fauna rühmen konnten, jedoch eher Affe genannt.
Die Reste dieses Exemplars hatten ihr Leben vor unzähligen Jahren ausgehaucht, nach einer kurzen und schmerzhaften Existenz der Konditionierung. Jetzt blies die anlaufende Automatik Weihrauch ins Innere der Pseudograbkammer, um dem folgenden Vorgang die nötige, sakrale Würde zu verleihen. Im Anschluss wurde Strom durch den leblosen Körper des Äffchens gejagt. Die räudigen Reste des Fells vermischten den Geruch von angesenktem Haar und uraltem Staub mit dem des Weihrauchs. Die zugeführte Energie animierte die eingepflanzten Maschinenteile und Ozon webte sich als vierte Geruchskomponente in das bisschen Luft, welches die Kapsel enthielt.
Dürre, von Haut wie mit dünnem Pergament überzogene, Klauenfinger streckten sich in reanimierter Spastik, während das tote Hirn neben Elektrizität mit Substanzen gesättigt wurde, die es in ein stumpfsinniges Scheinleben zurück zerrten.
Die Kreatur regte sich nun völlig.
Ihre verkümmerten und kraftlosen Sehnen wurden von Äquivalenten aus Draht und Kupfer unterstützt, teilweise ersetzt. In dem Haupt des Wesens, kaum mehr denn ein skelettierter Schädel, hier und da von letzten Resten aus Haut und Fell kümmerlich bedeckt, klickten die Linsen, als sich die Iris darüber zusammenzog und die Signale der Umgebung an das schickten, was kundige Chirurgenhände aus dem Hirn des Tieres gemacht hatten. Auf einem kleinen Bildschirm flackerte eine Abfolge einfacher Symbole. Dreiecke, Kreise und Kreuze in schneller Reihung. Sie triggerten die Handlungen, die zu erlernen der einzige Sinn des kurzen Affenlebens gewesen war. Mechanisch betätigte das tote Tier Hebel und Drehschalter. Es veränderte die Positionen von Steckern auf einer Stecktafel.
Als Folge dessen wurde Beryllium dem Diergolsystem zugeführt und das Endprodukt dieser Reaktion in kurzen Impulsen durch die Steuerdüsen abgegeben. N775 drehte sich auf der Horizontalachse und nahm nach Erreichen der gewünschten Position wieder seine stabilisierende Rotation ein. Der Pilot initialisierte auf fernes Geheiß hin den Start der zentralen Sensorphalanx in der Spitze des Satelliten. Eine Ansammlung aus Antennengestänge und primärer Grund für die Existenz von N775.
Der Auftrag wurde erfüllt und der künstliche Himmelskörper begann Daten zu sammeln und einen permanenten Strom aus Informationen an den Ursprungsort des erhaltenen Aktivierungsbefehls zu übermitteln.
Der reanimierte Affe hatte seine Schuldigkeit getan und sank bereits zurück in den Totenschlaf.
Zuvor vollführte er jedoch eine Handlung, die unter den Wissenden des Adeptus für einige Kontroversen gesorgt hätte, wäre auch nur einer befähigt gewesen, sie zu beobachten. An der Seite der Kapsel, gerade auf Kopfhöhe des Affen, gab es ein schmales Sichtfenster. Nicht etwa damit das Tier irgendetwas sehen konnte. Schließlich war es faktisch tot und benötigte auch in seinem erzwungenen Unleben keinen optischen Input von außerhalb seines Grabes und seiner Wirkungsstätte. Die verglaste Öffnung hatte es einem Techniker erlaubt, vor dem Aussetzen des Satelliten noch einmal die korrekte Implementation der biologischen Steuereinheit zu überprüfen, ohne die Versiegelung brechen zu müssen. Mit dem erneuten Erglimmen seines Lebensfunkens hob der Affe seine Pfote und strich Staub und Ablagerungen von dem kleinen Sichtfenster fort.
Das halb mechanische Wesen justierte die Linsenaugen neu und starrte auf das, was sein gesamtes, nicht eben großes Sichtfeld einnahm. Weder wusste der Affe, dass dieses gewaltige Ding noch vor wenigen Tagen nicht dagewesen war, noch das sein rüdes Wachrütteln aus dem Tod, dazu gedient hatte so viel wie möglich darüber an Informationen zu sammeln. Der Affe, zu einem Bauteil gemacht, vor unzähligen Jahrzehnten, verspürte lediglich ein urtümliches Gefühl, welches weder sein kurzes Leben in einem Labor des Mechanikus, noch seine Umwandlung zu einer biologischen Steuereinheit hatte ganz fort wischen können.
Ein Gefühl, dass ihn selbst in dieser Form der Herabwürdigung zu etwas machte, was ihn mit dem Mensch in Verwandtschaft setzte.
Pure, animalische Angst!
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Geduldige Jahre hatte Tiefensatellit N 775 in geistloser Vergessenheit darauf gewartet, dass ihn irgendein unvorhergesehenes, gravitätisches Ereignis aus seiner festgesetzten Position brächte. Das ihn ein durchs All rasendes Gesteinsbröckchen traf, durchschlug und seine internen Systeme zerfetzte. Dass ein Sonnensturm die Elektronik lahm legte oder, und das war neben diesen möglichen, katastrophalen Ereignissen das weitaus wahrscheinlichere Szenario, dass er schlicht und einfach vergessen wurde.
Nichts von all dem trat ein.
Ein Signal durchkreuzte die Leere und fand sein Ziel. Dieses Ziel war ein Abnehmer an der Unterseite des Satelliten, wäre der Einteilung nach Oben und Unten im All irgendeine Bedeutung zugekommen. Der Befehl war mit 300.000 Kilometern in der Sekunde knappe sechs Stunden unterwegs gewesen und erfüllte seinen Auftrag tadellos. Schlummernde System erwachten zum Leben, Kontrolllampen flackerten und schalteten von zittrigem Rot nach und nach zu Grün um. An der Außenhülle von N775, ungesehen im großen Meer des Nichts, glühte die knöcherne Augenhöhle, welche die rechte Seite des geheiligten Mecanicus Siegels darstellte, in einem satten und tiefen Grün. Gepanzerte Rollhüllen zogen sich von den geriffelten Segeln zurück, welche mit Kollektoren in der Form von Bienenwaben überzogen waren. Sie fingen die Strahlen der fernen SORLON- Sonne auf. Im Gegensatz zu der Reise des Signals, bedurfte es nur einiger Minuten, bis die Hochleistungsspulen ihre Reserveren mit neuer Sonnenenergie erfrischt hatten. Es war nun genügend elektrischer Strom vorhanden, um den Piloten von N775 zu reaktivieren.
Der Satellit bot in seinem Kern einen kleinen Freiraum, der im Gegensatz zum Rest des Apparats stand, welcher gänzlich mit Technik gefüllt, keinen Zentimeter Platz verschwendete. Auch besagter Freiraum war in seiner Gänze kaum mehr als ein Meter in Höhe, Länge und Tiefe.
In seinem Zentrum ruhte ein mumifizierter Leichnam von der Größe eines Säuglings. Auf einigen Welten als Wipfelkobold bekannt, auf den meisten zivilisierten Planeten, so sich diese denn einer ausgeprägte Fauna rühmen konnten, jedoch eher Affe genannt.
Die Reste dieses Exemplars hatten ihr Leben vor unzähligen Jahren ausgehaucht, nach einer kurzen und schmerzhaften Existenz der Konditionierung. Jetzt blies die anlaufende Automatik Weihrauch ins Innere der Pseudograbkammer, um dem folgenden Vorgang die nötige, sakrale Würde zu verleihen. Im Anschluss wurde Strom durch den leblosen Körper des Äffchens gejagt. Die räudigen Reste des Fells vermischten den Geruch von angesenktem Haar und uraltem Staub mit dem des Weihrauchs. Die zugeführte Energie animierte die eingepflanzten Maschinenteile und Ozon webte sich als vierte Geruchskomponente in das bisschen Luft, welches die Kapsel enthielt.
Dürre, von Haut wie mit dünnem Pergament überzogene, Klauenfinger streckten sich in reanimierter Spastik, während das tote Hirn neben Elektrizität mit Substanzen gesättigt wurde, die es in ein stumpfsinniges Scheinleben zurück zerrten.
Die Kreatur regte sich nun völlig.
Ihre verkümmerten und kraftlosen Sehnen wurden von Äquivalenten aus Draht und Kupfer unterstützt, teilweise ersetzt. In dem Haupt des Wesens, kaum mehr denn ein skelettierter Schädel, hier und da von letzten Resten aus Haut und Fell kümmerlich bedeckt, klickten die Linsen, als sich die Iris darüber zusammenzog und die Signale der Umgebung an das schickten, was kundige Chirurgenhände aus dem Hirn des Tieres gemacht hatten. Auf einem kleinen Bildschirm flackerte eine Abfolge einfacher Symbole. Dreiecke, Kreise und Kreuze in schneller Reihung. Sie triggerten die Handlungen, die zu erlernen der einzige Sinn des kurzen Affenlebens gewesen war. Mechanisch betätigte das tote Tier Hebel und Drehschalter. Es veränderte die Positionen von Steckern auf einer Stecktafel.
Als Folge dessen wurde Beryllium dem Diergolsystem zugeführt und das Endprodukt dieser Reaktion in kurzen Impulsen durch die Steuerdüsen abgegeben. N775 drehte sich auf der Horizontalachse und nahm nach Erreichen der gewünschten Position wieder seine stabilisierende Rotation ein. Der Pilot initialisierte auf fernes Geheiß hin den Start der zentralen Sensorphalanx in der Spitze des Satelliten. Eine Ansammlung aus Antennengestänge und primärer Grund für die Existenz von N775.
Der Auftrag wurde erfüllt und der künstliche Himmelskörper begann Daten zu sammeln und einen permanenten Strom aus Informationen an den Ursprungsort des erhaltenen Aktivierungsbefehls zu übermitteln.
Der reanimierte Affe hatte seine Schuldigkeit getan und sank bereits zurück in den Totenschlaf.
Zuvor vollführte er jedoch eine Handlung, die unter den Wissenden des Adeptus für einige Kontroversen gesorgt hätte, wäre auch nur einer befähigt gewesen, sie zu beobachten. An der Seite der Kapsel, gerade auf Kopfhöhe des Affen, gab es ein schmales Sichtfenster. Nicht etwa damit das Tier irgendetwas sehen konnte. Schließlich war es faktisch tot und benötigte auch in seinem erzwungenen Unleben keinen optischen Input von außerhalb seines Grabes und seiner Wirkungsstätte. Die verglaste Öffnung hatte es einem Techniker erlaubt, vor dem Aussetzen des Satelliten noch einmal die korrekte Implementation der biologischen Steuereinheit zu überprüfen, ohne die Versiegelung brechen zu müssen. Mit dem erneuten Erglimmen seines Lebensfunkens hob der Affe seine Pfote und strich Staub und Ablagerungen von dem kleinen Sichtfenster fort.
Das halb mechanische Wesen justierte die Linsenaugen neu und starrte auf das, was sein gesamtes, nicht eben großes Sichtfeld einnahm. Weder wusste der Affe, dass dieses gewaltige Ding noch vor wenigen Tagen nicht dagewesen war, noch das sein rüdes Wachrütteln aus dem Tod, dazu gedient hatte so viel wie möglich darüber an Informationen zu sammeln. Der Affe, zu einem Bauteil gemacht, vor unzähligen Jahrzehnten, verspürte lediglich ein urtümliches Gefühl, welches weder sein kurzes Leben in einem Labor des Mechanikus, noch seine Umwandlung zu einer biologischen Steuereinheit hatte ganz fort wischen können.
Ein Gefühl, dass ihn selbst in dieser Form der Herabwürdigung zu etwas machte, was ihn mit dem Mensch in Verwandtschaft setzte.
Pure, animalische Angst!
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Verwalter Lerel hatte die ineffiziente Spirale aus menschlichen Hoffen, Bangen und Wollen schon lange durchbrochen und ihre ungenügenden Eigenschaften gestutzt und optimiert.
Daher würde er nicht hoffen, dass sich seine Vermutung als Fehler herausstellte, sondern er würde mit der Geduld eines Zählwerks auf die Ergebnisse warten.
Sollte sich seine Vermutung bewahrheiten, so käme ihm das ganz und gar nicht zupass. Es würde bedeuten, dass seine Bemühungen, Magnus Rega zu isolieren und vor den neugierigen Augen seiner Brüder abzuschirmen, aufgegeben, beziehungsweise angepasst werden müssten.
Siebzig Jahre. Vielleicht nicht umsonst, aber doch durch die momentanen Ereignisse in Details gefährdet. Das war unschön. Auch wenn es auf der anderen Seite Möglichkeiten beherbergen mochte, die es noch genau zu eruieren galt.
Eines seiner angeschlossenen Gehirne rief die Daten der Station ab. Die Verteidigungsroutinen liefen auf einem Mindestbetrieb. Gerade ausreichend um Neugierige und Technikplünderer abzuhalten. Geschütze konnten natürlich reaktiviert, Raketenbänke und Deflektoren aus dem Ruhezustand geholt werden.
Das allerdings würde nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 12% genügen. Darauf liefen die meisten Simulationen bedauerlicher Weise hinaus. Die Ressourcen wurden momentan anderweitig benötigt. Sollte der Fall der Fälle eintreten, dann würde er Skitarii anfordern müssen.
Viele Skitarii, begleitet von Ordensbrüdern, die ihre Nasen in Dinge steckten, die sie nichts angingen. Nun wie auch immer, Spekulationen verstießen gegen das Sechste Universalgesetz, das nur Begreifen von tatsächlichen Fakten der Pfad zum umfassenden Begreifen von Sachverhalten sein konnte. Während das, was Lerel war, darüber sinnierte, ratterte sein Nebengehirn weiter Fakten herunter. Zweihundert Kampf- Servitoren, davon dreiundvierzig Reparaturbedürftig. 395 Techpriester im Außendienst, rund um den Planeten verteilt und an Schlüsselpositionen in Industrie und Militär stationiert.
Viele hatten Magnus Rega nie oder nur kurz besucht und stellten keine allzu große Störung seiner Aktivitäten dar, da sie nach Beendigung ihrer Zeit auf Koron in andere Verwendungen zurückgeschickt werden würden. Zwölf Brüder waren mit ihm in der Niederlassung und das, obwohl sie für eine Bemannung von 500 Brüdern und 2000 Skitarii ausgelegt war.
Zwölf Brüder, die entweder mit seinen Vorstellungen und seiner Agenda konform gingen, oder aber so unbedarft waren, dass sie keine Bedrohung darstellten. Blinde Einfallspinsel, wie Essmass, der nicht einmal ein Antennenstativ reparieren konnte, ohne sich dabei fast von einem altersschwachen Servitor umbringen zu lassen. Er würde ihm in einigen Tagen Zugriff auf einen kleinen Teil des gesperrten Archivs geben und sein erhitztes Gemüt damit besänftigen. Nicht dass er es zulassen würde, dass eine Beschwerde an gewisse Stellen gerichtet wurde, doch er hatte im Moment andere Dinge zu tun, als sich mit einem aufgebrachten Priesterlein zu beschäftigen.
Eines dieser Dinge betrat gerade sein Refugium und sorgte dafür, dass sich optische Erfassungsgeräte ausrichteten. Ein Servoschädel surrte zu seinem Besucher und fokussierte ihn. Lerel entschied sich für eine verbale Kommunikation, da ihn diese am wenigsten von seinen anderen Tätigkeiten ablenkte.
“Begrüßung: Bruder Sindri, interne Kennung Magnus Rega 77/482 S, deine Anwesenheit impliziert die Erfüllung deines Auftrages und wird entsprechend archiviert."
Rüge: Ich hatte regelmäßige Berichte deinerseits vorausgesetzt. Den letzten erhielt dich zu Beginn des lokalen Ereignisses, welches regional als Horning- Krieg tituliert wird.
Relativierung / Rüge: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass deine nachlässige Dokumentation auf die Kampfhandlungen in Horning zurückzuführen ist. Es heißt, mit den Ritualen zu brechen, bedeutet mit dem Glauben zu brechen. Doch das Wohl der Maschine steht weit über dem routinierter Handlungen zum Anhäufen nachrangiger Informationen. Da ich davon ausgehe, dass du deine Pflicht nur vernachlässigt hast, weil du dich um die Ehrung und Salbung des dir anvertrauten Kriegsgerätes gekümmert hast, ziehe ich meine Rüge in ihrer Kernunterstellung zurück.
Aufforderung: Eine nachträgliche, erschöpfende Dokumentation deiner Tätigkeiten ist natürlich obligat.
Bis dahin ergötze meinen Wissensdurst mit einer verknappten Schilderung darüber, wie es dir in diesem sogenannten Krieg ergangen ist.”
Sindri nahm die gemilderte Rüge mit einem Neigen des Kopfes entgegen während er ein internes Kabel ausfuhr um den vollständigen Bericht in den anderen Servoschädel hochzuladen der, beinahe schon neugierig zu nennend, von Brokkr, seinem eigenen Servoschädel umkreist wurde. Die beiden Helferapparate führten einen grotesken Totentanz über ihm auf.
"Ich fertigte regelmäßig Berichte an, Verwalter. Doch zwanzig langfristige Interferenzen und das weitere Kriegsgeschehen blockierten eine regelmäßige Transferierung. Da Prognosen keine Lageänderung versprachen, verlegte ich meine Kapazitäten, wie ihr richtig festgestellt habt, auf meine Arbeit.
Die Kampfhandlungen verliefen ohne Verluste an größerem Kriegsgerät, lediglich eine Anzahl Feuerwaffen wurde beschädigt oder zerstört." Sindri verfolgte das ununterbrochene Arbeiten Lerels beiläufig und ihm fiel auf, dass es in der Kammer geschäftiger zuging als in den bisher betretenen Bereichen Regas. Aufgrund des Krieges waren zwar erwartungsgemäß viele Techpriester unterwegs aber die Enklave müsste eigentlich die Produktivität gesteigert haben. Allerdings bestanden annähernd gleich große Prozentchancen, dass die PVS zuvor größere Materialmengen bestellt hatte und somit einen Vorrat besaß oder dass sich der Mechanicus produktionstechnisch aus dem internen Konflikt heraushielt. Für eine genaue Analyse des Geschehens und der Ursache, dass die Fabrikfestung in einem Schlaf des Verfalls zu liegen schien, fehlten ihm die Daten. Ein Umstand, den er je nach Gelegenheit beheben würde. Sindri erläuterte noch ein paar Einzelheiten seiner vorangegangenen Mission. Besonderheiten bei der Logistik und den Herausforderungen während der Belagerung und Erstürmung von Edos.
"Gibt es weitere Aufträge und neue Instruktionen für mich?” Vollendete er diesen Bericht, in dem die Schrecken des Kriegs auf bloße Zahlen und Statistiken reduziert wurden. “Zusätzlich erbitte ich ein angemessenes Zeitfenster, um meine Systeme nachzubereiten und in Teilen neu zu konfigurieren." Etwas Zeit in Magnus Rega zu verbringen wäre ihm sehr willkommen gewesen, denn er war auf die potentiellen neuen Daten und Erfahrungsaufzeichnungen gespannt, die er hier machen konnte. Die Unterschiede zwischen dem heiligen Mars und dieser zwar wichtigen aber kleinen Enklave würden interessant zu vergleichen sein.
“Zugeständnis: Du hast dir eine Phase der Ruhe und inneren Einkehr verdient, Bruder Sindri. Ich gebe dir Gelegenheit dich in Kontemplation zu üben.
Zusatz: Die Parameter weiterer Aufträge muss ich bedenken und prüfen. In der Tat gibt es diverse Dinge, für die sich deine speziellen Fähigkeiten eignen würden. Ich muss deine Berichte eingehend konsultieren, um zu entscheiden, in welcher Position der Einsatz deiner Person am gewinnbringendsten sein kann.
Zynische Bemerkung: Ein angenehmer Gegensatz zu deinen restlichen, hier stationierten Brüdern, bei denen ich entscheiden muss, an welcher Stelle sie den geringsten Schaden anrichten. Ich werde dich informieren, wenn ich zu einer Entscheidung gelangt bin.
Abschließende Worte: Das wäre vorerst alles Bruder Sindri. Vor der Tür wartet ein alter Bekannter auf dich. Bruder Zunu, Kennummer VE 7444-21 hat dich bei deiner ersten Ankunft hier in Empfang genommen, wie du gespeichert haben wirst. Ich habe ihn instruiert , dir zugewiesenen Räumlichkeiten zu zeigen.
Ende der Konversation.”
Und genau das war es auch. Die diversen Extremitäten des Verwalters blieben unbeirrt in beschäftigter Tätigkeit verhaftet, Die zu erahnende Gestalt in der zentralen Röhre voll Nährflüssigkeit, blieb unbewegt und scheinbar leblos wie gehabt. Allein der Servoschädel schwebte davon und senkte sich auf eine Ladestation unter der Decke nieder. Hätte es eines eindeutigen Hinweises bedurft, so hätte man wohl die Tür nehmen können, die sich demonstrativ hinter Sindri öffnete.