...hat besser eine Taschenlampe.:lol:
Spaß beiseite, ich habe mich an meiner ersten Warhammerfortsetzungsgeschichte versucht, hier nun Teil 1 des ersten Kapitels.
Spaß beiseite, ich habe mich an meiner ersten Warhammerfortsetzungsgeschichte versucht, hier nun Teil 1 des ersten Kapitels.
Kapitel 1
Hans von Welmen war ein vorsichtiger Mensch, sehr viel vorsichtiger, als die meisten Bürger Altdorfs. Doch die meisten Bürger Altdorfs hatten auch keinen Verrat begangen, der solange ungesühnt blieb, wie Hans von Welmen atmete. Vor drei Jahren, kurz nach seiner überhasteten Flucht aus den Grenzgrafschaften und vor seinem früheren Herrn, war er nach Altdorf gekommen, in dem Glauben, seinem Meister hier entgehen zu können, in der Hauptstadt des mächtigen Imperiums. Und obwohl er drei Jahre lang überlebt hatte, war von Welmen nicht weniger vorsichtig. Er führte ein gutes, wenn auch unauffälliges Leben, finanziert aus dem Erbe seiner Familie, deren letzter lebender Nachkomme er war, und die Jahre seines Exils hatten ihn, trotz des Vermögens, das er besaß, Demut gelehrt. Demut, und ein gutes Maß an Wohltätigkeit.
Und so ging er, anders als die anderen Bürger, die in dieser kalten und recht regnerischen Nach noch auf der Straße waren, nicht einfach an dem Bettler vorbei, der in einer Seitengasse lag und offensichtlich Schutz vor dem Regen suchte. Er blieb stehen, sah die Gestalt - ob es tatsächlich ein Mann oder eine Frau war, konnte man wegen der Lumpen, in die sie eingewickelt war, nicht erkennen – kurz an. Dann zückte er kurz entschlossen seinen nach dem Wirtshausbesuch bereits erheblich leichteren Geldbeutel, tat zwei Schritte in die Gasse und streckte die Hand aus, um dem Bettler einige Münzen hinzuwerfen. Die Dunkelheit schien ihn zu verschlucken. Er war ein Narr, dass er jedem zweiten Bettler, den er traf, Geld gab, doch er fühlte sich verpflichtet, Gutes zu tun, nachdem er aus Feigheit in seinem früheren leben viel Schlechtes getan hatte. Der Bettler hob’ den Kopf, doch auch sein Gesicht war vermummt. Nur seine Augen, waren zu sehen. Ihre Blicke trafen sich – und Hans wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und vermutlich so gut wie tot war. Schneller, als er je geglaubt hatte, es zu können, zog er seinen Dolch, den er seit drei Jahren mit sich trug. Doch der Bettler war schneller; er packte Hans’ Hand. Der Griff war stahlhart, und Hans ließ das Geld fallen. Gleichzeitig stach er unbeholfen mit dem Dolch in der Linken zu. Der Bettler war nun vollends auf den Beinen, und Hans stellte fest, dass der Kerl ihn fast um Haupteslänge überragte. Doch anstatt zu versuchen, den ungeschickten Stoß zu parieren, wand er sich um die Waffe herum, in einer Bewegung, die so elegant wirkte, als wäre es ein Tanzschritt. Dann zog der Vermummte ruckartig Hans’ Hand zu sich. Er geriet ins Stolpern, der Bettler streckte jedoch gleichzeitig seine andere Hand nach vorne aus, wie um ihn aufzufangen. Doch noch bevor die Hand ihn überhaupt berührte, spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust, wie von einem Wespenstich. Dann tat Hans von Welmen seinen letzten Atemzug. Seine Lungen und sein Herz stellten ihren Dienst ein, noch bevor Hans’ lebloser Körper auf dem Boden aufschlug.
Der Bettler, der kein Bettler war und Ma’ad Mustansir hieß, betrachtete den Toten, der da vor ihm auf dem Boden lag, für einen Moment. Dann kniete er nieder und fühlte auf der Brust des Leichnams, bis er fand, was er suchte. Er zog die Glasnadel vorsichtig heraus, erhob sich, und warf sie dann auf den Boden. Sie zersplittere mit einem leisen Klirren. Dann entledigte er sich der Stofffetzen, mit denen er sich maskiert hatte und warf sie in die Finsternis der Gasse. Ma’ad zögerte kurz, dann kniete er nochmal nieder und fühlte nach dem Puls des Mannes vor ihm. Er war definitiv tot. Das Gift des Shiaskorpions führte innerhalb von Sekunden zum Herzstillstand, und verursachte sofortiges Lungenversagen. Todsicher, im wahrsten Sinne des Wortes. Dennoch, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, besonders in meinem Metier, dachte Ma’ad. Dann erhob er sich rasch, lief schnell, aber lautlos ein Stück weit in die Gasse hinein, bis seine scharfen Augen in der Dunkelheit fanden, was sie suchten: eine Leiter. Er kletterte flink hinauf auf das Dach des Gebäudes. Die Stadtmauer war nicht weit entfernt. Er nahm Anlauf, schätzte die Entfernung zum Nachbargebäude und sprang. Ohne stehen zu bleiben, überquerte er das nächste Dach, sprang wieder, und bahnte sich so einen Weg über die Dächer der Stadt. Das war einfach…
Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang stieß eine Magd einen Schrei aus. Sie schrie immer noch, als die ersten Anwohner herbeieilten. Der Tote war ein wohlhabender Bürger, der laut dem Wirt in der nahen Kneipe dort gegessen und getrunken hatte, um dann nachts alleine das Wirtshaus zu verlassen. Sein Tod war dem Arzt, der den Leichnam untersuchte, ein Rätsel. Offensichtlich war sein Herz einfach stehen geblieben, und die einzige äußerliche Wunde war ein geradezu winziger Einstich, der dem Arzt nur deshalb auffiel, weil die umliegende Haut sich blau-grün verfärbt hatte. So wurde der Mann, den anscheinend niemand vermisste, begraben und der Fall ad acta gelegt. Dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Tod, und dem Absturz einer Wache von der Stadtmauer geben könnte, sah niemand.
Währenddessen ritt Ma’ad auf einer Kopfsteinpflasterstraße durch den Großen Wald. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, und nun würde er sich seine Belohnung holen.
Ma’ad war dieses Land fremd. Seine Heimat lag weit im Süden, in Arabia. Seine Familie war jedoch seit jeher Teil einer Organisation gewesen, die sich nicht viel für Grenzen oder Landschaften interessierte. Ma’ad war ein Nizari, ein Assassine. Er töte nicht aus persönlichen Motiven, sondern weil man ihn dafür bezahlte. Und jemand hatte eine große Summe Geld versprochen, um Hans von Welmen tot zu sehen. Obwohl Ma’ad nun, nachdem er seinen Auftrag erfüllt hatte, sich mehr denn je sicher war, dass dieser Mann definitiv nicht das Geld wert war, dass man ihm für dessen Tod versprochen hatte, verschwendete er keinen Gedanken daran. Wichtig war nur, dass er bezahlt wurde. Und er wurde immer bezahlt. Wer glaubte, sich verstecken zu können, würde feststellen, dass es kein Versteck vor einem Assassinen gab. Und schon gar nicht vor Ma’ad.
Zuletzt bearbeitet: