"Ich sag' es Ihnen nicht noch einmal! Besorgen Sie sich ein Visum, dann können Sie wiederkommen.", sagte Sergeant Veldrin, während er ungeduldig auf dem Holster seiner Dienstwaffe, einer schmucklosen, aber effektiven, Boltpistole, spielte. Der Blick seines Gegenübers, einem untersetzten, fetten Mann in einer Garderobe, die darauf schließen ließ, dass er zwar nicht reich, aber auch nicht arm war, glitt ebenfalls in Richtung der Waffe. Er schluckte, lamentierte aber ungebremst weiter. "Sie halten sich wohl für ganz groß, mit Ihrer Pistole und Ihrer Uniform. Ich sag' Ihnen was, Sie können mich am Arsch lecken mit Ihren Visas...", begann er wieder, doch Veldrin unterbrach ihn. "Visa. Visa ist bereits die Mehrzahl, und wenn Sie..."
"Mehr zahlen muss ich außerdem! Eine Unverschämtheit ist das, ich will dieses verfluchte, überfüllte Drecksloch verlassen, eigentlich sollte man uns Geld zahlen, weil wir Platz machen!", unterbrach ihn nun der Mann seinerseits. Veldrin hatte allerdings schon genug, mit einer schnellen Bewegung hämmerte er dem Fettwanst seine rechte Faust ins Gesicht. Blut schoss aus der Nase des widerspenstigen Mannes und er ging sofort zu Boden. Einen Moment befürchtete Veldrin, zu fest zugeschlagen zu haben, doch der Mann stand schon wieder und schlich sich davon, vermutlich, um es an einer anderen Schleuse zu versuchen.
Es gab viele solcher Fälle, seit auf Ginger IV die ersten Warnungen von einer bevorstehenden Orkinvasion angekommen waren, und Veldrin und sein Trupp bewachten insgesamt fünf
Schleusen, an der täglich ein bis zwei Transfers auf Frachter oder Passagierschiffe abgefertigt wurden. Der Raumhafen war grundsätzlich brechend voll und die Hälfte der Anwesenden hatte entweder kein Geld, kein Visum, oder, so hatte Veldrin zumindest das Gefühl, wollte einfach nur Unruhe stiften. Der nächste in der Reihe war genau einer von der Sorte, der man Letztgenanntes zutraute. Ein Gesicht, das dem einer Ratte ähnelte, mit spitzer Nase und einem heimtückischen Blick. Veldrin öffnete den Mund, um nach dem Visum des Mannes zu fragen, in der Erwartung, irgendeine Ausrede zu hören, doch soweit kam es nicht.
Er sah das Messer nur einen Augenblick zu spät. Der Mann stach mit dem Messer in der Rechten nach seinem Brustkorb, und Veldrin duckte sich zwar, doch das Messer traf trotzdem. Zwar nicht die Herzgegend, dafür aber ausgerechnet zwischen der Schulterplatte und dem Brustharnisch seiner Armaplastrüstung. Der Mann zog das Messer heraus, um nochmal zuzustechen, doch er kam nicht weit; Zac Koffin, Veldrins Corporal, der mit ihm diese Schleuse bewachte, stand plötzlich zwischen seinem Sergeant und dem Angreifer. Er packte das Handgelenk des Mannes und drückte zu, sodass dieser das Messer fallen ließ. Danach schlug er Rattengesicht mehrmals in den Magen, worauf dieser keuchend zusammenbrach. Koffin trat noch einmal nach, als zwei weitere Sicherheitsleute an der Schlange vorbei auf sie zurannten. Während der größere der beiden Rattengesicht mit seinem Gewicht auf den Boden, salutierte der andere Veldrin und half ihm hoch. Anscheinend hatte Koffin, der damit beschäftigt war, die unruhigen Zivilisten zu beruhigen, um Unterstützung gebeten. „Schon wieder einer, Sir?“, fragte der Hinzugekommene.
„Ja, aber diesmal hat er mich erwischt.“, antwortete Veldrin und besah sich seine Schulter.
Der Stich war nicht tief, nichts Ernstes. Der Wachsoldat wollte gerade etwas sagen, als plötzlich ein neuer Tumult losbrach und Koffin mit einem lauten Krachen gegen die Wand hinter sich gestoßen wurde. „Oh-oh, es geht schon wieder los“, sagte Veldrin und erhob sich.
Koffin war offensichtlich wütend und hatte seine Pistole gezogen. Schreie gingen durch die
Abfertigungshalle, und in der Menge blitzten ebenfalls Waffen auf.
Passen die Idioten am Eingang gar nicht mehr auf? Dachte Veldrin noch, als der Riese, der Rattengesicht festgenagelt hatte, aufsprang, seine Schrotflinte von der Schulter nahm und zur Schleuse, wo auch Veldrin und der andere Wachsoldat standen, zurückwich. Koffin zog sich ebenfalls langsam zurück, während immer mehr wütende, und vor allem bewaffnete, Ausreisewillige auf sie zukamen. Auch Veldrin zog seine Boltpistole, ebenso der Soldat neben ihm. „Keiner schießt!“, befahl Veldrin. Dann sprach er in sein Kom: „Zentrale, hier Veldrin, Schleuse 12-2, erbitte dringend Verstärkung, mindestens ein Trupp, Aufstandsunterdrückungsgerät.“
„Verstanden, Verstärkung in 5.“
5 Minuten. Schlecht. Veldrin überlegte, welche Optionen er hatte. Nicht viele, soviel stand fest. Wenn sie oder die Zivilisten das Feuer eröffneten, würden sie seine Gruppe spätestens dann erwischen, wenn sie nachluden. Außerdem bezweifelte er, dass sie genug Munition hatten, um alle auszuschalten, das waren immerhin an die hundert Männer, Frauen und Kinder, und die Hälfte hatte irgendeine Form von Waffe in der Hand. Glasscherben, Messer, ein paar rostige Pistolen. Vermutlich hatten sie Angst, in den Tiefen des Transportschiffes zu verschwinden und ausgeraubt zu werden. Die einzigen, die sich nicht aggressiv verhielten, waren die wenigen wohlhabenderen Bürger, die sehr wohl wussten, dass sie schnell zum Ziel der geballten Massenwut werden konnten, denn sie hatten vermutlich gültige Visa.
Plötzlich flog etwas durch die Luft, vielleicht eine Flasche oder ein leeres Glas. Es traf Koffin an der Schulter. Koffin war nicht verletzt, rastete aber nun endgültig aus. Er schoss wahllos mehrfach in die Menge, und auch die anderen beiden Soldaten eröffneten das Feuer. Veldrin ächzte und fing ebenfalls an zu schießen. Sie töten zwei Dutzend, bevor die Menge reagierte. Sie stürmten schreiend auf die vier Soldaten zu, die sie von der Schleuse trennten. Veldrins Waffe klickte, das Magazin war leer. Schneller und routinierter, als er je erwartet hätte, griff er nach einem neuen, rammte es in die Waffe und schoss wieder. Dann tönten Rufe und das Geräusch von Aufstand-Unterdrückungs-Schilden, die auf Körper prallten, von der anderen Seite der Halle. Dann das laute Knallen von Schrotflinten. Veldrin sah Körper, die von Schrotmuniton zerrissen wurden. Er sah Gliedmaßen durch die Gegend fliegen, und überall war Blut, so viel Blut. Sein Sichtfeld wurde rot, und er drückte blind den Abzug, lud nach, schoss weiter, bis auf einmal alles still war. Veldrins Blickfeld klärte sich wieder, vor ihm stand ein Sergeant in schwerer Körperrüstung, mit einer Schrotflinte in der Hand. Hinter ihm schlugen ein paar seiner Männer einen Überlebenden zu Tode. Der Sergeant sah kurz nach hinten, dann grinste er Veldrin an. „Ganz schöne Sauerei, was? Dämlicher Unterschichtabschaum, glauben tatsächlich, sie könnten hier einfach so eine Schleuse einnehmen. Aber wir ham’s ihnen gezeigt, was?“, sagte er in einem Tonfall, der Veldrin anwiderte. Der Sergeant drehte sich um und ging zu seinen Männern. Auf dem Weg dahin schoss er wahllos auf ein paar der Leichen, dann trat er einem Verwundeten den Schädel ein. Veldrin sah von einem toten Körper zum nächsten. Die Leichname waren grauenhaft verdreht, vielen fehlten Gliedmaßen, andere hatten große Löcher im Bauch, aus denen Blut troff. Veldrin sah benommen zu Koffin, der nur mit den Achseln zuckte und zwischen den Leichen hindurch zur Verstärkung ging. Die beiden anderen Soldaten begutachteten ebenfalls die Leichen, ihren Gesichtern nach zu schließen teilnahmslos. Plötzlich drehte sich alles um Veldrin, ihm wurde schwarz vor Augen. Dann musste er sich übergeben. Er übergab sich auf seine Hose, seine Rüstung, den Boden, einige der Leichen und Leichenteile auf dem Boden, und über seine blutbespritzten Stiefel. Er hob seine Boltpistole, zielte und drückte ab. Dann brach er zusammen.
+++Einsatzbericht: Aufstand an Schleuse 12-2/Anmerkung bzgl. Themon Veldrin+++
Kurz nach Beendigung des Einsatzes erschoss Sergeant Themon Veldrin unter Stresseinwirkung einen Kameraden. Eine eingehende psychologische Untersuchung ergab, dass er am sog. Vanaheim-Syndrom leidet, und daher die Kontrolle verlor. Er wurde wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen.
"Mehr zahlen muss ich außerdem! Eine Unverschämtheit ist das, ich will dieses verfluchte, überfüllte Drecksloch verlassen, eigentlich sollte man uns Geld zahlen, weil wir Platz machen!", unterbrach ihn nun der Mann seinerseits. Veldrin hatte allerdings schon genug, mit einer schnellen Bewegung hämmerte er dem Fettwanst seine rechte Faust ins Gesicht. Blut schoss aus der Nase des widerspenstigen Mannes und er ging sofort zu Boden. Einen Moment befürchtete Veldrin, zu fest zugeschlagen zu haben, doch der Mann stand schon wieder und schlich sich davon, vermutlich, um es an einer anderen Schleuse zu versuchen.
Es gab viele solcher Fälle, seit auf Ginger IV die ersten Warnungen von einer bevorstehenden Orkinvasion angekommen waren, und Veldrin und sein Trupp bewachten insgesamt fünf
Schleusen, an der täglich ein bis zwei Transfers auf Frachter oder Passagierschiffe abgefertigt wurden. Der Raumhafen war grundsätzlich brechend voll und die Hälfte der Anwesenden hatte entweder kein Geld, kein Visum, oder, so hatte Veldrin zumindest das Gefühl, wollte einfach nur Unruhe stiften. Der nächste in der Reihe war genau einer von der Sorte, der man Letztgenanntes zutraute. Ein Gesicht, das dem einer Ratte ähnelte, mit spitzer Nase und einem heimtückischen Blick. Veldrin öffnete den Mund, um nach dem Visum des Mannes zu fragen, in der Erwartung, irgendeine Ausrede zu hören, doch soweit kam es nicht.
Er sah das Messer nur einen Augenblick zu spät. Der Mann stach mit dem Messer in der Rechten nach seinem Brustkorb, und Veldrin duckte sich zwar, doch das Messer traf trotzdem. Zwar nicht die Herzgegend, dafür aber ausgerechnet zwischen der Schulterplatte und dem Brustharnisch seiner Armaplastrüstung. Der Mann zog das Messer heraus, um nochmal zuzustechen, doch er kam nicht weit; Zac Koffin, Veldrins Corporal, der mit ihm diese Schleuse bewachte, stand plötzlich zwischen seinem Sergeant und dem Angreifer. Er packte das Handgelenk des Mannes und drückte zu, sodass dieser das Messer fallen ließ. Danach schlug er Rattengesicht mehrmals in den Magen, worauf dieser keuchend zusammenbrach. Koffin trat noch einmal nach, als zwei weitere Sicherheitsleute an der Schlange vorbei auf sie zurannten. Während der größere der beiden Rattengesicht mit seinem Gewicht auf den Boden, salutierte der andere Veldrin und half ihm hoch. Anscheinend hatte Koffin, der damit beschäftigt war, die unruhigen Zivilisten zu beruhigen, um Unterstützung gebeten. „Schon wieder einer, Sir?“, fragte der Hinzugekommene.
„Ja, aber diesmal hat er mich erwischt.“, antwortete Veldrin und besah sich seine Schulter.
Der Stich war nicht tief, nichts Ernstes. Der Wachsoldat wollte gerade etwas sagen, als plötzlich ein neuer Tumult losbrach und Koffin mit einem lauten Krachen gegen die Wand hinter sich gestoßen wurde. „Oh-oh, es geht schon wieder los“, sagte Veldrin und erhob sich.
Koffin war offensichtlich wütend und hatte seine Pistole gezogen. Schreie gingen durch die
Abfertigungshalle, und in der Menge blitzten ebenfalls Waffen auf.
Passen die Idioten am Eingang gar nicht mehr auf? Dachte Veldrin noch, als der Riese, der Rattengesicht festgenagelt hatte, aufsprang, seine Schrotflinte von der Schulter nahm und zur Schleuse, wo auch Veldrin und der andere Wachsoldat standen, zurückwich. Koffin zog sich ebenfalls langsam zurück, während immer mehr wütende, und vor allem bewaffnete, Ausreisewillige auf sie zukamen. Auch Veldrin zog seine Boltpistole, ebenso der Soldat neben ihm. „Keiner schießt!“, befahl Veldrin. Dann sprach er in sein Kom: „Zentrale, hier Veldrin, Schleuse 12-2, erbitte dringend Verstärkung, mindestens ein Trupp, Aufstandsunterdrückungsgerät.“
„Verstanden, Verstärkung in 5.“
5 Minuten. Schlecht. Veldrin überlegte, welche Optionen er hatte. Nicht viele, soviel stand fest. Wenn sie oder die Zivilisten das Feuer eröffneten, würden sie seine Gruppe spätestens dann erwischen, wenn sie nachluden. Außerdem bezweifelte er, dass sie genug Munition hatten, um alle auszuschalten, das waren immerhin an die hundert Männer, Frauen und Kinder, und die Hälfte hatte irgendeine Form von Waffe in der Hand. Glasscherben, Messer, ein paar rostige Pistolen. Vermutlich hatten sie Angst, in den Tiefen des Transportschiffes zu verschwinden und ausgeraubt zu werden. Die einzigen, die sich nicht aggressiv verhielten, waren die wenigen wohlhabenderen Bürger, die sehr wohl wussten, dass sie schnell zum Ziel der geballten Massenwut werden konnten, denn sie hatten vermutlich gültige Visa.
Plötzlich flog etwas durch die Luft, vielleicht eine Flasche oder ein leeres Glas. Es traf Koffin an der Schulter. Koffin war nicht verletzt, rastete aber nun endgültig aus. Er schoss wahllos mehrfach in die Menge, und auch die anderen beiden Soldaten eröffneten das Feuer. Veldrin ächzte und fing ebenfalls an zu schießen. Sie töten zwei Dutzend, bevor die Menge reagierte. Sie stürmten schreiend auf die vier Soldaten zu, die sie von der Schleuse trennten. Veldrins Waffe klickte, das Magazin war leer. Schneller und routinierter, als er je erwartet hätte, griff er nach einem neuen, rammte es in die Waffe und schoss wieder. Dann tönten Rufe und das Geräusch von Aufstand-Unterdrückungs-Schilden, die auf Körper prallten, von der anderen Seite der Halle. Dann das laute Knallen von Schrotflinten. Veldrin sah Körper, die von Schrotmuniton zerrissen wurden. Er sah Gliedmaßen durch die Gegend fliegen, und überall war Blut, so viel Blut. Sein Sichtfeld wurde rot, und er drückte blind den Abzug, lud nach, schoss weiter, bis auf einmal alles still war. Veldrins Blickfeld klärte sich wieder, vor ihm stand ein Sergeant in schwerer Körperrüstung, mit einer Schrotflinte in der Hand. Hinter ihm schlugen ein paar seiner Männer einen Überlebenden zu Tode. Der Sergeant sah kurz nach hinten, dann grinste er Veldrin an. „Ganz schöne Sauerei, was? Dämlicher Unterschichtabschaum, glauben tatsächlich, sie könnten hier einfach so eine Schleuse einnehmen. Aber wir ham’s ihnen gezeigt, was?“, sagte er in einem Tonfall, der Veldrin anwiderte. Der Sergeant drehte sich um und ging zu seinen Männern. Auf dem Weg dahin schoss er wahllos auf ein paar der Leichen, dann trat er einem Verwundeten den Schädel ein. Veldrin sah von einem toten Körper zum nächsten. Die Leichname waren grauenhaft verdreht, vielen fehlten Gliedmaßen, andere hatten große Löcher im Bauch, aus denen Blut troff. Veldrin sah benommen zu Koffin, der nur mit den Achseln zuckte und zwischen den Leichen hindurch zur Verstärkung ging. Die beiden anderen Soldaten begutachteten ebenfalls die Leichen, ihren Gesichtern nach zu schließen teilnahmslos. Plötzlich drehte sich alles um Veldrin, ihm wurde schwarz vor Augen. Dann musste er sich übergeben. Er übergab sich auf seine Hose, seine Rüstung, den Boden, einige der Leichen und Leichenteile auf dem Boden, und über seine blutbespritzten Stiefel. Er hob seine Boltpistole, zielte und drückte ab. Dann brach er zusammen.
+++Einsatzbericht: Aufstand an Schleuse 12-2/Anmerkung bzgl. Themon Veldrin+++
Kurz nach Beendigung des Einsatzes erschoss Sergeant Themon Veldrin unter Stresseinwirkung einen Kameraden. Eine eingehende psychologische Untersuchung ergab, dass er am sog. Vanaheim-Syndrom leidet, und daher die Kontrolle verlor. Er wurde wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen.
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