Diese Geschichte wurde von Glorin verfasst.
Ich spürte das Sirren mich wie 1000 Messerstiche durchbohren. Es war das Ende, das wusste ich, keiner würde kommen, um mich zu retten. Aus dem Verlies des Todes. Tief unter der Erde lag ich im Verlies des Todes. Im tiefsten Verlies Zharr-Naggrund. Ich sah, dass mir doch noch eine Stunde gegeben war, als man meinen Zellnachbarn herauszerrte. Sein panisches Geschrei begleitete ihn bis zu seiner Schlachtbank. Die monatelange Kerkerhaft hatte alle Stärke aus ihm getrieben, sodass für ihn nur noch eine Möglichkeit überblieb. Er würde Hashut geopfert werden. Dutzende Male hatten unsere Wärter, die Hobgoblins, uns darauf vorbereitet, dass man uns die Haut bei lebendigem Leibe über den Kopf ziehen würde und uns dann zwingen würde, sie aufzufressen. Den Urin, den wir dabei vor Angst verlieren würden, mussten wir trinken. Und dann langsam in Tage langer Qualen den Tod finden.
Vielleicht wäre der Tod auch schön gewesen, ich weis es nicht. Eine Erlösung könnte es sein. Ich hoffte es. Ich verstehe meinen Heldenmut nur nicht, wie konnte ich mich nur auf diese Eskapaden einlassen? Wie konnte ich mich nur melden, als das Imperium Leute suchte, die die Ebene von Zharr bereisen würden, um sie zu kartographieren und Gedichte über sie zu verfassen? Es war ein Fehler, das sah ich ein. Doch es bot mir damals eine Chance, die mir nie zuvor geboten worden war. Ich hätte berühmt werden können. Und jetzt? Kann ich es immer noch werden? Ich denke: „Ja“, denn es muss einen Weg hier heraus geben. Und sollte ich ihn finden, würde mir nichts mehr im Wege stehen, eine Gottheit unter den Dichtern zu werden. Das einzige wichtige momentan war nur, einen Weg hier heraus zu finden. Oder, sollte ich vielleicht doch nicht eher meine Erlebnisse niederschreiben, bevor ich den Weg suchte? Damit, selbst wenn ich in der Wüste bei meiner Flucht sterben würde, der Nachwelt mein Gedankengut erhalten bliebe? Ich hatte nur ein kleines Problem: Ich hatte noch Papier und Feder, doch das Tintenfass war zerbrochen. Womit sollte ich schreiben?
Ich überlegte noch, als ich das Grunzen hörte. Mir war klar, dass es nicht das Ende sein konnte, das Schwirren fehlte, das der Aufzug machte, wenn er zu uns herunter fuhr. Es musste wieder einer der Wächter sein. Hinein gestoßen in meine Zelle wurde ein Ork, aber kein gewöhnlicher Ork. Sondern ein Ork wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Er war runzelig, sein Gesicht war schräg und er hatte eine Knollennase, sein Körper war von oben bis unten mit Warzen und anderen Geschwüren bedeckt. Einer meiner Wärter, ein Hobgoblin, lachte und spie mir die Worte entgegen: „Der, ja das hübsche Geschöpf da, war wohl nee Fehlfunktion der Magier oben. Wohl noch nicht erreicht, was sie wollten. Wundert mich, dass sie überhaupt noch experimentieren, nach den Schwarzorks. Hähähähä!“
Ich fragte mich, weshalb sie das Geschöpf zu mir gebracht hatten, während die Tür wieder zufiel. Ich sah ihn leicht schief an, während er nur böse grunzte. Und sich auf einmal auf mich stürzte. Er zog mir meine Lumpen aus, dümmlich zufrieden grinsend. Ich wehrte mich aus Leibeskräften, doch er ignorierte einfach meine Anstrengungen. Er öffnete sein von Hauer besetztes Maul und hob mich an. Langsam lies er mein Teil, in sein Mund gleiten und lutschte daran wie an einem Schnuller. Angewidert übergab ich mich über seinen Kopf.
Doch dann hellte sich meine Miene wieder auf, dieses dicke Wesen würde mich noch berühmter machen. Wenn ich schrieb, wie mich dieses Monster vergewaltigt hatte, würde ich weltberühmt werden. Und um es möglichst detailiert beschreiben zu können, erforschte ich seinen Körper. Er war groß, hässlich und kräftig. Auch seinen Schwanz sah ich mir genauer an. Ein steif aufgerichtetes ellenlanges Teil, das die Dicke meines Oberarms hatte. Ich stöhnte auf, als ich spürte, dass mein Sperma mir aus meinem Schwanz tropfte. Das plötzlich eine Flüssigkeit in seinem Mund war, schien den Riesen zu erschrecken. Er biss zu. Ich konnte nur noch ungläubig an mir herunter sehen, mir fehlte mein Ding. Das Ding, das mich in so vielen zahllosen Nächten beglückt hatte, war weg. Zu meiner Überraschung jaulte er nur auf und lief zu Tür. Er schlug dagegen, bis die Wärter kamen und ihn davon führten.
Ich hatte eine Vergewaltigung eines Orks überlebt, in mir herrschte ein Hochgefühl, ich würde berühmt werden. Mein Blick wanderte über die Kerkerwände. Mir wurde klar, wie schön sie doch waren. Der schwarze Obsidian gab kein Licht ab, sodass mir nur das Licht des Flures blieb. Romantisch. Auch das Dröhnen der Hämmer über mir, das Rauschen des Todenflusses und das Geschrei der unzähligen Sklaven gaben eine unglaubliche inspirierende Atmosphäre ab. Ich stellte fest, dass die Chaoszwerge es bei allen geschafft hatten, außer bei mir. Sie würden es auch nie schaffen, ich würde niemals verrückt werden, nein nicht ich, Malak Perganskin, der Meister des Papiers. Mich und meinen genialen Geist würden sie niemals besiegen. Ich lief zu Tür und schrie, aus Leibeskräften: „Ihr werdet an mir scheitern, Sigmar lebt in mir! Ich bin euer Untergang.“ Ich merkte wie die Tür unter meinen Schlägen vibrierte. Ich hatte mich geirrt. Nicht durch die Hämmer der nicht stillstehenden Maschinen der Chaoszwerge, sondern durch meine Wut bebte die Erde. Weil ich es so wollte. Ich krächzte vor Freude und sah nun an mir herunter. Auf die Stelle wo damals meine wertvollsten Juwelen gehangen hatten. Es floss Blut herunter. Blut, genau Blut, ich fing hysterisch an zu lachen! Blut war die Lösung all meiner Probleme. Ich schrie aus vollem Halse: „Wie heißt es doch so schön, Blut für den Blutgott. Doch dies ist falsch! Blut ist nur für mich, den ich bin der Blutgott. Unter mir erzittert die Erde. Mir gehorchen Himmel und Erde. Wenn ich Wasser brauche, schicke ich mir Blut. Denn ich bin der Blutgott.“
Ich wusste, dass meine Zeit stark beschränkt war, also begann ich sofort meine Schreibutensilien auszupacken! Das Beben der Erde, die Schreie all der Unglücklichen, die ihren Verstand verloren hatten, geisterten um mich herum und festigten mich in der Entschlossenheit, loszuschreiben. Ich hielt meine Feder an das Loch, welches das Scheusal hinterlassen hatte, lies das Blut auf die Feder tropfen und begann zu schreiben. Ich schrieb, um berühmt zu werden. Mit meiner schönsten Handschrift begann ich:
Erst, als ich in Altdorfs-Kneipen einkehrte,
entwischte mir mein Glück.
Erst die eine Dame, die sich wehrte,
entwischte mir und meinen besten Stück.
Da es bald war zu später Abendstund,
durfte ich lauschen einer Singsang Stimm.
Da ich schon gegangen war, ein paar Bier auf den Grund,
durfte ich glauben bald in Geld zu schwimm.
Als meiner Kehle entsprang ein hicksender laut,
akzeptierte man mich als Saufsieger.
Als ich dann bebte mit Herz und Haut,
akzeptierte man mich als neuen Krieger.
In der Pöbelsicht,
ich muss gewesen sein ein Held.
In der Art wie ich kleiner Wicht,
ich ihr Poet, für sie zog ins Feld.
Wir wollten durch das Weltrandgebirge ziehen,
waren irgendwo auf dem Nordpass gewandert.
Wir mussten an Karak Vlag vorbei fliehen,
waren wir schließlich unterlegen, zehn zu hundert.
Auf der Schädelstraße flohen wir lang,
als unsere Kameraden Verrat begangen.
Auf der Ebene Zorn Uzkul wurde ich gefang,
als unsere Freundschaft war vergangen.
Es war wieder soweit, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, ich hörte wieder das Sirren. Ich sah mich um. Schweiß rann mir über die Stirn. Mit meinem halben Gedicht würde ich nicht berühmt werden. Ich wäre nur ein kleiner Dichter am Rande. Ich hörte, wie die Tür aufflog. Es war ein lauter Knall. Unheimlich. Ein Licht fiel in die Zelle rein, ein Licht das mich zu verhöhnen schien. Es gab mir das Licht, das mir zum Schnellerschreiben fehlte. Aber brannte mir die Augen aus, sodass an ein Weiterschreiben nicht mehr zu denken war. Die Wände bewegten sich langsam auf mich zu. Ich würde erdrückt werden. Das flackernde Licht, das die Gitter in meiner Zellenwand durchließen, warf Schatten, nein bösartige Prophezeiung an das alte, kalte Obsidiangemäuer. Ein schriller Schrei, von einem Leidensgenosse, lies mich aufschrecken. Ich sah, wie der Lichtkegel größer wurde. Die Wände näher an mich heranrückten und die Monster, die aus den Mauern zu stiegen schienen, auf mich zukamen. Sollten sie doch kommen, dies wäre ein schneller Tod, eine Erlösung! Ich sah mich um. Doch es gab nichts, womit ich mich wehren konnte. Ich betete wie noch nie zuvor, dass Sigmar die Schritte an meiner Zellentür vorbeigleiten lassen würde. Dass keiner kämme.
Doch genau vor meiner Tür erstarben die Geräusche, nur noch das Wimmern, eines Wesens war zu hören. Ich hörte nun ein Klimpern von rostigem Metall. Mein Tod wartete auf mich, das war mir klar. Man würde mich nun hohlen. Ich hörte, wie sich der Schlüssel unendlich langsam im Schloss herumdrehte und dann steckenblieb. Ich hörte draußen jemand fluchen. Doch dann drehte der Schlüssel sich wieder knirschend weiter. Millimeter für Millimeter, meinen Tod entgegen und ich konnte nichts tun, außer auf den Schlüssel zu starren. Der Schlüssel hatte die erste Umdrehung, abgeschlossen. Dann die zweite, die dritte und es klickte. Der Schlüssel wurde wieder heraus gezogen. Der Schlüsselbund klimperte wieder, als mein Wärter einen neuen Schlüssel suchte. Nachdem er ihn gefunden hatte, stöhnte er zufrieden auf. Wieder musste ich Stunden warten, bis er den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte und er langsam begann, ihn umzudrehen. Die erste Runde, die zweite, die dritte. Es klickte wieder und die Tür flog auf. Ich hatte zwar noch nie in meinem Leben ein Rhinox gesehen. Aber das Schnauben konnte nur von einem stammen. Wie sich die Nüstern, rasselnd dehnten und zusammenzogen. Ich wusste, mein Ende musste gekommen sein, die Erlösung würde mich bald in ihre Arme schließen. Ich dachte daran, meine Wärter zu bitten, meine Haut an dem Fels der Häutung zu befestigen, damit wenigstens dort etwas von mir überlebte. Nicht mein Geist, aber doch ein Stück meines Körpers, gespannt zwischen zwei Knochen und zwischen aber tausenden Häuten von Menschen, Elben, Zwergen, Vampiren, Ogern, Goblins und welche Völker noch über unsere Erde wandeln.
Das Rhinox kam rein, die Staubwolke, die es dabei aufwirbelte war entsetzlich, seine Augen glommen auf. Ich wusste, einen Ork konnte ich überleben, aber kein Rhinox. Seine Silhouette zeichnete sich groß, bedrohlich, atemberaubend vor der Wand ab. Ich sah, wie sein Mund sich öffnete, gleich würde es hinter der Zellentür hervor stapfen und mich töten. Doch ich musste den Bericht davor beenden. So tauchte ich die Feder, wieder einmal dort ein, wo mein bestes Stück zu Hause gewesen war. Ich spürte, wie mich hierbei ein Schmerz durchbohrte. Aber wer bringt denn keine Opfer zustande, wenn er dafür zu einer Gottheit werden kann? Ich begann wieder zuschreiben:
Niemand hatte sich während der Schlacht um mich geschert,
nein, nur die Hobgoblins zu meinem Verdruss.
Niemand hatte ein Kampf mit ihnen begehrt,
nein nur die Hobgoblins kämpften mit Genuss.
Von links kam das Schwert,
verhinderte es so meine Flucht.
Von nun an war mein Ruhmesweg versperrt,
verhindert, war meine Flucht durch eine Schlucht.
Mein Nebenmann schlug nach einem Feind ganz frech,
manchmal sollte man sich lieber ergeben.
Mein Nebenmann hatte nämlich richtig Pech,
manchmal kann man dadurch auch in Lebensgefahr schweben.
Neben mir sank er in den schwarzen Dreck,
nur noch wartend auf sein Tod, mit Begier.
Neben mir ist er gestorben in einem roten Blutfleck,
nur noch gut als Nahrung für Tier.
Sobald sein letzter Lebenshauch,
sich verlor in der Nacht.
Sobald der letzte Kampfesrauch,
sich verflüchtigte in der verlorenen Schlacht.
Hatte uns unser Feind umgeben,
hier und da lag eine Leiche rum.
Hatte sich unser Streben,
hier nur als Hilferuf gezeigt, ganz stumm.
Ich spürte, seine Anwesenheit förmlich, ignorierte sie aber, bis sein Sabber auf meinen Schultern tropfte! Weiterschreiben, war undenkbar. Eine Flüssigkeit brach an dem Loch aus, das mein Stück hinterlassen hatte, aber es war kein Blut. Sonder etwas Gelbliches. Mein Urin! Ich drehte mich langsam um. Ich sah schon das Licht vor mir. Ich fragte mich, wann das Geschöpf zubeißen würde, bis ich erkannte, dass es ein Mann war. Ein Mann, ein ausgemergelter Mann. Seine Rippen konnte man förmlich aus seinen Körper reisen. Er sah mich an voller Trauer. Seine Augen waren leblos, kalt. Die Glut in ihr war längst verschwunden. Er sah mich an. Ich lachte auf, er! Er war das Rhinox. Zugleich wurde ich ernst. Es sollte niemand geholt, sondern nur ein neuer Häftling gebracht werden. Ich erschrak, als ich seine Arme sah. Der eine Arm fehlte, nur noch etwas Fleisch hing von der Schulter herunter und der andere war so grotesk in sich verdreht, dass er nicht wiederzuerkennen war. Dies war wohl auch der Grund, für die gebeugte Haltung. Der Lichtscheine musste es gewesen sein, der ihn zu einem hungrigen Tier gemacht hatte, das die Wände auf mich zuwandern lies.
Plötzlich keimte in mir ein neues Gefühl auf, nicht Mitleid, sondern etwas das ich erst nicht deuten konnte. Es dauerte etwas, bis ich begriff, es war Wut. Eine Wut, eine unbändige Wut. Er hatte mich von meinem Gedicht abgehalten, er hatte mir Angst gemacht. Wegen ihm würde ich womöglich nicht rechtzeitig mit meinem Bericht fertig werden. Doch die Wut verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Stattdessen durchfuhr meinen Körper ein Hoffnungsschimmer. Ich trat ihn bis zu seinem Erbrechen. Ich lies ihn alles herausbrechen. Danach riss ich ihm seinen Mund auf, zog an seinem rötlichen Ding, bis seine Zunge aus seinem Mund herausquoll. Nun lies ich sein Kiefer knacken, bis sein Wiederstand gebrochen war. Als ich dies erreicht hatte, legte ich meine Hand unter sein Kinn und lies dieses hoch schnellen. Sodass er seine eigene Zunge mit einen kurzen bissen von seinem Mund trennte. Ich lächelte, während aus seinem Mund das Blut floss. Kurz hatte ich Angst vor einem Vergeltungsschlag, doch dann fielen mir seine Armstümpfe wieder ein. Diese jämmerliche Gestalt hatte mir Angst eingejagt? Ich musste lachen. Ich trat noch einmal zu, genau dort wo seine Prachtjuwelen sitzen mussten. Ich sah, wie er von mir wegkippte. Sollte er nur. Er konnte meinetwegen neben mir verrecken. Ich hatte Wichtigeres zu tun. Ich ging wieder in die Ecke, in der ich zu schreiben pflegte, und setzte mich auf die raue unebene Erde. Meine Feder schnellte wieder zu meiner Stelle. Doch meine Tinte war nun gelblich. Sodass ich gezwungen, war mich noch einmal zu erheben und meinen Leidensgenosse Blut abzuschöpfen. Dies war einfacher als gedacht, nur die Wasserschale kurz unter seinen Mund gehalten und schon war sie gefüllt. Langsam schlurfte ich wieder an meinen Platz zurück und begann wieder zu schreiben. Diesmal aber mit leicht dunklerer Schrift.
Den Tod bin ich um ein Haar entsprungen,
doch den Hobgoblins konnte ich nicht entfliehen.
Den Weg nach Uzkulak war ich in Fesseln verschlungen,
doch auch von dort musste ich bald weiter ziehen.
Wir fuhren von dort durch den Tunnel,
welcher endete an den Schicksalsfällen.
Wir schmeckten die Fahrt über nur unseren Speichel,
welcher uns entgegenschlug bei den kleinsten Wellen.
Vom Todenfluss getragen,
vor Durst fast gestorben.
Vom Glück wollte keiner mehr was sagen,
vor Angst waren nun unsere Gedanken verdorben.
Als wir die Ebene von Zharr erreichten,
an der wir glitten vorbei in unseren Kahn.
Als die Gebirge den Fabriken weichten,
an denen Monster entsprangen in unseren Wahn.
Erkannten wir Zharr-Naggrund‘s Zitadelle,
es war mehr ein Kastell.
Erkannten wir sie nun als unsere neue Kerkerzelle,
es wäre gewesen eine Wogenswelle.
Ich wurde durch die Stadt gezogen,
in den Burghof hinein.
Ich passierte den Torbogen,
in dem eingelassen war Elfenbein.
Ich weis nicht wieso, doch das Sirren überhörte ich diesmal fast, mein Schädel brummte, ich hatte Angst, doch ich war auch vorbereitet. Ich sprang auf und wälzte mich in dem vom Zellengenossen hinterlassenen Sud. Strich es mir durch mein Haar. Meine Wächter würden mich nicht mitnehmen, nicht mich. Sie würden ihn mitnehmen, ehe er ganz abkratzen würde. Nicht mich einen vollgekotzten, stinkenden Typ. Wieder hörte ich die Tür aufschlagen, Schritte kamen und verstummten vor meiner Tür. Sollte es doch schief gehen, was dann? Ich sah mich um. Die Zeit fehlt mir für einen zweiten Plan. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ein Angstgeruch haftete an mir. Immer wieder sagte ich mir: „Ich bin der Meister, ihr könnt mir nichts anhaben. Ich bin der Herr…“ Ich hörte wie sich das zweite Schloss mit einem lauten Knacken öffnete und die Tür langsam, bedrohlich, quietschend aufschwang. Ich wusste, dass dies womöglich meinen Tod bedeutete. Deswegen spukte ich mir noch einmal in meine Hände, zu meinem Entsetzen war mein Mund immer noch ausgedörrt, sodass ihm kaum Spucke entsprang.
Einer meiner Wärter kam herein, sah meinen Zellenkumpanen in der Ecke liegen und trat aus Freude noch einmal dagegen. Als er merkte, dass nichts passierte, zog er ihn hoch, roch meinen Dunst und drehte sich angewidert von mir ab. Er zog meinen Feind, meinen Retter aus der Zelle in seinen Tod. Noch bevor die Tür zufiel schrieb ich weiter:
Nun bogen wir in einen Raum, in einen Erker,
nur ich und mein Wärterschwein.
Nun dies würde sein mein Kerker,
nur ich war hier ganz allein.
Mir wäre alles recht,
mal ein Tritt, oder Hieb.
Mir täte dies nicht schlecht,
mal bedauerte ich diesen Trieb.
Doch nun begann ich, ihn zu verstehen,
das Leben war mir geraubt durch einen gemeinen Dieb.
Doch er sollte sich nicht auch an euch vergehen,
das verhindere ich in dem ich dies schrieb.
Kommt nie zu nah,
kennt die Angst vorm Tod.
Kommt nie zu nah,
...
Weiter kam ich nicht, ein Wärter zog mich hoch meine Hand konnte gerade noch das Stück Papier greifen. Wir fuhren im Aufzug hoch. Als wir oben ankamen führte er mich zu meiner Schlachtbank. Nachdem wir die Turmspitze erreichten, warf ich den Brief, als Papierflieger in die Nacht hinein. Lachend sah ich den Hohepriester an. Meine Lippen formten den Satz: „Es gleitet in die Freiheit rein, dies wird wohl nicht mein Ende sein.“ Doch der Hohepriester sah mich nur triumphierend an. Entzündete den Brief mit einem Feuerball und wieherte los.
Mit diesem Brief, war meine Seele gestorben. Somit schmerzte mich keiner seiner Foltermethoden, die sonst jeden Mann zu Strecke brachten. Meine letzter Gedanke war: „Meine Seele habt ihr mir genommen, jetzt kann ich nur noch von euch den Tod bekommen!“
Ich spürte das Sirren mich wie 1000 Messerstiche durchbohren. Es war das Ende, das wusste ich, keiner würde kommen, um mich zu retten. Aus dem Verlies des Todes. Tief unter der Erde lag ich im Verlies des Todes. Im tiefsten Verlies Zharr-Naggrund. Ich sah, dass mir doch noch eine Stunde gegeben war, als man meinen Zellnachbarn herauszerrte. Sein panisches Geschrei begleitete ihn bis zu seiner Schlachtbank. Die monatelange Kerkerhaft hatte alle Stärke aus ihm getrieben, sodass für ihn nur noch eine Möglichkeit überblieb. Er würde Hashut geopfert werden. Dutzende Male hatten unsere Wärter, die Hobgoblins, uns darauf vorbereitet, dass man uns die Haut bei lebendigem Leibe über den Kopf ziehen würde und uns dann zwingen würde, sie aufzufressen. Den Urin, den wir dabei vor Angst verlieren würden, mussten wir trinken. Und dann langsam in Tage langer Qualen den Tod finden.
Vielleicht wäre der Tod auch schön gewesen, ich weis es nicht. Eine Erlösung könnte es sein. Ich hoffte es. Ich verstehe meinen Heldenmut nur nicht, wie konnte ich mich nur auf diese Eskapaden einlassen? Wie konnte ich mich nur melden, als das Imperium Leute suchte, die die Ebene von Zharr bereisen würden, um sie zu kartographieren und Gedichte über sie zu verfassen? Es war ein Fehler, das sah ich ein. Doch es bot mir damals eine Chance, die mir nie zuvor geboten worden war. Ich hätte berühmt werden können. Und jetzt? Kann ich es immer noch werden? Ich denke: „Ja“, denn es muss einen Weg hier heraus geben. Und sollte ich ihn finden, würde mir nichts mehr im Wege stehen, eine Gottheit unter den Dichtern zu werden. Das einzige wichtige momentan war nur, einen Weg hier heraus zu finden. Oder, sollte ich vielleicht doch nicht eher meine Erlebnisse niederschreiben, bevor ich den Weg suchte? Damit, selbst wenn ich in der Wüste bei meiner Flucht sterben würde, der Nachwelt mein Gedankengut erhalten bliebe? Ich hatte nur ein kleines Problem: Ich hatte noch Papier und Feder, doch das Tintenfass war zerbrochen. Womit sollte ich schreiben?
Ich überlegte noch, als ich das Grunzen hörte. Mir war klar, dass es nicht das Ende sein konnte, das Schwirren fehlte, das der Aufzug machte, wenn er zu uns herunter fuhr. Es musste wieder einer der Wächter sein. Hinein gestoßen in meine Zelle wurde ein Ork, aber kein gewöhnlicher Ork. Sondern ein Ork wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Er war runzelig, sein Gesicht war schräg und er hatte eine Knollennase, sein Körper war von oben bis unten mit Warzen und anderen Geschwüren bedeckt. Einer meiner Wärter, ein Hobgoblin, lachte und spie mir die Worte entgegen: „Der, ja das hübsche Geschöpf da, war wohl nee Fehlfunktion der Magier oben. Wohl noch nicht erreicht, was sie wollten. Wundert mich, dass sie überhaupt noch experimentieren, nach den Schwarzorks. Hähähähä!“
Ich fragte mich, weshalb sie das Geschöpf zu mir gebracht hatten, während die Tür wieder zufiel. Ich sah ihn leicht schief an, während er nur böse grunzte. Und sich auf einmal auf mich stürzte. Er zog mir meine Lumpen aus, dümmlich zufrieden grinsend. Ich wehrte mich aus Leibeskräften, doch er ignorierte einfach meine Anstrengungen. Er öffnete sein von Hauer besetztes Maul und hob mich an. Langsam lies er mein Teil, in sein Mund gleiten und lutschte daran wie an einem Schnuller. Angewidert übergab ich mich über seinen Kopf.
Doch dann hellte sich meine Miene wieder auf, dieses dicke Wesen würde mich noch berühmter machen. Wenn ich schrieb, wie mich dieses Monster vergewaltigt hatte, würde ich weltberühmt werden. Und um es möglichst detailiert beschreiben zu können, erforschte ich seinen Körper. Er war groß, hässlich und kräftig. Auch seinen Schwanz sah ich mir genauer an. Ein steif aufgerichtetes ellenlanges Teil, das die Dicke meines Oberarms hatte. Ich stöhnte auf, als ich spürte, dass mein Sperma mir aus meinem Schwanz tropfte. Das plötzlich eine Flüssigkeit in seinem Mund war, schien den Riesen zu erschrecken. Er biss zu. Ich konnte nur noch ungläubig an mir herunter sehen, mir fehlte mein Ding. Das Ding, das mich in so vielen zahllosen Nächten beglückt hatte, war weg. Zu meiner Überraschung jaulte er nur auf und lief zu Tür. Er schlug dagegen, bis die Wärter kamen und ihn davon führten.
Ich hatte eine Vergewaltigung eines Orks überlebt, in mir herrschte ein Hochgefühl, ich würde berühmt werden. Mein Blick wanderte über die Kerkerwände. Mir wurde klar, wie schön sie doch waren. Der schwarze Obsidian gab kein Licht ab, sodass mir nur das Licht des Flures blieb. Romantisch. Auch das Dröhnen der Hämmer über mir, das Rauschen des Todenflusses und das Geschrei der unzähligen Sklaven gaben eine unglaubliche inspirierende Atmosphäre ab. Ich stellte fest, dass die Chaoszwerge es bei allen geschafft hatten, außer bei mir. Sie würden es auch nie schaffen, ich würde niemals verrückt werden, nein nicht ich, Malak Perganskin, der Meister des Papiers. Mich und meinen genialen Geist würden sie niemals besiegen. Ich lief zu Tür und schrie, aus Leibeskräften: „Ihr werdet an mir scheitern, Sigmar lebt in mir! Ich bin euer Untergang.“ Ich merkte wie die Tür unter meinen Schlägen vibrierte. Ich hatte mich geirrt. Nicht durch die Hämmer der nicht stillstehenden Maschinen der Chaoszwerge, sondern durch meine Wut bebte die Erde. Weil ich es so wollte. Ich krächzte vor Freude und sah nun an mir herunter. Auf die Stelle wo damals meine wertvollsten Juwelen gehangen hatten. Es floss Blut herunter. Blut, genau Blut, ich fing hysterisch an zu lachen! Blut war die Lösung all meiner Probleme. Ich schrie aus vollem Halse: „Wie heißt es doch so schön, Blut für den Blutgott. Doch dies ist falsch! Blut ist nur für mich, den ich bin der Blutgott. Unter mir erzittert die Erde. Mir gehorchen Himmel und Erde. Wenn ich Wasser brauche, schicke ich mir Blut. Denn ich bin der Blutgott.“
Ich wusste, dass meine Zeit stark beschränkt war, also begann ich sofort meine Schreibutensilien auszupacken! Das Beben der Erde, die Schreie all der Unglücklichen, die ihren Verstand verloren hatten, geisterten um mich herum und festigten mich in der Entschlossenheit, loszuschreiben. Ich hielt meine Feder an das Loch, welches das Scheusal hinterlassen hatte, lies das Blut auf die Feder tropfen und begann zu schreiben. Ich schrieb, um berühmt zu werden. Mit meiner schönsten Handschrift begann ich:
Erst, als ich in Altdorfs-Kneipen einkehrte,
entwischte mir mein Glück.
Erst die eine Dame, die sich wehrte,
entwischte mir und meinen besten Stück.
Da es bald war zu später Abendstund,
durfte ich lauschen einer Singsang Stimm.
Da ich schon gegangen war, ein paar Bier auf den Grund,
durfte ich glauben bald in Geld zu schwimm.
Als meiner Kehle entsprang ein hicksender laut,
akzeptierte man mich als Saufsieger.
Als ich dann bebte mit Herz und Haut,
akzeptierte man mich als neuen Krieger.
In der Pöbelsicht,
ich muss gewesen sein ein Held.
In der Art wie ich kleiner Wicht,
ich ihr Poet, für sie zog ins Feld.
Wir wollten durch das Weltrandgebirge ziehen,
waren irgendwo auf dem Nordpass gewandert.
Wir mussten an Karak Vlag vorbei fliehen,
waren wir schließlich unterlegen, zehn zu hundert.
Auf der Schädelstraße flohen wir lang,
als unsere Kameraden Verrat begangen.
Auf der Ebene Zorn Uzkul wurde ich gefang,
als unsere Freundschaft war vergangen.
Es war wieder soweit, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, ich hörte wieder das Sirren. Ich sah mich um. Schweiß rann mir über die Stirn. Mit meinem halben Gedicht würde ich nicht berühmt werden. Ich wäre nur ein kleiner Dichter am Rande. Ich hörte, wie die Tür aufflog. Es war ein lauter Knall. Unheimlich. Ein Licht fiel in die Zelle rein, ein Licht das mich zu verhöhnen schien. Es gab mir das Licht, das mir zum Schnellerschreiben fehlte. Aber brannte mir die Augen aus, sodass an ein Weiterschreiben nicht mehr zu denken war. Die Wände bewegten sich langsam auf mich zu. Ich würde erdrückt werden. Das flackernde Licht, das die Gitter in meiner Zellenwand durchließen, warf Schatten, nein bösartige Prophezeiung an das alte, kalte Obsidiangemäuer. Ein schriller Schrei, von einem Leidensgenosse, lies mich aufschrecken. Ich sah, wie der Lichtkegel größer wurde. Die Wände näher an mich heranrückten und die Monster, die aus den Mauern zu stiegen schienen, auf mich zukamen. Sollten sie doch kommen, dies wäre ein schneller Tod, eine Erlösung! Ich sah mich um. Doch es gab nichts, womit ich mich wehren konnte. Ich betete wie noch nie zuvor, dass Sigmar die Schritte an meiner Zellentür vorbeigleiten lassen würde. Dass keiner kämme.
Doch genau vor meiner Tür erstarben die Geräusche, nur noch das Wimmern, eines Wesens war zu hören. Ich hörte nun ein Klimpern von rostigem Metall. Mein Tod wartete auf mich, das war mir klar. Man würde mich nun hohlen. Ich hörte, wie sich der Schlüssel unendlich langsam im Schloss herumdrehte und dann steckenblieb. Ich hörte draußen jemand fluchen. Doch dann drehte der Schlüssel sich wieder knirschend weiter. Millimeter für Millimeter, meinen Tod entgegen und ich konnte nichts tun, außer auf den Schlüssel zu starren. Der Schlüssel hatte die erste Umdrehung, abgeschlossen. Dann die zweite, die dritte und es klickte. Der Schlüssel wurde wieder heraus gezogen. Der Schlüsselbund klimperte wieder, als mein Wärter einen neuen Schlüssel suchte. Nachdem er ihn gefunden hatte, stöhnte er zufrieden auf. Wieder musste ich Stunden warten, bis er den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte und er langsam begann, ihn umzudrehen. Die erste Runde, die zweite, die dritte. Es klickte wieder und die Tür flog auf. Ich hatte zwar noch nie in meinem Leben ein Rhinox gesehen. Aber das Schnauben konnte nur von einem stammen. Wie sich die Nüstern, rasselnd dehnten und zusammenzogen. Ich wusste, mein Ende musste gekommen sein, die Erlösung würde mich bald in ihre Arme schließen. Ich dachte daran, meine Wärter zu bitten, meine Haut an dem Fels der Häutung zu befestigen, damit wenigstens dort etwas von mir überlebte. Nicht mein Geist, aber doch ein Stück meines Körpers, gespannt zwischen zwei Knochen und zwischen aber tausenden Häuten von Menschen, Elben, Zwergen, Vampiren, Ogern, Goblins und welche Völker noch über unsere Erde wandeln.
Das Rhinox kam rein, die Staubwolke, die es dabei aufwirbelte war entsetzlich, seine Augen glommen auf. Ich wusste, einen Ork konnte ich überleben, aber kein Rhinox. Seine Silhouette zeichnete sich groß, bedrohlich, atemberaubend vor der Wand ab. Ich sah, wie sein Mund sich öffnete, gleich würde es hinter der Zellentür hervor stapfen und mich töten. Doch ich musste den Bericht davor beenden. So tauchte ich die Feder, wieder einmal dort ein, wo mein bestes Stück zu Hause gewesen war. Ich spürte, wie mich hierbei ein Schmerz durchbohrte. Aber wer bringt denn keine Opfer zustande, wenn er dafür zu einer Gottheit werden kann? Ich begann wieder zuschreiben:
Niemand hatte sich während der Schlacht um mich geschert,
nein, nur die Hobgoblins zu meinem Verdruss.
Niemand hatte ein Kampf mit ihnen begehrt,
nein nur die Hobgoblins kämpften mit Genuss.
Von links kam das Schwert,
verhinderte es so meine Flucht.
Von nun an war mein Ruhmesweg versperrt,
verhindert, war meine Flucht durch eine Schlucht.
Mein Nebenmann schlug nach einem Feind ganz frech,
manchmal sollte man sich lieber ergeben.
Mein Nebenmann hatte nämlich richtig Pech,
manchmal kann man dadurch auch in Lebensgefahr schweben.
Neben mir sank er in den schwarzen Dreck,
nur noch wartend auf sein Tod, mit Begier.
Neben mir ist er gestorben in einem roten Blutfleck,
nur noch gut als Nahrung für Tier.
Sobald sein letzter Lebenshauch,
sich verlor in der Nacht.
Sobald der letzte Kampfesrauch,
sich verflüchtigte in der verlorenen Schlacht.
Hatte uns unser Feind umgeben,
hier und da lag eine Leiche rum.
Hatte sich unser Streben,
hier nur als Hilferuf gezeigt, ganz stumm.
Ich spürte, seine Anwesenheit förmlich, ignorierte sie aber, bis sein Sabber auf meinen Schultern tropfte! Weiterschreiben, war undenkbar. Eine Flüssigkeit brach an dem Loch aus, das mein Stück hinterlassen hatte, aber es war kein Blut. Sonder etwas Gelbliches. Mein Urin! Ich drehte mich langsam um. Ich sah schon das Licht vor mir. Ich fragte mich, wann das Geschöpf zubeißen würde, bis ich erkannte, dass es ein Mann war. Ein Mann, ein ausgemergelter Mann. Seine Rippen konnte man förmlich aus seinen Körper reisen. Er sah mich an voller Trauer. Seine Augen waren leblos, kalt. Die Glut in ihr war längst verschwunden. Er sah mich an. Ich lachte auf, er! Er war das Rhinox. Zugleich wurde ich ernst. Es sollte niemand geholt, sondern nur ein neuer Häftling gebracht werden. Ich erschrak, als ich seine Arme sah. Der eine Arm fehlte, nur noch etwas Fleisch hing von der Schulter herunter und der andere war so grotesk in sich verdreht, dass er nicht wiederzuerkennen war. Dies war wohl auch der Grund, für die gebeugte Haltung. Der Lichtscheine musste es gewesen sein, der ihn zu einem hungrigen Tier gemacht hatte, das die Wände auf mich zuwandern lies.
Plötzlich keimte in mir ein neues Gefühl auf, nicht Mitleid, sondern etwas das ich erst nicht deuten konnte. Es dauerte etwas, bis ich begriff, es war Wut. Eine Wut, eine unbändige Wut. Er hatte mich von meinem Gedicht abgehalten, er hatte mir Angst gemacht. Wegen ihm würde ich womöglich nicht rechtzeitig mit meinem Bericht fertig werden. Doch die Wut verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Stattdessen durchfuhr meinen Körper ein Hoffnungsschimmer. Ich trat ihn bis zu seinem Erbrechen. Ich lies ihn alles herausbrechen. Danach riss ich ihm seinen Mund auf, zog an seinem rötlichen Ding, bis seine Zunge aus seinem Mund herausquoll. Nun lies ich sein Kiefer knacken, bis sein Wiederstand gebrochen war. Als ich dies erreicht hatte, legte ich meine Hand unter sein Kinn und lies dieses hoch schnellen. Sodass er seine eigene Zunge mit einen kurzen bissen von seinem Mund trennte. Ich lächelte, während aus seinem Mund das Blut floss. Kurz hatte ich Angst vor einem Vergeltungsschlag, doch dann fielen mir seine Armstümpfe wieder ein. Diese jämmerliche Gestalt hatte mir Angst eingejagt? Ich musste lachen. Ich trat noch einmal zu, genau dort wo seine Prachtjuwelen sitzen mussten. Ich sah, wie er von mir wegkippte. Sollte er nur. Er konnte meinetwegen neben mir verrecken. Ich hatte Wichtigeres zu tun. Ich ging wieder in die Ecke, in der ich zu schreiben pflegte, und setzte mich auf die raue unebene Erde. Meine Feder schnellte wieder zu meiner Stelle. Doch meine Tinte war nun gelblich. Sodass ich gezwungen, war mich noch einmal zu erheben und meinen Leidensgenosse Blut abzuschöpfen. Dies war einfacher als gedacht, nur die Wasserschale kurz unter seinen Mund gehalten und schon war sie gefüllt. Langsam schlurfte ich wieder an meinen Platz zurück und begann wieder zu schreiben. Diesmal aber mit leicht dunklerer Schrift.
Den Tod bin ich um ein Haar entsprungen,
doch den Hobgoblins konnte ich nicht entfliehen.
Den Weg nach Uzkulak war ich in Fesseln verschlungen,
doch auch von dort musste ich bald weiter ziehen.
Wir fuhren von dort durch den Tunnel,
welcher endete an den Schicksalsfällen.
Wir schmeckten die Fahrt über nur unseren Speichel,
welcher uns entgegenschlug bei den kleinsten Wellen.
Vom Todenfluss getragen,
vor Durst fast gestorben.
Vom Glück wollte keiner mehr was sagen,
vor Angst waren nun unsere Gedanken verdorben.
Als wir die Ebene von Zharr erreichten,
an der wir glitten vorbei in unseren Kahn.
Als die Gebirge den Fabriken weichten,
an denen Monster entsprangen in unseren Wahn.
Erkannten wir Zharr-Naggrund‘s Zitadelle,
es war mehr ein Kastell.
Erkannten wir sie nun als unsere neue Kerkerzelle,
es wäre gewesen eine Wogenswelle.
Ich wurde durch die Stadt gezogen,
in den Burghof hinein.
Ich passierte den Torbogen,
in dem eingelassen war Elfenbein.
Ich weis nicht wieso, doch das Sirren überhörte ich diesmal fast, mein Schädel brummte, ich hatte Angst, doch ich war auch vorbereitet. Ich sprang auf und wälzte mich in dem vom Zellengenossen hinterlassenen Sud. Strich es mir durch mein Haar. Meine Wächter würden mich nicht mitnehmen, nicht mich. Sie würden ihn mitnehmen, ehe er ganz abkratzen würde. Nicht mich einen vollgekotzten, stinkenden Typ. Wieder hörte ich die Tür aufschlagen, Schritte kamen und verstummten vor meiner Tür. Sollte es doch schief gehen, was dann? Ich sah mich um. Die Zeit fehlt mir für einen zweiten Plan. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ein Angstgeruch haftete an mir. Immer wieder sagte ich mir: „Ich bin der Meister, ihr könnt mir nichts anhaben. Ich bin der Herr…“ Ich hörte wie sich das zweite Schloss mit einem lauten Knacken öffnete und die Tür langsam, bedrohlich, quietschend aufschwang. Ich wusste, dass dies womöglich meinen Tod bedeutete. Deswegen spukte ich mir noch einmal in meine Hände, zu meinem Entsetzen war mein Mund immer noch ausgedörrt, sodass ihm kaum Spucke entsprang.
Einer meiner Wärter kam herein, sah meinen Zellenkumpanen in der Ecke liegen und trat aus Freude noch einmal dagegen. Als er merkte, dass nichts passierte, zog er ihn hoch, roch meinen Dunst und drehte sich angewidert von mir ab. Er zog meinen Feind, meinen Retter aus der Zelle in seinen Tod. Noch bevor die Tür zufiel schrieb ich weiter:
Nun bogen wir in einen Raum, in einen Erker,
nur ich und mein Wärterschwein.
Nun dies würde sein mein Kerker,
nur ich war hier ganz allein.
Mir wäre alles recht,
mal ein Tritt, oder Hieb.
Mir täte dies nicht schlecht,
mal bedauerte ich diesen Trieb.
Doch nun begann ich, ihn zu verstehen,
das Leben war mir geraubt durch einen gemeinen Dieb.
Doch er sollte sich nicht auch an euch vergehen,
das verhindere ich in dem ich dies schrieb.
Kommt nie zu nah,
kennt die Angst vorm Tod.
Kommt nie zu nah,
...
Weiter kam ich nicht, ein Wärter zog mich hoch meine Hand konnte gerade noch das Stück Papier greifen. Wir fuhren im Aufzug hoch. Als wir oben ankamen führte er mich zu meiner Schlachtbank. Nachdem wir die Turmspitze erreichten, warf ich den Brief, als Papierflieger in die Nacht hinein. Lachend sah ich den Hohepriester an. Meine Lippen formten den Satz: „Es gleitet in die Freiheit rein, dies wird wohl nicht mein Ende sein.“ Doch der Hohepriester sah mich nur triumphierend an. Entzündete den Brief mit einem Feuerball und wieherte los.
Mit diesem Brief, war meine Seele gestorben. Somit schmerzte mich keiner seiner Foltermethoden, die sonst jeden Mann zu Strecke brachten. Meine letzter Gedanke war: „Meine Seele habt ihr mir genommen, jetzt kann ich nur noch von euch den Tod bekommen!“
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