Historisch All Honourable Men – Bürgerkrieg im Alten Rom

Sire Godefroy

Tabletop-Fanatiker
14. September 2002
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Aliso
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Freunde, Fanworldler, Hobbyisten!

Römer sind mein Ding. In allen Geschmacksrichtungen. Fürs Wargaming habe ich mich inzwischen durch alle Teilepochen gearbeitet – nur um die späte Republik, also die Zeit Käsars und Kikeros, habe ich bisher einen Bogen gemacht. Ob’s ein Latein-Trauma ist? Egal, jetzt geht die Sache an die Triarier. Also los.

Schon ganz früher – der Onkel erzählt vom Krieg – hab ich hier in der GWFW meinen Weg vom gebürtigen Warhammerer zum Historical Wargamer dokumentiert (und zur Strafe auch mal dieses Subforum moderieren dürfen). Dabei hab ich die große Freiheit entdeckt: Man darf Figuren und Regeln beliebig kombinieren, ohne dass die Hobbypolizei klingeln kommt! Deshalb wird es hier auch nicht um den Aufbau einer Truppe für ein bestimmtes Regelwerk gehen. Ich orientiere mich grob an den Minimalvoraussetzungen für „Infamy, Infamy“ (englische Regeln für Geplänkel zwischen Einheiten der Römerzeit), mache dann aber gleich schon wieder alles anders, was Anzahl und Basierung der Miniaturen angeht.

Genauso bin ich bei meinen kaiserzeitlichen (so um 100 n. Chr.) Römern verfahren, die ich letztes Jahr bemalt habe und seitdem immer mal wieder ergänze. Unten ein Foto von der Basisformation, Einzelbilder gibt's im Lead Adventure Forum.

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Wo es Not tut, werden Regeln den Figuren angepasst, nicht umgekehrt. Die zeigen außerdem, wohin die Reise hier bemaltechnisch geht: solide Pinselkost, ohne Airbrush und viel Schmodder. Dafür gibt’s den ein oder anderen Umbau oder Farbwechsel, um auch halbwegs belegbare Varianten abzudecken. Denn ein historisches Thema muss nicht bloß Malen nach Zahlen bedeuten. Falls ich hier ein bisschen Werbung für die Nische machen kann, umso besser!
 
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Hintergrund​

Erstmal: Späte Republik? Zeitlich ist das ungefähr das Jahrhundert bis Christi Geburt. Spät deshalb, weil in dieser Zeit die altehrwürdige res publica Romana sich nach und nach selbst abschafft. Gründe gibt es viele und jeder verdiente ein eigenes Referat… Glücklicherweise aber lässt sich das alles auf des Wargamers liebstes Thema runterkürzen, nämlich Krieg. Der findet eigentlich ununterbrochen statt, oft erst draußen, um ein paar Barbaren zurechtzustutzen, dann fast immer auch als interner Machtkampf zwischen siegreichen Feldherren wie Marius und Sulla oder Pompeius und Caesar.

Politik wird also vor allem mit Soldaten gemacht. Das sind in dieser Zeit längst nicht mehr die Milizionäre, die man erst vom Acker oder aus den Werkstuben zusammentrommeln muss. Wer jahrelang in Hintertupfingen, jedenfalls weit weg von der römischen Dolce Vita Krieg führen muss, tut das hauptberuflich. Finanziert werden diese Jobs von den Politiker-Generälen, samt Kost, Unterkunft und Ausrüstung.

Armeen der späten Republik bestehen deshalb im Kern aus echten Profis, den gut gerüsteten und einigermaßen uniformierten Legionären. Was echte römische Kerle nicht so gut können – also alles außer Straßenbau und Massenkeile –, überlassen sie ihren Hilfstruppen. Das sind Leute, die gegen Bezahlung, öfter aber dank Knebelvertrag in ihren Hausklamotten (und -waffen) an der Seite Roms kämpfen. Nicht selten geht’s dabei gegen die eigenen Nachbarn und Verwandten (wobei das mitunter ja ganz befreiend sein mag). Zum Beispiel kann Caesar bei der Eroberung Galliens – ja, ganz Galliens – auch auf verbündete Ortsansässige setzen. Zumindest bis die ihren Denkfehler erkennen und ihn hängen lassen. Eine andere Geschichte.

Weil die Römer sich damals schon durch halb Europa, Vorderasien und Nordafrika erobert haben, führt das zu sehr bunt gemischten Truppen. Sowohl auf Seiten der Alliierten wie auch bei den römischen Soldaten selbst. Wenigstens darf man das glauben. Wie es „wirklich“ ausgesehen hat, lässt sich heute einfach nicht mehr entscheiden. Vieles – auch hier bei mir – ist Vermutung und aus verstreuten Informationsnuggets zusammengereimt. In den Details kann das furchtbar öde sein. Daher spare ich hier erstmal aus, warum meine Legionäre alle Rot tragen, woher die Schildmuster kommen und so weiter und so langweilig. Bei Bedarf aber einfach nachfragen! 🙂

Bester Start für alle, die sich in die Zeit einfühlen wollen: Rome von HBO gucken. Ernsthaft, Sehbefehl. Wer sich an Unkorrektheiten aufhängt, ist selbst schuld. – Oder das Spiel zur Serie zocken, Assassin’s Creed: Origins. Vorsicht, enthält dupzig Ideen für den Geländebau!
Okay, zum Abschluss noch was Seriöses: Julius Caesar von Mr. Shakespeare. Dem habe ich zumindest die Catchphrase in der Überschrift geklaut. Hier in meinem bisher liebsten Vortrag.

PS: Auch hier gilt, wer ernsthaftere Auskunft will, dem öffne ich auf Nachfrage gern mein Bücherregal. Nerdigerweise hab ich tatsächlich das ein oder andere Buch daraus sogar gelesen. 😱
 
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Spielberichte, Tutorials und was sich sonst so ansammelt​


1. Der lästige Regelkram​

Erste Wahl: "Infamy, Infamy" von Too Fat Lardies. Gelabelt als "big skirmish", werden damit keine großen Schlachten, sondern kleinere Gefechte abgebildet. Gespielt wird mit Einheiten, die eine nach Truppentyp festgelegte Anzahl an Einzelfiguren (standardmäßig im 28mm-Maßstab) umfassen. Wer 40k kennt, hat das Prinzip eigentlich schon verstanden. Die Unterschiede liegen im Gameplay: Einheiten werden zufällig aktiviert, Moral und damit auch die Anführer spielen eine große Rolle, eher technische Details wie Waffenwirkung und Rüstungsschutz sind dagegen abstrakt dargestellt. Auf YouTube gibt es, auch von den Machern, einige Erklär- und Spielberichtvideos – allerdings, wie die Regeln selbst, nur auf Englisch.
Mein Votum: Mich verbindet mit den TFL-Regelwerken eine tiefe Hassliebe. Einerseits finde ich den Ansatz ungeschlagen, Psychologie und das Chaos einer Massenschlägerei ins Zentrum zu rücken. Andererseits wird diese schlichte Schönheit durch zig Sonder- und Ausnahmeregeln verhunzt, die in den Büchern teils wirr verteilt, teils in Schwafelei versteckt sind. Das produziert dann auch eine unnötige Menge an Markern, Formationswechseln und einzeln entfernten Verlusten, die mich ästhetisch hart nerven. Deshalb orientiere ich mich an den beigegebenen "Armeelisten", weiche aber gnadenlos von den Vorgaben ab, was Basierung u. ä. angeht, um auch was anderes spielen zu können.

Zweiter Sieger: "DBA (De Bellis Antiquitatis)" von Phil Barker. Ein waschechtes Schlachtensystem für alles von der ersten Metall- bis zur ausgereiften Schwarzpulverwaffe. Jede Armee ist aus einer bestimmten Kombination von Truppentypen gebildet, die genau zwölf (12) Einheiten bzw. Elemente umfasst. Nicht mehr, nicht weniger. Eindeutiger Hinweis, dass hier wirklich alles abstrakt behandelt wird. Daher sind auch die Größe der Elemente und die Anzahl der Figuren pro Base fix. Trotzdem bleibt Raum für Abweichler wie mich. In der deutschsprachigen Nische der Nische haben ein paar Leute eigene Standards etabliert, mit denen das Spiel vor allem optisch aufgehübscht wird. Soll heißen: mehr Platz für mehr Figuren pro Base. Das erlaubt sogar Minidioramen – toll! Die aktuellen Regeln sind nur auf Englisch erhältlich; von älteren Editionen gibt es inoffizielle deutsche Übersetzungen im Netz (kreativ googeln).
Mein Votum: Glücklicherweise hat vor Jahren ein DBA-Veteran ein paar Probespiele mit mir geschlagen. Ansonsten hätte mich das Regelwerk, das sich wie eine Schachbibel liest, vielleicht abgeschreckt. Allerdings gefällt mir ein No-Nonsense-Ansatz sowieso gut, und mit den Anpassungen der Maße sehen die Elemente mit 28mm-Figuren nicht mehr wie drei Jungs mit ’ner Fahne aus. Im Sweetwater-Forum gibt's die passende Anleitung und hier ein besonders hübsches Beispiel einer danach aufgestellten Truppe. Für meine Römer übernehme ich das Basierungsprinzip, alles weitere ergibt sich dann.

1.1. Beispielfahrpläne für "Infamy, Infamy"​

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Als Startschuss auch für mich selbst hier ein erstes WIP-Foto. Wie zu sehen, bin ich noch in der Bastel- und Grundierungsphase. Fotos werden dann auch noch besser, (nix) versprochen. 😀

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Den Grundstock an Legionären werden Plastik-Minis aus der Reihe der „Caesarian Romans“ von Warlord Games bilden. Die lassen sich gut mit anderen Sets kombinieren. Hier habe ich ein paar Helme gallischer Krieger von Victrix untergehoben. Die können entweder Caesars Veteranen darstellen oder einfach Fashion Victims; keltische Schmiedeprodukte waren schon früher beliebt, weil sie technisch ausgereifter und/oder über kurze Wege auch in Italien verfügbar waren.

Los geht das.
 
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Nun haben die Römer viel Spaß an Bürgerkriegen gehabt. Das sollte also gehen! 😀
Erstens das und zweitens, wie erwähnt, können manche Verbündeten ja auch flux die Seiten wechseln. 😵 Man wird sehen…
Vielen Dank für die ganzen Rückmeldungen bisher. Dass Interesse da ist, motiviert mich gleich umso mehr!
 
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Kurzes Update nach der Sonntagsschicht: ein Blick auf die aktuelle Fließbandfertigung (unschmeichelhafte Nahaufnahme, deshalb auch verwackelt 😀). In der nächsten Sitzung wird dann hoffentlich was fertig. Anschließend steht natürlich noch Basieren & Lackieren an, dauert also.
 
Warum dauert das so lange, bis es hier mal fertige Minis zu sehen gibt?! – Nun. Ich hab mir vielleicht ein bisschen mehr an Arbeit aufgehalst als nötig…

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Ich gebe gerne zu, kein begnadeter Freehand-Künstler zu sein. Selbst geometrische Muster sind also 'ne Herausforderung. Hier wollte ich aber einfach die Chance nutzen, zeitlich einigermaßen passende Schildbemalungen wie diese hier nachzumalen. Zumal es die (noch) nicht als Decals gibt.

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Ob die Jungs damals nun mit solchen Schilden herumgelaufen sind, weiß kein Mensch. Ebenso wenig, welche Farben verwendet wurden, ob man Einheiten anhand ihrer Schildbemalung erkennen konnte usw. Ich hab mich für einen Mix entschieden (auch um beim Malen keinen Rappel zu bekommen): Jede Einheit verwendet die gleichen Motive und Farben, diese aber in Variation.

Gleich vorweg, ich werde sicher nicht für alle den gleichen Aufwand treiben. Früher oder später verliere ich die Lust. Bis dahin wird per Fließbandtechnik produziert.
 
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Sehr schick! Irgendwie haben mir republikanische Römer immer besser gefallen als die kaiserzeitlichen Legionen, deshalb bin ich mal gespannt, was Du noch zeigst. Wenn ich nicht bereits so abartig viele halb- oder unbemalte (historische) Minis rumliegen hätte, würde ich wahrscheinlich auch was in die Richtung machen, zumal es ja jetzt auch SAGA-Regeln dafür gibt (zumindest für mittlere Republik/Punische Kriege usw.).
 
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Hey, old school GWFLer mit einem noch old schooligeren Armeeaufbau 😀
Da bin ich kein rana ? und gucke auch mal gerne über den Tellerrand. Coole Sache und auf einem sehr schönen Malniveau. Bitte nicht zu tief stapeln, die Schilde sehen klasse aus.
Ja, ein bunt gemischter Haufen ist das. Orientierst du dich dann auch an bestimmten äh Gebieten? Als geborener Kölner schlage ich Auxiliartruppen aus Ubiern vor 😀 Ich denke, das war zu der von dir gewählten Zeit schon ein Ding.