++ Bericht, Inquisitor Brassberg ++ Ordo Maleus, Großinquisitor Rambouillet ++ Vertraulich ++ Betr.: Vorfall Arusa Sekundus ++
Möge das Licht des Imperators mit euch sein, Großinquisitor Rambouillet.
Wie ihr angeordnet habt, habe ich den Vorfall, der zum Verschwinden des Planeten Arusa Sekundus und seiner drei Monde geführt, untersucht. Wie ihr wisst, wurde dieses System vom Freihändler Barranarius entdeckt, und im Namen des Imperators und unter der Verwaltung der Familie Barranarius gestellt. Arusa Sekundus erwies sich dabei als vortrefflicher Agrarplanet. Doch bald wurden während der Rodungsarbeiten Bruchstücke xenologischer Technologie entdeckt.
Wie von euch angeordnet begann Inquisitor Ethan Jaeggar mit der genaueren Untersuchung des Systems und entdeckte bald unter der Oberfläche des Mondes Arusa II eine Station unbekannter Herkunft. Das gesamte Gebiet wurde zum Quarantänegebiet erklärt und Jaeggar forderte eine Truppe Ultramarines zur Unterstützung an. Was er genau in der Station fand, geht aus den übriggebliebenen Aufzeichnungen leider nicht hervor. Es steht jedoch zu vermuten, dass er die xenologische Technologie, ob aus Versehen oder mit Absicht, in Gang setze. Der Planet Arusa Sekundus, sein unbewohnbarer Nachbar Arusa Primus und alle fünf Monde des Systems verschwanden in einem Warpsturm, der offenbar temporär und räumlich begrenzt war. Meine Messungen und Untersuchungen ergaben hierbei, dass dieser Ausbruch sich auf das System beschränkte und sofort in sich zusammenbrach, nachdem alle Planeten und Monde in den Warp gerissen wurden. Einzig die Sonne Arusa ist von diesem System übriggeblieben.
Aus diesem Grund komme ich zu dem Schluss, dass Inquisitor Jaeggar die Technologie ohne Unterstützung des Adeptus Mechanicus und ohne ausdrückliche Erlaubnis in Gang setzte. Meine Theorie stützt sich dabei auf die wenigen Aufzeichnungen, die ich an Bord der
Schwert des Imperators gefunden habe. Dem einzigen Schiff, das der Katastrophe entkommen konnte.
Sobald ich nähere Erkenntnisse über die Vorfälle hier habe, werde ich Ihnen umgehend Bericht erstatten.
Gez.
Inquisitor Brassmann
++ Bericht, Inquisitor Brassberg ++ Ordo Maleus, Großinquisitor Rambouillet ++ Vertraulich ++ Betr.: Vorfall Arusa Sekundus ++
Möge die Weisheit des Imperators mit euch sein, Großinquisitor Rambouillet.
Kurz nach meinem Eintreffen im System Arusa, und unmittelbar nach Abschluss meiner ersten Untersuchung der
Schwert des Imperators, erfolgte erneut eine gewaltige Eruption von Warpenergie, der wir nur mit knapper Not entkommen konnten. Als Folge dieser Eruption erschienen die Planeten des Systems wieder an ihre alten Plätzen, jedoch bar allen Lebens. Arusa Sekundus ist wie Arusa Primus nun ein toter Felsbrocken im Weltraum. Über den Verbleib der Ultramarines, des Gefolges von Inquisitor Jaeggar oder der Schiffsbesatzung, wage ich keine Theorie aufzustellen. Ich erwarte eure weiteren Befehle.
Gez.
Inquisitor Brassmann
++ Bericht, Inquisitor Brassberg ++ Ordo Maleus, Großinquisitor Rambouillet ++ Vertraulich ++ Betr.: Vorfall Arusa Sekundus ++
Möge die Gnade des Imperators mit euch sein, Großinquisitor Rambouillet.
Laut euren letzten Befehlen an mich, habe ich mit der Untersuchung des wiedererschienen Mondes Arusa II begonnen und tatsächlich, wie ihr es vermutet habt, ist die Station der unbekannten Spezies unversehrt. Von den Ultramarines und Inquisitor Jaeggar fehlt jede Spur. Eine dicke Staubschicht bedeckt weite Teile der Station, obwohl sie nur für einige Wochen im Warp verschwunden war. Ebenso sind keine Spuren menschlichen Eindringens zu sehen. Allerdings haben wir auf unseren Sensoren seit einigen Tagen merkwürdige Echos, die den Schluss nahe legen, dass sich Unbekannte dem System nähern. Ich habe daraufhin die Untersuchung der Station abgebrochen und volle
Alarmbereitschaft angeordnet.
Gez.
Inquisitor Brassmann
++ Bericht, Inquisitor Brassberg ++ Ordo Maleus, Großinquisitor Rambouillet ++ Vertraulich ++ Betr.: Vorfall Arusa Sekundus ++
Großinquisitor Rambouillet.
Entgegen der Etikette ersuche ich sie dringendst mit einer Streitmacht der Grey Knights in das System Arusa zu eilen. Der unbekannte Kontakt erwies sich als ein Schiff, welches der
Xenos´ Tod, dem verschollenen Schlachtkreuzer unter dem Kommando Inquisitor Jaeggar auf erschreckende Weise ähnelt. Es steht unter dem Kommando fremdartiger Krieger, die wie eine verzerrte Parodie unserer heiligen Space Marines wirken. Noch können wir die Position halten und dem Feind bis auf kleinere Gefechte ausweichen und ihn daran hindern, die Station auf Arusa II einzunehmen. Dennoch ersuche ich sie dringend zusätzlich zu den bereits angeordneten Truppen als Unterstützung zu Hilfe zu eilen.
Gez.
Inquisitor Brassmann
++ Persönliches Logbuch, Inquisitor Brassberg ++
Das unbekannte Schiff ist wahrhaftig die
Xenos Tod, jener Kreuzer, der unter dem Kommando Ethan Jaeggars stand. Oder vielmehr ist es noch das, was der Wahnsinn des Warp davon übriggelassen hat. Nun weiß ich mit letzter Gewissheit, was aus den Ultramarines und Jaeggar geworden ist. Beim Licht des Imperators. Ich wünschte, ich wäre vorsichtiger gewesen und hätte früher um Hilfe ersucht.
Doch nun ist keine Zeit mehr. Wir haben schwere Schäden davon getragen, eine Verbindung mit anderen Schiffen ist unmöglich. Ich werde mein Logbuch und die Aufzeichnungen der Kämpfe mit einer Rettungskapsel der Gnade des Imperators ausliefern und hoffe, dass beide rechtzeitig geborgen werden. Sie sind bereits im Schiff und ich muss vorsichtig sein. Nur soviel:
Offenbar ist die Zeit im Warp in einer Geschwindigkeit verlaufen, die wir nicht werden nachvollziehen können. Wenige Monate hier, auf unserer Seite der Realität, müssen offenbar Jahrhunderte im Warp entsprechen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die verschollenen Krieger der Ultramarines, einst loyale Diener in Seinem Dienste, zu verzerrten Gestalten ihrer Selbst verkommen sind. Diese Ewigkeit in der Isolation des Wahnsinns hat sie dem Chaos anheim fallen lassen. Möge der Imperator ihren Seelen gnädig sein. Ihre Rüstungen und Waffen sind in dunklem blau und Rot lackiert, mit Warpblitzen, Ketten, Stacheln und Schädeln verziert und Götzenbilder aus Gold und Bronze haben die heiligen Zeichen des Imperators ersetzt. Die ursprüngliche Reinheit ist Chaos, Schmerz und Schmutz gewichen. Aus dem Inquisitor Ethan Jaeggar, einst einem Mann voll eiserner Disziplin, ehernen Prinzipien und festem Glauben, ist ein dunkler Schatten, ein verzerrtes Spiegelbild des Entsetzens geworden. Diese Überlebenden der Katastrophe von Arusa, sofern man sie so nennen kann, bezeichnen sich jetzt selber die
Praetorians of Death. Ich werde nun diese Aufzeichnungen mit einer Rettungskapsel ins All senden. Anschließend gebe ich den Befehl unser stolzes Schiff, die
Auge der Inquisition, direkt auf den Mond Arusa II stürzen zu lassen. So können wir vielleicht doch noch verhindern, dass die Station der unbekannten Spezies den Feinden in die Hände fällt und noch mehr Unglück über das Imperium bringt. Möge der Imperator mir meinen Hochmut verzeihen und meine Seele in seinem Licht baden.
Gez.
Inquisitor Brassberg
++ Persönliche Aufzeichnungen, Großinquisitor Rambouillet ++
Was auch immer im System Arusa geschehen sein mag, die Berichte Jaeggars und Brassbergs erscheinen mir entweder maßlos übertrieben oder gar bar jeder Wahrheit zu sein. Seit nunmehr drei Monaten untersucht eine gemeinsame Flotte der Ultramraines und des Ordo Maleus das System. Weder auf Arusa Primus, Arusa Sekundus noch auf einem der Monde des Systems wurde eine Station von unbekannter, offenbar xenologischer Herkunft entdeckt. Nach meiner persönlichen Meinung sind sowohl Jaeggar, als auch Brassmann und die Ultramarines freiwillig zu Renegaten geworden. Immerhin, die vollautomatisierte Urbarmachung von Arusa Sekundus läuft in vollem Umfang. Sicher, der Fortschritt ist geringfügiger als ursprünglich berechnet, aber nach meinen Erkenntnissen steht einer baldigen Übersiedlung von Pionieren und Siedlern des Imperiums nichts entgegen.
Bei meiner Rückkehr werde ich empfehlen, die Namen der beiden Abtrünnigen aus den Analen des Ordos Maleus zu streichen. Ein gleichartiges Vorgehen wird im Übrigen auch von Marneus Calgar, dem Großmeister der Ultramarines befürwortet. Es ist nicht nötig die Schande der Häresie auch noch einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die wäre der Moral innerhalb beider Organisationen nicht zuträglich.
Ende der Aufzeichnung.
Großinquisitor Rambouillet
Erzfeinde
Die Stille in dem kleinen Raum war vollkommen. Geradezu körperlich spürbar schien sie aus den metallenen Wänden zu tropfen und sich mit dem schwachen, grünen Schimmer eines Monitors zu vereinen, über den lange Zeilen weißer Schriftsymbole liefen. Diese spiegelten sich in dem hageren Gesicht eines Mannes wider, der konzentriert Zeile um Zeile des Berichts las.
Schließlich endete der Bericht. Nachdenklich nickte der Mann und schaltete den Monitor aus. Obwohl es nun in dem Raum absolut dunkel war, bewegte sich der Mann mit einer Sicherheit, als würde er im hellen Schein einer Nachmittagssonne spazieren gehen. An der dem Schreibtisch mit dem Monitor gegenüberliegenden Wand drückte er auf einen Knopf. Leise zischend fuhr eine Metallplatte an der Wand zu Seite und gab den Blick frei, auf das im Weltraum schwebende Sonnensystem.
„Rambouillet“, murmelte der Hagere in die Stille. „Was hast du zu verbergen versucht?“
Die Stille wusste keine Antwort. Ein Lichtreflex der Sonne tanze kurz auf der Glatze des Mannes, verfing sich an einem verchromten Anschluss an seiner Schläfe und tanzte anschließend unbeschwert durch das stille Zimmer. Der Mann holte tief Luft, etwa so, als ob er sich selber erneut eine Frage stellen wollte, als das auf- und abschwellende Geheul eines Alarms durch das Schiff hallte. Der Mann erstarrte und sein Blick schien in eine weite Ferne zu reichen. Nach einigen Augenblicken fiel die Starre von ihm ab und ein wölfisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Schnell drückte er einen weiteren Knopf und helles Licht flammte auf. Mit wehenden Gewändern eilte der Mann zu seinem Schreibtisch und drückte einen verborgenen Knopf an seiner Unterseite. Ein Teil der Wand faltete sich leise zischend ein und gab den Blick auf einen speziellen Ständer frei, auf dem ein entfernt menschlich wirkendes Gebilde aus Ceramit und blitzendem Metall ruhte. Runen des Schutzes und der Macht wanden sich über die Rüstung, wie eine Grube voller Schlangen. Ein leichtes Schaudern durchlief den Mann. Mit einer fast schon lässigen Bewegung ließ er seinen Umhang zu Boden gleiten und gab den Blick frei auf seinen nackten Körper, der mit Narben und chromblitzenden Anschlüssen übersät war. Seine Haut war am Rücken zum größten Teil von einer flexiblen und mattschwarzen Masse bedeckt. Auf den Resten der natürlichen Haut standen feine Härchen ab. Ein Zeichen der Erregung.
Ohne den Blick von der Rüstung zu wenden, griff der Mann an den Interkom auf seinem Tisch.
„Hier spricht Inquisitor Johann Dorn. Ich übergebe das Kommando umgehend an Kapitän Fletcher. Adept Cordin. Melde dich in zehn Minuten kampfbereit mit meinem Gefolge in Hangar drei.“ Dorn holte tief Luft und versuchte die Anspannung und die Vorfreude aus seiner Stimme zu verbannen. „Der Feind kommt.“
Inquisitor Dorn beendete den Rundruf und ging langsam die zwei Schritte auf den geheimen Schrank zu, die ihn noch von der Rüstung trennten.
„Ja“, hauchte er mit heiserer Stimme. „Heute werden wir im Namen des Imperators gegen die Renegaten der Preatorians of Death antreten.“ Erneut huschte ein Grinsen über das Gesicht des Inquisitors. Hart. Brutal. Und voller Vorfreude auf das Kommende. „Heute werde ich dich endlich zur Strecke bringen, Ethan Jaeggar, Verräter am Imperator und der heiligen Inquisition.“
*
Während drei Servitoren aus einem weiteren Wandschrank Dorn dabei halfen seine Rüstung anzulegen, ließ er die Vergangenheit vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
Ethan Jaeggar war einst einer der engsten Vertrauten von Großinquisitor Rambouillet gewesen. Genau wie Dorn selber. Aber während Dorn auf einer überbevölkerten Makropolwelt im Schmutz und Dreck aufgewachsen war, hatte Jaeggar als Kind von Adligen alle Möglichkeiten gehabt, seine Fähigkeiten auszubauen. Ja. Er und Ethan hatten einst Seite an Seite gegen das Chaos gekämpft, sich unter der Anleitung Rambouillets gegenseitig in ihren psionischen Fähigkeiten geschult, die unter anderen Umständen zu ihrer sofortigen Exekution geführt hätten.
Eines der Paradoxa des Imperiums. Das Imperium fürchtete psionisch begabte Menschen, war aber zugleich von ihnen abhängig.
Jaeggar hatte die unglaubliche Fähigkeit Wissen innerhalb weniger Augenblicke in sich aufzusaugen, indem er einfach seine mentalen Fühler über ein arkanes Buch oder einen Datenspeicher gleiten ließ. Dorn hingegen konnte mit der Kraft seines Geistes Gegenstände bewegen und in Zeiten der Gefahr sogar innerlich zerreißen.
Ethan wurde seinerzeit von seiner Familie der Gnade des Ordo Malleus ausgeliefert, wo man schnell seinen Nutzen erkannte. Dorn wurde als Kind von Rambouillet während einer Säuberungsaktion entdeckt, als ihn Kultisten für ihre Zwecke missbrauchen wollten.
Beide waren schnell in der Hierarchie des Ordo aufgestiegen und konnten als Team unter der Leitung ihres Mentors Rambouillet große Erfolge im Kampf gegen den Wahnsinn des Chaos verzeichnen. Warum hatte Rambouillet sie dann für diesen speziellen Auftrag getrennt?
Johann schüttelte den Kopf, um diese Fragen der Vergangenheit in den hintersten Winkel seines Bewusstseins zu verdrängen. In mühseliger Arbeit hatte er eine Falle aufgebaut, der Ethan, wenn er denn trotz seiner Veränderung noch derselbe war, einfach nicht widerstehen konnte.
*
Ethan Jaeggar eilte durch die Gänge des Schiffes, das einst den Namen
Imperators Schwert getragen hatte. Seine Lippen bildeten einen dünnen, blutleeren Strich in seinem ohnehin schon blassen Gesicht und die Anspannung warf seine Stirn in Falten. Ein hohles Gongen ertönte und rollte wie eine Kugel aus purer Energie durch das Schiff.
Sie waren angekommen.
Vor dem Schiff lag das Arusa System.
Und dort wartete die Falle.
Jaeggar wusste um diese Falle, konnte ihr aber dennoch nicht ausweichen. Das System war einfach zu wichtig für den großen Plan, stellte es doch einen Trittstein dar, der verborgen vor den Augen des verhassten Imperiums lag. Zu unbedeutend, um mehr als einer handvoll imperialer Gardisten als Garnison zu dienen. Zu weit weg von den Nervenzentren der Eklesiarchie, um unter der Beobachtung des Ordo Malleus zu verweilen.
Dennoch … Dorn hatte zumindest Verdacht geschöpft. Wie viel wusste er?
Infernalischer Lärm aus einem der Mannschaftsquartiere ließ Jaeggar zusammenzucken. Verwundert blieb er stehen. Eine Stimme sang in einer unmöglich hohen Tonlage und einer uralten Sprache von einem Ort, an dem die Adler starben und das Blut in Strömen floss, während eine Schar tapferer Krieger versuchte den Tag zu retten, an dem sich ihr Schicksal erfüllen würde. Archaische Instrumente dröhnten dazu in einem infernalischen Crescendo*. Die Tür öffnete sich, der Lärm quoll einer Woge gleich aus dem Quartier und ein Marine stampfte auf den Gang hinaus. Er bemerkte Jaeggar und knurrte.
„Champion Ornahr“, sagte Jaeggar und wappnete sich innerlich für einen Kampf. „Ich sehe ihr seid bereits in Stimmung.“
„Schädelchampion ... Hexer“, knurrte der Hüne und blickte mit kaum verhohlenem Hass auf den kleineren Mann herab. „Ich bin ein Schädelchampion des Khorne und erwarte dass man mir mit dem entsprechenden Respekt begegnet.“
Jaeggar nickte und schluckte die Erwiderung runter, die ihm auf der Zunge lag. Die Jünger des Khorne mochten keine Hexer. Aber für das Gelingen des großen Plans der Meisterin waren diese Psychopathen unverzichtbar. Für einen kurzen Moment fragte der ehemalige Inquisitor sich, wann sich auch ein Kult des Nurgle unter den ehemals loyalen Marines herausbilden würde und wie er darauf reagieren sollte. Er nickte Ornahr zu.
„Verzeiht mir meine Nachlässigkeit, Schädelchampion.“
Ornahr brummte derartig tief, das es aus seinen Stiefeln zu kommen schien. Seine Augen funkelten in kaum verhohlener Wut. Jaeggar spannte sich an und sammelte etwas von der Energie des Warp in seinem Inneren, formte sie mit der Kraft seines Willens zu einem Speer, hielt ihn aber noch zurück.
„Wir können es direkt hier und jetzt austragen, Schädelchampion.“ Jaeggars Augen hielten die des Khorne Berserkers in ihrem Bann. Er durfte keine Furcht zeigen. „Wir können unsere Animositäten aber auch dem großen Tribunal vortragen. Ich war gerade auf dem Weg dorthin und wollte euch abholen. Ihr seid immerhin ein unverzichtbarer Teil des großen Plans.“
Das schien Ornahr zu entspannen, sofern man das bei einem Khorne Berserker so nennen konnte. Er nickte knapp und deutete Jaeggar vorzugehen. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des ehemaligen Inquisitors als er den Kopf leicht schüttelte.
„Na euch, Schädelchampion. Ein Hexer des Slaneesh sollte niemals vor einem Schädelchampion des Khorne gehen.“ Ornahr runzelte sie Stirn und Jaeggar fügte schnell eine Bemerkung hinterher, dass es sich hierbei um eine Etikette handele, welche die Ehre des ersten Kampfes darstelle, bevor der dumpfe Riese die Spitze seiner Worte erkennen konnte.
Jaeggars Worte hatten Erfolg. Stolz drückte Ornahr seinen Rücken durch und stolzierte in Richtung des großen Saals.
Jaeggar atmete innerlich auf, hielt aber die gebündelte Energie seiner Kraft im Hintergrund seines Bewusstseins. Ornahr mochte nicht gerade ein Geistesriese sein. Aber in einem direkten Kampf …
Ethan beschloss die Truppe des Champions in eines der gefährlichsten Kampfgebiete zu schicken.
Ein neuer Schädelchampion würde vielleicht einfacher zu kontrollieren sein.
Nach einigen Augenblicken kamen die beiden an ein doppelt mannshohes Tor, das hier im Inneren des Schiffes deplaziert wirkte. Gesichter riefen in stummer Verzweiflung um Gnade, die Winkel geometrischer Figuren und Körper standen in sinnzerreisenden Winkeln zueinander und das Metall des Tors vibrierte vor kaum unterdrückter Lust. Selbst Ornahr zögerte, als sie auf das Tor zugingen. Ethan hielt ihn mit einem leisen Ruf zurück.
„Wir warten, Schädelchampion.“
Ornahr runzelte die Stirn, was ihn noch bedrohlicher wirken ließ, als er ohnehin schon war. Bevor er jedoch Jaeggar eine Frage stellen konnte, kam Rolwf Blackthorne um die Ecke des Gangs.
Rolwf war einst Sergeant der Ultramarines gewesen. Ein Paradebeispiel für Disziplin, Hingabe und Opferbereitschaft. Ethan hatte sich oft gefragt, warum dieser stolze Mann in den Jahrhunderten, die sie im Warp verbracht hatten, alle seine Ideale über Bord geworfen hatte. Es war kein schneller Prozess gewesen, aber man hatte ihn deutlich spüren können. Als er schließlich Captain Ulfgar herausgefordert hatte, den Kommandanten der kleinen Ultramarinestreitmacht, war sogar Ethan von der Vehemenz und dem Hass in Rolwfs Augen überrascht gewesen. Die wenigen Überlebenden der ständigen Kämpfe um Ressourcen und eine Heimkehr in die reale Welt, hatten sich geschlossen hinter den Sergeanten gestellt. Ulfgar, der sogar in ihrer verzweifelten Situation noch an den alten Ritualen und Tagesabläufen seines Ordens festgehalten hatte stand auf verlorenem Posten. Er konnte zwar Rolwf so schwer verletzen, dass er bei dem Kampf sein Bein verlor, aber die Meisterin hatte dem rebellierenden Sergeanten ein neues geschenkt.
Ethan wusste über den schweigsamen Hünen nur, dass er irgendwie die psychologische Konditionierung, die ihn vor Urzeiten zu einem Space Marine verändert hatte, durchbrochen haben musste. Es war nur ein kurzes Gespräch zwischen ihnen gewesen, aber Ethan glaubte, dass Rolwfs Hass sich auf das Imperium auf seine Kindheit bezog. Hatten die Ultramarines seine Heimatwelt gesäubert und Rolwf als Aspiranten mitgenommen?
Eine rauchige Stimme holte Ethan aus seinen Gedanken. Die Gestalt einer Frau drückte sich durch das Metall des Tores, als sei es aus einem weichen Kunststoff. Ethan konnte das Spiel ihrer Bauchmuskeln sehen, spürte nahezu körperlich das sinnliche Vibrieren ihrer Sehnen und rief sich schnellstens zur Ordnung.
„Die Meisterin lässt bitten.“
Aus dem Augenwinkel sah Ethan, dass Ornahrs Atem schneller ging. Er unterdrückte ein Lächeln und konzentrierte sich auf das Kommende. Das Tor schwang auf, die Gestalt der Frau im Tor teilte sich und die drei Menschen traten in den großen Saal.
*
Dorn saß neben dem Piloten im Thunderhawk und verfolgte auf dem kleinen Monitor die Bewegungen des Chaoskreuzers. Täuschte er sich, oder blieb das gigantische Schiff am Rand des Systems? Hatte Jaeggar die Falle gewittert? Alle Schiffe befanden sich in Ortungsschatten, entweder hinter einem der Planeten oder der Sonne des Arusa-Systems. Jaeggar konnte sie nicht geortet haben. Aber sie beide wussten, dass sich der jeweils andere hier befand und lauerte. Das alte Band der geistigen Zusammengehörigkeit hatte trotz Jaeggars Häresie nicht gelitten und Dorn spürte die Anwesenheit des Ketzers beinahe körperlich. Warum sollte es nicht auch umgekehrt sein. Dennoch … warum zögerte der Ketzer?
Das Rauschen der Triebwerke des Thunderhwaks, die im Leerlauf durch den Hangar dröhnten, wurde zum entfernten Murmeln eines weit entfernten Meeres in Dorns Gedanken. Was plante Jaeggar?
Der Inquisitor riss sich zusammen und stellte eine Verbindung zur Brücke her.
„Funker. Setzen sie eine geraffte Kurzmeldung an Captain Calibrius ab. Inhalt: Ich will fünfhundert. Zeitgleich, aber langsam.“
Die Rückmeldung kam verzögert und Dorn spürte den Widerwillen des Funkers.
„Funkspruch wird per Richtstrahl und gerafft abgesetzt, Inquisitor.“
Dorn nickte.
Fünfhundert Seelen, die gleichzeitig in Schmerz und Agonie aufschrien, nach dem Schutz und der Hilfe ihrer Götter flehten … Jaeggar könnte und würde das nicht ignorieren können.
*
Die Luft in dem höhlenartigen Hangar war vor Verlangen, Angstschweiß und Blut geschwängert und trug ein Aroma der pikanten Verzweiflung mit sich. Auf einer Empore, am gegenüberliegenden Ende des Hangars, räkelte sich die Gestalt einer Frau auf einer Liege. Arme, Beine und vor Lust verzerrte Gesichter dehnten ihre blasse Haut. Feine, blaue Schweißperlen strömten über ihren Körper, während sie sich mit ihren unsichtbaren Liebhabern in einem Nahkampf der besonderen Art befand.
Ethan sah für einen kurzen Moment das Gesicht eines Dark Eldar aus der Haut am Bauch der Frau erscheinen, bevor er verschwand und dem Gesicht eines Tau´s wich.
Plötzlich fuhr die Frau mit einem Aufschrei hoch.
Die Gesichter auf ihrem Körper verschwanden mit einem nachhallendem Wehklagen. Auch Ethan taumelte einige Schritte zurück, als ihn eine psionische Welle des Wehklagens mit unvermittelter Wucht traf. Die Frau fing sich schneller als Ethan. Ihre Gestalt wuchs wurde zu einem Zerrbild eines menschlichen Körpers. Flügel wuchsen aus ihrem Rücken und ihre schwarzen Augen verschossen Blitze. Ethan kämpfte noch mit dem Schmerz, als die Stimme des Wesens mit einem rauchigen Timbre in dem Hangar erklang.
„Ihr seid pünktlich.“
Ethan sammelte alle Kraft und verbeugte sich vor der Dämonenprinzessin. Ornahr und Rolwf folgten umgehend, wenn Ethan auch aus dem Augenwinkel ein mörderisches Aufblitzen in den Augen des Schädelchampions zu sehen glaubte. Der ehemalige Inquisitor versuchte die Schwäche aus seiner Stimme zu verbannen.
„Pa´ahris. Schönste aller Schönen. Ihr wünschtet uns zu sehen, wenn wir im Arusa System angekommen wären.“ Er holte kurz Luft. „Nun ist es soweit und wir, eure unwürdigsten Diener und Gefolgsleute, sind eurem Wunsch mit Freuden nachgekommen.“
Pa´ahris bewegte sich trotz ihrer Größe mit einer unmenschlichen Anmut auf die drei Menschen zu. Mit einer zärtlichen Geste schob sie Nagel ihres kleinen Fingers unter Ethans Kinn und hob seinen Blick.
„Ethan. Süßer kleiner Ethan. Mein liebster aller meiner unzähligen Verehrer. Ich habe dir und deinen Untergebenen einige Geschenke zu überreichen.“
Sie trat zurück und hob eine Hand.
Ein leises Rumpeln ertönte, der Boden vor Ethan platzte auf und auf einem Strahl reinster Warpenergie erschein eine unmögliche Wesenheit. Drei Köpfe, zwei von ihnen verwachsen, murmelten unablässig auf einem Torso aus blanken Knochen. Drei Tentakel mit Mündern und Stacheln wirbelten suchend durch die Luft.
„Dies hier ist ein Brabbler“, schnurrte Pa´ahris.“Er wird dein Homunkulus werden, Ethan. Er verleiht dir die Macht unsere Feinde mit der Kraft des Warp zu bekämpfen.“
Der Brabbler schwebte auf der Säule aus Warpenergie auf Ethan zu. Seine Stimmen murmelten unablässig, aber Ethan konnte in diesem wilden Konglomerat aus Silben in den verschiedensten Sprachen keinen Sinn erkennen.
„Für dich Ornahr, Champion des Khorne, habe ich auch ein Geschenk. Es ist von deinem Herrn und Meister extra für dich angefertigt worden und soll dir als Belohnung für treue Dienste überreicht werden. Khorne weiß, dass du ihm immer gut dienen wirst, egal unter wessen Kommando.“
Ein Rumpeln erklang, untermalt von irrem Kreischen, als sich die Realität dehnte. Die Wirklichkeit hinter Pa´ahris zerriss und aus dem Warp fuhr mit brüllenden Motoren und irrem Gelächter ein Rhino auf die drei Gefährten zu. Eine goldene Dämonenfratze lachte dem Champion ins Gesicht, Gargoylen schnatterten an den Seiten des Fahrzeugs Verse der Vernichtung. Die Augen des Schädelchampions begannen zu leuchten, aber er sagte nichts. Paáhris lächelte nur leicht. Der Dank dieses unnützen Sterblichen war ihr unwichtig. Hauptsache er hatte die unterschwellige Botschaft verstanden, die sie ihm mitteilen wollte. Pa´ahris wandte sich an Rolwf und griff in ihren Bauch, an dem sich plötzlich eine große, blutige Wunde zeigte.
„Für dich, oh großer Kämpfer, habe ich dies hier.“
Sie holte ein überlanges Schwert aus sich heraus. Es war aus einem derartig dunklen Material, dass es das wenige Licht im Hangar zu verschlucken schien. Ein leises Summen ging von dem Schwert aus.
„Die ist der dunkle Seelentrinker. Eine Waffe der Dämonen, jedoch an keinen der großen Götter gebunden. Erst wenn du deinen Weg, deinen Glauben gefunden hast, wird es seine wahre Kraft zeigen.“
Rolwf verbeugte sich schweigend und ohne sichtbare Reaktion, als er mit gesenktem Kopf seine Arme austreckte und sein Geschenk annahm.
Ethan fasste allen Mut zusammen und trat vor.
„Meisterin. Verzeiht mir, aber … die Geschenke der einzig wahren Götter werden nie ohne Grund und Preis vergeben.“
Pa´ahris wandte sich um und der Blick ihrer schwarzen Augen schien Ethan bis in sein Innerstes zu in verzückende Qualen zu versetzen. Seine Muskeln vibrierten, seine Beine wollten ihren Dienst versagen und seine Augen brannten unter dem liebevollen Blick der großen Dämonenprinzessin. Mit aller Kraft die ihm zu Gebote stand wehrte er sich gegen die Auswirkungen ihrer Aufmerksamkeit und stellte die alles entscheidende Frage.
„Was wünschst du von uns im Gegenzug für diese unvorstellbar wertvollen Geschenke?“
Das Lächeln Pa´ahris brannte sich in Ethans Netzhaut. Ihre Gestalt zog sich zusammen, ihr Körper schrumpfte und schließlich stand sie als normale menschliche Frau vor ihm.
Nackt.
Atemberaubend schön.
Mit einer zärtlichen Geste legte sie eine Hand in seinen Nacken.
„Ich erwarte nicht viel, mein geliebter Ethan.“
Der Duft ihrer Haut ließ Ethan schwindeln.
„Ihr sollt meine Champions sein. Bekämpft den falschen Gott mit seinem toten Körper auf einem verrosteten Thron. Vernichtet seine verblendeten Gefolgsleute.“
Ihre Berührung brannte verheißungsvoll auf seiner Haut.
„Seid meine Ritter des Chaos.“
Hier endet das erste Kapitel in den Chroniken der Praetorians of Death.
Weitere werden evtl. folgen, in denen unter anderem über einen internen Glaubenskampf zwischen Jaeggar und Blackthorne berichtet wird, der die Praetorians of Death beinahe vernichtet hätte.
Aber auch die Ankunft der Gesandten Nurgles und ihrer Kämpfer, die sie Jaeggar für seinen Kreuzzug zur Verfügung stellten, soll hier nicht verschwiegen werden.
Doch das sind Geschichten für eine andere Zeit.
*Das Lied nennt sich Where Eagles dare von einer meiner Lieblingsbands Iron Maiden, Album A Piece of Mind Wer also mal reinlauschen möchte ... http://www.youtube.com/watch?v=J8p9JpDuQ-o