40k Zwischen den Sternen-komplett

Dark lu

Erwählter
12. Juni 2003
620
6
7.876
46
www.darklu.de
hallo liebe leser, viele werden sich wohl noch an die story erinnern und auch daran das ein teil fehlte der durch damalige forenzusammenbrüche verloren ging habe beschlossen diesen teil jetzt hier doch zu posten. auch will ich damit neuen forenmitgliedern die möglichkeit geben die doch recht spannende geschichte zweier gefallener zu lesen also viel spaß...

Zwischen den Sternen

Der altersschwache Raumfrachter glitt fast lautlos durch den Warp. Der Navigator steuerte das sicher durch den Wirrwarr aus grauen Schlieren und Mustern und brachte es an den richtigen Koordinaten wieder in den Normalraum. Das Dahlem-System war erreicht und die Crew nutzte nun die Anziehungskraft der Monde um auf Kurs zu bleiben und Treibstoff zu sparen. Auch waren sie so vor den Spionagestationen in den äußeren Bereichen des Dahlem –Systems sicher und wurden von den imperialen Wächterschiffen nicht sofort entdeckt. Gegen das ganze System war seit sechs Jahren ein Wirtschaftsembargo verhängt worden und der Schwarzhandel mit Schmugglerware blühte. Allerdings auch die Piraterie. Die Wächterschiffe tolerierten die Piraten als billige Sicherheitserweiterung gegen die Schmuggler und Händler die illegal gegen das Embargo verstießen. Solange die Piraten den imperialen Militärschiffen nicht direkt vors Visier kamen, lies man sie in Ruhe gewähren. Außerdem bekämpften sich die Piraten auch untereinander und dezimierten sich so regelmäßig selbst, wenn sie sich gegenseitig ins Gehege kamen. Die Piraten wussten ihre Freiheit auch zu nutzen.
Der Frachter war auch auf solche Begegnungen vorbereitet. Kleine kuppelförmige Aufbauten an den Rumpfaußenwänden zeugten von zusätzlich angebrachten Waffensystemen, die es auch mit kleineren Piratenschiffen aufnehmen konnten. Brandspuren, die sich ebenfalls auf den Rumpfwänden finden ließen, zeugten von solchen Begegnungen. Aber bisher war es dem Frachter mit Namen Bote fast immer rechtzeitig gelungen ins Systeminnere zu gelangen, wo die verstärkte Präsens der Wächterschiffe jegliche Überfälle sinnlos machte. Doch dieses Mal schien der Frachter unbehelligt, von Piraten und Imperialen Wächterschiffen, zum Ziel zu gelangen.
„Das gefällt mir nicht! Es ist diesmal viel zu ruhig. Das ist gar nicht gut!“ Johann le Counte lief aufgeregt von einer Station der Brücke zur nächsten. Er war der Besitzer des Frachters und zugleich auch der Kapitän der Crew. Schmuggler war er schon in der fünften Generation, als einer seiner Urahnen damit angefangen hatte und der Raumfrachter Bote noch zu den modernsten Raumschiffen gehört hatte. Er beförderte wirklich alles überall hin, wenn der Profit stimmte. Jedes Risiko war er bereit einzugehen, nur um den größtmöglichsten Gewinn aus einer Fuhre Schmugglerware zu schlagen. Seine ständig wechselnden Mannschaften dachten nicht so und waren nicht bereit für den schäbigen Anteil am gewinn ständig ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Niemand wollte länger als zwei Aufträge mit dem wahnsinnigen Schmuggler zusammen arbeiten. Sein einziger Freund war der mysteriöse Navigator Hermiles. „So was gefällt mir überhaupt nicht! Warum lassen uns diesmal alle in Ruhe?“ Er schüttelte den Kopf und wandte sich einem der neueren Besatzungsmitglieder zu. Ein wahrer Hüne von einem Mann, dem er nicht im Dunkeln allein und ohne Waffe begegnen wollte. Er war mit seinem Bruder, der ebenfalls ein Riese war, vor einem Monat an Bord gekommen und hatte seitdem gute Arbeit geliefert. „Äh.. Du da! Check doch mal die Scanner, ob nicht irgendwo verdächtige Anomalien auf uns lauern! Sähe den Aasgeiern ähnlich hinter einem der Monde zu parken und zu warten, bis wir nichts ahnend an ihnen vorbei fliegen. Der Name des Mannes war ihm entfallen und auch nicht wichtig, wahrscheinlich würden er und sein Bruder nach diesem Auftrag so wie so wieder kündigen, wenn sie wieder mal knapp aus einem Kampf mit Piraten oder den imperialen Ordnungskräften davon gekommen waren. „Lars war mein Name Kapitän le Counte. Nichts zu sehen auf den Scannern und den Sensorschirmen. Da draußen ist nichts, wovor wir uns in Acht nehmen müssten.“ Antwortet Lars mit seiner wohlklingenden Stimme, die so gar nicht zu seinem vernarbtem Äußeren passen wollte. „Verdammt! Wo sind diese verdammten Hurensöhne nur? Wo haben sie sich verkrochen?“ Le Counte war trotz seines abenteuerlichen Berufs ein Gewohnheitstier geblieben und es passte ihm gar nicht ins Konzept, wenn irgendetwas nicht so ablief, wie er es gewohnt war. Jedes Mal, wenn er mit dem Boten in das Dahlem-System reiste, gehörte es eigentlich schon zum guten Ton, sich mindestens einen Raumkampf mit einem oder mehreren Piratenschiffen zu liefern. Von den Wächterschiffen und ihren weitreichenden Laserkanonen mal ganz abgesehen. Wenn das nun alles fehlte, bedeutete es, das Johann le Counte nicht mehr auf dem neusten Stand war und sich vielleicht blind in ein Minenfeld bewegte, das er nicht überschauen konnte, weil ihm die passenden Informationen fehlten. „Äh…Sam, richtig? Mach die Waffen scharf! Wenn sie kommen will ich, das wir vorbereit sind. Ich spüre, das etwas passieren wird!“ ein Außenstehender hätte le Counte jetzt sicherlich für schwer paranoid halten können, aber in seinem Beruf musste man sich auf die inneren Instinkte verlassen und entwickelte nach einiger Zeit eine Art sechsten Sinn für Gefahr.

Sam, der Bruder von Lars, hatte an Bord die Stelle des Waffenoffiziers übernommen und war auch für die taktischen Manöver während eines Raumkampfes verantwortlich. Er stellte sich dabei gar nicht mal sich dumm an und le Counte vermutete, dass er früher schon des Öfteren in Raumkämpfe verwickelt gewesen sein musste. Vielleicht waren die Brüder ja mal bei der imperialen Flotte gewesen. Oder sie waren ehemalige Piraten, die von ihren Leuten verstoßen worden waren und nun auf der anderen Seite arbeiteten. Egal, wie die Vergangenheit der beiden auch ausgesehen haben musste, sie machten verdammt gute Arbeit. „Kapitän, ich habe mir erlaubt die Waffen schon zu aktivieren, als wir in das System geflogen sind. Sobald mir etwas vor die Zieloptiken kommt, zerblase ich es für sie!“ antwortet Sam zackig. Eigentlich hätte Johann damit rechnen müssen. Sam war in dieser Hinsicht ja immer sehr gewissenhaft. Meist schoss er schon auf Asteroiden bevor sie dem Boten wirklich gefährlich werden konnten, oder die Sensoren als Gefahr einstuften. Johann war jedenfalls fürs erste beruhigt und verlies die Brücke in Richtung seiner persönlichen Kajüte. Vor der Tür drehte er sich noch einmal um. „Ich studiere noch einmale alle Daten und Frachtlisten. Hermiles hat das Kommando auf der Brücke.“ Als sich die Tür schloss atmete Hermiles erst mal aus. „ Der Alte ist ja heute mal wieder besonders angespannt.“ Mit der Selbstverständlichkeit eines stellvertretenden Kapitäns setzte er sich in den Sessel des Chefs. Er war Navigator und damit eigentlich immer noch mit das wichtigste Mitglied der Crew. Allerdings passte alles, was er mit dem Rest der Mannschaft an Größe, Masse und Kraft gemeinsam hatte unter einen geschnittenen Fingernagel. Er war eine schmächtige Person und würde in einem Kampf Mann gegen Mann immer unterliegen. Aber diesen Nachteil konnte er jederzeit mit seinem Wissen über Navigation, seinen langjährigen Erfahrungen als Weltraumreisender und dem Navigatorauge ausgleichen, seinem dritten Auge in der Mitte der Stirn. Mit ihm war es ihm und den anderen seiner Rasse möglich, durch die diffusen Weiten des Warps zu schauen und zu navigieren. Das Auge hatte aber auch noch eine Funktion. Es war die natürliche Waffe seines Volkes gegen alle Feinde. Jeder der in sein entblößtes drittes Auge sah, starb einen schmerzvollen Tod. Meist jedoch verbarg er dieses Auge unter einer Schirmmütze. Dann unterschied er sich kaum von den anderen Menschen, die ohne solch ein Talent geboren worden waren und auch die Mehrheit der Bevölkerung des Imperiums stellten. Aber auch Hermiles schien ein dunkles Geheimnis zu haben, über das er nicht zu sprechen wagte. Er suchte zum Beispiel nie die Gesellschaft anderer Navigatoren. Auch betrat er nur ungern die Oberfläche eines Planeten. Nein er bevorzugte die künstliche Schwerkraft von Raumschiffen und Raumstationen. Er war im Weltraum geboren und hatte seitdem nur einige Male die endlosen Weiten dieses Elements verlassen. Er hasste es regelrecht den staubigen, keimigen Boden einer Welt zu betreten, wo man sich alle möglichen Krankheiten einfangen konnte oder von irgendwelchen wilden Kreaturen angegriffen werden konnte. Meist blieb er an Bord des Boten und gab mit den Bordsensoren Rückendeckung für den Kapitän und den Rest der Crew, wenn sie ihre Schmugglerware an den Mann brachten. „äh…stellvertretender Kapitän der zur zeit das Kommando hat, ich habe hier etwas ungewöhnliches aufgefangen…eine Nachricht an uns...kann aber nicht feststellen von wem oder woher!“ meldete sich Lars. Hermiles blickte den wandelnden Muskelberg ungläubig an. „Hää??...Keiner weis das wir kommen.“ Alle Farbe war aus dem sonst schon sehr blassen Gesicht des Navigators gewichen. „Nun ich schlage einfach mal vor, wir hören uns an wer uns was zu sagen hat. Ich meine schaden kann’s ja nicht, oder? Das wir hier sind scheinen sie ja schon zu wissen.“ Sagte Sam mit seiner dunklen Stimme. Wie ein aufgescheuchtes Huhn kam le Counte durch die Tür seiner Kajüte gelaufen und rief dabei: „Ich hab’s gewusst. Sobald ich mich mal erleichtern will, greifen diese Schweinehunde an. Was ist passiert?“ Lars drückte auf einen Knopf an seiner Konsole und eine gebieterische Stimme erklang. „Wer immer sie sind, verlassen sie sofort das Dahlem-System. Sollten sie sich unaufgefordert weiter ins Systeminnere bewegen werden wir Schritte einleiten sie daran zu hindern und gegebenenfalls vernichten. Zwingen sie uns nicht diese Warnung zu wiederholen. In nomine imperartoris in nomine jonson!“ Lars und Sam warfen sich versteckte Blickte zu. Dem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, wie sie bei den letzten Worten des Sprechers gemeinsam zusammen zuckten. Doch schnell fingen sie sich wieder und beide schauten nun Johann le Counte an. „Was bei den verfluchten Weiten des Warpraums war das denn?“ der Kapitän blickte sein Leute der Reihe nach an. „Also Piraten waren das schon mal nicht. Die bitten einen nicht das System zu verlassen.“ sagte Hermiles. „Und die Wächterschiffe schießen erst bevor fragen sie nachfragen wen sie da angeschossen haben.“ Meldete sich Sam zu Wort. „Hmm… mir drängt sich der verdacht auf, das ich nicht mehr auf dem neusten Stand bin, was das Dahlem-System angeht. Offensichtlich haben wir einen neuen Spieler am Tisch, und kenne sein Blatt noch nicht….verdammt wer sind diese Kerle? Die hatten eine offiziell Signatur am Ende, soviel ist klar!“ le Counte kratzte sich gedankenverloren am Hinterkopf. „Wer sind die? Vielleicht von der imperialen Handelskaste? Oder die Typen vom Andorahn-Kartell?“ Hermiles schaute seinen Kapitän fragend an. „Egal wir spielen auf Zeit. Hermiles versuche sie hinzuhalten. Ihr andern bereitet alles auf eine Schleichfahrt vor. So schnell lasse ich mich doch nicht von daher gelaufenen pinkeln abwimmeln. Schließlich haben wir einen Auftrag zu erfüllen!“ Das waren die Worte, die Hermiles gefürchtet hatte und auf die Lars und Sam gewartet hatten. Wieder tauschten sie vielsagende Blicke aus und schienen sich ohne Worte, nur mit wagen Gesten, zu unterhalten. Hermiles öffnete einen Kanal auf Breitbrand und begann zu reden. Er Kannte die Prozedur schon von anderen Missionen bei denen es darum ging möglichst viel Zeit zu schinden, die der Rest der Crew brauchte, um den Frachter auf eine Schleichfahrt oder eine schnelle Flucht vorzubereiten.

„Äh…ja…Hier ist der...äh... der thoranische Frachter Bote .Wie war das? Wir sollen das System verlassen? Wir haben hier leicht verderbliche medizinische Güter an Bord die umgehend verarbeite werden müssen! Das Zeug muss auf dem schnellsten Wege raus aus meinem Frachtraum! Ich weis nicht ob sie mich verstanden haben, da unsere Funkanlage nach einem Zusammenstoss gelitten hat, aber es ist äußerst wichtig, dass wir weiterfliegen. Wie war doch gleich ihre Kennung, damit ich mich an ihren Vorgesetzten wenden kann? ...Ich wiederhole hier ist der thoranische Frachter Bote. Wie transportieren wichtige Güter…“ intonierte Hermiles mit seiner besten genervten Raumfrachterfahrerhändlerstimme für besondere Notfälle, als sich die, ebenfalls schon leicht genervte, energische Stimme wieder meldete. „Thoranischer Frachter Bote, für das Dahlem-System besteht momentan ein Handels-Embargo. Jegliche Lieferungen in oder aus dem System haben zu unterbleiben. Ihre waren sind illegale Güter, die sie auf keinen fall weiter in das Systeminnere transportieren werden. Dies ist die allerletzte Warnung. Setzen sie ihren Flug fort werden sie von den Geschützen des Lichtbringers zerstört werden.“ Der Kontakt endete genauso abrupt, wie er angefangen hatte. Johann le Counte hatte den Namen des Schiffes Lichtbringer durch den Computer gejagt. In ihm waren sämtliche Namen der imperialen Wächterschiffe, der Flotte der Handelskaste von Thorahn, dem Andorahn-Kartell und vielen Piratenschiffen aus diesem Raumsektor des Imperiums gespeichert. Wenn der Name hier nicht auftauchte wusste le Counte auch nicht weiter. Der Computer ratterte und die Namen der Schiffe liefen in schneller Abfolge von unten nach oben über den grünlich schimmernden Monitor. Ab und zu pickte der Rechner einen Namen heraus der zwar ähnlich klang aber nichts mit der Wortfolge Lichtbringer zu tun hatte. Je länger die maschine arbeitete, umso verzweifelter schaute der Kapitän drein. „Er steht nicht im Register, oder?“ Hermiles verstand die allmählich unruhigen Bewegungen seines Chefs. Wenn sie es hier mit einem völlig unbekannten Schiff zu tun hatten, gab es mehrere nicht sehr erfreuliche Möglichkeiten, wer die Schiffseigner waren. „Nein der verdammte Name taucht nicht auf. Ach wäre ich doch heute morgen in meiner Koje geblieben. Mann das alles ist doch nicht normal!“ Johann schlug mit den Fäusten auf die Armlehnen seines Chefsessels. „Nun, es könnte sich doch um ein niegelnagelneues Wächterschiff der imperialen Kräfte handeln!“ „Ach was, dass hätte doch die Runde gemacht! Meinst du etwa davon hätte ich nicht durch meine Kontakte erfahren?“ Le Countes Stimme bekam einen ungewohnt eisigen Unterton den Hermiles erst bei wenigen Gelegenheiten gehört hatte. Immer dann wen der Kapitän kurz vor einem schrecklichen Wutausbruch stand. In solchen Momenten war er dann zu allem fähig. Bei einem solchen Ausbruch hatte der Kapitän einmal einen anderen Menschen getötet, als sie bei einem Deal in eine falle des Handelskasten-Fahnder geraten waren. Damals hatte Hermiles Johann nicht wieder erkannt. Er fürchtete ihn seitdem, da er nun wusste, dass der ansonsten so paranoide, meist übervorsichtige und doch so abenteuerlustige Mann sich in einen eiskalten Killer verwandeln konnte. Darum hielt sich der Navigator nun auch mit weiteren wagen Vermutungen zurück und bewegte sich langsam zu seiner Navigtionskonsole, wo er eine kleine aber auch durchschlagkräftige Automatikpistole versteckt hielt. Wenn Piraten angriffen, konnte man nie genug Asse im Ärmel haben. „Es gibt noch eine weitere Möglichkeit Kapitän.“ Meldete sich Sam zu Wort. „Was ist wenn die Imperiale Flotte nun endlich den druck auf das Dahlem- System verstärken möchte und dabei ist eine planetare Invasion zu starten. Da wäre es doch nur verständlich, wenn sie keine Händler als Zeugen dabei haben wollen. Eigentlich könne wir doch froh sein, das sie uns noch gewarnt haben, oder?“ Der Hüne schaute seinen Chef erwatungsvoll an. Nun fielen auch Hermiles das erste Mal die ständig zwischen den beiden Brüdern wechselnden Blicke auf. Irgendetwas lief da doch. Hingen sie vielleicht mit drin? Hatten sie am Ende etwas mit dem Lichtbringer zu tun? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass eine Crew von Piraten infiltriert wurde. Ein Grund mehr unauffällig nach der Automatikpistole zu greifen. Er würde die beiden Männer in Zukunft genauer im Auge behalten müssen. Wenn nötig vielleicht sogar mit seinem dritten Auge auf der Stirn.
 
Le Countes linker Mundwinkel fing nervös zu zucken an. Sein Gesicht hatte eine ungesund rote Färbung angenommen und der Navigator rechnete jeden Augenblick mit einem Ausbruch angestauter Emotionen und Gewalt. „Das ist mir verdammt noch mal egal! Wir fliegen weiter bis wir neue Erkenntnisse haben! Dann, und erst dann entscheide ICH, was wir tun werden!“ Die Stimme des Kapitäns hatte einen hysterischen Beiklang aber auch etwas so endgültiges, dass keiner auf der Brücke widersprach. Aber die Blicke der Brüder wurden hektischer. Irgendetwas lief überhaupt nicht so, wie sie es gerne hätten. Der schmächtige Navigator war endlich bei seiner Station angekommen und setzte sich in seinen Stuhl. Seine Hand glitt zu dem Geheimversteck und umfasste den kalten Griff der Automatik. Nun fühlte er sich um einiges besser. Und sicherer! „Schleichfahrt beginnen!“ schnauzte le Counte. Er hatte sich wieder erstaunlich gut im Griff und schien langsam abzukühlen. Hermiles war beeindruckt von der Willenstärke seines Kapitäns. Er schaltete einige Hebel und Knöpfe und augenblicklich erstarben die Triebwerke des Boten. Nun stellte sich der Frachter tot. Alle nicht unbedingt lebensnotwendigen Schiffssysteme waren abgeschaltet worden und stattdessen hingen nun an den Seiten des Boten große Solarsegel, welche die nötige Sonnenenergie lieferten, um die Lebenserhaltung zu gewährleisten. Der mitgenommene thoranische Frachter glich, nun mehr denn je, einem antriebslosen im Weltraum treibenden Wrack. In dieser zeit gab es für die Mannschaft des Schiffes nicht mehr zu tun als die Nahbereichssensoren zu überwachen und ab und zu einem Hindernis mit Hilfe knapper Steuermanöver, aus am Rumpf zusätzlich angebrachten Steuerdüsen, auszuweichen. Für diese Aufgabe war ein Schichtplan erstellt worden. Wer nicht Schicht schob, hatte zu ruhen oder sich irgendwie anders, aber möglichst energiesparend und leise, zu beschäftigen. Solche Schleichfahrten wurden meist in gefährlichen Kriegsgebieten geflogen oder beim Passieren imperialer Schiffs- und Handelsrouten. Der Vorteil war, dass man das Risiko einer Entdeckung um ein vielfaches verringerte. Man sparte Energie und Kraft und konnte notfalls kleinere Reparaturen am Schiff vornehmen. Der Nachteil war, dass man den Liefertermin verschieben musste, wenn eine solche Schleichfahrt nicht eingeplant war. Und das bedeutete in den meisten Fällen Profitverlust. Ein Schicksal, das die meisten Schmuggler mehr fürchteten, als Piraten oder Wächterschiffe. Ein noch größerer Nachteil aber war der Zeitverlust und die nie enden wollende Langeweile für die Besatzung. Irgendwann war jede Reparatur erledigt, jedes Buch, sofern man eines besaß und es überhaupt lesen konnte, dreimal ausgelesen und jedes Thema zweimal diskutiert worden. Schleichfahrten konnten ein Segen sein. Aber sie konnten genauso gut zu einem Fluch werden, wenn sie zu lange andauerten.
Quälende vier tage später piepsten die Nahbereichssensoren und weckten den dösenden Hermiles aus einem sinnlosen Traum, den er sofort vergessen hatte. Das Piepsen war nicht laut gewesen, aber es hatte ausgereicht, um alle restlichen Mitglieder der Brückenbesatzung anzulocken. „Was entdeckt?“ Fragte Johann le Counte und kratzte sein nun bärtiges Kinn. Während der Schleichfahrt hatte er darauf verzichtet seinen netzbetriebenen Rasierer zu benutzen. „Keine Ahnung. Der Bordcomputer ist noch am Auswerten und identifizieren. Gleich sind wir schlauer…Ah da ist ja schon das Ergebn…“ Hermiles blieben die Worte im hals stecken. Der Bote hatte Dahlem, den Hauptplaneten des Systems fast erreicht. Aber in seinem Orbit fand eine Weltraumschlacht statt. Und die Sensoren hatten den Lichtbringer aufgespürt. Es handelte sich um einen Schlachtkreuzer, der bei den Orden des Adeptus Astartes verwendet wurde. Das hieß für alle Raumfahrer die schon herum gekommen waren, sich schleunigste aus dem Staub zu machen. Denn an Bord solcher Schiffe wimmelte es von Space Marines. Sie waren die stärksten, besten, schnellsten, spezialisiertesten und auch die gefürchtesten menschlichen Krieger überhaupt. Sie waren eigentlich keine Menschen mehr. Sie waren Übermenschen. Und wo sie waren, war die Action. Wenn sie irgendwo kämpften, handelte es sich nicht um normale Kämpfe zwischen zwei oder mehreren menschlichen Parteien, sondern um kämpfe gegen die Feinde des Imperiums. Und das konnte alles Mögliche sein.

„Nee, ne?! Warum muss auf dieser Tour alles so verdammt schief gehen?“ Johann le Countes vier Tage lang ausgeruhter Körper hatte nur in Sekunden gebraucht, um wieder nahe an der Grenze zum Kollaps zu sein. „Mir bleibt dieses mal aber auch nichts erspart, was?“ er raufte sich die Haare und tigerte aufgeregt auf der dunklen Brücke umher. Nun ergab es auch einen Sinn, dass sie den Namen des Schiffes in keinem Register gefunden hatten. Die meisten Orden legten großen Wert auf Diskretion und schätzten es gar nicht, wenn der Rest des Imperiums, außerhalb ihrer Ordensfestungen, zu viel über ihre Geheimnisse wusste. Und einige dieser Geheimnisse schienen auch die Namen der Schlachtschiffe zu sein, mit denen die Elitekrieger der Menschheit zu ihren jeweiligen Missionen aufbrachen. Der Bordcomputer war nur deshalb in der Lage gewesen die Kennung des Schiffes zu erkennen, weil der Bote gefährlich nahe an dem riesigen, waffenstarrenden Schlachtschiff vorbeidümpelte. Der Lichtbringer war ein beeindruckendes Konstrukt feinster Raumschifftechnik gepaart mit der Feuerkraft mehrer Massenvernichtungswaffen und Laserkanonenbatterien, die jeden Gegner mühelos vernichten konnten. Im Weltraum genauso, wie auf der Planetenoberfläche. Solche Schiffe waren, wenn überhaupt, nur von ihresgleichen oder einer erheblichen Übermacht kleinerer Schiffe auszuschalten. Eine solche Übermacht aus planetaren Verteidigungsschiffen und Abwehrstationen unternahm grade den versuch den unerwünschten Gegner zu vernichten. Bisher aber ohne sonderlichen Erfolg. „Das ist ein Schiff der Black Angels. Ich erkenne es an den Ordensinsignien der Dunklen Bruderschaft auf der Außenhülle. Seht ihr dort…und da am Heck!“ Hermiles stand mit großen Augen vor dem Hauptbildschirm der die Schlacht übertrug und freute sich wie ein kleines Kind. Es war kein Geheimnis, dass Navigatoren austickten, wenn sie ein neues Spielzeug sahen, mit dem sie spielen wollten. Hermiles sah sich wohl grade an den Steuerkonsolen des Lichtbringers und stellte sich wahrscheinlich vor, wie er mit dem riesigen Schiff durch den weiten Weltraum reiste. „ Das ist ein Nachfolgeorden der Dark Angels. Die sind…“ Er spürte die brennenden Blicke von Lars und Sam in seinem Nacken und schlich wieder vorsichtig zu seinem Platz. Die Automatik wartete auf ihn. Die Brüder schienen, wenn das überhaupt möglich war, leicht in Panik zu sein. Dicht standen sie beieinander und blickten gebannt auf den Schlachtkreuzer der Black Angels, welche auch als die Dunkle Bruderschaft bekannt waren. Der Orden gehörte mit zu den fanatischsten Verteidigern und Verbreitern des Imperialen Kultes und seine Mitglieder waren dafür bekannt hart gegen alle Ketzer durchzugreifen und im Nahkampf unnachgiebig bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Sie kämpften vor allem gegen Rebellen und Kultisten, die die Ordnung des Imperiums anzweifelten und umstürzen wollten. Zwar waren sie ein eigenständiger Nachfolgeorden der Dark Angels, doch wurden sie oft von einigen Ordenbrüdern des Mutterordens begleitet, zwecks gemeinsamen Manöverübungen oder Austausch von Ressourcen und Material. So war es nicht weiter verwunderlich, wenn die Kompanien schwarzgerüsteter Black Angels Seite an Seite mit einigen, dunkelgrüne Servorüstungen tragenden, Space Marines der Dark Angels zusammen kämpften. „Verdammt, hier muss wirklich etwas ganz entschieden daneben gegangen sein, wenn hier Space Marines auftauchen. Kein Wunder das wir keine Piraten gesichtet haben, die haben sich alle verkrümelt.“ Le Counte schien sich wieder gefangen zu haben und wirkte nun äußerlich ruhig. Vielleicht hatte er mit seinem bisherigen leben schon abgeschlossen und wollte nun aus der restlichen Zeit, die ihm wahrscheinlich noch blieb, das Beste machen. „Hermiles öffne mir einen Kanal auf der Geheimfrequenz. Ich will unseren Kunden kontakten.“ Der Navigator bewegte sich nicht. Wie auch die beiden anderen Crewmitglieder blickte er den gelassenen, aber offensichtlich wahnsinnigen an, der ihm eben den befehl erteilt hatte, auf einer verschlüsselten Frequenz in ein stark umkämpftes gebiet zu funken. Also auffälliger ging es nun wirklich bald nicht mehr. „Rede ich etwa strellanisch oder warum tust du nicht was ich dir gesagt habe? Du sollst unseren Kunden informieren das seine Ware da ist!“ die Worte waren ernst gemeint. Hermiles wollte grade den Knopf drücken, der die Frequenz einstellte und eine vorher abgestimmte Codesequenz zum Empfänger sendete, als ein Griff, fest wie ein Schraubstock, seinen dürren Arm festhielt. Lars stand neben ihn und hinderte ihn am ausführen des Funkspruches. Hermiles hatte keine Ahnung, wie der große und massige Mensch, die beträchtliche Entfernung von doch einigen Metern in nur Sekundebruchteilen überbrückt haben sollte, aber er hatte es getan. Gleichzeitig war Sam zu Le Counte gehechtet und entwaffnet ihn blitzschnell. Die, im Vergleich zu Sam, eher langsame Hand des Kapitäns faste in ein leeres Pistolenholster.
Jetzt! Jetzt ist es soweit! Dachte Hermiles. Er sah seine Vermutungen bestätigt, das die Brüder doch noch was im Schilde führten. Wollten sie etwa jetzt im ungünstigsten Augenblick das Frachtschiff entern?

"Jetzt! Jetzt ist es soweit!" dachte Hermiles. Er sah seine Vermutungen bestätigt, das die Brüder doch noch was im Schilde führten. Wollten sie etwa jetzt im ungünstigsten Augenblick das Frachtschiff entern? „Was denn jetzt? Was wollt Ihr? Habe ich noch nicht genug ertragen auf dieser Fahrt? Wollt ihr etwa jetzt meutern? Meinen Frachter übernehmen? Den Profit für euch selbst einsacken? Was Jungs? Sagt es mir?“ Le Countes Gesicht drückte Überraschung Zorn und Resignation in einem abwechselnden Rhythmus aus. Wahrscheinlich befand sich sein Gehirn im Widerspruch mit den Bildern die ihm die Augen lieferten. Vielleicht glaubte er aber auch er sei während der Schleichfahrt eingeschlafen und noch nicht aus einem völlig absurden Alptraum aufgewacht. Hermiles linke Hand schnellte hervor und die Automatik presste sich an den Hals von Lars. Dieser beachtete sie nicht einmal, sondern schlug sie dem Navigator so beiläufig aus der Hand, als hätte er nach einer lästigen Fliege geschlagen. Er behielt weiter Sam und Johann im Auge und sein Schraubstockgriff um Hermiles nun schon blau angelaufene Hand lies nicht im Geringsten nach. „Weder noch Kapitän!“ sagte Sam. „Aber wir wollen einmal unsere Bedenken zum Ausdruck bringen. Piraten sind eine Sache. Das sind halbwegs gleichwertige Gegner für uns und wir sähen da nicht die geringste Gefahr für uns und den Boten, aber mit Space Marines ist nicht zu spaßen. Wir hatten schon einmal mit denen zu tun. Das ist keine Sache, die wir mit dem Boten austragen könnten. Bisher hatten wir nur unverschämtes Glück aber wer weis, wie lange der Imperator noch seine schützende Hand über uns hält.“ „Genau Johann le Counte. Wissen sie überhaupt mit wem sie es hier zu tun haben. Normales Piratenpacke oder imperiale Wachsoldaten kann man mit einigen gut gezielten Laserschüssen fertig machen, oder wenigstens verletzen. Space Marines können solche Wunden selbst heilen. Sie können mit abgeschlagenen Gliedmaßen immer noch besser kämpfen als der Rest der Menschheit. Sie haben übermenschliche Kräfte mit denen sie uns glatt die Schotts aus der Verankerung reißen würden. Wir hätten keine Chance gegen einen von denen. Der wäre uns immer noch überlegen. Sie sehen also, dass keine Notwendigkeit besteht uns zu erschießen. Wir wollten sie nur warnen. Ich trage diese Narben nicht umsonst im Gesicht und ich hatte damals noch verdammtes Glück.“ Lars beendete seine Rede in dem er Hermiles bestimmt schon abgestorbene Hand losließ. Der Navigator rieb sich die hand, um die Blutzirkulation wieder anzuregen. Hörten denn heute die Überraschungen gar nicht mehr auf? Er versuchte sich zu erinnern, wann er die Brüder das letzte Mal so redselig erlebt hatte. Es gelang ihm nicht. „Und das war auch wirklich alles? Deshalb macht ihr hier so einen Aufstand. Wenn sie uns bisher nicht erwischt haben werden sie es auch in der nächsten Stunde nicht tun. Wie ihr seht ist der Lichtbringer im Moment grade beschäftigt, oder nicht? Ich glaube nicht das sie dann genau auf ein schiff schießen sollten, das ausnahmsweise Mal nicht auf sie schießt. Glaubt ihr denn ich bin ein blutjunger Akademieabgänger, der noch grün hinter den Ohren ist und keine Ahnung von gar nichts hat? All das habe ich bedacht. Und auch mit Space Marines hatten Hermiles, der Bote und ich schon zu tun. Wenn das alles ist was ihr loswerden wolltet dann ist es zur Kenntnis genommen worden. Und jetzt setzt euch wieder an eure Stationen oder ich ziehe euch diese Theater hier von der Heuer ab. Und Hermiles, sende endlich den Funkspruch wir haben hier schon genügend Zeit vertrödelt!“ Johan griff sich die Pistole aus Sams Hand und funkelte die beiden Brüder böse an. Dann ging er zu seinem Kapitänssessel und setzte sich, als wenn nichts geschehen wäre, hinein. „Funkspruch abgesetzt, Kapitän!“ Lars und Sam waren an ihre Stationen gegangen und schienen ebenfalls so zu tun, als wäre nichts vorgefallen. Hermiles schüttelte innerlich den Kopf und löschte dann die letzten Minuten aus seinem Gedächtnis. Nur seine Hand schmerzte noch etwas.
„Wir empfangen grade einen Funkspruch er ist verschlüsselt und wird auf der gleichen Frequenz gesendet, die wir benutzten.“ sagte Lars. Er legte einen Schalter um, und die verzerrte Stimme eines Mannes kam über das Interkom. „Die Nacht ist Dunkel und die Luft ist kalt.“ Johann drückte einen Knopf an seinem Sessel und antwortete. „ Ich bringe Gaben, drum lass mich ein sehr bald.“ Es dauerte einige Sekunden bis die Antwort kam. „Johann bist du das? Was machst du denn im Dahlem-System? Eigentlich hätte ich’s mir ja denken können. Wie hast du es durch die Blockade geschafft?“ Johanns Gesicht hellte sich merklich auf und seit langer Zeit schien er mal wieder zu lächeln. „Hargul ist das schön deine Stimme mal wieder zu hören. Sag mal was läuft hier denn ab? Was hat das alles zu bedeuten? Was machen die Black Angels im System?“ „Was machst du hier? Hast du denn nicht meine Nachricht bekommen? Hmm…wahrscheinlich haben sie alle Kommunikationsverstärker blockiert. Nun gut ich erkläre es dir kurz Johann. Seit sechs Jahren schon existiert das Embargo gegen Dahlem. Wir leben hier zwar größtenteils autark und zum überleben reicht es auch. Aber viele der Menschen hier wollen nicht mehr unter der Knappheit leiden. Sie gründeten fragwürdige Zirkel und Kulte. Rebellische Parteien die gegen das Imperium wettern, haben ebenfalls großen Zulauf bekommen. Vor einem Monat gelang es dann einige der Wächterschiffe zu übernehmen. Mit ihnen konnten die anderen ausgeschaltet werden. Die Piraten unterstützten uns dabei. Doch vor zwei Wochen tauchten dann neue imperiale Kräfte hier auf um für Ruhe zu sorgen und den planetaren Gouverneur endlich in die Knie zu zwingen. Gönnen würde ich’s dem Kerl. Dem haben wir hier ja alles zu verdanken…nun gut na ja seitdem tobt hier der krieg und seit zwei tagen ist nun auch noch die Dunkle Bruderschaft hier aufgetaucht. Die haben kurzen Prozess mit den Piraten gemacht und schießen grade die eroberten Schiffe zu Klump. Glaube mir, hier unten ist die Hölle los.“

Harguls stimme klang erschöpft. Wahrscheinlich hatte er schon einige schwere Tage hinter sich. „In die großen Makropolen ist schon seit Wochen nicht mehr rein zu kommen. Alle Zufahrtsstraßen und Tunnels sind gesperrt worden. Bei uns toben die Kämpfe noch in den Großzentren, aber auf der anderen Seite von Dahlem soll schon der ganze Kontinent im Krieg liegen.“ Die Gesichter der Frachtercrew waren bei Harguls Worten immer länger geworden und besonders Johann le Counte sah schon größere Verluste finanzieller Art auf sich zu kommen, wenn er seine mühsam ins System geschmuggelte Ware nun nicht los werden sollte, bloß weil auf Dahlem Kämpfe tobten. Darum kam er gleich zur Sache. „Was wird nun aus der Ware Hargul?“ „Johann, tu dir und mir einen gefallen und verlasse auf schnellstem Wege das System. Es sind keine guten Zeiten für Geschäfte.“ „wir hatten einen Deal. Eine Vereinbarung an die ich mich gehalten habe, Hargul. Du hast mir dein Wort gegeben und nun muss ich leider daran erinnern und darauf bestehen. Ich bin nicht umsonst nach Dahlem gekommen und ich werde auch nicht mit leeren Händen abfliegen.“ Am anderen Ende der Verbindung hörte man eine Mischung aus empörten schnaufen und angstvollem ausatmen, die mit einem resignierten Seufzen endete. „Johann du bist schlimmer als ein ferengischer Waffenschmuggler. Ich wünschte du würdest mich nicht zwingen unsere Transaktion durchzuführen, aber wie du schon sagtest, bin ich leider an mein Wort gebunden. Gut ich werde dir jetzt neue Koordinaten übermitteln, da die alte Landzone mittlerweile schon in einer stark umkämpften Zone liegt. Der Ausweichlandplatz liegt etwas weiter weg und ich werde einige Zeit brauch um dort anzukommen aber in der kurzen zeit ist das die beste Lösung für beide Parteien. Ich übermittle auch noch alle weiteren Daten. Wir sehen uns dann in einigen Stunden, wenn du es durch die Luftabwehr der PVS schaffst und dir die Bruderschaft nicht zu schaffen macht.“ „Das lass mal meine Sorge sein, Hargul. Ich hoffe ich sehe dich dann.“ Johann rieb sich seine Hände und schaute freudig in die Runde. Seine Crew allerdings schaute eher unglücklich. Ihr Kapitän würde eines Tages einmal auf der Jagd nach dem größten Profit auf der Strecke bleiben und alle hofften, das dies nicht der heutige Tag war. Der Bote näherte sich Dahlem. Deutlich konnte man die auf der Planetenoberfläche stattfindenden Schlachten und deren Verwüstungen erkennen. Auch auf der Nachtseite gab es leuchtende Stellen an denen Kämpfe tobten und ganze Landstriche brannten. Die folgen für die Umwelt Dahlems und die Wirtschaft waren noch nicht abzusehen aber Dahlem würde sich so schnell nicht wieder erholen. Der Frachter begann zu vibrieren als Hermiles ihn in die äußeren Schichten der Atmosphäre steuerte. „Hoffen wir mal, das sie da unten zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um uns zu bemerken. Wir dürften bald leuchten, wie eine Sternschnuppe.“ Hermiles kämpfte mit den Instrumenten um die Kontrolle des Frachters. Dieser glühte mittlerweile durch die Reibung mit der Atmosphäre erst dunkelrot, dann orange und zum Schluss an einigen stellen schon fast weiß. „Das werden wir bald wissen.“ Sagte le Counte trocken während er sich in seinen Sessel krallte, um nicht hinzufallen. Die beiden Brüder schienen von den Erschütterungen unbeeindruckt zu sein. Wie Felsen in der Brandung standen sie an ihren Stationen, ganz so als wären sie mit dem Schiff vernietet und verschweißt. Ein letzter Ruck und man konnte die oberen Wolkenschichten Dahlems erkennen. „Puh...wir sind durch.“ Hermiles tippte nun die Zielkoordinaten in den Autopiloten und setzte sich etwas entspannter zurück. Doch nicht lange. Nach wenigen Augenblicken wurde der Frachter erneut durchgerüttelt. Diesmal aber durch den Beschuss von Flugabwehrwaffen. Dicke Laserstrahlen und großkalibrige Geschosse die speziell in die höheren Wolkenschichten schossen hatte sich den Boten als Ziel ausgewählt. Allerdings war die Panzerung des boten darauf ausgelegt weit schlimmere Zusammenstöße mit Asteroiden und Weltraumschrott zu überstehen. Nichts konnte dem Frachter gefährlich werden auf diese Entfernung brachten die Waffen einfach nicht die nötige Durchschlagskraft auf. Tatsächlich aber hatten auch Raumschiffe ihre Schwachpunkte und der Bote war schon ein älteres und mehrmals geflicktes Raumschiff dessen Außenhülle überzogen war von Schweißnähten und ausgebesserten Stellen. Ein Glückstreffer an der Richtigen Stelle konnte der Crew und vor allem der Ware gefährlich werden. Ein Glückstreffer traf die Triebwerke und brachte sie zum aussetzen. Der Bote geriet ins trudeln da er nun, seines Antriebes beraubt, der Schwerkraft des Planeten schutzlos ausgeliefert war. „Scheiße...alles festhalten....wir fallen wie ein Stein!“
 
„Leutnant Wucherer?! Da scheint ein größeres Landungsschiff oder so durch die Atmosphäre zu kommen. Scheint sich um ein Raumfahrzeug der Bruderschaft zu handeln, da sie nicht den vereinbarten Code senden. Die mögliche Landezone liegt ziemlich weit außerhalb der umkämpften Gebiete.“ Der Artillerieoffizier kam aufgeregt in die provisorische Feldunterkunft gerannt, die Leutnant Wucherer vorübergehend sein eigen nennen durfte. „Sofort abschießen!“ Wucherer brauchte nicht lange nachzudenken. Sollten diese verdammten Black Angels sehen, wie sie mit einem zerschossenen Thunderhawk oder ähnlichem Gerät, dessen sich die Dunkle Bruderschaft bediente, im Feindesland landen konnten. Auf welcher niederträchtigen Mission diese Glaubensfanatiker auch waren, jetzt hatte ihnen die Flugabwehr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wucherer freute sich innerlich sehr über diese kleine Abwechslung. Seit vor zwei Wochen neue imperiale Kräfte die Rebellen von Dahlem überrascht hatten, musste er hier mit seinen Männern aushelfen. Er, ein aufstrebender Offizier der mobilen Infanterie! Sein Trupp wurde einfach ohne große Diskussionen dem Artilleriezug angeschlossen, um dessen Verluste, während des großen Angriffs, auszugleichen. Dabei hätte die Geschütze jeder nach einer kurzen Einweisung bedienen können. Sogar ein grünhäutiger Orkoide wäre in der Lage mit diesen Waffen etwas aus der Luft zu holen. Kurz gesagt Leutnant Wucherer und seine Leute waren eigentlich für höhere Ziele geschaffen, als nur Tontauben zu schießen.
Sicher die Dunkle Bruderschaft war ein ernst zu nehmender Gegner und sie hatte die langjährige Zeit des Embargos endgültig beendet. Die Zeit des Mangels und der planetetaren Gefangenschaft hatte das Volk in die Arme von fragwürdigen Sekten und Organisationen getrieben. Seit vor sechs Jahren der Gouverneur beschlossen hatte, die Abgaben an das Imperium zu verkleinern, um auf Dahlem ein neues Paradies für die Bevölkerung zu errichten, waren keine neuen Güter von den anderen Welten des Imperiums eingetroffen. Damals hatten alle das für eine gute Idee gehalten. Man war unter sich und das Imperium mischte sich nicht weiter ein. Die ersten paar Jahre ging es auch wirklich aufwärts. Die Industrie blühte auf und der wirtschaft ging es gut, doch bald wurde die Überproduktion zu einem Problem. Durch das Embargo war jeglicher Handel nach draußen ins Imperium unmöglich geworden. Man blieb auf seinen Waren sitzen oder musste sie weit unter Wert an die überall auftauchenden Schmuggler „verschenken“. Diese verdienten an der Notlage von Dahlem nicht schlecht. Nach und nach ging es wieder abwärts und die Isolation vom Rest des Imperiums war für das relativ rohstoffarme Dahlem nicht gut. Zwar musste niemand hungern, die Felder von Dahlems Kontinenten produzierten mehr als genug, aber an allem anderen fehlte es darum um so mehr. Die PVS-Truppen von Dahlem hatten die Landschaften des Planeten in den langen Jahren immer weiter zu befestigten Stellungen ausgebaut, immer in der Angst, dass Imperium würde irgendwann Truppen schicken, um die aufmüpfige Bevölkerung zu strafen. Diese weise Voraussicht schien den meisten Militärs von Dahlem zuerst nur eine Art Beschäftigungstherapie zu sein, aber jetzt war das eingetreten, was kluge Köpfe damals immer befürchtet hatten. Diesem Umstand hatten es die PVS-Truppen zu verdanken nicht gleich schon am ersten Tag der Imperialen Offensive überrannt zu werden. Seit zwei Wochen nun tobte schon ein sich immer weiter ausbreitender Kampf zwischen Anhängern von Sekten und Kulten, loyalen PVS-Truppen und den Massen der imperialen Armee. Und vor zwei Tagen waren dann auch noch die Black Angels als neue Mitspieler um Dahlem dazu gekommen. Bis jetzt schien eine schnelle Entscheidung, wie es das Imperium sicher bevorzugt hätte, noch nicht in Sicht. Die Dahlem-Truppen konnten auf unzählige getarnte oder versteckte Bunkeranlagen und Munitionslager zurückgreifen, deren Vorräte durchaus einer längeren Belagerung standhielten…der Lärm eines feuernden Flak-Geschützes und der anschließende Jubel über eine Abschuss rissen Wucherer aus seinen Gedanken. Als er aus seinem Quartier ins Freie trat, kam ihm schon Sergeant Regenberg entgegen. Er strahlte über das ganze Gesicht. „Leutnant melde erfolgreichen Abschuss des Zieles. Wir haben es den Betas vor der Nase weggeschossen!“ Wucherer musste auch lächeln. Er war nicht der einzige PVS-Offizier, der fremde Aufgaben erledigen musste. Auf der anderen Seite des Tals taten Leutnant Ham und seine Catachaner Flakdienst. Er war vor sechs Jahren auf Dahlem Stationiert gewesen und hatte sich in der Zeit danach mit den PVS-Truppen arrangiert. Wo sollte er auch hin? Das Embargo hielt nicht nur Handelsschiffe von Dahlem fern. Und eine Flucht vom Planeten oder aus dem System war unmöglich. Er hatte es versucht und war gescheitert. Seit die beiden unterschiedlichen Leutnants nun als Flakkommandeure dienten, trugen sie einen inoffiziellen Wettstreit um die meisten Abschüsse aus.
„Es ist irgendwo im Sektor Blau runtergekommen.“ In Regenbergs Stimme schwang eine unausgesprochene Frage mit. Wucherer tat so als müsste er über etwas nachdenken. „Hmm…Sektor Blau…Regenberg helfen sie mir mal auf die Sprünge! Liegt das nicht ganz in der Nähe?“ der Sergeant nickte aufregt. „Ich finde wir sollten raus fahren und sehen, was von den Black Angels übrig geblieben ist. Stellen sie einen Trupp zusammen, der die Flaks weiter bedient! Der Rest soll sich in fünf Minuten bei den Chimären sammeln. Wird zeit sich mal wieder etwas die Beine zu vertreten, oder was meinen sie, Sergeant?“ „Zu Befehl, Sir!“

Fünf Minuten später setzten sich zwei der drei Chimären in Richtung Sektor Blau in Bewegung. In ihrem Innern saßen ca. zwanzig hoch motivierte Mann, die darauf brannten, den verhassten Invasoren endlich mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten.

Lars kam als erster wieder zu sich. Seine Prellungen und Kratzer, die er sich wahrscheinlich bei Absturz zugezogen hatte, waren schon wieder fast verheilt. Nach kurzer Orientierung stellte er fest, dass die schwere Konsole, hinter der er die letzten Monate verbracht hatte, auf ihn gestürzt war. Nach einiger körperlicher Anstrengung stemmte er sie von sich runter und richtete sie wieder halbwegs so aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Danach schaute er sich in der nun dunklen Kommandobrücke um. Die Notbeleuchtung schien nicht zu funktionieren, aber nach einem kräftigen Schlag gegen den Schaltkasten, einem Ritual, dass er schon bei vielen Techadepten gesehen hatte, flackerte sie wenigstens rötlich auf und erhellte etwas den Raum. Zu Lars Füßen lag Johann le Counte in einer seltsam verkrümmten Haltung. Lars überprüfte den Puls und seine sensiblen Sinne stellten beruhigt fest, dass der Kapitän nicht ernsthaft verletzt war. Er richtete den Bewusstlosen auf und trug ihn zu einer etwas freien Stelle des Bodens, die nicht mit Trümmerstücken aus der Wandverkleidung übersäht war. Von dort sah er auch gleich nach dem Navigator der noch immer in seinem Stuhl hing und ebenfalls das Bewusstsein verloren hatte. Sie waren alle halt nicht so robust gewachsen, wie Lars und Sam. Hermiles hatte eine große Beule an der Stirn und sein Drittes Auge dort war zu geschwollen. Ein Glück für Lars, denn hätte er unvorsichtiger weise einen Blick in dieses Auge riskiert, wäre es ihm wahrscheinlich schlecht ergangen. Aus einer Tasche an seinem Gürtel holte Lars etwas Verbandszeug und einige Pflaster. Damit umwickelte er die Stirn des Navigators und bannte so die Gefahr durch sein Auge. Dann suchte er nach seinem Bruder Sam. Allerdings fehlte jedes Zeichen von dessen Anwesenheit auf der Kommandobrücke. Lars suchte nun intensiver und fand bald schon eine Spur kleiner, geronnener, dunkler Blutflecken auf dem Boden. Natürlich endete sie nach wenigen Metern. Also hatten sich auch Sams Wunden schon geschlossen. Lars ging weiter in die Richtung die ihm die Blutstropfen gezeigt hatten und fand seinen Bruder in dem Kleinen Maschinenraum des Frachters, in dem sich der Hauptreaktor befand der für fast alle Schiffssysteme die Energie lieferte. „Samuel alles in Ordnung mit dir?“ Sam nickte und wischte sich die ölverschmierten Hände mit einem Putzlappen ab. Über seiner Stirn zog sich eine lange Schramme aus verschorftem Blut. „Lars pass auf was du redest! Diesen Namen trage ich nicht mehr!“ Sam warf Lars einen prüfenden Blick zu. „Du scheinst mir noch etwas durch einander vom Absturz.“

Lars senkte kurz den Blick und es schien als würde er in sich hinein hören wollen. Dann antwortete er Sam. „Du könntest Recht haben. Wahrscheinlich hab ich mich doch stärker verletzt als mir bewusst war, als mich die Sensorenkonsole unter sich begrub. Gab’s Probleme mit dem Reaktor? Wo ist der Servitor der ihn sonst wartet?“ „Ich habe den Servitor nach hinten zu den Triebwerken geschickt er soll sich dort die Triebwerke anschauen. Vielleicht kann er ja noch was retten. Ich vermute mal das sie durch einen Glückstreffer aus einer Laserkanonen einfach nur überladen worden sind und der Schaden gar nicht so groß ist, dass wir hier gestrandet sind.“ Sam hatte mit seinem neuen Namen auch die die neue Identität eines alten Raumfahrtveterans angenommen. Dazu gehörten auch grundlegende Kenntnisse über die wichtigsten Schiffsfunktionen und wie man ein Schiff wartete und in Stand hielt. Im Weltraum konnte man nicht immer auf die Hilfe eines Techpriesters zurückgreifen, wenn man ihn brauchte und deshalb war es überlebenswichtig, wenn die Crew ihr Schiff wenigstens ins nächste bewohnte System bringen konnte, bevor es ernsthaft begann auseinander zu fallen. Auch Lars hatte sein altes Leben als Larson vor vielen Jahren aufgegeben und war ein Raumfahrer geworden. Er hatte seine Kenntnisse ebenfalls erweitert und war zu einem ausgezeichneten Sensorentechniker geworden, den fast jeder Kapitän gebrauchen konnte, der nicht genug finanzielle Mittel hatte, um sich einen teuren und superschnellen Maschinengeist zu leisten. Zusammen waren die beiden Männer als Brüder aufgetreten, die von einem Planeten zum anderen tingelten und auf verschiedenen Schiffen anheuerten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine ihrer vielen Passagen hatte sie schließlich an Bord des Boten gebracht, auf dem sie nun schon seit einiger Zeit ihre Arbeit verrichteten.
„Außerdem habe ich den Reaktor erstmal heruntergefahren, damit wir nicht so schnell entdeckt werden können und uns der Energieausstoß nicht verrät.“ Lars nickte zustimmend. „Meinst du wir werden Besuch bekommen, den wir nicht eingeladen haben?“ „Wenn ich der Kommandant der Abwehrstellung wäre, würde ich mir meinen Abschuss bestätigen lassen und schauen, was sich noch aus den Trümmern bergen lässt. Schließlich ist seit unserem Absturz schon eine halbe Stunde vergangen. Wer weis, wann sie hier auftauchen? Auf jeden Fall produziert der Reaktor noch genug Energie um damit die Bordwaffen zu betreiben.“ „Gut, ich werde in unsere Kajüte gehen und unsere Ausrüstung holen. Wir sollten mit allem rechnen. Vielleicht schaffen sie es sogar an Bord. Aber erst werde ich noch nach der Fracht schauen. Wäre doch schade, wenn sie etwas beim Sturz abbekommen hätte und wir den ganzen Tanz hier umsonst aufgeführt hätten.“ Sam verdrehte kurz die Augen. „Du klingst schon wie le Counte! Wo soll das noch enden mit dir?“ Sam ging in Richtung der Kommandobrücke um zu sehen wie es dem Kapitän ging, Wären sie ernsthaft verletzt gewesen hätte es Lars zwar erwähnt aber es konnte ja nicht schaden, sie etwas zu verarzten. Als er auf der Brücke ankam saß Johann le Counte schon wieder in seinem Sessel und versuchte einige Schaltungen an seiner Konsole vorzunehmen, als ihn ein Hustenkrampf durchschüttelte. Er spuckte Blut und Schleim aus. Während des Absturzes musste er sich auf die Lippe gebissen haben. Er schaute in die spiegelnde Oberfläche seines Computermonitors, der die Schiffdaten jederzeit an seinen Kapitänssessel lieferte, und erschrak. Er sah echt schlimm aus. Irgendwie angeschwollen und bläulich. Getrocknetes Blut klebte an seiner Nase und eine beule über dem linken Auge erinnerte ihn schmerzhaft an seinen Flug durch die Kommandobrücke als der Bote „gelandet“ war. Ein kurzer Rundblick zeigte ihm seine vollkommen zertrümmerte Brücke. Aber Johann wusste aus Erfahrung, dass es wieder mal viel schlimmer aussah als es in Wirklichkeit war. Es war nicht das erste Mal gewesen, das Hermiles den Frachter so auf eine Planetenoberfläche runter brachte. Der Navigator lag irgendwie untätig in seinem Sessel. Zwar schien ihn schon einer der Brüder verarztet zu haben, aber es war wichtig, das Frachtschiff so schnell es ging wieder auf Vordermann zu bringen. In den tiefen seiner Hosentaschen fand er schließlich, wonach er gesucht hatte. Vorsichtig hielt er den Navigator eine kleine Ampulle unter die Nase und zerbrach sie. Der aus der Ampulle entströmende Gestank war so ekelerregend, dass le Counte sich beinahe übergeben hätte. Mit dem Zeug hätte man einen Toten wieder auferstehen lassen können. Und so war es nicht weiter verwunderlich, das Hermiles entsetzt mit weit aufgerissnen und tränenden Augen zu sich kam und sich als erstes die hand vor den Mund- und Nasenbereich hielt. „Was zur…? Oh Johann!...“ Mit einer schnellen Geste wischte er die Hand seines Kapitäns, die noch immer die stinkenden Reste der Ampulle vor seinem Gesicht hielt, beiseite. „Wie lange war ich weg? Ist alles gut gegangen? Was ist mit der Fracht?“ Johann le Counte schmunzelte. „Gut gemacht Hermiles! Wir wurden abgeschossen und wir leben noch. Dank deiner Flugkünste.“ Nun bemerkten die beiden das erste Mal Sam der auf die Brücke gekommen war und sich schon über einige der Konsolen hermachte, um sie in gang zu bringen. „Der Bote ist soweit ich das sagen kann größtenteils intakt geblieben. Lars überprüft grade unsere Laderäume und die Servitoren habe ich zum Triebwerk geschickt, um es wieder zu reparieren.“ „Gut wir sollten sofort versuchen Hargul zu erreichen und uns mit ihm absprechen. Wie weit sind wir von den vereinbarten Koordinaten abgewichen?“ Hermiles drückte einige Knöpfe an seinem Schaltpult und nach einigen bangen Momenten erwachte der Bildschirm für die Navigation wieder zum leben. „Also wir haben unseren Rendezvous-Punkt um etwa fünf Kilometer verpasst….Wir sind etwas zu weit südlich. Aber das sollte eigentlich nicht das Problem darstellen.“ Johann le Counte nickte bedächtig und schlenderte zu seinem Sessel zurück. Das Treffen mit Hargul sollte eigentlich erst in einigen Stunden stattfinden, aber der Absturz zwang sie, zu improvisieren. Was wenn nicht nur Hargul schon auf dem Weg war um zum Boten zu kommen? Ihre Landung war ja alles andere als geplant verlaufen. Lars stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Na Kapitän? Alles noch dran?“ Der große Mann kam in die Brücke geschritten und hatte die Arme voller Waffen und Ausrüstung. Mit einer beiläufigen Bewegung warf er Sam eine der Waffe zu, bei der es sich wohl um einen ziemlich massiv und schwer aussehenden Bolter handelte. Johanns Augenbrauen schoben sich ungläubig nach oben als er sah, wie Sam die schwere Waffe mit einer ebenso beiläufigen Bewegung auffing und durchlud. Ganz so als hätte er dies schon tausende Male getan. Der Schmuggler war so verblüfft, dass er einige Sekunden mit offenem Mund dastand. Weis der Imperator, wo sie diese Waffen aufgetrieben hatten. Bolter waren in der zivilen Welt des Imperiums äußerst begehrte und seltene Waffen. Sie verschossen durchschlagende Munition, die fast alles umbrachte, was nicht, wie ein schweres Angriffsfahrzeug gepanzert war. Bolter waren die Waffen der höheren Ränge in der imperialen Armee oder in den Händen von Wächtern unverschämt reicher Adliger. Die Orden der Space Marines kämpften mit ihnen gegen die Feinde der Menschheit. In den Händen von Schmugglern waren sie eigentlich gar nicht zu finden, sofern man nicht Waffen schmuggelte. Auch Hermiles waren die wertvollen Waffen der beiden Brüder nicht entgangen. Da kam ihm nicht zum ersten Mal wieder ein Vergleich in den Sinn, der so absurd war, dass er ihn meistens immer gleich wieder verworfen hatte. Aber trotzdem verstärkten die Bolter den ersten unbewussten Eindruck, den er damals von den beiden Männern gewonnen hatte. Die beiden Brüder schienen auf jeden fall den äußeren Merkmalen von Space Marines zu entsprechen. Aber Space Marines würden nie aus freien Stücken auf einem schäbigen und unbedeutenden Frachter dienen wollen. Oder?

„Ja, ich kann mich nicht beklagen. Ich bin nicht ernsthaft verletzt worden. Ich hoffe du kannst mir das gleiche von der Fracht erzählen, Lars.“ Le Counte hatte seine Fassung wieder und beschlossen die beiden Brüder später zu ihrer persönlichen Ausrüstung zu befragen. Im Moment gab es wichtigeres zu tun. „Nun der Frachtraum hat auch was abgekriegt aber unsere speziellen „Spezial-Container“ mit der Spezialfracht ist immer noch unbeschädigt und lagert gut verpackt in ihrem Versteck.“ Als sie das hörten atmeten Le Counte und Hermiles wie ein Mann aus. Noch war also nicht alles verloren und der Profit war gesichert. In ähnlichen Situationen hatten sie schon weniger Glück gehabt. „Das hört sich fantastisch an. Hermiles verlade mit Lars die Fracht auf das Luftkissen-Bodenfahrzeug. Ich habe beschlossen Hargul entgegen zu fahren. So haben wir die Ladung auch erst einmal von Bord. Der Absturz ist sicherlich nicht unbemerkt geblieben und hat sicher eine Menge Pack angezogen.“ Lars schüttelte den Kopf. „Als ich sagte der Frachtraum hat auch was abbekommen, meinte ich damit auch, dass sich das Bodenfahrzeug aus seiner Verankerung gerissen hat und total verzogen die Laderampe blockiert. Vorerst muss die Fracht wohl an Bord bleiben müssen.“ Johanns Gesicht war bei der Erwähnung des kaputten Bodenfahrzeugs immer länger geworden. Verdammt, war denn seine Pechsträne noch nicht vorbei? Schlimmer konnte es doch nun eigentlich kaum noch kommen!
„Äh…Kapitän wo wir grade von Pack reden…Das Nahradar hat zwei Bodenfahrzeuge geortet die sich zügig auf uns zu bewegen. Den Daten nach würde ich sagen es handelt sich um zwei Chimären…Tja das heißt wohl das uns die Jungs besuchen kommen, die uns abgeschossen haben.“ Sams Stimme war so lässig als hätte er le Counte grade erzählt, das draußen die Sonne schien. Das nervöse Zucken um Johanns Mundwinkel war wieder da und sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Hermiles ging schnell zu ihm und half ihn in seinen Sessel. Als er den kurzfristig handlungsunfähigen Mann hingesetzt hatte, wedelte er ihm etwas frische Luft zu. „Johann…äh...Kapitän…das wird schon wieder…“ Sam hatte sich inzwischen an seine Waffenstation gesetzt und versuchte die computergetützte Zielerfassung des Boten wieder neu zu eichen. „Wie weit sind sie weg?“ fragte Lars der sich ein, mit mehreren Magazintaschen bestücktes, Koppelgeschirr anlegte. „Nun bei der Geschwindigkeit würde ich sagen in zehn Minuten sind sie in Waffenreichweite.“ Antwortete Sam, der grade eine Wartungsklappe aufgeschraubt hatte und einige Drähte neu verband. „Schaffst du das?“„Wenn du mich weiterarbeiten lässt, ohne mir ein Loch in den bauch zu fragen bestimmt.“„Gut ich gehe dann in den hinteren Teil des Frachters.“ Lars verschwand in Richtung der Frachträume. Hermiles suchte unterdessen in den noch umher liegenden Trümmern nach einem bestimmten Gegenstand mit dem er sich sichere fühlen würde. Er brauchte nicht lange zu suchen. Unter einer Abdeckung, die wohl von der niedrigen Brückendecke gefallen sein musste, lag seine Automatik. Erleichtert nahm er sie wieder an sich. Schlimm genug das er sich auf einem Planeten befand. Aber die Vorstellung auf diesem Planeten gestrandet zu sein ohne seine Automatik war noch schlimmer. Dazu kam noch das ihm die Stirn schmerzte und sein drittes Auge sich total taub anfühlte. Eigentlich hätte er nur den Kapitän und einen der Brüder zusammen mit dem Bodenfahrzeug am Rendezvous-Punkt absetzen müssen und wäre dann in eine halbwegs sichere Umlaufbahn gegangen, so wie sonst auch. Aber das hatte ja nun nicht geklappt. Hoffentlich musste er nicht auch noch raus an die frische Luft, mit all ihren Pollen und Bakterien. Ja, er hasste es wirklich auf einem Planeten zu sein. „Hermiles du begleitest mich in zur Laderampe. Wir werden dort auf der lauer liegen. Keiner der nicht zur Crew oder zu Harguls Leuten gehört wird unbehelligt einen Fuß in mein Schiff setzen!“ Johann le Countes Gesichtfarbe war wieder normal. Seine Körperhaltung war stramm und zeugte von eisenharter Entschlossenheit. In der rechten hielt er seine schwere Laserpistole. Sein Blick hätte einen vahallanischen Eisberg schmelzen können und von seiner Lähmung, die in nur Augenblicke zuvor befallen hatte, war nichts mehr zu erkennen. Er war nun wieder ganz der Profi-Raumfahrer, der solche Missionen schon hunderte Mal erlebt hatte und wusste was zu tun war. Sie hatten ihn abgeschossen. Gut, das war ihr Job gewesen. Sie kamen um ihren Abschuss zu bestätigen. Gut das gehörte vielleicht noch zu ihrem Job. Aber wenn sie versuchen sollten, ihm seine mühsam ins System und auf diesen verdammten Planeten geschmuggelte Fracht abzunehmen, würde er sie bis aufs Blut verteidigen. Das war schließlich sein Job. Er war bereit bis zum Äußersten zu gehen und würde auch nicht davor zurück schrecken drastische Maßnahmen zu ergreifen um sie von seinem Frachter abzuhalten. „Hermiles worauf wartest du noch? Schnapp die eine von den Waffen aus dem Waffenschrank in meiner Kajüte und mach das du nach hinten zur Laderampe kommst!“ Damit war er durch die Tür verschwunden. Sam und der dreiäugige Navigator schauten sich nur verdutzt an. Der Kapitän war doch immer wieder für eine Überraschung gut. Draußen wurde das Brummen von Panzermotoren lauter.

„Sir wir haben soeben Sektor Blau erreicht. Eigentlich müssten wir jetzt schon etwas von den Trümmern sehen können.“ Rief der Panzerfahrer in den hinteren Teil der Chimäre, in der sich zehn Mann in voller Gefechtausrüstung und Wuchere mit zwei weiteren Spezialwaffenträgern drängelten. Wucherer nickte und schwang sich in den kleinen Turm des Transportpanzers. Die Luke schwang auf und durch die Öffnung konnte der Leutnant die ersten Sterne des Nachthimmels sehen. Im dämmrigen Licht konnte er von der Umgebung nicht viel ausmachen. Alles war ruhig und friedlich. Er hatte mit einem Feld voll brennender Wrackteile gerechnet. Verbrannte Leichen und verbogenes Metall. Nichts! Er sah rein gar nichts. Etwas ungläubig hob er sein Binokular an die Augen und schaltete den integrierten Infarotscanner an. Schlagartig veränderte sich die dunkle Einöde des Sektors Blau in ein Muster aus verschieden hellen Grüntönen. Nach kurzer Orientierung konnte Wucherer die Wärmespur eines größeren Objektes ausmachen, das eine lange und immer tiefer werdende Schleifspur im staubigen Boden an dieser Stelle von Dahlem hinterlassen hatte. Hmm…irgendwas läuft hier verkehrt. Wo sind die verdammten Trümmer von dem verdammten Thunderhawk mit dem die verdammten Black Angels angreifen wollten? Als er der Schleifspur mit dem Blick folgte, konnte er am Horizont etwas leuchtend Weißes ausmachen. Das abgestürzte Raumschiff! Es strahlte immer noch vor Hitze vom Absturz. Wucherer dreht sich um und konnte nun die zweite Chimäre erblicken. Im Turm saß Sergeant Regenburg und hatte ebenfalls ein Binokular an den Augen. „Sagen sie ihren Männern bescheid. Wir haben gleich das Ziel erreicht. Wir gehen vor, als würde es sich um einen feindlichen Bunker handeln verstanden!?“ rief Wuchere seinem Stellvertreter über die kurze Distanz von ca. zwanzig Metern zu. Der Sergeant nickte kurz und verschwand dann im Innern der Chimäre.
Zehn Minuten später waren die beiden Panzer nah genug um das Raumschiff auch mit bloßen Augen in der Dunkelheit auszumachen. Etwa fünfzig Metern von dem Wrack entfernt hielt Wucherers Panzer an und die Männer saßen ab saßen ab. Regensburgs Chimäre sollte das Wrack weiträumig umgehen und von der anderen Seite ansteuern. Nun war es Wucherer auch endlich möglich den Typ des Raumschiffes zu bestimmen. Für ein Thunderhawk wie es die Space Marines Benutzten war es zu groß. Für eine schwer bewaffnete Landefähre der imperialen Armee, die ganze Panzerkompanien transportieren konnte war es zu klein. Bei genauerer Betrachtung schien es sich um gar kein militärisches Fahrzeug zu handeln, sondern nur um einen schnöden, alten an einigen Stellen schon angesengten Raumfrachter. Die Triebwerke sahen arg mitgenommen aus und an einer Seite war die Außenhülle leicht aufgebrochen. Etwas enttäuscht lehnte sich Wucherer zurück. In Gedanken überlegte er schon, wie er dem catachanischen Leutnant diesen mickrigen Abschuss verkaufen sollte, als plötzlich Bewegung in das vermeintlich „Wrack“ kam. Einige der Aufbauten auf der Schiffshülle, die Wucherer für Steuerdüsen gehalten hatte, drehten sich in Richtung seiner Chimäre. „Was zur…verdammt in Deckung!“ schrie er und ließ sich in den Innenraum des Panzers fallen. Nur Sekunden später spürte er die Hitze eines armdicken Laserstrahls der die Turmluke zu rotglühender Schlacke schmolz. So schnell es ihm möglich war rannte er durch den engen Raum zur hinteren Ausstiegsluke, verfolgt von der Panzercrew. Nicht einen Augenblick zu früh warfen sie sich nur wenigen Meter hinter dem Panzer in den Staub. Eine der Bordlaserkanonen schnitt in die schwach gepanzerte Seite des Truppentransporters und durchschlug ihn glatt. Leider musste die Hitze des Strahls auch die noch in der Chimäre lagernde Munition entzündet haben. Superheiße, meterlange Stichflammen schossen aus allen Öffnungen des sterbenden Gefährts und die Druckwelle drückte den Leutnant noch tiefer in den Dreck. Keuchend und Sand spuckend, hob Wucherer vorsichtig den Kopf. Verdammt, das war die Raketenwerfermunition gewesen. „Achtung Sir…arrrgh!“ Einer seiner Männer hatte sich vor Wucherer geworfen und ihn so vor einer schweren Maschinenkanonensalve bewahrt. Leider hatte er diese tat mit seinem Leben bezahlt. Die Bordwaffen des schnöden, alten und angesengten Raumfrachters machten Jagd auf seine Männer. Ein Stahlregen aus großkalibrigen, alles zerfetzenden Projektilen mischte sich mit einem Lichtgewitter von Lasern verschiedener Stärke und Durchschlagskraft, die normalerweise Asteroiden zertrümmerten oder Schiffspanzerungen zerstörten. Wucherer fand hinter einer Bodenwelle, die durch den Absturz des Raumfrachters verursacht worden war, Deckung. Der Rest seiner Männer rannte entweder noch in dem stroboskopischen Inferno herum oder hatte sich zu Boden geworfen. Ob sie tot waren oder sich nur tot stellten konnte der Leutnant nicht genau sagen, aber er machte seinen Leuten keine Vorwürfe. Wer in diesem Feuerhagel einen Angriff auf den Frachter wagte musste entweder unwahrscheinlich dumm sein oder über eine dicke Servorüstung verfügen. Obwohl Wucherer bezweifelte, das sich ein Space Marine freiwillig in solch einen Feuersturm gewagt hätte. Auf der anderen Seite waren das ja auch alles hirnlose Fanatiker, die gerne für ihren Imperator in den Tod gingen. Wucherer hatte schon so einiges gehört in seiner Laufbahn als Soldat und er hatte auch schon einiges gesehen.
Die Bordbesatzung machte eine kurze Feuerpause, wahrscheinlich um den Waffen Zeit zu geben sich abzukühlen. „Sofort gute Feuerpositionen suchen und auf die Aufbauten acht geben!!“ schrie Wucherer in die nun unnatürlich stille Nacht. Das Inferno von eben hatte ihn fast taub gemacht. „Verluste durchgeben!“ In seine Männer kam Bewegung. Hastig rannten sie in halbwegs sicher erscheinende Stellungen. „Huberts hat’s erwischt!“ „Xerxes auch!“ „Wolferts hat ein Bein verloren und ist ohnmächtig geworden!“ Wucherer drehte mit den Augen. „Okay sagt mir jetzt lieber, wer noch einsatzfähig ist! Abzählen sofort!“ nacheinander riefen die Männer Zahlen in die Nacht. Alles in allem waren sie, mit dem Leutnant und den beiden zusätzlichen Männern, die die Spezialwaffen trugen, nur noch zu sechst. Sieben Männer hatten in dem kurzen aber äußerst gefährlichen Beschuss ihr Leben gelassen. Verdammt! Er würde nicht einen der Bastarde an Bord des Frachters am leben lassen. Wo blieb Regenburg? „Haben wir noch ein intaktes Funkgerät?“ „Äh…Moment Sir!“ Wucherer sah, wie Soldat Dreugen einen der leblosen Körper umdrehte und ihm das Funkgerät aus den klammen schon steif werdenden Armen zerrte. Nach einem kurzen und uneleganten Sprint mit harter Landung in Wucherers Bodenwelle, reichte Dreugen seinem Leutnant den blutverschmierten Apparat.
„Regenberg?! Wo verdammt treibst du dich mit deinem Trupp rum?“ schrie Wucherer, dem immer noch die Ohren klingelten, in den Hörer. Als einzige Antwort erhielt er nur statisches Rauschen.
 
„Sir wir könnten doch eine Sprengladung an die Außenhülle anbringen und ein Loch rein machen, das groß genug ist, um Raketen ins Innere zu jagen! Das sollte dem Abschaum zu denken geben.“ Soldat Dreugen wedelte aufgeregt mit den Händen, um seinen Vorschlag mit überzeugenden Gesten zu untermauern. Wuchere wollte den übereifrigen Soldaten grade harsch anfahren und ihn wegen des unsinnigen Vorschlages tadeln, als in ihm eine Idee anfing Gestalt anzunehmen. Dreugen hatte gar nicht mal so Unrecht. Wucherer suchte nach seinem Binokular und hob es an die Augen. Schnell suchte er den Rumpf des Frachters ab. Er hatte doch vorhin…ah, da war er ja. Wuchere hatte sich an einen Riss in der Bordwand erinnert, der ihm vorhin aufgefallen war. Ja das könnte klappen. „Soldat Maxwell, sie holen mir die Munitionstasche von Soldat Griens, der dort drüben liegt! Aber achten sie darauf sich zu decken. Am besten arbeiten sie sich von links an ihn heran, klar!? Bringen sie so viele Tarnwolkengranaten mit, wie sie tragen können! Soldat Dreugen sie nehmen dieses Medipack und pumpen Soldat Wolferts mit Schmerzstillern voll. Wenn er wieder zu sich gekommen ist geben sie ihm den Raketenwerfer von Soldat Xerxes. Sie nehmen den von Soldat Frederik! Suchen sie sich dann eine Stellung die möglichst weit von Wolferts weg ist, klar!?“ Dreugen nickte und rannte geduckt davon. Maxwell war schon bei Griens und wühlte in dessen Taschen. „Okay Wegener, sie kleben jetzt diese Fragmentgranaten mit dem Panzertape zusammen. Machen sie mir ein paar Bündelgranaten. Harper sie helfen ihm dabei! Wenn sie keine Granaten mehr haben, suchen sie sich von unseren toten Kameraden zusammen. Ich weiß dass sie sonst die Chimäre steuern, aber ihr Panzer ist nun zerstört! Hier nehmen sie das Lasergewehr!“

Als er fertig war, schaute Wucherer wieder durch sein Binokular. Diesmal suchte er den Horizont hinter dem Frachter ab. Nach kurzem Suchen, machte er einen dunklen Schatten aus, der sich langsam durch die Nacht bewegte. Das war Regenbergs Chimäre! Der Sergeant hob sich deutlich als weiß leuchtende Gestalt vom Rest des Fahrzeuges ab. Er stand im Turm und steuerte den Panzer wohl per Kommando. Gar nicht so dumm. Er pirschte sich so leise es ging an den Frachter heran. Leider war er dabei genauso schnell wie eine Schnecke. Er hielt wohl zusätzlich noch Funkstille um sich nicht durch Funksprüche zu verraten. Wenn die Besatzung vorhin nur auf Wucherers Panzer geachtet und gefeuerte hatte, bestand durchaus die Möglichkeit, das sie den zweiten Panzer übersehen haben könnte. Regenburg war also nun sein Ass im Ärmel. Sicher hatte er das kurze Aufflammen der Bordwaffen bemerkt und war nun umso vorsichtiger. Es zeugte von einer gewissen Professionalität und Kaltblütigkeit, dass der Sergeant nicht sofort den Befehl zum Sturmangriff gegeben hatte, um Wucherers Männern zu Hilfe zu eilen. In der Zwischenzeit mussten Wucherer und die anderen Fünf überlebenden des Gemetzels versuchen die Besatzung lange genug beschäftigt zu halten, um sie von Regenbergs Chimäre abzulenken. „Hier sind alle Tarngranaten, die ich finden konnte.“ „In Ordnung, verteilen sie sie an Wolferts und Dreugen. Und geben sie Harper auch einige.“ Der Panzerfahrer und Wegener, der seinen Plasmawerfer griffbereit neben sich zu liegen hatte, waren schon bei der dritten Bündelladung, als ein summendes Geräusch erklang. Die sechs imperialen Soldaten hielten wie auf Kommando inne und drückten sich noch tiefer in ihre Deckung. Die Crew des überbewaffneten Frachters suchte wieder nach neue zielen und die Bordwaffen drehten sich in ihren Halterungen. Nun musste alles ganz schnell gehen. Wucherer musste improvisieren.
Sam steuerte die Bordwaffen und verfluchte wieder einmal still die langsame Zielerfassung des Schiffscomputers. Beim Absturz waren einige der Waffensysteme komplett ausgefallen und Sam musste sich nun auf die unscharfen Bilder der Außenkammeras verlassen. Nur dank seiner Erfahrung und seiner fast schon seherischen Fähigkeiten an der Waffenkonsole konnte er die meisten der Soldaten, die für die Schiffswaffen unglaublich schwer zu treffende Ziele darstellten, weil sie so klein waren, erwischen bevor sie Ärger machen konnten. Die Laser- und Maschinenkanonen schossen normalerweise auf weit größere Ziel, wie andere Schiffe oder Hindernisse, die es nur im Weltraum gab. Ein weitere Nachteil der Waffen war das sie in einer planetaren Atmosphäre ziemlich schnell überhitzten. Es fehlte einfach die Kälte des Alls um sie zu kühlen. So musste er riskieren, dass irgendwann die Waffenläufe zusammenschmolzen. Sogar gefährliche Ladehemmungen waren möglich. Wenn er nicht aufpasste konnten die Munitionskammern des Frachters hochgehen. Das war auch der Grund für die relativ lange Feuerpause gewesen. In den nächsten Minuten, in denen ihm die Waffen wieder hundertprozentig zur Verfügung standen musste er so viele der Soldaten ausschalten, wie möglich. Es würde nicht lange dauern, bis denen da draußen auffiel, was für Probleme Sam mit den Waffen hatte. Als er nun wieder nach den Angreifern suchte, konnte er sie nicht entdecken. Das erste Mal hatte er sie unvorbereitet getroffen und kalt erwischt, doch diesmal nahmen sie sich in Acht und hatten sich Sicherheit gebracht. Nun dann würde er sie wohl aufschrecken müssen. Er zielte mit einer der Maschinenkanonen auf eine Stelle, an der er einige der Soldaten vermutete. Er drückte auf den Auslöser und suchte nach sich schnell bewegenden Zielen. Nichts! Die Soldaten blieben verschwunden. Noch vor einigen Minuten hatte er einige von ihnen zwischen den toten Körpern der gefallenen herum schleichen gesehen, aber sie waren genauso flink wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Was bei Johnson planten sie? Hatte er sie etwa übersehen? Waren sie schon im Schiff? Er schaltete auf das Interkom um und sprach zu Lars. „Sind sie schon im Schiff? Ich kann sie momentan nicht entdecken.“ „Negativ, Bruder. Ich halte weiterhin meine Stellung im Frachtraum. Sollten sie durch den hinteren teil einsteigen werde ich sie erwischen.“ Sam fühlte sich bei der Anrede von Lars wieder in alte Zeiten zurück versetzt. Damals hatte er viele Brüder gehabt und gemeinsam hatten sie gekämpft. Seite an Seite. Alles war in bester Ordnung gewesen. Sie hatten die Menschheit verteidigt und zur Elite gehört. Und dann war alles schief gegangen. Er hatte seine Brüder im Stich gelassen. Die falschen Befehle ausgeführt…eine Bewegung weckte seine Aufmerksamkeit und lenkte seinen Blick auf einen der Monitore, die er zur visuellen Zielsuche verwendete. Da war einer der Soldaten. Sam reagierte in Sekundebruchteilen und visierte an. Leider war der Schiffscomputer wieder einmal langsamer. Sam sah ein kurzes Aufblitzen von Mündungsfeuer und dann hörte er auch schon eine schwache Detonation. Der Monitor für eine der Laserkanonen fiel aus. Etwas hatte die Optik der Zielerfassung zerstört. Schnell schaltete Sam die Laserkanone auf einen anderen Monitor und feuerte los. Doch im nächsten Moment fiel ein anderer Bildschirm aus. Wie ein Automat schaltete Sam auch diese Waffe auf einen anderen Auslöser. Seine Gegner da draußen waren also endlich aufgewacht und machten ihm nun das Leben schwer. Gut das würde die Sache nur umso spannender machen. Dann stutzte er. War das etwa Nebel da draußen? Tarnwolkengranaten schoss es ihm durch den Kopf. Nun hatte er keine Chance mehr die Soldaten zu sehen oder zu treffen. Er musste handeln solange die Wolken sich noch nicht zu weit ausgebreitet hatten.

Viele Tarnwolken verbreiten nur einen dicken, stinkenden Nebel der die Sichtweite schlagartig auf wenige Meter reduzierte. Meist hatten nicht einmal Infarotoptiken eine Chance die dichten Schwaden zu durchdringen. Sam selbst kannte sogar noch weit bessere Varianten der Tarnwolkengranaten. Sie störten zusätzlich durch leicht radioaktive Stäube und Metallpartikel elektromagnetische Systeme und Funkverkehr. Da kam ihm eine Idee. „Lars erinnere dich an das Gefecht auf FG2/xS1598. ich schlage vor wir gehen genauso vor und opfern etwas von der Ladung!“ „Ich verstehe was du meinst. Ich stimme dir zu. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich soweit bin.“ Damit endete das für jeden Außenstehenden unverständliche Gespräch der beiden Brüder. Sam feuerte nun in die Wolken. Auch wenn er nicht wusste, wohin er schoss, würden auch die Soldaten fürchten müssen, dass er sie mal zufällig traf. Der Raketenbeschuss ließ nicht nach. Die Gegner schienen auch grob durch den Nebel in Richtung des Frachters zu zielen und abzudrücken. Allerdings war ihr Ziel erheblich größer und leichter zu treffen als umgekehrt. Dann registrierten seine Ohren eine Detonation die aus dem Rahmen fiel. Da noch eine. Verdammt sie waren schon am Frachter und versuchten den Rumpf aufzusprengen. „Sam ich bin bereit! Ich glaube es wird auch höchste zeit. Sie bearbeiten den Rumpf mit Granaten!“ Sam ging schnell an die Konsole von Le Counte. Von hier aus konnte der Kapitän die meisten Schiffssysteme steuern ohne auch nur aufstehen zu müssen. Nachdem er die Öffnungssequenz für die Laderampe aktiviert hatte, kümmerte er sich wieder um die Bordwaffen.

Lars rollte inzwischen ein Fass vor sich her auf die Laderampe zu. Hinter einem Stapel Kisten tauchte Le Counte auf. „Was soll das werden wenn es fertig ist. Warum öffnet Sam die Laderampe?“ Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, rollte Lars das Fass weiter. „Wir werden den Leuten da draußen ein Geschenk machen, das sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Sam und ich haben so etwas ähnliches schon einmal gemacht und es hat funktioniert!“ „Und dafür müsst ihr ein Fass des besten Whiskys benutzen, den ich je geschmuggelt habe?“

Als Wolferts und Dreugen mit dem Raketenbeschuss begannen hatte der Panzerfahrer Harper begonnen so viele der Tarnwolkengranaten zu werfen wie es ihm in der kurzen Zeitspanne möglich war. Der Plan den der Leutnant ausgeheckt hatte, war so verrückt, dass er schon wieder gut war. Dieser würde mit den beiden Spezialwaffenträgern Wegener und Maxwell zum Schiff laufen und versuchen es zu entern. Dreugen, Wolferts und er sollten die Schiffscrew so lange in Schach halten, wie es die Munition zuließ oder bis Sergeant Regenberg mit der Verstärkung eintraf. Durch die Schwaden die immer dichter wurden konnte er die drei Gestalten des Leutnants und seiner beiden Begleiter grade noch so ausmachen. Sie würden in Kürze an der Außenhülle des Frachters angekommen sein und den Riss in der Nähe der Triebwerke mit einigen Bündelladungen erweitern. Harper rannte weiter zu einer anderen Stelle im Nebel und gab dabei sporadische Schüsse mit dem Lasergewehr ab. Er sollte so tun als wären noch weiter Soldaten einsatzbereit um den Frachter anzugreifen. Die Gasmaske die er trug damit ihm der Tarnwolkennebel nicht zusetzte behinderte ihn schon ein wenig. Und auch die Tatsache, dass er als Panzerfahrer normalerweise fuhr und nicht durch die Gegend sprintete, um sein Leben zu retten, machte ihn nicht viel glücklicher bei seiner Rolle des Plans. Dann hörte er deutlich das Wummern von drei Bündelladungen und das Reißen von Metall, ähnlich dem Geräusch mit dem seine geliebte Chimäre in Rauch aufgegangen war. Gut, sie hatten es also geschafft!

„Maxwell, die Ränder abtrennen!“ Wucherers laute Stimme klang seltsam verzerrt durch die Maske. Soldat Maxwell justierte den Melterstrahl auf die Größe einer kleinen Flamme, wie die eines Schweißbrenners, und schnitt damit die noch glühenden und scharfkantigen Metallränder der nun mannsgroßen Öffnung ab, die sie in den Leib des Frachters gesprengt hatten. Als er damit fertig war hatte Leutnant Wucherer schon seine Handschuhe angelegt und machte eine Räuberleiter für Wegener, der mit einigen schnellen Griffen in der etwas höher gelegenen Öffnung verschwand. Nach einigen Momenten reichte dieser Maxwell die Hand runter, um ihn rauf zu ziehen. Dann folgte der Leutnant. Wucherer war stolz auf seine Männer. Trotz des Gemetzels, das sie erst vor Minuten miterlebt hatten, waren sie diszipliniert und handelten wie ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff saß und Befehle waren Unnötig. Nun zahlten sich die sechs Jahre Manöver und Training aus, zu denen die Dahlem PVS-Truppen verdammt gewesen waren. Niemand zeigte auch nur das geringste Anzeichen von Angst oder Feigheit. Als sie drinnen waren, hörte Wucherer das Geräusch der sich öffnenden Rampe. „Wegener, hierher!“ der Plasmawerfer des Soldaten zielt aus der Öffnung in die Richtung der Rampe. Der Waffenspezialist würde jeden mit Plasma überziehen der es wagte auch nur einen Schritt in sein Sichtfeld zu tun. Aber es kam keiner. Schulter zuckend schaute er seine Vorgesetzten an. Dann sahen beide das Fass.
Das Fass rollte langsam. Es war von beachtlicher größer und verbrauchte eine Menge Platz in den geheimen Frachträumen des Boten. Dort hatte es neben noch dreien solcher Fässer gelagert und machte einen nicht unbedeutenden Teil der „Fracht“ aus, für die Le Counte wirklich ins Dahlem-System gekommen war. Lars aktivierte inzwischen wieder den Schließmechanismus der Rampe und blieb solange stehen bis sie sich endgültig geschlossen hatte. Erst dann suchte er sich auch eine Deckung in der nähe von der aus er sowohl den Frachtraum mit dem zerstörten Bodenfahrzeug, wie auch den Korridor der zum Rest des Schiffes führte, im Blick hatte. „Achtung Leute, ich schieße jetzt!“ Le Counte schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnten die beiden Brüder nur so verschwenderisch mit seiner wertvollen Schmugglerware umgehen? Sicher es kam häufiger vor das ein Schmuggler seine Ware beseitigen musste, wenn er einer Kontrolle seines Schiffes nicht aus dem Weg gehen oder er Piraten damit ablenken konnte, um sein Leben zu retten. Aber was Lars und Sam hier veranstalteten, war schon als mutwillige Sabotage seiner „Handelseinkünfte“ anzusehen. Noch bestand nicht die geringste Notwendigkeit die Ware zu opfern. Aber das würde er den beiden vom Lohn abziehen. So viel stand fest!
Wucherer beobachtet das fass ganz genau. Was sollte das bedeuten? Er hatte mit einem Trupp bewaffneter gerechnet die einen Ausfallversuch unternehmen. Aber ein Fass? Eines stand fest. Das war kein Gastgeschenk an seine Leute, sondern irgendeine fiese Gemeinheit, die diese Außenweltler ausgeheckt hatten! Dann streifte ein Laserschuss aus den Bordsystemen das Fass und setzte es in Brand. Hell leuchtend rollte es nun weiter auf die Stellungen seiner Männer zu und gab auch noch zwischen den Nebelschwaden ein recht gutes Ziel ab. Dann brachte eine Maschinenkanonensalve das fass zur Explosion und der brennende Inhalt verteilte sich über die Landschaft. Auch wurden die Tarnwolken von der Druckwelle auseinander gerissen und gaben die Sicht auf den brennenden Wolferts frei, der sich schreiend auf dem Boden wälzte. Was er auch versuchte, die Flammen gingen nicht aus sondern entzündeten auch noch die spärlich wachsenden Halme der kargen Steppenlandschaft des Sektors Blau. Verdammt! Wolferts hatte mit seiner Verletzung nicht mehr rechtzeitig ausweichen können und starb nun einen schrecklichen Tod. Niemand konnte zu ihm und ihm helfen. Seine Verbrennungen waren sicherlich tödlich. Dann sah er ein Schemen aus einem der nahen Wolkenfetzen zu Wolferts huschen. Harper! Wollte der sich abknallen lassen der Idiot!? Harper blieb kurz stehen und gab eine Salve Laserschüsse auf Wolferts ab. Die Schreie verstummten sofort und der Panzerfahrer rannte schon wieder weiter. Keine Sekunde zu früh. Laserstrahlen zerteilten die Luft hinter dem Mann und Salven von Projektilen fetzten durch den Boden den er nur Sekunden vorher berührt hatte. Dann war er wieder außer Sicht. Geschockt standen Wuchere und Wegener an der Öffnung und versuchten zu begreifen was sie Augenblicke zuvor gesehen hatte. Harper hatte wahrscheinlich das einzig richtige gemacht und Wolferts von seinen Qualen erlöst. Dazu hatte er sogar sein eigenes Leben riskiert.

Nur Sekunden Später hatte sich Wucherer wieder in der Gewalt. Er zog die Boltpistole aus dem Holster und lud sie durch. In der anderen Hand hielt er den catachanischen Säbelzahn, den er Leutnant Ham beim Pokern abgenommen hatte. Das mächtige Kampfmesser war lang genug, um schon als Schwert durchzugehen und es hatte wuchere bisher immer gute Dienste geleistet. Mit diesem Stahl würde er persönlich den Bordschützen durchbohren, um ihn für all seine Leute bezahlen zu lassen, die gegen die Schiffswaffen nicht die geringste Chance gehabt hatten. Nach allen Seiten deckend pirschten die drei Männer durch das Schiff, das von innen noch gewaltiger aussah als es von außen gewirkt hatte. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass sich der größte teil des Frachters tief in die Erde von Dahlem gebohrt hatte, um schlussendlich liegen zu bleiben, wie ein gestrandeter Meeresungetüm an Land. Jedes verschlossene Schott wurde von Maxwells Melter aufgeschweißt. Der Mann machte solche Arbeiten nicht das erste Mal und hatte schon so mancher Fahrzeugbesatzung im Felde geholfen, ihr Vehikel notdürftig zu flicken und wieder flott zu machen. Sobald das Schott offen war, rollte sich Wegener durch und sicherte den Raum dahinter mit seinem Plasmawerfer. So arbeiteten sie sich durch die Gänge vor, bis in die Nähe der Frachträume. Dann hörte Wuchere ein Geräusch und aus dem dunklen Gang vor ihm kam ein Mann mit einem Flammenwerfer. Mit der Schnelligkeit einer zubeißenden Giftschlange fiel Wuchere den Gegner an und trennte ihm mit einem einzigen gewaltigen Hieb den Kopf vom Rumpf. Das einzige was ihn etwas verwirrte war das metallische scheppern mit dem der kopf auf den Boden prallte. Nun erst bemerkte er seinen Irrtum. Sein Gegner war ein Servitor mit einem Schweißbrenner, der auf dem Weg zu irgendwelchen Reparaturen gewesen war. Aus dem noch immer zuckenden Rumpf des Maschinenmenschen blitzten Funken. Nach einigen weiteren Schritten schien der Körper registriert zu haben, das er keine Steuersignale mehr empfing und brach einfach zusammen. Wucherer winkte seinen Begleitern und dann ging es weiter. Bald hatten sie den Hauptladeraum erreicht, aus dem das verhängnisvolle Fass gerollt war. Also hielten sich da auch einige der Crewmitglieder auf, denen die drei PVS-Soldaten gleich das leben rauben würden, um sich zu rächen.
Wie gehabt schlichen sie sich an das Schott heran. Es war nicht verschlossen. Mit Handzeichen gab Wucherer den Befehl die Granaten scharf zu machen. Er zählte mit den Fingern von drei auf eins runter und dann warfen sie die kleinen aber durchschlagenden Sprengkörper in den Frachtraum. Drei laute Detonationen brachten den Boden unter ihren Füssen zum vibrieren. Leutnant und Soldaten rannten in den Raum und Wegener zerschmolz mit einigen ungezielten Plasmaschüssen verschiedene im Frachtraum lagernde Gegenstände. Hecktisch suchten sie den Laderaum ab, warfen Kisten und Fässer um und sicherten die Ausgänge. Nichts! Keine Spur von der Besatzung. „Wegener, sie bewachen das Schott zum Korridor! Maxwell sie helfen mir mit dem Fahrzeugwrack hier!“ wuchere hatte eine kleinen Lastkran entdeckt der wohl zum be- und entladen von Transportern diente. Mit der Steuerung an der Seite der Rampe setzt er den Greif-Haken des Krans in Bewegung und manövrierte ihn über das Fahrzeug. Maxwell griff danach und befestigte ihn an einer der verbogenen Streben des Wracks. Mit einem knirschenden Geräusch begann der Kran das Fahrzeug anzuheben. Als es etwa einen Meter über dem Boden schwebte schob Maxwell es zur Seite. Nun war der weg frei und die Rampe musste nur noch geöffnet werden. Dann konnten Sergeant Regenberg mit dem Rest der Männer das Schiff stürmen.
Wucherer war inzwischen an der Konsole zum öffnen der Rampe. Jemand hatte das Gehäuse entfernt. Das erschwerte zwar das öffnen erheblich machte es aber nicht unmöglich. In seiner Jugend hatte Wucherer Anlagen solcher Bauart oder primitive Sicherheitssysteme in einer Fabrik gefertigt. Es war genügend Wissen hängen geblieben, um einige der bunten Drähte richtig zu verbinde, damit sich die Rampe in Bewegung setzte. Quälend langsam setzte sich die tonneschwere Rampe in Bewegung und begann sich allmählich zu öffnen. Draußen lief das unausgewogene Feuergefecht zwischen Dreugen und Harper mit ihren bescheidenen Antiinfanteriewaffen auf der einen und dem Bordschützen mit seinen schweren Schiffswaffen auf der anderen Seite weiter. Regenberg jetzt wäre wirklich der passende Moment um hier aufzutauchen! Dachte Wucherer noch bei sich, bevor die Schießerei hinter seinem Rücken begann.

Le Counte hatte zwar noch etwas gezetert und dem wertvollen Whiskyfass nachgetrauert, war aber sofort wieder ernst geworden, als Lars aufhorchte und behauptete, dass er etwas gehört hätte. Mittlerweile war ja alles möglich und so glaubte Johann ihm und nahm die Position in seinem Versteck wieder ein. Zusammen mit Hermiles quetschte er sich in eines der Schmugglerverstecke für ihre exotischen Waren die sie normalerweise nebenher transportierten und die auch erheblich mehr Gewinn machten. Nach einigen Augenblicken hörte auch er einige Geräusche auf dem Korridor vor dem Frachtraum. Man dieser Lars musste ja die Ohren eines jarakanischen Wachochsen haben. Er hatte die Angreifer schon Minuten vorher gehört. Oder er zog nur eine Show ab und in Wirklichkeit hatte es ihm Sam über Bordfunk geflüstert. Aber bevor sie auch nur ein Stück eines Angreifers sehen konnten, warfen diese einige Handgranaten in den Frachtraum. Danach stürmten drei ziemlich aggressiv aussehende Soldaten der örtlichen PVS-Truppen herein und suchten nach Ziele auf die sie ihre Waffen abfeuern konnten. Schnell suchte das kleine Enterkommando den Frachtraum nach Feinden ab. Johann war sichtlich beeindruckt von der kalten Effizienz der Soldaten, die wie ein gut geöltes Uhrwerk agierten. Der Anführer bellt nur kurze Kommandos und schon sprangen seine Leute los, um Aufträge schnell und leise zu erledigen. Natürlich fanden sie die Verstecke nicht. Johann hatte schon ganz andere Schiffsüberprüfungen über sich und den Boten ergehen lassen und wusste, dass seine jetzigen Geheimverstecke narrensicher waren. Er hatte sie sogar noch mit speziellen Dämmstoffen ausgekleidet damit sie auch von besonders empfindlichen Geräten wie Auspexe oder Metalldetektoren nicht aufgespürt werden konnten. So war es ihm mal auch gelungen eine ganze Gruppe lebender Tholanhechte zu transportieren. Auf die Ausfuhr solcher stark vom Aussterben gefährdeter Arten stand die Todesstrafe. Aber der Gewinn, den die putzigen Tierchen ihm gebracht hatten, war jedes Risiko wert gewesen. Jedenfalls für Johann le Counte, ob das auch für seine damalige Besatzung gegolten hatte, stand auf einem anderen Blatt Papier. Einer der Soldaten, ein Leutnant ging an die Steuerkonsole des Ladekrans und setzte ihn in Bewegung. Einer seiner Begleiter der einen Melter mit sich führte befestigte den haken an dem Luftkissenfahrzeug, das durch den Sturz unbrauchbar geworden, nutzlos vor der Rampe lag und sie zum größten Teil blockierte. Sogar die Rampensteuerung, die Lars vorsorglich sabotiert hatte, damit sie nicht zu öffnen war, hatte kein großes Problem für den Leutnant dargestellt. Die Rampe begann sich zu bewegen und langsam schwenkte sie wieder nach außen, um den Weg ins innere des Frachters freizugeben.

Jetzt mussten sie handeln. Und Lars schien den Gedanken seines Kapitäns erraten zu haben denn er ließ sich lautlos von der decke fallen und wischte dem Soldat, der am Schott Wache gehalten hatte, im Flug noch den Plasmawerfer aus der Hand. Er hatte kaum den Boden berührt als er auch schon mit dem Metallkolben des Bolters ausholte und den Mann mit einem Knochen knackenden Schlag niederschlug. Erst jetzt schienen die beiden anderen Soldaten den Angriff zu bemerken und der Soldat mit dem Melter legte auf Lars an…wurde aber im nächsten Moment von den großkalibrigen Geschossen aus Hermiles lauter Automatikpistole herumgewirbelt. Die Projektile schienen zwar am Körperpanzer des Soldaten abzuprallen, aber die schier wucht hinter den Einschlägen trieb dem Soldaten die Luft aus den Lungen. Trotzdem hätte er diese Salve überleben können, wenn er nicht noch zusätzlich von Lars Boltergeschossen durchsiebt worden wäre. Diese machten mit seiner kugelsicheren Uniform und dem Körper, den sie schützen sollte, kurzen Prozess. Nun war nur noch der Leutnant übrig, doch der schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Johann hatte eigentlich auf ihn schießen wollen, doch war er von Lars Aktion und den kurzen Feuerstößen aus dessen seltener Waffe abgelenkt gewesen. Diesen Sekunden hatte der gegnerische Offizier genutzt, um in Deckung zu sprinten.
 
Nicht weit entfernt rannten zehn Mann in geduckter Haltung über die staubige Steppe Dahlems auf den gestrandeten Frachter zu. Sie waren schnell und leise und verständigten sich nur durch vereinzelte Handzeichen, die sie mit schwachen eingeschalteten Taschenlampen ihrer Feldausrüstung andeuteten. Es waren Sergeant Regenebergs Leute die endlich in reichweite für einen Angriff auf den Frachter waren. Sie alle beeilten sich so schnell es ging ohne aufzufallen. Regenberg hatte seine Männer vor dem Ausstieg aus der Chimäre, die weit außerhalb der vermutlichen reichweite der Schiffswaffen angehalten hatte, aufs Genauste instruiert, wie sie vorzugehen hatten. Er hatte auf den langen und langsamen Weg im Schleichtempo genug Zeit gehabt, um einen hoffendlichen narrensicheren Plan auszuarbeiten. Im Gegensatz zu Leutnant Wucherer wusste er, dass der Frachter bei weitem nicht so tot war, wie er aussah und das dessen Besatzung über leistungsstarke Abwehrwaffen verfügen musste. Eigentlich sollte es ja eine Bergemission sein, wo sich jeder der Männer aus den Trümmern ein Souvenir hätte raussuchen können, mit dem man dann vor den Catachanern angegeben hätte. Aber nun war die ganze Schose zu einer verdammten Angriffsmission auf einen schwer befestigten Gegner mutiert, der alle Trümpfe auf seiner Seite zu haben schien. Regenberg blinkte kurz mit seiner Taschenlampe hinter sich und gab so seinen Männern das Zeichen zum ausschwärmen. Die Nacht war dunkel und der Himmel bewölkt. Von der tief hängenden Wolkendecke wurden am Horizont helleorange die Lichter der umkämpften Städte reflektiert. Und wenn doch mal ein Stück Sternenhimmel zu sehen war, blitzten auch dort die Mündungsfeuer der Raumschlacht auf, die noch immer im Orbit um Dahlem stattfand. Aber auch vor Regenberg tobte ein Feuergefecht.
Vereinzelte Raketenschüsse aus den tragbaren Raketenwerfern von Wucherers Trupp und das leise Zischen von Laserentladungen aus den Gewehren der imperialen Infanteristen war zu hören. Dann antworteten meist Bordlaserkanonen oder man hörte das laute Wummern der Maschinenkanonen. Der Höhepunkt dieses Feuergefechts musste so vor zehn Minuten getobt haben, als sich ein wahres Inferno um den Frachter entfaltet hatte. Es mussten sich unglaubliche Szenen abgespielt haben, als Leutnant Wucherer das Raumschiffwrack in Augenschein nehmen wollte. Aus der Tatsache heraus, dass das Feuer auf beiden Seiten nun nur noch sporadisch erklang schloss Regenberg das sich Wucherers Männer eingegraben hatten. Wahrscheinlich würde jeder auf der Stelle zu Asche verbrannt werden, der es wagte sich zu zeigen oder einen Fluchtversuch unternehmen wollte. Noch hatten die Piraten, denn seriöse Händler hatten nicht eine solche Bewaffnung an Bord, wenn sie nicht andere Schiffe kapern wollten, die zweite Chimäre nicht entdeckt. Regenberg hatte alles unternommen, damit das auch so bis jetzt geblieben war. Er hatte der Besatzung des Truppentransporters mit vorgehaltener Laserpistole gedroht die verordnete funkstille nicht zu brechen, als das um Wucherers Männer die Hölle losgebrochen sein musste. Es war hart gewesen, auch für ihn, die verzweifelte stimme des Leutnants über den Funk schreien zu hören, wo sie denn blieben. Aber Regenberg wusste aus seiner langjährigen Erfahrung beim Militär der Imperialen Armee und später bei den PVS-Kräften, dass es reiner Selbstmord gewesen wäre, blind drauflos zu stürmen. Sicher wenn er ein paar Trupps mehr und einige Kampfpanzer zur Unterstützung gehabt hätte, dann… Aber er hatte nur seine zehn Mann plus die drei Mann Panzerbesatzung, die aber lieber von ihm erschossen werden wollten als auch den zweiten Panzer den Laserkanonen der Piraten zu opfern. Abergläubisches Pack! Saßen meist nur in ihrer Blechbüchse, während die wahren Soldaten draußen ihr Leben riskierten. Aber irgendwo hatten sie auch Recht. Warum sollten sie ihren Panzer näher als nötig an den Feind bringen, wenn die einzige Waffen die ihm wirklich gefährlich werden konnte die radargesteuerte Langstreckenrakete war, deren Reichweite völlig ausreichend war, um aus einer sicheren Entfernung zu feuern. Also waren Regenberg und seine neun Mann ausgestiegen und hatten sich zu Fuß aufgemacht, um den Frachter zu entern. Zum Glück hatten sie die zwei Raketenwerfer und ausreichend Munition dabei, die schon dabei gewesen waren Staub anzusetzen, in der Zeit des langweiligen Flakdienstes…Ok! Jetzt waren sie in der idealen Position. Mit hell erleuchteter Taschenlampe blinkerte er kurz in Richtung der wartenden Chimäre. Er wusste Panzerfahrer Meris hatte die ganze Zeit angestrengt danach Ausschau gehalten. „Runter!“ rief er kurz und warf sich zu Boden. Da fauchte auch schon der Raketenwerfer der Chimäre und feuerte die Langstreckenrakete ab. Mit einem ziemlich lauten Krachen schlug sie dort ein, wo Meris eine der Sensorenantennen vermutete. „Rauf und los!“ Regnberg erhob sich so schnell er konnte und rannte auf den Frachter zu. Sie mussten es bis an den Rumpf schaffen! Da waren dann im toten Winkel der meisten Bordwaffen. Hinter sich schaltet die Chimäre alle mögliche Lichter und Suchscheinwerfer an, um von den rennenden Männern abzulenken. Ja Meris benutzte sogar die eigentlich völlig unnütze Hupe des Panzers, um auf sich aufmerksam zu machen. Nun wahrscheinlich war sie doch nicht so unnütz, wie Regenberg immer gedacht hatte. Jedenfalls schien es zu klappen. Einige der Waffentürme drehten sich in Richtung der Chimäre. In Rekordzeiten, um die sie jeder Sprinter bei den Dahlem-Weltmeisterschaften beneidet bestimmt hätte, kamen die Männer am Rumpf des Frachters an. Dort fielen sie der Ohnmacht nah zu Boden und atmeten erst einmal um die Wette. Als Regnberg wieder genug Luft bekam um Befehle zu keuchen, scheuchte er seine Männer um den Frachter herum. Sie mussten so schnell es ging auf die andere Seite kommen. Dort, soviel hatte Regenberg schon in der kurzen Zeit festgestellt, befand sich die Hauptladerampe des Frachters, durch die sie ins Innere gelangen konnten. Dann blieb ihm fast das Herz stehen als nur zwei Meter über ihm eine der Maschinenkanonen zum Leben erwachte und eine Salve in Richtung der Chimäre abfeuerte. Was der aus der ferne noch wie ein lautes Wummern geklungen hatte, war aus der nähe ein Trommelfell zerreißender Lärm, wie ihn Regenberg vorher noch nie erlebt hatte. Als der Lauf der Waffe so heiß wurde, dass sogar Regnberg der sich krampfhaft die Ohren zuhielt, sie spüren konnte, stellte sie das Feuer ein um wieder abzukühlen. Der Sergeant, der befürchten musste vollkommen taub geworden zu sein, griff sich eine der mitgebrachten Tellerminen, die eigentlich zur Panzerabwehr gedacht waren und klebte sie mit Panzertape so dicht es ging in die Nähe der Maschinenkanone. Wenn sie das nächste mal wieder zu feuern begann würden die von ihr verursachten Vibrationen ausreichen um die Mine zu zünden. Zufrieden lächelnd, sich wenigstens auf diese Weise bei dem Kanonier für seine hoffentlich nur zeitweise auftretende Taubheit zu rächen, robbte Regenberg weiter.

Auf der anderen Seite des Frachters zogen langsam dünner werdende Tarnwolken über das Gelände. An einigen stellen konnten Regenbergs Männer die toten Körper ihrer Kameraden sehen, oder das was noch davon übrig war. Irgendwo aus den Wolken wurde noch geschossen und eine Sprengrakete zischte auf den Rumpf des Frachters zu. Die Antwort in Form einer Laserkanonensalve lies nicht lange auf sich warten. Nun kamen von der anderen der Tarnwolken einige Lasergewehrschüsse und lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Regenberg erkannte die Taktik sofort wieder. Er selbst hatte sie in den letzten Jahren immer wieder mit seinen Leuten trainieren müssen. Eine Gruppe Soldaten spaltete sich dabei in mehrer Teile auf und gab so jeweils Ablenkungsfeuer damit die Gruppe, die vorher geschossen hatte, in neue Stellungen wechseln konnte. Normalerweise sollte das Ablenkungsmanöver aber dabei etwas spektakulärer als eine Salve Schüsse aus einem Lasergewehr ausfallen. Regenberg vermutete das entweder einige Soldaten zu schwer verletzt waren oder, und dabei fuhr es ihm kalt den Rücken runter, es waren nur noch zwei Mann da draußen im Nebel, die tapfer die Stellung hielten.
„sergeant…sergeant!“ rief einer seiner Männer vor ihm so leise, dass er es kaum verstanden hätte. Allerdings könnte der Mann es auch laut gerufen haben und Regenberg kam es nur so leise vor. In seinen Ohren hatte er immer noch diesen nervtötenden Tinitus-Ton, der fast alles andere überlagerte. Schnell robbte er zu dem Mann der nach oben deutete. Als Regenberg in die gleiche Richtung sah bemerkte nun auch er das sauber in den Rumpf geschnittene Einstiegsloch. Also musste es ein paar von Wucherers Männern gelungen sein in den Frachter einzudringen. Aber im Innern fand wohl noch immer ein Kampf statt, denn sonst würden die Bordkanonen nicht immer noch feuern. Schnell tippte er der reihe nach fünf seiner Begleiter an und gab ihnen durch Handzeichen zu verstehen das sie durch das Loch in den Frachter einsteigen sollten. Korporal Seen der die vier Mann anführen sollte nickte grimmig und steckte sein geschwärztes Bajonett auf den lauf seines Lasergewehres. Regenberg wusste das Seen ein harter rachsüchtiger Brocken sein konnte. Er würde den Piraten sicher genau die Behandlung zukommen lassen, die ihnen gebührte. Als das kleine Enterkommando im Frachter verschwunden war arbeitete sich auch Regenberg mit den restlichen vier Soldaten seines Trupps weiter am Rumpf entlang. Er überlegte dabei schon die ganze Zeit, wie sie die Laderampe am besten aufsprengten, ohne sie dabei zu stark zu beschädigen oder gar zu zerstören. Es wäre schon extrem hinderlich, sich erst noch an Seilen in die hoch gelegene Öffnung zu hangeln und dann den Piraten vielleicht direkt in die Arme zu laufen. Aber als er in etwa die Stelle erreicht hatte, wo die Rampe sich befand stand sie sperrangelweit offen. Und aus der Öffnung schnitten Laserstrahlen und Geschosse. Also war es dem Leutnant mit seinen Männern gelungen, einige Piraten in einen Schusswechsel zu verwickeln. Regenberg sprang auf und rannte los. Im laufen stellte er den Feuermodus seines Lasergewehrs auf Vollautomatik um. Die Piraten sollten nicht das Glück haben, mit einen einzelnen Streifschuss vielleicht doch noch davon zu kommen. Nein wenn Regenberg dieser Abschaum vor die Kimme kam, wollte er sie auch voll erwischen. Neben und hinter ihm folgten seine Kameraden wild entschlossen und mit dem Gewehr im Anschlag. Soldat Bryan, der Kampfsportexperte der Truppe, hatte sogar nur seine zwei Kampfmesser in den Händen, um sich in den Nahkampf zu stürzen. Die Piraten würden es noch bereuen, sich grade Dahlem für ihre Notlandung ausgesucht zu haben.

***
Wucherer hatte es tatsächlich in eine relativ sichere Feuerposition zu hechten, nachdem der große Kerl Maxwell und Wegener fertig gemachte hatte. Hinter einem Stapel aus stoßfesten Containern mit vermutlich sehr zerbrechlichem Inhalt, saß er nun und verschoss ein Magazin nach dem anderen. Zum Glück war die Munition auf Dahlem nie knapp geworden und so hatte er glücklicherweise immer genug Ersatzmagazine für seine Boltpistole dabei. Allerdings hatte sich der kleine Vorrat aus seinen vielen Magazintaschen schon beträchtlich verringert. Nur ein einziges Magazin hatte er noch in Reserve. Danach war Schluss und er musste mit der Teufelsklaue weiterkämpfen. Das lange Kampfmesser catachanischer Herkunft lag neben ihm auf dem Boden, umgeben von messingfarbenen Patronenhülsen.
Er hatte es mit drei Gegnern zu tun, soviel hatte er schon herausgefunden. Der Hüne musste der Anführer sein, denn er hatte als Einziger einen Bolter und er schoss damit auch ziemlich oft, nur ganz knapp an Wucherer vorbei. Mittlerweile sahen die Container, hinter denen sich der Leutnant versteckte, schon aus wie ein Sieb. Lange konnte das nicht mehr gut gehen. Dafür schossen die beiden anderen Typen umso schlechter. Trotzdem hatte Wucherer Glück. Eigentlich hätte es hier schon von Besatzungsmitgliedern wimmeln müssen. Sie hatten genug zeit gehabt um ihre drei Mann im Laderaum zu verstärken. Aber es waren bisher noch keine weiteren Gegner aufgetaucht, um die sich Wucherer zusätzliche Gedanken machen musste. Auch auf dem Weg durch den hinteren teil des Frachters waren ihm und seinen nun toten Leuten keine echten Menschen begegnet, bis auf den Servitor der nun einen Kopf kürzer war. Hmm…vielleicht waren ja gar nicht so viele Leute an Bord des Schiffes gewesen, als es abgeschossen wurde. Oder es waren viele so schwer verletzt das sie nicht am Kampf teilnehmen konnten. Egal, wie es nun wirklich war, es war ein Vorteil den Wucherer, so bald es ging, ausnutzen wollte.

Dann wurde der Frachter von einem wirklich harten Schlag durchgerüttelt. Das war keine kleine Sprengrakete gewesen. Eine radargesteuerte Langstreckenrakete aus dem Werfer einer der Chimären hatte den Frachter getroffen, und ihn hoffentlich ordentlich eingebeult. Also war Regenberg nun endlich mir seinem Trupp eingetroffen. Durch den neuen Gegner, um den sich der Bordschütze nun kümmern musste, hatten Harper und Dreugen draußen erst einmal etwas Ruhe. Auch die drei Besatzungsmitglieder hatten sich von ihrer Überraschung erholt und feuerten wieder auf ihn. Moment…Wo war der Hüne? Verdammt er hatte ihn aus den Augen verloren. Hektisch suchte Wucherer, den von Mündungsfeuer erhellten, Laderaum ab. Da! Beim Imperator! Der Typ musste geflogen sein, um sich so schnell und unbemerkt durch das Schussfeld von Wucherer zu bewegen. Er war jetzt auf der anderen Seite des Laderaums und nahm den Leutnant nun unter Kreuzfeuer. Nun musste sich Wucherer noch tiefer in die zweifelhafte Deckung, der schon arg zerschlissenen Container, ducken und konnte das Feuer nicht mehr erwidern. Gleich war es aus. Gleich würden sie ihn abknallen.
Damals als er in einem kleinen Dorf in den Garens-Ebenen aufgewachsen war. Da war die Welt noch in Ordnung gewesen. Er konnte auf seinem Lieblingspferd die Dahlemgnus auf die Koppeln treiben. Danach würde seine Mutter ihn über Funk davon unterrichten, dass es Essen gäbe. Jahre später hatte er einen Abschluss von der Schule und einen kleinen Teil seines zukünftigen Vermögens, das er bald mal erben sollte, wenn er den Familienbetrieb der Gnuschlachterei übernehmen sollte, in der Tasche und wollte hinaus in die weite Welt von Dahlem. Abenteuer erleben. Ruhm und Erfahrungen sammeln. Ja, er war ordentlich herum gekommen. Sogar in einige der benachbarten Sternensysteme war er gereist. Dann schließlich war er von der Imperialen Armee rekrutiert worden und hatte seine militärische Laufbahn begonnen. Schnell hatte er sich hoch ge… Verdammt, was machte er denn hier? Dachte an früher, mitten im Feuergefecht. Lief etwa schon sein ganzes Leben vor ihm ab? So, wie es viele schilderten, die dem Tod dann doch noch mal von der Schippe gesprungen waren? Aber er war doch gar nicht verletzt oder unter Tonnen von Geröll und Schutt begraben oder in einer ähnlich ausweglosen Situation. Hatte er etwa Angst? Diese Empfindung war ihm mit der Zeit allmählich immer fremder geworden. Ja er hatte schon lange keine Angst mehr empfunden. Aber jetzt war doch wirklich ein ganz und gar unpassender Augenblick für ein solch sinnloses Gefühl. Sich vor dem sterben zu fürchten war albern. Der Tod ereichte irgendwann jeden, außer dem unsterblichen Imperator natürlich. Es kam nur darauf an, wie man starb. Wucherer hatte sich immer in einer Schlacht von gigantischen Ausmaßen fallen gesehen. Im Gefecht gegen die Feinde des Imperiums. Gegen Massen von Orks, wie auf Armageddon. Oder beim glorreichen Sieg über diese insektoiden Tyraniden. Jedenfalls bei einem bedeutenden Kampf. Und nun sollte er auf seinem Heimatplaneten in einem schäbigen kleinen Frachter sterben? Von der hand dreckiger Piraten? Dann doch lieber im Kampf gegen die Dunkle Bruderschaft!
Und jetzt wusste er auch wovor sich fürchtete. Er wollte nicht allein sterben. Allein und vergessen.
In diesem Moment hörte er mehrere Schritte auf der Laderampe. Laserschüsse erfüllten die Luft, Aber diesmal von seiner Seite des Laderaums in Richtung der Besatzung. Als er sich umdrehte, sah er Sergeant Regenberg mit vier seiner Männer in das Feuergefecht einstimmen. Puh…Schwein gehabt! Wucherer würde doch nicht so allein sterben, wie er es grade noch befürchtet hatte.

wird es wucherer und seinen Männern gelingen den frachter zu entern?
können Lars und sam die crew nochmal retten?
wird der kampf in die analen dahlems eingehen oder nur ein unbedeutendes scharmüzelchen bleiben?
fragen über fragen
die antworten findet ihr vielleicht das nächste mal

Sam fluchte innerlich. Viele der Bordwaffen waren mittlerweile von den lächerlich schwachen Raketen der Infanteristen beschädigt worden. Der gezielte Dauerbeschuss auf die Waffentürme zeigte nun endlich Wirkung. Wenn er die Waffen nicht verlieren wollte, musste er sie abschalten um sie nicht noch mehr zu beschädigen. Verdammt! Schnell sprang er auf und griff sich seinen Bolter und den Gürtel mit seiner restlichen Kampfausrüstung. Aber er hätte es genauso getan. Damals hatte diese Taktik auch zu seinen Kampfdoktrinen gehört. Bei der Erstürmung einer befestigten Anlage griff man immer zuerst die schweren Abwehrstellungen an. Dann konnte man sich der Anlage gefahrlos nähern und sich als nächstes die Mauern und Tore vornehmen. Dann, wenn man einen Zugang geschaffen hatte, schickte man Sturmtruppen rein und machte den Gegner unschädlich. Nachfolgende Truppen verhinderten etwaige Ausbruchsversuche, der, nun in ihrer eigenen Anlage gefangenen, Gegner. So gingen im Grunde alle erfahrenen Kommandanten vor. Aber der Anführer der Truppen die den Frachter angriffen, war gewitzter gewesen. Er hatte mit seinen wenigen Männern eine abgewandelte Form der imperialen Taktiken improvisiert. Mit der einen Hälfte seiner Truppe hatte er Sam an den Waffen abgelenkt und mit ihnen den Weg für die zweite Truppe Angreifer geebnet. Angesichts der Anzahl der Angreifer war Sam über die Kaltblütigkeit der Männer der ersten Truppe erstaunt gewesen, die doch geahnt haben mussten, dass sie bei ihren Angriff sterben würden. Aber sie hatten sich offensichtlich nicht umsonst geopfert, denn nun tobte der Kampf im Laderaum und Lars war dort ganz alleine. Na gut Johann le Counte und Hermiles waren noch bei ihm. Aber das waren doch nur zwei Raumfahrer die sonst jeder ernsten Kampfhandlung aus dem Weg gingen. Mit ihnen an seiner Seite konnte sich Lars bestimmt nicht sehr lange gegen die Übermacht der imperialen kampferfahrenen Soldaten halten. Schnell hastete er durch die Korridore des Frachters und hörte nun schon das rattern von Automatikwaffen, das donnern eines vereinzelten Bolters und das charakteristische knallen das entstand wenn Laserenergie die Luft vor der Mündung erhitzte. Dazu kamen natürlich noch die gerufenen Verwünschungen le Countes und die aggressiven Kommandos der Soldaten.

Doch bevor er den Laderaum erreichen konnte spürte er eine Gefahr aus einem der seitlich abgehenden Gänge zu den unteren Sektionen des Frachters. Im letzten Moment zuckte er mit dem kopf zurück und wich so einem Bajonett aus, das auf seinen Kopf gezielt gewesen war. Mit der ihm angezüchteten Schnelligkeit griff er nach dem Lauf des Lasergewehrs auf dem das Bajonett steckte und riss es an sich. Dem Gewehr folgte ein ziemlich überraschter Soldat, der sich jedoch schnell wieder fing und den Schwung ausnutzen wollte, um an Sam vorbei zu kommen. Beinahe wäre es ihm auch geglückt, aber Sam reagierte mit übermenschlichen Reflexen und schleuderte den Soldat mit solcher Wucht gegen eine der Seitenwände, dass man die Knochen knacken hören konnte. Doch Sam konnte sich nicht weiter auf den sich vor Schmerzen windenden Mann konzentrieren, denn ein weiterer mit einem Lasergewehr bewaffneter Soldat griff ihn an. Auch er hatte ein Bajonett aufgepflanzt und stach damit in Sams Richtung. Die Klinge schnitt in Sams Kleidung aus ballistischem Tuch. Das war knapp gewesen! Der Mann war vorsichtiger als sein Vorgänger und griff bedachter an. Auch wurde er nun von zwei weiteren Männern unterstützt, die aus der Dunkelheit im Gang hinter ihm auftauchten. Ein vierter Mann stand dort noch, mit dem Lasergewehr im Anschlag. Er zielte auf Sam und wartete wahrscheinlich auf eine günstige Gelegenheit, um ihn nieder zu schießen. Raffiniert! Diese fünf Männer schienen ein eingespieltes Team zu sein. Sicherlich würden sie versuchen, ihn in einer Ecke in die Enge zu treiben und sich dann, auf ein vorher abgemachtes Zeichen hin, von ihm trennen ,damit der vierte Mann ihn erschießen konnte. Gar nicht mal so schlecht für imperiale Soldaten, die sich sonst eigentlich nur durch ihre befehlsbefolgende Einfallslosigkeit auszeichneten. Wahrscheinlich würden sie einen normalen Gegner mit dieser Methode relativ schnell unschädlich machen, aber Sam war kein normaler Gegner und er hatte auch nicht Zeit, sich ewig mit diesen fünf Angreifern hier im Nahkampf abzugeben. Er musste es schnell beenden. Als seine Kontrahenten sich einmal kurz zurückzogen um ihrem Schützen Gelegenheit zu geben auf Sam zu schießen, zog dieser sein Kampmesser. Die Messer hatte er vor langer Zeit erhalten. Es war eines der wenigen Erinnerungstücke aus seiner Zeit bei den Scouttrupps seines ehemaligen Ordens. Die Waffe bestand aus einem Verbundstoff, der sich durch besondere Härte und Widerstandfähigkeit auszeichnete. Trotzdem war die Klinge biegsam und an ihrer Schneide nur wenige Moleküle dick. Sie schnitt durch fast jedes Material und musste nach all der zeit, seit Sam das Messer erhalten hatte, nicht einmal geschärft werden. Nun blitzte es böse in Sams rechter Hand und trennte bei seinem nächsten Hieb einem der Männer einen Arm ab. Dem nächsten Soldaten spaltete es den Schädel und dem dritten fuhr es von hinten ins Herz, als Sam es dem fliehenden man hinterher warf. Nun blieben nur der Mann mit dem gebrochenen Knochen und der Schütze, der das Gewehr nun panisch in Sams Richtung hielt und ungezielt Feuerstösse abgab. Es war eine Kleinigkeit ihnen auszuweichen. Mit beiden Händen ergriff Sam den Kopf des Soldaten und brach ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick. Mit seinem Messer das er aus dem Körper des Toten zog, bereitete er dem Mann mit den wahrscheinlich lebensgefährlichen Brüchen ein ende der Schmerzen. Mit einer schnellen Bewegung, die er sich schon damals angeeignet hatte, als das wertvolle Kampfmesser erhalten, befreite er die Klinge von den letzten, nicht ganz abgeperlten, Blutresten. So hatte Sam Korporal Seens kleinen Trupp in kürzester Zeit vernichtet und war dabei nicht mal richtig aus der Puste gekommen. Sergeant Regenberg würden nun vergeblich auf dessen Verstärkung hoffen.

Auf der Brücke des Schlachtkreuzers Lichtbringer stand Oberkommandierender Seraph vor einer Wand aus verschiedenen Monitoren und Sichtschirmen und betrachtete die, nun schon seit zwei Tagen tobende, Raumschlacht aus verschiedenen Blickwinkeln. Seine Achtung vor den Rebellen, die die erbeuteten Wächterschiffe gekapert hatten, war etwas gestiegen. Trotz der relativ leichten Bewaffnung und der offensichtlich fehlenden Raumkampferfahrung, gelang es diesen Leuten doch immer wieder, den Lichtbringer im entschiedenen Moment auszumanövrieren. Aber sollten sie ihre sinnlosen Spiele mit ihm spielen. Am Ende saß Seraph am längeren Hebel und würde sie alle nacheinander vernichten. Im Moment war es wichtiger seine Ordensbrüder auf die Planetenoberfläche zu bringen. Das erwies sich jedoch schwieriger, als zuerst gedacht. Die imperialen Truppen, welche schon zwei Wochen vorher auf Dahlem gelandet waren und einen vorläufigen Brückenkopf errichten sollten, hatten kaum mehr erreicht, als einige der menschenleeren Städte zu besetzen, die in der Nähe des Raumhafens lagen. Aber dann hatten sie entdecken müssen, dass sie von den PVS-Truppen eingekesselt worden waren. Ja, sie waren dem Dahlem-Militär regelrecht in die Falle gegangen. Zwei Wochen hatten diese dann nichts anderes getan, als die von den Invasoren besetzten Städte zu bombardieren und die in ihnen gefangenen Truppen so langsam zu zermürben. Und zwei lange Wochen hatte die Imperiale Armee nach einem Ausweg aus der Schlinge gesucht, die sich immer enger um den Raumhafen zog, aber vergebens. Auch die Transportschiffe, mit denen die imperialen Truppen auf Dahlem angekommen waren, trieben nun als Weltraummüll in einer Umlaufbahn um den Planeten. Sie waren von imperialen Wächterschiffen zerstört worden, die hinter einem der Monde gelauert hatten. Trotzdem war es jemandem gelungen eine Nachricht abzusenden, die das Dahlem-System verlassen hatte. Als die Black Angels den Auftrag erhielten, die aufständischen Rebellen auf Dahlem wieder in den Schoss des Imperiums zurück zu bringen, hatte sich Seraph insgeheim noch über die offensichtlich unfähigen imperialen Offizier lustig gemacht. Mittlerweile wusste er es besser. Die Dahlem PVS-Truppen waren bestens vorbereitet gewesen und schienen sechs Jahre nichts anderes gemacht zu haben, als sich auf die nun stattfindenden Schlachten vorzubereiten. Die Kämpfe gegen die Imperiale Armee hatten in keinster Weise nachgelassen und Seraph hatte gehofft, die Dahlem-Truppen mit einer überraschenden Sturmlandung, seiner ihm unterstellten Ordensbrüder, zu überrumpeln. Doch fast die Hälfte der Sprungkapseln, mit denen die Black Angels auf dem Planeten landeten, wurde von Luftabwehrfeuer abgeschossen, das vorher noch nicht in Aktion getreten war. Es kam Seraph ganz so vor, als hätten die PVS-Truppen, diese Luftabwehrgeschütze extra für einen solchen Sturmangriff zurückgehalten. Das lies sich mit keiner ihm bekannten imperialen Taktik vereinbaren. Aber auf der anderen Seite waren die Verluste der Verteidiger nicht so hoch, dass sie sich solche listigen Taktiken nicht erlauben konnten. Im Gegenteil. Sie hatten bisher äußerst ressourcenfreundlich gekämpft und keine unnötigen Opfer in Bezug aus Mensch und Material riskiert. An sich bewundernswert. Doch waren das auch die Taktiken eines feigen Gegners, der sich seit sechs Jahren gegen das Imperium stellte und auch keine Skrupel hatte seinesgleichen zu bekämpfen. Damit hatten sie sich in Seraphs Augen selbst von der Gnade des Imperiums ausgeschlossen. Als die Imperiale Armee vor zwei Wochen eintraf hätte sich Dahlem ergeben können und alles wäre dann mit der Zeit wieder in geordneten imperialen bahnen verlaufen. Aber diese Rebellen hatten stattdessen den Kampf gewählt. Nun würde Seraph sie mit der ganzen ihm zur Verfügung stehenden Härte strafen. Er hatte schon ganz andere Planeten fallen sehen und etliche Gegner waren den Black Angels nicht gewachsen gewesen. So würde es auch hier ablaufen. Es gab nichts was sich ihm und seinen Brüdern noch in den Weg stellen konnte um ihn an dieser Mission zu hindern. Auch nicht die störrischen Generäle der Dahlem PVS-Truppen. Im Gegenteil sie waren die Würze, die diesem Feldzug seine Spannung gab. Auf einem der schirme sah er ein weiteres der erbeuteten Wächterschiffe in Flammen aufgehen. Lautlose Explosionen zerrissen den Rumpf und schleuderten die Innereien des Schiffes in den kalten Weltraum. Maschinenteile, Panzerungsfetzen, Menschenkörper und chemische sich entzündende Treibstoffe. Grimmig lächelte Seraph. Nein, nichts würde ihn an seiner Mission hindern. Ein energisches Piepsen das aus der Geräuschkulisse der Brücke hervorstach weckte seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich um und sah einige Crewmitglieder sich hektisch um eine Station sammeln. Dort schauten sie ungläubig auf einen Radarschirm und dann in Seraphs Richtung. Nach einigem Zögern löste sich einer der Männer aus der Traube und kam mit schnellen Schritten auf Seraph zu.
„Was hat das zu bedeuten?“ donnerte dessen stimme durch die Brücke. „Herr, es scheint, eine fremde flotte schiffe hat soeben das Dahlem-System erreicht. Alle Schiffe scheine Kurs auf Dahlem genommen zu haben. Ich schlage vor roten Alarm zu geben.“

Seraphs Gesicht drückte Erstaunen aus. Eine fremde Flotte? Wo sollte die denn so schnell hergekommen sein? In Gedanken ging er alle Flottenbewegungen des Sektors durch in dem er und seine Streitmacht Black Angels operierte. Er war über jedes imperiale Schiff unterrichtet gewesen, das eine Gefahr für ihn und seine Brüder darstellen konnte. Eine solche Flotte, die jetzt ins Dahlem-System vordrang dürfte es im Umkreis von mehreren Lichtjahren nicht geben. „Macht die Entertorpedos bereit! Steuermann, Kurs auf die Flotte nehmen! Alle Waffensysteme auf die Flotte ausrichten!“ Er ging in Richtung des Ausgangs, als ihn einer der Brückenoffiziere aufhielt. Was ist mit den Rebellenschiffen, Herr? Wir haben sie in wenigen Momenten in Feuereichweite für eine nächste Breitseite.“ Seraph schritt durch das Schott und antwortete nur. „Die können warten!“
Nur Momente später saß er in einem Schwebetransporter, der ihn durch de kilometerlangen leib des Lichtbringer zu den Sektionen im Mittleren Teil des Schlachtkreuzers brachte, wo die Black Angels ihre Unterkünfte hatten. Dort waren bereits Brüder damit beschäftigt sich in Entertorpedos zu zwängen oder Ausrüstung in Thunderhawks zu tragen. Als sie ihren Oberkommandierenden sahen nahmen sie Haltung an. „Weitermachen!“, sagte Seraph und winkte sich einige Sergeants heran. „Brüder, eine neue Gefahr ist eingetreten, der wir uns stellen müssen. Eine Flotte nicht imperialer Schiffe ist vor einigen Minuten ins System gesprungen. Der Dahlem-Auftrag wird solange außer Kraft gesetzt, bis wir mit dieser neuen Bedrohung fertig geworden sind. Bereitet unsere Brüder auf Kämpfe im Raumschiffen und Enteraktionen vor.“ Seraph endete und wartete auf die Kommentare seiner Sergeants. „Was wird aus unseren Brüdern, die schon auf der Planetenoberfläche sind?“ „Sie sind Space Marines und Mitglieder der Bruderschaft. Sie kämpfen für den Imperator. Sie werden auch ein paar Tage ohne unsere schützende Präsens aushalten können. Schließlich sind ihre Gegner nur menschliche Rebellen!“ Von der Überzeugungskraft, die Sergeant Rone in seine Stimme legte, als er auf die Frage von Sergeant Newstone antwortete, war Seraph wieder einmal beeindruckt. An ihm war ein Ordenspriester verloren gegangen. „Recht gesprochen, Bruder Rone. Doch halten uns diese –nur menschlichen Rebellen- schon seit zwei Tagen in Schach! Sie sind nicht die Lämmer, die wir erwatet haben, sondern gefährlich gut vorbereitete Kämpfer, die ihre Heimat verteidigen. Es ist ein Fehler sie zu unterschätzen.“ Sergeant Forius von den Dark Angels war ein kühler Taktiker, der seine Missionen immer mit viel Raffinesse auszuüben pflegte. Er erkannte eine gute Taktik, wenn er eine sah. Und in den letzten zwei Tagen war er über die Berichte, die ihn von der Planetenoberfläche erreicht hatten, etwas beunruhigt. Forius war einer der Sergeants die ein kleines Kontingent der Dark Angels anführte, die die Black Angels begleiteten. So drückten die beiden Orden ihre gegenseitige Verbundenheit zueinander aus.
wenn es wieder heißt: zwischen den sternen
 
„Die Bodentruppen werden informiert werden. Ich bin sicher sie werden ihr bestes geben, bis wir wieder zurückkehren. Bereitet nun eure Trupps vor, die Schlacht wird in wenigen Stunden beginnen.“ Seraph drehte sich um und lies seine Sergeants stehen. Sie waren erfahrene Kämpfer und schon seit Tagen tatenlos auf dem Schlachtkreuzer eingesperrt gewesen. Nun wurde es Zeit, die Glieder zu lockern und wieder in den Kampf zu ziehen.

***
Der Kampf zwischen Le Counte, Hermiles und Lars auf der Einer und Wucherer und seinen fünf neu hinzugekommenen Soldaten hatte sich inzwischen zu einem Nahkampf gewandelt. Lars kämpfte gegen drei der Soldaten gleichzeitig. Zwei schlugen mit ihren Gewehrkolben auf ihn ein und ein dritter hatte seine zwei Messer in seinen Rücken gebohrt und versuchte nun diesen aufzuschlitzen. Hermiles war es gelungen eine lose im Laderaum rum liegende Eisenverstrebung aufzuheben und sich damit gegen einen der Angreifer zu verteidigen. Normalerweise hätte er längst sein drittes Auge benutzt um sich von dem lästigen Gegner zu befreien aber die Schwellung auf seiner Stirn hatte noch nicht nachgelassen und machte ein Nutzung dieser ihm angeborenen Waffe unmöglich. Mehr schlecht als recht wehrte er die Angriffe mit dem Bajonett ab und lies sich dabei von dem Soldaten durch den Laderaum treiben. Le Counte dagegen kämpfte wie ein Besessener. In der einen Hand seine schwere Pistole und in der anderen ein Rapier, das er noch kurz zuvor dem Angriff aus seiner Kajüte geholt haben musste, war er die Verkörperung eines Raumpiraten bei einer Enterung. Hermiles hatte bisher immer angenommen, das Rapier diene der spärlichen Dekoration der Kapitänskajüte. Nun sah er aber, wie sein Kapitän damit meisterhaft umzugehen verstand. Geschickt konterte er jede Attacke des PVS-Sergeants, der ihn angegriffen hatte. Der Alte war doch immer noch für eine Überraschung gut.
Wucherer war es inzwischen gelungen sich unauffällig an dem großen Brocken vorbei zu schleichen, der es gleich mit Dreien aus Regenbergs Truppe aufnahm. Es war Wahnsinn, was dieser riesige Mann einzustecken vermochte. Soldat Bryan hing an seinem rücken und hakte mit seinen schon blutigen Messern auf ihn ein und trotzdem wehrte dieser noch die Angriffe von den beiden andren Angreifern ab. Ja, er drängte sie sogar zur Laderampe. Normalerweise hätte der Leutnant sofort eingegriffen und dem Hünen seine catachanische Teufelsklaue zwischen die rippen gestoßen, aber diese schmerzvolle Prozedur wollte er sich für den feigen Bordkanonieraufheben aufheben, der noch irgendwo in dieser verdammten Nussschale von einem Frachter stecken musste. Wucherer hatte sich geschworen nicht eher zu ruhen bis er den Mann zur Strecke gebracht hatte, der seine Männer ohne Vorwarnung und vor allem ohne ersichtlichen Grund einfach so abgeknallt hatte. Er trat in den Korridor hinaus, den er vor einigen Minuten…oder waren es vielleicht schon Stunden...betreten hatte, um den Laderaum mit Wegener und Maxwell zu stürmen. Er wandte sich dieses Mal in die Richtung in der er die Brücke des Frachters vermutete und stolperte fast über den Leichnam von Korporal Seen. Nicht weit entfernt lagen vierweitere leblose Körper. Einige waren auf beunruhigende Art und Weise verstümmelt und zerlegt.
Wachsam schaute er sich um, als er spürte, dass er beobachtet wurde. Mit einer schnellen Bewegung rannte er in die Richtung, in der er den unsichtbaren Beobachter vermutete und prallte dabei gegen den harten, muskulösen Leib eines weiteren Riesen. Verdammt hier musste irgendwo ein Nest sein, dachte Wucherer und zuckte reflexartig vor einem blitzenden Kampfmesser zurück, das die Länge einer Machete besaß aber in der Pranke seines Gegners eher wie ein Skalpell wirkte. Der Typ führte seinen Hieb mit solcher Kraft und Schnelligkeit, dass Wucherer schwören könnte, er hörte, wie sich die Luftmolekühle an der Schneide der Waffe zu einzelnen Sauerstoffatomen zerteilten. In der nächsten Sekunde zischte das Messer schon wieder auf ihn zu. Nur knapp entkam er der superscharfen Klinge und musste entsetzt feststellen das seine Kugelsichere Uniform aus reißfestem und feuerresistentem Material von der Waffe seines Gegners ohne den geringsten Widerstand in streifen geschnitten werden konnte. Augenblicklich wich alles Blut aus seinem Gesicht und Wucherer wurde es schwindlig vor Augen. Nein er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Sein Leben hing jetzt von seiner Konzentration und seiner Geistesgegenwart ab. Das nächste Zischen. Die nächste reflexartige Schutzbewegung mehr instinktiv als durchdacht. Ein Scheppern als etwas Metallisches zu Boden fiel. Mit weit aufgerissenen Augen blickte der Leutnant auf den Rest seiner schwertähnlichen Kampfmessers. Es war fast in der Mitte in zwei Hälften gespalten worden, von denen die obere auf dem Boden lag. Die Flüssigkeit im Innern der Hohlklinge, die der Waffe eigentlich mehr Aufschlagswucht verleihen sollte, floss in einer trüben lache über die zerkratzten Bodenfliesen, mit denen der Korridor ausgelegt worden war, und sickerte träge in die Fugen. Vollkommen entgeistert schaute Wucherer seinem Kontrahenten in die kalten Augen.
„Du hast gut gekämpft, für einen imperialen Offizier. Ich bewundere deine Entschlossenheit und deinen improvisierten Angriff. Aber nun ist dein Weg zu ende. Stirb!“, sagte Sam und stieß zu. Augenblicklich sackte der Körper des Offiziers zusammen, und Blut spritzte aus seiner Bauchwunde. Mit dem linken Arm griff er sich den schlaffen Körper und trug ihn zurück in die Richtung, aus der die Kampfgeräusche kamen. Als er den Laderaum erreichte warf er den toten Leutnant in die Mitte des Raumes wo er wie ein nasser Sack aufkam und liegen blieb. Fast augenblicklich hielten die Soldaten inne und hörten geschockt auf zu kämpfen. Nun trat Sam neben den leblosen Körper und befreite seine Klinge ein weiters Mal von Blut. Dann sprach er zu dem anwesenden Sergeant. „Nehmen sie ihre Männer und hauen sie ab! Sie haben gut gekämpft aber sie können diesen Kampf nicht gewinnen. Sammeln sie die Reste ihrer Einheit und kehren sie nicht wieder hierher zurück, klar?!“

Geschockt sahen le Counte und Hermiles, wie Sam die Angreifer laufen lies. Der Sergeant hatte seinen leblosen Vorgesetzten über die Schulter genommen und rannte mit ihm davon. Begleitet von den letzten Soldaten des Trupps. Doch weit kamen sie nicht. Mehrere Boltersalven fegten sie von den Füßen. Keiner kam davon. Sam drehte sich mit wutverzerrtem Gesicht um und seine Augen blickten so kalt, dass Hermiles vor Schreck seine Automatikpistole fallen lies. Nicht einmal sein drittes Auge hätte sich in diesem Moment mit dem Hass und der Wut des Bordkanoniers messen können.

Doch Sam blickte nicht den Navigator an. Auch nicht den bleichen Kapitän des Boten, der im Moment versuchte zu verstehen, was er grade gesehen hatte. Nein, er blickte in die ebenfalls kalten Augen von Lars, welcher noch immer den rauchenden Bolter in der Linken hielt. „Warum?“, fragte er Lars. „Du weißt warum!“ ,kam die Antwort. „Wir brauchen den Panzer! ...Ja genau. Der Panzer wird unser zerstörtes Bodenfahrzeug ersetzen. Mit ihm können wir Hargul entgegen fahren. Hermiles du kannst das Teil doch bestimmt fahren, oder?“ Johann versuchte schnellstens die gespannte Situation zu entschärfen und wieder zum Geschäft zu kommen. Hermiles war das nur recht. Seine Ahnungen, was den Aufenthalt auf Planeten anging, hatten sich wieder einmal voll bestätigt. Er würde sogar einen alten Ochsenkarren lenken, wenn ihm das half, diesen verdammten Auftrag schneller zu beenden und wieder in den geliebten Weltraum zu gelangen. „Natürlich kann ich so was fahren. Zumindest wird es nicht lange dauern, bis ich mich mit der Steuerung vertraut gemacht habe.“ „Wir übernehmen das. Bereiten sie und Hermiles schon die Waren für den Abtransport vor!“ Mit schnellen Schritten war Lars auf der Rampe und dann weg. „Hermiles sollte vielleicht vorher den Boden etwas wischen. Das Blut ist sehr glitschig hier.“ Nun lief auch Sam los und lies den Navigator und den Kapitän einfach stehen.
„Puh,...weist du was das eben sollte?“ Johann schaut seinen Navigator fragend an. „Keine Ahnung. Aber ich vermute mal die beiden haben ein Geheimnis zu hüten und wollen keinen unnötigen Zeugen dabei haben. Ich schlage vor, wir sollten die beiden Brüder ganz genau im Auge behalten und versuchen sie bei Gelegenheit los zu werden. Ich glaube die bringen uns nur Unglück und unnötig Ärger.“, antwortete Hermiles der sich tatsächlich schon nach etwas umsah, womit er den Laderaum notdürftig von den größten Blutlachen säubern konnte. Er sollte bald erfahren wie Recht er mit seinen Worten hatte.
Lars näherte sich der wartenden Chimäre wie ein Raubtier seiner nichts ahnenden Beute. In der Dunkelheit schien er ohne größere Probleme sehen zu können und verursachte trotz seiner Masse und seiner Schnelligkeit nicht ein verdächtiges Geräusch. Neben ihn tauchte nun auch Sam auf, ganz so als wäre er aus dem Boden gewachsen. In seinen Händen hielt er sein Messer und einige Granaten die er den toten Soldaten abgenommen hatte, die vor dem Frachter gelegen hatten. Beide sprachen kein Wort miteinander und agierten doch so, als würden sie die Gedanken des jeweils anderen kennen. Die Entfernung zu der Chimäre schmolz unter ihren weiten Schritten. Dann waren sie heran. Die obere Turmluke war offen. Es war verlockend für Sam einfach eine der Granaten zu entsichern und in das Innere zu werfen, aber dann würden nicht nur die Besatzungsmitglieder, sondern vielleicht auch wichtige Instrumente zum Steuern des Panzers zerstört werden. Auch hatten Lars und Sam anderes mit den Männern vor.
Mit einem Sprung aus dem Stand landete Lars auf dem Dach des Panzers und langte in den Turm. Mit einem Griff bekam er einen der Männer zu fassen und warf ihn vom Panzer in Sams Arme. Dieser fing ihn auf und brach ihm mit leisem Knacken das Genick. Der ganze Vorgang war so lautlos und schnell vor sich gegangen das die anderen Männer im Panzer erstmal einige Sekunden auf den Platz schauten wo eben noch Schütze Devlin gesessen hatte. Diese Sekunden reichten Sam und Lars aus die hintere Ausstiegesluke aufzureißen und in den Hinteren Laderaum des Truppentransporters zu gelangen. Dich Panzerfahrer hatte nicht die geringste Chance aus dem engen Fahrzeug zu fliehen. Ihr einstiger Schutz vor allen mögliche Feinden und Gefahren richtete sich nun gegen sie selbst. Die Chimäre wurde zu einer Falle. Als die drei Männer tot vor den beiden Brüdern auf dem Boden lagen begann Sam damit ihre Schädel mit seinem Scharfen Messer zu öffnen. Schnell und geschickt holte er mit seiner großen Hand die Gehirne der Soldaten aus den nun hohlen Köpfen. Mit leisen schmatzenden Geräuschen verschlangen die beiden Männer die makabere Mahlzeit und schlossen dabei die Augen, ganz so als würden sie den Geschmack der grauen Masse genießen.
In Wirklichkeit aber zogen sie mit ihren scharfen sinnen aber die letzten und wichtigsten Informationen aus den ehemaligen Denkzentren der Soldaten. Alles was diese bis kurz vor ihrem gewaltsamen Tode gewusst und gekonnt hatten, ging nun auf Lars und Sam über. Sam war als erster fertig und spuckte einige Reste des nun grauen Breis wieder aus. Dann säuberte er, mit der ihm schon so zur Gewohnheit gewordenen Geste, seine Klinge von Blut und Gehirnflüssigkeit und ging in den Panzer. Dort zwängte er sich in den Sitz des Fahrers und drückte einige Knöpfe. Dann wurde von ihm ein Code verlangt, um die Sperre für die Steuerung frei zu geben. Mit den Erinnerungen des toten Fahrers war das kein Problem mehr. Die Bilder der Familie und der Freunde des Mannes, die nebenbei vor seinem geistigen Auge erschienen, schob er einfach beiseite und konzentrierte sich wieder auf den Panzer. Er hörte wie die Innereien des Panzers zu rumoren begannen und spürte wie sich druck in den Zylindern des Motors ansammelte um den Panzer voranzutreiben. Aber irgendetwas hinderte das gepanzerte Vehikel daran sich zu bewegen. Hinter sich hört er Lars herein kommen und sich neben ihn setzen. Mit einem tritt von Dessen gewaltigen Füßen gegen eine der Cockpitwände, kam der Motor langsam auf Touren. „Die Elektrodrähte sind immer etwas locker an dieser Stelle und leiten dann keinen Strom zum Motor. Der Tritt soll den alten Panzer bloß daran erinnern was seine Aufgabe ist!“ sagte Lars. Damit wiederholte er wortwörtlich die Gedanken des ehemaligen Bordmechanikers der Chimäre. Sam funkelte Lars böse an. „Es war nicht nötig die Männer so feige von hinten zu erschießen. Sie stellten keine Gefahr mehr für uns da.“ Lars verdrehte die Augen ganz so, wie es der Bordmechaniker getan hätte. Eine zeitweilige Nebenwirkung der kannibalischen Prozedur die sie in den Tagen ihrer Ausbildung zu vollwertigren Ordensbrüdern gelernt hatten, war, dass derjenige, der das Wissen eines anderen übernahm auch dessen Gewohnheiten und Verhaltensweisen übernahm. Gewöhnlich lies der Effekt nach einigen Minuten nach, konnte aber auch einige Stunden oder Tage andauern. Lars konnte sich noch gut an seinen Bruder Feydjes erinnern der das Hirn eines Kultisten gegessen hatte, um an dessen Wissen über den geheimen Treffpunkt zu gelangen, an dem der Kult sich versammelte um seine dunklen Riten zu vollziehen. Die Mission gelang und der Treffpunkt wurde ausgeräuchert, aber Feydjes schlug sich während des Gefechts auf die Seite der Kultisten und tötete drei seiner Brüder mit gezielten Bolterschüssen. Dabei murmelte er ketzerische Reden und sang blasphemische Litaneien. Es war dem Sergeant nichts anderes übrig geblieben als Feydjes nach dem Kampf zu töten. Er war nicht stark genug gewesen sich gegen die Gedanken des längst toten Ketzers aufzulehnen.
„ Sie hätten ihren vorgesetzten von uns berichten können. Irgendeinem wäre aufgefallen, das alle unsere Aktionen und Kräfte, denen von Space Marines entsprechen. Es hätte nicht lange gedauert, bis sich diese Geschichte rum gesprochen hätte. Hast du vergessen, dass die Dunkle Bruderschaft auch auf Dahlem operiert? Die hätten sofort die richtigen Schlüsse gezogen und wären bestimmt so schnell wie möglich nach uns auf die Jagd gegangen.“ Lars Stimme hatte einen kalten Ton angenommen, der zeigte wie sehr er die Folgen einer solchen Jagd hasste. „Hast du etwas Klunes II vergessen? Da waren nicht nur unsere ehemaligen Ordensbrüder hinter uns her. Ich habe persönlich mit einem planetarischen Ermittler zu tun gehabt, der einem Inquisitor diente.“ Sam senkte kurz den Blick. Klunes II versuchte er immer wieder zu vergessen. Seinetwegen waren auf diesem friedlichen Waldplaneten viele Unschuldige gestorben. Lars hatte Recht. Dadurch, dass er die Soldaten getötet hatte, hatte er vielleicht hunderten anderen einen, für sie, sinnlosen Tod erspart. „Du hast Recht. Wahrscheinlich bin ich durch die monatelange reise auf dem Frachter in relativer Sicherheit auch etwas nachlässiger geworden als ich dachte.“ Lars nickte nur kurz. Alles war zwischen ihnen beiden wieder bereinigt. Die Chimäre erreichte den Boten.

Seraph sah das erste Schiff der unbekannten Flotte und war erstaunt imperiale Kennungen auf dessen Rumpf zu sehen. Auch das nächste Schiff wies ähnliche Kennungen auf. „Herr, es handelt sich bei dem Flottenverband laut dem Bordcomputer um die Ketarres-Explorations-Flotte 4. Sie hat den Auftrag, die äußeren Sektoren des Quintus-Nebels zu erforschen.“ Seraph ging in Gedanken die ihm bekannten Sternensysteme und karten durch. Der Quintus-Nebel lag so ziemlich am anderen Ende des Imperiums. Die Flotte musste sich also ganz schön weit verflogen haben. Aber irgendetwas störte ihn an den Daten die ihm eben der Brückenoffizier gegeben hatte. Mit schnellen Schritten war Seraph an einer der Konsolen und tippte eine Anfrage über Ketarres ein. Mittlerweile hatten sich die Schiffe des Flottenverbandes weiter angenähert. „Herr, der Kapitän des Flaggschiffes bittet an Bord kommen zu dürfen. Er sagt e habe wichtige Informationen, die er nur ihnen persönlich übergeben will.“ Seraph schaute auf und machte eine Geste die bedeutete, dass er noch einen Moment brauchte. Da endlich, die Daten erschienen auf dem Bildschirm. Schnell überflog er die wenigen Fakten, die über Ketarres und dessen vier Flottenverbände handelten. Der 4.Flottenverband hatte die Raumwerften des Ketarres-Systems nie verlassen. Raumpiraten hatten die Werften zerstört und alles mitgenommen, was noch zu benutzen war.

„Alle Bordgeschütze sofort das Feuer eröffnen! Entertorpedos abschießen! Thunderhawks ausschleusen!“ Der Black Angel schrie so laut die Befehle, dass sie wahrscheinlich auf dem ganzen Schiff gehört werden konnten. Auf der Brücke entstand sofort ein Wirrwarr aus gerufenen Befehlen, Flüchen und piepsenden Geräuschen. Nur Sekunden später entfalteten die Bordkanonen des Lichtbringer ihre zerstörerischen Kräfte und hüllten das erste Schiff in einen Feuersturm. Seraph rannte zur Kammer des Astropathen und schickte eine Nachricht an die nächsten verfügbaren Imperiumskräfte. Er wusste, dass er es nicht mit einfachen Raumpiraten zu tun hatte. Diese waren in der Lage gewesen, ein schwer bewachtes System wie Ketarres zu überfallen und sämtliche Werften und Abwehr anlagen zu vernichten. Außerdem hatten sie auch einen Großteil der dort fabrizierten Schiffe erbeutet. Die Tatsache, dass diese Schiffe nun hier auftauchten, und angeblich einer imperialen Flotte angehörten, wies auf eine ausgeklügelte Falle hin, von der sich Seraph zum Teil schon hatte täuschen lassen, als er den Schiffen gestattete, so nah an den Lichtbringer heran zu kommen. Nun musste er aufpassen sich noch einmal überrumpeln zu lassen. Der Kapitän wollte also ein Gespräch mit ihm? Nun, er würde ein Gespräch mit ihm bekommen. Seraph begab sich auf dem kürzesten Weg in seine Räumlichkeiten, um seine Ausrüstung anzulegen. Er übergab das Kommando an einen erfahrenen Stellvertreter auf der Brücke und schloss sich dann selbst den Space Marine Truppen an, welche die feindlichen Schiffe entern sollten.

„Sie haben es gemerkt. Verdammt, ich dachte wir schaffen es noch etwas näher nach Dahlem, bevor sie auf unseren Bluff hereinfallen.“ Jaron hielt sich an den Griffen fest, die in die Wände der Entertorpedos eingearbeitet waren. Der erfahrene Nachtmacher war einer der Veteranensergeants, der ersten Angriffswelle dieser Aktion. Die Nachtmacher wollten sich alles holen was Dahlem noch zu bieten hatte. Schon seit längerem stand das System unter Beobachtung durch Spitzel auf verschiedenen Piratenschiffen, die das System lange Zeit unsicher gemacht hatten. Eigentlich wollten nur zwei der Fraktionen der Nachtmacher das System plündern, aber als ihr oberster Kahn von dem schlachtkreuzer der Black Angels hörte, hatte er der Aktion unweigerlich noch weitere Nachtmacher-Clans zugeteilt. Der einstmals kleine Überfall war nun zu einer groß angelegten Invasion geworden, für die die Nachtmacher so bekannt waren. Barel selbst würde mit dem Leviatan angreifen, der in der zweiten Angriffswelle das Dahlem-System erreichen würde.

Aber noch war die erste Angriffswelle nicht erfolgreich gewesen. Der Auftrag bestand darin den Schlachtkreuzer der Black Angels vom Planeten weg zu locken und in einen Raumkampf zu verwickeln der langsam aus dem System führte. Wenn möglich sollte das Schiff intakt geentert werden. Das erste der im Ketarres-System erbeuteten Schiffe stellte den Köder da. Es war, bis zu den Öffnungen, der zugeschweißten Waffenläufe, voller brennbarer Chemikalien und sollte den Schlachtkreuzer rammen und damit kampfunfähig machen. Leider sah es so aus, als hätten die verdammten Black Angels den Braten gerochen und das Schiff schon vor dem geplanten Zeitraum in Brand geschossen. Nun hieß es schnell sein. Mit dem umgebauten imperialen Schiff mussten sie nun an der gewaltigen Explosion vorbei steuern und versuchen in das Heck des Schlachtkreuzers zu kommen, solange dessen Crew von der ungewöhnlich gewaltigen Detonation des Köderschiffes verwirrt war.
Ein Ruck ging durch den Entertorpedo, als er auf den Schlachtkreuzer abgeschossen wurde. Durch einen Sehschlitz konnte Jaron die letzten Reste des Köderschiffes sehen. Zwischen den noch glühenden Wrackteilen trieben auch einige zerstörte Black Angel Thunderhawks und Entertorpedos, die der Explosion zu nahe gekommen waren ,als das sie den Protuberanzen der supernovaartigen Detonation noch hätten ausweichen können. Dann schob sich der schwarze Rumpf des Lichtbringer in das Sehfeld. „Also gut Brüder, macht euch bereit in den Kampf zu ziehen und zu gewinnen.“ Jaron schaute seine neunzehn Kameraden an und machte die schon traditionelle Geste des Abschiedes. Damit zeigten die Clan-Brüder sich gegenseitig, dass sie bereit bis in den Tod zu kämpfen und bereit waren, zum Wohle der Anderen ihr leben zu opfern. „Ich wünsche euch ewiges Leben!“ rief Jaron. Dann stieß der Torpedo durch die äußeren schichten der Rumpfpanzerung und die Nachtmacher begannen mit der Enterung des riesigen Schiffes.
***
„Herr, eines der Schiffe zieht an Backbord mit uns gleich. Sie gleichen ihre Geschwindigkeit der unseren an. Ich vermute sie wollen von dort, ein mir unbekanntes Manöver starten.“, kam die Stimme des leitenden Offiziers der Brücke aus dem Helmfunk. Seraph wartet mit seinem Kommandotrupp ungeduldig an Bord eines Thunderhawks das noch nicht ausgeschleust worden war. Durch die unerwartete Explosion des ersten Schiffes hatte ein Großteil seiner Brüder den Tod gefunden. Das schiff musste entweder Unmengen an Munition und Treibstoffvorräten geladen haben, die für das Dahlem-Militär geplant gewesen waren oder aber es war extra so präpariert worden, dass es an einem bestimmten Zeitpunkt als riesige Bombe gezündet werden konnte. Dem Imperator sei Dank hatte der Lichtbringer es noch vorher zerschossen. Leider hatte niemand mit einer derartigen Explosion rechnen können. Diese Piraten mussten außergewöhnliche Gegner sein, wenn sie bereit waren, ein intaktes Schiff derart sinnlos zu opfern. Irgendetwas planten sie doch. Das war vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
„Brüder wir bleiben an Bord. Wir werden hier auf den Feind lauern. Denn unser Schiff ist die eute, die sie begehren.“ Entschieden machte er sich wieder zum Aussteigen bereit, als ihn der Brückenoffizier erneut über die neusten Ereignisse informierte. „Feindliche Eindringlinge im Heckbereich. Gegenmaßnahmen werden eingeleitet.“ Seraph wechselte die Frequenz und sendete eine Nachricht an die Sergeants zweier Black Angel Trupps. Sie sollten sich in den Heckbereich begeben und die Verteidiger dort unterstützen. Seraph selbst machte sich auf den Weg zu den taktisch wichtigsten Punkt des Lichtbringer. Die Brücke wäre das wichtigste Ziel für einen Angriff. Dort würde er mit seinen Brüdern warten und die Angreifer abfangen und vernichten.
***
Jaron kämpfte schnell und effizient. Ohne Probleme konnte er sich mit seiner Energiewaffe einen Weg durch die schwächlichen Verteidiger in ihren gepanzerten Raumanzügen bahnen. Durch den durch die Entertorpedos verursachten Rumpfschäden musste aus vielen Sektionen des Schlachtkreuzers die Luft abgesaugt werden und die Besatzung war gezwungen sperrige Raumanzüge zu tragen. Wenn man sie nur leicht beschädigte und die kostbare Atemluft aus ihnen entwich hatten ihre Träger keine Chance mehr den Kampf zu überleben. Jarons Servorüstung dagegen war gegen die mickrigen Schwerter und Laserpistolen der Verteidiger bestens gepanzert. Sicher setzten die Schwächlinge auch Raketenwerfer und schwere Waffen ein, aber wie wollten sie diese bedienen, wenn ihnen ein Arm oder gar der Kopf fehlte? Jaron lachte laut und sorgte dafür, dass sein Lachen über Breitband auch von seinen Gegnern gehört werden konnte. Das verunsicherte diese noch zusätzlich wusste er. Denn für sie war der Kampf eine ernste Angelegenheit, bei der sie ihr Leben verloren. Wie mussten sie sich erst fühlen, wenn sie hörten, wie sie ihr übermächtiger Gegner auch noch auslachte? Sie hatten Angst! Jaron war bester Dinge. Der Kampf verlief bisher gut. Sicherlich mussten aber bald die Black Angels auftauchen, die ihren Besitz verteidigen wollten.
„Bereit für die nächste Phase Jaron?“, kam die fragende Stimme von Sergeant Rufio. Er leitete einen weiteren Trupp Nachtmacher und kämpfte in der Maschinenraum-Sektion des Schiffes. Rufios Spezialität waren schnelle Angriffe mit wenig Zeitaufwand. Er schien immer in eile und hetzte seine Leute durch die Missionen als würde er vom Imperator persönlich gejagt. Als sich Jaron vorstellte, wie der verkrüppelte Leichnam hinter Rufio herhumpelte, schüttelte ihn ein weiterer Lachkrampf durch. Dann fasste er sich und antwortete. „Bereit mein hastiger Bruder. Lade unser Freunde zur Feier ein! Ich werde das jetzt auch tun. Kann nicht mehr lange Dauern bis unsere Gastgeber auftauchen.“ Er zog sein Energischwert aus dem sterbende Körper eines Verteidigers und griff nach dem Teleportpeilsender. Schnell suchte er einen günstigen Punkt aus und aktivierte das Gerät. Die Luft begann kurz darauf bläulich zu flimmern und die Umrisse einer großen Maschine wurden sichtbar. Ein Ares-Kampfdroide erschien zwischen den Kämpfenden und begann dann surrend nach einem ziel für seine zwei Sturmkanonen zu suchen. Gleich neben dem Droiden war ein kleiner Trupp Beschwörer erschienen, die den in den Maschinenkörper eingebundenen Dämonenparasit mit ihren Beschwörungsformeln davon abhielten auszubrechen oder gar auf die eigenen Leute zu schießen. Jaron hatte erst einmal erlebt das so etwas gesehen war, aber seitdem versuchte er immer sich von den Kampfdroiden fernzuhalten, wenn es ging. Doch nun ging es darum den schlachtkreuzer einzunehmen oder wenigstens kampfunfähig zu machen. Dann konnte die zweite Angriffswelle Dahlem einnehmen.

Forius führte seinen Sturmtrupp durch die Gänge des feindlichen Schiffes. Gleich nachdem er dem Entertorpedo entstiegen war, hatte er bemerkt dass dieses Schiff in seiner Konstruktion weit von den im Imperium gebräulichen Schemata abwich. Viel der sonst üblichen Maschinen und Apparate fehlten oder schienen nie eingebaut worden zu sein. So suchte Sergeant Plantan vergeblich nach irgendwelchen Computercomlinks, mit denen er Zugriff zu den Schiffssystemen bekommen hätte. Plantan führte den zweiten Dark Angel Trupp an der vor einigen Wochen der Dunklen Bruderschaft „ausgeliehen“ worden war, um an gemeinsamen Manövern teil zu nehmen. „Was hältst du von diesen Schiff Bruder?“, fragte Plantan über die, nur für die Sergeants, reservierte Frequenz. „Nun, ich weiß nicht genau was ich von dieser leeren Hülle halten soll. Es scheint genauso ein Tarnschiff zu sein, wie das erste das der Lichtbringer in eine Sonne verwandelt hat. Man gaukelt uns hier schon die ganze Zeit etwas vor. Wir sollten auf alles gefasst sein und jederzeit mit einer Falle rechnen. Was schlägst du vor Plantan?“ Forius gab während er sprach seinen neun, ihn unterstellten, Brüdern verschiedene Handzeichen, die sie dazu veranlassten, sich in der hangarähnlichen Halle zu verteilen und nach möglichen Gefahrenquellen zu suchen. Pantans Männer taten das Gleiche und deckten damit den restlichen teil der Halle ab. Ich schlag vor wir nehmen die Kommandobrücke ein und versuchen mit dem schiff positiv auf die Raumschlacht einzuwirken. Ich vermute mal, dass es sich bei unseren Gegnern trotz allem nur um normalsterbliche Piraten handelt. Sie sollten uns nicht länger als ein bis zwei Stunden Widerstand leisten können. Wenn wir erst die Brücke eingenommen haben, können wir den Rest dieser miesen Hunde verrecken lassen, indem wir die Lebenserhaltungssysteme abschalten.“ Das war ein guter Plan. Taktisch gut durchdacht und womöglich gut und schnell ausführbar. Leider hatte Forius Plantans Antwort schon vorher gesehen, da sie den imperialen Gefechtstakticken glich, die fast überall im Imperium bei fast allen Militäreinheiten Verwendung fanden.

„Negativ, Bruder! Dieser Plan ist zu durchschaubar. Du hast gesehen wie geschickt dieser Abschaum den Lichtbringer getäuscht und einen teil unserer Brüder durch diese Wahnsinnsexplosion getötet hat. Die rechnen doch mit einem solchen Angriff auf ihre Brücke. Wie werden stattdessen die Maschinenräume angreifen und die Triebwerke abschalten. Das wird sie dann aus ihren löchern treiben und zu uns locken. Sie werden versuchen die maschinen wieder in gang zu setzen und dann schlagen wir zu.“ Ein verwegener Plan, der selbst Forius nicht ganz zusagte, aber an die feigen Taktiken, die der Gegner bisher gezeigt hatte, angepasst war. „Ich beuge mich deinem Urteil Forius, da du schon länger im Namen unseres Primarchen kämpfst als ich. Möge deine Weisheit und Erfahrung nicht auch der Schlüssel zu unserem Untergang sein.“ Plantan aktivierte seine Auspex und suchte nach Anzeichen von Maschinentätigkeiten. Über seine taktische Frequenz instruierte er seine Truppbrüder über die eben festgelegte Taktik. Es sah ihm ähnlich Forius Anweisungen zu befolgen aber dennoch seine bedenken an dem plan verschleiert zu äußern. Forius war aber der Dienstältere und auch seine Aufnahme in den Deathwing verlieh seinen Worten mehr Gewicht bei Entscheidungsfragen. Plantan dagegen musste sich erst noch beweisen, bevor auch er eines Tages in den höheren Rang eines Deathwingveteranen befördert wurde. Nun wer musste noch einiges lernen. Und Forius war an seiner Seite ihn dabei zu unterstützen. Die beiden Sergeants waren wie Vater und Sohn und Forius achtete auf seine Sohn besonders gut. Er hatte das Potential zu größerem und der ältere Sergeant würde ihn unterstützen, wo er nur konnte. Aus ihm würde noch einer der besten Dark Angels seiner Generation werden.
***
Das verladen der Fracht und das beseitigen der vielen Toten hatte einige Zeit gekostet aber noch konnten sie relativ pünktlich am Treffpunkt mit Hargul sein, um das Geschäft abzuschließen. Sam hatte den Steuerplatz mit Hermiles getauscht, der in dem engen Sitz auf jeden Fall besser saß, als der breitschultrige Hüne. Lars hatte es sich in dem kleinen Turm irgendwie gemütlich gemacht und beobachtet die Umgebung mit seinen scharfen Adleraugen. Sollte auch nur irgendwo eine Gefahr lauern, konnte er ihr mit dem mehrläufigen Multilaser der Chimäre begegnen. Auch sonst hatte die Chimäre einige Vorteile gegenüber ihren altem Fahrzeug, das nun verschrottet außerhalb des Laderaums lag, da es beim verladen nur störend im Weg gelegen hatte. Die Panzerung war jedenfalls nützlicher bei Transaktionen in gefährlichen Gebieten. Gleiches galt auch für die Bewaffnung und Ausrüstung des Panzers. Und man konnte damit auch einen erheblichen Eindruck bei seinem Geschäftspartnern machen, falls sie mal nicht den ausgehandelten Preis zahlen wollten. Le Counte war auf jeden Fall wieder bessere Laune. Stellenweise hatte es ja wirklich so ausgesehen, als würde die ganze Mission diesmal scheitern. Aber alles hatte sich noch mal halbwegs zum Guten gewendet. Im Westen fing auch schon die Dämmerung an und bald würde die Sonne Dahlems Planetenoberfläche wieder mit ihren warmen Strahlen küssen. Kaum vorzustellen, das auf diesem Planeten krieg herrschte. Der Kapitän machte es sich auf einer der Sitzflächen im Transportraum des Panzers bequem und die gleichmäßigen Ruckelbewegungen gepaart mit dem leisen monotonen brummen des Motors ließen ihn kurz darauf eindösen.
 
Forius Männer rannten schnell den Korridor entlang. Hinter ihnen explodierten Granaten, die wichtige Komponenten des Schiffes stilllegten, welche unverzichtbar waren für die Lebenserhaltungssysteme. Vor ihnen zweigten verschiedene Gänge ab. Der erfahrene Veteranensergeant wusste aber, das diese Gänge nur in weitere leere Hallen und Räume führten. Das Schiff war laut seinen Informationen aus einer der Ketarres-Raumwerften geraubt worden. Wahrscheinlich sollten die restlichen Schiffsysteme erst noch installiert werden, als die Piraten die Werft überfallen hatten. Auf der anderen Seite konnten diese Schiffe nun ganz gut als Köder für solch verschlagene Taktiken herhalten. Auf der anderen Seite konnte man mit ihnen aber auch eine Unmenge an Mensch und Material transportieren. Genug Platz war vorhanden. Ein Pipton und ein aufblinkendes Symbol in seinem Sichtfeld rangen um seine Aufmerksamkeit. Mit einigen schnellen Augenbewegungen aktivierte Forius verschiedene Rüstungsfunktionen und eichte noch einmal genau seine Nahbereichsscanner. Kein Zweifel. Vor ihnen wartete eine größere Gruppe Lebewesen. Vermutlich die ersten Verteidiger des fast leeren Schiffes. Mit einem Zeichen seiner Hand gab er seinen neun Brüdern das Signal zum Angriff. Er verzichtet auf Funkbefehle, da er sich noch gut an einen früheren Einsatz erinnern konnte, bei dem es der Feind geschafft hatte die Frequenzen der Dark Angels zu knacken und über jede Aktion im Bilde gewesen war. Bruder Jog trat an das Schott und betätigte den Öffnungsmechanismus. Sofort flutete Laserfeuer aus dem sich schnell vergrößernden Spalt, der sich öffnenden Schottwände. Forius hob seine Boltpistole und suchte gezielt nach den Mündungsfeuern der Schützen. Nach einigen Schüssen wurde das Laserfeuer merklich weniger. Nun hasteten seine Ordensbrüder an ihm vorbei und aktivierten ihre Kettenschwerter. Forius folgte ihnen in das nun beginnende Gemetzel.

„Sergeant Plantan wir haben das Maschinendeck erreicht.“, meldete sich Bruder Churl. Er war von Plantan mit zwei weiteren Brüdern in einen abzweigenden Gang geschickt worden. „Wir kommen! Stellung sichern und halten bis wir eintreffen.“, antwortete der junge Sergeant. Dies war seine erste richtige Mission. Er führte seine Brüder diesmal an, anstatt wie vorher nur selbst den Anweisungen eines vorgesetzten Bruders zu folgen. Bis jetzt hatten sie noch keinen Gegner gefunden, mit dem sie sich messen mussten. Forius schien mit seiner Meinung recht gehabt zu haben, als er gesagt hatte das die Besatzung wahrscheinlich in der Nähe der Brücke auf sie warten würde, um ihr Schiff zu verteidigen. Nun würde auch er seinen ersten eigenen Erfahrungen im Kampf auf Raumschiffen sammeln können. Er war guten Mutes. Er hatte sich bestens vorbereitet und im Scriptorium in der Basis alles verschlungen, was ihn zu Taktik und Kampf unter die genetisch verbesserten Augen gekommen war. Doch etwas zu wissen und etwas zu kennen, waren zwei verschiedene Paar Stiefel. Plantan wusste nur zu gut das die Praxis oft anders aussah als die Theorie. Er würde also auf der Hut sein müssen und auf alles achten, was ihm nicht geheuer vorkam. Nun hing mehr von seiner eigenen Meinung ab als nur sein Leben. Auch das Leben seiner, ihm unterstellten, neun Brüder, die er noch teilweise aus den Tagen seiner Rekrutenzeit im Orden kannte, hing von seinen Entscheidungen ab. Er überprüfte seine Auspex erneut. Das Gerät hatte eine deutlich höhere Reichweite, als die Sensoren seiner Servorüstung und ermöglichte ihm auch die Kommunikation mit anderen Maschinengeistern imperialer Technologie. Leider hatte er in diesem Schiff noch keine kompatiblen Anschlüsse gefunden, um mit den Schiffmaschinengeistern zu reden.
Während seiner Ausbildung zum vollwertigen Dark Angel hatte sich sein technisches Talent gezeigt. Er hatte ein gutes Händchen, wenn es darum ging, mit technischen Systemen und deren Maschinengeistern zu arbeiten. So hatte er schon in seinen Tagen als Scout bei verschiedenen Missionen Alarmanlagen überbrückt oder wichtige Rechenzentren mit belanglosen Daten lange genug lahm gelegt, um seinen Brüdern zu ermöglichen eine Mission erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Aber auch durch seine Zielstrebigkeit und seine Mut hatte er sich unter den andern Rekruten hervorgetan. Seine Sergeants hatten ihm immer etwas mehr Verantwortung bei ihren Einsätzen übertragen und so hatte es auch nicht lange gedauert, bis man ihm ein eigenes Kommando gegeben hatte. Mit seinem Trupp begleitete er Veteranensergeant Forius und seinen Sturmtrupp bei verschiedenen Missionen, um sich auch in wirklich gefährlichen Situationen zu bewähren.
„Sergeant…Plant..zzrschzrrch…egner…gesichtet…strahlenwerte…übersteigen…rschsc…Feindkon…hschzzch…boltern…bewaffnet!...Brauchen Unterkrzschchz…“ , rauchte es plötzlich über Funk. „Churl was war das? Wiederhole deine Nachricht!“ Plantan rannte nun an der Spitze seiner Brüder. „Churl?! Antworte was ist los?“ „…schrzz…“ die Verbindung war gestört oder unterbrochen. Churl, Georg und Aran waren in Schwierigkeiten geraten und brauchten Hilfe. Seine Hilfe. Er würde sie nicht im Stich lassen.

Die Verteidiger des Schiffes waren wie erwartet menschlicher Abschaum. Piraten mit Lasergewehren und Entermessern. Einige hatten etwas stärkere Schrotflinten dabei, aber keine der Waffen war in der Lage den grünen Servorüstungen der Dark Angels gefährlich zu werden. Wahrscheinlich hatte man Angst in den Gefechten an Bord versehendlich wichtige Bordsysteme zu beschädigen oder irreparabel zu zerstören. Nun, die Dark Angels brauchten darauf keine Rücksicht zu nehmen. Der Kampf zog sich hin. Aber nicht weil die Verteidiger so verbissen kämpften, sondern eher das Gegenteil der Fall war. Die Feiglinge rannten vor den brutalen Attacken der Space Marines davon und fächerten sich dabei immer weiter auf. Nach und nach erwischten die Ordensbrüder jeden der Gegner, aber das kostete Zeit. Wahrscheinlich handelte es sich dabei wieder um eine der verwegenen Taktiken der Piraten. Vermutlich sollten sie die Dark Angels von einem wichtigen Bereich des Schiffes weglocken. Aber Forius achtete darauf grob die Richtung zu halten, die ihn zum zweiten Maschinendeck des Schiffes führen würde. Ob Plantan schon sein Ziel erreicht hatte?

Wenn er auf ähnlich zögerlichen Widerstand traf, sollte er schon längst auf dem ersten Maschinendeck sein und versuchen die Triebwerke zu sabotieren. Bisher hatte der Veteranensergeant aber noch nichts Derartiges bemerkt. Nicht das Geringste Beben deutete auf eine Unregelmäßigkeit in den Schiffbewegungen hin. Nun der junge Sergeant würde sich schon melden wenn er seine Hilfe oder seinen rat benötigte. Forius hatte ihm jeden erdenklichen Tipp gegeben, der ihm zu Enteraktionen auf die Schnelle eingefallen war, bevor sie alle aus dem Entertorpedo gestiegen waren. „Sergeant Forius ich habe eine Entdeckung gemacht.“, meldete sich Dantalus. Forius stieg über einige tote Piraten und folgte seinem Bruder in eine weiter leere Halle. Schon auf den ersten Blick erkannte Forius was Dantalus meinte. Eine Teleporteranlage! Groß genug einen Predator-Panzer zu teleportieren. Diese Technologie war im Imperium zwar nicht unbekannt, aber bei weitem nicht so verbreitet, dass sie in ein leeres Raumschiff einer Expeditionsflotte eingebaut wurde. Auch hätten die zuständigen Techpriester und Maschinengottanbeter eine solche Anlage nicht derart unbewacht gelassen. Schon gar nicht eine Anlage von solchen Ausmaßen. Forius bekam immer mehr den Eindruck an Bord eines riesigen Frachtraumschiffes zu sein das in der Lage sein könnte, einige Armeen auf einen Planeten zu teleportieren. Aber bisher hatte er noch nie von solch derart riskanten Taktiken gehört. Langsam fragte er sich auf wessen Schiff sie hier getroffen waren. Wer war in der Lage solche Schiffe zu bauen oder so umzurüsten, das es möglich war, eines davon zu opfern nur um in einem Raumgefecht die Oberhand zu behalten.
Plötzlich begann die Plattform zu leuchten und die Maschinen ringsum begannen zu arbeiten. Nacheinander erwachten die einzelnen Konsolen zum Leben und begannen mit dem mysteriösen Vorgang des Teleportierens. Die Dark Angels nahmen schnell Aufstellung, um die sich materialisierenden Umrisse, die nun sichtbar wurden, mit ihren Waffen zu empfangen. Nur Sekunden später erkannte Forius, was da gleich aus dem Nichts erscheinen würde. Ein Art Cybot der Verräterlegionen. „Alle Mann raus! Sofort raus hier! Werft vorher noch die Sprenggranaten auf die Maschinen! Schnell!“ Forius entsicherte zwei seiner Sprenggranaten und warf sie auf die Plattform. Wie er vermutet hatte, waren sie von den Piraten in eine bestimmte Richtung gelockt worden. Direkt vor die schweren Waffen eines Cybots. Forius zweifelte nicht daran das dieses Ungetüm mit ihnen kurzen Prozess machen würde, wenn es ihnen nicht gelänge, schnellstens aus dessen Schussbahn zu kommen. Hinter sich hörte er die Sprenggranaten detonieren. Nach einigen Sekunden Stille aber erbebte der Boden unter den schweren Schritten des Cybots dem es gelungen war rechtzeitig von der Plattform zu kommen, bevor diese zerstört worden war. Was hatten denn Chaos Space Marines im Dahlem-System verloren?
Schnell rannte Forius in einen Seitengang. So schnell konnte sich das Schicksal wenden. Grade eben hatte er noch die Piraten gejagt und nun wurden er und seine Brüder zur Beute eines Cybots der Verräterlegionen. „Wir könnten ihn in eine Sackgasse lenken und dann versuchen in seine Schwache Heckpanzerung zu gelangen. Dann hätten wir vielleicht eine Chance mit unseren Boltpistolen und den paar Melterbomben, die wir dabei haben.“, kam eine Meldung über Funk. Die Stimme gehörte zu Dantalus. Er hatte wie immer einige gute Vorschläge zum Lösen einer problematischen Situation. „Negativ. Diese maschine kennt sich hier besser aus als wir. Sie wurde extra zu uns geschickt damit wir auf der Strecke bleiben. Ich glaube sie soll uns weiter in eine bestimmte Richtung scheuchen. Die Frage ist nur was unternehmen wir dagegen. Also Brüder falls euch eine Idee durch den Kopf geistert, wäre das jetzt der passende Moment sie zu äußern.“

Plantan hatte den Gang erreicht, in den er Churl und zwei weitere Brüder zur Erkundung geschickt hatte. Vor ihm blitzte Mündungsfeuer. Er hörte Bolterschüsse und unverständliche Kommandos. Die Sensoren seiner Rüstung warnten ihn vor erhöhter Strahlung. Offenbar waren sie dem Maschinendeck doch schon näher als er geglaubt hatte. Als er versuchte über Funk seine Brüder zu erreichen rauchte es nur. Die Strahlung beeinträchtigte aber nicht nur den Funk sondern auch die Nahbereichssensoren. Es war ihm unmöglich festzustellen wie viele Gegner dort vorne auf ihn und seine restliche Brüder lauerten. Mit einem Handzeichen befahl er seinen Ihm unterstellten Männern sich zu sammeln. Als sie nah genug um ihn waren, um ihn zu verstehen gab er seine Befehle. Sie würden sich in zwei Gruppen teilen. Drei Brüder würden zurückbleiben und den vorstürmenden andern vier, an deren Spitze Plantan sein würde, Deckungsfeuer geben. Diese würden das Schott zum Maschinendeck öffnen und den dahinter liegenden Raum stürmen. Danach würden die drei zurückgelassenen zeitversetzt folgen und so vielleicht ein Überraschungsmoment haben, das im Kampf gegen den Feind nützlich wäre. Plantan war von dem Plan zwar nicht so begeistert, aber die Situation lies ihm keine anderen Optionen. Churl, Georg und Aran brauchten die Unterstützung ihrer Brüder, und bei Johnson, sie würden sie bekommen.

Alles klappte, wie geplant. Die vier Dark Angels erreichten das Schott zum Maschinendeck und überwanden es ohne Probleme. Auf den Boden war Blut. Aber jemand hatte die Toten Körper besiegter Feinde weggeschleift. Die Schleifspuren führten Plantans Gruppe tiefer ins Maschinendeck. Nirgends war eine Spur ihrer Brüder zu sehen. Nur vereinzelte Patronenhülsen und noch frische Einschüsse um das Schott herum und an verschiedenen Rohren und Anlagen zeugten von einem Feuergefecht, das noch kurz zuvor stattgefunden haben musste. „Sergeant, die Strahlenwerte sind hier beängstigend hoch und die Konzentration kann sogar uns gefährlich werden. Selbst die gesegneten Rüstungen werden uns nicht ewig Schutz bieten können. Wir sollten hier nicht länger bleiben als nötig und versuchen die Mission zu erfüllen.“ Bruder Svedgir war der Sanitäter des Trupps und verfügte über eine spezielle Ausbildung für medizinische Notfälle. Später einmal sollte er zum Apothecarius weiter ausgebildet werden. Plantan nickte nur kurz. Sicher die Mission. Sie sollten die Antrieb lahm legen und so das Schiff in seiner Kampffähigkeit einschränken. Dann würden sie die Besatzung bekämpfen, die unweigerlich auftauchen würde, um das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Aber bisher hatten sie von der Besatzung selbst noch nicht allzu viel gesehen. „Gut suche mit Bruder Findus nach verdächtigen Anlagen und Konsolen und lege sie lahm. Ich werde mit Archer nach unseren drei vermissten Brüdern suchen.“ Svedgir nickte ebenfalls und begann sich sofort mit Findus auf die Suche nach wichtigen Steuerelementen zu machen, die für die Maschinen wichtig waren.
Kaum waren sie einige Augenblicke verschwunden als auch schon der Angriff begann. In silbern glänzende Schutzanzüge gekleidete Gegner schiene wie aus dem Boden zu wachsen und begannen mit einem Feuergefecht aus nächster Nähe. Archer reagierte blitzschnell und warf eine seiner Fragmentgranaten zwischen die Silbernen. Die Detonation riss die Gruppe auseinander und verteilte sie an den Wänden. Plantan hängte sich seinen Bolter mit dem Riemen so um das er ihn mit der rechten hand ohne größere Probleme aus der Hüfte abschießen konnte. Mit der Linken aktivierte er das Kettenschwert, das er als Zeichen seines Sergeantranges überreicht bekommen hatte. „Achte auf die linke Seite. Ich werde unsere rechte Seite decken.“, sagte er zu Archer und zog sich langsam zum Schott zurück. Gleich müssten die drei zurückgelassenen Brüder als Verstärkung auftauchen. Und als hätten sie seine Gedanken gelesen, tauchten die drei Dark Angels auf. Zu fünft machten sie sich nun auf die Suche nach den Schiffsverteidigern und ihren vermissten Brüdern.
***
Jaron und Rufio hatten schon einen beträchtlichen Teil des Schiffes eingenommen. Zusätzliche Nachtmachertruppen waren noch an Bord teleportiert worden und griffen die Besatzung an anderen Stellen an. Der Kampfdroide brach jeglichen Widerstand mit seinen beiden Sturmkanonen und schritt voran. Seine Beschwörer folgten ihm wie Insekten ihrer Königin. Die Vorstellung gefiel Jaron. Die Nachtmacher angeführt von einer Maschine. Absurd aber auch lustig. Sein grausames Lachen tönte aus den Außenlautsprechern seines Helmes. Seine schwarze Rüstung war mittlerweile schon blutrot. Seine Waffen tropften vom Blut seiner schwächlichen Gegner. Das Imperium folgte doch einer Maschine. Der welke Imperator war doch auch nichts mehr als eine Maschine. Wann hatte er denn das letzte Mal etwas geleistet? Wann hatte er denn das letzte Mal etwas zu seinem Volk gesprochen? Selbst die Insektenköniginnen legten doch Eier, um ihrem Volk zu dienen, oder? Ein Eier legender Imperator?! Ein neuer Lachkrampf schüttelte Jaron durch. Beiläufig köpfte er einen Verteidiger des Schiffes. Sie befanden sich nun jedoch in Bereichen des Schiffes, wo die Schwächlinge nicht mehr auf ihre Schutzanzüge angewiesen waren. Sie wehrten sich nun erheblich verbissener und fanatischer als zuvor. Das machte den Kampf natürlich um so spannender. Aber Jaron war unzufrieden. Wo waren die Black Angels? Sie konnten doch unmöglich alle auf Dahlem sein. Oder waren sie alle in ihren Entertorpedos und Thunderhawks verbrannt, als das Feuerschiff vom Schlachtkreuzer zerschossen worden war? Frustriert schrie er seine Enttäuschung seinen Gegnern entgegen.
Rufio stürmte mit seiner Horde natürlich wieder vorne mit. Er konnte es mal wieder nicht eilig genug haben. Er bewegte sich wie ein Wirbelwind durch die langsamen Verteidiger und hinterließ nichts als eine blutige Spur. Seine Energieklinge schlug mal hier und dann mal wieder da hin. Jedes Mal traf sie mit tödlicher Präzision. Bald hatte er das Schott zum zentralen Kern erreicht.
In jedem Raumschiff dieser Größe existierte ein horizontaler Schacht genau in der Mitte des Rumpfes der vom Bug bis zum Heck verlief. In ihm lagen die zentralen Kabelstränge und Rohrleitungen. Pipelines von gigantische Ausmaßen transportierten Treibstoffe oder Plasmaenergie zu den Triebwerken und den verschiedenen Anlagen des Schiffes. Energieleitungen speisten die Bordwaffen und Schutzschilde. Unzählige von Servitoren und Droiden verrichteten hier ihre Wartungsarbeiten oder reinigten die Anlagen.
Rufio wusste, dass er nun freie Bahn zu allen wichtigen Stationen des Schiffes hatte. Mit seinen Nachtmachern bahnte er sich nun einen Weg zum Herz des Lichtbringers. Er wusste genau, welchen Kabeln und Rohren er folgen musste, um zur Brücke zu gelangen. Sollte Jaron sich den Weg zur Brücke umständlich durch halbe Schiff kämpfen, er war sowieso der gröbere Charakter von ihnen. Rufio dagegen würde schnell und ohne größere Hindernisse zum Ziel gelangen.

Sergeant Rone hatte das Kommando über zwei Trupps Black Angels erhalten und sollte den Bereich vor der Brücke sichern. Er hatte seinen Brüdern verschiedene Stellungen zugewiesen und veranlasst einige Rapierlasergeschütze aufzustellen. Jeder dreckige Eindringling, der nicht mindestens auch eine Servorüstung trug würde im Laserfeuer der Rapiere vergehen. Alles was dann noch übrig blieb oder es irgendwie schaffen sollte, durchzukommen würden er und seine Brüder im Nahkampf erledigen. Er hatte sich für seinen kleinen Hinterhalt vorsorglich eine besonders enge Stelle in den Schiffskorridoren ausgesucht. Sollten seine Gegner versuchen zu fliehen würden sie sich nur gegenseitig behindern. Ein weiterer Trupp wartete ein Deck tiefer auf Opfer die vielleicht aus der anderen Richtung kommen könnten. Solange noch Leben in seinem genetisch verbesserten Körper war, würde er dafür Sorge tragen, dass nicht einer der Piraten an ihm vorbei kam.
„Bruder Naturu hast du die verschiedenen Litaneien und Rituale der Wartung und des Ladens der Waffe durchgeführt?“, fragte er einen der Brüder, die die Lasergeschütze bedienten. „Ja Sergeant Rone. Schon vor einigen Minuten!“, kam die Antwort schnell und knapp. „Dann wiederhole sie noch einmal. Die Waffe muss einwandfrei funktionieren, wenn die Gegner angreifen.“„Jawohl, Bruder Rone. Ich werde die Prozedur nun zum zweiten Mal durchführen!“, kam die Antwort wieder schnell und knapp. Nur diesmal hatte Rone das Gefühl, eine Spur von Gereiztheit mitzuhören. „Bruder Beran wie ist der Staus deiner Munition?“ „In den letzten zehn Minuten habe ich noch keine meiner vierzig Granaten unaufgefordert verschossen, Sergeant Rone. Sollten allerdings mögliche Ziele in Sicht kommen, werde ich nicht zögern von meinen vierzig Granaten Gebrauch zu machen. Aber bis dahin werde ich darauf achten, keine der vierzig Granaten zu verschwenden oder gar zu verlieren.“, kam die Antwort von Beran, der im unteren Deck mit einem tragbaren Granatwerfer lauerte. Er würde den Gegnern Schockgranaten entgegen schleudern, die sie für mehrere Augenblicke kampfunfähig machen würden. „Beran, ich habe die zahl auch schon bei der ersten Erwähnung verstanden. Es ist nicht nötig, dass du das mehrmals wiederholst. Unterlasse deine Scherze bis nach dem Gefecht, verstanden?“ Rone musste mal wieder seinen höheren Rang gegen den stets aufmüpfigen und sarkastischen Beran ausspielen, damit dieser Ruhe gab. „Ja, Sergeant Rone. Ich wollte nur einer erneuten Befragung vorbeugen.“

„Sergeant Rone halte die nötige Funkdisziplin ein! Wir wollen doch nicht, dass unsere Feinde unnötig vorgewarnt werden. Und höre auf deine Brüder unnötig nervös zu machen. Die Angreifer kämpfen übrigens zurzeit in Sektor 14. Das ist in Sergeant Newstones Bereich. Achten sie also auf ihren Sektor. Der Feind scheint überaus gut ausgerüstet zu sein und über Störsender zu verfügen. Seit einigen Minuten ist der Kontakt zu Newstone abgebrochen.“ Oberkommandierender Seraph unterbrach die Leitung zu Sergeant Rone und überlies ihn wieder sich selbst. Er hatte sich nun wieder der Koordinierung der Verteidigung des Lichtbringers zu widmen und nebenher noch eine Raumschlacht mit drei weiteren Schiffen führen. Eines der Schiffe hatte backbord gleichgezogen und mehrere Trupps Angreifer an Bord teleportiert. Das Manöver war mit solcher Effektivität ausgeführt worden, das Seraph sich selbst zur Ordnung rufen musste, um nicht weiter den feindlichen Flottenkapitän für sein außergewöhnliches Können zu bewundern. Davon mal abgesehen waren nicht etwa schwer gepanzerte Terminatoren in den betroffenen Schiffsektionen erschienen sondern nur besser gepanzerte Infanterie. Seraph dachte an den Trupp Black Angels Veteranen, die in ihren taktischen Cybotrüstungen auf Dahlem gegen die Rebellen kämpften. Wie gern hätte er sie jetzt an Bord gehabt um mit ihnen seinen Schlachtkreuzer von den Piraten zu säubern. „Herr, eines der Schiffe versucht, zum Planeten durchzubrechen. Sollen wir einen Verfolgungskurs setzen?“ Seraph schaute zu einem der riesigen Wandschirme, auf denen die Position der einzelnen Schlachtschiffe zu sehen waren. „Positiv. Das Schiff von dem wir uns lösen werden ist von den Dark Angels geentert worden. Unsere verbündeten Ordensbrüder werden schon dafür sorgen, dass das Schiff uns nicht weiter belästigt.“
Die Triebwerke des Lichtbringer schoben den riesigen Schlachtkreuzer in die Flugbahn des viel kleineren Flottenschiffes, das versucht hatte, sich aus der Raumschlacht zurück zu ziehen. Das Schiff das Backbord beigedreht hatte wurde nun gänzlich ignoriert und musste zusehen, wie es wieder auf Kurs kam, um den schlachtkreuzer einzuholen. Allerdings versagte ein Teil der Triebwerke und das Schiff wurde merklich langsamer. Dadurch das eine Seite der Triebwerke total den Dienst versagten, driftete das Schiff nun auch noch von der Schlacht und Dahlem weg.

Es war Plantan endlich gelungen mit seinen Brüdern einige der wichtigsten Zuleitungen zu den Triebwerken still zu legen. Mit seinem Kettenschwert hatte er alles zertrümmert, was nach wichtigen Konsolen und Steuerelementen aussah. Gut platzierte Granaten taten ein Übriges. Doch nun hatten sie die Büchse der Pandora geöffnet. Die schon vorher hohe Strahlung hatte noch einmal um ein Vielfaches zugenommen und genauso auch die Angriffe der Piraten. Doch Plantan war erstaunt feststellen zu müssen, dass sich unter ihnen einige Kämpfer in grässlich verzierten Servorüstungen befanden. Waren das etwa Verräterlegionäre? Bisher hatte er nur einige ältere Veteranensergeants darüber reden hören. Die Geschichte des Bruderkrieges war zu großen Teilen geheim und nur ein kleiner Teil der Imperiumsbevölkerung wusste überhaupt von den Geschehnissen die vor zehntausend Jahren zu großen Umwälzungen im Imperium geführt hatten. Space Marines, wie es die Dark Angels heute waren, hatten damals rebelliert und sich gegen den Imperator gestellt. Es fand ein Blutiger Bruderkrieg zwischen den noch loyalen Space Marines und den Verrätern statt, der nur unter größten Verlusten gewonnen werden konnte. Nicht ihr Primarch, der Genvater des Dark Angels Orden, Lion´El Jonson war im Kampf gefallen, sonder auch der Imperator selbst wurde schwerstens verletzt und war seitdem an den goldenen Thron gefesselt, von dem aus er die Geschicke des Imperiums lenkte. Seitdem waren die loyalen Legionen in kleinere Orden aufgeteilt worden, die unabhängig voneinander das Imperium schützen sollten.
Nun sah Plantan das erste mal selbst solche Verräter vor sich und der ihm anerzogene Hass und die antrainierte Wut auf diese Ketzer brach sich in einem berserkerhaftem Sturmangriff Bahn. Ohne auf weitere Gefahren wie Strahlung oder umher fliegende Projektile zu achten stürzte er sich mit seinen Brüdern nach vorne in den Nahkampf und hieb auf die Verräter ein. Doch waren die keinesfalls so leichte Gegner wie die silbergewandeten Hilfstruppen der Piraten. Nein ganz und gar nicht. Mit geschickten Bewegungen wichen diese Häretiker jedem seiner Angriffe aus und Plantans Wut steigerte sich nur noch umso mehr. Einer der verstoßenen hatte an seinem Gürtel den Helm von Churl befestigt. An einige Stellen tropfte sogar noch sich verdickendes Blut aus dem Helm. Ein anderer hatte das Ehrenabzeichen von Aran an seinen Schulterpanzer befestigt. Nun wusste Plantan, dass seine drei Brüder verloren waren, denn nie hätten sie es erlaubt, das sich Ketzer mit ihrer Ausrüstung schmückten.
„Ah,…weitere Lämmer für unser Schlachtfest! Seid willkommen. Werdet ihr auch so jämmerlich weinen wenn wir euch eure grünen Panzer vom Leib schälen?“, ertönte eine höhnische Stimme in Plantans Kopf. „Du wirst mir nicht die sinne mit deinen Hexenkünsten vernebeln!“, schrie der junge Sergeant und schlug unkontrolliert sein Schwert umher. In seiner Raserei war er nicht nur für seine Gegner eine Gefahr. Mit weiten Schwüngen und schnellen Hieben schaffte er es sogar die Verteidigung eines der Ketzer zu durchbrechen. Funken sprühten an den Stellen an denen das Kettenschwert über die Rüstung seines Gegners schrammte und ganze Panzerungsbrocken mit heraus riss. Sein gegenüber nun vorsichtiger geworden wich einige Schritte zurück und parierte die nächsten Schläge des Dark Angels vorsichtiger. Die überhebliche Leichtigkeit war aus den Bewegungen des Verräters gewichen und hatte kontrollierten hieben und Schwüngen Platz gemacht. „Oh, ein Wolf im Lammfell wie mir scheint. Offenbar ist mein ehemaliger Orden über die Jahrtausende doch nicht so verweichlicht wie alle immer wieder behaupten. Ich bin geehrt durch deine Kampfkünste. Dennoch werde ich dich töten.“ Mit einer plötzlichen Bewegung, die für ein normales Auge nicht mehr sichtbar war und der das übermenschlich gezüchtete eines Space Marines kaum folgen konnte, entwand der Verräterlegionär dem jungen Dark Angel das Kettenschwert. Verdutzt sah Plantan wie sein Kontrahent die Waffe mit einer fast ebenso schnellen Bewegung aus der Luft griff und sie ihm in den Torso rammen wollte. Im wirklich allerletzten Moment wich der Sergeant aus und rettete sich mit einem Sprung nach hinten. Ohne zu zögern feuerte er den umgehängten Bolter ab. Einige der Geschosse schlugen in den Verräter der sich Plantan offenbar als Beute gewählt hatte. Sekundenlang schien es als würde dieser unter der Wucht der Einschläge zusammen brechen. Doch dann richtete er sich wieder zu seiner vollen Größe auf, streckte sich und lachte. Aber wieder schien nur Plantan das Lachen in seinen Gedanken zu hören. Sein Gegner schien wahrlich ein Hexer zu sein. Nach einer solchen Salve hätte der Mann tot sein müssen.
„Du musst noch viel lernen Wofslamm. Meinst du wirklich deine Attacke hätte mich im Geringsten beeindruckt?“ der Hexer richtete seine linke Hand auf Plantan. Von einer mächtigen Faust wurde dieser zu Boden geschleudert.
 
Völlig überrascht durch die mentalen Fähigkeiten des Verräters schlitterte Plantan über den Boden des Maschinendecks. Dabei bekam er aber eine der Waffen der toten Silberlinge zu fassen. Eine großkalibrige Schrotflinte, welche schwere Vollgeschosse geladen hatte. Als der Hexer wieder näher kam, legte Plantan auf ihn an und drückte ab. Natürlich wich der Chaosanbeter aus und seine höhnische Stimme erklang wieder in Plantans Gedanken. „Ist deine Zielgenauigkeit etwa schon beeinträchtigt? Bist du gar blind geworden?“ Plantan hatte aber genau geplant. Mit der ihm angezüchteten geistigen Beweglichkeit hatte er einige schnelle Berechnungen angestellt und gehandelt. Das Vollgeschoss durchschlug mehrere Schichten Metall und Plastik einer Rohrisolierung und trat auf der anderen Seite wieder aus. Dort prallte es von der Schiffswand ab und zischte als Querschläger in eine Ansammlung Fässer. Diese enthielten verschiedene Öle und Schniermittel die in einem Maschinenraum unerlässlich waren. Wie geplant entzündeten sich die verschiedenen Chemikalien und explodierten mit einer unerwartet heftigen Druckwelle, die alle kämpfenden von den Füßen fegte und etliche Apparaturen und Maschinen aus den Verankerungen riss. Nach einigen Sekunden regten sich nur noch die mit Servorüstungen gepanzerten Kämpfer. Die fünf Dark Angels erhoben sich wie ein Mann und richtete ihre Bolter und Kampfmesser auf die Verräterlegionäre. Diese hatten sich ebenfalls erhoben allerdings waren sie nur noch zu dritt. Doch das schien sie nicht im Geringsten daran zu hindern sich über ihre Gegner lustig zu machen. Sie schienen geradezu beschwingt und boten sich deckungslos den Dark Angels als Zielscheiben für ihre Boltersalven an. Der Verräter den Plantan nun nur noch als Hexer bezeichnete, hatte wieder eine Hand erhoben und schien einen unsichtbare Barriere um sich und seine Kumpanen errichtet zu haben.
Allerdings schwieg er und nervte Plantan nicht mit weiteren telepatischen Verhöhnungen. Offenbar konnte er seine Kräfte jeweils für nur eine seiner Hexereien nutzen. Oder er war schon angeschlagener als es den Anschein hatte. Unvermittelt begann ein Warnsignal in Plantans Helm zu blinken. Die Strahlung war nach der Explosion noch mal um ein Vielfaches angestiegen und begann nun ernsthaft Schäden zu verursachen, wie Plantan am Ausfall einiger Rüstungssysteme bemerkte. Vielleicht beeinflusste die Strahlung die Verräter ja genauso schlimm und dämpfte sie etwas in ihrer Kampfeswut. Eines war sicher. Die Dark Angels durften diesen Kampf nicht verlieren. Aber Plantan wollte auch keinen seiner Brüder in einem sinnlosen Kampf verlieren. Bis jetzt waren Churl, Aran und Georg die einzigen Verluste seines zehn Mann starken Trupps. Svedgir und Findus waren zwar schon seit einiger Zeit verschwunden aber es bestand kein Grund zur Annahme, dass sie ebenfalls von den Verrätern getötet worden waren. Dennoch hätte er jetzt gerne zwei zusätzliche Kämpfer auf seiner Seite. Denn trotz ihrer offensichtlichen Unterzahl schienen die Verräterlegionäre keineswegs unterlegen. Im Gegenteil. Sie wurden von einem Hexer angeführt der über außergewöhnliche Kräfte im Nahkampf verfügen konnte. Auch hieß es, dass diese Legionäre schon so alt seinen das viele von ihnen noch von den Erfahrungen des Bruderkrieges zehren konnten. Viele waren schon alt gewesen, bevor überhaupt einer von Plantans Vorfahren geboren worden war. Sie waren Veteranen und eigentlich nur unter schrecklichen Eigenverlusten überhaupt zurück zu schlagen. Töten konnte man sie noch schwere, wie Plantan ja schon selbst gesehen hatte, wenn er an die Boltersalven dachte die der Hexer einfach abgeschüttelt hatte, als handele es sich dabei um lästige Insekten.
Im Moment hatten sie eine Pattsituation erreicht die nur von kurzer Dauer sein konnte, denn bald würden entweder die Kräfte des Hexers zurückkehren oder die Strahlung würde sie alle dahinraffen. Mit schnallen Bewegungen der Hand befahl Plantan seinen Brüdern sich zum Ausgang zurück zu ziehen. Dabei sträubten sich sicherlich nicht nur seine Nackenhaare. Die Dark Angels waren dafür bekannt, sich nie zurück zu ziehen und immer hartnäckig eine einmal eingenommene Stellung bis zum letzten Mann zu verteidigen. Doch hier wäre es einfach nur sinnlose Verschwendung. Plantan hatte beschlossen sich in einen etwas sicheren Abschnitt des Schiffes zu begeben und von dort aus jeden Angriff der Verräter abzuwehren. Seine Mission das Schiff manövrierunfähig zu machen, hatte er ja bestens erfüllt. Nun war der nächste Schritt lange genug zu überleben, um auch noch möglichste viele Feinde zu vernichten. Mit schnellen Bewegungen und ächzenden Rüstungen, deren Servomotoren und Systeme schon stark durch die Strahlung beeinflusst wurden, rannten die Dark Angels zum Ausgang.
Begleitet wurden sie von dem Lachen der drei Verräter.

In einem anderen Teil des Schiffes war es Forius Trupp endlich gelungen den Cybot abzuhängen. Die schmalen Korridore kombiniert mit großen leeren Hallen ließen den Dark Angels nicht die kleinste Chance irgendeine Falle für die mörderische Kampfmaschine zu legen. Nirgends existierte genug Deckung für ein Feuergefecht mit dem schwer gepanzerten Koloss, der sich zielsicher zu ihnen durcharbeitete und sie vor sich her trieb. Forius hatte schon an einen glorreichen Tod im Nahkampf mit dem mechanischen Gegner gedacht, aber alles was die Dark Angels dabei gewinnen würden wäre höchst wahrscheinlich ein sinnloser Kampf ohne weiter strategische Bedeutung für die Schlacht außerhalb des Schiffes. Das einzig gute daran war das sie sich weiter in Richtung des zweiten Maschinendecks vorarbeiten konnten. Die Besatzung des Schiffes war vielleicht froh darüber das die Space Marines weiter von der Brücke weg gescheucht wurden, aber sie ahnten ja auch nichts von den Wahren Absichten der Dark Angels. Wenn das Schiff erst einmal ohne Antrieb im Weltraum trieb war es leichte Beute für den Lichtbringer und seine Waffen. Nach und nach würde der Schlachtkreuzer dann das Schiff aller wichtigen Abwehrsysteme berauben und schlussendlich zum entern reif schießen. Aber bis dahin hätten die Dark Angels sicherlich schon den größten teil der Besatzung beseitigt und auch alle lästigen Cybots und was sonst noch an Bord existierte besiegt.
Was Forius aber doch leicht beunruhigte, war die Tatsache, dass er schon seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zu Plantan hatte. Dies war der erste richtig größere Einsatz für den jungen Sergeant und nun gab es schon Probleme mit der Kommunikation. Aber ein schiffweites Beben hatte Forius angezeigt das Plantan offenbar seine Mission in Angriff genommen und den ersten Teil schon erfüllt hatte. Damit war er sogar schon weiter als der zehn Mann starke Sturmtrupp unter Forius Kommando. „Forius wir scheinen uns endlich dem Maschinendeck zu nähern. Meine Rüstungssensoren messen erhöhte Warppartikel in der nähe, wie sie nur von Schiffstriebwerken verursacht werden können.“ Bruder Websters Stimme klang wie immer sehr leise. Er war der Spurenleser der Truppe und wurde von Forius des Öfteren als Späher voraus gesandt um das Gebiet zu erkunden. Bei einem Kampf gegen die Eldar von Alai Toc hatte Webster einen der Chameolin Tarnmäntel eines Weltenwanderers, den legendären Scoutscharfschützen der Eldar, erobert und sich als Souvenir umgehängt. Seitdem benutzte er ihn selber im Einsatz. Und bisher hatte sich das außerirdische Kleidungsstück als nützliche Erweiterung der Ausrüstung für Webster erwiesen. So auch hier. Webster voraus gelaufen und hatte schon die nächsten Gänge und Biegungen auf eventuellen Hinterhalte geprüft. „Perfekt! Sende die Koordinaten und erkunde weiter die Richtung. Falls du auf Feinde triffst, die du nicht besiegen kannst warte auf uns.“…

Nach einigen Momenten lag das Schott zum Maschinendeck vor ihnen. Webster stand neben drei Piratenleichen und wischte sein Kampfmesser an der Uniform eines der Toten ab. Auf dem Deck gab es nicht viel zu tun für die grün gepanzerten Invasoren. Nur leicht gerüstete in silbernen Schutzanzügen steckende Piraten, die mit ihren schwachen Waffen versuchten, die Dark Angels aufzuhalten. Während einige der Space Marines die Verteidiger langsam zurück drängten, verteilten Forius und einige Brüder schon Sprengsätze an verschiedenen Maschinenkomponenten. „Sergeant, der Abschaum flieht!“ „Erzähl mir etwas Neues!“ „Nein ich meine sie haben sich alle gleichzeitig und auf einen Schlag hin zurück gezogen. Sie sind alle in Richtung der Turbinen verschwunden.“ Last sie fliehen! Wir haben eine Mission zu erfüllen! Bringt die Bomben an!“ Forius machte eine weitere Melterbombe scharf. Doch dann kribbelte es in seinem Nacken und er spürte wie sich seine Härchen unter der Servorüstung aufstellten.

Schneller als jeder normale Mensch drehte er sich um und wich instinktiv zur Seite. Die Konsole die er eben noch mit einer Melterbombe präpariert hatte, wurde von einem zwei Meter langen und mehrere hand breiten Energieschwert in zwei Hälften gespalten. Ein, eine schwarze Servorüstung tragender, Space Marine war aus dem nichts aufgetauchte und griff ihn an. Durch die Spezialoptiken seines Helmes, die ihm ein fast 360°-Sichtfeld ermöglichten, konnte er erkennen das sich sieben weitere neue Gegner auf das Maschinendeck teleportierten. Der Veteranensergeant erkannte sie sofort als die Chaosverräter, die vor gut zehntausend Standartjahren gegen den Imperator rebelliert hatten und zum Chaos übergelaufen waren. Die Angreifer trugen allesamt Nahkampfwaffen. Die übliche Kombination aus Kettenäxten- und Schwertern, Boltpistolen, uralten Energiewaffen und Plasmapistolen, die die ebenfalls schon sehr alten Krieger über die Jahrtausende gerettet und benutzt hatten. Sie waren also gleichwertige Gegner für Forsius und seine Brüder.
Kein schwächliches Kanonenfutter, das man ihnen zum Verheizen vorgeschickt hatte. Diese Krieger wussten wie man einen ordentlichen Kampf ausführte. Und als hätten die feinde seine Gedanken gelesen, nahmen diese alle gleichzeitig Kampfstellung ein. Normalerweise hätte der Maschinengeist seiner Rüstung automatisch die Frequenzen des Gegners aufspüren und ihm zugänglich machen müssen. So wäre es Forius und seinen Brüdern möglich gewesen den feindlichen Funk abzuhören und sogar zu stören. Aber bei den Chaos Marines schien ihn der Geist im Stich zu lassen. Auf der anderen Seite kam es immer wieder vor, dass die Chaos Marines noch Technologien aus dem dunklen Zeitalter benutzten, die für das Imperium schon längst verloren oder in Vergessenheit geraten waren. Die Techpriester vom Mars fanden immer wieder mal Segmente der legendären STK-Technologie, welche es der Menschheit vor Äonen ermöglicht hatte, von Terra aus, der Ursprungswelt der Menschheit, das Weltall zu erobern und das Imperium zu gründen. Der Verräter mit dem beängstigenden Energieschwert winkte mit der linken Hand und sagte nur: „Lasst uns endlich beginnen!“
Die Stimme klang so alt und kalt wie der luftleere Raum des Alls. Forius konnte nicht die geringste Emotion heraus hören. Die Schwarzgepanzerten griffen, wie ein Mann an und stürzten sich auf die Dark Angels, die ihnen an Zahl überlegen waren. Doch das schien sie nicht zu kümmern. Sie bewegten sich blitzschnell. Schneller als es Forius je für möglich gehalten hätte. Die Ketzer schienen nicht im Geringsten durch ihre Rüstungen behindert zu werden. Ganz so, als seien sie mit ihr verwachsen und würden die dicke Cherahmitpanzerung gar nicht spüren. Doch die Dark Angels fassten sich fast auf der Stelle und die angezüchteten Instinkte und die gespeicherte Konditionierung übernahm die Kontrolle über die genetisch verbesserten Körper. Die Wut und der Hass für den die Dark Angels in der Schlacht so berühmt waren, zeigten sich auch jetzt bei Forius und seinen Brüdern. Nun hatten sie endlich ein ziel für ihre angestaute Energie und Frustration gefunden, die sich bei ihnen angesammelt hatte als sie sich vor dem Chaoscybot hatten zurückziehen müssen. Schon war einer der Verräter gefallen, niedergemacht von den wilden Attacken zweier Brüder, die sich nun schon wieder nach einem neuen Ziel umschauten.
Zwischen den Flüchen der Dark Angels und den herätischen Schmähungen fand Forius genug Besonnenheit, um nicht die Mission aus den Augen zu verlieren. Er wies drei seiner Brüder an, wieder mit dem verminen der der Maschinen zu beginnen. Er wusste aber, dass das noch zu erbitterten Auseinandersetzungen nach dem Kampf führen würde. Kein Dark Angel zog sich freiwillig aus einem Kampf zurück. Schon gar nicht wenn die Gegner die verhassten Space Marines waren, die dem Imperium für immer den Rücken gekehrt hatten. Doch dann trennte die Mörderklinge des Anführers der Verräter ihm eine der Auslassdüsen seines Rückenmoduls ab. Der Maschinengeist wies ihn, mit roten Warnrunen und einem im Moment wirklich nervtötenden Signalton, darauf hin. Eine tiefe Schramme zog sich über die Brustplatte und zeigte an, wo ihn die Waffe ein weiteres Mal gestriffen hatte.
Verdammt, das war knapp gewesen. Die Klinge durchschnitt mühelos einige Rohre, hinter denen Forius Deckung gesucht hatte. Der Krieger war gut. Forius musste sein ganzes Können aufbieten, um nicht ebenfalls in zwei Hälften geschnitten zu werden. Während des Kampfes konnte der Dark Angels Sergeant seinen Gegner genaustens studieren. Kein Detail der schwarzen Rüstung blieb ihm verborgen. Sie war im Design der Legionen zur Zeit des Bruderkrieges gefertigt. Natürlich hatte ihr Träger sie nach und nach geflickt und auch immer mehr mit Zeichen seiner Leistungen im Kampf geschmückt und verziert. Irgendetwas kam Forius aber wage bekannt vor. Nur wies ihn nun leider kein aufmerksamer Maschinengeist darauf hin. Normalerweise war ein Space Marine wie er theoretisch in der Lage mehrer Denkprozesse parallel abzuhandeln. So war es ihm möglich zu kämpfen und auch schon die weiteren Manöver der schlacht zu planen. Aber hier und jetzt verlangte ihm sein Gegner alles ab. Nur ein kleiner Fehler in der Konzentration und er würde ein Opfer der mächtigen Energiewaffe werden, die sein Kontrahent führte. Im Gegensatz zu ihm hatte der Ketzer bisher exzellent gekämpft und nicht die kleinste Lücke in seiner Deckung gezeigt.
Der Dark Angel wusste, dass sein Gegner schon länger kämpfte, als Forius überhaupt lebte. Der Verräter hatte Jahrtausende Zeit gehabt, seine Kampftechniken in unzähligen Schlachten zu verfeinern und auszubauen. Er war der ultimative Krieger geworden. Ganz so wie es der Imperator wahrscheinlich vor langer Zeit geplant hatte. Doch er kämpfte auf der falschen Seite und betete zu den falschen Göttern. Er war ein Makel im Plan des Göttlichen auf Erden. Ein Fehler im System. Ein Virus den man ausrotten musste. Und Forius war das Gegenmittel gegen diese Seuche, die schon zu lange das Imperium geißelte. Er würde diese verfluchte Missgeburt töten hier und jetzt. Und danach würde er mit den anderen weiter machen. Und dann würde er das gesamte Schiff von jeglichem Abschaum säubern.
Weitere Wellen des Hasses durchströmtem Forius und gaben ihm neue Kraft. Er wurde eins mit seiner Waffe. Sein eigenes Energieschwert war nun ein Raubtier, dass nach einer beute gierte. Das Raubtier löschte alle noch menschlichen Gedanken aus und begann mit seiner Jagd.
Und nun zeigten sich zum ersten Mal seit der Kampf begonnen hatte, Unsicherheiten in den Bewegungen des Anführers der Chaos Marines. Seine hiebe wurden hektischer und versuchten sich der Geschwindigkeit anzupassen mit der der Dark Angels Sergeant ihn nun bestürmte. Nicht schien dessen Angriffe aufhalten zu können. Große Brocken Cheramit fielen zu Boden und entblößten die empfindlichen Servosysteme darunter.

Durch die Aggressivität ihres Sergeant angestachelt, schlugen auch die restlichen Dark Angels noch härter zu als zuvor. Noch verbissener. Noch gnadenloser. Die Verluste auf beiden Seiten nahmen zu. Die einstmals sieben Dark Angels, die den Kampf begonnen hatten, waren nur noch zu dritt. Sie kämpften gegen vier Chaosanbeter, die wohl beschlossen hatten, die große Entscheidungsschlacht auf Terra, aus dem Bruderkrieg hier auf dem Maschinendeck nachzustellen. Nur das diesmal die Verräter siegen sollten. So oder so. Sie würden es den imperatortreuen Lakaien hier und jetzt zeigen, oder bei dem versuch sterben. Die drei Dark Angels die das Deck verminen sollten sahen sich außerstande in das blutige Kampfgetümmel einzugreifen. Die Kämpfer bewegten sich einfach so schnell, dass es unmöglich war einen gut gezielten Bolterschuss zu landen. Auch konnten sie die Minen die sie angebracht hatten nicht zünden, solange ihre Brüder noch kämpften. Ihnen blieb nur abzuwarten und bereit zu sein, um in richtigen Augenblick zu reagieren.
*33*
„Wir erreichen den Treffpunkt in circa fünfzehn Minuten. Schade das dieser Panzer keine vernünftigen Sensoren hat, sonst könnte ich das Zielgebiet schon mal abtasten!“ Hermiles hob resigniert die Schultern und schnäuzte sich schon kurz darauf die entzündete Nase. Wie erwartet, hatte er sich schon kurz nach der Bruchlandung auf diesem verdammten Planeten eine verdammte Allergie gegen irgendeine verdammte Pflanzenspore geholt. Zu allem Überfluss hatte er das Breitbandantiseptikum, das er meist für solche Fälle parat hatte im Wrack des Boten vergessen. Um sich abzulenken und sich zwischen den beiden Brüdern mit ihren Muskeln und ihren unheimlichen Fähigkeiten nicht völlig nutzlos vorzukommen, hatte er Sam am Steuer des Chimäre-Transportpanzers abgelöst. Dieser war ihm unendlich dankbar gewesen, sich endlich aus dem für ihn viel zu engen Fahrersitz zwängen zu können und diesen den viel schmächtigeren Navigator zu überlassen. Le Counte hatte auf dem ebenfalls engen Beifahrersitz platz genommen und die vorrausichtlichen Gewinne aus dem ganzen Deal berechnet. Zuerst war er richtig euphorisch gewesen und hatte sich vergnügt die Hände gerieben. Aber nachdem ihn Hermiles auf die anfallenden Reparaturkosten des abgestürzten Frachters und die Bergekosten hingewiesen hatte, die es kosten würde, das Wrack überhaupt aus der staubigen Steppe in eine halbwegs vernünftige Werkstatt zu schleppen, hatte sich die Laune des Kapitäns zusehends verschlechtert und er hatte kein Wort mehr geredet. Auch Hermiles Versuch ihn aufzuheitern, als er ihm vorschlug, doch die erbeuteten Waffen der toten PVS-Krieger zu verkaufen, hatte nichts genützt. Nun blickte Johann wenigstens kurz auf und starrte auf den Radarschirm. Von hinten steckte Lars seinen Kopf in die enge Fahrerkabine. „Ich schlage vor das wir kurz vorher stoppen und Sam und Hermiles als Erkundung rausschicken. Das hat zwei Vorteile. Zum einen könne wir so heraus finden ob wir nicht in eine falle gelockt werden und zum anderen hätten wir noch zwei Mann in Reserve falls es zu irgendwelchen ungeplanten Zwischenfällen kommen sollte.“ „Warum soll ich einen von Euch beiden begleiten? Das gefällt mir nicht! Das will ich nicht! Ich habe so schon mit der verdammten keimversechten Atmosphäre dieses Dreckklumpen zu kämpfen. Wenn ich mich jetzt draußen im gras rumdrücken soll, wie eine verdammtes Tier dann kann ich mir auch gleich eine Kugel durch den kopf jagen!“ Hermiles stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Dieser Lars schien sein letztes bisschen verstand vorhin bei dem Kampf eingebüßt zu haben. Wie kam er darauf, das sich Hermiles Freiwillig mit ihm oder seinen Bruder in die imperatorverlassende Wüste begab. War das etwa der plan der beiden Brüder? Wollten sie den Kapitän und ihn einzeln umbringen? Ihn draußen und Johann hier im Panzer! Dann bräuchten sie nur noch mit der Ware zum Treffpunkt fahren, mit Hargul das Geschäft machen und sich dann still und heimlich absetzen.

„Gute Idee!“ antwortete Lars mit einem sarkastischen Lächeln. Dann hielt er Hermiles etwas unter die gereizte Nase. Es war eine Gasmaske der imperialen Armee, das Standartmodell für Offiziere, mit dem extra engen Verschlüssen und den nie ganz dichten Filtern. „Die hier sollte ausreichen, dein kostbares Leben für weitere Stunden zu schützen.“ Die Art und Weise wie Lars gesprochen hatte, lies keinen weiteren Widerspruch zu. Da der Kapitän weiterhin schwieg und nicht den geringsten Versuch unternahm, etwas gegen den Plan zu äußern, fügte sich Hermiles seinem Schicksal und folgte Klars nach hinten. Dort reichte Sam dem Navigator ein schweres Lasergewehr und ein Funkgerät. Hermiles setzte sich die Gasmaske auf und verband sie mittels eines dünnen Kabels mit dem Funkgerät. Schon nach wenigen Minuten begann er zu schwitzen. Sam hatte wieder seinen Bolter dabei und einige weitere Ausrüstung befand sich in den Taschen an seinem Gürtel und den Schulterriemen. Alles in allem hatte er genug Munition und Sprengkörper dabei um es mit einer kleinen Abteilung Soldaten aufzunehmen. Wozu er ja ohne weiteres in der Lage war, wie Hermiles wusste. Nun vielleicht würde er doch nicht in der Einsamkeit dieser trostlosen Landschaft sterben. Sam würde sich doch niemals mit soviel Kram abschleppen nur um ihn zu töten. Nein, das konnte er auch mit bloßen Händen.
Während sie sich seitlich einer staubigen Piste bewegten, schien Sam Konversation betreiben zu wollen. „Wie ist dieser Hargul denn so? ...Ist er auch ein solcher Sturkopf, wie unser Kapitän?“, fragte er Hermiles über den Kurzstreckenfunk. So war es für Hermiles leichter zu antworten, als wenn er durch die dicke Gummischicht der Gasmaske hätte sprechen müssen. „Nö. Hargul ist ein Profi durch und durch. Er hält sich an jeden Vertrag. Zahlt immer pünktlich. Und hat meist sehr lukrative Aufträge zu vergeben. Hier auf Dahlem ist er der Mann, den du ansprechen musst, wenn du was zu verkaufen hast, dass nicht ganz legal ist. Er findet immer einen Kunden für dich. Leider habe ich Hargul noch nie persönlich gegenüber gestanden. Bis jetzt war es auch für mich noch nie wirklich nötig gewesen, einen Planeten zu betreten. Mein Kontakt zu Hargul verlief bis jetzt immer per Funk.“ Sam schwieg eine Weile und beobachtete das Gelände.

Endlich hatten sie den Treffpunkt erreicht. Geduckt lagen sie auf einem flachen Hügel und Sam schaute sich um. Nichts Verdächtiges war auszumachen. Alles was er sah war ein massiver Truck mit dem höchstwahrscheinlich die Schmuggelware abtransportiert werden sollte. Ansonsten regte sich da unten nichts. Die Fensterscheiben der Fahrerkabine waren abgedunkelt worden, so dass Sam nicht feststellen konnte, ob sich jemand darin befand. „So wie es aussieht ist alles bestens. Sag den anderen bescheid, die Luft ist rein.“ Hermiles dachte nur es wäre schön, wenn sie es wäre. So rein wie an Bord eines Raumschiffes. Keine Pollen und keine Bazillen. Trotzdem funkte er ohne zu murren zu Le Counte durch das Hargul schon bereits am Treffpunkt auf ihn wartete. Der Kapitän war darüber höchst erfreut und das erste Mal seit stunden wieder etwas besser gelaunt. Hermiles hatte kaum den Kontakt abgebrochen als die Chimäre auch schon auf der Bildfläche erschien. Nun tauchten auf einmal doch einige sich äußerst hektisch bewegende Männer auf, die von der Ladefläche des Trucks sprangen und sich kampfbereit machten. Sam tat das gleiche und hatte sofort seinen Bolter und einige Granaten zur Hand, mit denen er ohne weiters ein kleines Blutbad unter den Männern anrichten konnte. Hermiles lief es auf einmal eiskalt den Rücken runter und der Schweiß auf seiner Stirn war nun nicht mehr die natürliche Transpiration eines Allergikers unter einer luftdichten Gasmaske, sondern reiner kalter Angstschweiß. Was lief denn jetzt ab? Eben war doch alle noch in Ordnung gewesen. Doch dann hörte er schon die Stimme von Kapitän le Counte über den Funk, wie er den Geheimcode sprach. „Die Nacht ist Dunkel und die Luft ist kalt. Ich bringe Gaben, drum lass mich ein, sehr bald.“ Es dauerte einige Sekunden bis die Antwort kam. „Johann?! Verdammt, bist du das? Ein Panzer der imperialen Armee?!“ Harguls Stimme Klang erleichtert, ärgerlich und neugierig zugleich. „Kein Panik Hargul. Ich bin’s und sogar in einem Stück.“ „Was hat dich aufgehalten? Ich warte hier schon seit zwei Stunden mit meinen Männern. Und dann jagst du uns auch noch so einen Heidenschreck ein! Ich habe wirklich besseres mit meiner zeit anzufangen.“ Le Counte lachte erleichtert. Die Anspannung der letzten Stunden schien mit einem Schlag wie weggeblasen. Es war gut endlich in all dem Chaos auch mal die Stimme eines alten Freundes zu hören. „Ich weis, ich weis. Leider verlief unsere Landung nicht ganz so gut wie wir es geplant hatten. Und dann musste ich mich auch noch nach einem neuen transportmittel umschauen, wie du ja schon bemerkt hast.“
„Meine Güte, was ist bloß passiert?“ Harguls Stimme klang besorgt. Aber es war nicht die Art von Sorge, die man für das Wohlergehen andere empfindet. Nein, Hargul schien sich eher um seine eigene Person zu sorgen. Was wenn man ihnen nun aufgrund der verpatzten Landung von Johann le Counte auf die Schliche kam und wegen Schmugglerei verurteilte? „Es gab ein Problem und wir haben es beseitigt. Ich erzähle dir gleich mehr, wenn wir da sind.“ Dies war einige Minuten später der Fall. Die Chimäre hielt hinter dem Truck, um das verladen der Ware nicht noch unnötig umständlicher zu machen. Zwei der Männer zogen dicke Holzbohlen von der Ladefläche und lehnten sie schräg gegen den Truck. So entstand eine zwar recht primitive aber auch sehr stabile Rampe auf der die Ware nach oben gerollt werden konnte. Nun drehte sich der Turm der Chimäre und der Impulslaser des Panzers zielte auf den Truck, die Turmluke öffnete sich und Lars erschien mit dem Bolter in der Linken. Den rechten Arm hatte er am Auslöser des Impulslasers. Die Männer verharrten erschreckt bei ihren jeweiligen Tätigkeiten und schauten nur mit großen Augen auf Lars. Als Le Counte hinten aus der Chimäre schritt verschränkte der Kleinste der Männer empört die Arme vor der Brust und sprach mit bösem Gesicht. „Was soll das Johann? Willst du mich linken? Nach all den Jahren die wir nun schon Geschäfte miteinander machen, bedrohst du mich mit einer Waffe?
Johann sah erst jetzt richtig was Lars da mit einem seiner ältesten Freunde anstellte, und rang um Fassung. Sofort war er wieder der Schiffskapitän eines interstellaren Frachters, der nicht lang fackelt, wenn etwas seinen Profit bedrohte. „Auf der Stelle die Waffen runter! Bist du denn von einem Dämon besessen? Was habe ich angestellt das mich der Imperator derartig straft? So geht man doch nicht mit Geschäftspartnern um! Komm raus und hilf beim verladen!“ Rechtschaffender Zorn brannte in Johanns Augen und er zweifelt wirklich langsam an der Gunst von Ihm auf Erden, der ihn in letzter Zeit so im Stich gelassen hatte. Hatte denn dieser Lars nur Muskeln in den Armen und dafür kein Hirn? ER hatte sich doch an Bord des Frachters auch nicht so dumm angestellt. „Hargul, bitte verzeih! Ich weis nicht was in letzter Zeit los ist? Vielleicht ist es weil er noch relativ neu in dem Geschäft ist und noch nicht alle Umgangsformen kennt. Verzeih vielmals!“ Die heftige Abfuhr, die Johann seinem offensichtlich wirklich nicht ganz gescheiten Untergebenen verpasst hatte, schien Hargul wieder zu versöhnen. Mit weit offenen Armen kam er auf den alten Freund zu. „Vergeben und vergessen, Johann. Kann doch mal passieren. Es ist schön dich endlich mal wieder zu treffen. Dein letzter Besuch auf Dahlem liegt ja auch schon länger zurück. Komm lass die Männer die Waren verladen und wir beide klären das Finanzielle. Dabei kannst du mir auch gleich deine Geschichte erzählen. Ich habe auch etwas für deine trockene Kehle dabei, das du unbedingt mal probieren musst.“ „Oh Hargul du ahnst gar nicht wie gut sich das nach all dem Stress anhört!“
Eine halbe Stunde später war die Schmuggelware verladen und Harguls Männer standen abwarten herum und rauchten aromatische Kräuter. Lars hatte sie schon von Anfang an nicht als Gefahr angesehen und saß etwas abseits auf einem Stein und unterhielt sich mit Hermiles und Sam über den Funk. „Ich glaube wir verschwinden hier bald wieder. Mal sehen was der Kapitän sagt wenn er fertig ist, mit Hargul auf diesen miesen Tag anzustoßen.“ Hermiles hatte sich seit vorhin wieder etwas entspannt und sich auf den Rücken liegend die Wolken betrachtet. Die gab’s natürlich nicht im Weltraum. Er hatte festgestellt, dass, wenn man lange genug hinschaute, die Wolken die Umrisse von Raumschiffen annahmen oder von Tieren. Ganz wie es einem gefiel. Sam, der immer noch eingestöpselt war, antwortete auf Lars Funkspruch sofort. Er war froh wieder die Stimme seines Bruders zu hören mit dem er viel mehr teilte als nur weinen gemeinsame Vergangenheit auf Caliban. Während der Verladearbeiten hatte er den Horizont nach Feinden oder verräterischen Bewegungen abgesucht und dabei die Lichter der umkämpften Bezirke entdeckt, in denen der Krieg tobte. Dort kämpften Menschen gegeneinander und starben. In einem sinnlosen Krieg. Und seit kurzem hatte das Imperium auch noch die Space Marines in diese Schlacht gesandt. Krieger, die eigentlich geschaffen worden waren, um das Imperium zu beschützen. Stattdessen kämpften sie hier gegen imperiale Bürger, die nur etwas mehr Freiheit gefordert hatten. Sam kannte wahrlich bessere Einsatzmöglichkeiten für diese Elite-Krieger als den Kampf gegen eine etwas störrische Bevölkerung auf einem Hinterweltler-Planeten. Da gab es die Eldar, die Orks oder riesige Schwärme von insektoiden Tyraniden, die ganze Planeten kahl fraßen und von einem geheimnisvollen Schwarmbewusstsein gelenkt wurden. Und nicht zu vergessen das Chaos in all seinen Erscheinungsformen und die ihm dienenden Chaos Space Marines. Auf Dahlem schien bis jetzt nicht ein Anzeichen für eine dieser gefahren gefunden worden zu sein. Alte Erinnerungen holten Sam ein. Der große Bruderkrieg. Er war auf Caliban gewesen und hatte die Ordensfestung verteidigt. Luthors Reden klangen ihm im Ohr. Wahrheiten aus dem Munde eines vom Chaos korrumpierten Verräters. Die Spaltung von seines Ordens in zwei Fraktionen sich hassender Ordensbrüder. Lars hatte auch dieses Schicksal erlitten, wie er. Und irgendwann hatten sie sich getroffen. Jeder für sich auf der Flucht vor den rachsüchtigen Brüdern ihres ehemaligen Ordens. Gemeinsam hatten sie ihre Chancen verdoppelt, einer Gefangennahme zu entgehen. Viele Abenteuer hatten sie zusammen erlebt und sich unzählige Male gegenseitig das Leben gerettet. Mit Lars konnte er sich unterhalten über vergangenes und verbotenes Wissen, für das die Mitglieder ihres Ordens jeden töten würden. Gemeinsam würden sie irgendwann die Vergebung empfangen für ihren Verrat den sie vor schon so langer Zeit begangen hatten. Für all die Unschuldigen deren Leben ihretwegen ausgelöscht worden war. Trotz aller Vorsicht gelang es seinen Häschern immer wieder ihre Spur aufzunehmen.

Als Kapitän Johann le Counte nach dem Geschäft wieder die Chimäre betrat, hatte sich seine anfänglich gute Laune schon wieder etwas abgekühlt. In der rechten Hand trug er einen Koffer, der das vereinbarte Honorar für die Schmuggelware enthielt. „Hargul fährt mit seinen Leuten vor uns her und weist uns den Weg in die noch sicheren Bezirke der Makropole. Dort kennt er einen gewissen Harrison, der uns ein Triebwerk für den Frachter besorgen kann.“ An der Art wie der Kapitän die Worte heraus würgte erkannte Lars, dass die an sich hohe Gewinnspanne erheblich unter den Reparaturkosten des Boten leiden würde. „Sag Sam und Hermiles, dass wir jetzt aufbrechen werden.“ Mit langsamen Bewegungen setzte er sich auf eine leere übrig gebliebene Kiste und klappte den Koffer auf. Beim Anblick des Geldes huschte ein kleines Lächeln über Johanns Gesicht, das aber gleich darauf wieder verschwand. „Wir werden wahrscheinlich einen etwas längeren Aufenthalt auf Dahlem haben als eingeplant. Dieser verdammte Krieg hier hat alles verändert. Alles ist seltener, teurer und verdammt schwerer zu besorgen. Und es wird auch alles etwas länger dauern. Verdammt noch mal!“ Mit Frustration in der Stimme schlug er gegen die metallene Außenhaut des Panzers und bereute es gleich in dem Augenblick, als seine weiche Faust die harte Stahloberfläche berührte. Nachdem Lars Sam und Hermiles kontaktiert hatte, kam er mit einem Medipack zu seinem Kapitän. Zwischen den Verbandspäckchen und Pflastern fand er etwas Kühlgel und behandelte damit die leicht anschwellende Hand des Kapitäns.
Einige Stunden später erreichten sie die ersten bewohnten Bereiche der Makropole. Wie überall im zivilisierten Imperium hatten sich in den Randbereichen der großen Makropolen eigene kleinere Städte entwickelt, in denen die Armen und Entrechteten lebten. Und auch Dahlem bildete da keine Ausnahme. Nach einem kurzen Halt bei dem Hargul seinem alten Freund die wichtigsten Adressen und Hinweise gab, verabschiedete er sich um seine heiße Ware endlich los zu werden. Johann sollte sich nachdem er alles wegen seines abgestürzten Frachters geregelt hatte, wieder bei ihm melden. Dann verschwand er mit seinem Truck in Im Labyrinth der Gassen und Häuser. Die Adresse einer Werkstatt hatten sie schnell gefunden. Es war auch kein größeres Problem gewesen. Alles was nicht schnell genug aus dem Weg war walzte die Chimäre einfach platt. Vor einer großen hangarartigen Halle stoppten sie den Panzer und Johan stieg aus in Begleitung der beiden Brüder. Hermiles blieb in der Chimäre. Da sie relativ hermetisch abgeschottet war konnte er sich in ihr auch ohne die hinderliche Gasmaske bewegen. Außerdem musste ja auch einer auf die Neuerwerbung des Kapitäns aufpassen. Und falls es in der halle Schwierigkeiten geben sollte, konnte Hermiles mit dem Panzer immer noch durch die wand fahren und für genug Ablenkung sorgen, damit die andern fliehen konnten oder ähnliches.
Lars und Sam hatten ihre auffälligen Bolter gegen einige der schweren Waffen der PVS-Soldaten ausgetauscht. Mit den Munitionsgurten und den vielen Granaten wirkten sie wie zwei zu allem bereite Söldner, die für einen Leibwächterjob angeworben worden waren. Im Großen und Ganzen waren sie das ja auch. Johan le Counte schritt voran und betrat das dunkle Innere der Werkstatt als Erster. Es war dunkel und laut. Hier und da flackerten Funkenregen oder Schweißbrenner auf und im Licht der Werkzeuge konnte man Servitoren, Droiden oder Menschen erkennen. Die Geräuschkulisse war ein Mischmasch aus dem kreischen von bearbeiteten Metall, arbeitenden Werkzeugen und dem Geschrei von verschiedensten imperialen Dialekten. Als sich die Augen langsam an die dunklen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten konnte man auch noch mehr Einzelheiten der Werkstatt erkennen. Es existierten mehrere Ebene bis unter das Dach, auf denen sich, in speziellen Wandnischen, Fahrzeuge aller Art in verschiedenen Stadien des Aufbaus und des Ausschlachtens. Menschen in schmutzstarrender Kleidung, behängt mit exotischen Werkzeugen, wuselten zwischen den einzelnen Nischen hin und her und schrien sich dabei teilweise unverständliche technische Begriffe und Kommandos zu. Was aber sofort auffiel war das Fahlen jeglicher Riten und Lobpreisungen an den Maschinengott und des Adeptus Mechanikus. Das beste Anzeichen dafür, dass dies keine offiziell geduldete Werkstatt war sonder eine illegale Einrichtung in der ungesegnete Reparaturen vorgenommen wurden. Das bedeute zweierlei. Erstens der Kapitän würde auf jeden Fall zu seinen Triebwerksersatzteieln kommen. Und zweitens würden sie mindesten dreimal so teuer sein, wie normal (Und das auch nur, wenn Johann le Counte Glück hatte.). Als die drei Männer schon fast in der Mitte der Werkstatt waren, stellten sich ihnen mehrere massige Männer, mit großen Vorschlaghämmern und Schweißbrennern in den Händen, entgegen. Andere trugen Brechstangen oder hatten sich Ketten um die Fäuste gewickelt, damit sie damit im Nahkampf mehr Schaden anrichten konnten.

Auch hinter ihnen formierten sich Männer mit gefährlich aussehenden Werkzeugen. Man, das läuft gar nicht so ab wie Hargul mir das geschildert hat, dachte Johann bei sich. Aber egal ich werde meine Rolle weiterspielen. Wozu habe ich denn Sam und Lars dabei? Die beiden Männer hatten schließlich fast ganz alleine die imperiale PVS-Truppe fertig gemacht die den Boten angegriffen hatte. Also weiter im text! Johann atmete noch einmal tief durch, lies es aber für einen Außenstehenden so aussehen als ob er um seine Beherrschung ringen müsste und begann zu sprechen. „ Ich suche Harrison! Bringt mich zu ihm!“ die Versammelten Männer begannen zu lachen. Sollte das die ganze Antwort sein, die er bekam? Nun gut, nächste Stufe. Johann stellte sich vor den Größten der Männer hin und fixierte ihn mit scharfem Blick. „Ich sagte ich möchte zu Harrison! Du wirst mich jetzt zu ihm bringen, klar?“

Der Mann hörte schlagartig auf zu lachen. „Einen Scheißdreck werde ich tun!“ Noch während er die Worte ausspuckte hob er schon seine muskulösen Arme, um mit dem riesigen Vorschlaghammer auszuholen. Doch bevor er überhaupt die Gelegenheit zum Zuschlagen bekam, war Sam schon bei ihm und schickte ihn mit einem einzigen gut gezielten Schlag zu Boden. Nun waren auch die anderen Männer still. Und auch sämtliche Geräusche der Werkstatt waren nicht mehr zu hören. Johann und seine beiden Leibwächter hatten nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller in der Werkstatt Anwesenden. Und wie auf ein geheimes Signal hin griffen nun auch die restlichen Männer an. Johann suchte Deckung zwischen den breiten und Starken Leibern seiner beiden Begleiter. Diese kümmerten sich jedoch schon um die Meute wütender Angreifer und überwanden sie ohne größere Schwierigkeiten. Nach nur wenigen Augenblicken lagen alle verletzt wimmernd oder sogar bewusstlos am Boden und konnten sich kaum noch regen. Puh, das wäre also geschafft. Innerlich dankte Johann dem Imperator dafür, dass er ihm die beiden Brüder damals durch eine glückliche Fügung auf sein Schiff geleitet hatte. Hoffentlich war dieser Harrison nicht unter den Männern, sonst könnte es etwas dauern, bis er wieder zu sich kommt. „ Wie sieht es aus? Bringt mich jetzt endlich jemand zu Harrison? Zeit ist schließlich Geld und ich verschwende ungern Geld?“
„Ja!“, kam es aus einer der dunklen Ecken. Eine gedrungene Gestalt trat aus dem Schatten in den spärlichen Lichtkegel einer einsamen Lampe am Ende der Werkstatt. Ein Sqat!? Johann hatte schon einige Male mit diesem Volk von Kleinwüchsigen zu tun gehabt. Robust, zäh und trinkfest. Aber auch sehr leicht reizbar. Ehre ging diesen kleinen Kerlen über alles. Und es gab hunderte von Möglichkeiten einen Sqat in seiner Ehre zu verletzen, wenn man nicht vorsichtig genug war. Aber die herausragendste Eigenart dieser kleinen Leute war ihr Talent für Maschinen und alles was damit zusammen hing. Sie waren begnadete Mechaniker, Techniker, ingeneure und Erfinder in einem. Und vor allem waren sie dies, ohne auch nur im Geringsten an den Maschinengott oder seine Meschinengeister zu glauben. Auf vielen Raumstationen weit draußen oder auf vom Imperium und dem Adeptus Mechanikus vernachlässigten Welten, waren die Sqat eine echte Alternative, wenn man nicht mit einem kaputten Raumschiff irgendwo im Weltraum verschollen sein wollte, weil der Antrieb versagte oder ein lebenswichtiges System ausfiel. Das war schließlich alle schon vorgekommen. Johann war erstaunt über diese doch eher seltene Gelegenheit mit einem dieser Techniker zusammen zu treffen.
Doch noch ungewöhnlicher war der Begleiter des Sqats der nun hinter ihm ins Licht trat. Zuerst hatte Johann ja an einen gewaltigen Kampfdroiden gedacht, doch das Licht enthüllte stattdessen den massiven Rumpf eines Ogryns. An dem stahlschrankförmigen Körper befanden sich wie bei allen Ogryns muskulöse Arme, so breit wie Benzinfässer, Beine, die an stützende Säulen in Imperialen Bunkeranlagen erinnerten und ein Kopf dessen Schädelknochen dick genug waren, um jeden zusätzlichen Helm nur als unnütze Geldverschwendung erscheinen zu lassen. Aus seinem Mund ragten gelbliche Hauer, die aussahen, als könnten sie sich mühelos durch Stahl und Gestein beißen. Außerdem war sein Atem so fürchterlich, dass man ihn in diesem Fall schon als chemische Waffe bezeichnen konnte. Johann hatte nun schon wirklich viele dieser grobschlächtigen Giganten gesehen, die in den Diensten des Imperiums meist in der imperialen Armee zu finden waren. Man schätzte die Ogryns vor allem wegen offensichtlichen Robustheit und überdurchschnittlichen Stärke. Und auch ihre fast schon unmenschliche Fähigkeit Schmerzen und Verletzungen zu ignorieren, die einem normal gebauten Soldaten sofort töten würden. Ein Ogryn dagegen konnte schon nach kurzem Aufenthalt im Lazarett wieder in die Schlacht geschickt werden. Ihr einziger Nachteil war ihre geistige Trägheit die eher dem Gemüt eines kleinen Kindes entsprach. Darum lautete ein bekanntes Sprichwort für die Ogryns auch, dass sie zu dumm zum Sterben seien und nicht genug Hirn hätten um mitzubekommen, wann sie tödlich getroffen worden waren.
Jedenfalls waren Ogryns an sich schon kein schöner Anblick, aber dieser hier, der sich nun gefährlich und drohend hinter dem Sqat aufbaute, schien alles bisher da gewesene noch zu schlagen. Der Sqat schien irgendwo im Imperium den König aller Ogryns gefunden zu haben und hatte ihn nun als Leibwächter. Johann hatte die Symbiose zwischen den beiden Neuankömmlingen sofort durchschaut. Harrison musste der Sqat sein, der sein technisches Wissen hier auf Dahlem zu Geld und in der werksatt alles leitete. Der Ogryn war sein Leibwächter und verschaffte dem kleinwüchsigen Sqat den nötigen Respekt bei der Konkurrenz und in der Unterwelt von Dahlem. Vielleicht war er auch der Grund dafür, dass all die schweren Jungs hier in der Werkstatt parierten und ohne zu murren das machten, was Harrison ihnen sagte. Harrison übrigens war schon leicht gereizt. „Ich bin Harrison! Und wer, bei den Ahnen meiner Vorväter seid ihr, dass ihr einfach mein Personal zusammenschlagt? Wer hat euch geschickt?“
 
Johann le Counte hatte also richtig vermutet. Schnell kam er zu Sache und berichtete in groben Zügen, die vorher mit seiner Crew vereinbarte Version der Ereignisse. Der Sqat hatte zuerst mit ärgerlichem Blick zugehört und dabei seinen Leuten wieder vom Boden aufgeholfen. Erst als der Kapitän des abgestützten Raumfrachters den Namen von Hargul erwähnte hellten sich die Züge des Mechanikers wieder etwas auf. Auch der gigantische Ogryn schien schon etwas entspannter und Johann hatte nicht mehr das Gefühl jeden Augenblick angesprungen und in der Luft zerrissen zu werden. Nachdem er mit seinem Anliegen geendet hatte kam Harrison gleich zur Sache. „Das wird nicht billig! Da habt ihr euch den ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht, um hier notzulanden. Ihr seht ja selbst, was hier los ist. Der Konflikt scheint irgendwie alle zu veranlassen, die Makropole oder den Planeten auf dem schnellsten Wege zu verlassen.“ Er drehte sich um und ging mit schnellen kleinen Schritten wieder in Richtung der Tür die im Dunklen lag. Offenbar befanden sich da seine privaten Räumlichkeiten. „Mann, so ein Triebwerkstyp, wie ihr ihn verlangt, ist hier auf Dahlem eine Seltenheit geworden, seit das Embargo besteht. Um daran zu kommen muss ich einige Stellen schmieren und etliche Hebel in Bewegung setzen. Ich sag Euch das wird nicht billig!“ Als Johann sich dem Sqat empört in den Weg stellen wollte, um den Preis gleich im Ansatz zu drücken, senkte sich eine schwere klodeckelgroße Hand auf seine Schulter. Fast augenblicklich hatte der Ogryn aber auch zwei Lasergewehre an den Schläfen, die ihn zumindest erheblich Kopfschmerzen bereiten würden. Lars und Sam waren wie immer schnell zur Stelle wenn es brenzlig wurde. In den anderen Händen hielten sie Laserpistolen mit denen sie die Werkstattmechaniker in Schach halten würden.

„Aber, aber! Bitte, könnten wir das vielleicht lassen? Ich denke wir wollen Geschäfte miteinander machen? Also Drug lass unseren zukünftigen Kunden los. Und ihr beide lasst Drug in Ruhe, ok?“ Johann entspannte sich augenblicklich. Offensichtlich war er nicht der einzige, der sich mit übereifrigen Leibwächtern rumschlagen musste. Auch hatte der Ogryn seine Pranke wieder von seiner Schulter genommen und er brauchte nun nicht mehr um sein Leben bangen. „Also, was habt ihr anzubieten?“, wollte Harrison wissen. „Waffen!“, antworteten die drei Raumschiffbrüchigen, wie aus einem Munde. Harrison horchte auf. „Waffen? Nun, das ist eigentlich nicht ganz meine Liga. Aber zur Zeit ist der Markt und die Nachfragen danach groß. Die Leute sind paranoid geworden über die Jahre. Besonders seit unseren imperialen Gäste uns besuchen gekommen sind. Sie zahlen gut für ein kleines Bisschen Sicherheit. Ich glaube Waffen könnten dieses Sicherheitsgefühl vermitteln.“ Der Sqat schien gerne laut zu denken oder er hörte sich nur gerne selbst reden. Johann hielt das für eine äußerst dumme Angewohnheit, wenn es um Geschäfte ging. Es war unlogisch dem Verkäufer sein Interesse an der Ware so offen zu zeigen. Aber vielleicht wollte der Sqat ihn auch nur in falscher Sicherheit wiegen. Diese kleinwüchsigen Techikgenies hatten es bestimmt nicht soweit gebracht, wie sie heute waren, wenn sie nicht ein gewisses Maß an Schläue und Gerissenheit mitbrachten. Johann wollte auf der Hut bleiben. Noch war der Deal nicht abgeschlossen.
„An welche Art Waffen hattet ihr denn gedacht, die ihr mir anbieten wollt?“, fragte Harrison interessiert. „Nun meine beiden Begleiter tragen eine Auswahl der Ware am Mann. Die schweren Kaliber haben wir natürlich nicht mit dabei. Aber ich denke doch, dass Raketenwerfer und Minen nicht uninteressant sein könnten, für jemanden der mit Sicherheit handelt, oder?“ Johann war nun in seinem Element. Das Schachern konnte beginnen. Außerdem war ihm das gierige Glitzern in den Augen des Sqats nicht entgangen. Nun der Zwerg schien sich wirklich besser aufs Reparieren kaputter Maschinen zu verstehen als auf Verhandeln.

Wahrscheinlich konnte Johann doch noch einen guten schnitt machen. Er hatte ja immer noch…„Den Chimäretruppentransporter vor der Tür haben wir auch noch im Angebot.“, sagte Sam mit trockener Stimme. Nun hatte Johann wirklich mit einem leichten Schwindelanfall zu kämpfen. Lars stützte ihn unauffällig von hinten. Ansonsten hatte er seine Körpersprache deutlich besser im Griff als der Sqat. Was sollte das Gerede von Sam über den Panzer? Dieses Fahrzeug war ein überaus wertvolles Handelsgut. Etwas an das man in der zivilen Welt kaum ran kam. Ein Geschäftsmann der über solch einen Panzertransporter verfügte, war ein gemachter Mann. „Oh ein Panzer!? Warum habt ihr das nicht gleich gesagt. Das könnte die ganze Angelegenheit zu euren Gunsten beschleunigen. Nun ich nehme mal an das es sich hierbei um heiße Ware handelt, die ihr nicht mit ins All nehmen wollt, oder?“
Wenn dieser kleinwüchsige Mechaniker wüsste, wie falsch er lag. Aber offenbar war nun doch der Feilscher in dem Sqat durchgebrochen und er versuchte nun den Wert der Waffen und des Panzers zu schmälern indem er andeutete, dass es sich um geklaute Ware handelte, nach der sicherlich schon gesucht wurde. Eigentlich tat er den Dreien ja einen Gefallen, wenn er sich mit dem Diebesgut belastete. Nun, mit solchen Typen hatte Johann schon des Öfteren zu tun gehabt. Er wusste wie er darauf reagieren musste. „Nun, sagen wir mal so. Ich weiß aus erster Hand, dass die vorherigen Besitzer nie wieder Verwendung für diese Waffen finden werden.“, antwortete er in genau betonten Worten mit der entsprechend drohenden Mimik und einer Geste die seine beiden hünenhaften Begleiter einschloss, welche ja erst vor wenigen Minuten das halbe Werkstattpersonal verprügelt hatten. „ Es handelt sich hier um 1a-Beutegut in bestem Zustand und im Feldeinsatz getestet.“

Draußen saß Hermiles im Panzer auf dem Platz des Fahrers und fühlte sich halbwegs sicher. Eine Zeitlang hatte er gebannt vor dem Funk gesessen und auf einen Hilferuf von seinem Kapitän gewartet. Doch nach zehn Minuten schien der Rest der Frachterbesatzung im Inneren der Werkstatt immer noch zu leben. Gelangweilt hatte er angefangen die Schrauben und Schweißnähte der des Panzers zu zählen. Doch schon kurz darauf hatten sich einige zwielichtige gestalten dem Panzer genähert und waren erst wieder verschwunden, als er sie mit dem Multilaser anvisiert hatte. Dann hatte er auch noch andere Dinge in der Nähe anvisiert. Aber auch das hatte ihn schon nach kurzer Zeit gelangweilt. Er vermisste seinen Raumfrachter. Die vertrauten Geräusche und Gerüche des alten Raumschiffes. Ihm fehlten das Maschinenbrummen und die Weite des Weltraumes. Wann würde er endlich wieder in seinem Navigatorsessel sitzen und mit seinem dritten Auge durch den Warp navigieren? Ach was sollte das sinnlose Selbstmitleid? Er musste sich irgendwie von diesen dunklen Gedanken ablenken. Am besten hörte er mal, was es auf den militärischen Frequenzen der PVS-Truppen gab. Schnell hatte er in einem Protokollbuch, das er unter dem Fahrersitz gefunden hatte, einige Frequenzen rausgesucht und eingestellt. Fast augenblicklich war das Innere der Chimäre erfüllt vom Lärm entfernter Schlachten und den geschrieenen Befehlen und Anweisungen verschiedener Offiziere und Soldaten. Aus den vielen unterschiedlichen Gesprächsfetzen versuchte er sich ein bild der aktuellen Lage auf Dahlem zu machen.
Die Black Angel Space Marines, die erst vor kurzem gelandet waren, schienen schon jetzt große Teile der Makropole eingenommen und gesichert zu haben. Viele Sektoren, um die die Imperiale Armee und das Dahlem-Militär verbissen gekämpft hatten, waren nun eine von allen Rebellen gesäuberte Zone. Die PVS-Truppen wurden zwar langsam aber stetig aus der ihren Stellungen gedrängt und zum Rückzug gezwungen.

Auch die Weltraumschlacht im Orbit von Dahlem schien ganz zu Gunsten der Black Angels zu laufen. Viele der eroberten Wächterschiffe, die den Schlachtkreuzer Lichtbringer angegriffen hatten, existierten nicht mehr oder waren so beschädigt worden, dass sie sich aus der Schlacht zurückziehen mussten. Auch das überraschende Eintreffen einer kleinen Flotte Raumschiffe mit Kurs auf Dahlem konnte dem Schlachtkreuzer kaum etwas anhaben. Schon nach wenigen Minuten hatte der Lichtbringer das erste Schiff der Flotte zerstört. Die Explosion sollte so gewaltig gewesen sein, dass man sie sogar auf Dahlem gesehen haben sollte. Danach hatte der Lichtbringer ein Schiff nach dem anderen gestellt und zerstört. Nur noch eines der Schiffe driftete angeblich antriebslos dahin. Die Tatsache, dass der Lichtbringer nicht sofort wieder Jagd auf die letzten verbliebenen Wächterschiffe machte, konnte nur bedeuten, dass auch die Black Angels einige Probleme an Bord hatten. Offenbar hatte die Raumschlacht doch ihre Spuren an dem fast unverwüstlichen Raumschiff hinterlassen. Oder fanden an Bord des Schiffes Kämpfe statt? War es vielleicht einigen Enterkommandos gelungen die Black Angels auf ihrem eigenen Territorium anzugreifen? Hermiles konnte das nur hoffen. Denn je länger der Schlachtkreuzer abgelenkt war, desto größer waren die Chancen für Ihn und den Rest der Frachtercrew auf Dahlem zu überleben, bis der Raumfrachter Bote repariert war.

Forius hatte drei weitere Brüder im Nahkampf verloren. Sie hatten zwei weiter der Verräter zu ihren dunklen Göttern geschickt und dabei ihr Leben gelassen. Es blieb nicht einmal Zeit ihre Progenoide zu bergen, da die letzten beiden Chaos Marines geflohen waren. Sie hatten sich wie so oft einfach teleportiert. Der zornige Dark Angels Sergeant war nicht bereit sie entkommen zu lassen. Seine schon unnatürliche Wut war etwas neuem gewichen. Forius hatte Blut geleckt und wollte wirklich jeden der Verräter auslöschen. Keiner durfte das Schiff lebend verlassen. Irgendwann, als sein Gegner sich für einen Augenblick zurückgezogen hatte, war ihm die Erkenntnis gekommen. Der Space Marine der mit ihm die Klingen gekreuzt hatte, war nicht nur ein einfacher Verräter gewesen. Ein Space Marine der vor zehntausend Jahren den Imperator verraten hatte und sich Horus angeschlossen hatte. Nein, er war sogar ein Mitglied der Dark Angels gewesen. Durch einen besonders mächtigen Hieb von Forius war eine der barocken Verzierungen abgeplatzt und hatte darunter das zwar alte aber doch eindeutig gut zu erkennende Symbol der Dark Angels hervor gebracht.

Ein Gefallener Engel! Sie waren die schlimmsten Feinde gegen die die Dark Angels kämpften. Jeder von ihnen war ein reueloser Verräter, der seit damals durch das Imperium und den Warp zog, um weiter den Namen der Dark Angels in den Schmutz zu ziehen. Es war die höchste Aufgabe jedes Mitgliedes des Inneren Zirkels des Ordens, die gefallenen zu jagen und zum bereuen zu bringen. Am besten war es, wenn sich eine Gelegenheit ergab, die Ketzer umgehend zum Felsen, der Ordensbasis der Dark Angels, zu bringen. Doch Forius dachte gar nicht daran diesen Abschaum am Leben zu lassen. Er war Richter und Henker gleichzeitig. Er kannte keine Gnade mit diesen Kreaturen, die einst Mitglieder seines Ordens gewesen waren. Doch nun musste er erst wieder ihre Spur aufnehmen. Insgesamt bestand sein einstiger Zehn- Mann-Trupp nur noch aus vier Brüdern. Ihn eingerechnet. Webster und Dantalus hatten leichte Verletzungen. Bruder Karos war aber bereits dabei sie zu verarzten. „Brüder, wir dürfen diese Ketzer nicht entkommen lassen!“ „Das werden wir nicht Forius“, sagte Webster. „Sieh was ich entdeckt habe.“ Er wies mit seiner linken blutigen Hand auf eine Gerätschaft, die das Inferno der Zerstörungswut der Kämpfenden, wie durch ein Wunder schadlos überstanden hatte. Bei näherem Hinsehen erkannte Forius einen Kommunikator der an das Schiffs-Interkom angeschlossen war. Dantalus kniete sich sofort daneben und nach einigen Handgriffen, hatte er das Gerät so eingestellt, das es auf den Frequenzen der Dark Angels sendete. „Es ist nun möglich Verbindung zu Sergeant Plantans Trupp aufzunehmen. Wenn er noch am Leben ist, kann er uns gar nicht überhören.“ Plantan, hoffentlich war er noch am Leben.
Er war es. Sein Trupp war auf fünf Brüder zusammengeschrumpft und hatte ebenfalls eine Begegnung mit Chaosverrätern hinter sich. Beschämt berichtete er von dem angetretenen Rückzug und drei weiteren überlebenden Chaos Marines. Also Fünf gegen Neun. Mit vereinten Kräften sollte es ihnen gelingen, diesen Abschaum zu besiegen. Forius lies sich Plantans Gefechtsdaten überspielen und wertete sie aus. Wie er vermutet hatte. Auch die anderen Gegner waren Gefallene gewesen. Nur konnte das der junge Sergeant unmöglich erkannt haben, da er nicht um das Geheimnis des Ordens wusste. Er war noch nicht für würdig befunden worden. Doch er hatte sich alle Worte des Hexers eingeprägt und Forius gefragt, was der Hexer damit gemeint haben könnte, als er sagte, das sein ehemaliger Orden über die Jahrtausende offenbar noch nicht so verweichlicht war. Dies versetzt Forius einen Stich tief in seinem Innersten. Plantan war dem Geheimnis schon sehr nahe gekommen. Zu nahe. Das stellte Forius vor eine schwere Entscheidung.
Doch zuerst gab es noch wichtigeres zu erledigen. Wo hatten sich diese Verräter hin teleportiert? Oder wo war eigentlich die Steuerzentrale der ganzen Teleporteranlage? Forius beschloss, nun doch die Brücke des Schiffes einzunehmen. Dazu wies er Plantan an, sich auf dem schnellstem Wege in Richtung der Brücke zu begeben und alle Ketzer die ihm unterwegs begegneten zu ignorieren, wenn es sich dabei nicht um, in schwarze Servorüstungen gekleidete, Chaos Marines handelte. Sein Trupp machte sich ebenfalls auf den Weg und begegnete nur noch vereinzelt versprengten Verteidigungstruppen in silbernen Anzügen mit lächerlicher Bewaffnung. Sie starben einen schnellen Tod, der in Forius Augen eigentlich noch viel zu gnädig war, dafür, dass sie sich gegen das Imperium gestellt hatten. Nach einer Stunde, die sie durch die labyrinthartigen Gänge und leeren Hallen des Schiffes zur Brücke unterwegs waren, erreichten sie endlich den Bereich um das Schott zur Schiffsbrücke. Forius Plan sah vor, die letzten Besatzungsmitglieder einfach zu überrumpeln und sie dann zum abschalten sämtlicher Systeme an Bord zu zwingen. Danach würden sie die Ketzer allesamt töten und dann das Schiff auf dem schnellsten Wege verlassen. Später konnte es dann immer noch von Mitgliedern des Adeptus Mechanikus untersucht werden. Natürlich nachdem die Dark Angels sämtliche Spuren der Chaosinvasoren und ihrer geheimnisvollen Vergangenheit beseitigt hatten.
„Plantan hörst du mich?“, fragte Forius. „Positiv. Meine Trupp befindet sich am südlichen Zugang der Schiffsbrücke. Wir warten nur noch auf dein Signal zum zuschlagen.“, kam die Antwort aus den Lautsprechern in Forius Helm. Er hatte versucht mittels seiner integrierten Thermooptik zu erfassen wie viele Feinde sich auf der Brücke befanden, doch die Wände um die Schaltzentrale des Schiffes waren aus einem Material, das undurchdringlich war für Forius Helmsensoren. Nun gut das machte die ganze Angelegenheit nur noch spannender. „Zugriff!“, befahl er seinen Brüdern über Funk und stürzte ich mit hocherhobenem Energieschwert in den Raum, der die Brücke des Schiffes enthielt. An seiner Seite seine Brüder. Durch einen anderen Eingang konnte er Plantan Trupp herein stürzen sehen. Ihnen sich ein Bild wie auf einem Schlachthof. Überall Blut und Gestank nach Tod. Die Leichen der Brückenbesatzung lagen auf dem Boden, auf den Konsolen oder Teile ihrer Körper klebten an den Wänden. Nicht einer lebte mehr. Sogar die seelenlosen Servitoren. Geschöpfe halb Maschine, halb Mensch, geschaffen, um zu dienen. Waren in einem Akt sinnloser Gewalt zerstückelt worden. Was war hier geschehen? Hatten sich die Besatzungsmitglieder gegen ihre Herren aufgelehnt und geweigert weiter für sie zu kämpfen? Oder hatten diese verräterischen Ketzer hier ein dunkles chaotisches Ritual vollführt und um die Gunst ihrer dunklen Götter gebeten? Nein, dahinter steckte mehr.
„Findet die Ketzer! Wo sind sie hin? Gibt es Spuren?“ Forius watete durch die menschlichen Überreste und sucht nach Spuren der geflohenen Gefallenen Engel. Dantalus hatte sich an einen der Monitore begeben und winkte aufgeregt. „Ich habe sie! Sie sind in einem der Hangars und versuchen mit einem der Rettungsboote zu fliehen!“ aufgeregt drückte er einige Knöpfe und nahm Schaltungen vor. „Verdammt, sie haben die Steuerung für die Hangartore blockiert ich kann sie von hier aus nicht schließen.“ „Wir haben ein viel größeres Problem Sergeant. Offenbar hat dieser Abschaum bevor er feige floh die Selbstzerstörungssequenz aktiviert.“, meldete sich Karos, der neben dem Sessel des Kapitäns stand und dessen Bildschirme überprüft hatte. „Den Code für die Abschaltsequenz weis nur der Kapitän oder noch einer seiner Assistenten, aber die sind ja alle vorsorglich umgebracht worden.“ „Was? Unmöglich!“ Forius warf vor Wut sein Schwert in eine der Wände. Dort blieb es knisternd stecken und vibrierte leicht von der Wucht des Wurfes. Dieser Chaos Abschaum hatte sie in eine ausweglose Falle gelockt und war nun dabei zu fliehen.
Er würde sich etwas einfallen lassen müssen,wenn er sich an diesen feigen, mit, vom chaos korumpierten, Organen gefüllten, Fleischbeuteln, die das Licht des Imperiums schon vor sehr, sehr langer Zeit verlassen hatten, um ihren dunklen Göttern zu dienen,weil sie geistig zu schwach gewesen waren, der versuchung durch das Chaos zu wiederstehen, rächen wollte.
Bruder Dantalus klatschte in die Hände"Sergeant Forius,was wäre wenn wir..."

„Oberkommandierender Seraph der Schlachtkreuzer ist zu vierzig Prozent von unseren Mannschaften und Brüdern zurückerobert worden. Die gegnerischen Entermannschaften werden in den Sektoren 23, 24, 45 und 12 aufgehalten und bekämpft. In den Sektoren 2 und 3 haben wir die Feinde besiegt und durch die Luftschleusen gejagt.“, rief Sergeant Ron laut durch die Brücke um den allgemeinen Trubel und die Hektik der Schaltzentrale zu übertönen, von der die ganze Invasion Dahlems nun gelenkt wurde. Ron hatte mit seinen Trupps die Stellung gehalten und hatte einige Angriffe der Entermannschaften problemlos abgewehrt. Doch dann waren einige Horden Chaos Space Marines durch den Zentralschacht gekommen und hatten seine Stellung von hinten angegriffen. Es war ein blutiges Gemetzel gewesen und Ron hatte sein linkes Bein an einen der Chaoschampions verloren, der es ihm mit einer Kettenaxt, so groß wie er selbst ohne größere Probleme abgetrennt hatte. Nur seiner übermenschlichen Konstitution und seinem eisernen Willen hatte er es zu verdanken, dass ihn der Schock über diese Verletzung nicht sofort getötet hatte. Im Gegenteil. Kaum hatte der Nahkampf begonnen als sich die, in ihm und allen seinen Ordensbrüdern verborgene, Konditionierung durchsetzte und er ohne Rücksicht auf etwaige Verletzungen oder Hindernisse weiterkämpfte bis entweder keine Gegner da waren oder er selbst getötet wurde. Seine Brüder und er hatten es geschafft die Angreifer bis auf den letzten Mann zu töten und über Rons Gesicht huschte ein kaltes Grinsen, als er daran dachte wie ihn der Chaoschampion angesehen hatte, bevor ihn Ron mit der Gleichen Axt, die ihn ein Bein gekostet hatte, in zwei Hälften spaltete. Doch kaum war der Kampf beendet, als sich schon einige Medservitoren und ein Medicus auf ihn stürzten und in ein nahes Lazarettabteil zerrten, um ihn zu behandeln. Nun saß er mit einem antiseptisch verbundenen und mit Kunststoff versiegelten Beinstumpf an einem der Monitore und verfolgte die Kämpfe von der Zentrale aus. Wenigstens das war ihm gelungen. Ansonsten hatten die Schiffsheiler und auch Oberkommandierender Seraph keine Gnade gekannt und ihm verboten weiter and den Kämpfen teil zu nehmen. Nun führte Sergeant Newstone seine restlichen Männer an und hatte die Rapierlaser-Stellungen woanders hin verfrachtet.

„Sehr gut. Berichte mir sofort, wenn es wieder etwas Neues gibt.“ Seraph wandte sich wieder seinen eigenen Aufgaben und zu und koordinierte die Bodenangriffe auf Dahlem. Es lief gut. Die PVS wurde langsam aber sicher aus der Makropole gedrängt und auch in den anderen Städten und Sektoren waren die Dahlem-Truppen auf dem Rückzug. Wenn der Lichtbringer erst wieder in einer stationären Umlaufbahn war, konnte er seine Brüder und die imperiale Armee mit gezielten Bombardements unterstützen. „Was ist mit dem Schiff das die Dark Angels geentert haben?“ Einer der Brückenoffiziere eilte zu ihm er hatte einen Papierausdruck in der Hand von dem er nun eiligst zitierte. „Äh…nun…ja, Herr, wir haben da eben einen ziemlich verzerrten Funkspruch rein bekommen…Über eine ziemlich primitive Unterfrequenz. Wir vermuten, dass sie von dem Schiff kommt, dass die Dark Angels angegriffen haben…“

„Sprich endlich! Was ist mit dem Schiff?“ herrschte Seraph den Mann an der auf der stelle erbleichte. Er riss ihm den Ausdruck aus den zitternden Händen und las selbst. Dann tönte seine Stimme durch die Brücke. „Sofort auf Abstand zu dem Schiff gehen!“ Nach einigen Momenten noch hektischerer Betriebsamkeit auf der Brücke merkte Seraph mit seinen übermenschlich sensiblen Sinnen, wie sich der riesige Schlachtkreuzer leicht zur Seite neigte und beschleunigte. Auf einem Monitor sah er das andere Schiff allmählich kleiner werden. Dann begannen orangerote Explosionen aus den Seiten zu brechen und das Schiff ordentlich durch zu schütteln. In seinem Innern mussten gewaltige Kräfte am Werk sein. Plötzlich riss der Rumpf auseinander. Erschütterungen schüttelten den Lichtbringer durch und Seraph hörte mehrere Aufschläge auf die Außenpanzerung des Schlachtkreuzers. Nun war auch das letzte schiff der falschen Explorationsflotte vernichtet worden.
„Bei Johnson! Welch ein Ende. Unsere Brüder sind wahrlich ehrenvoll gestorben und haben ihren Auftrag erfüllt!“ Ron war an Seraphs Seite gehumpelt und hatte den Untergang des Schiffes auf dem Monitor mitverfolgt. Ja, dachte Seraph, Sergeant Forius hatte wieder einmal bewiesen das er bereit gewesen war, für das Imperium das höchste Opfer zu bringen. Er hatte sein leben gegeben um das Schiff aufzuhalten. Ihn schmerzte der Verlust. Über die Zeit, die er mit den Dark Angels gemeinsam an Bord des Lichtbringers verbracht hatte, waren er und Forius Freunde geworden. Ron schien es genauso zu ergehen, denn Seraph bemerkte einen Anflug von Trauer auf dem Gesicht des nun einbeinigen Sergeanten. Doch die Schlacht um Dahlem war noch lange nicht zu Ende geschlagen. „Statusbericht!“, sagte er nur mit emotionsloser Stimme. „Leichte Schäden in der Steuerbordpanzerung. Heckschutzschilde sind zu vierzig Prozent ausgefallen. Ein Schiffstrümmerstück hat einige Schildkollektoren beschädigt. Die Reparaturen werden ca. drei Standartstunden dauern.“ Meldete einer der Männer die vor den technikstaionen saßen und die Schiffssysteme überwachten. „Gut! Kurs setzen auf Dahlem.“

In einem Hangar für die Thunderhawks begann die Luft zu flimmern. Space Marines erschienen wie aus dem Nichts und sondierten sofort ihre Lage. Der Hangar war leer. Nach einem Blick auf einen Auspex stellten sie fest, dass ganz in der Nähe ein Kampf stattfand. Das Licht der Korridornotbeleuchtung fiel auf grüne Servorüstungen.

Sektor 12. Die letzten fünf Black Angels eines viel größeren Trupps unterstützten die mit Plattenrüstungen gepanzerten Raumgardisten des Lichtbringer. Sie wurden von einer unüberschaubaren Menge Angreifer bedrängt, die sie nur mit Hilfe schwerer Waffen und dem eisernen Willen der Black Angels, im Nahkampf niemals aufzugeben, in Schach halten konnten. Die Verluste waren groß und die Zahl der Angreifer schien kein Ende nehmen zu wollen. Lange würden sie den Sektor um die Schiffshangars nicht mehr halten können. Auch die Munition war schon beträchtlich zu Neige gegangen und würde den Verteidigern bald ausgehen. Dann hatten sie nur noch ihre Nahkampfwaffen und den Mut der Verzweiflung. Das Wissen, das sie nichts mehr zu verlieren hatten. „Bruder Jorges, sie versuchen uns in die Hangars zu drängen.“ Jorges hatte das Kommando übernommen nachdem der Sergeant im Kampf gefallen war und hoffte auf Verstärkung durch einen weiteren Trupp Black Angels. Er war zwar bereit für das Imperium und den Orden zu sterben, doch noch sah die Lage nicht so ausweglos aus. Er glaubte an seine Brüder und an den Oberkommandierenden Seraph, der den Einsatz koordinierte.
Wieder an Bord des Lichtbringer war Forius erleichtert gewesen, nicht irgendwo in den kalten Weiten des Weltalls materialisiert zu sein. Dantalus schien bei der Berechnung der Zielkoordinaten kein Fehler unterlaufen zu sein. Er hatte die Idee gehabt die Technologie der Verderbten gegen sie selbst einzusetzen und im Kampf gegen sie zu nutzen. Forius hatte im Angesicht der ausweglosen Lage in der sie sich befunden hatten zähneknirschend zugestimmt.
Dann hatten sie sich alle auf eine Teleporterplattform in der Nähe der Brücke begeben. Vorher war es Plantan sogar noch gelungen eine der beschädigten Konsolen soweit zu reparieren um damit eine primitives Warnsignal an den Lichtbringer zu senden. Dantalus hatte seinen eigenen Auspex zu einer Fernbedienung für die Teleporteranlage umfunktioniert und sie dann ins Nichts teleportiert.
Nun waren sie an Bord des Schlachtkreuzers und konnten bei dessen Verteidigung helfen. Doch vorher hatte Forius noch einige wichtige Informationen weiter zu geben. Er benutzte eine der bordinternen Kommanlagen um mit seinem persönlichen Code eine Verbindung zur Oberfläche von Dahlem herzustellen, wo weiter Dark Angels gegen die Rebellen kämpften. Sergeant Garrow antwortete fast augenblicklich auf seine Codesequenz. Er war ebenfalls ein Mitglied des Inneren Zirkels der Dark Angels und als solcher berechtigt, alles über die gefallenen Engel an Bord des mysteriösen Schiffes zu erfahren. Als er hörte, dass die Chaos Space Marines, die den Lichtbringer enterten, möglicherweise auch Gefallene sein könnten, wollte er sofort an Bord zurückkommen. „Negativ! Du wärst zu lange unterwegs, um noch effektiv am Kampf teilzunehmen und es wäre zu verdächtig, wenn du dich einfach so aus den Kämpfen zurückziehen würdest. Ich werde dir nun alle gesammelten Daten überspielen. Sie werden dir helfen unsere Feinde im Kampf zu erkennen, falls es einige bis auf die Planetenoberfläche schaffen sollten.“ Nach einem kurzen Augenblick, die Garrow brauchte um die Daten zu empfangen und durch zu sehen, fragte er: „Wer hat diese Daten noch gesehen Bruder? Ich bemerkte einige Sequenzen, die Plantans Signatur tragen…“ „Sergeant Plantan hat nichts entdeckt. Er hat gegen äußerste kampfstarke Chaosanbeter gekämpft und wurde zum Rückzug gezwungen. Er ahnt nichts und ich werde ihn weiterhin im Auge behalten und dafür sorgen, dass es so bleibt.“ Garrows Stimme enthielt eine Spur Zweifel. „Ich hoffe für dich, dass deine Beobachtung korrekt ist. Du weist genauso gut, wie ich, dass Plantan noch nicht bereit ist, um in den Deathwing aufgenommen zu werden oder auch nur eine Spur unseres Geheimnisses zu erfahren. Sollet er trotzdem an das Wissen gelangen, das nur ausgewählten Mitgliedern unseres Ordens zugänglich ist, solltest du entsprechende Maßnahmen ergreifen.“ Forius wusste das. Sollte Plantan ihn ein weiteres Mal fragen, was den Chaos Hexer von andern Verrätern am Imperium unterschied und so besonders machte, konnte er den jungen Sergeant nicht weiter decken. Er musste sich schnellstens eine gute Erklärung für den jungen Sergeant einfallen lassen.
„Garrow, ich wünsche dir Erfolg bei deinem Kampf auf der Oberfläche. Wir reden nach dem Kampf weiter.“ Forius unterbrach die Verbindung und war mit seine dunklen Gedanken wieder allein. Nun blieb ihm nur noch der Kampf gegen die feindlichen Entermannschaften, um sich abzulenken. Das würde ihm die nötige Klarheit und Gelassenheit wieder geben, die ihm im Moment abhanden gekommen war. Er war sich sicher, dass die Black Angels sich über zusätzliche Hilfe von neun zu allem entschlossenen Dark Angels nicht beklagen würden.
 
Auf Dahlem tobte der Kampf in den Straßen der Makropolen und des Raumhafengeländes. Leutnant Mitter trieb seine Männer in die nächste Deckung. Kaum waren sie aber aus dem Schatten eines ausgebrannten Warenlagers heraus, als auch schon aus verschiedenen Richtungen MG-Feuer auf sie abgefeuert wurde. Schwere Boltersalven und Fragmentgranaten unterstützten den todbringenden Geschosshagel. Diese verdammten PVS-Truppen hatten sich hier einen perfekten Hinterhalt zurecht gelegt. Mitter befahl den Chimären vorzurücken und so eine mobile Deckung für die restlichen Truppen zu bilden. Die Taktik ging auf. Sie kamen ein gutes Stück voran. Die imperiale Armee wollte die Dahlem Truppen aus mehreren Sektoren gleichzeitig drängen und machte daher mit mehreren Kompanien, die wie an einer Schnur aufgefädelte Stellungen hatten, Druck. Mitters Einheit war das eine Ende dieser Schnur. Über funk hatte er schon ein paar male gehört das er mit seiner Einheit etwas zurücklag. Die Vorgesetzten wollten, dass er Tempo machte. Grade als er glaubte er könnte nun zu den anderen Einheiten wieder aufholen ging die erste Chimäre in Flammen auf. Mitter verlor wieder einige Männer als der tank des Panzers explodierte.

„Verdammt!“, schrie er seine Frustration heraus. Diese dreckigen Rebellen hatten da eine Laserkanone versteckt. Sie hatten den ganzen Tag Mitters Männer mit allen möglichen Waffen und Raketen beschossen, aber diese Laserkanonen hatten sie sich bis zum Schluss aufgehoben. Extra für seine Panzer! „Los alles raus aus den Panzern! Raus!“ rief er den Turmschützen, der Chimären zu. Doch da strichen schon weiter Laserstrahlen über die Seiten der Panzer. Die hinteren Ausstiegsluken sprangen auf und hustende Soldaten stürzten ins Freie. Einige brannten, andere versuchten mit Feuerlöschern sie zu löschen, oder noch wichtige Ausrüstung aus dem brennenden Panzern zu bergen. Das war’s also mit seiner mobilen Deckung gewesen. Eines der drei brennenden Panzerwracks hatten noch Flüssigbrennstoff für die Flammenwerfer geladen und explodierte in einem heißen, hellen und Ohren betäubenden Feuerball, dessen Druckwelle einen Großteil von Mitters Männern erfasste und sie durch die Gegend schleuderte. Kaum waren sie so aus dem toten Winkel der Panzer heraus als die Rebellen auch schon wieder mit ihrem Feuerzauber loslegten. Diese Hunde! Sahen sie denn nicht, dass seine Männer schon halb tot am Boden lagen.
„Alles in Deckung! Rückzug zum Warenlager!“ Mitter rannte und wich dabei den um ihn herum einschlagenden Geschossen aus. Er spürte ein, zwei Einschläge in den Rücken, doch seine vor der Schlacht gesegnete Plattenrüstung schützte ihn. Hinter einen Mauervorsprung warf er sich in den Staub und verschnaufte kurz. Als sich nur einen Augenblick später sein Funker neben ihn warf, griff er sich das Funkgerät und verlangte gereizt eine Verbindung zum Hauptquartier. Als er endlich mit jemandem sprach der verantwortlich war, hatte sich seine Wut in eine kontrollierte Gelassenheit gewandelt. „…Guter Mann, hören sie mir zu. Meine Einheit und ich werden uns hier nicht einen Schritt mehr weiter bewegen, bevor hier nicht etwas schwere Unterstützung für uns auftaucht. Ich habe grade drei meiner Chimären an den Feind verloren und bin nicht im Geringsten motiviert, das gleiche Schicksal zu erleiden. Also schicken sie uns jemanden vorbei, der die Laserkanonenstellungen für uns knackt. Ehre ihm auf Erden.“ Der Leutnant kappte die Verbindung und gab seine Sergeants das Zeichen zum pausieren. So gut es ihre jeweiligen Stellungen zuließen machten es sich die Soldaten bequem und harrten der Dinge, die da kommen würden.
Nun lagen sie schon fünf Minuten tatenlos im Dreck und das Oberkommando hatte sich noch nicht wieder gemeldet. Weder negativ noch positiv. Hatte man sie etwa vergessen? Mitter fühlte sich irgendwie unbehaglich. So, als würde ihn jemand beobachten. Er drehte sich um und hätte beinahe seine Zigarette fallen lassen, die er sich angesteckt hatte. Vor ihm stand ein ganz in Metalle gekleideter Hüne und fixierte ihn mit emotionslosen Augen. Ein Black Angel! „Wir sind ihre Unterstützung, Leutnant! Wo liegt das Problem?“, sprach der Space Marine mit ernster Stimme. „Sergeant Unger erkunden sie die Lage!“ der Sergeant, der ganz in der Nähe an einer mauer gekauert hatte, warf seine Zigarette weg, die er sich grade vom Leutnant geschnorrt hatte und setzte seinen Stahlhelm auf. Geduckt schlich er bis zum äußersten Rand des Mauerstückes und lugte vorsichtig um die Ecke. Alles schien ruhig. Doch grade als er eine Schritt aus der Deckung heraus machen wollte, schlug eine MG-Salve vor ihm ein und bespritzte ihn mit Dreck. Mit einem hastigen Sprung hatte sich Unger wieder in Sicherheit gebracht und zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. „Ich verstehe. Warten sie auf mein Signal! Dann könne sie ihren Vormarsch fortsetzen.“ Der Black Angel drehte sich um und rannte mit dem Bolter im Anschlag aus der Deckung. Als der Kugelhagel wieder einsetzte bemerkte Mitter fünf weiter Black Angels die sich auf die Mündungsfeuer der Rebellenstellungen zu bewegten. Kurze Bolterfeuerstöße antworteten den MG-Salven und schalteten gezielt die Schützen aus. Die Rebellen wehrten sich mit allem was sie hatten und entfesselten ein wahres Lichtgewitter aus Laserschüssen, Leuchtspurmunition und Maschinenkanonenprojektilen. Sogar die Laserkanonen wurde ein paar Mal auf die Space Marines abgefeuert. Diese revanchierten sich mit Flammenwerfer und Kettenschwert. Nach wenigen Minuten war alles vorbei und über Funk meldete sich der Black Angels, der schon zuvor mit Mitter gesprochen hatte. „Sie können weitermachen. Kein Ketzer ist mehr am Leben!“ Unter Mitters Männern brach Jubel aus und die Soldaten erhoben sich neu motiviert aus ihrer Deckung. Leutnant Mitter gab das Zeichen zum Aufbruch und drückte seine Zigarette aus. Die Pause hatte ihm gut getan. Auch war er zufrieden sich beim Hauptquartier durchgesetzt zu haben. Von diesem kleinen Sieg gegenüber den teilweise bürokratischen Strukturen im Oberkommando, konnte er noch eine Weile zehren.
Die Black Angels schienen die imperialen Soldaten noch ein Stück begleiten zu wollen und hatten Positionen an den Flanken von Mitters Einheit eingenommen. Nun gut, soll mir nur recht sein, dachte sich der Leutnant und beobachtete aufmerksam die Fensteröffnungen der umliegenden Ruinen und Gebäude, die noch nicht eingestürzt waren oder brannten. Fehlte noch das irgendein Scharfschütze die augenblicklich gute Moral der Truppe, durch einige gut gezielte Schüsse wieder zunichte machte. Das dämmrige Zwielicht machte die Aufklärung aber nicht grade leichter und Mitter dachte schon daran sein Nachtsichtgerät aus der Kampftasche zu holen, als ihm auffiel, dass er zuschauen konnte, wie es immer dunkler wurde. Er stutzte und schaute auf seinen Armbandchronograph. Dann blickte er erstaunt zum Himmel und danach wieder auf den Chronometer. Es war kurz nach Mittag. Die Sonne hätte normalerweise ihren höchsten Stand erreicht haben müssen, stattdessen verdunkelte sich der Himmel zusehends. Sergeant Unger kam zu ihm und raunte ihm ins Ohr das etwas nicht stimmte. Der Kampflärm, der seit Tagen schon so alltäglich geworden war, dass Mitter kaum noch wahrgenommen hatte, hatte in den umliegenden Sektoren merklich abgenommen und war auf vereinzelte dumpfe Donnerschläge zusammengeschrumpft. Doch dann verstummten auch diese. Nun war es fast ganz stockdunkel und Mitter rief nach seinem Funker. „Stellen sie eine Verbindung zum Oberkommando her, ich will wissen, was das hier zu bedeuten hat.“ Der Schemen der die Stimme des Funkers hatte schien den Kopf zu schütteln. „Keine Chance Leutnant. Das Netz ist total überlastet. Da gibt es kein Durchkommen. Sogar die Kanäle des Dahlem-Militärs die ich manchmal reinkriege sind stumm.“ Verdammt, was war denn nur jetzt schon wieder schief gegangen? Handelte es sich hierbei um eine neue Waffe des Feindes oder der imperialen Armee? Oder war grade der Weltuntergang für Dahlem angebrochen?
Die Nacht senkte sich über das Schlachtfeld.

Der Schlachtkreuzer der Black Angels hatte grade eine stationäre Umlaufbahn im Orbit von Dahlem eingenommen, um mit taktischen Bombardements zu beginnen, als sämtliche Sensoren auf der Brücke anschlugen. Im nächsten Augenblick schob sich ein gewaltiger Schatten über das gewaltige Raumschiff.

„Herr es ist aus dem Nichts gekommen!!“, rief einer der Radaroffiziere ungläubig. „Was ist das?“ herrschte Seraph den Mann an, der kurz davor war einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. „Es ist unmöglich … Es ist aus Metall … Ein Raumschiff … äh … Eine Art Raumschiff … aber eines von dem ich noch nie gehört habe.“ Der Mann starrte immer noch ungläubig auf seinen Schirm und las die Daten ab. Seraph warf selber einen Blick auf die widersprüchlichen Daten und schüttelte nur kurz den Kopf. Das riesige Gebilde das da eben so überraschend aus dem Warp aufgetaucht war, schien eine Ansammlung aus mehreren Raumschiffen, gewaltigen Warptriebwerken und Panzerung zu sein. Er hatte so etwas ähnliches schon einmal bei den grünhäutigen Orks gesehen, die so genannte „Brockenz“ einsetzten, um mit ihnen auf Planeten zu landen oder sie als mobile Basen zu benutzen. Aber dabei hatte es sich um kleinere Asteroidenteile gehandelt die ausgehöhlt und mit allem möglichen Weltraumschrott zusammengehalten wurden. Aber das riesige Objekt das sich nun immer näher an den Planeten Dahlem schob, war so gewaltig das es mit seinem Schatten ganze Landstriche auf dem Planeten verdunkeln konnte. Die Sensoren registrierten sogar eine eigene Anziehungskraft, die von dem Objekt ausging. Seraph fühlte sich unweigerlich an ein Märchen aus seiner Kindheit erinnert, das man sich auf seinem Heimatplaneten erzählte. Dort hatte ein böser König mit seinem mechanischen „Todesstern“ einen ganzen Planeten vernichtet. Doch all seine Macht hatte ihm nichts genützt, gegen den Mut eines einzelnen Helden in einem altersschwachen Raumjäger. Nun sah Seraph, dass das Märchen vielleicht gar nicht soweit hergeholt war, wie er damals immer gedacht hatte.
„Ich scanne mehrere Hangarsektionen an dem Ding … sie werden geöffnet!“, rief eine anderer Brückenoffizier aufgeregt. „Es werden Schiffe ausgestoßen, Herr! ... Beim Imperator es sind Raumschiffe! Das Ding ist so groß, dass es eine Raumschiffflotte in seinem Innern transportieren kann!“ Seraph schaltet die zentralen Monitore auf eine taktische Karte um, auf der er die genauen Positionen des Planeten, des Lichtbringers und der neuen Angreifer sehen konnte. Jedes von den Scannern erfasste Raumschiff wurde mit einem leuchtenden Punkt dargestellt. Die Feinde waren rot eingefärbt und die eigene Truppen blau. Momentan sah Seraph nur einige vereinzelte blaue Punkte im Orbit von Dahlem. Ihnen näherte sich eine ständig größer werdende Wolke von roten Punkten, die sich aus den Innereien, des riesigen Mutterschiffes ergossen und Kurs auf den Planeten nahmen. Der Schwarm aus Angreifern beinhaltete alles vom Entertorpedo über kleineren Landungs- und Frachtschiffen bis zu schon größeren Schlachtschiffen in der Größenordnung von Angriffskreuzern. Das Design der Schiffe variierte jedoch beträchtlich. Die Schiffe schienen von allen bekannten raumfahrenden Völkern zusammen gestohlen zu sein, da sich unter ihnen auch grobschlächtige Orkkonstrukte neben filigranen Eldarlandephären fanden, die Seraph schon aus früheren Begegnungen mit diesen beiden Rassen kannte. Aber auch unbekannte Schiffe deren Bauart er keinem ihm bekannten Volk zuordnen konnte.
All das war ihm in nur wenigen Sekundenbruchteilen durch den Kopf gegangen und nun begann er darauf zu reagieren. „ Schilde auf maximale Stärke hochfahren! Alle Waffensysteme auf die Angreifer ausrichten. Macht die Schiffskanonen klar!“ Seraph war klar, dass er mit seinem Schlachtkreuzer dieser Übermacht nicht gewachsen war, aber er würde versuchen, so viele Gegner wie nur möglich zu vernichten und den Kampf so lange hinzuziehen, wie es seine Ressourcen erlaubten. In der Zwischenzeit musste er den Astropathen alles senden lassen, was dieser noch im Stande war zu senden bevor das Ende kam. Der Rest des Imperiums musste unterrichtet werden, über diesen Gegner. Seraph wusste, das er nicht auf Verstärkung hoffen konnte. Jede imperiale Flotte, die er für groß genug hielt, um gegen diesen Gegner zu bestehen, würde viel zu spät eintreffen. Er konnte nur versuchen sein Bestes zu geben und den Feind zu bekämpfen.
„Mannschaft, hiermit gebe ich euch den Befehl, das Manöver Komet 6 auszuführen!“, donnerte er in die, durch das riesige Schiff ausgelöste Betriebsamkeit der Brücke. Sofort wurde es still und alle schauten ihn an, als hätten sie ihn nicht verstanden. „SOFORT!“ Seraph zog seine Boltpistole und schoss damit den ihm am nächsten stehenden Männern vor die Füße. Erschreckt sprangen sie zurück und rannten zu ihren jeweiligen Positionen, die das Manöver Komet 6 verlangte.

es ist mitten in der nacht und es ist verdammt schwül im zimmer. draußen findet regentechnisch grade der weltuntergang statt und ich scheine echt nix bessere zu tun zu haben als für die , von mir, verehrte Leserschaft, die geschichte weiter zu schreiben. ich gebe zu es ist auch etwas schlechtes gewissen und die vorfreude auf den übermorgen stattfindenen ugwc-con, die mich vorantreibt. aber mal im ernst. ich hatte mal wieder etwas zeit und wollte euch nicht zu lange hängen lassen. wir kommen dem ende nun wirklich langsam näher und befinden uns rein geschichtentechnisch genau an dem Ereignis, ab dem alle handlungsstränge in einander fließen. ich hoffe ich konnte euch bis hierher fesselnd unterhalten und ihr habt halbwegs aufmerksam die handlung verfolgt...
...gut weiter so.
 
Nach einigem hin und her beim Verhandeln und schachern um den Pries der Ware und der Triebwerke, hatten sich Harrison und le Counte darauf geeinigt, so schnell wie möglich die Triebwerke in der Frachter einzubauen. Der Sqat hatte einen Großteil seines Personals zusammen getrieben und sie auf einige Schwebetransporter verteilt. Le Counte und seine Crew waren wieder in die Chimäre gestiegen und fuhren dem Konvoi hinterher. Das Ziel war das versteckte Lager des Squats, in dem er alle seine Ersatzteile aufbewahrte. Über die genaue Position hatte sich der gedrungene Mechaniker aber beharrlich ausgeschwiegen. Sam und Lars hatten sich angeboten, die Informationen aus dem kleinen Mann heraus zu holen, aber Le Counte empfand das gesunde Mistrauen, das Harrison ihm gegenüber an den Tag legte, als untrügliches Zeichen dafür, das er es mit einem Verhandlungspartner vom selben Schlag zu tun hatte. Das beruhigte ihn ungemein, denn auch Johann hatte dem Mechaniker nicht alles erzählt. Er respektierte es, wenn jemand noch ein Ass im Ärmel haben wollte. Auch wollte er keine Auseinandersetzung zwischen dem grobschlächtigen Ogryn-Leibwächter und seiner Person riskieren. Mit gebrochenem Genick lebte es sich erheblich unbequemer. Auch wäre dann das lange Verhandeln sinnlos gewesen.
Die insgesamt sechs Fahrzeuge waren nun schon zwei Standartstunden unterwegs und Johann hatte keine Ahnung, wo genau sie sich auf Dahlem befanden. Zuerst waren sie durch die spärlich bewachsenen Ebenen gefahren, was eine Menge Staub aufgewirbelt hatte. So war es dem Raumschiffkapitän unmöglich gewesen sich auch nur eine markante Landmarke einzuprägen. Danach waren sie durch ein labyrinthartiges Felsengewirr gekommen, in dem er schon nach wenigen Minuten die Orientierung verloren hatte. Und nun waren sie in einer schon fast wüstenartigen Landschaft die irgendwo im Nirgendwo zu sein schien. Hermiles konnte ihm auch nicht weiter helfen. Der Navigator war ein Ass im Weltraum aber hier auf einem Planeten war er nicht zu gebrauchen. Irgendwann als sie die Staubigen Ebenen verlassen hatten, musste sich Hermiles etwas eingefangen haben, was ihn dazu veranlasste alle paar Augenblicke ohrenbetäubend zu niesen. Diese Niesanfälle waren mittlerweile schon so heftig, das Johann glaubte, der schmächtige Mann würde bald damit anfangen, seine Organe aus zu stoßen. Jedenfalls lag Hermiles schwach auf einer der Sitzbänke und sah ganz elend aus.
Lars und Sam saßen am Steuer der Chimäre und redeten keinen Ton. Sam hatte eine ganze Weile im Turm des Panzers gestanden und sich die Umgebung versucht einzuprägen. Doch irgendwann hatte er sich, mit Staub bedeckt, in das Innere des Panzers zurück gezogen und sich neben Lars gequetscht. Johann hatte den Eindruck, dass die beiden Brüder seit einiger Zeit etwas ungeduldig wirkten. Ja, sie schienen es noch eiliger zu haben, von Dahlem weg zu kommen, als Hermiles. Doch noch hatten sie sich dazu nicht geäußert. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass er über diese beiden bärenstarken Männer, die eines Tages, vor ihm gestanden hatten um bei ihm anzuheuern, kaum etwas wusste. Er hatte nur ihre Muskeln und ihren Referenzen gesehen. Und vor allem ihre relativ günstigen Gehaltsvorstellungen hatten ihn überzeugt. Und bisher hatten sie ja auch immer gute Arbeit geleistet. Sie waren ein guter Fang gewesen und ihr Gewichte in Gold wert. Die ganze Zeit hatte Johann nie etwas an ihnen auszusetzen gehabt. Bis sie das Dahlem-System erreicht hatten. Da hatten die beiden Brüder das erste Mal so etwas wie Eigeninitiative gezeigt und hätten gemeinsam ohne größere Probleme den Frachter übernehmen können. Der Schlachtkreuzer „Lichtbringer“ der Black Angels schien der Auslöser für dieses rätselhafte Verhalten gewesen zu sein. Aber warum? Die beiden hatten eine übertriebene Furcht vor den Space Marines gezeigt, die sich Johann nicht erklären konnte. Allerdings hatte er zu dem Zeitpunkt ganz andere Probleme gehabt und um sein Schiff, seine Fracht und seine ganze zukünftige Existenz als Schmuggler gefürchtet. Dazu kam dann noch der Abschuss seines geliebten Frachters und die Bruchlandung in der Einöde Dahlems.
Auch hier hatten die beiden Brüder eine ihm völlig neue Seite gezeigt. Als sie von den PVS-Truppen Dahlems angegriffen wurden, hatten sie wie Berserker gekämpft und die Soldaten fast ganz alleine ausgeschaltet. Dabei hatten sie Bolterwaffen benutzt, die auf dem freien Markt ein Vermögen wert waren und in den richtigen Händen verheerend sein konnten. Offensichtlich waren sie es bei Sam und Lars gewesen. Die beiden hatten einen Kampf hingelegt, den Johann so schnell nicht wieder vergessen würde. Und irgendwie hatten sie ihn an die Geschichten erinnert, die man sich über Space Marines erzählte. Diese Männer waren übermenschlich stark, schnell und zäh. Und vor allem besiegten sie jeden Gegner, weil sie so gut wie unverwundbar waren. All diese Kriterien schienen auf Lars und Sam zu zutreffen. Nur war ihm das vorher nie aufgefallen. Er hatte ihre Furchtlosigkeit gegenüber bewaffneten Gegnern immer als selbstverständlich angesehen und einfach von ihnen erwartet. Vielleicht lag es ja an ihrem Äußeren oder an ihrer Art, wie sie die Dinge angingen und erledigten. Jedenfalls hatte er nie darüber nachgedacht. Warum jetzt? Warum nicht viel früher? Hatte sein verstand sich vor dem Offensichtlichen verschlossen, weil es unmöglich war? War es wirklich so absurd oder abwegig, das sich zwei Space Marines ,ohne ihre für sie charakteristischen Servorüstungen, in seinen Diensten befanden? Ging das überhaupt? Welchen Grund sollten zwei solche Halbgötter, Geschöpfe des Imperators selbst, geehrt sei sein Werk, haben, als normale Raumleute, auf einem zugegebenermaßen alten Raumfrachter zu arbeiten?

„Le Counte sie können meinen Panzer jetzt stoppen. Wir sind da!“, kam die Stimme des Squats aus dem Funklautsprecher. Johann blickte überrascht aus einer der Feuerluken des Panzers nach draußen. Nichts. Gar nichts. Kein Lager. Kein Gebäude. Kein Schild. Die Landschaft draußen sah noch genauso aus, wie vor zehn Minuten, als Johann das letzte Mal nach draußen geschaut hatte. Will der mich veralbern?...

weiter gehts dann auf :http://www.gw-fanworld.net/showthread.php?t=54356
 
Zuletzt bearbeitet: