[Archiv] [Storywettbewerb II 2011] [W40K] "Die Kinder des Gauklers"

Sarash

Hüter des Zinns
08. Dezember 2007
2.894
1
22.141
Stille:


Leise verklang das metallische Klackern seiner Schritte in dem dunklen Raum, der ihn umgab. Es gab kein Echo, denn die Wände waren nirgends in der Ferne zu sehen. Irgendwo weit über ihm in der tiefen Dunkelheit befand sich die unsichtbare Decke.

Er schritt die endlosen Reihen der Kapseln ab. Gefäße, in denen seine ehemaligen Brüder schliefen.
Es war kein Schlaf. Es gibt keinen Traum ohne Geist. Es erfüllte sie kein Leben. Nur Tod und Warten. Warten in unendlicher Finsternis auf das Auferstehen. Irgendwann würde es kommen. Irgendwann würden sie auferstehen, wenn auch nur für einen Augenblick. Im kalten Licht der Sterne wandeln für den Moment eines kosmischen Herzschlags.
Und dann würden sie wieder sterben und warten ...

Er war nicht allein. Niemals. Unzählige Tote umgaben ihn. Und doch war er allein in ihrer Mitte. Er allein lief umher. Er allein überdauerte die Jahrmillionen wach. Er lief in der Kammer umher und erinnerte sich.

Wie lange lief er bereits? Wie viele Tage? Wie viele tausend Jahre? Er wusste es nicht. Oder er wusste es, ohne es zur Kenntnis zu nehmen. Er beachtete die Zeit nicht, welche um ihn herum verstrich wie zäher Sirup.
Zeit hatte keinerlei Bedeutung für ihn. Er existierte bereits zu lange, hatte zu viel Zeit vorbeifließen gesehen.

Er erinnerte sich an alles. Unendliche Erinnerungen. Gute wie Schlechte.
Doch sie bedeuteten ihm nichts. Er betrachtete das Vergangene wie ein Kritiker einen Film, der vor ihm ablief. Weder, als er seine Geburt sah, noch beim Betrachten seines Todes fühlte er etwas. Kein Bedauern für Fehler, keine Sehnsucht nach dem Leben, welches er einst führte.
Er hätte fröhlich sein können, traurig oder wütend. Er erinnerte sich an die Gefühle und wie sie sich angefühlt hatten. Und doch waren sie einfach nicht mehr da. Es war ihm völlig gleichgültig.

Der größte Teil seiner Erinnerungen war schwarz. Die Schwärze der Kammer, die er durchschritt, ohne jemals ihr Ende zu erreichen. Nur erhellt von den kleinen kalten Lichtern die mitteilten, dass etwas in ihrem Innern wartete.

Er allein durchschritt die Kammer. Er allein erinnerte sich. Und doch war er genauso tot wie all die Anderen, die ihn umgaben. Genau wie sie wartete er.



Farben:


Der Necronlord starrte sein Gegenüber an.
Das Wesen hatte ihn zu sich gerufen und doch würdigte es ihn keines Blickes.

Im einen Augenblick durchlief er die Kammer, im nächsten spürte er den Ruf. Den Ruf seines Herrn, seines Meisters, seines ... Gottes.
Er hatte sich nicht bewegt. Vielmehr stand er einfach mit einem Mal hier, als ob sich der Raum um ihn her einfach verschoben hätte.

Die Kammer, in welcher der Lord seinem Gott gegenüberstand, war deutlich kleiner, als jene, in der seine einstigen Brüder warteten. Langgestreckt zogen sich zwei der Wände in die Ferne. Die Decke hing drückend nahe über ihm, fast greifbar. Wände und Boden um ihn her bestanden alle aus dem gleichen makellos glatten, schwarzen Gestein. Der Raum wurde von einer unsichtbaren Lichtquelle in kaltes weißes Licht gehüllt.

Sein Gegenüber lief an der dritten Wand entlang, welche die beiden anderen miteinander verband und den Raum zumindest in dieser Richtung abschloss. Jeden Schritt setzte er mit federndem Gang sorgsam vor den anderen. Seine Hand strich fast sanftmütig über das kalte Gestein der Wand. Er drehte sich um und setzte sich. Die Wand gehorchte, ohne dass die große Gestalt auch nur das geringste Zeichen gemacht hätte. Wo zuvor nur glatter harter Fels war, wuchs ihm ein schwarz glänzender Thron entgegen, in dem er sich genüsslich niederließ. Die Beine schlug er dabei lässig über eine der Armlehnen.

Der Necron betrachtete die Erscheinung vor ihm.
Ihr Körper glänzte metallisch und schimmerte dabei zugleich in allen Farben des Regenbogens. Harte Linien zeichneten im einen Moment präzise Muskeln mit bildhauerischer Genauigkeit nach, im nächsten verschwammen sie zu weichen knabenhaften Formen. Es waberte, schien sich ständig vor den Augen zu ändern. Alles bis auf das Gesicht.
Der wabernde Gott auf seinem Thron trug eine hart geschnittene, weiße Maske, die sein Antlitz völlig bedeckte. Schmucklose Augenlöcher, hinter denen sich nur tiefe Leere befand, starrten zusammen mit einem starren, unverrückbaren Lachen auf seinen vor ihm stehenden Untertanen herab.

Der Lord wusste, wer vor ihm stand. Die Maske war unverkennbar. Unverändert seit weit mehr als fünfzig Millionen Jahren. Und sein unendliches Gedächtnis vergaß nie. Er war das Lachen. Einst nannten sie ihn: Der Ewig Lacht, aber das Wort verlor für sie an Bedeutung und er beanspruchte es für sich. Bei den meisten Völkern, gegen die er in die Schlacht zog, wurde er als Gaukler bekannt, aber eigentlich war er das Lachen, und ihm gefiel die Ironie, die darin lag, dass sie dem dienten, was ihnen geraubt worden war.

Die Stimme, die erklang, war zugleich gelangweilt und verspielt:
"Es ist grauenvoll eintönig hier. Überall nur schwarze Gänge und Kammern. Ich denke, ich sollte als erstes ein bisschen umdekorieren. Was meinst du dazu?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, schnippste der Gaukler mit den metallischen Fingern und der Boden veränderte sich. Große, kristallene Fliesen in Rot, Orange und Gelb entstanden da, wo noch Augenblicke zuvor schwarzer Stein war. Die Verwandlung breitete sich völlig lautlos durch den Raum aus, erreichte die Wände und verschwand kurz darauf aus dem Sichtfeld.

"Hmmm, ein bisschen besser. So werde ich es wohl vorläufig aushalten können."
Der starre Mund der Maske bewegte sich nicht, während der Gaukler sprach.
"Na? Was ist mit dir? Redest du etwa nicht?"
Jedes T betonte er unnatürlich hart.
Der Necronlord sah ihn an. Stumm. Regungslos.
"Auch gut. Ich höre mir sowieso lieber selber zu."
Er lachte hinter der Maske kichernd auf.
"Sag mir zumindest deinen Name!"

Seinen Name. Der Lord wusste ihn nicht. Mit nicht vorhandener Überraschung stellte er fest, dass er sich nicht an seinen Name erinnern konnte. Regungslos stand er da und starrte seinen Gott stumm an.

Wieder erklang das Kichern.
"Ich vergaß, dass ihr keine Namen mehr habt. Nun gut, da ihr ja alle meine Kinder seid, ist es nur Recht wenn ich dir einen Name gebe, Untertan. Was hältst du von Herr der Stille? Nein, bemüh dich nicht zu antworten.",
Er winkte beiläufig, ohne dass der Lord den geringsten Anschein gemacht hatte zu antworten und fuhr fort:
"Wenn du jetzt antwortest ist doch der ganze Witz dahin. A ha ha ha ha hah!"

Dem Necron war es recht. Er hatte seit Ewigkeiten mit niemandem gesprochen und verspürte kein Bedürfnis danach. Also nickte er langsam als Zeichen, dass er verstanden hatte.

"Nun, stummer Lord.", es bereitete ihm hörbares Vergnügen, seinen Untertan nicht mit dessen gerade erst erhaltenen Name anzusprechen. "Ich habe einen Auftrag für dich. Du wirst deshalb deine Gefährten wecken! Alle!"



Leben:


Als er den Thronsaal betrat, folgten dem Lord zwei Necrons, die einen bewusstlosen Mann zwischen sich mitschleiften. Er war Anfang dreißig und muskulös. Da er keinerlei Kleidung trug und sein Haupt kahlgeschoren war, zeichneten sich die Schnitte und Einstiche an Rücken und Kopf deutlich von der blassen Haut ab.

Das Trio hielt ein gutes Stück vor dem Thron an und wartete, bis der Gaukler sie zur Kenntnis nahm. Er erhob sich und machte tänzelnd ein paar Schritte, bis er vor dem Gefangenen anhielt und sich zu ihm hinab beugte, um ihn eingehend zu mustern.

Der Herr der Stille gab ein Zeichen und einer der beiden Krieger begann auszusprechen, was der Lord dachte:
"Wir haben gefunden, wonach Ihr gesucht habt, Herr. Dies ist der erste von bisher drei, die jene Merkmale aufwiesen, welche Ihr uns nanntet."

Der Gott drehte den Kopf zu seinem Diener und erwiderte:
"Wie viele habt ihr bisher überprüft, um diese drei ausfindig zu machen?"
Diesmal antwortete der zweite Krieger anstelle des Lords:
"Bisher 7024. Weitere 1308 warten noch in den Stasiskammern. Wie Ihr befohlen habt, haben wir jeweils nur kleine Gruppen von willkürlich ausgewählten, menschlichen Welten gesammelt, um eine möglichst hohe genetische Vielfalt zu erreichen. Zwei der drei positiven Kandidaten stammen dabei aus dem gleichen System."

"Ausgezeichnet. Ihr werdet dieses System komplett ernten, um so viele positive Übereinstimmungen zu finden, wie möglich. Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, werde ich mit diesen drei einen ersten Testlauf durchführen. Pass bis dahin auf, dass sie nicht beschädigt werden."
Er stieß ein freudig-erregtes, hohes Lachen aus und ging zurück zu seinem Thron.

Der Lord verneigte sich unterwürfig und löste sich zusammen mit seinen Begleitern und dem Gefangene in einem kurzen Lichtblitz auf.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mit der Geschichte kann ich recht wenig anfangen. Necrons und ihre Götter sind natürlich ein äußerst schwieriges Thema, da die so absolut fremdartig sind. Ambitionierter Versuch, aber leider imho gescheitert. Ich kam nicht wirklich in die Geschichte hinein. Einmal dieser alberne Clown, der äußerst gezwungen lustig wirkt, dann der absolut generische Necronlord mit dem Charisma einer Blisterpackung. Vielleicht noch zwei Punkte, mehr ist leider nicht drin.
 
Necrongeschichten sind schwiereig, da man viel beachten muss. Und das ist leider nicht gelungen.

Der Necron ist für einen Necron zu menschlich. Außerdem können Necrons nicht sprechen, dafür wurden die Pariah erschaffen. Wenn der Necronlord keine Emotionen und Gedanken mehr hat, warum denkt er permanent an sie, nur um dann zu betonen, dass er sie nicht hätte.

Der Gaukler ist eine interessante Idee, aber viel zu unsauber gearbeitet. Er wirkt nicht wie das Lachen, sondern wie die Albernheit und daher nicht wie ein böser Gott/ mächtiges Wesen.

Die Geschichte in Sinnabschnitte mit einzelnen Überschriften zu unterteilen zerstückelt sie für mich keineswgs, aber dann hätten die Sinnabschnitte auch in sich schlüssig sein sollen. Für mich waren sie nicht stark unterscheidbar. Der Stil hat jedoch etwas unzusammenhängendes, wodurch manchem Leser tatsächlich der Lesefluss zerstört werden könnte.
Zwar passt es zu den Necrons, einen eher sterilen Stil anzunehmen, doch dieser wurde mir nicht konsequent genug beibehalten.

Auch ist für mich keines der Leitthemen gut getroffen worden. "Eisern nach außen"? Gut, Necrons, das ist mir aber zu einfach. Eisern nach außen hat in sich eine Spannung. Denn wenn etwas außen eisern ist, so fragt man sich automatisch, was mit dem Inneren ist. Ist es auch hart, oder ist es "weich"? Darauf wurde nicht eingegangen. "Sucht" und "Sehnen" sind nicht getroffen.

Warum jetzt diese Menschen selektiert werden, verstehe ich nicht. Sollen Pariahs erschaffen werden? Wenn ja, wozu dann genetische Vielfalt, wozu mehrere Welten absuchen und wozu eine Welt "ernten", wenn Necrons das Leben in der Galaxis doch vielmehr beseitigen wollen?


Fazit: Einen Punkt für die Idee, einen weiteren für Ansätze einer passenden Ausarbeitung, weiteres wurde leider verschenkt. Jetzt bleibt für mich aber die Frage, soll ich einen Punkt abziehen, weil mMn kein Leitthema richtig getroffen worden ist? Also dann nur einen Punkt? Ist die Geschichte von ähnlicher Qualität wie die anderen Einerkandidaten?
Meine Antwort ist (leider) ja. 1 Punkt.
 
Gleich vorneweg die Sprache:
Er beachtetet die Zeit nicht, welche um ihn herum verstrich wie zäher Sirup. Zeit hatte keinerlei Bedeutung für ihn. Er existierte bereits zu lange, hatte zuviel Zeit vorbeifließen gesehen.
Dreimal Zeit hintereinander ist schon ein bischen monoton. Gleiches trifft auf Wände, Raum und Decke zu. Die Vielfalt des Vokabulars ist leider recht eingeschränkt. Die Sprache finde ich prinzipiell nicht schlecht, aber man hätte viel mehr rausholen können. Die Monotonie als Stilmittel benutzt hätte der Geschichte vielleicht sogar noch mehr flair verleihen können. Hier würde ich zum Teil Sarash zustimmen, denn der Stil ist in der Tat nicht zusammenhängeng, allerdings weniger in sich, als vielmehr nicht auf die Handlung passend. Er hätte düsterer sein müssen, im ersten Teil, bizarrer im zweiten und kälter im dritten, um die Diversität der drei Teile noch stärker zu betonen und die Dreiteilung zu rechtfertigen. Fazit: Nich schlecht, aber viel Potenzial verschenkt, Punkte: 3

Bei der Umsetzung der Themen kann ich leider ebenso wie Sarash nichts finden. Wenn zwei emotionale Themen zur Auswahl stehen ist es vielleicht auch nicht besonders klug ein Volk zu nehmen, das keine Emotionen hat. Das ist insgesamt sehr schade, da Necron Geschichten eigentlich eine willkommene Abwechslung wären. Punkte: 0

Die Geschichte beginnt im ersten Teil sehr schön düster und monoton. Ich steh auf so atmosphärische Impressionen und hielt bis zu einem gewissen Punkt die Bewertungen meiner Vorredner für schamlos unangebracht. Leider gibt es in der Mitte deiner Geschichte ein riesen Problem, das Sarash bestens auf den Punkt bringt:
Der Gaukler ist eine interessante Idee, aber viel zu unsauber gearbeitet. Er wirkt nicht wie das Lachen, sondern wie die Albernheit
Der Gaukler ist leider kein bischen glaubhaft - selbst wenn man sich mit Necrons nicht so gut auskennt. Der absolute Atmokiller war eigentlich das eine Wort: "umdekorieren"! Ouch! Das war leider der volle Griff ins Klo. Schaufenster dekoriert man um und weihnachten dekoriert man den Tannenbaum - aber seit wann dekorieren denn Necrons?
Ab dem Zeitpunkt war die schöne Atmosphäre leider ziemlich dahin. Für mich war zudem das Ende nicht so richtig verständlich. Warum suchen die Necrons Menschen mit gewissen Genen und warum muss man da einen derart drastischen erzählerischen Einschnitt machen. Insbesondere, da deine Geschichte relativ kurz ist, hätte man da doch durchaus noch was machen können. Die Geschichte allerdings insgesamt als fragmentarisch zu bezeichnen triffts nicht. Bis auf den letzten Teil ist ein Zusammenhang durchaus gegeben. Leider muss aufgrund der angesprochenen Kritikpunkte auch hier die Bewertung nicht all zu gut ausfallen. Punkte: 2

In der Gesamtschau haben dich eine einigermaßen ordentliche Sprache, der Aufbau sowie die anfängliche Atmosphäre vor einer Nullrunde bewahren können. Meine derzeitige Tendenz sind 2 Punkte - mit Option nach unten!
 
Leider habe ich mit der Geschichte ähnliche Probleme wie meine Vor-Leser. Den ersten Abschnitt fand ich noch recht gut und ansprechend gemacht, aber mit dem Eintreffen des (albernen) Gauklers ging die Geschichte leider steil bergab. Der zweite Abschnitt war leider für mich absolut unglaubwürdig
Im dritten fehlte mir vollkommen der Sinn. Was machen die mit den Menschen? Wozu suchen sie welche mit bestimmten Genen? Wenn es dafür eine im Fluff verankerte Quelle gibt würde ich die nach dem Wettbewerb gerne erfahren.

Der Author hat sich an ein verdammt schweres Thema gewagt, konnte es in meinen Augen aber leider nicht bewältigen.

Tendenz: 1-2 Punkte (Für den mutigen Versuch und den relativ guten Anfang)
 
Da Auxo, für mich ab heute der Reich-Ranicki des Forums, ja schon alles sehr ausführlich dagelegt hat und ich nicht noch einmal widerholen möchte mache ich es kurz.

1. Leitthemen verfehlt.
2. Necron geschichten sind schwer. Lieber Finger davon, wenn man nicht wirklich ne brilliante Idee hat bzw. gut im passiven/emotionslosen Bereich schreiben kann.
3. Plot nicht wirklich vorhanden. Ende ohne Sinn bzw. Erklärung dazu, die bei einer Länge von etwa 1300 Wörtern ja durchaus noch gepasst hätte.
4. Wirkt daher insgesamt etwas "Hingeklatscht". Vllt nächste mal etwas mehr Zeit nehmen dafür.

Edit: 1-2 Punkte, da die Grundidee sicherlich nicht schlecht war.
 
Kennst du noch Rawke (war schon lange nicht mehr online). Vielleicht hast du das Potential zu meinem neuen Erzfeind (mir fehlt nämlich einer in diesem Forum😛):lol:

Uhuuu, das ist ja eine Ehre. Klar kenn ich Rawke noch und die ein oder andere hitzige Debatte zwischen euch hab ich noch bestens amüsiert mitverfolgt. Auch kann ich hier noch eine alte Geschichte auspacken: Mein erster Beitrag in diesem Forum war eine recht abgefahrene Geschichte, die fast ein bischen expressionistisch aufgebaut war. Sie hatte ihre Schwächen - was dich zu der netten Einleitung veranlasste: "Zum Text: gefällt mir nicht. Die Idee ist ausgelutscht(...)"

Hab ich damals nicht lustig gefunden. Zumindest während des Geschichtenwettbewerbs eignen wir uns wohl allein aus historischer Perspektive wohl ganz gut zum Erzfeind 😀

Allerdings muss ich dann meine Taktik ändern, ich hab dir diesmal ja in fast allem zugestimmt ^_^
 
Mein Eindruck war ähnlich wie Auxos. Die erste Hälfte der Geschichte ist sehr schön. Sie schafft eine wunderbare Stimmung, die meiner Meinung nach gut zu den Necrons passt.

Aber ich werde mal der Reihe nach vorgehen.

Themen: Auch hier kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen. Der Autor hat in seiner Mail "Eisern nach außen" angegeben, es sich aber in der Umsetzung viel zu einfach gemacht. Dieser Ausdruck "Eisern nach außen" impliziert ja im Prinzip, dass das Innere eben nicht eisern ist. Necrons sind aber innen genauso metallisch wie von außen. Man könnte natürlich auch behaupten, sie wären innen hohl, aus psychischer Ebene, aber auch das ist keine befriedigende Interpretation eines Themas, dann hätte man nämlich auf diese Tatsache wesentlich stärker eingehen müssen.
Hinweise auf die beiden anderen Themen lassen sich auch nicht erkennen, was bei einem emotionslosen Volk wie den Nercrons auch fatal wäre.

Sprache:
Durchaus solide. Wie bereits erwähnt, fand ich die erste Hälfte (bis zum ersten Satz des Gauklers) sehr schön geschrieben. Sehr ruhig und tragend. Ich konnte die Stille, die den Necronlord umgiebt, und die Zeitlosigkeit seiner Existenz gut nachempfinden. Das eingeschränkte Vokabular hab ich jetzt gar nicht so bemerkt, wobei das daran liegen kann, dass ich beim Lesen korrigiere und deshalb nur langsam vorankomme.
Dagegenhalten muss man leider einige Stellen, die zu betont kunstvoll gestaltet wurden wie das mit dem Sirup, was a aus Sicht eines Necrons völlig blödsinnig und b im Zusammenhang mit der Zeit unpassend ist. Dennoch im Großen und Ganzen gute Arbeit.

Charakter: Ich würde nicht sagen, dass der Necronlord zu menschlich ist, aber seine Verhaltensweisen sind auch nicht wirklich nachvollziehbar. Er scheint sich ja beinahe zu erschrecken, als er feststellt, dass er seinen Namen nicht mehr kennt. Er denkt irgendwie auch zu viel. Ich würde erwarten, dass er wacht und beobachtet, nach Veränderungen sucht, aber nicht in Erinnerungen schwelgt.
Zum Gaukler wurde schon alles gesagt. Die Umdekorieren-Szene ist Schwachsinn. Sein Verhalten würde zu einem kleineren Dämon passen, aber nicht zu einem Gott. Allein schon die Aussage, dass er sich selbst viel lieber zuhört, stört mich. Ich kenne seinen Hintergrund nicht allzu gut, aber ich glaube nicht, dass er ein selbstverliebter Clown ist. Als Gaukler liebt er vermutlich das Spiel und die Täuschung, nicht billige Scherze und dumme Witze. Darauf hätte ich ihn aufgebaut. Als einen Künstler, der "Zaubertricks" und Illusionen im galaxisweiten Ausmaß treibt.

Zur Handlung gibt es auch nicht mehr viel zu sagen. Im ersten, gut geschrieben Teil passiert ja leider nicht viel. Das (Selbst)Gespräch des Gauklers ist für die Handlung überflüssig, weil er sich ja irgendwie nur selbst lächerlich macht, indem er den Necronlord verarscht. Welchen Auftrag er ihm gibt, wird ja nicht ausgeführt. Der dritte Teil, der dann wirklich Handlung zu enthalten scheint, beschränkt sich leider nur auf Andeutungen und Erläuterungen, die für den Leser nicht wirklich sinnvolle Informationen übermitteln.

Leider enthält die Geschichte auch ziemlich viele Logiklücken oder wirft Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Die größte: Wieso bei allen Göttern latscht der Necronlord die ganze Zeit durch die Gegend? Er ist kein Mensch, der irgendwann Muskelkrämpfe kriegen würde. Ihm kann auch nicht langweilig werden. Es gibt einfach keinen Grund für ihn, nicht an einem Ort stehen zu bleiben. Und wenn doch, hätte er bitte erwähnt werden müssen.

Wieso macht sich ein göttliches Wesen überhaupt die Mühe, sich mit einem einfachen Necron zu unterhalten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gott wirklich Freude daran hätte, einen stummen Lord zu veräppeln. Zumal es davon ja ein paar hundert geben müsste, die genauso stumm sind. Außerdem, was ist das für ein Gott, der sich von seinen Dienern höchstpersönlich und auf ganz sterblichem Wege über die Fortschritte informieren lässt?

Irgendwann würden sie auferstehen, wenn auch nur für einen Augenblick. Im kalten Licht der Sterne wandeln für den Moment eines kosmischen Herzschlags.
Und dann würden sie wieder sterben und warten ...

Sehen Necrons sich wirklich als tot an? Selbst wenn, finde ich den Ausdruck "sterben" hier unangebracht. Sterben beinhaltet der Definition nach die Auflösung der Existenz. Demnächst müsste auch für die Necrons der Begriff "sterben" etwas endgültiges haben. Auch sie müssen ja unterscheiden, ob ein Necronkrieger nur ausgeschaltet oder irreperabel hinüber ist.
Gut, das ist jetzt aber spitzfindig und ich will auch nicht unnötig drauf rumreiten.

Er hatte sich nicht bewegt. Vielmehr stand er einfach mit einem Mal hier, als ob sich der Raum um ihn her einfach verschoben hätte.[...]
Als er den Thronsaal betrat, folgten dem Lord zwei Necrons
Schlimmer finde ich diesen Widerspruch. Beim ersten Mal ruft der Gaukler den Lord und der ist von einem Augenblick zum anderen bei ihm. Ok, passt zu einem göttlichen Wesen. Später wirkt es aber so, als würde der Necron einfach in den Raum spazieren. Ist hier schlecht ausgedrückt oder vielleicht auch falsch durchdacht. Auf jeden Fall wirkt das fehlerhaft.

Gut, fassen wir zusammen. Die Geschichte hat einen sehr schönen Einstieg in ein schwieriges Thema, das leider im Ganzen nicht gut umgesetzt wurde. Die Sprache schafft eine passende Atmoshäre, allerdings sind die Verhaltensweisen der "Charaktere" unangemessen. Das Ende enthält leider keinerlei für die Kurzgeschichte erkennbaren Sinn. Hier lässt sich nicht einmal Potential abschätzen, weil der Autor leider nicht einmal eine Andeutung gemacht hat, was der Gaukler für Pläne hat.
Themen wurden nicht zufriedenstellend umgesetzt.

Ich würde erst einmal 2 Punkte sagen.

Außerdem können Necrons nicht sprechen, dafür wurden die Pariah erschaffen.

Hier muss ich dem guten Sarash mal wieder widersprechen (und hoffe, ich werde nicht auch noch zum Erzfeind). Der Autor hat in der Geschichte doch extra klar gemacht, dass nicht der Lord selbst spricht, sondern seine Begleiter das wiedergeben, was er denkt. Dass er sie nicht als Pariah bezeichnet hat, finde ich eigentlich gut, denn immerhin benennen sich Necrons vermutlich gegenseitig nicht so. Allerdings hätte man sie natürlich näher beschreiben müssen, um sie von normalen Kriegern abzuheben. Weshalb sie überhaupt zu ihrem Gott sprechen müssen, ist ne ganz andere Frage.

Klar kenn ich Rawke noch und die ein oder andere hitzige Debatte zwischen euch hab ich noch bestens amüsiert mitverfolgt.

uh ja, ich auch. Bei einer war ich auch dabei. Irgendwann ist die Moderation eingeschritten.
 
Alles in allem ein schwieriges Thema.
Emotionslosigkeit auszudrücken ist eine der größten Herausforderungen überhaupt. Dennoch finde ich persönlich, dass der Necronlord und der Gaukler (der mich ein wenig an Sheogorath aus Oblivion erinnerte) zumindest auf ihre Weise ein Charakter verliehen wurde.
Was mir sauer aufstieß, war der abrupte Wechsel. Nicht der des Schauplatzes, das war vertretbar, aber der zeitliche, völlig unkommentierte Sprung zwischen zweitem und drittem Abschnitt.
Auch das Ende hätte etwas mehr Arbeit vertragen können, da ist viel Potential verschenkt worden.
 
Hm, ja, die Geschichte hat ihre Schwächen - was irgendwie schade ist, denn es scheint mir Einiges an Potenzial drin zu stecken. Den Ansatz finde ich sehr gut und ich habe mich etwas weniger als meine Vorkommentatoren an den Beschreibungen des Lords und des Gauklers gestört.
Der Lord läuft einfach seit Äonen durch die Anlage (die er vermutlich bewacht) und es wäre durchaus legitim anzunehmen, dass er vielleicht nicht mehr ganz richtig tickt. Wenn er also permanent introvertierten "Gedanken" über seine bisherige Existenz nachhängt finde ich das vollkommen in Ordnung. Selbst wenn die Necrons reine Roboter wären (was sie nicht sind) könnte ich mir das bei einer komplexen KI vorstellen. Was diesen Aspekt angeht, möchte ich meine Vorredner ein weiteres Mal dafür rügen, dass sie zu sklavisch am Fluff kleben ohne diesen weiter zu denken.
Der Gaukler entzieht sich im Prinzip jeder Logik und kann sich verhalten wie er will. Man kann natürlich kritisieren, dass man persönlich ihn sich anders vorgestellt hat und gewiss fehlt an dieser Stelle etwas Tiefe aber es ist prinzipiell möglich, dass er sich genau so verhält.
Das größte Manko der Geschichte ist aus meiner Sicht der Schluss. Vielleicht kenne ich die passende Fluffstelle nicht, aber ich habe keine Ahnung, was der Gaukler mit den Menschen will und so lässt mich die Story am Ende doch sehr unbefriedigt zurück.

Ersteindruck: 3 Punkte
 
Das größte Manko der Geschichte ist aus meiner Sicht der Schluss. Vielleicht kenne ich die passende Fluffstelle nicht, aber ich habe keine Ahnung, was der Gaukler mit den Menschen will und so lässt mich die Story am Ende doch sehr unbefriedigt zurück.

Wenn ich mich jetzt nicht völlig verrenne, dann geht es hier darum, dass der Gaukler mit den "besonderen" Menschen seine Pariah aufbauen will. Und davon gibts auch laut Hintergrund eher selten Exemplare, die sich dafür eignen.
 
Direkt nach dem Lesen der Geschichte musste ich erstmal meine Unkenntnis in Sachen Necrons aufbessern. Und nachdem nun auch durch meinen Vorposter die Motive des Gauklers einigermaßen klar sind, bleiben nur noch zwei letzte Kritikpunkte:

Die Dreiteilung der Kurzgeschichte an sich finde ich interessant und passend und offenbart Potenzial, das leider nicht gänzlich umgesetzt ist. Je ein bis zwei überleitende Sätze fehlen mir hier.

Dass sich der Gaukler für sein erstes Treffen mit dem Necronlord eine beengte Umgebung aussucht, um diese dann sogleich umzugestalten, stört mich etwas.

Das wars aber auch schon, und damit vergebe ich hier gerne 4 Punkte.
(Und ich weiß nun auch etwas über Necrons)
 
Hmmm, hier sind die Kommentare ja irgendwie sehr gespalten.
Eine Hälfte sehr negativ, die letzten 2 nun wieder recht positiv.


die Dreiteilung sowie die Absätze find ich ganz ok - das macht das Lesen angenehmer als so ein unstrukturierter Blocktext
Dabei fällt aber leider sehr stark auf, dass der erste Teil der Beste und der Dritte der Schwächste geworden ist...
am Schluss hätte man eindeutig mehr machen/herausholen können/müssen
das gilt sowohl sprachlich als auch inhaltlich (erster Teil gefällt mir da sehr gut, das Ende is schwach)


Was die Kontroversen zum Gaukler angeht schließ ich mich Blackorc an:
Der Gaukler entzieht sich im Prinzip jeder Logik und kann sich verhalten wie er will. Man kann natürlich kritisieren, dass man persönlich ihn sich anders vorgestellt hat und gewiss fehlt an dieser Stelle etwas Tiefe aber es ist prinzipiell möglich, dass er sich genau so verhält.
das fällt mMn erneut (wie bei anderen Geschichten schon öfter gesagt) unter künstlerische Freiheit des Autors der den vorhandenen Fluff interpretieren kann und muss


Anmerkung: Zitat von SHOKer
Dieser Ausdruck "Eisern nach außen" impliziert ja im Prinzip, dass das Innere eben nicht eisern ist. Necrons sind aber innen genauso metallisch wie von außen. Man könnte natürlich auch behaupten, sie wären innen hohl, aus psychischer Ebene, aber auch das ist keine befriedigende Interpretation eines Themas, dann hätte man nämlich auf diese Tatsache wesentlich stärker eingehen müssen.
ich habd as Gefühl, dass das im ersten Abschnitt sehr deutlich und ausführlich behandelt wurde... hmm



Wertung: 4
 
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