[Archiv] [Storywettbewerb Herbst 10] [W40K] "2 Stunden, 17 Minuten"

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
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"Verdammte Scheiße! Hört uns da draußen denn niemand? Wir sind so was von am Arsch! Sie sind überall und meine Leute sterben einfach, verfaulen am lebendigen Leib! Wo bleibt die versprochene Unterstützung?", brüllte der grünuniformierte Offizier in sein Mikro, schien hektisch an irgendwelchen Einstellungen zu drehen. Dann hörte man das Summen und ein Schwarm fetter Fliegen drang durch ein Lüftungsgitter des Kommandobunkers ein.


"Feuerleitstand, zehn Sekunden Lanzenschlag auf Position des Gefechtsstandes des Siebten
Regiments der PVS von Solana", befahl Louhi, um das schreckliche Schauspiel abzukürzen, dass sie schon mehrmals hatte mit ansehen müssen.

"Verstanden, Großinquisitorin Louhi, zehn Sekunden Lanzenschlag, "Pflichterfüllung" wird ausgerichtet, Ziel identifiziert und zentriert. Lanzenschlag ist ausgelöst. Der Imperator sei gepriesen!" Der große Bildschirm im Messinggehäuse flackerte, als die Kamera dort unten mit allem im Umkreis von einem Kilometer verdampfte und dann war nur noch das weiße Rauschen zu sehen. Wie Asche im Wind, dachte Louhi und blickte auf die strategische Karte von Solanus im Holotank. Der Erzfeind breitete sich immer weiter aus. Die grünen Flächen dominierten inzwischen den Kontinent, von einer Front konnte nicht mehr die Rede sein. Sie betrachtete die wenigen verbliebenen blauen Runen, welche die imperialen und planetaren loyalen Streitkräfte zeigte und die immer mehr werdenden grünen des Feindes. Anfangs hatte Großinquisitorin Louhi vom Ordo Malleus der Inquisition zu Terra geglaubt, sie könnte das Problem mit der Einrichtung von Quarantänezonen und dem reinigenden Feuer der überlegenen Feuerkraft des Schweren Kreuzers "Pflichterfüllung" in den Griff bekommen, aber Fliegen ließen sich nicht mit Elektrozäunen und Männern mit Lasergewehren aufhalten.

Generalkapitän Manasses, ein breitschultriger Mann mit ergrautem kurzem Haar, in schwarzer Uniform mit einer roten Schärpe mit aufgereihten Orden als Ehrenzeichen seines Ranges, sah sie fragend an. Er brauchte die Frage nicht auszusprechen, denn es lag auf der Hand, was sie anzuordnen hatte. Und was sie zu verantworten hatten. Louhi seufzte innerlich, während sie sich bemühte, eine strenge und unverbindliche Miene aufzusetzen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, schwach und ideenlos auszusehen. Ihre Gedanken jagten und sie versuchte verzweifelt, eine Möglichkeit zu finden, das Unvermeidliche abzuwenden. Aber innerlich wusste sie schon längst, dass die Stunde geschlagen hatte. Schon vor Wochen, als es ihrer Einsatzgruppe nicht gelungen war, den Tempel des Nurgle vor dem Abschluss des Rituals einzunehmen, war die einzige Konsequenz offensichtlich gewesen. Jede Gegenmaßnahme war gescheitert, die Zombieseuche war nicht mit konventionellen Mitteln einzudämmen. Und es waren zu wenige Schiffe vor Ort, um die nicht infizierte Bevölkerung zu retten, über eine Milliarde unschuldiger Menschen lebten auf der imperialen Welt Solanus.

Es gab offensichtlich nur noch eine Lösung. Innerlich straffte sie sich und schritt zu einem Cogitatorarbeitsplatz. Ihre knochenfarbene barocke Servorüstung stach in dem Meer der schwarz uniformierten Besatzung des Schiffes heraus. Ihre zu Silber ergrauten Haare hatte sie zu einem strengen Zopf geflochten, aber ihre blauen Augen blickten noch jugendlich klar, obwohl sie deutlich die älteste Person auf der kirchenartigen Brücke war. Selbst der greise Prediger in seiner mit Menschenknochen dekorierte Kanzel, der mit wohlklingender Stimme Psalmen rezitierte, war jünger als sie. Das Klicken der Tasten hämmerte schier durch die Brücke und sie spürte die Blicke der gesamten Brückenbesatzung auf sich ruhen.

"Fall Rot tritt in zwei Stunden, siebzehn Minuten ein, Befehl an alle Einheiten, sofortige Evakuierung einleiten. Jedes abfliegende Schiff steht für die nächsten zwei Tage unter Quarantäne. Omega Order für jedes Schiff, das diesen Befehl ignoriert." In einem Gehäuse aus Messing, reich verziert mit den Insignien des Imperators, begannen goldene Ziffern nach unten zu zählen. Nach einem kurzen Augenblick der Stille explodierte die Brücke vor Aktivität, Funker gaben ihren Befehl weiter und zwei Techpriester begannen an zwei speziellen Cogitatorarbeitsplätzen das Ritual des Erweckens des ruhenden Maschinengeistes zu absolvieren. Wohlriechender Weihrauch schwängerte sogleich die Luft.

"Kapitän Manasses, Ihr wisst, was zu tun ist?"
"Selbstverständlich, wir treffen uns in fünfzehn Minuten in der Kammer des Todes."

Es fühlte sich endgültig an, als das Schott der Kammer des Todes sich hinter ihr schloss. Mehrmals atmete die kleine Frau tief durch und sammelte sich. Sie hatte das Gefühl, als würde das Gewicht einer Sonne auf ihren Schultern lasten. Ihr Atem ging schwer und Schweiß sammelte sich auf ihrer gefurchten Stirn. Dann wurde das gegenüberliegende Schott geöffnet und Louhi versuchte, eine undurchdringliche Mine aufzusetzen. In ihrem Herzen hatte sie gehofft, dass er nicht kommen würde, aber nun war es wohl unumgänglich. Der stabil gebaute Generalkapitän setzte seine schwere Truhe mit den notwendigen Ritaulgegenständen ab. Louhis Truhe stand schon geöffnet vor ihr. Ihre Blicke trafen sich, sie sah seine Unsicherheit, etwas Angst, aber keine Zweifel an dem, was sie vorhatten. Er würde sie nicht aufhalten, konnte sie nicht aufhalten, durfte sie nicht aufhalten. Was sie vorhatten, war undenkbar, aber doch notwendig und unabwendbar. Mit seinem Amtssiegel öffnete er die Truhe, deren Deckel aufschnappte und genau in eine Aussparung in der Nische passte. Auch sein Schott schloss sich nun und sie waren beide allein. Zwei Kugeln der Alten erleuchteten die kleine Kammer, die entsprechend ihrer Bestimmung mit Totenschädeln und Knochenornamenten verziert war.

"Lasst uns beginnen!", befahl sie, aber ihr Herz schrie, "Lieber Gottimperator, halt mich auf!"
"So sei es! Möge er auf dem goldenen Thron uns leiten", von ihm war keine Hilfe zu erwarten. Ruckartig drehte sie sich zu dem Paneel an der Wand um und drückte ihre Säule in die dafür vorgesehene Aussparung, der Mann machte das gleiche mit seinem Amtssiegel.
"Gebt euch zu erkennen, Sterbliche, denn ihr wünscht euch das Undenkbare", knarrte eine Stimme aus einem Lautsprecher in Form eines Cherubim.
"Großinquisitorin Louhi des Ordo Malleus, Konklave des Sortex Sektors", antwortete sie und wunderte sich, dass ihre Stimme so ruhig klang.
"Generalkapitän des schwarzen Kreuzers "Pflichterfüllung", Joshua Manasses", seine Stimme schwankte etwas.
"Dann beginnt das Ritual des Öffnens, wenn ihr nicht die seid, die ihr vorgebet zu sein, wird euer Tod grausam und eure Verdammnis ewig sein." Automatisch blickte sie nach oben, die Decke bestand aus einem massiven Block Adamantium und der würde auf sie herabfahren und sie mit seinem vielen Tonnen Gewicht einfach zerquetschen, falls sie einen Fehler machten.

"So sei es!", sagten sie beide im Chor und nickten sich entschlossen zu. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Entweder sie öffneten die Tore der Vernichtung oder würden selbst sterben. Für einen kurzen Moment erwog Louhi absichtlich einen Fehler zu machen, dann schalt sie sich für ihre Schwäche. Wenn es noch eine andere Möglichkeit geben würde, dann wäre sie nicht hier. Es musste sein, war auch das Fleisch der Unschuldigen verloren, aber ihre Seelen konnte sie noch retten.

"Auf drei!", befahl sie und zählte hoch. Bei drei drehte sie ihre Säule auf sieben Uhr, trat zurück und schaute auf das Siegel des Kapitäns, dessen Zeichen auf die Ziffer Acht zeigte. Sie ging zu ihrer Truhe und nahm den zweiten Umschlag heraus und reichte ihn dem Kapitän und nahm ihren Umschlag in Empfang.
"Die Siegel sind nicht gebrochen!", sagten sie gleichzeitig und öffneten die Umschläge. Ihrer enthielt ein blau eingefärbtes Pergament, also nahm sie den Umschlag mit der Ziffer drei aus der Truhe, brach das Siegel und legte eine Folie darüber, welche die Zeichen des Pergaments ergänzten.
"Ich beginne mit der Zahl 20!" Der Kapitän trat an sein Zahlenschloss und drehte das Rad auf die Zahl. Auf ihrem Zettel stand, x2 -7, also drehte sie ihr Rad auf die 33. Unter der Formel stand 48, also drehte sie das Rad weiter und meldete diese Zahl. Der Kapitän errechnete nun seine neue Zahl und nannte eine weitere. So ging es zehnmal hin und her, bis zwei Öffnungen frei gegeben wurden. Dahinter befand sich der Kranz des Imperators, nur das es statt zwölf Zacken, zwölf Schlösser gab. Aber es gab nur drei richtige Schlösser, alle anderen würde sie zerquetschen. Aus ihrer Truhe nahm sie ein Kästchen, in dem sich zwölf Schlüssel befanden.
Nach kurzem Zögern suchte sie die drei richtigen heraus und führte sie in korrekter Reihenfolge ein.

"Das Ritual ist vollbracht, das Tor zum ultimativen Tod geöffnet. Tut nun, was getan werden muss", befahl die automatische Stimme und das Mittelschott der Kammer öffnete sich, das mit einem gewaltigen Totenschädelornament verziert war. Dahinter führte ein kurzer Gang in eine weitere Kammer, auf jeder Seite waren sechs auf rollbaren Messinggestellen befestigte Kisten gelagert. Wenn sie die falsche öffnete, würden Blindgänger auf die Oberfläche Solanus’ schlagen, die tödliche Fracht sich vorher selbst vernichten. Sie überwand diesen Punkt und löste den richtigen Wagen von der Wand und rollte ihn in die Mitte, wo der Generalkapitän schon wartete.

"Wie viele werden wir brauchen?"
"Eine Salve sollte reichen, also vierundzwanzig Zünder." Sie öffneten die Kisten mit ihren Siegeln, bauten die aus zwei Komponenten bestehenden Zünder zusammen und legten sie in eine dritte dafür vorgesehene Kiste. Sie legten die übrig gebliebenen Komponenten wieder an ihrem Platz und rollten mit den Zündern zum Fahrstuhl, den sie mit ihren Amtszeichen öffneten und fuhren nach unten in das Magazin. Automatisch erwachten gewaltige Leuchtkörper zum Leben und rissen die wie gestrandete Wale daliegenden Makrogeschützgranaten aus der Dunkelheit. Vier Meter Durchmesser, zwölf Meter lang, jede von ihnen war in der Lage, millionenfachen Tod zu bringen. Sie platzierten die Zünder auf dem Altar des Omnissiah und öffneten von innen mit ihren Amtssiegeln die gewaltigen Tore des Magazins. Draußen warteten schon die Techpriester, die gemessen und eine elektronischen Hymne aus gesegnetem Maschinencode singend in die Halle schritten und Weihrauchbehälter schwenkten. Die Zünder wurden nun von den Techpriestern mit heiligem Maschinenöl gesalbt, die heiligen Worte gesprochen, den Maschinengeist zu wecken. Dann schritten vierundzwanzig Techpriester zu den gewaltigen Geschossen, vollendeten das Ritual, indem sie die Zünder einbauten. Gewaltige Zugmaschinen fuhren nun in die Halle und wurden mit ihrer tödlichen Fracht beladen, um sie zu den Geschütztürmen zu schaffen.

"Es wäre klug, das Ritual auf der Brücke vorzubereiten, Großinquisitorin Louhi", riss der Generalkapitän die kleine Frau aus der Betrachtung des Balletts des Todes. Er hatte Recht, sie hatten hier nicht die Zeit, um sie mit müßigen Betrachtungen zu verschenken. Das Ritual war nach den Statuten des Omnissiah vollzogen und es gab für sie hier nichts mehr zu tun.

Auf der Brücke herrschte immer noch hektische Aktivität. Einer ihrer Novizen hatte die Kiste mit den Utensilien schon an ihren Platz geschoben. Schon beinahe routiniert öffnete sie die knochenverkleidete Truhe und begann das Ritual der Erweckung zu intonieren. Sie entzündete neuen Weihrauch auf der Schale der Konsole, zündete zwölf Kerzen auf dem Gehäuse an. Aus der Truhe holte sie nach und nach in der richtigen Reihenfolge kleine technische Module, fuhr über die empfindlichen Kontakte mit einem geweihten Tuch und setzte sie in die davor vorgesehen Einschübe der vergoldeten Konsole. Anfangs zitterten ihre Hände noch leicht, aber dann riss sie sich zusammen und vollendete das Ritual mit den flehenden Worten "Oremus ne cadere".

Louhi sah zuerst zu Generalkapitän Manasses, der auch gerade fertig wurde, und dann zum Countdown. Fünf Minuten waren noch übrig. Sie blickte über die Brücke, sah in die Augen der Besatzung. Die meisten wandten schnell den Blick ab, wenn sie ihren auf sich fühlten. Noch nie hatte sich die Großinquisitorin so alleine gefühlt wie heute. Die Verantwortung für eine Milliarde Seelen erdrückte sie schier. Für so eine Aufgabe war sie ausgebildet, auserwählt worden. Trotzdem schrie alles in ihr, sofort mit dem aufzuhören, was sie gerade tat. Aber sie musste stark sein und die Sache zu Ende bringen. Wenn nicht sie, wer den dann?

"Irgendwelche Nachrichten von den Grey Knights?" Schon vor Wochen hatte sie einen Hilferuf an eine in der Nähe operierenden Einheit getätigt, der bis jetzt unbeantwortet geblieben war. Da sie den Befehl erteilt hatte, ihr sofort Bescheid zu sagen, falls sich aus dieser Richtung etwas ergab, war diese Frage rein rhetorisch. Der Astrophant wendete sich in ihre Richtung, starrte sie mit seinen leeren Augenhöhlen an und schüttelte den Kopf.

"Die Koordinaten sind eingegeben, die Geschütze sind ausgerichtet, erwarten die Freigabe und den Feuerbefehl", meldete sich der Feuerleitstand. In der Tat konnte sie von der Brücke aus sehen, wie sich die zwölf Doppelgeschütztürme im Marsschema auf dem Deck des Schiffes sich auf die Ziele ausgerichtet hatten.
"Verstanden, beginnen wir mit der Freigabefrequenz." Sie holte aus ihrer Truhe einen großen gelben Umschlag und reichte ihn dem Generalkapitän.
"Die Siegel sind in Ordnung, Code wurde erhalten", erklärte der nun stark schwitzende Mann und nahm den schweren Umschlag mit beiden Händen entgegen. Dann reichte er ihr einen grünen Umschlag aus seiner Truhe, der ebenso unbeschädigt wie auch der richtige war. Dieses ganze komplizierte Ritual diente dazu, dass es selbst mit Erbeutung der Granaten und Utensilien dem Feind unmöglich war, diese schrecklichen Waffen gegen ihre Schöpfer zu richten. Und so sollte auch verhindert werden, dass ein Inquisitor oder Generalkapitän im Wahn eine Welt auslöschte. So waren immer zwei autorisierte Personen nötig, um das Ritual zu begehen.

Sie öffnete den grünen Umschlag und breitete den Inhalt aus. Ein Pergamentbogen, der vollständig mit Zahlen bedeckt war und ein Schlüssel. Die Tasten des Bedienfeldes, auf denen sie die Zahlenkolonne der neunten Zeile rückwärts eingab, waren aus Knochen gefertigt. Jedes Klacken der Tasten hatte etwas Endgültiges.
"Countdown bei einer Minute", meldete der erste Offizier. Auf dem Ziffernfeld wurden nur noch die Sekunden angezeigt. Sie führte ihre Säule in eine Aussparung, drehte sie um 180°, dann führte sie den Schlüssel in das Schloss.
"Zwanzig Sekunden!"
"In nomine immortale Imperatore mitto haec orbem in oblivionem!", sprach sie die heilige Formel und drehte bei der letzten Silbe den Schlüssel, ebenso der Kapitän auf seiner Konsole. Damit waren nun die Zünder der Projektile scharf und der Abschuss autorisiert.
"Feuer frei! Mors Deamonibus!", befahl sie und das Schiff erbebte, als die zwölf Doppelgeschütztürme nach Marsschema ihre tödliche Fracht ausspieen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Der Exterminatus von Solanus war unabwendbar. Eine gespenstische Ruhe kehrte auf der Brücke ein. Gebannt starrte sie auf die Welt, die vor ihnen noch so lieblich im Raum schwebte. Agrarflächen und Wälder dominierten die Oberfläche, durchbrochen von großen Städten mit weiträumiger Industrialisierung. Die typische imperiale Welt. Eine schöne Welt.

Die Geschosse traten nun in die Atmosphäre ein, zogen rote Schweife nach sich. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, wusste sie, dass die gewaltigen Geschosse nun aufbrachen und Virusbomben ausfächerten, um die tödliche Ladung weiträumig zu verteilen. Sie sanken schnell und zerbarsten am Boden. Die ersten Minuten passierte nichts Sichtbares, hier und da wurde aus einer grünen Agrarfläche eine braune. Dann blühte die erste Feuerblume auf, zuerst zaghaft knospend. Weitere tauchten auf, wie rote Blumen auf einer Wiese. Die Feuerwalzen breiteten sich aus, vereinigten sich, schwollen an. Dahineilende Wolken zeigten, dass der Feuersturm anwuchs, wie ein alles verschlingender Moloch die Luft in immer größerer Geschwindigkeit ansog und selbst mit der Geschwindigkeit eines Thunderbolts dahin raste. Das Zentrum erlosch nun, weil es dort schlicht nichts mehr gab, was noch hätte brennen können, während sich der Feuersturm ein einer etwas unregelmäßigen Kreisform über den ganzen Kontinent ausbreitete und auf die Meere hinaus tobte und diese verschlang. Es war ein unglaublich schöner Moment, als Solanus im Exterminatus unterging und über eine Milliarde Seelen im reinigenden Feuer des Holocausts geläutert wurden. Schließlich blieb nur ein toter Brocken Stein übrig, kein Leben, egal ob natürlich oder unnatürlich existierte noch dort unten. Es war vollbracht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Handwerklich gibt es eigentlich nichts auszusetzen und auch thematisch gefällt mir die Geschichte, ist mal was anderes. Allerdings ist die peinlichst genaue Beschreibung des Rituals eher ermüdend als interessant.
Gibt es eine Quelle, wo von diesem Ritual berichtet wird, oder hast du es dir ausgedacht? Wenn jemand eine Quelle hat, könnte er sie mir geben? Oder der Autor teilt dise SHOKer mit.

Die Reaktionen und Gedankengänge der Großinquisitorin finde ich ebenfalls nicht voll authentisch. Es gibt durchaus Inquisitoren, die mit den üblichen imperialen Praktiken nicht zustimmen oder sich irgendwie noch ihre menschlichen "Schwächen" erhalten haben, aber wenn man so weit ist, den Exterminatus zu befehlen, wird man nicht zurückschrecken oder zweifeln, schon gar nicht im Rang eines Großinquisitors.

Gute Punktzahl.
 
Muss Sarash leider zustimmen, das die genaue Wiedergabe des Rituals die Geschichte eher behäbig als interessant macht. Ich war nicht sehr motiviert weiter zu lesen, zu mal das Ende der Geschichte sich schon sehr früh abzeichnet. Handwerklich und sprachlich zwar einwandfrei aber die Story packt mich einfach nicht.

Der Meinung bezüglich der etwas unglaubwürdigen Gewissensbisse der Großinquisitorin muss ich mich leider auch anschliessen.

Tendenz: 3-4 Punkte
 
Zwei Sachen bleiben noch zu erwähnen. Erstens finde ich nicht, dass man diesen Begriff in einer Fantasygeschichte verwenden sollte.

im reinigenden Feuer des Holocausts geläutert wurden.

Der ist einfach nur unnötig und unpassend!

wusste sie, dass die gewaltigen Geschosse nun aufbrachen und Virusbomben ausfächerten,
Ist das tatsächlich so bei einem Exterminatus? Ich finde das doch ziemlich komisch. Wieso Virusbomben, wenn man doch eh alles verbrennt?

Fazit: Nett geschrieben, aber vieles bleibt ungereimt, langatmig oder unpassend. 3-4 Punkte.
 
Ich finde die Geschichte nicht schlecht, menschelnde Inquisitoren sind mir lieber als die 08/15 Torquemada Verschnitte, die schon zu Dutzenden herum laufen.

Virusbomben funktionieren seit der neusten Edition und den Heresy Romanen schon so. Sie lassen alles verfaulen, dadurch wird die Luft stark mit Sauerstoff angereichert und eine Funke oder offenes Feuer reicht dann, um einen unaufhaltbaren Feuersturm auszulösen. So ist das iirc schon richtig beschrieben. Mal sehen fünf oder sechs Punkte sind da schon drin.
 
Der ist einfach nur unnötig und unpassend!


Warum? Das Wort Holocaust bedeutet "vollständig verbrannt", bzw. den Feuertod einer großen Gurppe von Menschen. Im modernen Wortgebrauch bezeichnet er außerdem Sterben im Ausmaßen eines Völkermordes.

Mir ist nicht ersichtlich, warum dieses Wort hier nicht hin passen sollte.
(Ich empfehle dir nicht den Holocaust an den Juden als Grund vorzuhalten, das zeugt nicht von
Verständnis des Begriffes.)
 
Mir geht es nicht um die Bedeutung des Begriffs, sondern was man unbewusst damit assoziiert. In meinen Augen ist der Begriff einfach etwas zu belastet und daher nur äußerst sensibel in dem gebräulichen - also historisch-wissenschaftlichen - Kontext anzuwenden. In einer Fantasygeschichte finde ich erzeugt er einen herben Beigeschmack, der mir persönlich die Freude am lesen sehr schnell zunichte macht.
Mag der Begriff auch inhaltlich richtig sein, ich finde man hätte ihn einfach durch einen weniger historischen ersetzen können.
 
Aber es geht mir doch nicht um die Zensur des Begriffs oder der Meinungsfreiheit. Es geht mir nur um einen angemessenen Umgang mit der Sprache unserer Gegenwart, aber auch unserer Vergangenheit.
Der Begriff ist in einem richtigen Zusammenhang durchaus angebracht, aber in diesem Zusammenhang lenkt er die Aufmerksamkeit ungeschickt auf ein historisches Thema.
 
Ich finde es doch gut, wenn man auch über solche Themen seine Meinungen austauschen kann. Es ist auf jeden Fall ein Thema - also die Geschichte und etwaige Belastungen bestimmter Wörter - über das man als Autor nachdenken sollte.
Letztendlich hätte man auch Genozid oder Inferno schreiben können, aber das liegt mMn beim Autor.
Sehr richtig, genau meine Meinung. Nur muss der Autor damit rechnen, dass auch seine Wahl der Begriffe in meine Wertung, oder ganz generell in die eines Lesers, mit einfließt.
Es ist passiert und es darf nicht wieder geschehen, aber hört doch endlich mit dieser Selbstgeisselung auf.
Teils, teils. Klar, was können wir heute an den Verbrechen von damals ändern? Nichts - und da geb ich dir recht. Aber dennoch sollte man mit dem Stoff bewusst umgehen, um eben falschen politischen Strömungen - also beispielsweise latentem Rechtsradikalismus, keinen Vorschub zu leisten, oder wie in diesem Fall, keinen für mich unglücklichen historischen Bezug herzustellen, der in diesem Zusammenhang eigenartig wirkt.
 
Vielleicht sollten wir auch endlich aufhören auf leisen Sohlen zu gehen, wenn uns irgendetwas an die Vergangenheit erinnert. Es ist passiert und es darf nicht wieder geschehen, aber hört doch endlich mit dieser Selbstgeisselung auf.

Genau darauf wollte ich hinaus, aber ich wurde in diesem Forum schon mehrfach als Nazi beschimpft, weshalb ich vorsichtiger Antworte, könnte ja ein Admin davon überzeugt werden.
 
Diese Geschichte macht es einem nicht einfach - Auf der einen Seite ist sie hervorragend geschrieben und ihr bitteres Ende überzeugt mit seinen blumigen Schilderungen. Auf der anderen Seite ging es auch mir so, dass der Weg dorthin sehr langatmig war.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich diese Geschichte bewerten soll. Gehe ich rein nach dem Lesevergnügen kommt maximal eine 4 dabei rum. Gehe ich nach der Qualität, dem Schreibstil und dem Ausmaß der Fantasie die drin steckt (ich gehe mal davon aus, dass dieses Ritual bisher nicht detailliert im Fluff geschildert wurde) müsste ich eigentlich 6 Punkte geben. Letzten Endes wird die Bewertung dieser Geschichte vom Gesamteindruck des Wettbewerbes abhängen.

Ich finde die Geschichte nicht schlecht, menschelnde Inquisitoren sind mir lieber als die 08/15 Torquemada Verschnitte, die schon zu Dutzenden herum laufen.

Jeder andere Kommentar von dir hätte mich auch stark gewundert. :lol:
Bei Gelegenheit muss ich mal bei "Das Schwinden" weiterlesen, ich bin ja längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand - hach, die liebe Zeit.

Mir geht es nicht um die Bedeutung des Begriffs, sondern was man unbewusst damit assoziiert. In meinen Augen ist der Begriff einfach etwas zu belastet und daher nur äußerst sensibel in dem gebräulichen - also historisch-wissenschaftlichen - Kontext anzuwenden. In einer Fantasygeschichte finde ich erzeugt er einen herben Beigeschmack, der mir persönlich die Freude am lesen sehr schnell zunichte macht.
Mag der Begriff auch inhaltlich richtig sein, ich finde man hätte ihn einfach durch einen weniger historischen ersetzen können.

Ich denke, die Vernichtung einer ganzen Welt ist eine angemessene Gelegenheit, um einen Begriff wie "Holocaust" zu verwenden. Übrigens möchte ich daran erinnern, dass auch beispielsweise im Film "Terminator" von einem "nuklearen Holocaust" gesprochen wird. Eine gewisse Sensibilität ist eine Sache, eine zwanghafte Zensur des Sprachgebrauchs eine andere.
 
Wo bleibt die versprochene Unterstützung?", brüllte der grünuniformierte Offizier in sein Mikro, schien hektisch an irgendwelchen Einstellungen zu drehen.

Ist nur mir aufgefallen, dass es hier am Start leider ziemlich holprig zugeht. Da fehlt doch was. Wer dreht da hektisch am Rad? Der grüne Offizier? Wobei ich das "grünuniformitert" auch deplaziert finde. Bis auf die Farbe gibt das keine weitere Auskunft und ist völlig Banane ob er ne grüne, graue oder gelbe Uniform anhat. "...in den Farben Cadias..." z.B. hat da schon ne ganz andere Aussagekraft.

Okay weiter: Wenn man die Story auf 30-50 Seiten bringt könnte man sie in "Planetfall" platzieren und hätte Platz genug etwas mehr auf den Konflikt als auf den eigentlichen Akt des Exterminatus einzugehen.

Das Ritual wirkt auf mich eine Spur zu verspielt, klar bei Mechanicum muss Weihrauch her und so, aber es ist des Guten zuviel mit der ganzen Rechnerei usw. ein DNA-Scan und zwei zueinander passende Schlüssel sollten ausreichen.

Die Inquisitorin ist gut beschrieben und weist menschliche Züge auf, das finde ich gut und passend - muss ja nicht jeder einen Exterminatus kaltherzig und routinemäßig befehlen (wobei das wahrscheinlich auch eine Art Selbstschutz ist).

Die Verwendung des Wortes "Holocaust" finde ich ebenfalls in Ordung da es mit der ursprünglichen Bedeutung einhergeht. Alternativen hätte aber auch gepasst.
 
Ist nur mir aufgefallen, dass es hier am Start leider ziemlich holprig zugeht.

Mir ist das auch aufgefallen - Aber letzten Endes war ich bei dem Schwenk in den Orbit so froh darum, dass es keine weitere 08/15-Imp-Geschichte ist, dass ich dann darüber hinweg gesehen habe. 😀

Okay weiter: Wenn man die Story auf 30-50 Seiten bringt könnte man sie in "Planetfall" platzieren und hätte Platz genug etwas mehr auf den Konflikt als auf den eigentlichen Akt des Exterminatus einzugehen.

Diese Geschichte macht ohnehin den Eindruck, Teil eines größeren Rahmenwerkes zu sein. In einem Solchen wäre sie vermutlich auch gut aufgehoben, denn wenn man die Geschichte des Planeten kennt, der da zerstört wird, dann kommt es warscheinlich auch angemessen episch rüber, wenn seine Vernichtung so ausführlich geschildert wird. Aber als Kurzgeschichte bringt´s das einfach nicht so.