[Archiv] [Storywettbewerb II 2012] [WH40K] Sinfonie in Blut

SHOKer

Mentor der flinken Federn
3 Februar 2006
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Die Alte Schlachterei stand auf einer Insel mitten im Miscatonic, dem großen Fluss, der die Hauptstadt von Providence IV in zwei Hälften teilte. Die Kolonie war lange vor dem Weltenbrand von Siedlern aus Merica gegründet worden, welche ihre neue Heimat nach einer Stadt in der Nähe des mondänen Nova Yoruk benannt hatten. Das riesige Bauwerk, das so gar nicht zum Rest der romantischen Stadt passen wollte, stand dort einsam und verlassen; ein hässliches Monument des Blutes. Seine dicken, mit Moos überwucherten Mauern, die im neogotischen Stil errichtet und mit teilweise verstörend wirkenden Steinmetzarbeiten verziert worden waren, hatten viel Leid gesehen, zahllose Schreie der Todespein vernommen und unschätzbare Hektoliter von Blut getrunken. Millionen unglücklicher Schweine und Groxe hatten hier ihr Leben ausgehaucht, genauso wie die bedauernswerten Opfer des Dzyan-Regimes, während dessen einhundertjähriger Schreckensherrschaft der dekadente Stadtadel das Fleisch des einfachen Volkes verzehrt hatte. Tausende von Männern, Frauen und Kindern waren hier unter unvorstellbaren Qualen geschlachtet worden, um die grässlichen Gelüste der entmenschten Potentaten zu stillen. Danach hatte der Gebäudekomplex viele Jahre lang leer gestanden. Als nach der Wiederentdeckung von Providence IV durch eine Expeditionsflotte der Imperial Fists unter den seit jeher als aufsässig und rückständig verschrienen Flussschiffern ein Aufstand ausgebrochen war, um die glorreiche Rückkehr der Kolonie ins Imperium der Menschheit zu verhindern, war die Alte Schlachterei als Internierungsanstalt für gefangene Rebellen wieder in Betrieb genommen worden. Die extrem hohe Selbstmordquote unter Häftlingen und Aufsehern brachte die Behörden jedoch bald dazu, die Anstalt wieder zu schließen. Und nun stand der gewaltige Gebäudekomplex erneut leer und wartete auf die Abrisstrupps, welche die Umwandlung der Insel in einen Vergnügungspark vorbereiten sollten.
All das, so munkelten die abergläubischen Flussschiffer, hatte dazu geführt, dass das Gebäude ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatte: eine böse, blutgierige Seele. Sie mieden die Insel wie die Pest und erzählten hinter vorgehaltener Hand seltsame Geschichten über verdächtige Außerweltler mit zusammengewachsenen Augenbrauen und verschlagenem Blick, die sich angeblich in mondlosen Nächten zu obszönen Ritualen in den schimmligen Ruinen trafen. Die Intellektuellen aus der Oberstadt lachten über solchen Aberglauben, denn die Alte Schlachterei war doch schließlich nur ein verfallenes Konstrukt aus Stein, Holz und Plastonid, nicht wahr?

Die Geschosse der Angreifer schlugen mit unbarmherziger Präzision ein, die keine Spur von Chaos erkennen ließ. Leutnant Philipps vom 1sten Zug der 12ten Pionierkompanie trieb seine Männer über die Brücke auf die Flussinsel zu. Sein Zug war bereits auf halbe Stärke zusammengeschossen worden, und wenn nicht bald ein Platz gefunden wurde, wo sich ihre Kompanie eingraben konnte, waren sie verloren. Seit einer Woche tobte die Schlacht um Arkham, die einstmals prachtvolle Hauptstadt von Providence IV, seitdem sich die Beraterin des Gouverneurs offen zum Kriegsherrn bekannt und ihrem Brötchengeber im Kongresssaal vor dem versammelten Rat ohne Vorwarnung das Hirn aus dem Schädel geblasen hatte. Danach hatte sie sich selbst zur Tyrannin von Providence IV ausgerufen und sich vom Imperium der Menschheit losgesagt. Alle Ratsmitglieder, die nicht sofort in frenetischen Jubel für die Usurpatorin ausgebrochen waren, waren dem Beispiel des Gouverneurs gefolgt. Die Heimatgarde unter General Randolph Carter, einem alten Haudegen, der bereits in seiner Jugend Seite an Seite mit den Imperial Fists gegen die Feinde der Menschheit marschiert war, hatte sich jedoch geschlossen zum Imperator bekannt und lieferte sich nun erbitterte Kämpfe mit der Stadtwache, die ihrerseits ausnahmslos zur Tyrannin und somit zu Horus übergelaufen war. Unter dem Banner des achtstrahligen Sterns, die zuvor makellosen Uniformen mit Blut und Exkrementen verschmiert, zogen die Verräter mordend und plündernd durch die Straßen. Das Kriegsglück wogte hin und her, bis die Stadtwache die Kontrolle über die schweren Geschützbatterien auf dem Sentinel Hill gewonnen hatte. Seitdem schossen die großkalibrigen Kanonen die Truppen der Heimatgarde gnadenlos zusammen, und wenn kein Wunder geschah, würde innerhalb kürzester Zeit kein nennenswerter Widerstand mehr gegen die Tyrannin existieren.

Der Vorstoß geriet ins Stocken, und Philipps, der gerade eine ungeduldige Anfrage seines Kompaniechefs hatte abbügeln müssen, kämpfte sich zähneknirschend an die Spitze des Zugs. Dort stand der im Dienst ergraute Feldwebel Wolf Hohlbein und debattierte erbittert mit seinem deutlich jüngeren Kollegen Wilbur Whateley, beide wild in Richtung des Gebäudekomplexes auf der Insel gestikulierend.
„Lieber lasse ich mich erschießen, als einen Fuß auf diese Insel zu setzen“, donnerte Hohlbein mit seinem dröhnenden Bass, gerade in dem Moment, als der Leutnant eintraf.
„Das lässt sich problemlos einrichten, Feldwebel“, knurrte Philipps, zog seine Pistole und lud durch. „In einer Minute sichert Ihr Trupp den Eingang zu diesem Gebäudekomplex, oder Ihr Wunsch wird Realität.“
Die beiden Feldwebel nahmen zackig Haltung an, und ein spontaner Schweißausbruch benetzte Hohlbeins Gesicht. „Bei allem Ihnen gebührenden Respekt, Herr Leutnant, das ist die Alte Schlachterei. Dieser Ort ist verflucht. Wir können hier nicht…“
„Noch fünfundvierzig Sekunden“, unterbrach ihn Philipps barsch. „Sie setzen Ihren abergläubischen Flussschifferarsch jetzt besser in Bewegung.“
„Aber Herr Leutnant, da könnte ich meine Jungs auch gleich selbst exekutieren. Wir werden alle verrecken in diesem verdammten Gemäuer.“
„Dreißig“, entgegnete der Leutnant trocken und hob die Pistole, während Whateley ein meckerndes Lachen ausstieß. Das gab den Ausschlag. Hohlbein nahm sich noch die Zeit, seinem Kollegen einen trotzigen Rotzklumpen vor die Füße zu spucken, dann bellte er einen Befehl und trabte an der Spitze seines Trupps auf die Ruinen zu. Kurz bevor eine weitere Salve der Verräter die Brücke in ihre Bestandteile zerlegte, hechtete der letzte Pionier auf die Insel, während Philipps Zug bereits in den Gebäudekomplex vorrückte und mit Schanzarbeiten begann.

Hunger, quälend, nagend, kein lecker rotes Elixier, muss warten, locken, flüstern, bis sie es mir bringen, die fetten, kleinen Ferkel, reif für die Schlachtbank…

Philipps schrak aus einem kurzen Nickerchen hoch; dem ersten Schlaf, den er sich seit über 72 Stunden gegönnt hatte. Er hatte einen verstörenden Traum gehabt; von menschlichen Leichen, die ausgeweidet wie Schlachtvieh an schrecklich glitzernden Fleischerhaken von der Decke hingen, während ihr Blut im Betonboden versickerte, als sei dieser aus Watte. Von überall her hatte er ein bösartiges Wispern vernommen, dessen Sinn er nicht hatte ergründen können. Und jetzt, als er verstört den Schlaf aus seinen Augen blinzelte, glaubte er dieses Wispern immer noch zu hören, in einer ihm unbekannten Sprache, deren Klang so abscheulich war, dass er sich übergeben musste. Als er seine Magennerven schließlich wieder im Griff hatte, war die unheimliche Stimme endlich verstummt. „Erst mal eine Ladung Caffein“, brummte er und machte sich auf den Weg zur improvisierten Küche.

Nachdem er sich einen ordentlichen Becher Recaf besorgt hatte, inspizierte er die Fortschritte in den Außenanlagen. Die Pioniere hatten die Zugänge zum Gebäudekomplex mit Barrikaden, Stacheldraht und Sprengfallen gesichert. Da die kurze, heftige Luftschlacht zu Beginn des Bürgerkriegs beide Seiten ohne nennenswerte Luftstreitkräfte zurückgelassen hatte, würden die Verräter über den Fluss vorrücken, zweifellos in Chimären, wenn sie nicht schwimmen wollten. „Wir brauchen noch ein paar Panzersperren, damit unsere Beschusskorridore länger werden“, raunzte er Feldwebel Whateley an, der sich neben ihm die blutunterlaufenen Augen rieb. „Da drüben in der großen Halle habe ich vorhin jede Menge Stahlträgerkonstruktionen an der Decke gesehen, daraus sollte sich etwas schweißen lassen. Wo ist eigentlich Hohlbein? Sollte sein Trupp nicht den Oststrand verminen?“ Philipps deutete zum verwaisten Flussufer.
„Keine Ahnung, Herr Leutnant.“ Whateley zog die Schultern hoch und kratzte an einem hartnäckigen Schorfplacken an seinem Hals. „Habe ihn und seine Schifferbande auch schon länger nicht mehr gesehen. Vielleicht hatten sie zuviel Schiss und haben die Biege gemacht?“
Der Leutnant stieß einen Fluch aus, der selbst einen abgebrühten Veteranen wie Whateley erröten ließ. Das fehlte ihm gerade noch, dass der alte Hohlbein fahnenflüchtig wurde. „Lassen Sie ihn suchen, ich mache Meldung an den Major.“

Major von Junzt glänzte jedoch – ebenso wie Feldwebel Hohlbein – durch Abwesenheit. Niemand konnte sich erinnern, ihn und seinen massigen Leibwächter gesehen zu haben, seit sie die Brücke überquert hatten. Also machte Philipps als ältester überlebender Zugführer Meldung ans HQ. Der Stabsoffizier, der seinen Funkspruch entgegennahm, war offenbar kein Freund großer Worte. „Major suchen, nötigenfalls kommissarische Kompanieführung übernehmen, eingraben, auf Entsatz warten. Ende und aus.“

Zwei Stunden später saß die 12te in ihrem persönlichen Inferno. Ohne Vorwarnung waren drei mobile Infanteriekompanien der Stadtwache in Chimären angelandet. Eine komplette Kompanie war zwar den hervorragenden Schanzanlagen und dem Begrüßungssperrfeuer der Pioniere zum Opfer gefallen, aber die beiden anderen hatten sie in die Zange genommen und lieferten sich ein brutales Feuergefecht mit den Verteidigern. Die Osthälfte des Komplexes mit der alten Landeplattform und den Belegschaftsquartieren war schließlich an den Feind gefallen, während sich die Überlebenden der 12ten noch tiefer in den eigentlichen Schlachthof zurückzogen. Der Hof war übersät mit Leichenteilen und getränkt mit Blut; Blut, mehr Blut, ich liebe Blut. Und Philipps vernahm wieder das Wispern, das den ohnehin nervlich angeschlagenen Leutnant fast um den Verstand brachte. Zusammen mit Whateley, der sich mittlerweile schon fast danach sehnte, wieder im Kugelhagel der Verräter zu sitzen, suchte er nach einem Ort, der sich gut verteidigen ließ, um seine zu weit aufgefächerte Kompanie – oder zumindest das, was von ihr übrig war – zu konzentrieren. Und schließlich standen sie inmitten der verwirrend angelegten und in teilweise abstrusen Winkeln konstruierten Gänge vor einer alten, rostigen Stahltür. „Kühlhalle“, stand daran, aber irgendein Spaßvogel hatte mit rotbrauner Farbe eine „Kühlhölle“ daraus gemacht.
Die Tür ließ sich erstaunlich leicht und nahezu lautlos öffnen. Als die beiden Pioniere eintraten, verschlug es ihnen die Sprache. Das Wispern wurde so laut, dass Philipps glaubte, wahnsinnig zu werden, während Whateley das Bewusstsein verlor und neben ihm wie ein Kartoffelsack auf dem Boden aufschlug. Hohlbein und sein Trupp hingen mit den Köpfen nach unten wie Schlachtvieh von Fleischerhaken, genauso wie Major von Junzt und dessen bulliger Ogryn-Leibwächter Barnabas. Ausgeweidet. Sie waren nicht würdig, aber Du, Du wirst mich schützen. Du bis mein Paladin, mein Schild. Töte die Angreifer. Bring mir ihr Blut dar. JETZT! Wortlos ergriff Philipps das große, blitzende Schlachtermesser, das neben ihm auf einem rostigen Metallwagen lag.

Die Übermacht der Angreifer war erdrückend und die Moral der Pioniere kurz vor dem Zusammenbruch, als der Leutnant und der Feldwebel endlich zurückkehrten. Mittlerweile war das Gefecht zu einem blutigen Nahkampf ausgeartet, der durch die Räume und Gänge der Alten Schlachterei tobte und durch den Philipps und Whateley nun wie Derwische in einem irren Reigen von Blut und Gemetzel tanzten, was ihre ausgelaugten Männer neuen Mut schöpfen und wie Berserker auf die Verräter losgehen ließ.

Keziah Mason, von eigenen Gnaden frischgebackene Tyrannin von Providence IV, saß mit hochrotem Kopf auf dem kunstvoll verzierten Thron im Kongresssaal von Arkham und schleuderte der Holoprojektion ihres Stellvertreters ihre geballte Wut entgegen. „Was heißt das, Du Wurm? Drei Kompanien abgeschlachtet von ein paar lächerlichen Pionieren? Auf der Flussinsel? Sie bewachen irgendetwas, gar keine Frage. Etwas sehr Wichtiges. Wirf ein Bataillon hinterher. Zur Not ein Regiment. Ich will diese Insel, und zwar unbeschädigt. Treibt sie da heraus, mit Feuer und Stahl, beim Schwert des Kriegsherrn!“

Blut, Blut und Fleisch, in einem Reigen aus Feuer und Stahl, tanzend zu meiner Sinfonie des Blutes, fließe, Du rotes Lebenselixier und bring mir frische Ferkel, feist und rosa, denn der Hunger brennt…

Während General Carter sich mit seinem Astropathen zurückgezogen hatte, um jegliche verfügbare Unterstützung um das Providence-System herum zu mobilisieren, kommandierte Oberst Thurston als sein Stellvertreter die überschaubar gewordenen Streitkräfte der Heimatgarde. Stirnrunzelnd studierte er die taktischen Displays, dann wandte er sich an seinen Adjutanten. „Armitage, was ist auf dieser Flussinsel los? Haben wir da irgendwelche Truppen stationiert? Der Angriffsdruck scheint im Rest der Stadt spürbar nachgelassen zu haben. Aber dort stoßen massive Feindverbände vor.“
„Auf der Insel hat sich Major von Junzts 12te Pionierkompanie unter dem kommissarischen Kommando von Leutnant Philipps eingegraben“, entgegnete Leutnant Armitage. „Sie haben bereits drei feindliche Kompanien abgewehrt, aber die nächste Welle der Verräter ist bereits im Anmarsch. Herr Oberst, diese Männer haben Unglaubliches geleistet.“
„Haben wir Funkkontakt zu diesem Leutnant Philipps?“
„Negativ, Herr Oberst. Die Verräter haben mittlerweile sämtliche Kommunikationssatelliten abgeschossen. Unser Funknetz ist Geschichte.“
„Philipps muss dort irgendetwas gefunden haben, das die 12te derartig motiviert. Vielleicht eine vergessene Technik aus der Zeit vor dem Weltenbrand. Schicken Sie sofort ein Bataillon Infanterie zur Verstärkung. Die Insel muss gehalten werden!“

Obwohl die blutrünstigen Pioniere ihre Gegner zu Dutzenden erschlugen, waren es einfach zu viele. Als es aber gerade so aussah, als würde die 12te endgültig aufgerieben, erhielt sie unverhofft Verstärkung, die das Blatt zu ihren Gunsten wendete. Ein Bataillon Gardeinfanterie stürmte den Gebäudekomplex und trieb die entsetzten Stadtwachen vor sich her wie Laub im Wind. Kaum hatten sie jedoch die letzten Verräter eingekreist, um sie endgültig niederzumachen, erhielten diese ihrerseits Entsatz.
So wogte das Kriegsglück hin und her, Stunde um Stunde, zwei volle Tage lang. Die Soldaten waren wie Wellen, die sich am Strand brachen. Sie kamen und starben, Einer nach dem den Anderen, in einem sinnlosen Blutbad, und niemand fragte nach dem Grund. Der Kampf wurde mit unmenschlicher Verbissenheit geführt, als wären alle Männer tollwütig geworden. Sie hackten, schlitzten, schlugen und stachen mit allem, was ihnen in die Hände kam, und wenn sie keine Waffen mehr hatten, griffen sie ihre Feinde mit blanken Zähnen an. Mittlerweile wateten die Kämpfer knöcheltief in Blut und Eingeweiden, und es war kaum mehr auszumachen, wer in diesem infernalischen Albtraum Freund oder Feind war. Nicht, dass es überhaupt noch eine Rolle gespielt hätte.

„Da kommen schon wieder frische“, keuchte Whateley mit kaum mehr menschlicher Stimme. Er war von Kopf bis Fuß blutverschmiert und trug ein großes Fleischerbeil, an dem noch die Haare seines letzten Gegners – oder vielmehr Opfers – klebten. Philipps war sich ziemlich sicher, dass er selbst nicht besser aussah. Er konnte sein Messer kaum noch heben, aber immer, wenn er glaubte, kollabieren zu müssen, stachelte ihn die Stimme in seinem Kopf, deren Worte mittlerweile einen grauenhaften Sinn ergaben, zu neuerlichem Gemetzel an. In seinen wenigen lichten Momenten warf er sich mitten unter die Feinde, damit sie ihn töteten, aber sie konnten es nicht. Er machte sie alle nieder, egal, ob er gegen einen, drei oder zehn gleichzeitig antrat. „Lass mich sterben, mein Imperator“, wimmerte er. Dann kam der Rausch wieder über ihn…

Tanze, mein Püppchen, tanze den Reigen des Blutes, oh mein Paladin, mein Held, stille meinen Durst.

General Carter schaute ungläubig auf die taktische Karte von Arkham, die er in seinem neuen Hauptquartier auf gute, altmodische Weise mit Drahtstiften an die Wand geheftet hatte. Nach einem bestialischen Selbstmordattentat auf das alte HQ, dem sein Stellvertreter Oberst Thurston zum Opfer gefallen war und das auch die Computer nebst Kommunikationsanlagen vernichtet hatte, hatten er und sein Stab in mühevoller Handarbeit Botenberichte ausgewertet, Karten gemalt, Linien gezogen und Fähnchen gesteckt. Nun hatte er ein relativ zuverlässiges Bild der aktuellen Lage in der Hauptstadt, aber es schien keinen Sinn zu ergeben. Die Truppenbewegungen der Heimatgarde und des Feindes in den letzten 48 Stunden zeigten alle in eine Richtung, nämlich zu einer Insel im Miscatonic. Auf dieser befand sich jedoch seines Wissens nur die taktisch völlig belanglose Alte Schlachterei, deren Abriss bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs angeordnet gewesen war. Wie im Zentrum eines Spinnennetzes liefen dort alle Fäden zusammen. Im Rest der Stadt hingegen waren die Kampfhandlungen quasi zum Erliegen gekommen. Soeben hatte ein Kommandounternehmen der Heimatgarde erfolgreich den schlecht bewachten Gouverneurspalast infiltriert und die Tyrannin erschossen. Der Aufstand war damit zwar prinzipiell vorbei, aber trotzdem wurde auf der Insel immer noch weitergekämpft. Um eine baufällige Schlachterei. „Was, beim Licht des Imperators, passiert da, Jenkins?“
Sein Stabschef wandte ihm das rattenartige Gesicht zu, in das ebenfalls Verwirrung geschrieben stand. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, mein General. Es begann vor zwei Tagen, als die 12te Pionierkompanie sich dort eingegraben hat.“
„Und was gibt es auf dieser Insel, mal abgesehen von dieser verdammten alten Ruine?“ Carters Mutter war eine von den Flussleuten gewesen, und er hatte in seiner Kindheit Geschichten gehört, die ihm jetzt unangenehm in Erinnerung kamen.
„Da gibt es gar nichts, mein General.“
„Unwahrscheinlich, Jenkins. Aber dieses Gemetzel muss aufhören. Schicken Sie alle unsere verbleibenden Truppen dorthin und beenden Sie es. Sofort. Und finden Sie heraus, ob irgendjemand von der 12ten überlebt hat, damit ich ihm einen Orden verleihen kann. Möglicherweise haben diese Pioniere den verdammten Krieg für uns gewonnen.“

„Die Lamettaträger sind da, Howard.“ Philipps konnte sich nicht erinnern, wann er Whateley das „Du“ angeboten hatte, aber er nickte nur. Es war vorbei. Endlich. Eine Dusche, eine Flasche Schnaps und einen Psychiater. Oder einen Strick und einen Schemel. Er konnte sich nicht erinnern, wie lange er gekämpft und wie viele Menschen er geschlachtet hatte. Blutige Szenen voll aberwitziger Brutalität zogen vor seinem geistigen Auge vorbei, hunderte von Gesichtern, von denen nicht alle die verzerrte Fratze eines Verräterschweins zeigten, aber gequiekt wie Schweine haben sie alle. Kein Zweifel, er hatte den Verstand verloren. Wohl doch eher ein Fall für den Strick. „Gehen wir raus, Wilbur. Bringen wir’s hinter uns.“

Vom Band lief ein zackiger Militärmarsch, und General Carter stand mit seinem Stab in Paradeuniform vor seinem Kopter. Applaus brandete auf, als die letzte Handvoll Überlebender der 12ten aus dem Schlachthof getaumelt kam. Sofort waren Sanitäter zur Stelle, um sie zu stützen und die am schlimmsten Verwundeten zu stabilisieren. Der General nickte aufmunternd in die Richtung von Leutnant Philipps, und mit schlurfenden Schritten schleppte sich dieser auf den Oberbefehlshaber der Heimatgarde und kommissarischen Gouverneur von Providence IV zu. Der Hof roch auch nicht anders als das Schlachthaus selbst, obwohl die Luft hier etwas frischer war. Nein, da war auch ein Geruch von knusprigen Fleisch, der ihm unwillkürlich das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Er sah sich nach einem Grill um, aber er sah nur Hilfstruppen, die die Leichen der Verräter – soweit erkennbar – aussortierten und auf einen großen Scheiterhaufen warfen. Wenn er noch etwas im Magen gehabt hätte, hätte er dem neuen Regenten dieser Welt direkt auf die blank polierten Stiefel gekotzt.

„Leutnant… nein, Hauptmann Philipps, Sie und Ihre Männer haben hier unglaubliches geleistet. Es ist mir eine Ehre, Ihnen hier und jetzt den Stern von Providence am roten Band zu verleihen. Sie…“
Die Stimme des Generals, der keine drei Schritte mehr von ihm entfernt war, verwandelte sich in ein schrilles Quieken, und Philipps umklammerte das Messer, das er unerklärlicherweise immer noch in der Hand hielt, reflexartig fester. Vor seinen Augen verwandelte sich General Carters Gesicht in das eines Schweins, und Schweine sind zum Schlachten da
 
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Gwordin

Aushilfspinsler
16 März 2012
47
0
4.891
1. Eindruck

Ein interessanter Ort. Die Handlung auf diesen Ort zusammengeschrumpft - guter Kern für eine Kurzgeschichte.
Inhaltlich schon fast wörtlich am Thema.
Der steigende Wahnsinn ist gut artikuliert - sowohl des Hauptprotagonisten, als auch der sich im Sog befindlichen weiteren Figuren.

Einige Sätze sind teils wirklich gewaltig lang! Anstrengend für den Leser - persönliches Empfinden.
Für eine Kurzgeschichte sind das wirklich eine Menge Personen, die namentlich benannt werden. Wie gesagt, der erste Eindruck.

Thema umgesetzt.
Sicht der Imperialen Armee - recht standardmäßig, aber absolut nicht verwerflich.
Das Ende kann man voraus ahnen, finde es passend.
Die Einflüsterungen und das Schlachthaus als quasi eigene Entität empfinde ich als interessant. Auch wenn nicht beantwortet wird, was es genau ist - vermutlich eine blutdämonische Beseelung oder sowas. Das aber pure Theorie und tut dem Wirken der Geschichte keinen Abbruch.

Konkrete Bewertung folgt - nach Ersteindruck: Mittelfeld bis gehobene Bewertung.
 

Blackorc

Tabletop-Fanatiker
26 September 2007
7.419
8
62.171
Ohne große Umschweife - das ist ganz klar mein Favorit in diesem Wettbewerb.

Nachdem ich das gesagt habe, kann ich ja jetzt meckern. :)
Was mich gestört hat, war die doch sehr unsubtile Verwendung von Namen aus dem Lovecraft-Universum. Dem geneigten Leser fällt problemlos auf, dass die Geschichte eine ordentliche Portion lovecraftschen Horror abbekommen hat, da braucht es keinen Miscatonic und kein Providence. Klar, das ist jetzt eher ein kleiner Kritikpunkt am Rande, mir aber dennoch unangenehm aufgefallen, dass die Geschichte da etwas mit der Tür ins Haus fällt.

Kommen wir zu den Gründen, warum mir die Geschichte nicht nur gut, sondern so richtig gut gefällt. Zunächst einmal fällt bereits bei der kursiven Einleitung auf, dass sie bis oben hin voll mit kleinen aber feinen Details gepackt wurde. Der Autor hat sich Gedanken gemacht, hat ein umfangreiches, durchdachtes Szenario aufgebaut. Hier haben wir nicht eine weitere namenlose Welt im Imperium, wir haben einen greifbaren Planeten mit Bewohnern und Geschichte. Auch die Charaktere sind mehr als nur austauschbare Namen. Sie haben eine Motivation, haben Wesenszüge, schlussendlich eben einfach Charakter. Mit Leutnant Philipps konnte ich mich gut identifizeren, habe bis zuletzt mit ihm mitgefiebert.

Die Idee der Schlachterei, welche vor lauter Blutdurst ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat gefällt mir besonders gut. Es bleibt vollkommen offen, welcher Natur dieses Bewusstsein ist. Offensichtlich wäre natürlich ein Einfluss seitens Khorne, es könnte aber auch etwas ganz anderes sein und das finde ich gut so. Schön sind auch die Einschübe mit den Gedanken des blutdürstigen Bewusstseins.

Der Horror an sich ist gut umgesetzt. Sofort als Major von Juntz vermisst wird macht sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit und wird natürlich auch promt bestätigt. Sicher, irgendwer wird ob der schonungslosen Gewaltdarstellung wieder jammern, aber ich finde das Thema sehr konsequent durchgezogen.

Last but not least - die Prise Humor welche das Menü abrundet. Von kleinen Details wie der "Kühlhölle" bis hin zu der Tatsache, dass die Tyrannin, welche den ganzen Konflikt angezettelt hat, mal so eben nebenbei das Zeitliche segnet, hat mich trotz all der Brutalität mehr als einmal grinsen lassen. Überhaupt entbehrt das gesamte Szenario nicht einer gewissen Komik.

Werden wohl 6 Punkte von meiner Seite.
 

MisterG

Miniaturenrücker
18 April 2007
937
0
11.851
Was mir an dieser Geschichte am Meisten gefiel, war der vermittelte Wahnsinn des Krieges - das verbissene Verteidigen der letzten Stellung, die immer und immer wieder hineingeschickte Verstärkung, da es an Informationen mangelt und alles auf Vermutungen basiert, der Wahn der mitten im Gefecht stehenden Soldaten und ihr Zerbrechen an dem Gesehenen. Überzeugend.
Weniger klar wurde mir jedoch, was nun mit dem Trupp des Feldwebel Hohlbein und dem Major passiert ist. Ich dachte erst, dass der Leutnant sie im Schlaf getötet hatte, aber irgendwie war auch das keine wirklich befriedigende Antwort, spätestens als der Ogryn-Leibwächter erwähnt wurde. Erstens: der ist schwer tot zu kriegen. Und Zweitens: der ist noch schwerer an einen Haken zu hängen!:D

Abgesehen davon eine interessante Geschichte mit einer Vielzahl verschiedener Blickwinkel, die das Geschehen anschaulich vermitteln.
 

Sarash

Hüter des Zinns
8 Dezember 2007
2.894
1
22.141
Ich stimme in Blackorcs Lobgesänge ein. Mein Favorit bisher und mir fehlen nur noch zwei Geschichten.

Lovecraft in Sondermengen, Wahnsinn und ein unbenannter Schrecken, eine blutdurstige Präsenz, die nicht zwangläufig Khorne oder einer seiner Dämonen sein muss, ein Szenario welches so auch schon im ersten Weltkrieg vorgekommen und demnach absolut realistisch ist. Meine einzige Kritik soweit ist das vorhersehbare Ende, und dass schon ab dem vorletzten Blickwinkel. Im Gespräch des Generals mit seinem Funker(?) wusste ich leider schon, wie es endet. Kreativer hätte ich es gefunden, wenn der Leutnant zwar das Bedürfnis verspürt hätte, aber letztlich (in Richtung des Generals und meinet wegen mit dem Messer noch in der Hand) zusammengebrochen wäre. Eben etwas dass mir noch eine verpasst und sagt "Bäm, du Noob. Nicht immer denken, du wüsstest es schon!". Ich bin ja jemand, der sich gerne in die eigenen Erwartungen kotzen lässt.

Und ich verstehe wirklich nicht, wie jemand wegen zu detaillierter Gewalt negativ bewerten könnte. Wenn ich mir den Inhalt dieses Textes bildlich vorstelle, sehe ich herrlich malerische Szenen voller Gedärme und surreal verkrümmter Leichen. Eine schönere und reinere Form der Kunst gibt es für mich nicht.

5 oder 6 Punkte, hängt von den letzten 2 Geschichten und einer Prise nachdenken ab.
 

Auxo

Codexleser
25 April 2009
239
0
6.396
Zweifelsohne eine handwerklich stark herausgearbeitete Geschichte, die auch tief ins Warhammer-Geschehen eintaucht und mit einer mir völlig neuen Thematik aufwartet. Da gibt es nicht viel zu mäckern und es handelt sich hier tatsächlich um die wohl stärkste Geschichte in diesem Wettbewerb. Allerdings gibt es auch Sachen, die ich kritisiere.
Mir ist das Schlachten etwas zu viel des Guten und an manchen Stellen leidet auch sichtlich der Sinn der Erzählung. Es gab für mich keinen schlüssigen Anhaltspunkt, weshalb auf einmal eine Kompanie, der Major und sein Leibwächter im Kühlraum auf Haken hängen. Das lies sich nicht logisch herleiten. Vielleicht kann das der Autor im Nachhinein noch etwas erhellen.
Das Ende fand ich jetzt auch nicht besonders überzeugend. Mit dem Wissen um die Geschichten um das Schlachthaus erscheint es mir äußerst unwahrscheinlich, dass der General die Einheiten frisch aus dem Gefecht direkt empfängt. Machthaber haben für gewöhnlich ein ziemlich großes Interesse an ihrer persönlichen Sicherheit, gerade in einem "Post-Konfliktgebiet". Ein General, der seine Truppen direkt auf dem Kampfplatz, nach einem höchst rätselhaften und äußerst blutigen Gemetzel ehrt, ohne sie vorher verpflegen und untersuchen zu lassen? Ihnen zumindest mal die Waffen abnimmt? Will mich jetzt nicht so recht überzeugen.
Bei der Bewertung bin ich mir noch nicht sicher. Eigentlich will ich in jedem Wettbewerb mindestens einmal 6 Punkte vergeben - aber so überwältigend fand ich die Geschichte jetzt auch wieder nicht. Mal sehen.
 

Auxo

Codexleser
25 April 2009
239
0
6.396
Das mag sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass der erzählerische Zusammenhang an der Stelle sehr dünn ist. MisterG weist zurecht darauf hin, dass das Ableben des Ogrynleibwächters nicht plausibel herleitbar ist. Schon gar nicht, dass er mit dem Kopf nach unten von einem Fleischerhaken baumelt. Die Frage ist doch - wie starb er und wie kam er da hoch? Auch, dass niemand das Verschwinden dieser Personen beim Übersetzen auf die Insel bemerkt, überzeugt mich nicht so ganz. Immerhin ist der Major der ranghöchste Offizier, wohl eher im Zentrum seiner Truppen aufzufinden und der Ogryn wohl kaum zu übersehen. ;)
 

TheMadWarlock

Beisitzer im Rat der 13
11 April 2011
936
0
10.646
Ich sehe hier nur 5 Bewertungen und es sind noch zwei Stunden vor Ablauf der Frist. Kein gutes Zeichen für diese exzellente Geschichte.

Klar, die Namen sind deutlich an Lovecraft angelehnt. Die Geschichte könnte auch so im Cthulhu-Universum spielen. Daran kann man durchaus Kritik üben. Aber eine der Seite mit Xenos zu ersetzen wäre auch nicht besser.
Die Logiklücke, was mit den ersten Verschwundenen passierte ist ebenfalls ein Kritikpunkt. Aber in einem verwinkelten und großen Gebäude, das an verschiedenen Stellen von verschiedenen Trupps verbarrikadiert wird, kann man sich schnell aus den Augen verlieren. Mehreren blutdürstigen von der innewohnenden Entität des Schlachthauses angestachelten Pionieren kann es doch sicher gelingen einen Ogryn zu überwältigen. Und wie man den an den Haken bringt? Da hingen auch Groxe.

Der weitere Schlachtverlauf, man achte auf den Wortwitz, ist nachvollziehbar und wundervoll beschrieben. Viele Details und gute Wortwahlen zeugen vom hohen sprachlichen Niveau. Zu lange Sätze sind mir nicht aufgefallen, aber ich neige selbst dazu, dass heist, ich muss sie erstmal suchen.
Dass hier ein Offizier Held des Tages wird, will mir nicht gefallen, aber das ist als Oberstabsgefreiter a.D. nur natürlich und fließt daher nicht in die Wertung mit ein.

Bis ich was hier etwas finde, an dem ich etwas auszusetzen habe, vergebe ich 6 Punkte.
(meine kürzeste Bewertung für die beste Geschichte...was das wohl zu bedeuten hat.)

Edit: Noch ein Fehler gefunden: fast am Anfang heist es Kollege, aber es müsste hier Kamerad stehen. Ist aber noch ekinen Punkt abzug wert.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sarash

Hüter des Zinns
8 Dezember 2007
2.894
1
22.141
Dass hier ein Offizier Held des Tages wird, will mir nicht gefallen, aber das ist als Oberstabsgefreiter a.D. nur natürlich und fließt daher nicht in die Wertung mit ein.

Das sagt mein kleiner Bruder auch immer^^ (ab nächster Woche ein Gefreiter). Sind die Offiziere unserer BW denn so schlimm? Ich wollte selbst einer werden, wären da nicht meine nutzlosen Augen.
 

TheMadWarlock

Beisitzer im Rat der 13
11 April 2011
936
0
10.646
Sind die Offiziere unserer BW denn so schlimm?

Nicht nur in der Bundeswehr. Aber das liegt wohl vor Allem daran, dass sich Vorgesetzte selten von ihrer menschlichen Seite gegenüber den Untergebenen zeigen. Macht korrumpiert.
In sechs Jahren bin ich einigen Offizieren begegnet, auch welche anderer Streitkräfte, und musste feststellen, dass jeder von denen seine Macken hat. Kommt dann nur drauf an welche Fehlverhalten man als Mannschaftsdienstgrad toleriert und welche man ablehnt.
Bei den über dreißig Offizieren, die ich mehr als nur flüchtig kennenlernen durfte, war eigentlich nur einer, dem ich aus dem Schützenrgaben folgen würde, wenn er zum Angriff übergeht. Die meisten anderen kämen nicht weit.

Die amerikanische Armee (welcher Teil genau kann ich nicht sagen, vermutlich aber unabhängig ob Navy oder Army) kennt den Begriff "Fraging" Als den Verlust des Offiziers durch einen Schuss in den Rücken, wenn der in einer Gefechtssituation verheerende Befehle gibt. Kommt sicher nicht so oft vor, wie man jetzt denkt, aber bezeichnend ist es allemal.

Jetzt könnte ich einige teils witzige Erlebnisse zum Besten geben, aber das wird reichlich Off-Topic.
 

Nightpaw

Malermeister
6 März 2005
1.938
559
18.656
H.P., we are victorious! :)

Vielen Dank an alle – für Eure Kritik und Euer Lob. Danke auch an alle anderen Teilnehmer, dieses Mal waren ausnahmslos interessante Geschichten dabei, und wenn ich bei manchen niedrig gewertet habe, liegt es daran, dass ich in Sachen Sprache leider ein nörgeliger Querulant bin. Das sind noch die Nachwehen von Deutsch Leistung vor einem Vierteljahrhundert.

Wie der eine oder andere schon vermutet hat, ist diese Geschichte dem Altmeister der bizarren Phantastik – H. P. Lovecraft – gewidmet. Blackorc, es tut mir leid, wenn es als plump empfunden wurde, aber ich habe es als Herausforderung gesehen, wirklich alle Namen von Personen und Orten dem lovecraftschen Universum zu entlehnen. Ich hoffe, das ist gelungen. Inspiriert hat mich der Name des Themas, bei dem ich sofort mehr an Gemetzel denn an epische Schlachtszenen denken mußte. Im Kopf hatte ich die massiven Sinneseindrücke, die mir die Besichtigung einer brasilianischen Großschlachterei vor einigen Jahren hinterlassen hat. Und ja, man kann einen Ogryn ohne die geringsten Probleme kopfüber an die Decke hängen. Das geht auf Knopfdruck, zumindest mit ganzen Rindern, und die haben auch einiges an Gewicht.

Während ich beim letzten Wettbewerb das Problem hatte, zu wenig geschrieben zu haben, bin ich hier übrigens massiv an die obere Grenze des Erlaubten gestoßen. Die Geschichte wurde ungefähr viermal umgeschrieben und gekürzt und wieder umgeschrieben und wieder gekürzt, bis sie das richtige Format hatte. Auf der Strecke blieben dabei vor allem Szenen mit General Carter und etwas mehr Schlachthaus-Hintergrund, aber ich denke, das tat der Sache wenig Abbruch. Für diejenigen, die es wissen wollten: Der böse "Geist" der Schlachterei hatte leichtes Spiel mit dem abergläubischen Feldwebel Hohlbein (der für die grausigen Entstellungen, die sein irdischer Namensvetter dem Cthulhu-Mythos zugefügt hat, sterben musste); dieser lockte Major von Junzt, der sich ob der Begleitung seines massiven Leibwächters sicher fühlte, unter einem Vorhand in die "Kühlhölle", wo sodann das erste Schlachten anhub.

Warum das vorhersehbare Ende? Bei Lovecraft gibt es immer ein schreckliches, deprimierendes Ende. Das ist wie bei den japanischen Horrorfilmen. Am Ende ist der Held entweder tot oder geistig so derangiert, dass er besser tot wäre.

Etwas schockiert hat mich:

Als Autor habe ich diesmal nur Nightpaw eindeutig erraten.

Ich werde mir beim nächsten Mal wohl mehr Mühe geben müssen, unerkannt zu bleiben. ;) Vielleicht verzichte ich mal auf seitenfüllende Schachtelsätze und versuche mich am Wolfgang-Hohlbein-Telegrammstil. Obwohl... bäh.

Also, danke noch mal!

Viele Grüße
Nightpaw
 

Blackorc

Tabletop-Fanatiker
26 September 2007
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Blackorc, es tut mir leid, wenn es als plump empfunden wurde, aber ich habe es als Herausforderung gesehen, wirklich alle Namen von Personen und Orten dem lovecraftschen Universum zu entlehnen.

Nachdem ich es geschrieben hatte ist mir aufgefallen...
Eigentlich kann ich mich ja schlecht beschweren, nachdem ich meinen letzten Beitrag beim Storywettbewerb gleich mal mit einem Lovecraft-Zitat eingeleitet habe. :D

Etwas schockiert hat mich

Das muss dich nicht schockieren, du hast nunmal einen recht einzigartigen Schreibstil und das ist gut so. Schließlich hat er dir diesmal den ersten Platz eingebracht. ;)

Man erkennt deine Geschichten einfach recht gut daran, dass immer ein dezenter, aber vorhandener Humor mitschwingt - selbst wenn es sich, wie hier, um eine Horror-Geschichte handelt.