[Archiv] [Storywettbewerb II 2011] [WHFantasy] "Der Duellist" — PLATZ 2

Da die Dame in dieser Geschichte aber charakterlos ist und demnach solch einen Zweck nicht erfüllt wirkt sie fehl am Platze.

Mir ist grade erst aufgefallen das ich noch Feedback loswerden muss :lol:

Zur Sprache: Schöner Schreibstil, gefällt mir sehr gut. Einfacher Lesefluss und trotzdem hier und da schöne Metaphern und Satzkonstruktionen. Bis auf die wenigen Schnitzer die Auxo bereits nannte mehr als in Ordnung.


Zu den Leitthemen habe ich ein etwas differenzierteres Bild. Ich finde es ehrlich gesagt, etwas zu lasch umgesetzt. Eisen nach Außen finde ich zu angedeutet. Da bin ich mir nicht sicher ob es nicht mehr die Interpretation des Lesers als die tatsächliche Absicht des Autors ist, die das Thema erkennen lässt.
Mit dem unerfüllten Sehnen steht es ganz ähnlich. Man bekommt indirekt den Wunsch nach Jugend aufgetischt, vor allem durch einen zu häufigen Gebrauch von Sätzen ala "Ich bin zu alt dafür". Find ich etwas zu lasch das ganze. Sucht habe ich hier nicht gefunden.

Zu dem Mädchen ist die Diskussion ja bereits im Gange.

Störend am Plot ist, das er zu 80% aus Szenen besteht die nicht relevant sind. Siehe der Schatzmeister und das Mädchen. Es sind nette Lückenfüller mehr nicht. Das Duell, als Titel des ganzen, kommt mir auch zu kurz.
Zwar kommen hier ein paar nette Kampfbeschreibungen zu Tage, aber das mit dem Breitschwert VS. Brustkorb ist dann wieder so eine Sache.

Auch ist es zu klar was passieren wird. Das typische Setting von alter Haudegen, hier sogar mit einer für ein Duell falsch gewählter Waffe, besiegt seinen ehemaligen Schüler. Da denkt man schon bei den vielen anderen Geschichten/Filmen in denen das vorkommt
"Wie realistisch war das jetzt?". Dahingehend ist mir der Plot etwas zu kitschig-heldenhaft.

Auf Grund der überzeugenden Sprache würde ich sagen 3 Punkte.
 
@ Sagal: richtig, das Mittelalter war korrupt und dreckig. Die Bevölkerung hatte eine eigenwillige Moral und keinen Sinn für Hygiene. Hätte das Mädchen verfilzte Haare gehabt oder nach modrigen Rosen gerochen, hätte sie in der schwülen Luft unter der Decke geschwitzt oder gerülpst, wäre sie fett oder einfach nur unerträglich gewesen, dann hätte sie atmosphärischen Charakter gehabt. Den hat sie hier nicht. Sie wird lediglich äußerlich beschrieben, hübsch, jung, scharfe südländische Gesichtszüge, dunkle, verführerische Augen, melodisch harte Stimme, geil auf Sex und sensitiv überreaktiv. Das ist kein Mensch sondern die verlebendigte H&M Schaufensterpuppe, die zum Gimmick des Kempen wird - ohne eigenen Charakter, nennenswerten Hintergrund oder sonstige menschliche Qualitäten. Sie wird mit positiv besetzten modernen Eigenschaften belegt, die nicht in die Fantasy-Atmosphäre passen und die Gegenwartsbefangenheit des Autors aufzeigen.
Das ist für mich allerdings wenig kreativ.
Dazu wird das Verhältnis zwischen dem Kämpen und der jungen Dame nicht näher erläutert, was ihre Rolle für die weitere Geschichte weiter in Frage stellt. Insbesondere dadurch, dass sie keinen nennenswerten Charakter hat, kann sie auch nicht für eine Deutung des Charakters des Protagonisten herhalten.
 
@Auxo: Alles auf einmal oder hätte auch eines davon gereicht? 😀
Na ich glaube dieser Punkt verläuft im Sande, da zur Präzisierung wirklich mehr Hintergrund zu ihr auch fehlt. Je nach Region, Stand und Charaktergab es auch mal mehr Pflege. Sieht man ja noch heute. Duschgel kostet ein paar Cent und dann laufen einem Leute über den Weg die dir einen Duft entgegen wehen das du nicht weißt ob du dich erst übergeben oder fliehen sollst.
Klar haben damals viele nichtmal Wasser zum Waschen verwendet aber manche hatten auch das Geld oder die Mittel zu mehr Körperpflege und/oder Wohlgeruch.
Allerdings wenn er da von einer fetten, stinkenden und nervtötenden Bordsteinschwalbe, welche ihn bei ihrer "Arbeit" auch noch dauernd angerülpst hat, Abschied nimmt dann wäre das Ende ein anderes. Der Gute hätte sich dann nämlich sicherlich freiwillig erstechen lassen 😉
 
Allerdings wenn er da von einer fetten, stinkenden und nervtötenden Bordsteinschwalbe, welche ihn bei ihrer "Arbeit" auch noch dauernd angerülpst hat, Abschied nimmt dann wäre das Ende ein anderes. Der Gute hätte sich dann nämlich sicherlich freiwillig erstechen lassen
:lol: Ok, das war natürlich schon ein bischen überspitzt. Aber im Ernst: das 18 jährige Mädchen ist mir zu flach und plakativ. Bei Sex oder Liebesszenen ist Authentizität in meinen Augen aber recht wichtig, weil sie sonst einfach nur affig wirken. Da die Beschreibungen hier jedoch weitestgehend auf das Sehen begrenzt bleiben und die Beobachtungen auch noch stark oberflächlich sind, die Merkmale eines modernen Schönheitsideals damit also bedient werden, mangelt es in meinen Augen an Authentizität.
Außerdem finde ich den Punkt weiterhin recht valide, denn ein Mädchen aus dem höheren Stand würde sich sicher nicht einem dahergelaufenen Söldnerhauptmann mit zweifelhaftem Hintergrund hingeben (und wenn, dann wäre es ungewöhnlich und müsste Erklärung finden). Weiterhin wäre damit noch nicht einmal erklärt, wieso sie einen derart unterwürfigen Charakter haben muss? Wäre sie aus höherem Stand, dann wäre sie vermutlich selbstsicherer.
Mein wichtigster Kritikpunkt bleibt aber, dass sie ein Atmokiller ist. Eine derart sterile Person finde ich in einer Fantasygeschichte deplaziert.
 
Kennst du den Film "Alatriste"? Da geht es um einen Söldnerhauptmann zweifelhaften Hintergrunds (gespielt von Viggo Mortensen). Er bandelt mit der berühmtesten Theaterschauspielerin der Stadt an und sein Zöglin gerät schon sehr früh in die Fänge eines Mädchens aus reichem Hause. Naja alles in allem ein sehr angenehmer und atmosphärischer Film. Kann ich nur empfehlen.

Was die Geschichten hier angeht, so ist es sicher für viele schwer gewesen ihre Vorstellungen in dem zeitlichen Rahmen und in den Vorgaben der textlänge unterzubringen. Meiner Meinung nach, wären einige der Geschichten mit mehr Zeit und ohne Wortbegrenzung sicher anders ausgefallen aber so überlegt man eben wie man haushaltet und gerade Anfängern im Wettbewerbsschreiben werden da einige Fehlentscheidungen unterkommen.
Allerdings sollen die Kritiken hier ja konstruktiver Art sein und den Schreibern helfen sich zu verbessern. Bisher klappt das denke ich auch sehr gut.
 
Nein ich kenn den Film nicht, aber den Fim als Referenz für mittelalterliche Atmosphäre heranzuziehen finde ich auch fragwürdig, da gerade in Hollywoodfilmen der derzeitige Zeitgeist natürlich besonders stark einfließt.

Konstruktive Kritik ist auf jeden Fall wichtig, aber ich hoffe doch, dass der Autor meine Kritik auch als solche versteht. Wenn ich manchmal kleinlich wirke, darf man nicht vergessen, dass diese ziselierte Kritik dem Autor natürlich auch mehr nützt - und ich denke, dass die Kritik meistens auch berechtigt ist (zumindest gebe ich mir Mühe, angemessen zu kritisieren).

Mittlerweile werden die Kommentare und Diskussionen tatsächlich besser, aber gerade anfangs war ich von den Beiträgen bei diesem Wettbewerb ja noch nicht so begeistert. Hoffentlich kommt auch noch der ein oder andere gute Kommentar.

Gute Diskussion - auch wenn wir wohl nicht ganz einer Meinung sind.
 
Nein ich wollte den Film nicht als Referenz angeben. Referenzen kommen bei mir eher aus Bücherregalen. 😉
War eher ein allgemeiner Filmtipp da wir hier ja so im "Mantel und Degen- Bereich" gerade rumdümpeln und ich da ein paar Ähnlichkeiten gesehen habe.

"Nicht das siegen sollte das Ziel einer Diskussion sein, sondern Gewinn."...oder so ähnlich.
Das mit der Meinung seh ich nicht so eng. Ich weiß nämlich, dass ich manchmal schlecht erklären kann was ich meine. Wer mich kennt lernt nach einer Weile damit umzugehen. 😉
 
Man kann den Anfangsteil der Geschichte natürlich breit treten und überinterpretieren....
Etwas glücklicher darstellen hätte man die ersten Absätze durchaus, aber wie Sagal schon sagte kann man in einer Kurzgeschichte nicht so ausführlich beschreiben, wie man es gerne hätte. Mit drei Worten lässt sich einer Figur kein Charakter einhauchen.

Der Lesefluss ist hier sehr angenehm und steuert zwar über Zufälligkeiten und Lokalkolorit zum Duell zwischen Schüler und Meister, das aber passend kurz ausfällt. Einen häufigen Schlagabtausch zwischen Kämpfenden gibt es meiner Erfahrung nach nur in Filmen um dem Betrachter etwas zu bieten.

Trotz kleinerer Logikfehler, wie die angesprochenen meiner Vorposter, gefällt mir diese Geschichte besonders. Daher 5 Punkte.
 
Interessant, wie sich hier alle auf die Dame stürzen. Ich hätte mir zwar auch gewünscht, dass sie noch einmal auftaucht, aber es zeugt doch deutlich, dass so ein Stelldichein für den Hauptcharakter nichts Außergewöhnliches mehr darstellt. Zum Thema Schönheitsideal: Äh, Freiheit des Autors und wir befinden uns in einem Fantasyuniversum. Da ist nicht das generische Schönheitsideal des Mittelalters (blass, hohe Stirn, schlanke Wangen) das endgültige Maß der Dinge. Wobei ich jetzt auch nichts gefunden hätte, was diesem Ideal wiedersprochen hätte 😀

Die vielen kleinen Einblicke in das Leben eines Söldners (auch wenn sie nicht viel zum Storyfortgang beigetragen haben) gefielen mir sehr gut und auch das Duell ist für eine Erzählung aus der ersten Person heraus angenehm kurz. Viele verzetteln sich da in einer viel zu ausführlichen Beschreibung, die ein eigentlich kurzes Handgemenge in eine zähfließende Masse aus Details verwandeln.
Der Hauptcharakter ist in meinen Augen logisch nachvollziehbar, sein innerer Konflikt ist, wenn auch manchmal etwas sehr offensichtlich wiederholt, doch äußerst gut wiedergegeben. Auch ist gerade durch diese Wiederholung spürbar, wie das Alter an ihm nagt. Dennoch hätte ich mir noch ein paar mehr Details zur Beziehung zwischen Lehrer und Schüler gewünscht.
 
Grundsolide Geschichte. Nicht überragend, aber auch bei weitem nicht schlecht. Sie hat mich ausreichend bei der Stange gehalten, ein richtiger Spannungsbogen war allerdings auch nicht vorhanden. Die Anfangsszene und die Stelle mit dem Ork waren für mich persönlich gut geeignet, um Atmosphäre aufzubauen, daher empfinde ich sie als positiv. Das schlussendliche Duell ist gut beschrieben und kommt recht realistisch rüber. Zu den Leitthemen wurde ja schon alles gesagt.

Ersteindruck: 4-5 Punkte

Die Bevölkerung hatte eine eigenwillige Moral und keinen Sinn für Hygiene. Hätte das Mädchen verfilzte Haare gehabt oder nach modrigen Rosen gerochen, hätte sie in der schwülen Luft unter der Decke geschwitzt oder gerülpst, wäre sie fett oder einfach nur unerträglich gewesen, dann hätte sie atmosphärischen Charakter gehabt.

Tut mir leid, aber für deine Ausführungen kann ich kein Verständnis aufbringen. Du bemängelst an der Geschichte eine gewisse Oberflächlichkeit, indem du ihr ankreidest, heutige Schönheitsideale zu verwursten. Dreht man den Spieß um, ist deine Kritik aber genauso oberflächlich und mit einem Klischee von einem sehr stereotypen Mittelalter behaftet.

Hinzu kommt: Dies ist nicht das Mittelalter! Es ist die alte Welt und die muss nicht 1:1 unserem europäischen Mittelalter entsprechen. Im Gegenteil, ich finde, es gibt nichts langweiligeres in Fantasygeschichten, als zu stark an dieser Vorstellung zu kleben.

Davon unabhängig ist die Dame eindeutig ein Nebencharakter und nicht ausführlich genug geschildert, als dass dein Vorwurf greifen könnte. Du ziehst dich an den wenigen Details die genannt wurden hoch und ignorierst, dass wir gar nicht genügend über sie erfahren haben, um uns ein umfassendes Urteil zu erlauben. Vielleicht ist sie die Tochter eines wohlhabenden Händlers, vielleicht sogar von niederem Adel. Es gäbe ausreichend historisch korrekte Möglichkeiten, eine gepflegte Erscheinung einzubauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber auch als Nebencharakter finde ich sie nicht gut in Szene gesetzt. Ihre Beschreibung bleibt im sichtbaren verfangen. Der Sehsinn ist der einzig angesprochene Sinn (mal abgesehen vom Akzent). Will man einem (Neben-) Charakter aber Profil verleihen, dann sollte man auch Gerüche, Fühlbares, Hörbares oder kleine Makel miteinbauen. Das ist hier nicht der Fall und das ist handwerklich nicht gut. Das macht sie oberflächlich und zu einer 'Modekatalogerfahrung'. Weil diese frauen eben auch nur sichtbar und makellos sind. Das ist für mich aber stark unatmosphärisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber auch als Nebencharakter finde ich sie nicht gut in Szene gesetzt. Ihre Beschreibung bleibt im sichtbaren verfangen. Der Sehsinn ist der einzig angesprochene Sinn (mal abgesehen vom Akzent). Will man einem (Neben-) Charakter aber Profil verleihen, dann sollte man auch Gerüche, Fühlbares, Hörbares oder kleine Makel miteinbauen. Das ist hier nicht der Fall und das ist handwerklich nicht gut. Das macht sie oberflächlich und zu einer 'Modekatalogerfahrung'. Weil diese frauen eben auch nur sichtbar und makellos sind. Das ist für mich aber stark unatmosphärisch.

Naja, solange du die Frau nicht schmecken möchtest😛.

Aber prinzipiell bin ich Auxos Meinung, die Frau hätte auch als unwichtiger Charakter dennoch mehrere Sinnesebenen abdecken müssen.
 
also, es wurde hier ja schon seeehr viel gesagt
deshalb beschränke ich mich auf ein paar Eindrücke:

ich find die Atmosphäre durch die "unwichtigen" Szenen sehr passend
Spannung kommt nicht wirklich auf - sehr vorhersehbar

zusammen mit den Logikschwächen, die Auxo angesprochen hat (nicht das Mädchen - das fällt mMn unter künstlerische Freiheit) geb ich vorerst: 3
 
Naja, solange du die Frau nicht schmecken möchtest😛.

wieso denn nicht? Kann man auch beschreiben.

Gut, zurück zur Geschichte. Also ich finde die gute Frau durchaus sehr passend. Für einen Nebencharakter hat sie einen ziemlich großen Teil im Text bekommen und mit ihrer Hilfe wird der Hauptcharakter gut in Szene gesetzt. Ich weiß auch gar nicht, was an ihrer Beschreibung Kataloghaft sein soll. Sie wird als hübsch und jung beschrieben. Das bedeutet für jeden Menschen was Anderes. Ich würde eine Achtzehnjährige nicht als "junges Ding" bezeichnen, kommt nicht so gut mit nur einem Jahr Unterschied. Das gleiche gilt für die Definition von "hübsch" Heißt doch nur, dass er sie ansprechend findet, nicht dass sie gleich als Model arbeiten könnte.

Sprachlich gefällt mir die Geschichte auch und für die Länge ist der Hauptcharakter ganz ordentlich gelungen. Vor allem beeindruckend, wie viel Hintergrund hier zu ihm und zum Geschehen drum herum geliefert wird.

Zu den Themen wurde hier auch schon alles gesagt. Eisern nach außen und Unerfülltes Sehnen kann man gut interpretieren.

Die Handlung ist leider nicht außergewöhnlich, das Ende fand ich aber nicht vorhersehbar. Gut, es gab nur eine 50:50-Chance, aber er hätte eben genauso gut auch sterben können. Tatsächlich finde ich es sogar gut, dass das Duell nur so wenig Raum bekommen hat, dafür wurde sich halt mehr auf den Charakter konzentriert. Im Gegensatz zu "Von Sehnen und Sucht" funktioniert diese Verteilung hier und ist überzeugend umgesetzt.

Ich denke, hier sind 5 Punkte angemessen. Für 6 hätten Sprache und Handlung doch noch ein wenig mehr Qualität gebraucht.
 
So, dann will ich mich auch mal frei hierzu äußern. Da Auxo einfach die meiste Kritik in seinem Kommentar schon zusammengefasst hat, werde ich da mal ansetzen.

Der Plot insgesamt ist nicht besonders raffiniert. Der alternde Hauptmann - ja der Hintergrund mit dem Kopfgeld und dass er ein Söldner ist, ist ganz nett, aber macht eben weder für die Handlung noch seinen Charakter einen Unterschied - der trotz seines Alters noch mal den Emporkömmling zur Strecke bringt. Als wäre das nicht schon genug des Mainstreams, musste ich voll Missmut lesen: Zitat:
„Aber ich weiß, wie ein erfahrener Krieger ist. Das heißt, eigentlich… Möchte ich meine Erinnerung noch einmal auffrischen“, wisperte sie und strich sich dabei durch die dunklen Haare.
Oh mein Gott! Wieso muss der alte Kauz im Bett eines 18 jährigen, hübschen Mädchens aufwachen? Wie viele hübsche junge Frauen mit aalglattem Äußeren und der charakterlichen Tiefe von einem Stein werden wohl in so einer mittelalterlichen Stadt sexbereit stehen? Das Mädchen ist so klinisch, so derart auf das heutige Schönheitsideal hingetrimmt, dass es die Atmosphäre einfach nur empfindlich stört. Wer seine weiblichen Charaktere samt detailarmer Schilderung so derart eins zu eins aus dem Ottokatalog klaut, der hat bei mir leider verschissen. 😛

Im Ernst: Das Mädchen passt nicht rein. Es erklärt auch nicht 'seinen' Hintergrund, sondern lediglich einen, der der Fantasie des Autors verdammt nahelag - will heißen, dass ich das verdammt unkreativ finde eine Fantasygeschichte derart plakativ dem heutigen Schönheitsideal anzupassen.
Ob es raffiniert ist, oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich erfinde das Rad nicht neu, aber das war auch nicht mein Anspruch. Ich wollte nur mal etwas anderes, als den ewig strahlenden Helden. Deshalb auch der alternde Mann, und das er am Ende überlebt und den Emporkömmling tötet - einmal noch Glück gehabt. Ich denke, die Geschichte lässt auch ein anderes Ende zu, aber ich wollte ihn überleben lassen. Zumal ich bei einer früheren Geschichte den Tod eines Ich-Erzählers schon abgehandelt hatte und das nicht gleich wiederholen wollte.
Die Kritik gegenüber des Mädchens verstehe ich jedoch nicht. Wie auch schon erwähnt wurde, als eine Kaufmannstochter wird sie durchaus Mittel und Wege haben, sich eine gewisse Hygiene zukommen zu lassen. Und das nicht mehr von ihr beschrieben wurde, ist teilweise schon Absicht. Bedenke, ich erzähle aus der ersten Person, aus der Sicht eines alternden Mannes, der solche Liebeleien schon einige Male erlebt hat. Er wird nicht mehr jedes Detail (wie z.B. ihren Geruch) so explizit wahrnehmen. Und ein 18-jähriges Mädchen...Ähm, wenn wir schon beim Thema Mittelalter sind, da wurden Frauen meist mit 14 verheiratet. Es ist also schon anzunehmen, dass es, gerade in einer "aufgeschlossenen" Stadt des fortschrittlichen Tilea auch Frauen gibt, die ihren eigenen Kopf gegenüber ihrem Vater durchsetzen können. Da kann es schon sein, dass eine 18-jährige sich nimmt, was sie will. Gerade, wenn sie es gewohnt ist.

Zitat:
„Frauen sind etwas Wundervolles. Noch besser sind nur Frauen, die gerne mit Männern das Lager teilen. Doch das Beste sind die, die gleichzeitig auch noch das Aussehen und das Selbstvertrauen haben, sich einen Mann zu nehmen, wenn es ihnen danach gelüstet. Das nimmt dir eine Menge Arbeit ab…Aber hüte dich vor zwei Sachen, Junge: Diese Frauen zu verärgern…Und jene, die dafür Geld nehmen. Beides bringt dich sonst irgendwann ins Grab.“
Auch solche Binsenweisheiten finde ich eher grotesk, als ansprechend. Weisheit und Pathos in Geschichten glaubhaft zu vermitteln ist mitunter eine der schwierigsten Disziplinen. Versuche in diese Richtung scheitern in aller Regel grandios, weil unfreiwillig komisch oder einfach nur unpassend.
Schade, dass es dir nicht so gefallen hat. Aber auf der anderen Seite war dieses Thema gerade eines, das mich beim Schreiben ziemlich bewegt hatte. Und es scheint sich zu lohnen, über das zu schreiben, was einen beschäftigt.

Zitat:
Vor uns schälte sich die sandsteinerne Stadtmauer aus der Dunkelheit. Wir folgten ihr nach rechts auf einen weitläufigen Platz.(...) Der junge Estalianer drehte sich ruckartig um und das Grinsen in seinem Gesicht wurde noch breiter, als er mich aus den Schatten treten sah.
Ich denke, dass hier bezüglich der örtlichen Konstellation manches im Argen liegt, denn wenn sich die Mauer aus der Dunkelheit schält, müsste sie eigentlich selbst im Schatten liegen. Der weitläufige Platz müsste hingegen in der Sonne liegen, trotzdem tritt der Hauptmann aus dem Schatten, als er zur Mauer geht. Hier liegt einiges im Argen.
Ähm, sie biegen zwischendurch ab. Erst laufen sie vom Marktplatz in Richtung Mauer (das ist ein Stück Weg...Deswegen schält sie sich aus der Dunkelheit). Und dann kommen sie auf den Platz - wo sie natürlich im Schatten der Häuser zu ihrer Linken liegen.

Zitat:
„So ist es, alter Mann (...)
Na wenn mich das mal nicht an Darth Vader und Obi Wan Kenobi erinnert 😛
Tja, das ist eindeutig deine Fantasie, denn da hab rein gar nicht dran gedacht😀

Zitat:
Auf den Knien und meinen Schmerz herausbrüllend, spürte ich, wie meine Klinge wieder frei kam. Ich sah nur noch rot. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, riss ich mein Schwert herum und spürte, wie es in etwas Festem stecken blieb. Diego keuchte. Lansam sank er ebenfalls auf die Knie, die Augen ungläubig geweitet. Mein Breitschwert steckte zur Hälfte in seinem Brustkorb.
Dass jemand auf den Knien das Schwert herumreißt und es direkt im Brustkorb seines gegenüber versenkt, ist nicht besonders glaubwürdig. Da hätte es ein Hüft- oder Unterleibtreffer auch getan.
Größenunterschiede? Er kommt aus dem Imperium, die Leute dort sind in meinen Augen etwas größer als die Menschen in Estalia.
Außerdem kann er den Schlag ja auch schräg nach oben führen. Da kommt man schon mal bis auf Brustkorbhöhe.
 
Ich finde ein bischen schade, dass du dich sehr rechtfertigst, obwohl die Kritik auch durchaus ihre Berechtigung hatte. Das mit dem Mädchen ist zum einen sicherlich auch Geschmacksache, zum anderen ist ihre handwerkliche Umsetzung eben flach ausgefallen, was ich einen ziemlich legitimen Kritikpunkt finde. Auf die anderen subjektiven Kritikpunkte will ich jetzt nicht eingehen, da sind unsere Ansichten halt verschieden, aber das ist ja auch nicht schlimm.
Bei der Stelle mit den Schatten würde ich dir weiterhin widersprechen. Weil wenn er seinen Kontrahenten sieht, ist da wohl kein Haus dazwischen und er kann somit auch nicht im Schatten stehen. Ob das realistisch ist oder nicht, sei eigenlich auch mal dahingestellt. Fakt ist, dass die Geschichte an dieser Stelle unpräzise wird und das ist eine handwerkliche Schwäche.
Das gleiche gilt für die Szene mit dem Bauchtreffer. Wenn es Größenunterschiede gibt oder er den Schlag nach oben führt, dann muss man das auch hinschreiben und nicht im nachhinein sagen, das hätte der Lesende doch hineininterpretieren müssen.
 
Natürlich hat die Kritik ihre Berechtigung. Ich wollte nur meinen Standpunkt dazu darlegen, ohne dich persönlich damit anzugreifen (wie gesagt, dein Beitrag hatte einfach nur alle angesprochenen Punkte sehr schön zusammengefasst).
Aber okay, ich glaube, bezüglich der Ausgestaltung des Mädchens ist inzwischen alles gesagt, da ja doch einige diesen Punkt immer wieder aufgriffen und diskutiert haben.

Bei dem Punkt Schwerttreffer merke ich gerade mal wieder, dass es auch Nachteile hat, Schwertkampf aktiv zu betreiben. Wie einige bemerkt haben, ist dadurch zwar der Kampf sehr realistisch (gerade die Kürze). Aber auf der anderen Seite nehme ich damit als gegeben hin, dass man weiß, wie man so einen Schlag führt. Wenn ich auf den Knien bin und jemanden wirklich töten will, werde ich nicht nach seinen Knien schlagen. Okay, den Kritikpunkt merk ich mir und setz ihn das nächste Mal besser um.

Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich, dass gerade das Thema "unerfülltes Sehnen" von allen Kritikern gut anerkannt wurde, ohne direkt negativ aufzufallen (wie es mir beim letzten Mal passiert war...ungeschickt angestellt). Ich wollte hier mehrere Charaktere darstellen, die alle ihre unerfüllten Sehnsüchte haben. Das Mädchen nach Samuel, Samuel nach seiner Kraft aus der Jugend, die beiden jungen Duellisten nach Sex, Diego nach Anerkennung, Harald nach guter Unterhaltung (jedenfalls für seine barbarischen Verhältnisse).
 
Hm, bei dieser Geschichte habe ich Auxos Kritik wohl nicht so gründlich gelesen, sonst wäre ich vielleicht noch auf ein paar Punkte eingegangen. Gerade die "Binsenweisheit" finde ich in diesem Fall durchaus ansprechend. Vielleicht ein bisschen wiedersprüchlich, aber es soll ja auch aus dem Leben gegriffen sein und nicht aus einem Lehrbuch. Lobenswert ist auch, dass diese Weisheit nicht einfach so hingestellt, sondern noch weiter darauf eingegangen wird. Die Stelle hat mir an der Geschichte noch mit am besten gefallen
Aber das ist natürlich nur meine Meinung und ich kann auch deine Sicht nachvollziehen.
 
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