40k Abstieg

HeirOfNagash

Aushilfspinsler
23. September 2007
69
0
5.221
So, hier ist der erste Teil der Geschichte. Ich hoffe, es gefällt euch.
Wenn irgendwas im hintergrund nicht stimmt, dann laßt es mich bitte wissen und ich ändere es gern.
Konstruktive Kritik ist erwünscht.

Abstieg


1.Fenestra Primus - Hochebenen

In dem Moment, als er die schwarzglänzende Mütze sah, wußte Hauptmann Tell, daß es Ärger geben würde.
In den Gesichtern seiner Männer erkannte er, daß es ihnen ebenso ging. Es waren die Gesichter von Soldaten, die zuviel gesehen und viel zuviel durchgemacht hatten. Brellix, ein hünenhafter Mann mit einem Gesicht wie ein Grox, zitterte hin und wieder. Der Granatenbeschuß hatte ihm schwerst zugesetzt.
Klann, ein etwas dicklich wirkender Mann mittleren Alters war nur für einen Moment vom Rest des Trupps abgetrennt gewesen. Als sie ihn gefunden hatten, hatte ein unförmiges Ding über ihm gekauert und ihm langsam die Haut vom Gesicht abgezogen. Mittlerweile hatten sich die Sanitäter um ihn gekümmert, doch er würde nie mehr lächeln können.
Und Dheyl rang nur wenige Meter entfernt noch immer mit dem Tod, hatte ihm doch eine Klaue die Eingeweide herausgerissen. Seine Schreie hallten über den Platz, mischten sich mit dem Gewimmerder anderen Verwundeten. Dies war sicherlich nicht das Geräusch des Sieges.
Die Schlacht war unbeschreiblich gewesen. Die Kultisten hatten sie vorgeführt. Hatten sie in eine Falle nach der nächsten gelockt, sie geteilt und Trupp für Trupp massakriert.
Mehr als die Hälfte des Regiments war gefallen und das, was noch blieb, war größtenteils nicht mehr kampfbereit.
Niemand konnte jetzt einen Kommissar gebrauchen. Tell war dem Imperator treu ergeben, war es immer gewesen und das galt auch für den Rest seiner Männer.
Aber was sie jetzt brauchten war Ruhe. So viel war schiefgegangen, so viele Männer hatten einen Tod ohne Würde gefunden. Und so viele waren verwundet.
Gern würde er sie wieder in den Kampf schicken. Aber nicht jetzt. Noch nicht.
Sein Seufzer verwandelte sich in ein scharfes Atemholen, während er seine zerschlissene Uniform straffte. Irgendwie mußte er da jetzt durch, seiner Leute willen.
Der Kommissar war groß, einen halben Kopf größer als Tell, was allerdings nicht ungewöhnlich war. Dank einer leicht erhöhten Schwerkraft, waren die Männer von Chardath allesamt etwas kleiner als der durchschnittliche Mensch.
Man gewöhnte sich irgendwann an, zu anderen aufblicken zu müssen, ohne sich dabei minderwertig zu fühlen.
Im Augenblick starrte Tell in ein hartes Gesicht mit einem breiten, dünnlippigen Mund, dunklen, fast schwarzen Augen und hohen Wangenknochen. Der Schirm der Mütze warf einen düsteren Schatten über das bereits grimmig dreinblickende Antlitz.
Tell sah keine nennenswerten Gefechtsnarben im Gesicht des Kommissars und diese Tatsache beunruhigte ihn zutiefst. Kommissar Wildred war vor zwei Wochen ums Leben gekommen und das Departmento hatte keinen neuen schicken können. Und ausgerechnet jetzt schickte man ihnen einen Frischling.
Der Mann hatte eine zackige, steife Haltung, die perfekt zu seinem drahtigen Körperbau paßte und ihm ein asketischen Aussehen verlieh, den Eindruck von Strenge noch verstärkend.
Tell salutierte, hoffend daß seine Bewegungen nicht seine Müdigkeit verrieten. Wann hatte er das letzte Mal geschlafen? Es mußte vor Tagen gewesen sein.
Vor so vielen Tagen....
„ Hauptmann Tell, ich bin Kommissar Prinn.“
„ Seien Sie gegrüßt, Kommissar. Ich“, begann Tell, doch Prinn schnitt ihm mit einer knappen Bewegung das Wort ab.
„ Lassen wir das Vorgeplänkel. Wir zwei haben zu reden.“
Das Mißfallen in Prinns Tonfall war deutlich. Seine Augen bohrten sich in Tells in dem Bemühen, den kleineren Mann niederzustarren.
Kein Vorgeplänkel, der Tanz ging hier und jetzt los. Mit Wildred war es anders gewesen.
Die Autorität des Kommissars überstieg die eines Hauptmannes, aber im Feld war es mitunter besser, wenn der Kommissar nicht ständig darauf pochte.
Die erfahrenen Kommissare wußten dies auch. Die Betonung lag auf erfahren. Und das konnte man von Prinn wohl nicht erwarten.
Abe trotzdem war da etwas im Blick des Mannes, daß Tell beunruhigte. Was hatte man dem Politoffizier erzählt?
Er holte erneut Luft und hielt dem Blick des Mannes weiterhin stand.
„ Worum geht es genau, Kommissar?“
Einen Augenblick lang starrte ihn der Offizier lediglich an, während sein Blick härter und härter wurde. Der Mann wirkte verärgert, sein ganzes Gesicht sprach von mühsam beherrschtem rechtschaffenem Zorn.
Verdammt, was war denn los? Tell war sich sicher, nie gegen eine Regelung verstoßen zu haben.
„ Wo soll ich anfangen, Hauptmann? Sehen Sie sich doch einmal um....sehen Sie hier irgendetwas Wünschenswertes? Ihre Leute sind verwundet oder tot, der Kommissar ist tot. Das ganze Regiment ist erledigt. Gerade jetzt, wo sie alle dringend gebraucht werden.“
Tell runzelte die Stirn. Dieses Desaster war nicht seine Schuld gewesen. Man hatte ihn und seine Männer in unwegsames, schlecht ausgekundschaftetes Gelände geschickt, ohne Vorbereitung auf das, was sie erwartete.
„ Kommissar Prinn, ich...“, begann er, als Prinn Luft holte, doch erneut schnitt ihm der Kommissar das Wort ab.
„ Sie reden erst wieder, wenn ich Sie frage, wie dieses...Unglück zustande kommen konnte, haben wir uns verstanden?“
Tell konnte nichts anderes tun als nicken. Ein falsches Wort und Prinn konnte ihn ohne weiteres erschießen.
„ Schön, daß wir uns verstehen. Es ist sonderbar, daß Kommissar Wildred ums Leben kam, kurz bevor Sie einen Großteil der Männer in die Falle der Kultisten führten. Würden Sie nicht auch sagen, das wäre verdächtig?“
Tell blinzelte. Das konnte nicht Prinns Ernst sein...Wider besseren Wissens öffnete er den Mund.
„ Bei allem Respekt, Kommissar, aber ich habe niemals auch nur in meinen Gedanken Verrat zugelassen. Die bloße Unterstellung ist....“
Er zuckte, als Prinns Hand sich bewegte, doch wider Erwarten glitt sie nicht zu der Plasmapistole des Mannes, sondern machte lediglich eine wegwerfende Handbewegung.
„ Noch ein Wort ohne meine Erlaubnis und ich werde Sie exekutieren. Wildred starb....warum? Hatte er Ihnen widersprochen? Wollten Sie Ihren Kopf durchsetzen? Oder hatten Sie ein Abkommen mit dem Chaos-Abschaum?“
Langsam dämmerte es Tell. Natürlich...Lerrock, der Kommandant des Feldzugs war ein aufstrebender Offizier, der in den letzten Jahren auf der Karriereleiter rasant nach oben geklettert war. Ein Desaster wie dieses konnten er und das Oberkommando sich nicht leisten, basierte es doch auf mangelnder Vorbereitung und Planungsfehlern. Es sei denn, sie schoben es auf jemanden ab.
In diesem Moment wurde es Tell klar: Er wurde gerade ans Messer geliefert.
 
Nicht schlecht. Aber was ist ein Grox? Kann daran liegen, dasss ich mich mit 40k nicht so auskenne.
Ansonsten sehr schöne Story. ..dass er grade ans Messer geliefert wurde. Schöner Satz. Baut die Erwartungen auf die nächsten Kapitel auf.
Ist der Verrat in der Imperialen Armee wirklich so schlimm, dass die andere opfern, um voranzukommen?
Also bis jetzt hab ich keine Unstimmigkeiten mit dem Hintergrund gefunden, aber das will nicht allzu viel heißen. Außerdem ist es ja erst das 1. Kapitel.
Ich hoffe, du schreibst bald weiter, könnte eine ganz spannende Geschichte werden.
 
Danke für das Feedback, Leute. Der nächste Teil kommt wahrscheinlich heute noch.

Was Groxe angeht...
http://wh40k.lexicanum.de/wiki/Grox

Haben auf vielen Welten die Rolle von Rindern als Fleischlieferanten übernommen.

Und was die Korruption in der IA angeht...ich habe mich nur an heutigen Verhältnissen orientiert. Man läßt doch bei vielen Skandalen und dergleichen gern mal den Kopf von Untergebenen rollen und bleibt selbst schön aus der Schußlinie...
 
Ist der Verrat in der Imperialen Armee wirklich so schlimm, dass die andere opfern, um voranzukommen?[/b]

Verrat ist im Imperium das schlimmste vergehen und endet meistens mit dem Tod.
Und korrupt ist der ganze Haufen auch. Am schlimmsten sind Fabrikanten, aufstrebende Junge Offiziere und planetare Gouvaneure.

Zur Geschichte:
Ich find die richtig gut(ist auf jedenfall besser als meine).
Allerdings find ichs komisch das der Kommissar den kleinen Hauptmann verdächtigt, einen Kommissar ermordet zu haben. Aber das macht das ganze ja spannend. 🙂
Bin gespannt darauf wie es weiter geht.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Neue Orknung @ 04.11.2007 - 11:48 ) <{POST_SNAPBACK}></div>
Allerdings find ichs komisch das der Kommissar den kleinen Hauptmann verdächtigt, einen Kommissar ermordet zu haben. Aber das macht das ganze ja spannend. 🙂[/b]

Meine Frage dazu: Hat er ihn wirklich angeblich selbst ermordet oder nur irgendwie ungünstig ... eingesetzt? Weil ich kann mir nicht vorstellen, dass dann keiner was gemerkt hat, wenn der Hauptmann den Komissar umnietet, oder? Wahrscheinlich gings nicht um direkten Mord, sondern um unzureichenden Schutz.
 
Ich nehme an, dassder Kommissar den Hauptmann UND die Soldaten verdächtigt, die , wie er denkt, den Kommissar einfach im Stich ließen... Jedenfalls geht so etwas nicht ohne das Mitwissen dder Soldaten.
Obwohl es gar keinen Grund braucht, wenn ein Offizier jemanden beseitigen will, und sich dafür eines jungen Kommissars bedient, der sich so einen Sprung auf der Karriereleiter erhofft.
 
Unter ermorden versteh ich nich nur mit nem MEsser die Kehle aufschlitzen oder ähnliches.
Wenn jemand gewollt nicht ausreichend geschützt wird, mit der absicht das er stirbt, ist das für mich Mord.
Und außerdem sag ich ja nich das der Hauptmann den Kommissar auf dem gewissen hat. Ich meinte damit daß ichs komisch find das der Kommissar nich bei der höchsten Instanz anfängt.
 
Heh, schon geschehen....hier mal Teil zwei, in dem ein paar Dinge aufgeklärt werden.


Der Kommissar hatte aufgehört zu sprechen und starrte nur noch. Tell mußte sich mittlerweile ernstlich bemühen, dem eisigen Blick des Mannes standzuhalten.
Am Rande nahm er wahr, daß diejenigen seiner Männer, die sich noch rühren konnten, mit ihren derzeitigen Tätigkeiten aufgehört hatten und sich nunmehr schweigend ihnen beiden zuwandten. Es war offensichtlich, daß hier etwas ablief, was sie alle anging.
„ Haben Sie überhaupt etwas dazu zu sagen?“
Die Stimme des Kommissars hatte sich zu einem bösartigen Zischen gewandelt. Dennoch war sich Tell nicht ganz sicher, ob der Mann wirklich zornig war oder ob seine Gestik und Mimik nur dazu dienten, den Umstehenden eine überzeugende Vorstellung zu bieten.
Er war zunehmend geneigt, die letztere Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Gut, das Spiel konnten auch zwei spielen.
„ Wie gut hat man Sie eigentlich informiert?“ fragte er, seine innere Erregung nur mühsam zurückhaltend. Jetzt begab er sich endgültig auf Messers Schneide. Aber es ging hier nicht nur um ihn, sondern auch um seine Männer.
Wenn der Kommissar den Eindruck hatte, die Kompanie sei befleckt, würde er jeden einzelnen der überlebenden Soldaten hinrichten lassen.
Und seine Leute hatten zuviel durchgemacht, um so zu sterben.
Prinn blinzelte, dann verzog sich sein strichförmiger Mund.
„ Ich will diese Angelegenheit aufklären, deshalb lasse ich diese Frechheit fürs Erste durchgehen. Ich weiß, daß Wildred sich bei Ihrer Kompanie befand, kurz bevor er starb. Er war nicht mehr bei Ihnen, als Sie von den Kultisten...'überfallen' wurden. Und jetzt machen Sie endlich das Maul auf oder wir gehen direkt zum nächsten Punkt über.“
Prinns Hand legte sich drohend auf den Griff seiner Pistole, verdeutlichend, worin der nächste Punkt bestehen würde..
Er versucht es wirklich, dachte Tell. Er versucht ernsthaft, mir...uns...diese Sache anzuhängen.
„ Dann ist Ihnen offenbar entgangen, daß wir kurz vor dem Überdall dauerndem Artilleriebeschuß ausgesetzt waren. Von den schweren Geschützen, über die der Feind 'nicht' verfügte.“
Um die beiden Männer herum wurde es still. Sogar das Wimmern und Stöhnen der Verletzten schien an Lautstärke abgenommen zu haben. Die Ruhe vor dem Sturm.
Das heraufziehende Gewitter spiegelte sich deutlich in Prinns Gesicht. Der Kommissar mochte bis eben noch eine Rolle gespielt haben, aber nun wurde die Angelegenheit persönlich.
Tells Geduld war am Ende, war es schon seit Tagen gewesen. Dieses Verhör brachte das Faß zum Überlaufen. Die Vorwürfe waren lächerlich und Prinn wußte es.
Und Tells Kopf sollte rollen, nur weil jemand von oben seine Unfähigkeit kaschieren wollte.
Irgendwann war einfach Schluß.
Respekt hin oder her, darauf wollte Tell jetzt einfach keine Rücksicht mehr nehmen.
Er war vermutlich so oder so erledigt, aber wenn dem so war, dann hatte er nichts mehr zu verlieren.
„ Die Berichte, die ich erhielt, waren korrekt. Es gibt keine Ar....“, begann Prinn, doch nun war es an Tell, ihm das Wort abzuschneiden.
„ Ich war noch nicht fertig, sir. Wissen Sie, was passiert, wenn direkt neben jemandem eine Splittergranate einschlägt? Nein? Dann gehen Sie doch einmal zurück in die Niederungen und durchsuchen sie die Krater. Da werden Sie Wildren finden...auf 10 Meter verteilt!“
Und wenn wir Glück haben, veranstalten die Kultisten wieder Zielübungen...
Tell biß sich auf die Zunge. Dieser Gedanke war ungebeten gekommen und er schalt sich selbst dafür.
Nicht einmal Prinn würde er das gönnen, was ihm und seinen Männern widerfahren war. Außerdem hieße das, den Ketzern einen Erfolg zu wünschen. Und das kam nicht in Frage.
Sein aufwallender Zorn ließ seine Stimme zittern, als sich langsam seine Selbstbeherrschung verabschiedete.
Er rechnete damit, daß Prinn ihn jetzt einfach sang-und klanglos erschießen würde, aber stattdessen grinste der Kommissar. Das Grinsen erreichte nicht seine Augen und außer Zähnen befand sich nichts dahinter.
„ Interessant...ich frage mich, wer von Ihren Männern eine andere Version des Geschehens zu bieten hat...“
Mit einer Geste, die deutlich machte, daß er Tell für weniger bedeutend hielt als ein Insekt, stieß der größere Mann ihn beiseite und stapfte auf die anderen Soldaten zu. Tell sah ihm einen Moment lang nach, bevor er folgte. Langsam drängte sich ihm das Gefühl auf, daß die Prüfungen für ihn und seine Männer noch lange nicht vorbei waren...



„ Ich halte diese Vorgehensweise noch immer für reichlich kompliziert“, meinte Lerrock zu seiner Gesprächspartnerin. Sie saßen im abgedunkelten Quartier seines Gastes, was es weniger leicht machte, die Frau genauer in Augenschein zu nehmen. Dafür war er dankbar.
„ Warum? Prinn wird Tell solange reizen, bis Tell eine Dummheit begeht. Und das wird er tun. Dann haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“
Die Stimme der Frau klang durchaus weiblich, hatte aber einen kratzenden, raspelnden Unterton, der Lerrock nervös machte.
Obwohl Kerzen als einzige Lichtquellen die Finsternis des Raumes durchbrachen, hatte die Frau sich noch eine Kapuze über den Kopf gezogen. Nur der schwache Glanz eines bionischen Auges stach aus der Dunkelheit heraus.
„ Schon...aber weshalb kann er nicht einfach angeklagt und exekutiert werden? Niemand würde an der Rechtmäßigkeit des Vorganges zweifeln, besonders wenn Ihr Siegel unter dem Urteil prangt.“
Etwas fiel aus der Kapuze, hinterließ einen feuchten Fleck auf dem alten Holztisch. Lerrock mußte sich beherrschen, nicht vor Ekel das Gesicht zu verziehen.
„ Ich möchte aber nicht, daß mein Eingreifen in diese Angelegenheit für alle erkennbar ist.“
„ Selbst dann....“
„ Ist das nicht so einfach wie es scheint. Tell hat Freunde. Und er hat sich oft im Dienste des Imperators, geheiligt sei Er in alle Ewigkeit, hervorgetan, war stets untadelig. So leicht kauft man Ihnen den Vorwurf des Verrats nicht ab.“
Lerrock runzelte die Stirn. Er würde gleich eine Dummheit begehen, aber die Frage drängt sich einfach nach vorn.
„ Warum er? Die Schuld kann doch genausogut bei den höheren Offizieren liegen....“
So, wie sie eigentlich bei ihm selbst lag, hatte er den Angriff doch überstürzt befohlen. Aber das war hier irrelevant.
„ Nun, Lerrock...ich will ehrlich zu Ihnen sein. Normalerweise hätte ich Ihnen etwas von einem Chaosmakel erzählt. Aber da ich Sie in der Hand habe, können Sie ebenso den richtigen Grund erfahren.“
Mit diesen Worten beugte sie sich vor, wobei das Licht der Kerze den Inhalt der Kapuze erhellte. Er sah strähniges helles Haar, sah Metall, sah Kabel, sah Fleisch das näßte, das stank, das Blasen warf und am Körper verfaulte, sah den blanken Stirnknochen, auf den man den Letter „I“ eingeritzt hatte.
„ Ich möchte nur, daß er elendig verreckt.“
 
hab grad den neuen Teil gelesen und bin begeistert. Kann mich meinen Vorgängern also nur anschließen und dir raten weiterzuschreiben. Sonst kommt irgendwann sone Type mt bionischem Auge und Kapuze und meint "Ich will, dass HeirOfNagash elendig verreckt!" 😀

Also weitermachen. Ich rate dir allerdings, was man auch mir geraten hat. Lass dir ruhig zwei, drei Tage Zeit mit den Fortsetzungen, sonst ist irgendwann alles verbraten, bevor viele es gelesen haben. Denn manche Leute sind eben nicht so oft hier.
Trotzdem: Fortsetzung erwünscht.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(IrreEule123 @ 04.11.2007 - 19:57 ) <{POST_SNAPBACK}></div>
Die Atmosphäre bei beiden Gesprächen hast du mMn richtig gut eingefangen 🙂[/b]

Da können viele etwas von dir lernen, imo sind die gespräche das beste überhaupt, was bei vielen die schwäche darstellt ist bei dir wirklich eine Stärke.
 
Der nächste Teil...etwas länger diesmal.


Der Kommissar hatte sich Mühe gegeben, im Gewühl zu verschwinden und obwohl größere Körperkraft und Ausdauer neben kleinerem Wuchs das Resultat hoher Gravitation waren, machten Tell die kürzeren Beine die Verfolgung nicht leichter.
Und nach einigen Minuten wurde es Tell auch zu bunt. Er hatte wichtigeres zu tun als dem Offizier wie ein Hündchen nachzulaufen. Seine Version war die Wahrheit gewesen.
Was der Kommissar daraus machte war mittlerweile sowieso ausserhalb seiner Kontrolle.
Glimpflich würde er nicht mehr davonkommen, dafür hatte er einfach zu deutlich widersprochen.
Die Hauptsache war, die Reste seiner Kompanie würden das Ganze überstehen...auch wenn sie mit Prinn hinterher noch ihre Probleme bekommen würden.
Die meisten hier waren beinahe Veteranen, hatten schon auf mehreren Schlachtfeldern gekämpft und kannten einander so, wie es nur bei Soldaten üblich war, die jeden Tag um ihr Leben kämpfen mußten.
Da taten sich Abgründe auf, da wuchs so manch ein einfacher Soldat über sich hinaus.
Wie konnte ein Frischling von einem Kommissar das verstehen, bevor er sich selbst einmal unter Feuerhagel in den Schlamm geworfen hatte?
Die Zukunft sah nicht gerade rosig aus.
Blieb zu hoffen, daß sowohl Prinn als auch Tells Männer ruhig und beherrscht blieben.
Aber soweit war es jetzt noch nicht. Jetzt gab es Wichtigeres zu tun, als trübsinnigen Gedanken nachzuhängen.
Unbewußt straffte Tell sich und sah sich um...und wäre beinahe von Grend umgerannt worden. Der Leutnant sah im letzten Augenblick auf und wäre beinahe zurückgeschreckt. Sein ehemals ebenmäßiges Gesicht war bandagiert und zwischen den Bandagen blitzten Metallklammern auf, vermutlich, um Knochen und Muskeln zusammenzuhalten. Er war von einem selbstgebauten Schrotgewehr direkt ins Gesicht getroffen worden und hatte es nur durch ein Wunder überlebt.
Tell konnte nicht wirklich behaupten, überrascht zu sein, daß der Mann wieder auf den Beinen war.
Er neigte dazu, jegliche Anweisungen der Sanitäter und Ärzte zu ignorieren, um so bald wie möglich wieder im Einsatz zu sein.
Viele hielten das einfach nur für Stur- oder Dummheit, aber Tell wußte, woran es lag. Grend mußte ständig aktiv sein, sonst fing er an, nachzudenken. Und was auch immer ihn dann bewegte, angenehm war es nicht.
Tell hatte ihn nie danach gefragt und würde es auch nicht tun. Wenn Grend, der unter den anderen Soldaten „Stehauf“ gerufen wurde, interssiert wäre, es jemandem mitzuteilen, hätte er es bereits getan.
Gerade hielt der Soldat ein Gewehr in den Händen, aus dem Rauch aufstieg.
„ Verzeihung, Hauptmann, ich... habe Sie...“, meinte er, wobei seine Stimme gepreßt und undeutlich klang und ihm, dem scharfen Atemholen nach jedem zweiten Wort zu urteilen, starke Schmerzen bereitete.
„ Nicht gesehen, das hab' ich gemerkt“, meinte Tell und winkte ab, deutete dann auf das Gewehr.
„ Sieht ziemlich erledigt aus“, fügte er hinzu, um grend am Sprechen zu hindern. Nach den ersten Worten des Mannes hatten sich bereits Blutflecken unter den Bandagen am Kinn gebildet.
Grend zuckte die Achseln, deutete dann hinter sich. Auf einem Haufen lagen dort mehrere Gewehre, von denen Teile fehlten oder die anderweitig beschädigt waren.
Da er nichts anderes zu tun hatte, würde Grend sich jetzt dieses Gewehr und dann weiitere vornehmen und versuchen, es wieder in Gang zu bringen. Das war zwar nicht seine Aufgabe, aber so hatte er etwas zu tun. Immerhin war Grend recht begabt im Umgang mit Technik aller Art.
Er nickte Grend zu und war gerade dabei, nach Brellix Ausschau zu halten, als ein lauter Schrei durch das Lager hallte. Gred ließ das Gewehr fallen, das mit einem Klatschen auf den schlammigen Boden fiel.
Tell fuhr herum, bemüht, den Ursprung des Geräusches zu lokalisieren. Irgendwo in der ungefähren Richtung des Schreis, erblickte er eine schwarze Mütze. Prinn!
„ Oh, beim Imperator...“, fluchte er und rannte los, stieß links und rechts Leute beiseite.
Er fand Prinn halb über einen der Verwundeten gebeugt, ein Knie auf dessen Handgelenk. Das Gesicht des Mannes war zwar durch die Gestalt des Kommissars verdeckt, aber r erkannte die Uniform und vor allem die Tatowierung auf dem freiliegenden Arm. Belgan, einer der wenigen Männer, die nicht, wie er und der Rest des Regiments von Chardath stammten, sondern von irgendeiner Makropolwelt, deren Namen er ständig vergaß.
Belgan hatte sich bei einem Sturz das Handgelenk gebrochen. Zwar hatte man den Bruch schienen können, aber er war noch nicht ausgeheilt gewesen, als sie endlich die Tiefebene verlassen hatten.
Nun würde die Heilung noch viel länger dauern.
Belgan keuchte, als Prinn sein Gewicht langsam leicht verlagerte, wobei man das Knirschen der Knochen hören konnte.
„ Es heißt, Schmerz sei der beste Lehrer...ich wollte schon immer gern wissen, ob das der Fall ist. Ist es möglich, jemandem durch Schmerz die Liebe zur Wahrheit beizubringen?“
Tell sah sich um. Ein gutes Dutzend Soldaten stand um die Szene herum, teilweise mit verblüfften, teilweise mit verwirrten Gesichtern.
„ Was ist dort draußen passiert? Sprich und ich werde Gnade zeigen.“
Langsam ging Prinn wirklich zu weit. Das lag zwar alles noch in seinem Ermessensbereich, aber Tell spürte, wie langsam die Stimmung gegen den Mann umschlug.
Hatte sich vorher ein Gewitter zusammengebraut, so war mittlerweile ein Orkan im Anzug.
Gut, dachte er bei sich, Zeit, Farbe zu bekennen. Geheiligter Imperator, mit meinem Blut erkaufe ich den Schutz meiner Männer, mögest du sie auf ihren Wegen behüten....
Er wollte gerade den Mund öffnen, als er von hinter sich eine laute Stimme hörte.
„ L-las-s-sen S-sie sof-fort B-Belgan-n in R-ruhe....Es-s i-ist ni-nicht s-s-sein-ne Schu-huld...“
Tell fuhr herum. Dort stand Brellix mit kalkweißem, blassem Gesicht und einer Pistole in der Hand, einer altmodischen Projektilwaffe. Er zitterte noch immer und in seinen Augen lag ein Ausdruck gehetzten Irrsinns.
Jetzt war er endgültig übergeschnappt. Tell wußte zu schätzen, was er versuchte zu tun, aber er brachte gerade die gesamte Kompanie in Gefahr.
Wild gestikulierend versuchte Tell, in Brellix' Weg zu treten, bemüht, in von seinem Vorhaben abzubringen.
Obwohl der andere Mann Chardather war, überragte er sogar den Kommisar, von Tell ganz zu schweigen.
Doch Größe schützte nicht vor einem Plasmageschoß.
Tell spürte die Hitze, als das Geschoß aus der Pistole des Kommissars an ihm vorbeizischte und den Kopf des Soldaten in einer roten Wolke verdampfen ließ. Brellix kippte zur Seite.
Prinn hatte nur beiläufig zur Seite gesehen, die Waffe gezogen und geschossen. Hatte einfach einen tapferen Soldaten getötet, der nur einen Kameraden schützen wollte. Der mit ihnen allen durch die Hölle gegangen war. Brellix war in seiner derzeitigen Verfassung keine Bedrohung für Prinn gewesen.
Einen Augenblick lang rühte sich nichts. Tell stand wie erstarrt, ebenso wie der Rest der Männer um ihn herum. Er konnte das Blut sehen, sah das bleiche, schmerzverzerrte Gesicht von Belgan und sah das leichte Lächeln auf Prinns Gesichtszügen.
Der Kerl hatte es genossen.
Niemand hielt Tell auf, als er seine Waffe zog. Prinns Augen weiteten sich.
Tell versuchte in ihnen zu lesen, doch er fand nur Überraschung, keine Reue.
Der Hauptmann drückte ab.
Prinn fiel zu Boden. Rauch kräuselte sich aus dem Loch in seiner Stirn.
Stille kehrte ein.
Dutzende Augenpaare starrten Tell an. Er senkte die Waffe und schloß die Augen in Erwartung, gleich niedergschossen zu werden.
Der Schuß kam nicht.
„ Ihnen ist klar, daß wir jetzt alle erledigt sind, wenn wir bleiben, oder?“
Grends Stimme, muffig und schmerzerfüllt. Tell nickte und sah in die Runde.
Die Blicke, die ihm begegneten, ließen ihn beinahe die Schwernisse der letzten Tage vergessen.
Eine Gruppe, die sich so gut kennt, wie es nur bei Soldaten der Fall ist, kann wie ein Mann handeln, ohne daß jeder einen Befehl bekommen muß.
Binnen zwei Stunden war der Platz leer.


Der Körper von Inquisitorin Jarra Cowl war nackt, doch wünschte sich Lerrock, dies wäre nicht der Fall. Die Frau hing in einem Drahtgestell, daß mit zahlreichen Werkzeugen und Instrumenten bestückt war, die gerade an ihrem Körper arbeiteten, nach Kräften bemüht, die Schäden zu beheben, bei denen das noch möglich war. Sprühköpfe bedeckten die graue Haut mit einem desinfizierenden, kühlenden Nebel. Zahllose Kabel verbanden ihren Körper mit den Konsolen und anderen arkanen Gerätschaften, die den Raum dominierten.
„ Nennen Sie mir einen guten Grund, weshalb Sie mich während meiner Ruhephasen aufsuchen“, zischte die groteske Gestalt.
Ihr linkes Auge war zur Zeit blind, denn es steckten zwei dünne Schläuche darin. Durch den einen blubberte eine grau-grüne Masse aus dem Auge heraus, deren Gestank Lerrock den Atem raubte, während eine weißliche Flüssigkeit durch den anderen Schlauch in den Augapfel gepumpt wurde.
Das bionische Auge war ausdruckslos, aber dennoch hatte er das Gefühl, ihre Blicke durchbohrten ihn bösartig.
„ Ihr Plan ist aufgegangen“, begann er, zögerte dann einen Moment, um die Galle herunterzuschlucken, die sich gerade den Weg seinen Hals empor gebahnt hatte. Ein Schneidwerkzeug entfernte in diesem Moment den Klumpen nekrösen Fleisches, der einmal eine Nase gewesen war.
„ Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Kommandant. Ansonsten werde ich Sie auf sehr spezielle Weise daran erinnern, daß man die Zeit eines Inquisitors besser nicht verschwendet.“
Lerrock hatte den Anflug von Übelkeit niederzwungen und fuhr fort: „ Aber es gab einige Abweichungen.“
„Welcher Art?“Sie neigte den Kopf zur Seite.
Ihre Stimme blieb neutral, aber Lerrock wurde das Gefühl nicht los, geerade genauestens inspiziert zu werden. Und wehe ihm, wenn ihr nicht gefiel, was sie sah.
Sie? Oder Es? Dieses...Ding ist doch nicht mehr menschlich!
Er rang den Gedanken ebenfalls nieder.
„ Er hat Prinn erschossen.“
Ihre Stimme wurde eisig. „ Wiederholen Sie das.“
„ Er hat Kommissar Prinn erschossen.“
„ Ich verstehe...“, murmelte sie, während sie den Kopf etwas drehte, damit die Maschine den Eiter von den Metallteilen ihres Gesichts wischen konnte.
Lerrock konnte ihre Mimik nicht lesen, hauptsächlich, weil sie keine hatte, aber auch, weil ihn der Anblick ihres Gesichts anwiderte.
„ Haben Sie schon alles für die Exekution vorbereitet? Ich möchte ihr beiwohnen.“
Jetzt kam der unangenehme Teil. Am Besten, man brachte es schnell hinter sich, desto eher kam er hier wieder heraus.
Ihr Gesicht ekelte ihn zwar an, aber tiefer waren seine Augen nur einmal gewandert. Das hatte er sofort bereut. Mittlerweile wollte er nicht einmal mehr wissen, was sie so zugerichtet hatte.
So hielt Lerrock Blickkontakt, als er, etwas überhastet, hinzufügte: „ Die gesamte Kompanie ist abgezogen. Offenbar sind sie in Richtung der Schluchten unterwegs, die wir erst vor kurzem ausgekundschaftet haben.“
„ Das macht es in der Tat schwierig“, sagte sie nachdenklich, jedoch mit bemerkenswerter Ruhe, „ und erfordert eine Anpassung der Zeitpläne.“
„ Wie sollen wir jetzt vorgehen?“
„ Sie haben eine verräterische Kompanie, die offenbar mit dem Makel des Chaos behaftet ist. Was sollte nun Ihrer Meinung nach die Handelsweise eines guten Dieners des Imperators, gepriesen sei Er, sein?“Ihre Worte klangen wie Stahl auf Stahl.
„ Verstanden. Ich werde mich sofort darum kümmern.“
Trotz aller Bemühungen ähnelte Lerrocks Abgang einer Flucht.