Jerek van Hal - Die Anhänge
Die Anhänge (Geschichten - Links)
Um eurer Herrlichkeit die Übersicht über die von mir angefertigten Übersetzungen zu behalten, habe ich beschlossen euch eine immer erweiternde Liste der Fortschritte zu übermittel, die jedem Brief anhängen wird. Desweiteren eine Karte für eurer besseres Verständnis, in grün die Grenzen von Lissa.
Anhang anzeigen 210186
„Wie lange sollen wir noch durch diese Ebene Reiten?“ fragte Luis. Genervt drehte er sich um. Luis ritt neben seinem Herren Trancred, dicht hinter ihm. Ihre Gesichter waren beide zu mürrischen Visagen verzerrt. Leopoldo Tarini besah sich auch die anderen Reiter. Orlando Avanti redete gerade mit Nuccia Beganza, beide schienen mit der nächtlichen Reitstunde keine Probleme zu haben. Auch Marco Marene war nicht als unzufrieden zu bezeichnen. Alles drei gute tileanische Männer, anders als die hochnäsigen Bretonen Tranced und Luis, obwohl nur einer von ihnen adliges Blut hatte. Jürgen Brauer, der letzte im Troß, ein Imperialer Kopfgeldjäger, zeigte keine Regung. Das tat er selten.
„Wir reiten so lange bis wir die Ausläufe des Waldes erreicht haben“ erklärte Leopoldo und richtete seine Brustplatte.
„Und dann reiten wir durch den Wald?“ fragte Luis, der wie alle anderen dunkle Kleidung trug. Er seufzte. Leopoldo hatte alles erklärt als sie vor einigen Tagen aus Araglis aufgebrochen waren. Alle waren da gewesen.
„Wie ich es erklärt habe.“ erwiderte Leopoldo gereizt.
„Ich hoffe eure Schätze sind da.“ sagte Luis. Leopoldo hielt an. Dieser Bauerntölpel ging ihm gewaltig auf die Nerven. Schon die ganze Zeit und der einzige vor dem er Respekt zu haben schien war Trancred, der Bastard. Ein vertriebener bretonischer Raubritter, der sich als Söldner verdingte.
Langsam drehte er sich im Sattel um und blickte in das wohlgenährte Gesicht seines Mitreisenden. Dessen helle Augen sahen ihm regungslos entgegen.
„Hör mal zu du Hohlkopf. Ich leite diese Unternehmung und du wirst mit gefälligst den Respekt erwiesen den ich verdiene. Ich bin nicht deine Mutter der du immer wieder am Rock zupfen kannst wenn sie dich nicht beachtet. Ich bin Leopoldo Tarini, und hier der Anführer, ist das klar du Bauernlümmel“ schnauzte er.
„Das geht zu weit“ mischte sich Trancred ein und ritt vor. Natürlich konnte man seinen Diener nicht beleidigen ohne es mit ihm zu tun zu bekommen, er war schließlich sein Diener. Doch Leopoldo hatte keine Angst vor dessen Zweihänder. Blitzschnell zog er seine Pistole hervor und zielte auf den Raubritter.
„Ja?“ fragte er lächelnd, „Was geht zu weit“
„Ich denke ihr solltet uns ebenso mit Respekt Behandeln. Die Nacht ist dunkel und wir tagen alle Klingen.“ erwehrte sich der Ritter, ließ sich durch die Pistole nicht aus der ruhe bringen.
„Ist das eine Drohung?“ hakte Leopoldo nach und strich sich über das in tileanischer mode glattrasiertes Gesicht.
„Eine Warnung“ sagte Trancred und rieb sich den Bart der über seiner Kettenhaube zu sehen war.
„Gehört“ sagte Leopoldo und steckte seine Pistole wieder unter seinen Mantel.
Ein heulen erklang in der Nacht.
„Was war das?“ fragte, wie immer der dümmste von Ihnen. Warum hatte er sich nur auf ihn eingelassen, warum hatte er diesen bretonischen Ritter überhaupt auf seine Schatzsuche mitgenommen? Er hätte sich auf gute tileanische Söldner verlassen sollen, oder Imperiale oder Estelianer oder Kisleviten, aber doch keine Bretonen. Er schüttelte den Kopf.
„Ein Wolf, war das“ erklärte Marco Marene mit seiner tiefen Stimme. Er hätte Sänger werden können. Aber das Abenteuer lockte, es lag einem Tileaner halt Einfach im Blut.
Auf einmal hörte er leises Hufgetrappel. Leopoldo richtet seine Aufmerksamkeit nach vorne. Er hörte es wieder.
„Orlando, Nuccia nach vorne, ladet eure Armbrüste. Luis du mit deinem Bogen auch nach vorne.“ befahl er und zog seine Pistole wieder hervor, während die drei seinen Befehlen nachkamen. Es konnte Vladmir sein, ihr Kundschafter oder jemand anderes. Vorsichtig musste man als Schatzsucher immer sein. Das hatte er mit seinen fast dreißig Jahren schon gelernt.
Das Hufgetrappel kam immer näher. Dann sahen er die Gestalt auf sie zukommen. Den wehenden Umhang, das lange dunkle Haar das helle Gesicht. Vladimir. Doch es war nicht der Reiter, der Luis zum reden brachte.
„Was ist das?“ fragte er. Hätte Leopoldo es nicht auch gesehen, er hätte sich nur schwer beherrschen können dem Störenfried seine Pistole über den Schädel zu ziehen. Doch hinter dem schnell heranpreschenden Reiter waren Schatten zu sehen, dunkle wölfsähnliche Schatten. Ein weiters Heulen erklang.
Etwas stimmte mit diesen Wölfen nicht. Je näher sie kamen desto deutlicher spürte er es. Dann sah er. Ein weißer Knochen stach aus dem Körper hervor, ein anderer trug seine Schädel bar jeden Fleisches. Das Fell aller Wölfe war zerfetz, ihre Haut hing ihnen wie zerrissen von den Muskelstrengen oder gar dem baren Knochen. Das war nicht normal, das war wiedernatrülich. Nerkomantie!
Ein Gänsehaut verursachender Schauer durchlief ihn. Tote Wölfe, tote Wölfe wie töten man einen toten Wolf? Ruhig ermahnte er sich, du hast doch schon Tote bekämpft du kannst wieder tun. Ganz ruhig ermahnte er sich. Du hast die Führung, Führe.
„Macht euch bereit und töte diese Biester. Und Luis, besser du erwischst einen sonst...“ sagte Leo und gönnte sich den kurzen Moment des Schreckens in dessen Gesicht. Seine Mannen reagierten sofort. Tranced zog den Zweihänder, der ihm über den Rücken hing. Marco zog sein Schwert und befestigte sein Schild am Arm. Jürgen zog seine Pistole und schoss zu ihm auf. Die ersten Pfeile flogen. Ein leises Zischeln und zwei der Biester klappten zusammen.
„Angriff“ rief Leo und gab seinen braunen die Sporen und stürmte voran, seine Gruppe folgte. Im Angriff schossen Leo und Jürgen. Peng, eine Rauschwade und ein beißender schwefliger Geruch. Ein weiter Todeswolf verwandelte sich in eine verrottenden Kadaver zurück. Sicherlich hatte Theodor daneben geschossen.
Hastig steckte Leo die Pistole weg und zog sein Schwert. Vladimir preschte an ihnen vorbei. Die Todeswölfe waren nun ganz nah, ihre grünen Augen sahen ihn verschlagen unter Muskelansätzen heraus an. Leo holte aus und schlug auf den ersten Wolf ein. Ein großes Tier, mit einer leeren Augenhöhle. Ein Geruch nach verschimmeltem Fleisch stieg ihm in die Nase. Er traf. Jaulend viel der Kadaver. Er konnte nicht sehen welchen Schaden er angerichtet hatte. Schon war der nächste Wolf da. Leo schlug zu. Sein Schwert kratze über das Fell und hinterließ eine blutige Strieme auf dem Fell. Diese Biester bluteten nicht einmal. Dann waren die Wölfe vorbei. Schnell wendete er sein Pferd und ritt zurück. Seine Leute waren mittlerweile ebenfalls durch die Wölfe hindurch und hatten einige weiteren getötete. Doch es lebten immer noch vier dieser Biester. Sie hatten die Verfolgung Vladimirs aufgegeben und wanden sich den drei zurückgebliebenen Schützen zu. Leopold ritt auf seine Schützen zu und hoffte die Anderen würden ihm folgen.
Er sah wie Luis schoss und einen der Wölfe durchbohrte. Heute keine Exekution, dachte er. Die Wölfe sahen ihn. Zwei Schwenkten auf ihn ein, versuchten ihn von beiden Seiten anzugreifen. Er lenkte auf den Rechten zu, ein Biest dessen Schädel blank war und ihn aus zwei leeren Augenhöhlen zu mustern schien. Ein Schauer durchlief ihn, doch er beherrschte sich.
Leopoldo erreichte den Wolf rasch. Er schlug zu und Traf. Der Kiefer des Todeswolfs hielt seinem Schlag nicht stand, er zerbrach, und der Wolf kippte. Hastig wendete er und sah so wie Marco sein Schwert in das zweite Biest rammte. Den letzen Wolf erledigten zwei gezielte Armbrustbolzen. Erleichtert Atmete Leopoldo durch.
Vladimir kam zu ihm geritten. Sein von einem dicken Bart eingerahmtes Gesicht schnaufte und Schweißperlen waren auf seiner Stirn zu sehen.
„Wie weit?“ fragte Leopold und steckt sein Schwert weg.
„Nicht mehr lange, dann sind wir im Wald“ sagte dieser.
„Gut“ antworte Leopold, „Gut“