40k Arbeitstitel: "Kinder des Frosts"; erste Geschichte

Kelamith

Erwählter
28. Dezember 2012
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0
8.901
In letzter Zeit habe ich begonnen, an einer Geschichte über zwei meiner Lieblingsfraktionen (Eldar/Inquisition) im 40k-Universum zu schreiben. Da dies meine erste Geschichte ist, höre ich gerne (konstruktive) Kritik.

Zunächst einmal der (zugegebenermaßen recht kurze) Prolog, in dem eine meiner Hauptpersonen kurz vorgestellt wird.

Prolog

Kelion betrachtete nachdenklich die Sterne über sich. Wie friedlich sie doch wirkten. Und dennoch lauerte zwischen ihnen das Verhängnis von Völkern. – Und ebenso die Möglichkeit dieses Verhängnis aufzuhalten. Doch dazu würde er sich ebenso verhalten müssen wie die Sterne. Vorgeben, anders zu sein. Nicht der Führer eines Weltenschiffes der Eldar, welcher seit Jahrtausenden die Mysterien des Universums erforschte, sondern bescheidener, ein einfacher Wanderer.

Der Eldar spürte den sich nähernden Gast noch ehe er in Sichtweite war. „Und ihr seid zuversichtlich, was den Erfolg dieser Mission angeht, Ehrwürdiger?“, fragte Syan’Kal, einer der Autarchen des Weltenschiffes. Kelion drehte sich um und betrachtete den Krieger vor sich wissend. Nur zu gut verstand er die Gefühle die der andere Eldar angesichts seiner Ohnmacht verspürte, war er doch selbst einmal auf dem Pfad der Klingen gewandelt. Jahrhunderte musste es her sein, dachte er wehmütig. Nun lastete ein anderes Schicksal schwer auf seinen Schultern. „Sorgt euch nicht, Syan’Kal. Die Zeit, in der wir eurer brillanten Führung auf dem Schlachtfeld bedürfen naht. Auch um den Ausgang meiner Mission müsst ihr euch nicht sorgen. Dieser ist für mich so klar zu erkennen, als wäre er in Stein gemeißelt.“. Die Zeitspannen welche Kelion bei seinem Blick in die möglichen Zukünfte verborgen geblieben waren verschwieg er, wohlwissend, dass diese die Zauderer stärken würden. Diese Perioden bereiteten dem Eldar sorge. In seinem langen Leben hatte er nie einen solchen Schatten im Warp verspürt. Nicht einmal die mächtigste Rune vermochte ihn zu durchdringen oder zu umgehen. „Ich habe euch die gewünschten Gewänder besorgt, Ehrwürdiger.“, antwortete sein Gegenüber und breitete die schlichten Kleider aus Chamäolin-Stoff vor ihm aus. „Ich danke euch, Autarch. Wacht über unsere Heimat, solange ich in der Ferne weile.“, sagte Kelion und neigte den Kopf, wobei ihm die silberblauen Haare leicht in die Stirn fielen. „Das werde ich, Ehrwürdiger. Möge Ishas Blick auf euch ruhen und euch leiten.“ Mit einer leichten Verbeugung verlies Syan’Kal den Dom der funkelnden Träume.

Noch einmal blickte Kelion hinauf in die Weite. Es war Zeit aufzubrechen. Einige Zeit würde vergehen, bis er die Sterne wiedersehen würde. Der Eldar griff mit seinem Geist hinaus und nutzte seine Macht um einen temporären Gang an das Netz der tausend Tore anzuknüpfen. Entschlossen trat er durch die von bunten Farben umspielte Öffnung in der Realität.

Bei entsprechender Rückmeldung/Interesse würde ich weitere Teile der Geschichte posten.

mfg

Kelamith
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Formal nicht weiter zu beanstanden, von der Handlung gibt es aber nicht viel her. Als Prolog zwar nicht schlimm, aber seien wir ehrlich - Eldar bieten so viel Potential für ausschweifende Beschreibungen und sprachlichen Schnörkel wie wohl kaum ein anderes Volk bei W40K. Gepaart mir der Tatsache, dass dein Prolog mal wieder Superlative ankündigt (noch nie solch einen Schatten im Warp gesehen, bla...), ist es mir zu wenig.

Meckern auf hohem Niveau übrigens, aber dein Text macht nicht den Eindruck, als bedürfest du Neulingsschonung.
Und denkt dir einen Titel aus, auch wenn's ein Arbeitstitel wird. Eldar+Inquisition; erste Geschichte schreckt potentielle Leser eher ab als dass er sie anlockt.
 
Danke für deine Rückmeldung. Es freut mich natürlich zu hören, dass es "nur" Meckern auf hohem Niveau ist. Es stimmt natürlich, dass es meistens derartige Themen sind, welche in Geschichten vorkommen. Aber seinen wir mal ehrlich: Wer will eine Geschichte lesen, welche das gewöhnliche langweilige Leben eines Eldar beschreibt, welcher sich mit den kleinen Sorgen des Alltags herumplagt. Einen Titel werde ich mir überlegen. Da ich allerdings noch keine Ahnung habe, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird wollte ich mich noch nicht festlegen.

Hier der nächste Teil bzw. der erste Teil des ersten Kapitels:
1.
Das Gesicht des Eldar war ausdruckslos und nichts deutete darauf hin welche Höllenqualen er in diesem Augenblick erleiden musste. Inquisitor Fabius Sceratus konnte nicht umhin den Xenos für sein Durchhaltevermögen zu bewundern. Vor vier Tagen hatten er und seine Interrogatoren damit begonnen das Alien zu verhören und nicht eine ihrer Fragen war beantwortet worden. Der Xenos ließ sich nicht einmal dazu herab, sie zu beschimpfen, sondern schwieg eisern. Sceratus wusste nicht wer er war oder welche Position das Wesen in seiner Gesellschaft innehatte, doch die Kleidung wies auf eine Späherrolle oder auf einen Ausgestoßenen hin. Obwohl von guter Machart wies sie doch nichts von der sonst von den Eldar an den Tag gelegten Arroganz auf. Vielmehr passte sich die Färbung der Kleidung als perfekte Tarnung der Umgebung an. Auf dem Planeten Chiros war der Eldar entdeckt worden. Der Gedanke, dass ein Xenos so tief in das heilige Imperium der Menschheit eindringen und sich auf einer derart verehrten und sakralen Welt aufhalten konnte erfüllte den Inquisitor noch immer mit Abscheu. Doch es erinnerte ihn auch an seine Aufgabe, seine Bestimmung. Er war ein Inquisitor, ein Hüter der Menschheit, ihr Schild und Wächter gegen die Dunkelheit. Es war seine Aufgabe Aliens und Mutanten zu vernichten, Ketzer und Hexer zu eliminieren und sich jedweder Gefahr für die Menschheit entschlossen entgegenzustellen.

Die Mundwinkel des Abschaums zuckten. Sofort wurde Sceratus Aufmerksamkeit zurück zu seinem Gefangenen gelenkt. Entschlossen hob er die Neuralgeißel, welche das Nervensystem des Opfers mit Schmerzsignalen überfluten würde. Just in diesem Moment flog die Tür zum Verhörraum auf. Verärgert und empört über diese Störung fuhr Sceratus herum. In der Tür stand Inquisitor Remus Karves. In seiner obsidianfarbenen Servorüstung welche von einem purpurfarbenen Mantel eingerahmt wurde bot er einen imposanten Anblick. Über dem Rücken trug er zwei gekreuzte Energieklingen. Sceratus wusste, dass beide handgefertigt und vom Kardinal von Macharia selbst gesegnet waren. Als Sceratus den Zorn in Karves Augen sah wich er unwillkürlich einen Schritt zurück. „Wie könnt ihr es wagen, mir die Gefangennahme eines Eldar vorzuenthalten?“ fragte dieser gepresst. Die Eldar waren Karves‘ Spezialgebiet und es war bekannt, wie schnell er in Rage geriet, wenn man seine Kompetenz in Frage stellte. Es war ein riskantes Spiel gewesen, ein derart seltenes und wichtiges Ereignis wie die Ergreifung eines Eldars zu verheimlichen, doch Sceratus war klar gewesen, dass es seine Karriere entscheidend fördern würde, sollte er seinem Gefangenen neue Informationen entlocken können. Nun jedoch war sein Geheimnis aufgeflogen und er musste retten, was zu retten war. „Meine Nachricht hat euch demnach nicht erreicht.“ Antwortete er glatt. „Ich versichere euch, sofort nachdem ich Kenntnis von diesem schändlichen Wesen hatte, sendete ich euch eine astropathische Mitteilung.“. „Ihr seid ein erbärmlicher Lügner, Sceratus. Doch zum Glück sind meine Augen überall und die Zahl meiner Ohren grenzenlos.“ Meinte Karves ehe er sich dem Gefangenen zuwandte, welcher mit Armen und Beinen an die Gegenüberliegende Wand gefesselt war. „Mit gewöhnlichen Methoden werdet ihr aus diesem hier Nichts herausbekommen, Sceratus.“, brummte er. „Ich kenne seine Art. Weltenwanderer werden sie genannt. Sie sind in der Lage sich in ihre tiefsten Träume und Erinnerungen zu flüchten. Folter wird ihm nichts anhaben.“ In diesem Augenblick geschah etwas, das zu keinem Moment der vergangenen Tage geschehen war. Der Eldar sah auf und begann zu sprechen. Die eisblauen Augen des Aliens fixierten Karves und in einer melodiösen Sprache begann es zu reden. Sceratus verstand kein Wort. Umso mehr erstaunte es ihn, als Karves scheinbar in der selben Sprache antwortete. Wie konnte ein Inquisitor, der etwas auf sich hielt, die Sprache von Xenos, eine blasphemische Sprache, sprechen oder auch nur kennen? Sceratus verspürte den Drang, seinen heiligen Energiehammer „Eisenflamme“ aufzunehmen und in gerechtem Zorn auf den anderen Inquisitor einzuschlagen. Doch letztlich besann er sich eines Besseren. Er wusste, dass das, was das Wesen sagte, möglicherweise wichtig war. Und so wartete er ärgerlich ab, bis die Unterhaltung beendet war. Schließlich wendete sich Karves ihm zu. An seiner Stirn pochte eine Ader. „Setzt die Hinrichtung an.“, befahl er. Die Augen des Eldar begannen in einem violetten Schein zu glühen und Sceratus konnte die Warpenergie, die sich in dem Wesen sammelte beinahe spüren. „Du wagst es, meine Warnungen zu ignorieren, Chem-Pan-Sey?“ flüsterte der Eldar bedrohlich. Blitze sprangen an den Ketten entlang, welche den Xenos an die Wand fesselten und Sceratus war sich plötzlich nur zu sehr seiner eigenen mangelnden psionischen Fähigkeiten bewusst. Dann endlich, nach scheinbar endlos langer Zeit aktivierten sich die Psi-Däpfungsfelder der Zelle. Sowohl das Glühen als auch die Blitze endeten augenblicklich, als sämtliche psionische Energie im Raum ausgeglichen wurde. „Ich habe mich geirrt, Sceratus.“, wandte sich Karves an den anderen. „Dies ist kein Weltenwanderer. Es ist eine deutlich wichtigere Person für die Eldar. Umso entscheidender, dass ihr schnell für seine Exekution sorgt.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verließ er den Raum.

„Was hast du ihm gesagt, Abschaum?“, wandte sich Sceratus bedrohlich an seinen Gefangenen. „Nichts, das für deine unbedeutenden Ohren bestimmt wäre, Chem-Pan-Sey. Ich mache bereits ein großes Zugeständnis, indem ich mir mit eurer barbarischen Sprache die Zunge verdrehe.“ Der Inquisitor verspürte den plötzlichen Drang, etwas zu zerstören. Keiner seiner Gefangenen hatte ihn bis jetzt derart herablassend behandelt. Sie hatten ihn angefleht, verflucht oder bedroht, das ja, aber nicht herablassend. Andererseits hatte er bis vor wenigen Monaten dem Ordo Hereticus angehört und wenig Ahnung von Xenoi. Er würde sich jedoch nicht einem vom Imperator verdammten Wesen beugen. Andächtig hob er den neben sich stehenden Streithammer auf. Sceratus holte aus und schlug zu, wieder und immer wieder. Das letzte, was er sah, bevor sich sein Blickfeld rot verfärbte und er in einen Wutrausch verfiel, war das Gesicht des Eldar, welcher leicht lächelte und murmelte: „Ihr werdet bekommen, was euch zusteht, Barbaren.“
 
Mir gefällt es bisher auch recht gut. Schade nur das der Eldar gleich abnippelt!

Also weiter so =)

Auch hier schön zu hören 🙂
Keine Sorge, er überlebt. Es wäre ja schlimm, wenn ein Subjekt ohne öffentlichkeitswirksame Zurschaustellung durch die Inquisition abkratzt 😀.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also schön. Hier kommt dann Teil 2 des 1.Kapitels.

Geschunden und von den Fleischschmieden der Inquisition gerade stark genug geflickt um die anwesenden Adligen nicht zu sehr zu erschrecken aber nicht so stark, dass man die Macht und die Methoden der Inquisition nicht mehr erkennen konnte, wurde der in eine verschmutzte graue Tunika gekleidete Eldar von zwei Inquisitionsgardisten mehr zum Richtplatz geschleift als eskortiert. Der Richtplatz lag im Adelsviertel der Makropole Esperance, der größten Makropole des Planeten Ophelia VII. Dominiert wurde er von drei prunkvoll mit Insignien des Imperiums der Menschheit und der Inquisition verzierten goldenen Thronen. Der mittlere der drei überragte die anderen beiden und war der Sitz des, von einem persönlichen Kraftfeld geschützten, Lord Inquisitors Valens Calligarus. Zur Rechten des Lord Inquisitors saß Inquisitor Karves als führender Eldar-Spezialist, während zur Linken Sceratus Platz genommen hatte. Schließlich waren es seine Männer gewesen, die den Eldar gefangen hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes befanden sich die kreisförmig angeordneten Tribünen für die wohlhabenden und privilegierten Schaulustigen des Planeten. Entlang der den Richtplatz begrenzenden weisen hoch aufragenden Mauern waren in regelmäßigen Abständen weitere Inquisitionsgardisten positioniert. Sie trugen zeremoniell wirkende Hellebarden. Des Weiteren hatte jeder der rund vierzig Soldaten ein Hochgeschwindigkeitslasergewehr auf den Rücken geschnallt, um im Notfall auch auf Distanzangriffe wirkungsvoll reagieren zu können. Mit Genugtuung blickte Sceratus auf die Wunden des Eldar. Und dennoch wollten ihm dessen letzte Worte nicht aus dem Kopf gehen. Ein ungutes Gefühl überkam ihn, doch er beschloss es einfach zu ignorieren. „Der Imperator ist mein Schild und sein Wort meine Waffe gegen die Feinde der Menschheit“, intonierte er in Gedanken. „Xenos, ich klage dich wegen Ränken gegen die Menschheit und den heiligen Gott-Imperator zu Terra selbst, gepriesen sei sein Name, sowie wegen Anstachelung zum Aufstand gegen das Imperium der Menschheit, an.“, begann der Lord Inquisitor. „Das Volk und diese beiden Inquisitoren der heiligen Inquisition zu Terra, ewig währe ihre Wacht, sind meine Zeugen, dass sämtliche Beweise und Anschuldigungen rechtmäßig vorgetragen werden.“ Das Verfahren wurde, wie vorgeschrieben, sowohl von zwei über der Schulter des Lord Inquisitors schwebenden Servoschädeln aufgezeichnet, als auch von einem Akolythen auf Pergament festgehalten. Der Reihe nach verlasen vermeintliche Zeugen der Übeltaten des Eldar ihre Anschuldigungen und gaben ihre verleumderischen Aussagen zu Protokoll. Der in kniende Haltung gezwungene Xenos nahm die Angaben wortlos hin, welchen Unterschied hätte es auch gemacht, hätte er lauthals protestiert. Das Urteil stand bereits fest und der Eldar war zu klug, als, dass er an die Umstößlichkeit des Beschlusses geglaubt hätte. Als sämtliche Zeugen ihre Aussage abgegeben hatten erhob sich der Lord Inquisitor. Ein Ausdruck erhabener Rechtschaffenheit trat auf sein Antlitz. Den goldenen Richtstab in Händen verkündetet er: „Kraft der mir durch mein Amt als Lord Inquisitor und durch den heiligen Gottimperator zu Terra verliehenen Autorität erkenne ich die Schuld dieses Xenos an und verurteile ihn zum Tode.“ Ein Servitor betrat den Richtplatz durch eine verborgene Tür in der Tribüne. Obwohl er gebückt lief, überragte er dennoch die meisten der anwesenden Personen. Wo sich normalerweise Hände befunden hätten endeten seine Arme in vor Energie knisternden Klingen. Sceratus ließ seinen Blick zurück zu seinem Gefangenen wandern. Er wollte die letzten Momente des Abschaums nicht verpassen. Es schien ihm, als würde Melancholie in den Augen des Eldar aufblitzen, als der Servitor langsam näher kam. Doch er war sich nicht sicher, das Gesicht des Aliens war ausdruckslos wie eh und je, und tatsächlich interessierte es ihn auch nicht. Bald wäre das Leben des Eldar beendet und man würde seine Leiche einäschern.

Ungewöhnliche Geräusche drangen von außerhalb des Richtplatzes herein. Geräusche, die Sceratus nicht unbekannt waren. Er hatte bereits genug Aufstände niedergeschlagen, so dass er Kampfgeräusche sofort erkannte. Das donnern von schweren Waffen vermischte sich mit dem Zischen abgefeuerter Laserwaffen. Noch hatte das Publikum nicht begriffen, was sie da hörten, doch auch die beiden Männer neben ihm und die Wachen am Rande des Platzes schienen erkannt zu haben, dass etwas nicht stimmte. Sceratus betätigte das in seinem Kragen verborgene Funkgerät. Er wollte von seinen Agenten, welche das Geschehen zweifellos beobachteten, erfahren, was sich außerhalb der schützenden Mauern abspielte. Das einzige Geräusch das er empfing war ein stetiges Rauschen. „Jemand blockiert unsere Kommunikation.“, wandte er sich an den Lord Inquisitor, welcher inzwischen selbst versuchte, Kontakt mit jenen Soldaten aufzunehmen, welche im Umfeld positioniert waren. Inzwischen wurden die Zuschauer von Panik ergriffen. Adlige scharrten ihre Leibwächter um sich und wohlhabende Kaufleute zogen Waffen und blickten sich ängstlich um. Wie eingeschüchterte Lämmer sahen sie aus, dachte Sceratus. Die anwesenden Inquisitionsgardisten bemühten sich, einen schützenden Kreis um die drei Inquisitoren zu bilden. Jetzt erst fiel Sceratus auf, dass der Eldar sich nicht mehr dort befand, wo er eben noch gekniet hatte. Der Richtservitor war, von dem Tumult unbeeindruckt, seinen Befehlen gefolgt und weiter auf sein Opfer zugegangen. Der Gefangene hatte die Unaufmerksamkeit seiner Wachen genutzt. Anstatt vor dem Servitor zurückzuweichen war er ihm geradewegs entgegen geschritten. Sceratus beobachtete, wie der Servitor mit seinen Klingen ausholte. So schnell, dass er der Bewegung kaum zu folgen vermochte wich der Eldar zurück. Statt des Körpers zerschnitt die Energieklinge des Servitor-Geschöpfes so die Fesseln an den Händen des Eldars. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schnellte dieser vor und wich dabei der zweiten Klinge aus, welche auf seine Seite gezielt war. Präzise, beinahe, als wüsste er, wo sich das Logikzentrum des Geschöpfes befand, schlug der Eldar mit seiner Handkante gegen den Körper seines Feindes. Der Schlag hatte das Geschützte Denkzentrum des Geschöpfes nicht zu beschädigen vermocht, doch schien es, als hätte der Aufprall den Maschinengeist verwirrt, denn der Servitor hielt in seiner Bewegung inne. Einige der Soldaten hatten sich nun, da der Schutz der Inquisitoren gewährleitet war, wieder dem Gefangenen zugewandt. Laserstrahlen flogen auf diesen zu und nur dank seiner unmenschlichen Reflexe gelang es ihm, sich hinter den Körper des Servitors zu ducken. Einige schlecht gezielte Schüsse hatten dessen mechanischen Bestandteile getroffen, so, dass das Geschöpf nun Willen- und Antriebslos dastand. Vom Eingang des Richtplatzes her war eine gewaltige Explosion zu vernehmen. Sceratus blickte besorgt zu dem fünf Schritt hohen bronzenen Tor. Das mit dem doppelköpfigen Aquilla des Imperiums verzierte Metall bebte mit jedem Knall. Langsam zeichneten sich erste Risse auf dem ehrwürdigen Material ab. Sceratus winkte einem Dutzend der Gardisten. „Bewacht das Tor. Sorgt dafür, dass jeder Hund, der es wagt es zu durchschreiten sein Leben aushaucht.“. Indes hatte Karves seine beiden Energieklingen gezogen. Mit den summenden Waffen in Händen stürmte er auf den Eldar zu, welcher noch immer hinter dem inzwischen an einigen Stellen verkohlten Servitor kauerte.

Mit einem letzten, beinahe lebendig wirkendem, Stöhnen gab das Eingangstor nach. Sofort begannen die am Eingang stehenden Soldaten mit eiserner Miene in den Rauch zu feuern. Vereinzelt wurden ihre Bemühungen durch knurrende Schmerzlaute belohnt. Einige Sekunden später kam die Vergeltung in Form von Granaten durch die Sichtblockade geflogen. Drei der Soldaten starben augenblicklich. Darunter auch der Sergeant der Gardisten. Sceratus hatte ihn lediglich vom Sehen gekannt, doch er hatte den Ruf eines tapferen und überaus loyalen Kriegers des Imperators genossen. Ein solcher Verlust stimmte einen Inquisitor immer traurig, doch es mussten nun einmal Opfer gebracht werden. Weitere Gardisten schlossen sich den Wachen an den Überresten des einstmals so stolzen Tors an. Derweil versuchten die anwesenden Zuschauer sich bestmöglich hinter ihren Stühlen zu verkriechen. Einige der anwesenden Edeldamen schreien hysterisch. Von seinem erhöhten Thron aus dirigierte der Lord Inquisitor die Gardisten, als stark gepanzerte, durch den Rauch nur schwer zu erkennende Gestalten in Sichtweite kamen. Einen Blick zu Karves werfend, der mit fehlerfreier Technik nach dem Eldar schlug und stach, ihn jedoch jedes Mal um einige Millimeter verfehlte, hob Sceratus seinen Streithammer und lief dem Eingang entgegen. Er würde nicht hinter einem Radikalen wie Karves zurückstehen, beschloss er. Bolterfeuer schlug den Verteidigern aus dem sich langsam verflüchtigenden Rauch entgegen. Zwei Gardisten zu Sceratus Rechter wurden von den Explosionsgeschossen zerrissen und Blut spritzte auf seine Lederrüstung. Grauen packte den Inquisitor wie eine eiskalte Hand, als sich die Servorüstungen des Adeptus Astartes aus dem grauen Schleier schälten. Wie konnte das sein? Welcher Orden würde es wagen, sich der Inquisition entgegenzustellen? Oder waren es gar die Erzketzer, die gefallenen Diener des großen Feindes? Nun, im Grunde war es egal, wer auch immer sie waren, sie hatten einen großen Fehler begangen, sich so tief ins Herz des Imperiums zu wagen. Mit einem trotzigen Schrei hob Sceratus seinen Hammer „Eisenflamme“, welcher von Energie wie kaltem Feuer eingehüllt wurde. „Tod den Verrätern!“, schrie er aus Leibeskräften. „Vernichtet jene, die sich dem Imperator entgegenstellen!“. Lasersalven zischten an ihm vorbei, als er auf die Feinde zu rannte, Eisenflamme hoch über den Kopf erhoben. Die meisten der Strahlen hinterließen wenig mehr als Rußflecken auf den dicken, blau lackierten Keramitplatten. Allerdings sah Sceratus, wie einer der Verräter mit zersplitterten Sehschlitzen zu Boden ging. Ein anderer starb, als gleich sechs der Gardisten in einem Akt selbstlosen Mutes mit ihren Hellebarden auf ihn eindrangen. Dann war Sceratus beim Feind und alles was er wahrnahm wurde auf den vor ihm liegenden Kampf fokussiert. Er ließ seinen geheiligten Hammer auf den blau gerüsteten Giganten vor sich niederfahren. Dieser parierte den Schlag mit beschämender Leichtigkeit und ließ die Waffe an seinem Kampfmesser, welches von seiner Größe her eher an ein Schwert denn an ein Messer erinnerte, entlanggleiten. Von den wenigen Malen, bei denen Sceratus die Space Marines des Imperiums im Kampf erlebt hatte, wusste er, dass sie furchterregende Gegner waren. Stark wie Löwen und nicht minder mutig. Der riesige Krieger hob die Boltpistole, welcher er in der anderen Hand trug. Dank seiner durch etliche Kämpfe geschulten Reflexe gelange es dem Inquisitor sich zu Boden zu werfen. Er spürte den kalten Luftzug, als das Geschoss über ihn hinweg flog. Der Space Marine blickte zu ihm herab und hob den mächtigen Stiefel, um ihm den Schädel zu zerquetschen. Sceratus Körper stieß dank genetischer Modifikationen eine Reihe von zusätzlichen Stresshormonen aus, doch er wusste, er war nicht schnell genug. Er würde sein Leben bei einem kleinen unbedeutenden Gemetzel in mitten des Herzens des Imperiums lassen. Plötzlich wuchs aus dem Hals des Astartes etwas, dass Ähnlichkeit mit einem silbernen Horn hatte. Verdutzt blickte dieser an sich hinab. Sceratus erkannte das Horn schließlich als Dorn einer Hellebarde. Die Physiologie des Space Marines ermöglichte es ihm allerdings, Wunden zu widerstehen, die einen gewöhnlichen Mann umgehend getötet hätten. Er wandte sich um, wobei die Hellebarde wieder aus seinem Hals glitt, und bereitete dem Leben des wagemutigen Gardisten mit einem machtvollen Faustschlag ein Ende. Sceratus hatte indes die Verschnaufpause genutzt, um wieder auf die Beine zu gelungen und schlug nun mit „Eisenflamme“ zu. Die den Hammer einhüllenden Energien ermöglichten es ihm, die Servorüstung seines Feindes zu durchdringen, so, dass dieser sich tief in den Körper des Feindes grub. Der ohnehin bereits geschwächte Astartes fiel in die Knie und schließlich vornüber. Ein prüfender Blick verriet Sceratus, dass sich inzwischen nur noch vier Gardisten auf den Beinen hielten. Die meisten der Toten waren von Boltergeschossen zerfetzt, doch dem Inquisitor fielen auch einige Soldaten auf, die der rohen Stärke der Astartes erlegen waren. Den verbliebenen Verteidigern standen sechs der gepanzerten Superkrieger gegenüber. Nun, da sich der Rauch gelichtet hatte, gelang es Sceratus, das Ordenssymbol auf den Schulterpanzern der Gegner zu erkennen. Ein silberner Falke. Dies mussten Krieger der Iron Hawks sein schoss es ihm durch den Kopf. Während seiner Zeit beim Ordo Hereticus hatte der Inquisitor von diesem Orden gehört. Er war wegen Söldnertätigkeiten „Excomunicate Hereticus“ erklärt worden und anschließend spurlos verschwunden. Augenblicke später starben die restlichen Gardisten in einer weiteren vernichtenden Boltersalve. Sceratus fiel auf, dass keiner der Space Marines auf ihn angelegt hatte. Stattdessen hielt einer der Astartes, welcher die Kennzeichnungen eines Sergeants trug, mit großen Schritten auf ihn zu. Abwehrend hob der Inquisitor seinen Hammer. Der Aufprall des Space Marines trieb ihm die Luft aus den Lungen und schleuderte den Hammer einige Schritt von ihm weg. Sceratus sah den schweren Bolter des Space Marines auf sich zu sausen. Schwärze füllte seinen Blick und seinen Geist aus.

Claudio Naam fluchte. Der Hammer hatte seine Armschiene aufgerissen. Er selbst hatte keine Verletzungen erlitten, und doch ärgerte er sich, dass seine wertvolle Ausrüstung beschädigt war. Seit sie von der Inquisition zum Abschuss freigegeben worden waren war es deutlich schwieriger Ersatz zu besorgen. Es wäre einfacher gewesen, diesen verdammten Inquisitor einfach zu töten. Aber der Eldar würde nur bezahlen, wenn seine Anweisungen genau befolgt wurden. Naam hatte bereits früher Geschäfte mit Angehörigen dieses Volkes gemacht. Sie waren sehr eigen, was das haargenaue Befolgen von Anweisungen anging. Aber sie zahlten stets gut und zuverlässig. Der Space Marine blickte zu seinem Auftraggeber. Diesem war es inzwischen gelungen, eine der Klingen seines Duellpartners zu erbeuten. Der Inquisitor schlug immer wieder nach Kopf, Hals und Händen des Eldar, welcher abblockte oder auswich. Naam fiel auf, dass der Xenos bis jetzt nicht zum Angriff übergegangen war. Er fragte sich, was diese Farce sollte. Für ihn war es offensichtlich, dass der Eldar mit dem Menschen spielte. Letztlich war es dem Sergeant egal. Es kam ihm lediglich auf die Bezahlung an. Seinem Orden waren 100 brandneue MK VIII Servorüstungen versprochen worden. Er gestikulierte in Richtung seiner verbleibenden Brüder. Vier seiner Krieger waren bei dem Gefecht gefallen. Zusammen mit den Resten seines Trupps ging Naam zurück zu den Trümmern des Tores und bezog dort Stellung, um etwaige Verstärkung aufzuhalten. Mit einem Blick in Richtung der verängstigten Zivilisten vergewisserte er sich, dass diese keine Bedrohung darstellten. Einige verirrte Schüsse waren in der Menge eingeschlagen und hatten zwei vornehm gekleidete Männer verletzt. Naam hatte noch nie Gefallen an modischer Kleidung gefunden. Für ihn musste etwas praktisch sein oder aber es hatte keine Daseinsberechtigung. Zu dem Schluss kommend, dass keiner der Zivilisten es wagen würde, durch eine unbedachte Handlung die Aufmerksamkeit der Astartes auf sich zu ziehen, wandte sich der Sergeant wieder dem Eingang zu.

Lord Inquisitor Valens Calligarus saß regungslos auf seinem Thron. Er konnte es nicht fassen. Noch vor wenigen Augenblicken war dies eine Verhandlung wie jede andere gewesen. Und nun waren sämtliche anwesenden Wachen tot. Wie war es möglich, dass Feinde des Imperiums unbemerkt bis hier her hatten gelangen können? Und wieso schenkten die Astartes ihm keine weitere Aufmerksamkeit? Statt das den Lord Inquisitor schützende Kraftfeld unter Beschuss zu nehmen, hatten sie sich wieder dem Eingang zugewandt. Calligarus beschloss ihnen zu zeigen, dass dies ein unverzeihlicher Fehler war. Kein Verräter sollte einem Inquisitor den Rücken zuwenden. Bedächtig zog er die an seiner Seite hängende mit Perlmuttintarsien verzierte Hochenergie-Laserpistole. In diesem Augenblick ließen die beiden Kontrahenten zu seinen Füßen, der Eldar und der Inquisitor, ihre Waffen sinken. Während des Kampfes hatte sich deren Duell immer weiter in Richtung des Lord Inquisitors verschoben. Mit einem eleganten Sprung gelangte der Eldar an Calligarus‘ Seite. Überrascht schoss dieser. Der Laserstrahl verfehlte den Feind um mehrere Handbreit. Calligarus fluchte. Er hätte nicht übereilt schießen dürfen. Er war es einfach nicht mehr gewöhnt, in Kämpfe verwickelt zu sein. Seit seiner Beförderung zum Lord Inquisitor hatte sich seine Arbeit weg vom Feldeinsatz hin zu den bürokratischen Angelegenheiten der Inquisition verlagert. Auf der anderen Seite der schützenden Kraftfeldblase tauchte nun Inquisitor Karves auf. In der Hand hielt er eine glänzende Granate. Der Schild überlud sich und knisternde Energieranken schlugen zu allen Seiten. Als der Lord Inquisitor den ungeheuren Verrat erkannte, fühlte er bereits die langen Finger des Eldar an seinem Hals. Mit einem Schaudern verlor er das Bewusstsein.

Anmerkungen:
Mir ist bewusst, dass die Marines nicht 100% fluffmäßig sind. Allerdings stand ich vor der Frage, wer meinen lieben Eldar da herausholen könnte. Zunächst dachte ich an Kultisten, welche mir dann allerdings zu schwach erschienen. Da es vom Hintergrund her Marineorden gibt, welche sich vom Imperium losgesagt haben aber nicht zum Chaos übergelaufen sind, habe ich mich hierfür entschieden.

Tut mir leid, wenn es nicht schnell geht oder nicht sonderlich viel Text ist, aber ich komme im Moment einfach nicht zum Schreiben.

In Erwartung eurer Rückmeldung

Kelamith
 
:bounce:

Ich mag Segregaten und Renegaten, aber Söldnermarines sind ein seltener Spaß, bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt schonmal von einer solchen Idee die diesem Forum gelesen habe. Inhaltlich also alle Daumen hoch. Formal gibt's noch eine nicht unerwähnt zu bleibende Zahl von Fehlern, aber nicht so viel, dass mir das Lesen keinen Spaß gemacht hätte. Dennoch solltest du bei Zeit und Muße nochmal drübergehen.

Vergiss mein Gemecker vom Anfang. Die Handlung entwickelt sich in ausgesprochen interessante Bahnen.
 

Bin dran 🙂

:bounce:
Ich mag Segregaten und Renegaten, aber Söldnermarines sind ein seltener Spaß, bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt schonmal von einer solchen Idee die diesem Forum gelesen habe. Inhaltlich also alle Daumen hoch. Formal gibt's noch eine nicht unerwähnt zu bleibende Zahl von Fehlern, aber nicht so viel, dass mir das Lesen keinen Spaß gemacht hätte. Dennoch solltest du bei Zeit und Muße nochmal drübergehen.

Vergiss mein Gemecker vom Anfang. Die Handlung entwickelt sich in ausgesprochen interessante Bahnen.

😀 Vielen Dank. Das hört man wirklich gerne. Was die Fehler angeht hatte ich mich nicht ganz aufraffen können noch mal drüber zu gehen, mach ich aber definitiv noch.

kleine frage meinerseits:
Wo bekommt dieser Xenoabschaum denn bitte Imperiums ausrüstung?:eagle:
und dann auch noch niegel nagel neue servo rüstungen!
😉
gruß
genaro1998
ps: die geschichte gefällt mir sehr gut


Auch dir ein großes Dankeschön für das Lob. Warte einfach ab, wie oder ob (??) sie daran kommen 😉
 
So, hier kommt jetzt wieder ein bisschen, genauer gesagt der Anfang des 2. Kapitels. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich komme im Moment einfach nicht zum Schreiben.

2.
Kelion nahm seine Hände vom Hals des Lord Inquisitors. Es war nicht das Leben des Chem-Pan-Sey, weswegen er hergekommen war. Tastend durchsuchte er die schlecht gearbeitete Kleidung des Mannes vor sich. Endlich stießen seine Hände auf das Gesuchte. Eine kleine silberne, von Runen durchzogene Scheibe, in welche ein glänzender Opal eingelassen war. Der Edelstein fing das Licht der am Himmel stehenden Sonne ein und brach es in unzählige Farbtöne. Deutlich spürte Kelion die potenzielle Energie des Artefakts. Dies war eindeutig das Objekt, weswegen er hier war. Der Eldar fühlte den kalten Lufthauch, als Karves näher trat. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihr ihn am Leben lasst, Eldar.“ Meinte er. „Wenigstens macht ihr es mir leicht, die meinen zu verraten.“, fügte er mit einem bitteren Ton hinzu. Kelion schnaubte abschätzig. „Ihr begeht keinen Verrat an eurer Rasse. Vielmehr habt ihr den ersten Schritt auf einem schwierigen Pfad zu ihrer Rettung gewagt. Zu unser aller Rettung.“ Auf eine Apparatur um seinen Hals deutend, meinte der Eldar: „Ich wäre euch sehr zu Dank verbunden, wenn mich von diesen abscheulichen Psi-Dämpfern befreien würdet.“ Mit einem leichten Nicken trat Karves vor und legte den Ring eines Inquisitors, welchen er an der linken Hand trug, an die Halsfessel. Mit einem leisen Klicken öffnete sich das Schloss und die Dämpfer fielen zu Boden. Mittlerweile hatte sich der Sergeant der Space Marines ebenfalls genähert. Kelion kam der Gedanke, dass dieser Orden ein recht nützliches Werkzeug darstellte. Er sollte dafür sorgen, dass sie die Vorteile einer Zusammenarbeit mit seinem Volk erkannten. Der Eldar blickte abermals zu dem Artefakt in seinen Händen und kanalisierte die Energien des Warpraums so, dass die silberne Scheibe aus dem visuellen Blickfeld verschwand. Er hatte nicht vor, es möglichen Dieben ebenso leicht zu machen, wie der armselige Chem-Pan-Sey zu seinen Füßen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass jemand versuchen würde, das Artefakt zu stehlen, sehr gering war, wollte er dennoch auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Der Eldar wandte sich mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, welches lange spitze und strahlend weiße Zähne enthüllte, dem Space Marine zu. „Ihr habt einen Fluchtweg von diesem Planeten vorbereitet?“. „Das haben wir. Obwohl mir ein Teleport von diesem verdammten Planeten deutlich lieber wäre.“, antwortete dieser mit seiner tiefen Stimme. „Das ist ausgeschlossen.“ Meinte Kelion und bedeutete dem Superkrieger mir einer leichten Geste vorranzugehen.
Kelion hatte befohlen, den andern Inquisitor, denjenigen der ihn gefangen hatte, ebenfalls auf das Kampfschiff der Iron Hawks zu bringen. Nachdem die kleine Gruppe mithilfe eines unauffälligen Händlershuttles und gestohlener Identifikationscodes die von der imperialen Flotte aufgebaute Blockade durchflogen hatte, waren sie von dem bis dahin in einem Asteroidengürtel versteckten Schiff der Space Marines aufgenommen wurden. In den Augen des Eldar war es ein krudes und geradezu hässliches Konstrukt. Und doch war ihm eine gewisse Effizienz nicht abzusprechen. Das Schiff verfügte über mächtige Geschütze und wurde von Kraftfeldern geschützt. Es würde genügen beschloss er.
Auf dem Schiff befanden sich mehrere Dutzend weiterer Astartes. Einige brachten die Körper der Gefallenen, welche ebenfalls an Bord gebracht worden waren, fort, während der Großteil der anderen Kelion und Karves zu ihrem Captain eskortierten. Auf Kelions Befehl hin wurde Sceratus unterdessen in eine der Arrestzellen des Schiffes gebracht.
Der Chem-Pan-Sey, der Sergeant Naam genannt wurde, führte Kelion in eine große Halle im Frontbereich des Schiffes. Dem Eldar fiel auf, dass der Inquisitor der ihn begleitete nervös die anderen, links und rechts an ihrer Seite schreitenden, Astartes musterte. Es war ihm sichtlich unangenehm ihnen derart ausgeliefert zu sein. Am anderen Ende des Saals erblickte Kelion einen Space Marine mit faltigem Gesicht und grauen Haaren auf einem steinernen Sitz thronen. Obwohl der Krieger nicht einmal ein Zehntel der Lebensspanne des Eldars erlebt haben konnte, wirkte er erschöpft und verbraucht. Die Narben etlicher Schlachten zeichneten sein Gesicht und eine heruntergekommene aber dennoch eindrucksvolle Rüstung hüllte seinen gigantischen Körper ein. Sich leicht auf ein Knie stützend beugte sich der Riese nach vorne. „Ah, unsere Auftraggeber.“, meinte er mit einer Stimme, die klang, als hätte man zwei Felsbrocken aneinander gerieben. „Wir haben unseren Teil der Abmachung gehalten. Jetzt ist es an euch, euer Wort zu erfüllen. Und wenn ich euch einen wohlgemeinten Hinweis geben darf: Versucht nicht, uns zu hintergehen.“, wandte er sich an den Eldar und deutete dabei verheißungsvoll zu reihenweise an der Wand hängenden Totenschädeln: „Zu viele haben es bereits versucht.“. „Ich werde halten was ich versprach, Mensch. Doch nicht unter Zwang werde ich eure Bezahlung herausgeben, sondern aus einem Gefühl der Ehre. Ihr habt eure Arbeit angemessen vollendet und verdient es, auch die versprochene Belohnung zu erhalten.“ Kelion versuchte dem Stolz der Menschen zu schmeicheln und sie auf diese Weise empfänglicher für eine Beeinflussung zu machen. Der Astartes ihm gegenüber runzelte lediglich die Stirn. „Wo habt ihr die versprochenen Rüstungen?“, verlangte er zu wissen. „Die Rüstungen befinden sich bei dem Planeten Jenisa VII. Ihr werdet sie nicht übersehen können.“, entgegnete der Eldar. „Oh, das werden wir sicherlich nicht.“, meinte der Space Marine Captain mit einem leichten Lächeln welches seinem verbrauchten Gesicht neue Vitalität einhauchte. „Denn ihr werdet uns begleiten und uns als Garant gegen Hinterhalte dienen.“ Kelion verbeugte sich in einer fließenden Bewegung und wunderte sich zum wiederholten Male, wie leicht die Menschen doch zu manipulieren waren.
Als das Schiff schließlich einige Stunden später den Warpraum an seinem Zielpunkt verließ erhob sich Kelion aus der Trance, in die er sich zu seinem Schutz und dem Schutz aller auf diesem Schiff versetzt hatte. Waren menschliche Seelen für die räuberischen Wesen welche der Warpraum beherbergte ein verlockender Anblick, so kannten sie kein Halten mehr sobald sie eine Eldar-Seele witterten und kein Gellarfeld würde in diesem Augenblick ausreichend Schutz bieten. Kelion hatte daher seinen Geist geleert und sich hinter mentale Barrieren zurückgezogen welche seine Präsenz vor den dämonischen Räubern verbarg. In diesem Zustand war er gänzlich auf seine menschlichen Mitreisenden angewiesen. Obwohl es dem Eldar nicht behagte seinen Marionetten dermaßen ausgeliefert zu sein hatte er doch keine andere Möglichkeit gesehen. Kaum war der Eldar wieder im Vollbesitz seiner Kräfte erschien bereits ein Space Marine um den Gast abermals zu seinem Captain zu geleiten.
„Ihr habt uns hierher gebracht und wir sind willig gefolgt.“, meinte der alte Krieger. „Und dennoch sehe ich unsere Bezahlung nicht. Das einzige, das es hier gibt, ist ein verdreckter Wüstenplanet.“ Kelion lächelte gewinnend. „ Eurem Volk mangelt es noch immer am Verständnis des großen Rahmens.“ Als der Captain empört die Stirn runzelte, fuhr der Eldar schnell fort: „Ihr werdet einsehen, dass ich mich nicht dazu in der Lage sehe einhundert eurer sperrigen Rüstungen bei mir zu tragen. Wenn ihr euch auf den Planeten unter uns begebt werdet ihr ein Transportschiff von den Kriegsschmieden des Mars vorfinden. An Bord befinden sich exakt 100 eurer primitiven Rüstungen.“ Erbost erhob sich der Space Marine Captain und ballte die Hand zur Faust. „Seid gewarnt, Abschaum.“, sagte er mit durchdringendem Blick. „Ich werde mich nicht weiter von euch beleidigen lassen. Ihr werdet einen Trupp zur Oberfläche des Planten begleiten. Bei dem geringsten Anzeichen eines Hinterhaltes oder falls wir nicht das Erwartete antreffen, werdet ihr sterben. Und die Inquisitoren, welche ihr an eurem Rockzipfel hängen habt, mit euch.“
Kelion verließ das Thunderhawk-Landungsschiff beinahe froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Diese primitiven Maschinen irritierten seine Sinne. Der Lärm war ohrenbetäubend gewesen und die Vibrationen beinahe unerträglich. Er registrierte die misstrauischen Blicke der Space Marines um ihn herum, doch er ignorierte sie. Nach kurzem Zögern betrat der Sergeant des Trupps das Wrack des Mechanicus-Schiffes durch eine klaffende Öffnung in der Hülle. Wachsam folgte der Rest des Trupps, den Eldar in der Mitte behaltend. Kelion schloss zu dem Sergeant auf und wies ihm die Richtung, in welcher sich die Rüstungen befinden mussten. Mit einem missmutigen Ausdruck auf dem helmlosen Gesicht befahl dieser den Gang entlang zu gehen. Nachdem der Trupp drei weitere Gänge durchquert hatte ertönte ein lautes metallisches Geräusch. Sofort bildeten sämtliche Space Marines eine Kreisformation, die Waffen in Erwartung des Angriffes erhoben. Nachdem dieser ausblieb schlichen zwei der Krieger langsam in die Richtung aus der das Geräusch zu hören gewesen war. Obwohl Kelion die beiden ebenso deutlich vernahm, als würden sie den Gang entlang stürmen, musste er ihnen zugestehen, dass sie sich für Ihresgleichen sehr verstohlen bewegten. Nach wenigen Minuten kehrten die Kundschafter zurück und erklärten, dass sich lediglich eine Halterung gelöst habe und zu Boden gefallen sei. Der Trupp setzte seinen Marsch fort, doch die Astartes wirkten nervöser als zuvor. Offenbar flößte ihnen das gigantische Schiff Ehrfurcht ein. Von den Wänden starrte der Schädel des Mechanicus-Wappens herab und die Türen waren mit Gravuren verschiedener Gebete versehen. Kelion verstand ihr Verhalten nicht. Für ein Wesen seines Alters war es offensichtlich, dass die Wesen welche die Chem-Pan-Sey fürchteten, die Maschinengeister, wie sie sie nannten, keine Macht hatten. Sie waren lediglich ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit der Menschheit. Waren ihre eigenen Schöpfungen doch so launisch, dass sie kaum zu beherrschen waren. Plötzlich überkam Kelion der Drang zu lachen. Nur durch einen Akt der Willenskraft gelang es ihm den Impuls zu unterdrücken. War den Eldar nicht genau dasselbe wiederfahren? Waren sie nicht von ihrer eigenen Schöpfung an den Rand der Auslöschung getrieben worden? Besonders er sollte das nicht vergessen. Welches Recht hatte er also so über die Menschheit zu denken? Sie waren eine erbärmliche Rasse, das ja. Aber war seine eigene Rasse nicht genauso ignorant gewesen? Bereitwillig den eigene Untergang umarmend. Traurigkeit überkam den Eldar, alser daran dachte, was möglicherweise für immer verloren war. So war das Schicksal der Völker. Sich gegen sich selbst zu wenden und aus der Asche neu und stark hervorzugehen, wie ein Phönix oder aber daran zugrunde gehen und für immer der Vergessenheit anheim zu fallen. Kelion hatte bereits den Untergang zahlreicher Völker erlebt. Einige davon hatte er selbst herbeigeführt, andere hatte er abzuhalten versucht. Doch die Mehrheit der Spezies war an sich selbst zerbrochen bevor sie von äußeren Einflüssen zermalmt worden waren. Kelion wusste, dass das junge Volk der Tau diese Phase bereits hinter sich hatte. Doch auch sie wären daran zerbrochen. Plötzlich stoppte der Tross. Die Tür vor ihnen war versiegelt und ließ sich allen Anscheins nach nicht öffnen. Als der Sergeant des Trupps nach einer Granate an seinem Gürtel griff, schob sich Kelion nach vorne. Er bedeutete dem Space Marine zu warten und legte die Hand an die Tür. Er war überrascht einen leichten Widerstand zu spüren, doch es gelang ihm dennoch ohne Probleme die Macht des Warps zu nutzen. Unter seinen Fingern schmolz das Material zu einer metallischen Pfütze zusammen. Der Eldar registrierte, dass die meisten der Astartes nach dieser Demonstration seiner Fähigkeiten ihre Waffen fester umfassten.
Das Innere der Halle war, selbst an der Größe des restlichen Schiffes gemessen, gigantisch. Jede in einem eigenen Stasisfeld, standen exakt 100 Servorüstungen in der Mitte des Raumes. Um diese Ansammlung herum befanden sich etliche Container. Servitoren schlurften zwischen den gelagerten Gegenständen umher und überprüften deren Zustand, ohne sich um die Ankömmlinge zu kümmern. Entschlossen aber wachsam trat der Trupp ein. Als die Space Marines und der Eldar bis auf 80 Meter an die gelagerten Gegenstände herangekommen waren ertönte ein seltsam schrilles und unverständliches Geräusch. Sämtliche Servitoren verharrten einen Augenblick, ehe sich bis dahin unsichtbare Waffen aus Körpern schoben. Binnen des Bruchteils einer Sekunde reagierten die Space Marines. Der Trupp warf sich zu Boden begann das Feuer zu erwidern. Allerdings hatte das Ausweichmanöver seine Wirkung nicht gänzlich erzielt, denn einer der Kämpfer wurde von einem glühenden Geschoss an der Schulter getroffen. Die Wucht des Treffers reichte aus, um ihn einen halben Meter nach hinten zu schleudern. Kelion bemerkte eine geschmolzene in der Panzerung des Astartes, genau dort wo ihn das Projektil getroffen hatte. Der Eldar musste feststellen, dass er dem Hersteller dieser Waffe tatsächlich Respekt zollte. Zwar war sie nicht sehr ästhetisch, aber immerhin effizient. Als er sich an die Drohung des Space Marine Captains erinnerte beschloss Kelion den Kriegern zu helfen. Er fürchtete nicht um sich selbst, allerdings war er noch auf die beiden Menschen auf dem Kampfschiff der Astartes angewiesen. Er griff nach den Energien des Warp und formte sie mit seinem Willen zu tödlichen Projektilen. Wieder fühlte er eine Kraft, die sich seinen Bemühungen entgegenstellte, diesmal stärker als zuvor. Doch wieder gelang es ihm ohne Probleme sich zu behaupten. Ein willensschwächerer Psioniker wäre möglicherweise an der Aufgabe gescheitert. Nicht so Kelion. Reine unnatürliche Energie flackerte auf und ein Großteil der Konstrukte ging zu Boden. Der Rest wurde vom erbarmungslosen Bolterfeuer der Space Marines niedergestreckt. Das Ganze hatte keine sieben Sekunden gedauert und doch hatte Kelion ein schlechtes Gefühl. Etwas stimmte hier nicht, etwas stimmte hier ganz und gar nicht.