Wie eine Schlange auf der Fährte ihres Opfers wand sich Nanghaithya durch die endlosen Wirbel des Empyrean. Dieser verdammte Freihändler verstand sich gut darauf, sein Schiff, die Glatisant, abzuschirmen, doch nicht gut genug. Es hinterließ eine kaum wahrnehmbare Spur, einen dünnen Geruchsfaden im Warp und diesem folgte der Dämon nun mit einer Mischung aus Vorfreude und Verachtung. Die schwächlichen Menschen in ihrer grenzenlosen Ignoranz wagten sich für ihre Reisen durch das All immer wieder in das Immaterium und dennoch verstanden sie weder die Natur dieser Dimension, noch ahnten sie den Frevel, welchen sie mit ihrem ungebetenen Eindringen in den Warpraum begingen. Doch nun kam dieses Eindringen Nanghaithya sehr gelegen. Sein Herr Tzeentch, der große Wandler, hatte ihn auf eine Mission geschickt und diese würde er nun ausführen. Es war soweit, Nanghaithya konnte jetzt deutlich die Umrisse der Glatisant vor sich ausmachen, in ihrer grobschlächtigen Bauweise ein Monument für die Einfallslosigkeit der Menschen, auch wenn der Dämon wusste, dass es sich bei der Glatisant für menschliche Begriffe um ein vergleichsweise raffiniertes Schiff handelte. Durch ein Meer aus Energieblitzen und Strudeln in einer Farbe, für die Menschen keinen Namen hatten, kämpfte sich das Schiff wacker voran, seinem Ziel entgegen, einem Sprungpunkt nahe eines Teiles des Realraumes, der östlich des menschlichen Imperiums lag. Nun, wo er sich direkt hinter der Glatisant befand konnte Nanghaithya deutlich das Leuchtfeuer des Astronomican spüren. Für einen kurzen Augenblick labte er sich an den unendlichen Qualen tausender gepeinigter Psioniker, zitterte unter einer Woge der Freude, dann fokussierte der Dämon sich auf sein Ziel. Es war eine winzige Flamme, oder eher ein kleiner Funken an Bord der Glatisant, doch für Nanghaithyas geschärfte Sinne leuchtete dieser Funken wie tausend Lichter. Es war die Seele einer süßen kleinen Telepathin, die ihm nun für einige Zeit als Wirt dienen würde. Er konnte ihre Angst vor dem Warp fühlen und schmecken und wieder hielt er für einen Moment inne, um auch diese Empfindung auszukosten. Dann sprang er der Flamme entgegen, ein sich windender Schatten der dieses kleine Lichtlein nur allzu bald verlöschen lassen würde.
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Virtus Auraria stand vor dem Ausblickfenster auf der Brücke der Glatisant und starrte nachdenklich in die tobende Wildheit des Warpraumes. Seine Familie durchstreifte schon seit unzähligen Generationen die Galaxis, die Handelslizenz, die er stets bei sich trug war noch vor dem großen Bruderkrieg von Fulgrim persönlich ausgestellt worden, und auch er selbst hatte den größten Teil seines Lebens auf der Glatisant verbracht. Wie die meisten Männer seiner Zunft war er außerordentlich langlebig, da ihm schier unermessliche finanzielle Mittel sowie seltene, verbotene Xenostechnologie zur Verfügung standen und so erfreute er sich mit seinen 158 Lebensjahren noch bester Gesundheit, wirkte rein äußerlich eher wie ein Mann in den späten 40ern. Als Freihändler überschritt er häufig die Grenzen der imperialen Gesetze. Er schmuggelte heiße Ware, handelte mit zwielichtigen Gestalten und Xenos. Dennoch war seine Familie dem Imperium stets treu ergeben gewesen. Virtus wusste, dass viele der strikten imperialen Gesetze letzten Endes dazu dienten, die Bürger vor sich selbst zu schützen. Männer wie er waren notwendig, um dort zu handeln, wo imperialen Repräsentanten die Hände gebunden waren. Nicht selten fungierten Freihändler als eine Art inoffizieller Geheimdienst, da sie dank ihrer Handelsbeziehungen in der Lage waren, mehr über das Wesen, die Eigenarten und auch die Schwächen von Xenosvölkern herauszufinden. Viele Wunder hatte Virtus Auraria auf seinen Reisen bereits gesehen und unzählige Abenteuer erlebt, dennoch faszinierte ihn die fremdartige Schönheit des Empyrean immer wieder aufs Neue. Man konnte sich vollkommen darin verlieren, in dieses absolute Chaos aus Wirbeln, Strudeln, Blitzen und Farben zu schauen, dabei jegliches Gefühl für Raum und Zeit verlieren. Wie viele Stunden er sich nur an der Aussicht ergötzt hatte konnte er selbst nicht sagen, als er sich nun abwandte, seinen Blick über die Brücke schweifen ließ und Navigator Dawídh Locarno bei seiner Arbeit zusah.
Zwischen einem Halbkreis aus unzähligen Anzeigen, Holodisplays und Eingabeschnittstellen sitzend, wirkte der Navigator wie eine fremdartige Spinne in ihrem Netz. Virtus schätzte Dawídh als einen seiner engsten Vertrauten, doch manchmal lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter, wenn er den Mutanten betrachtete, mit seiner bleichen Haut und dem dritten Auge auf seiner Stirn. Für einen kurzen Moment schaute der Navigator auf, blickte Virtus direkt an und nickte kurz, dann versank er wieder vollkommen in seiner Arbeit.
Ebenfalls voll in seine Tätigkeit versunken war der erste Offizier Nevio. Er huschte immer wieder zwischen den Mitgliedern der Brückenmannschaft hin und her, erfragte hier einige Daten, raunte dort einen Befehl. Nevio war für seine Rolle wie geschaffen, eine geborene Führungskraft, charismatisch und zielstrebig, zu jedem Zeitpunkt ergebnisorientiert. Virtus konnte die Brücke bedenkenlos in den Händen seines ersten Offizieres lassen, was er nun auch tat, um sich einer besonderen Annehmlichkeit zu widmen. Er würde Alicia einen Besuch abstatten.
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Dies würde eine besondere Herausforderung werden. Es war Nanghaithya gelungen, sich unbemerkt im hintersten Winkel des Geistes von Alicia einzunisten. Mittlerweile konnte er in ihrem Gedächtnis lesen wie in einem offenen Buch und wusste beinahe alles über seine Wirtin. Ihr Heimatplanet war vor einem Jahr bei einem Orkangriff verwüstet worden und sie hatte alle ihre Angehörigen in diesem Krieg verloren. Eher zufällig hatte Virtus Auraria sie während der Säuberung des Planeten in den Trümmern ihrer Heimatstadt noch vor den imperialen Truppen entdeckt und das siebzehnjährige Mädchen mitgenommen, als er ihr telepathisches Potential erkannte. Vermutlich wäre sie ansonsten entweder getötet oder für das Leuchtfeuer des Astronomican eingezogen worden und so war sie dem Freihändler zu Dank verpflichtet. Sie diente ihm mit ihrer besonderen Gabe bei schwierigen Verhandlungen und mit ihrem Körper, wenn er fleischliche Gelüste verspürte. Es war eine Mischung aus Hass und Ekel einerseits und Liebe und Dankbarkeit andererseits, die sie für Virtus empfand. Die Lasterhaftigkeit des Mannes amüsierte Nanghaithya, doch nun stellte diese ein Problem dar. Es war für seinen Auftrag erforderlich, noch eine Weile unerkannt zu bleiben, wozu es von Vorteil war, wenn Alicia nach Möglichkeit ihre Gemächer nicht verließ und keine starken Emotionen empfand, was jedoch in diesem Augeblick, als der alte Lüstling sich voller Vorfreude grinsend vor ihr entkleidete wohl kaum möglich war. Der Dämon befürchete, während dem Akt enttarnt zu werden und entschied er sich für die einzige, ihm sinnvoll erscheinende Möglichkeit. Er übernahm die vollständige Kontrolle über Alicias Körper und Geist. Sie würde hinterher denken, einen Blackout gehabt zu haben. Er warf sich voller Leidenschaft gegen den muskulösen Körper des Freihändlers, spielte mit seinem zu feinen Zöpfen geflochtenen Bart und hauchte ihm die vermutlich anstößigsten Dinge ins Ohr, die er jemals in seinem Leben gehört hatte oder noch hören würde. Dann begann ein wilder Ritt und dem vor Extase verzerrten Gesichtsausdruck des Mannes war zu entnehmen, dass es sich um einen für ihn außergewöhnlich leidenschaftlichen Liebesakt handelte. Auch der Dämon war entzückt. Er war fasziniert von den Empfindungen, die er über seinen Wirtskörper wahrnahm und genoss es, mit diesem im Rahmen schneller Stellungswechsel zu experimentieren, in die primitive, animalische Gefühlswelt eines Menschen voll und ganz einzutauchen. Es dauerte nicht lange, da war Virtus bereits zum dritten Mal gekommen, zufälligerweise genau in dem Augenblick, als die Glatisant mit einem sanften Vibrieren in den Normalraum eintrat. Der Freihändler wälzte sich mit einem gutturalen Grunzen vom Körper des Mädchens hinunter. Offenbar konnte er nicht mehr, was der Dämon beinahe bedauerte. Auch Nanghaithya spielte nun die gänzlich Erschöpfte und vermied es, allzu viel zu reden. Virtus schien das ganz recht zu sein. Er hatte es plötzlich eilig, flüsterte seiner vermeintlichen Gespielin ein paar Schmeicheleien ins Ohr und begann dann unverzüglich, sich wieder anzukleiden. Offenbar war seine eigene Gefühlswelt etwas durcheinander geraten und er hatte es eilig, sich aus dem Staub zu machen. Kaum war er gegangen, fiel der ermattete Körper des Mädchens bereits in sanften Schlaf und der Dämon zog sich wieder in den Hintergrund zurück.
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Virtus Auraria hatte es tatsächlich eilig. Er schalt sich selbst dafür, dass er das Zeitgefühl verloren und den Wiedereintritt in den Normalraum verpasst hatte. Nachdem er sich über den Bordfunk bei Nevio rückversichert hatte, dass der Sprung ordnungsgemäß vonstatten gegangen war, eilte der Freihändler zu den Gästequartieren, um seinen besonderen Kunden vom bevorstehenden Ende ihrer Reise zu unterrichten. Denn die kostbarste Fracht der Glatisant war zu diesem Zeitpunkt der Kroot-Weise Kragorok. Dieser hatte sich an Bord ein Quartier gebucht, für die Heimreise nach einem Besuch bei Verwandten seiner Sippe, die im Koronus Expanse als Söldner lebten. Diese Heimreise stand kurz vor ihrem Ende, denn sie befanden sich bereits im Sternensystem von Krath und würden den Krootplaneten in wenigen Stunden erreichen. Als er den Türsummer betätigte, wappnete der Freihändler sich innerlich für den Gestank, der ihm gleich entgegen schlagen würde. Der Kroot-Weise war ein faszinierender Gesprächspartner, aber wie alle Angehörigen seines Volkes Aasfresser und entsprechend seiner Ernährungsgewohnheiten roch es in dem Quartier. Virtus würde es nach dieser Reise renovieren lassen müssen, was aber nicht schlimm war, da die Kosten dafür nur einen Bruchteil dessen ausmachen würden, was der Kroot für die Überfahrt bezahlt hatte. Hinzu kamen die Handelserlöse, die er auf Krath erzielen würde. Virtus atmete noch einmal tief durch, dann trat er ein. Kragoroks Gemächer waren in ein sanftes Dämmerlicht getaucht, der Weise hatte einen Kreis aus Kerzen aufgestellt, in deren Mitte er in Meditation verharrte, signalisierte jedoch mit einem leichten Nicken, dass er Notiz von der Ankunft seines Besuchers genommen hatte. Bevor eine peinliche Pause entstehen konnte, verneigte Virtus sich und vollführte eine einladende Geste „Ehrenwehrter Kragorok, wir werden in vier Stunden Euren Heimatplaneten erreichen. Ich dachte mir, dass es Ihnen vielleicht Freude bereiten würde, die Ankunft auf der Brücke dieses Schiffes mitzuverfolgen und möchte Euch gerne zu diesem Ereignis einladen.“ Langsam öffnete der Weise die Augen, legte den Kopf leicht schräg und fixierte den Neuankömmling mit einem raubtierhaften Blick. Die Mimik eines Kroot war schwer zu deuten, doch es schien Virtus fast, als würde der Kroot sein Unbehagen spüren und als würde es ihn belustigen, dann antwortete er in den für die Sprache seines Volkes typischen Pfeif- und Klicklauten. Es dauerte einen Moment, bis der Universalübersetzer, den Virtus bei sich trug, die Übersetzung ausspuckte: „Selbstverständlich mein lieber Virtus. Den wunderschönen Anblick von Krath aus dem Orbit werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich bin in drei Stunden auf der Brücke.“ Der Freihändler verneigte sich erneut. „Sehr wohl, ehrenwerter Kragarok. Genießen Sie bis dahin den Rest der Reise.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder und machte sich seinerseits auf den Weg, um die letzten Vorbereitungen für die Ankunft zu treffen. Er musste insbesondere darauf achten, dass auch wirklich alle Peilsatelliten der Tau in diesem Sektor umgangen wurden. Kagoroks kleiner Ausflug außerhalb des Sternenreiches sollte unbemerkt bleiben, das war Bestandteil des Vertrages. Aber da die Glatisant ein paar Tricks auf Lager hatte, die der Tau-Technologie weit überlegen waren, würde das ein Leichtes sein.
Fünf Stunden später befanden sich Kagorok nebst seiner Ehrengarde und Virtus mit einem augewählten Teil seines Gefolges in einer Landungsfähre auf dem Weg zu einem etwas abgelegenen Krootcamp, um den Weisen dort abzusetzen. Ebenfalls an Bord waren ausgewählte Handelswaren. Virtus freute sich schon ungemein darauf, mit den ansässigen Kroot zu handeln – Er liebte es, zu feilschen.
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Das Feuer an Bord der Glatisant zu entfachen war eine Kleinigkeit für Nanghaithya gewesen. Eine simple, aber effektive Ablenkungsmaßnahme, welche für die nötige Verwirrung unter der Crew sorgen würde. Als Ursache würde man einen Kabelbrand ermitteln. Alicias Fehlen würde natürlich früher oder später auffallen, doch zu diesem Zeitpunkt würde sich das Schiff längst wieder im Warp befinden, es spielte also keine Rolle. Zwischen den aufgeregt herumwuselnden Mitgliedern der Crew huschte Nanghaithya durch die Gänge des Raumschiffes, ohne beachtet zu werden. Er hatte sich in eine weite Robe gekleidet, um die ersten, verräterischen Anzeichen der Mutation zu verbergen. Dämonen konnten sich nicht lange im Körper von Menschen aufhalten, ohne dass dieser mutierte und so hatten sich bereits Klauen an den Füßen des Mädchens gebildet, die aber von der Kleidung gut verdeckt wurden. Nun musste jedoch alles schnell gehen. Er war fast da, hinter der nächsten Biegung des Ganges ging es zu den Rettungskapseln. Nanghaithya verlangsamte seinen Gang und spitzte vorsichtig um die Ecke. Tatsächlich befand sich eine Wache vor dem Schott, welches er durchqueren musste, doch diese zu täuschen war kein größeres Problem. Der Dämon wandte einen simplen Illusionszauber an, um dem Soldaten zu suggerieren, er hätte einen Funkspruch erhalten, sich auf Deck C zu begeben und schon war der Weg frei. Er durchquerte dass Schott und befand sich in der Notfallsektion des Schiffes. Sein Plan funktionierte perfekt. Durch den von ihm ausgelösten Kabelbrand würde der Abschuss der Rettungskapsel nicht von den Systemen auf der Brücke des Schiffes angezeigt werden. Ohne weitere Verzögerung eilte er in die erstbeste Rettungskapsel, versiegelte sie und löste die Startsequenz aus. Nun ging es nur noch darum, möglichst nahe an sein Ziel zu gelangen. Die Rettungskapsel konnte zwar nicht so direkt wie ein Jäger gesteuert werden, aber sie verfügte über Korrekturtriebwerke, die einige Kursjustierungen erlaubten. Er würde von seinem Landepunkt aus vermutlich vier bis fünf Tage benötigen, um den Tempel von Uz´naam zu erreichen. Dieser befand sich auf der Südhalbkugel von Krath und war längst vergessen worden. Was die ansässigen Kroot jedoch nicht wussten war, dass es sich bei dem Tempel um ein Portal handelte welches, richtig justiert, ein Tor in den Warpraum öffnete. Schon bald würden die Dämonenlegionen des Tzeentch diesen Planeten in ein apokalyptisches Schlachtfeld verwandeln. Voller Vorfreude lehnte der Dämon sich zurück und gratulierte sich selbst zu seiner Gerissenheit. Währenddessen spürte er das verzweifelte Bewusstsein Alicias, das gegen seine Fesseln schlug und versuchte, wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen. Doch sie war zu schwach – viel zu schwach und so labte er sich an der Verzweiflung des Menschleins.
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Drei Wochen später hatte die Glatisant die imperiale Flottenbasis Kar Duniash im Segmentum Ultima erreicht und Virtus Auraria befand sich in einem Raum der Sicherheitsstufe Omega auf der Orbitalstation Oppodium Securus. Es war ein sehr schlichtes, vollständig in weiß gehaltenes Zimmer, in dem sich lediglich der blanke Metalltisch, an dem er saß und zwei Stühle befanden. Inquisitor Jakob von Mataro ließ nicht lange auf sich warten und traf bereits kurze Zeit nach Virtus in dem Raum ein. Er musste sofort gekommen sein, nachdem ihm die Anwesenheit des Freihändlers gemeldet worden war. Der Inquisitor nahm Platz und kam unverzüglich zur Sache: „Habt Ihr Euren Auftrag ausgeführt, Freihändler?“ Virtus förderte einen Datenkristall aus der Innentasche seines Mantels und schob ihn über den Tisch „Selbstverständlich, Inquisitor. Während wir hier sprechen dürfte Krath bereits unter dem Ansturm der Dämonen fallen. Wenn alles funktioniert wie geplant, werden weitere Kreaturen des Warp durch den Perdus-Riss in den Realraum gelangen und mit ihren Angriffen das Sternenreich der Tau nachhaltig schwächen.“ Der radikale Inquisitor spielte mit dem Datenkristall zwischen seinen Fingern und musterte den Freihändler mit einem anerkennenden Blick „Das war sehr gute Arbeit, Virtus. Ich werde nach einer Prüfung der Daten den vereinbarten Betrag auf Euer Konto überweisen. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass niemals jemand etwas von diesem Auftrag erfahren darf.“ Nach einer kurzen Pause fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu „Aber ich denke, dies ist auch in Eurem eigenen Interesse.“
Als der Freihändler sich kurze Zeit später in seinem privaten Shuttle auf dem Rückweg zur Glatisant befand, war er tief in Gedanken versunken. Er hatte mit diesem Auftrag dem Imperium einen großen Dienst erwiesen. Gleichzeitig verspürte er jedoch auch einen Hauch des Bedauerns. Der Kroot-Weise Kragorok war eine interessante Persönlichkeit gewesen und nun vermutlich bereits längst nicht mehr unter den Lebenden. Dann war da noch Alicia. Aber auch sie wäre ohne Virtus längst tot gewesen, er hatte ihr lediglich einen Aufschub gewährt, redete er sich selbst ein. Hinzu kam der beträchtliche Gewinn aus dieser Mission. Kragorok hatte für die Überfahrt bezahlt, die Handelseinnahmen auf Krath waren beträchtlich gewesen und der Inquisitor zahlte zusätzlich ein stattliches Sümmchen. Außerdem hatte er Sex mit einer Besessenen gehabt und überlebt. Wer konnte das schon von sich behaupten? Sanft schwenkte das Shuttle auf den Landekurs ein und dockte im Hangar der Glatisant an. „Ja“, sagte er noch einmal zu sich selbst, „ich habe dem Imperium wirklich einen großen Dienst erwiesen.“ Das sollten seine letzten Worte sein, denn in diesem Augenblick richtete die Orbitalstation Oppodium Securus ihr stattliches Waffenarsenal auf die Glatisant aus und fegte das Schiff mit einer einzigen Torpedosalve aus dem All. Inquisitor Jakob von Mataro hatte beschlossen, kein weiteres Risiko einzugehen.
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Virtus Auraria stand vor dem Ausblickfenster auf der Brücke der Glatisant und starrte nachdenklich in die tobende Wildheit des Warpraumes. Seine Familie durchstreifte schon seit unzähligen Generationen die Galaxis, die Handelslizenz, die er stets bei sich trug war noch vor dem großen Bruderkrieg von Fulgrim persönlich ausgestellt worden, und auch er selbst hatte den größten Teil seines Lebens auf der Glatisant verbracht. Wie die meisten Männer seiner Zunft war er außerordentlich langlebig, da ihm schier unermessliche finanzielle Mittel sowie seltene, verbotene Xenostechnologie zur Verfügung standen und so erfreute er sich mit seinen 158 Lebensjahren noch bester Gesundheit, wirkte rein äußerlich eher wie ein Mann in den späten 40ern. Als Freihändler überschritt er häufig die Grenzen der imperialen Gesetze. Er schmuggelte heiße Ware, handelte mit zwielichtigen Gestalten und Xenos. Dennoch war seine Familie dem Imperium stets treu ergeben gewesen. Virtus wusste, dass viele der strikten imperialen Gesetze letzten Endes dazu dienten, die Bürger vor sich selbst zu schützen. Männer wie er waren notwendig, um dort zu handeln, wo imperialen Repräsentanten die Hände gebunden waren. Nicht selten fungierten Freihändler als eine Art inoffizieller Geheimdienst, da sie dank ihrer Handelsbeziehungen in der Lage waren, mehr über das Wesen, die Eigenarten und auch die Schwächen von Xenosvölkern herauszufinden. Viele Wunder hatte Virtus Auraria auf seinen Reisen bereits gesehen und unzählige Abenteuer erlebt, dennoch faszinierte ihn die fremdartige Schönheit des Empyrean immer wieder aufs Neue. Man konnte sich vollkommen darin verlieren, in dieses absolute Chaos aus Wirbeln, Strudeln, Blitzen und Farben zu schauen, dabei jegliches Gefühl für Raum und Zeit verlieren. Wie viele Stunden er sich nur an der Aussicht ergötzt hatte konnte er selbst nicht sagen, als er sich nun abwandte, seinen Blick über die Brücke schweifen ließ und Navigator Dawídh Locarno bei seiner Arbeit zusah.
Zwischen einem Halbkreis aus unzähligen Anzeigen, Holodisplays und Eingabeschnittstellen sitzend, wirkte der Navigator wie eine fremdartige Spinne in ihrem Netz. Virtus schätzte Dawídh als einen seiner engsten Vertrauten, doch manchmal lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter, wenn er den Mutanten betrachtete, mit seiner bleichen Haut und dem dritten Auge auf seiner Stirn. Für einen kurzen Moment schaute der Navigator auf, blickte Virtus direkt an und nickte kurz, dann versank er wieder vollkommen in seiner Arbeit.
Ebenfalls voll in seine Tätigkeit versunken war der erste Offizier Nevio. Er huschte immer wieder zwischen den Mitgliedern der Brückenmannschaft hin und her, erfragte hier einige Daten, raunte dort einen Befehl. Nevio war für seine Rolle wie geschaffen, eine geborene Führungskraft, charismatisch und zielstrebig, zu jedem Zeitpunkt ergebnisorientiert. Virtus konnte die Brücke bedenkenlos in den Händen seines ersten Offizieres lassen, was er nun auch tat, um sich einer besonderen Annehmlichkeit zu widmen. Er würde Alicia einen Besuch abstatten.
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Dies würde eine besondere Herausforderung werden. Es war Nanghaithya gelungen, sich unbemerkt im hintersten Winkel des Geistes von Alicia einzunisten. Mittlerweile konnte er in ihrem Gedächtnis lesen wie in einem offenen Buch und wusste beinahe alles über seine Wirtin. Ihr Heimatplanet war vor einem Jahr bei einem Orkangriff verwüstet worden und sie hatte alle ihre Angehörigen in diesem Krieg verloren. Eher zufällig hatte Virtus Auraria sie während der Säuberung des Planeten in den Trümmern ihrer Heimatstadt noch vor den imperialen Truppen entdeckt und das siebzehnjährige Mädchen mitgenommen, als er ihr telepathisches Potential erkannte. Vermutlich wäre sie ansonsten entweder getötet oder für das Leuchtfeuer des Astronomican eingezogen worden und so war sie dem Freihändler zu Dank verpflichtet. Sie diente ihm mit ihrer besonderen Gabe bei schwierigen Verhandlungen und mit ihrem Körper, wenn er fleischliche Gelüste verspürte. Es war eine Mischung aus Hass und Ekel einerseits und Liebe und Dankbarkeit andererseits, die sie für Virtus empfand. Die Lasterhaftigkeit des Mannes amüsierte Nanghaithya, doch nun stellte diese ein Problem dar. Es war für seinen Auftrag erforderlich, noch eine Weile unerkannt zu bleiben, wozu es von Vorteil war, wenn Alicia nach Möglichkeit ihre Gemächer nicht verließ und keine starken Emotionen empfand, was jedoch in diesem Augeblick, als der alte Lüstling sich voller Vorfreude grinsend vor ihr entkleidete wohl kaum möglich war. Der Dämon befürchete, während dem Akt enttarnt zu werden und entschied er sich für die einzige, ihm sinnvoll erscheinende Möglichkeit. Er übernahm die vollständige Kontrolle über Alicias Körper und Geist. Sie würde hinterher denken, einen Blackout gehabt zu haben. Er warf sich voller Leidenschaft gegen den muskulösen Körper des Freihändlers, spielte mit seinem zu feinen Zöpfen geflochtenen Bart und hauchte ihm die vermutlich anstößigsten Dinge ins Ohr, die er jemals in seinem Leben gehört hatte oder noch hören würde. Dann begann ein wilder Ritt und dem vor Extase verzerrten Gesichtsausdruck des Mannes war zu entnehmen, dass es sich um einen für ihn außergewöhnlich leidenschaftlichen Liebesakt handelte. Auch der Dämon war entzückt. Er war fasziniert von den Empfindungen, die er über seinen Wirtskörper wahrnahm und genoss es, mit diesem im Rahmen schneller Stellungswechsel zu experimentieren, in die primitive, animalische Gefühlswelt eines Menschen voll und ganz einzutauchen. Es dauerte nicht lange, da war Virtus bereits zum dritten Mal gekommen, zufälligerweise genau in dem Augenblick, als die Glatisant mit einem sanften Vibrieren in den Normalraum eintrat. Der Freihändler wälzte sich mit einem gutturalen Grunzen vom Körper des Mädchens hinunter. Offenbar konnte er nicht mehr, was der Dämon beinahe bedauerte. Auch Nanghaithya spielte nun die gänzlich Erschöpfte und vermied es, allzu viel zu reden. Virtus schien das ganz recht zu sein. Er hatte es plötzlich eilig, flüsterte seiner vermeintlichen Gespielin ein paar Schmeicheleien ins Ohr und begann dann unverzüglich, sich wieder anzukleiden. Offenbar war seine eigene Gefühlswelt etwas durcheinander geraten und er hatte es eilig, sich aus dem Staub zu machen. Kaum war er gegangen, fiel der ermattete Körper des Mädchens bereits in sanften Schlaf und der Dämon zog sich wieder in den Hintergrund zurück.
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Virtus Auraria hatte es tatsächlich eilig. Er schalt sich selbst dafür, dass er das Zeitgefühl verloren und den Wiedereintritt in den Normalraum verpasst hatte. Nachdem er sich über den Bordfunk bei Nevio rückversichert hatte, dass der Sprung ordnungsgemäß vonstatten gegangen war, eilte der Freihändler zu den Gästequartieren, um seinen besonderen Kunden vom bevorstehenden Ende ihrer Reise zu unterrichten. Denn die kostbarste Fracht der Glatisant war zu diesem Zeitpunkt der Kroot-Weise Kragorok. Dieser hatte sich an Bord ein Quartier gebucht, für die Heimreise nach einem Besuch bei Verwandten seiner Sippe, die im Koronus Expanse als Söldner lebten. Diese Heimreise stand kurz vor ihrem Ende, denn sie befanden sich bereits im Sternensystem von Krath und würden den Krootplaneten in wenigen Stunden erreichen. Als er den Türsummer betätigte, wappnete der Freihändler sich innerlich für den Gestank, der ihm gleich entgegen schlagen würde. Der Kroot-Weise war ein faszinierender Gesprächspartner, aber wie alle Angehörigen seines Volkes Aasfresser und entsprechend seiner Ernährungsgewohnheiten roch es in dem Quartier. Virtus würde es nach dieser Reise renovieren lassen müssen, was aber nicht schlimm war, da die Kosten dafür nur einen Bruchteil dessen ausmachen würden, was der Kroot für die Überfahrt bezahlt hatte. Hinzu kamen die Handelserlöse, die er auf Krath erzielen würde. Virtus atmete noch einmal tief durch, dann trat er ein. Kragoroks Gemächer waren in ein sanftes Dämmerlicht getaucht, der Weise hatte einen Kreis aus Kerzen aufgestellt, in deren Mitte er in Meditation verharrte, signalisierte jedoch mit einem leichten Nicken, dass er Notiz von der Ankunft seines Besuchers genommen hatte. Bevor eine peinliche Pause entstehen konnte, verneigte Virtus sich und vollführte eine einladende Geste „Ehrenwehrter Kragorok, wir werden in vier Stunden Euren Heimatplaneten erreichen. Ich dachte mir, dass es Ihnen vielleicht Freude bereiten würde, die Ankunft auf der Brücke dieses Schiffes mitzuverfolgen und möchte Euch gerne zu diesem Ereignis einladen.“ Langsam öffnete der Weise die Augen, legte den Kopf leicht schräg und fixierte den Neuankömmling mit einem raubtierhaften Blick. Die Mimik eines Kroot war schwer zu deuten, doch es schien Virtus fast, als würde der Kroot sein Unbehagen spüren und als würde es ihn belustigen, dann antwortete er in den für die Sprache seines Volkes typischen Pfeif- und Klicklauten. Es dauerte einen Moment, bis der Universalübersetzer, den Virtus bei sich trug, die Übersetzung ausspuckte: „Selbstverständlich mein lieber Virtus. Den wunderschönen Anblick von Krath aus dem Orbit werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich bin in drei Stunden auf der Brücke.“ Der Freihändler verneigte sich erneut. „Sehr wohl, ehrenwerter Kragarok. Genießen Sie bis dahin den Rest der Reise.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder und machte sich seinerseits auf den Weg, um die letzten Vorbereitungen für die Ankunft zu treffen. Er musste insbesondere darauf achten, dass auch wirklich alle Peilsatelliten der Tau in diesem Sektor umgangen wurden. Kagoroks kleiner Ausflug außerhalb des Sternenreiches sollte unbemerkt bleiben, das war Bestandteil des Vertrages. Aber da die Glatisant ein paar Tricks auf Lager hatte, die der Tau-Technologie weit überlegen waren, würde das ein Leichtes sein.
Fünf Stunden später befanden sich Kagorok nebst seiner Ehrengarde und Virtus mit einem augewählten Teil seines Gefolges in einer Landungsfähre auf dem Weg zu einem etwas abgelegenen Krootcamp, um den Weisen dort abzusetzen. Ebenfalls an Bord waren ausgewählte Handelswaren. Virtus freute sich schon ungemein darauf, mit den ansässigen Kroot zu handeln – Er liebte es, zu feilschen.
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Das Feuer an Bord der Glatisant zu entfachen war eine Kleinigkeit für Nanghaithya gewesen. Eine simple, aber effektive Ablenkungsmaßnahme, welche für die nötige Verwirrung unter der Crew sorgen würde. Als Ursache würde man einen Kabelbrand ermitteln. Alicias Fehlen würde natürlich früher oder später auffallen, doch zu diesem Zeitpunkt würde sich das Schiff längst wieder im Warp befinden, es spielte also keine Rolle. Zwischen den aufgeregt herumwuselnden Mitgliedern der Crew huschte Nanghaithya durch die Gänge des Raumschiffes, ohne beachtet zu werden. Er hatte sich in eine weite Robe gekleidet, um die ersten, verräterischen Anzeichen der Mutation zu verbergen. Dämonen konnten sich nicht lange im Körper von Menschen aufhalten, ohne dass dieser mutierte und so hatten sich bereits Klauen an den Füßen des Mädchens gebildet, die aber von der Kleidung gut verdeckt wurden. Nun musste jedoch alles schnell gehen. Er war fast da, hinter der nächsten Biegung des Ganges ging es zu den Rettungskapseln. Nanghaithya verlangsamte seinen Gang und spitzte vorsichtig um die Ecke. Tatsächlich befand sich eine Wache vor dem Schott, welches er durchqueren musste, doch diese zu täuschen war kein größeres Problem. Der Dämon wandte einen simplen Illusionszauber an, um dem Soldaten zu suggerieren, er hätte einen Funkspruch erhalten, sich auf Deck C zu begeben und schon war der Weg frei. Er durchquerte dass Schott und befand sich in der Notfallsektion des Schiffes. Sein Plan funktionierte perfekt. Durch den von ihm ausgelösten Kabelbrand würde der Abschuss der Rettungskapsel nicht von den Systemen auf der Brücke des Schiffes angezeigt werden. Ohne weitere Verzögerung eilte er in die erstbeste Rettungskapsel, versiegelte sie und löste die Startsequenz aus. Nun ging es nur noch darum, möglichst nahe an sein Ziel zu gelangen. Die Rettungskapsel konnte zwar nicht so direkt wie ein Jäger gesteuert werden, aber sie verfügte über Korrekturtriebwerke, die einige Kursjustierungen erlaubten. Er würde von seinem Landepunkt aus vermutlich vier bis fünf Tage benötigen, um den Tempel von Uz´naam zu erreichen. Dieser befand sich auf der Südhalbkugel von Krath und war längst vergessen worden. Was die ansässigen Kroot jedoch nicht wussten war, dass es sich bei dem Tempel um ein Portal handelte welches, richtig justiert, ein Tor in den Warpraum öffnete. Schon bald würden die Dämonenlegionen des Tzeentch diesen Planeten in ein apokalyptisches Schlachtfeld verwandeln. Voller Vorfreude lehnte der Dämon sich zurück und gratulierte sich selbst zu seiner Gerissenheit. Währenddessen spürte er das verzweifelte Bewusstsein Alicias, das gegen seine Fesseln schlug und versuchte, wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen. Doch sie war zu schwach – viel zu schwach und so labte er sich an der Verzweiflung des Menschleins.
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Drei Wochen später hatte die Glatisant die imperiale Flottenbasis Kar Duniash im Segmentum Ultima erreicht und Virtus Auraria befand sich in einem Raum der Sicherheitsstufe Omega auf der Orbitalstation Oppodium Securus. Es war ein sehr schlichtes, vollständig in weiß gehaltenes Zimmer, in dem sich lediglich der blanke Metalltisch, an dem er saß und zwei Stühle befanden. Inquisitor Jakob von Mataro ließ nicht lange auf sich warten und traf bereits kurze Zeit nach Virtus in dem Raum ein. Er musste sofort gekommen sein, nachdem ihm die Anwesenheit des Freihändlers gemeldet worden war. Der Inquisitor nahm Platz und kam unverzüglich zur Sache: „Habt Ihr Euren Auftrag ausgeführt, Freihändler?“ Virtus förderte einen Datenkristall aus der Innentasche seines Mantels und schob ihn über den Tisch „Selbstverständlich, Inquisitor. Während wir hier sprechen dürfte Krath bereits unter dem Ansturm der Dämonen fallen. Wenn alles funktioniert wie geplant, werden weitere Kreaturen des Warp durch den Perdus-Riss in den Realraum gelangen und mit ihren Angriffen das Sternenreich der Tau nachhaltig schwächen.“ Der radikale Inquisitor spielte mit dem Datenkristall zwischen seinen Fingern und musterte den Freihändler mit einem anerkennenden Blick „Das war sehr gute Arbeit, Virtus. Ich werde nach einer Prüfung der Daten den vereinbarten Betrag auf Euer Konto überweisen. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass niemals jemand etwas von diesem Auftrag erfahren darf.“ Nach einer kurzen Pause fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu „Aber ich denke, dies ist auch in Eurem eigenen Interesse.“
Als der Freihändler sich kurze Zeit später in seinem privaten Shuttle auf dem Rückweg zur Glatisant befand, war er tief in Gedanken versunken. Er hatte mit diesem Auftrag dem Imperium einen großen Dienst erwiesen. Gleichzeitig verspürte er jedoch auch einen Hauch des Bedauerns. Der Kroot-Weise Kragorok war eine interessante Persönlichkeit gewesen und nun vermutlich bereits längst nicht mehr unter den Lebenden. Dann war da noch Alicia. Aber auch sie wäre ohne Virtus längst tot gewesen, er hatte ihr lediglich einen Aufschub gewährt, redete er sich selbst ein. Hinzu kam der beträchtliche Gewinn aus dieser Mission. Kragorok hatte für die Überfahrt bezahlt, die Handelseinnahmen auf Krath waren beträchtlich gewesen und der Inquisitor zahlte zusätzlich ein stattliches Sümmchen. Außerdem hatte er Sex mit einer Besessenen gehabt und überlebt. Wer konnte das schon von sich behaupten? Sanft schwenkte das Shuttle auf den Landekurs ein und dockte im Hangar der Glatisant an. „Ja“, sagte er noch einmal zu sich selbst, „ich habe dem Imperium wirklich einen großen Dienst erwiesen.“ Das sollten seine letzten Worte sein, denn in diesem Augenblick richtete die Orbitalstation Oppodium Securus ihr stattliches Waffenarsenal auf die Glatisant aus und fegte das Schiff mit einer einzigen Torpedosalve aus dem All. Inquisitor Jakob von Mataro hatte beschlossen, kein weiteres Risiko einzugehen.
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