Meister Nunien, Anführer der Kompanie Black Angels, schwang seine beiden Schwerter in schnellem Rhythmus. Die Black Angels schnitten sich durch die Gegner, wie einen Sense durch hohes Gras, und ernteten Blut. Schon seit dem frühen Morgen hetzten er und seine ihn begleitenden Kampftrupps hinter der Stabsabteilung des hiesigen Ketzer-Regiments und unzähligen Infanterie-Truppen her. Mit jeder Stunde wurde Nunien dabei aber auch frustrierter. Dieser Rebellen-Abschaum sah zwar noch aus, wie die imperiale Armee und war auch so ausgerüstet. Und am Anfang dieses Krieges hatte er auch noch so organisiert gekämpft. Aber dann war der Feind irgendwann in Unordnung geraten. Die Ketzertruppen hatten angefangen, ziellos anzugreifen oder sich aus Schlachten zurück zu ziehen, die noch nicht einmal richtig geschlagen wurden. Von da an hatte die Dunkle Bruderschaft nur noch leichtes Spiel.
Sicher, dass Imperium musste Ketzerei und Rebellion gegen das System bekämpfen, wo es sie fand und auch schon im Keim ersticken. Aber was die Black Angels jetzt hier taten, war ehrlos. Diese Gegner hatten einfach nicht die Qualitäten wirklich gefährlicher Bedrohungen für das Imperium und rechtfertigten nicht im Mindesten den Einsatz einer Kompanie Ordens-Krieger.
Nuniens meisterhafte Rüstung, einst goldglänzend und verziert mit den Darstellungen seiner Ruhmestaten und Siege, kunstvoll verewigt auf den verschiedenen Panzerplatten, war mittlerweile rotbraun von getrocknetem Blut und dreckigen Innereien von tausenden getöteten Männern. Nein, nicht Männer! Die hätten sich wenigstens gewährt und der Dunklen Bruderschaft ansatzweise einen Kampf geboten, der diese Bezeichnung auch verdiente. Meister Nunien hatte heute tausende Feiglinge nieder gemacht und sich mit ihnen besudelt. Nach der Schlacht würde er seine Rüstung mehrmals reinigen und segnen lassen müssen, um sie von der Schmach dieses Krieges rein zu waschen.
Genau, wie die beiden Klingen, die er führte. Vor Millennien geschmiedet, als der Orden noch jung gewesen war, waren sie seitdem von einem Kompaniemeister zum nächsten übergeben worden. Er dachte an die Geschichte der beiden heiligen Schwerter. An die glorreichen Schlachten und epischen Duelle, bei denen sie den Sieg herbei geführt hatten. Sie hatten Kreuzzüge entschieden und Dämonen gespalten! Und was trug er zu dieser glorreichen Geschichte bei? Er stach mit ihnen tausenden Feiglingen in den Rücken, weil sie vor ihm flohen, wie die Schatten vor dem Licht. Er metzelte sich durch den ehrlosesten Abschaum, den man aber auch nicht am Leben lassen konnte, weil er sonst weitere Systeme des Imperiums infizieren und verseuchen konnte.
Nunien würde dafür Sorgen tragen müssen, dass dieser elende Krieg möglichst schnell in den Archiven der Bruderschaft vergessen und begraben wurde, wenn er endlich vorbei war. Wütend schwang er die rechte Klinge und spaltete mit ihr drei Männer, die versucht hatten, ihn mit ihren lächerlichen Lasergewehren zu erschießen. Mit der linken schnitt er sich durch den Splitterschutz eines schweren Bolters und dem dazugehörigen Schützen, der dahinter Schutz gesucht hatte. Nunien schüttelte angewidert den Kopf auf der Suche nach lohnenderen Zielen. Es war einfach zu leicht, sie zu töten. Doch dieser unwürdige Krieg würde nun bald sein Ende finden. Seit zwei Monaten sehnten alle Black Angels das Ende herbei und nun fühlten sie, dass es bald soweit sein würde. Die Ordenskrieger wurden an anderer Stelle nötiger gebraucht. Wo man gegen echte Bedrohungen kämpfen musste. Gegen echte Feinde des Imperiums.
Neben sich hörte er das Fauchen eines Flammenwerfers, begleitet von den Schreien sterbender brennender Ketzer. Bruder Sebas hatte eine breite Schneise für Nunien und seinen Kommandotrupp geschaffen, durch welche die Black Angels nun schnell nach vorne stürmten. Vor ihnen lag nun das Ziel dieser Schlacht. Eine Bunker-Bastion, welche das Oberkommando der Ketzer-Regimenter beherbergen sollte. Wenn sie fiel, war der Krieg vorbei und der Feind geschlagen. Sie war der letzte Rückzugspunkt der Feind-Anführer. Jedenfalls war sie die logischste Wahl, um diese Vermutung zu stützen. Alle anderen Wehranlagen dieser Welt auf den verschiedenen Kontinenten hatten die Black Angels bereits geschleift und gesäubert. Nirgends hatten sie einen der Rebellen-Generäle gefunden. Und hier mussten sie sich endlich verstecken. Einige von Nuniens Veteranen-Sergeants hatten vorgeschlagen, die Bastion aus dem Orbit zu bombardieren, um endlich Schluss zu machen, mit dieser Schande. Doch Nunien hatte sich dagegen entschieden.
Zum einen, wollte er endlich den ehrlosen Anführern dieser Truppen von Feiglingen gegenüber stehen und sie persönlich zur Rechenschaft ziehen, für diesen ehrlosen Kampf. Zum anderen wollte er nicht, dass über die Dunkle Bruderschaft gesagt werden konnte, sie scheue sich, leichte Gegner im Kampf, Mann gegen Abschaum, zu bekämpfen. Nunien würde diesen schmachvollen Kampfeinsatz nicht noch ehrloser machen, weil er sich zu fein war, die Hände am Blut feiger Ketzer schmutzig zu machen. Diese Gegner waren unterster Abschaum, kaum besser als Kakerlaken. Und man schoss nicht mit Laserkanonen auf Kakerlaken. Nein, die zertrat man mit dem Stiefel. Und beim Imperator, Nunien würde alle Kakerlaken auf dieser Welt zertreten. Die Dunkle Bruderschaft versteckte sich nicht hinter Laserkanonen, wenn man den Feind auch mit dem Schwert töten konnte. Also kämpfte der Großteil der Kompanie nun die Schutz-Truppen dieser Bastion nieder, während andere Kampftrupps an anderer Stelle letzte versprengte Reste von geschlagenen Ketzerregimentern jagte. Alles nicht mehr benötigte Personal und Material zum Führen eines Krieges, hatte Nunien schon wieder auf die Ordensschiffe bringen lassen, um den baldigen Abflug aus diesem System vorzubereiten. Sie würden diesen Krieg beenden, so ehrlos und beschämend er auch war. Und sie würden ihn auf die einzige richtige Art beenden. Mit dem Schwert in der einen und dem Bolter in der anderen Hand. Mann gegen Abschaum!
Das laute Kreischen von Kettenschwertern und das feuchte Knacken von zerteilten Körpern mischte sich mit den Schreien der Sterbenden und dem Fauchen der wenigen Spezialwaffen, deren Einsatz Nunien erlaubt hatte. Mit ihnen wurden Fahrzeuge und Barrikaden zerstört oder Treibstoffbehälter zur Explosion gebracht. Ansonsten verschwendete die Dunkle Bruderschaft in dieser Schlacht keine einzige Boltpatrone mehr an die Ketzer. Es lohnte sich nicht. Wie die Wölfe über die Schafe fielen die Black Angels über ihre fliehenden Opfer her und ließen ihren ganzen Frust und Zorn an ihnen aus. Sie machten dem Namen Dunkle Bruderschaft alle Ehre. Die einzige die sie hier noch ernten konnten. Nunien hatte sich inzwischen in die Trance der Bruderschafts-Konditionierung gesteigert, in der er nur noch seinen Reflexen und Instinkten freien Lauf lies und sich nicht mehr weiter mit der Schmach und Würdelosigkeit seiner Feinde beschäftigte. Reagieren, Rennen, Töten, Schlagen, Abwehren, Rennen,...Die Black Angels agierten wie Maschinen, die Rohstoffe zu Produkten verarbeiteten.
Doch etwas stimmte nicht. Nuniens Bewegungen wurden langsamer. Etwas war anders. Seine Hiebe verloren an Kraft, als er sich träge wieder an die Oberfläche seines Geistes kämpfte und sich langsam von der Konditionierung löste. Um ihn herum gingen seine Brüder weiter ihrem blutigen Handwerk nach. Von Oben bis Unten mit dem Blut der Ketzer bedeckt, sahen sie aus wie Gestalten aus den dunkelsten Sagen. Böse Geister welche die Sterblichen Sünder heimsuchten. Es war zu einfach sie zu töten.
Ja, genau. Es war einfach zu Einfach! Es war eine Falle! Nunien blieb stehen und war schlagartig wieder im Geschehen. Seine Gedanken rasten und analysierten, während einer der niedergemachten Feinde langsam an seiner linken Klinge herab zum Boden sank, den er mit dem letzten Hieb aufgespießt hatte. Die anderen Gegner rannten weiter auf die Bastion zu und gaben nur vereinzelt gezielte Schüsse auf die Black Angels ab, um dann weiter zu fliehen. Aber flohen sie denn wirklich? Oder waren sie nur der Köder, um die Dunkle Bruderschaft in eine Falle zu lotsen? Sie flohen auf die große Bunker-Bastion zu. Ein lohnendes und vor allem logisches Ziel. War das etwa der Plan? Nunien öffnete den Gemeinschaftskanal.
„Kompaniiiieee,Haaalt!!!“, donnerte er in sein Helmkom, um sicher zu stellen dass ihn auch alle Brüder durch die Konditionierung hörten. Und fast augenblicklich erstarrten auch alle Black Angels bei ihrer jeweiligen Tätigkeit und ließen zu, dass sich ihre vermeintlichen Opfer von ihnen lösten.
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