WHFB Dregs für Mordheim

senex

Tabletop-Fanatiker
10. August 2001
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Hier hab ich den Job übernommen, ein Pärchen Dregs für eine Mordheimbande zu bauen. Mal sehe, ob ich wirklich so nah an die alten Designs rangehe, wie @Iron Guard das als Wunsch geäußert hat, oder ob das Leben sich mal wieder seinen etwas eigenen Weg findet.
Ich will hier mal ein paar Sätze zur Idee und zur Figur voranstellen und dann peu a peu ein paar Baufortschritte in Fotos und Text zeigen.

Der Große, Hintergrund
Er war immer ein großer Kerl gewesen, mit langen Beinen und einem kräftigen Körper. Ein Mann für harte Arbeit um deren Lohn ihn keine ungestraft betrügen würde und der sein Geld zumeist für Essen und natürlich Trinken ausgab ... bis zu dem Tag, als dieser verdammte Komet auf die Stadt krachte.
Glück im Unglück, er hatte wegen der bezahlbaren Unterkunft am Stadtrand gelebt und war so der größten Zerstörung und dem Tod entgangen.
Unglück im Glück, auch am Stadtrand wurden Häuser im Mitleidenschaft gezogen und ein ziemlich großes herabfallendes Stück Mauerwerk hatte ihn erwischt und sein rechtes Bein und seine rechte Schulter und seinen Nacken schwer in Mitleidenschaft gezogen, ein Balkenend hatte Kopf und Gesicht erwischt. Die Welt und er hatte nur noch wenig Verbindung miteinander.
Doch dann standen dieser düstere Fremde und ein paar Gestalten, die wohl zu ihm gehörten, vor ihm.
Er hörte in seinem schmerzenden Kopf im Wegdämmern nur undeutliche Satzfetzen "... bin heilkundig ... kann Dir helfen ... gehörst dann dem Herrn ... Fasst an!"
Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Keller auf einer Art Tisch und der Fremde hantierte mit seltsamen Dingen.
"... warst lange weg .... schwierig .... der Fuß ist Vergangenheit, aber das wirst Du überleben ..."
Nach einiger Tagen, beim nächsten Aufwachen eine andere Stimme:
" ... so wie du aussiehst, wirst du keine Freunde mehr finden ... da du mir dein Leben schuldest, bleibst du bei mir ....ich sorge gut für meine Leute ...."
Nach Wochen konnte er ertasten und in einer Spiegelscherbe erahnen, was aus ihm geworden war ... auch wenn sein Kopf irgendwie nicht so recht funktionierte und die Bilder etwas undeutlich blieben. Aber gut, es warm warm und ruhig im Keller und es standen immer Essen und Getränke bereit. Nur, wer war jetzt "der Herr"?

Die Figur
Ein großer Kerl dessen rechter Fuss durch eine Prothese (Holzbein an Overknee-Lederstiefel) ersetzt wurde, am linken Fuß ein normaler Schuh.
Ein kräftiger Oberkörper mit ordentlich Wampe, rechte Schulter/Nacken dezent bucklig verwachsen, Kopf etwas nach vorn verschoben angesetzt, aufgedunsen rundes Gesicht.
Ein einfacher Speer, der gleichzeitig als Gehhilfe dient, in der rechten Hand. Linke Hand evtl. mit Dolch, ansonsten kommt dieser an den Gürtel/in den Gürtel hinterm Rücken.
Kurzes Oberteil bis zum Gürtel, danach enge Hose.
Da Dregs etwas verschroben aussehen dürfen, kann mann die eine oder andere dezente Asymmetrie in Kauf nehmen, soweit sich nicht bei abschließenden Drübersculpten ausgeglichen wird.

Material:
20 mm Eckbase
Beine, Armee aus dem Gußrahmen Imperiale Miliz
Oberkörper von den Chaosbarbaren, entchaotifiziert
Der Speer wird aus der Hellebarde des Milizgußrahmens gemacht.
Das Gesicht wird vermutlich gestampt, ich hab da schon eine Vorlage im Auge.

Bilder
Zwei Beinpaare, geteilt mit der Laubsäge, weil ich von einem Paar den Stiefel des einen Beins will und den des anderen Beins nicht, dafür aber die Position des dritten.
Dreg_1.jpg

Der Oberkörper wurde von etwas Gurtzeug und dem Chaossignet am Bauch befreit und an der Hüfte um 1 mm gekürzt
Das Bein mit Stiefel hat den Fuß verloren und statt dessen einen Holzstumpf erhalten. Der Necromant ist auch als Prothesenmacher seiner Zeit weit voraus.
Beide Beine sind am Gürtel ca 1mm gekürzt und werden mit ca. 2 mm senkrechtem Abstandshalter zusammengesetzt, um zum großen Oberkörper zu passen.
Die Pose des rechten Beins soll etwas "ungeschickt" wirken.
Die beiden Kürzungen sollen verhindern, dass die langen Beine und der für Menschen eigentlich etwas zu große Oberkörper die Figur insgesamt zu groß werden lassen.
Dreg_2.jpg

Von hinten sieht man Abstandshalter (Hüfte, Gesäßmitte, Ferse) und die aktuellen Lücken besser.
Dreg_3.jpg
 
Ich war nicht untätig, so dass ich neue Bilder zeigen kann.
Zuerst hab ich die gröbsten Löcher geschlossen und schon mal mit dem pre-Finish vom Bauch angefangen.
Das Gesicht des Großen sollte nicht gerade ein Ausbund an Intelligenz und männlicher Eleganz werden.
Da ist mir dieser Mönchstyp aus dem Mordheim "frenzied Mob" in den Sinn und die Finger gekommen.
Dreg_4.jpg

Der würde auch selbst direkt als Dreg passen.
Die vordere Kopfhälfte wird mit Instant -Sil-Blue abgeformt. (Geniales Zeug, hätte ich das mal 45 Jahre früher gehabt...)
Ich hab das Abformen mal zeigbar gemacht:
Dreg_5.jpg

Beim Abformen sollte man schön darauf achten, die Form sorgfältig auszusculpten. Ich mach da immer erst eine dünne Schicht Material rein, die ich mit Kugeltool o.ä. intensiv gegen die Form drücke, damit auch spitze Löcher (hier dann die Nase) schön ausgefüllt werden.
In den Abformling wird bereits ein Verbindungsstift reingesetzt, da muss man später in dem Fitzelteil nicht rumbohren und kleben.
In Rohform sieht der abgeformte Halbkopf am Rumpf dann so aus.
Dreg_6.jpg
Dreg_7.jpg

Bei Material hab ich jetzt gewechselt, Löcher usw. fülle ich meist mit Magic Sculp, die Oberflächen mache ich dann gern mit procreate. (Noch mehr so geniales Zeug ....)
 
Oh ihr tapfer hoffenden Iron Guards ?
Da will ich mal wieder ...


Die Kleine, Hintergrund
Sie kam wohl aus dem Norden, von den Ufern der Krallensee. Das konnte man hören.
Sie hatte etwas fremdartiges an sich und das Leben war nicht gut zu ihr gewesen. Das konnte man sehen.
Sie war war kein guter Mensch, ein ganzer Mensch war sie ohnehin nicht*. Das merkte ihre Umgebung früher oder zu spät.

Niemand wusste, was sie so weit nach Süden gebracht hatte. Da ihr nichts an der Gesellschaft von Menschen lag, war es ihre naheliegende Wahl, sich in Mordheim einer nicht mehr ganz menschlichen Bande anzuschließen und all die seltsamen Aufträge von deren „Herrn“ zu erledigen, für die die übrigen Bandenmitglieder nicht mehr schlau oder geschickt genug waren.
Auch wenn sie nicht so groß wie andere Gefolgsleute war, so war sie doch überraschend kräftig und zäh. Einen Dolchstich, gern von hinten, platzieren oder eine Hirnschale mit ihrer Keule zertrümmern, das konnte auch sie. Die Zombies in der Bande liebten letzteres und wurden schnell zutraulich und begannen, ihre Versorgerin zu beschützen.
Seit sie in Mordheim war, verbarg sie ihr fremdartiges Gesicht nicht mehr, auch um unfreundlich gesinnte Gegenüber zu verunsichern.
Ihre Hände jedoch waren eine andere Sache. Die waren ihr zuwider, so dass sie stets dicke Handschuhe trug.

*Man munkelte, nur leise und nur hinter ihrem Rücken, davon, dass ihre Großmutter 9 Monate nach einem Überfall auf ihr Fischerdorf die Mutter der Kleinen zur Welt gebracht hatte. Man konnte sich niedarauf einigen, ob die Raider Dunkelelfen oder Barbaren vom anderen Ende der Krallensee gewesen waren, ihre Gesichtszüge sprachen für die erste Alternative, ihre Mörderpranken für die zweite.

Die Figur
Eine weibliche Figur, die vergleichsweise eher schmächtig wirken darf. Dem Großen wird sie knapp über die Schulter reichen.
Die Fremdartigkeit soll nicht durch offen sichtbare anatomische Verzerrungen vorgezeigt werden,sondern gemäß Beschreibung durch Gesicht und Handschuhhände erzeugt werden.
Langer Pferdeschwanz.

Die Kleine wird einen Dolch führen, der etwas anders als ein normales Messer sein wird. Vermutlich ein abgebrochenes, dann umgearbeitetes Schwert mit etwas erhalten gebliebenem Griffschutz.
Dolch rechts, mit sowas wird ja immer gern herumgefuchtelt.

Daneben kommt eine Keule zum Einsatz, nicht so ein Riesending, sondern in ihren Ausmaßen zur „Damenkeule“ reduziert.
Keule links, über der Schulter ruhend … ich wollte da von dem alten Schema „alle Waffen bedrohlich vorzeigen“ weg.

Material
Ich habe keine Frauenfiguren im Fundus(zumindest wollte ich keine Mordheimschwester opfern).
Wer trägt hier sonst noch Kleider? … die ollen Monopose-Bretonen, die noch bei mir rumgammeln.

Also die Zierschildchen weghobeln, das Kleid in Ordnung bringen und ein paar Schadstellen einbringen.

Ich habe, ähnlich wie bei „Großen“ ein Gesicht repliziert, Vorlage war ein alter Dunkelelfe. GS-Form, procreate abformung. Ich habe das Gesicht schon vor dem vollständigen Aushärten aus der Minimalform geholt und die Augenbrauenpartie sowie die Jochbeine etwas entschärft, um optisch etwas in Richtung „Halbsonstwas“ zu kommen.

Bilder
Bretonenkorpus, schon behobelt und erster Mottenfraß im Kittel.

BretoVorngehobelt.jpgBretoBackgehobelt.jpg
Gesichtslieferant (Wer weiß, wo der herkommt? Das Material und der Stil erinnern mich an die alten Heroquest-/Claymore-Saga-Zeiten.)
alterElf.jpg
 
So, jetzt konnte ich die tolle Geschichte lesen und entsprechend würdigen. Du beherrscht wirklich dichtes Storytellling und ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung! 😍

Die Hoffnung stirbt hier also defintiv zuletzt und ich richte mich gedanklich darauf ein gleich mehrere wirklich einzigartige Dreggs bemalen zu dürfen im Laufe des Jahres.
 
Thx @Arellion, Talisman hatte ich gar nicht auf der Rechnung, aber das passt von Stil/Zeit her.

So, mal was aus der old school Werkstatt.?
Abformung mit Green Stuff (egal bei wem gekauft?)
Kleine_form.jpg
Die Abdruckform ist nur 7mm mal 8 mm groß, dünne Wandungen (etwas über 1 mm), weil ich A) mit der Form relativ weit um das Gesicht herumgehen (hab die Ohren fast komplett miterwischt) und deshalb die Formwände nach dem Aushärten noch bewegen können will, um etwaige Unterschneidungen ohne Bruch oder Brösel zu lösen.
B) will ich zudem die Kopie ja im nicht ganz ausgehärtet Zustand rausholen, um sie noch etwas zu verändern. Das geht besser, wenn ich dabei zuerst die Formwände etwas von der Kopie abziehen kann. Dann haftet die Kopie nicht mehr so stark in der Form und kann auch noch relativ weich ohne Probleme herausgelöst werden. Meistens jedenfalls, heute tatsächlich im ersten Lauf.

Kleine-kopf-dolch.jpg
Gesicht auf Körper gestiftet, der ggü. dem Original geänderte Winkel der Augenbrauen dürfte erkennbar sein.
Die Lücken im Kleid sind GS gefüllt und werden dann ProCreate angearbeitet.

Exkurs: Wie man ganz klar sieht, bin ich auch nur ein schwacher Mensch.?
Hin und wieder (eigentlich öfter mal) treibt es mich zum übernächsten Schritt, weil der so viel interessanter ist, als die vollendete Ausarbeitung des vorletzten Schrittes.
Mein pile of shame besteht aus etlichen unvollendeten sculpts, die ich zur Seite gelegt habe, nachdem eine für mich spannende Teillösung geschafft war. Da war ich dann happy, nachdem ich wusste wie das gemacht wird und dass ich das hinbekomme und hab mich gar nicht erst zu repetitiven Tun verleiten lassen.

Manchmal hat das aber auch Vorteile. Ich kann das Objekt hier in mehreren Aufbauphasen zugleich zeigen und manchmal kommt so sogar noch eine Idee dazu. Bei dem Kleid etwa hat mich die noch unvollendete Unterkante animiert, noch ein paar zunächst ungeplante Stoffschäden einzubauen.
In etwa so, als habe der Stoff am Saum dort gelitten, wo beim Gehen immer der Schuh dagegenstößt.