WHFB Ein Lied vom Krieg

the_lifeless

Aushilfspinsler
10. Januar 2007
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Moin Moin,

Nachdem ich dieses Forum nun einige Zeit als teilnahmsloser Betrachter beobachtet habe habe ich mich schließlich entschlossen, den steinigen Weg der Registrierung zu gehen und da bin ich.

Zum Einstand möchte ich euch den Beginn einer längeren Erzählung vorlegen, an der ich schon länger schreibe. Da diese erzählung bis auf das genre so gar nichts mit warhammer zu tun hat dachte ich mir, wäre das off topic der beste platz dafür, sollte ich mich geirrt haben bitte verschieben,
so, nu aber:

Ein Lied im Wind


Prolog

Im Licht der untergehenden Sonne färbt sich der Schnee an den Ufern des Ymstric blutig rot, Schilf wiegt sich sanft im Wind, der Schwaden von wirbelndem Weiß wie Nebel über die winterlichen Wiesen treibt. Der Fluss selbst, ein Band aus Eis windet sich zwischen geschwungenen Hügeln, dunklem Tannengehölz und schneeweißen Auen hindurch. Jenseits der Ufer sammeln sich gleich einem pochenden Geschwür Tausende winziger Gestalten. Ein klagender Ruf hallt durch das weite Tal, als das Heer der vereinten Fürstentümer des Westens beginnt sich in Bewegung zu setzen. Unter Stiefeln und Hufen knirscht der Schnee, aus den Wäldern dröhnt der Widerhall von Trommeln und der Atem des Winters trägt geisterhafte Stimmen heran. Es scheint als ächze die gefrorene Erde selbst unter der Last des Krieges und im Wind vermag man schon das Tosen der Schlacht zu erahnen. Alles scheint so unwirklich, so fern. Als ob nicht ich es wäre, der in den Tod reitet. Rollendem Donner gleich, laut wie das Lachen schadenfroher Götter setzen die schwer gerüsteten Ritter, der Glanz und die Krone der Kriegsmacht der Reiche der Menschen zum Sturm an. Dann beginnt es, die Welt versinkt in einem Meer des Grauens und die blutigen Wogen schlagen mit ohrenbetäubendem Lärm über mir zusammen. Während der Tod reiche Ernte hält, unter ihnen wie unter uns. Nach einer Ewigkeit im Wahnsinn der Schlacht vergisst man die Welt, es zählt nur noch der Augenblick, jeder Atemzug ist Leben, es brennt in meinen Lungen, lässt meine Augen tränen und meine Hände ertauben. Ich verliere mich in einem Sturm von Stahl, verliere mein Banner aus den Augen, ich töte, ich lebe, reite sehenden Auges in mein Verderben. Zum Krieger geboren, habe ich gelebt mit dem Schwert an meiner Seite. Und in diesem einen Moment sehe ich mit einer Klarheit, wie sie nur die reine, schneidend kalte Luft des Winters tragen kann, dieser Tod war immer für mich bestimmt, denn mein Leben war der Krieg. ....War das Alles?
Ich höre ihre Stimme. Ich kann sie vor mir sehen, Tränen glänzen in ihren Augen, als der Krieg mich von ihr reißt. Nur noch einmal will ich sie in den Armen halten, nur einmal noch in ihre Augen sehen. Ein Lächeln kräuselt meine vergitterten Lippen, als gefiederter Tod mich trifft. Ich spüre noch, wie ich vom Pferd sinke, mir ist kalt, so kalt. Der Winter kriecht in meine Glieder und die Welt verstummt für einen Augenblick, schweigt nur für mich. Dann umfängt mich Schwärze mit samtenen Fingern, während ich hinübergleite in die Welt der Träume. Mein Name ist Galaher von Sturmfels und dies ist das letzte Mal, dass ich die Sonne sehe.
***
Seit Stunden schon ist das letzte Licht eines blutigen Tages im Westen versunken, und die Nacht legt barmherzig ihr silbernes Leichentuch auf die Ufer des Ymstric. Ein Meer von Leibern, Mensch und Ungeheuer gleichermaßen bedeckt die mit Blut getränkte Erde. Schneeflocken wirbeln im Wind und lassen sich hier und da nieder. Die Schreie der Sterbenden hängen in der Luft, bis sie auf den Schwingen schwarzer Todesboten in die Ferne fliegen. Inmitten dieser eisig kalten Hölle öffne ich die Augen. Meine Beine kann ich nicht mehr spüren und die Arme kaum bewegen, jeder Atemzug schmerzt,... ich sterbe. Doch noch lebe ich. Feuer brennt in meinen Lungen und aus meiner Brust ragt ein dunkler Schatten. Ich will schreien, doch der Wind reißt kaum mehr als ein blutiges Flüstern von meinen Lippen. Dann ein Flattern, das Schlagen schwarzer Schwingen, Augen finster wie die Dunkelheit zwischen den Sternen. „Bist du sein Bote?“ meine Stimme ist nurmehr ein rotes Krächzen und ich spüre warmes Blut auf meinen Lippen. Kaum ein Wort bringe ich hervor, doch er versteht diese Sprache, denn es ist die seines Herrn, es ist die Sprache von Aas und Krähe, eine Sprache von Leid und Tod. „Weshalb ich? Ich will nicht sterben, nicht jetzt, nicht hier, nicht so.“ Krämpfe reißen mir die Worte von der Zunge, ich spucke Blut und winde mich in einem Körper, der nicht mehr der meine ist.
Der Schnee ist rot von meinem Leben, das langsam in die Erde sickert, während die Wolken aufbrechen und sanfter Silberschein vom Himmel herabfließt. Ich blicke ihm in die Augen, Punkte von finsterschwarzer Helligkeit. Den Kopf geneigt und mich betrachtend sitzt er dort, schweigt und wartet. Er ist nicht der einzige, wie schwarze Maden wimmeln sie zwischen toten Leibern, beißend und hackend, schreiend und wartend. Ich brülle ihm verzweifelten Hass entgegen, doch er hüllt sich in Schweigen wie in einen düsteren Mantel. Erbarmungslos sieht er aus kalten, schwarzen Augen meine Kräfte schwinden. Mit Eiseskälte, wie sie nicht einmal der Winter des hohen Nordens trägt, wenn er in heulenden Stürmen über das Land fegt wächst in mir eine Gewissheit, dies ist das Ende. Doch gerade, als alle Hoffnung schwindet höre ich eine Stimme, sie ruft einen Namen, "Galaher". Meinen Namen, wenn ich nur lange genug lebe wird man mich finden, wird mich den hungrigen Rabenklauen noch einmal entreißen. "Ich weiß, meine Zeit ist gekommen, noch ehe erster Morgenschein die Wälder küsst. Doch lass mich dir noch eine Geschichte erzählen. Es ist nicht meine Geschichte, doch ich liege hier, weil geschah, was geschehen ist, sie ist ein Teil der meinen, so wie Alles ein Teil von Allem ist." Wieder kriecht der Winter in meinen Geist, wühlt mit kalten Knochenfingern durch meine Gedanken. „Warte“ Es ist nur ein Keuchen, dem von zitternden Lippen Form gegeben wird, doch er versteht die Worte, die ich sage. Ich beginne zu erzählen, es ist eine Geschichte, die ich nie beenden werde, denn der Morgen nähert sich auf Sonnenschwingen, schon wird es hell am Horizont. Ich beginne zu erzählen, eine Geschichte, die ich nicht beenden kann, denn sie hat kein Ende, noch nicht. „Es begann in einer stürmischen Nacht …“

***

copyright by me, änderungen vorbehalten

bei interesse kann ich auch weitere auszüge posten, auch über Kritik wäre ich sehr erfreut

the_lifeless
 
Finde ich sehr schön - vorallem die Landschaftsbeschreibungen etc. gefallen mir.
Nervig ist der Ich-Erzähler, aber gut... isn Lied. (Nimm doch ma auf und lad hoch *hust* ^^)

Hätte die Geschichte aber trotzdem eher ins WHF-Story-Forum gepackt... im Off-Topic wird sie wahrscheinlich kaum beachtet.^^
 
haha, endlich antworten, schön, dass es gefällt

das mit dem verschieben ist ja auch nichts, was sich nicht nachholen ließe oder *admins mit bettelblick anckuck* 🙄

zur geschichte: die sache mit dem ich erzähler ist eigentlich nach dem prolog gegessen, denn von da an setzt der personale ein, sollte den leser zu beginn nur ein wenig verwirren: "wie, der ich erzähler stirbt?"
obwohl, eigentlich zeichnet sich die sterbeszene ja schon früh ab. von anderen habe ich eben den kommentar bekommen, dass gerade der sprung vom unpersönlichen in die identifikationsfigur, ich erzähler dem prolog etwas gibt.

zum beweis, der beginn des ersten kapitels:

1. Kind des Winters

Heulend fuhr der eisige Wind durch die Burg von Winterfels, wisperte zwischen den Mauern, schrie zwischen den Türmen, zerrte an den schweren Bannern und rüttelte an den verschlossenen Fensterläden. Aus einem Spalt im Holz drang ein schmaler Lichtstreifen. Von drinnen hörte man immer wieder schmerzerfüllte Schreie, es war die Frau des Markgrafen, die mit dem Wind um die Wette brüllte. Sie lag in den Wehen, seit langen Stunden schon und ihre Schreie hallten, so schien es schon seit einer Ewigkeit durch die düsteren Gänge des alten Gemäuers. Vor der Tür zu ihren Gemächern ging Mordrac, der Graf der Frostmark unruhig auf und ab, man hatte ihn aus dem Raum geschoben, als die Wehen sich ankündigten und nun harrte er ungeduldig des Moments, an dem er seine Frau wieder sehen und seinen dritten Sohn in den Armen halten konnte. Die anderen Beiden lagen schon in den Betten, konnten jedoch bei den Schreien der Mutter keinen Schlaf finden, und so warteten sie, wie der Markgraf, und die Ritter, wie die Edlen und das Gesinde darauf, dass die Ruhe einkehrte, die neues Leben verhieß. In den letzten Stunden vor Sonnenaufgang, als sich schon ein heller Streifen im Osten zeigte endeten die Schreie, und eine unheimliche Stille legte sich über die Burg, gespannt wartete man auf einen letzten Schrei, den einer neuen Stimme, doch es blieb still. Schließlich, hörte man das Krachen einer Türe, als Mordrac sich gewaltsam Zutritt zu seinen Gemächern verschaffte, das Schweigen hatte sich in seine Gedanken gefressen und in Sorge um das Wohl seiner geliebten Deirdre hatte er die Tür aufgerissen. Drinnen lag im Schein unzähliger Kerzen seine Frau, das Gesicht so bleich wie der Tod selbst, doch um ihre Lippen spielte ein glückliches Lächeln. In ihren Armen lag ein kleines Bündel, darin ein Knabe von unweltlicher Schönheit, die Haut blass, das dünne Haar von glänzendem Silber und die Augen dunkel blitzend wie Amethyst lächelte er dem Vater entgegen. Eine Stimme löste sich aus dem Schneegestöber, und kroch in das Zimmer. Mordrac von Winterfels, Graf der Frostmark spürte Furcht in sich aufsteigen, sie fraß sich bis in seine Knochen und bohrte sich in seine Gedanken. Die Stimme wisperte Tod und Trauer, viele Winter waren vergangen, seit er diese Worte hörte, doch nun musste sehen, wie Wahrheit wurde, was einst nur ein fiebriger Alptraum gewesen zu sein schien. Eine Angst erwachte tief in seiner Seele, dort am finstersten Ort seines Wesens, wo er sie begraben und vergessen hatte…

selber text wie oben
ahja, und inwiefern nervt galaher denn, ist ja nicht so, als ob das in stein gemeißelt wär

the_lifeless
 
Hy,

für Leute (wie mich) die gerne und viel lesen ist das meiner Meinung nach ein gut geeigneter Text, die Geschichte ist schön und der Wechsel der Perspektive ist irgendwie intressant.

Die meisten Leute allerdings bevorzugen kurze Sätze mit klarer Aussage und im Falle dieser Geschichte kann ich eigentlich nur bemängeln das es so unheimlich viele Wie-Worte gibt die jeden Aspekt des Satzes beschreiben das es schon fast unglaublich ist. Wenn du jedes dritte Wie-Wort streichst (wo es Sinn macht) dann wird der Text flüssiger und leichter zu lesen.


<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Im Licht der untergehenden Sonne färbt sich der Schnee an den Ufern des Ymstric blutig rot, Schilf wiegt sich <strike>sanft</strike> im eisigen Wind, der Schwaden pulvrigen Schnees wie <strike>weißen</strike> Nebel über die <strike>winterlichen</strike> Wiesen treibt.[/b]

7 Wie-Worte und das is der erste Satz. Ohne den Satzbau zu ändern schlage ich dir folgende Dinge vor zu überdenken, weil es sind noch immer Wie-Worte in dem Satz und nicht grade wenige.
Das "sanft" ist wie alles was Schreiben angeht Geschmackssache, bleibt das "sanft" sollte aber das "eisig" gehen wenn wie sonst ist in der Regel der Wind im Winter wenn nicht eisig?! Das "untergehende" finde ich etwas unpassend da kann man eine Sache anwenden um den selben Sinn pregnanter und kürzer zu beschreiben zum Beispiel statt "untergehender Sonne" einfach "Abendsonne", du eleminierst ein Wie-Wort und zack, flüssigerer Satz. Pulverschnee verliert nicht seine Farbe wenn er wie Nebel zerstäubt wird, er bleivt weiß, das weiss jeder, also lass es weg und das bei Schnee die Wiesen winterlich sind... tropisch oder saftig grün wird sie sich eh keiner Vorstellen.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Der Fluss selbst, ein Band aus Eis windet sich zwischen <strike>sanft</strike> geschwungenen Hügeln, <strike>dunklem </strike> Tannengehölz und schneeweißen Auen hindurch. Jenseits der Ufer sammeln sich gleich einem <strike>pochenden</strike> Geschwür Tausende winziger Gestalten[/b]

Der zweite und dritte Satz: Es ist meiner (bescheidenen) Meinung nach schon sehr klar was du meinst, lass den Leser sich selber seine Welt vorstellen, gib ihm Anreize aber setz ihm nicht ein ganzes vor.
Du musst mit dem (intressierten) Leser eine (harmonische) Symbiose eingehen, du, der ihm den Ball ans (geöffnete) Herz legt und er, der die Zeilen liest und im Kopf Bilder dazu formt.

Wie du an meinem Satz oben siehts kann man, wenn man will, Wie-Worte einbauen aber es muss nun wirklich nicht sein. Der Sinn muss rüberkommen, der Leser identifiziert sich auch mal gerne mit einer Figur oder stellt sich eine Landschaft so vor wie er sie aus der Kindheit (Jugend) kennt. Diktierst du ihm zu viel vor kann das ermüdend und nicht fordernd genug sein. Wenn du mir im Detail einen Ork beschreibst den ich mir lieber als HdR Ork vorstelle dann stecke ich in einem Konflikt zwischen meiner Vorstellung und deiner Beschreibung, das ist schonmal schlecht für den Leser der dann evtl. keine Lust hat weiter zu lesen und schlecht für dich weil deine Story nicht gelesen wird obwohl du dir Mühe gegeben hast.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Ein klagender Ruf hallt durch das <strike>weite</strike> Tal, als das Heer der vereinten Fürstentümer des Westens beginnt sich in Bewegung zu setzen. Unter Stiefeln und Hufen knirscht der Schnee, aus den Wäldern dröhnt der Widerhall von Trommeln und der Atem des Winters trägt geisterhafte Rufe heran[/b]

Schön. Ich war begeistert nicht "schwere Stiefel", "weißen Schnee" und "eisige Atem" gelesen zu haben denn all das habe ich mir selber vorgestellt. Das "weite" kann eigentlich bleiben stört aber den Lesefluss ein wenig (wie jedes Wort das zu viel ist). Die Frage die du dir Stellen solltest ist folgende: "Wie kann ein Tal in der Regel sein?" Sollte die Antwort darauf so sein das es nicht von der Norm abweicht oder nicht problemlos aus dem Sinn des Text herausinterpretiert werden kann dann lass es einfach zugunsten der kompaktheit weg. Das "vereinte" würde ich evtl auch weglassen kommt drauf an ob das wichtig ist/wird oder ob man das später nicht sowieso erwähnen muss das die vereint sind. Wichtig hierbei ist auch den Unterschied zu sehen, besteht das Heer aus Soldaten der (vereinten) Fürstentümer und ist das normal so das die Fürstentümer ein gemeinsames Heer haben oder hat jedes Fürstentum ein Heer gesendet und sie sind gemeinsam losgezogen (dann wäre auch das Plural nötig)? Wenn es so sein sollte würde das vereinte besser vor das Wort "Heer(e)" passen da es ungewöhnlich ist das Füstentum A und Fürstentum B sich Soldaten teilen. Zugleich deutest du dann auch an, das die Füstentümer zusammen arbeiten und schonmal nicht verfeindet sondern verbündet sind. Kann es sein das die Füstentümer sich irgendwann vereint haben und dann auch die Soldatenheere? Man kann sich viele Gedanken machen wenn man so einen Satz und das Wie-Wort liest, man bildet sich ein Bild von deiner Welt in der es entweder ein vereintes Fürstentum mit einer Armee, oder viele Fürstentümer mit einer vereinten Armee oder viele kleine Fürstentümer die sich zu einem Fürstentum mit nur einer Armee vereint haben geben kann. Solche Informationen sollten klar rüberkommen denn das scheint mir in einem Lied über Krieg wichtig zu wissen wer mit wem, wogegen vorgeht.

Oh und eine Frage: Sind es 2 verschiedene Rufe oder ist es einer? Nehme an es ist ein Ruf der vom Heer ausgeht und einer den das Heer hört. Sind die Rufe beide unwichtig würde ich einen weglassen, ist einer wichtig würde ich den der weniger wichtig ist evtl. das Wie-Wort streichen oder den anderen wichtiger erscheinen lassen. So scheinen mir beide gleich wichtig.

So das wars von mir, ich hoffe du bist nicht enttäuscht oder so. Wenn ja lies meine Signatur und sich dir was davon aus denn ich bin nur ein einfacher Hobbyleser der eigentlich keine Ahnug von Schriftstellerei hat.
Meine Aussage sollte ja rübergekommen sein, kill die Wie-Worte und es ist nicht nur eine gute Geschichte (ich finde sie wirklich schön) sondern auch eine die die Phantasie des Lesers anregt und flüssiger zu lesen ist.

Mfg und viel Spass beim Schreiben weiterhin!
 
hmmja, eine gewisse Neigung zu hypotaxe und übermäßigem gebrauch von adjektiven ist mir auch während meiner schulzeit schon unterstellt worden, wahrscheinlich zu Recht und ich gelobe besserung

naja, danke erstmal für den ausführlichen kommentar, mal sehen, vielleicht komm ich ja demnächst dazu, das ganze ein wenig zu entschlacken, man will ja schließlich seinen schreibstil verbessern.

zum eventuell irreführenden threadnamen: mein vorhaben, liedfetzen in die geschichte einzuflechten, und diese als auktoriales element zu verwenden ist noch im reifen begriffen, soll aber sobald ich zeit finde und mich die muse tritt verwirklicht werden.

zum Heer der "vereinten Fürstentümer des Westens", es war beabsichtigt, einfließen zu lassen, dass was am Ymstric geschieht ein Sonderfall ist, und nur die prekäre situation die Fürsten des Westens dazu bringt, sich unter einem banner zu scharen. Denn seit mehr als zwei Jahrhunderten hat "Meadharchainn" schon keinen König mehr und ist vielmehr ein loser Bund sich oftmals befehdender Adeliger. Wobei auch ein "vereintes Heer der Fürstentümer des Westens" passen würde. lass ich mir auf jeden fall mal durch den kopf gehen.

der ruf, höhö ja, da hab ich wol ne irreführende wiederholung übersehen, danke noch mal, dass es sich bei dem ersten um ein Horn handelt war eigentlich ausführlich darzustellen so nicht beabsichtigt, da sich in galahers situation eindrücke zu einem unwirklichen ganzen vermischen, beim zweiten, also den "rufen" werden wahrscheinlich die truppenführer befehle ausgeben, ihren truppen mut machen usw. wahrscheinlich werd ich den ersten ruf anders bezeichnen müssen.

the_lifeless
 
Also nachdem ich die Geschichte ja schon kenne, kann ich blos nochmal sagen
dass ich sie ziemlich cool find und dass du endlich mal weiterschreiben sollst.
Ansonsten bin ich ja froh dass dus endlich auf die Reihe gebracht hast dich anzumelden,
hat ja wirklich lang genug gedauert.
Als letztes bleibt mir noch zu sagen, deine Wortwahl und dein Satzbau sind schon, wenn man dich
so sprechen hört ziemlich heftig, aber deine ersten geschriebenen Einträge sind echt abartig (ist jetzt nicht unbedingt negativ gemeint 😉 ) (was zur Hölle is ne Hypotaxe?! Ich bin realschüler verdammt!)

der Harlequin
 
Ich sehe das ganz anders, als der Reverend.
Ich finde die "Wie-Worte" - allgemein auch als Adjektive - bezeichnet, ganz und gar nicht unangemessen.

Wenn man wie vorgeschlagen so viele Adjektive entfernt, wird das Lesen nicht angemessener, sondern mMn etwas weniger anspruchsvoll... was manchen vllt eher liegt - ich will nur sagen, ändere deinen Schreibstil nicht aufgrund der Meinung eines einzelnen Lesers.... erst wenn viele sich beschweren, sollte man sein Konzept mal überdenken.

Nur mal punkto >Überflüssigkeit< (meiner Sicht nach):

Im Licht der untergehenden Sonne färbt sich der Schnee an den Ufern des Ymstric blutig rot, Schilf wiegt sich <strike>sanft</strike> im eisigen Wind, der Schwaden pulvrigen Schnees wie <strike>weißen</strike> Nebel über die <strike>winterlichen</strike> Wiesen treibt.

sanft: An sich kann man sich vorstellen, wie sich Schilf wiegt, doch stürmt es regelrecht und der Schild droht zu knicken, oder wiegt er sich nur sanft -> der Wind ist nicht stürmisch sondern nur lau.

Weißen: Ja, natürlich... aber ist der Schnee matschig grau wie gewöhnlicher Nebel, oder wirklich weiss? An sich hast du recht, dass man es nicht unbedingt braucht, aber es unterstreicht die Wirkung - und bedenke auch, es handelt sich hierbei um eine Art altertümliches Gedicht/ Lied...ein Epos... mittelalterliche Dichterübertreiben alles, um mit ihrer Redekunst ner hübschen Dame zu imponieren. 😛

winterlich: an sich weiss man, dass die Wiesen winterlich sind, aber es unterstreicht die paradoxe Wirkung, der idyllischen Landschaft mit der blutigen Schlacht.^^

Ich persönlich finde, dass du es noch nicht übertreibst, mit den Adjektiven, aber du solltest schon aufpassen, dass es nicht zuuu viel wird. 😉
Ich wollte jetzt niemanden schlecht machen, diskriminieren oder sonst was, sondern nur zeigen, dass du nicht gleich deinen ganzen Stil umwerfen sollst und dass es durchaus andere Blickwinkel geben kann.
Ich könnt noch total viel aus meiner Sicht schildern (die wirklich dievöllig umgekehrte vom Reverend ist 😉), aber ich muss zugeben, ich bin nicht gerade in der Stimmung, nen hundert Seiten langen Post zu schreiben. 😛
Der Text wirkt mMn nicht drückend, weil zu viele Adjektive drin sind, sonder zB eher, weil du keine Absätze machst (hatte das Problem am Anfang meiner Story auch 😀 ), was das Gesamtbild gequetscht wirken lässt, was wiederum folglich den Lesefluß hemmt. 😉


Edit: aso, übrigens: ne Hypotaxe ist nen sehr verschachtelter Satzbau ~ folglich viele Nebensätze...
 
@the_lifeless:

Den Prolog finde ich eigentlich sehr schön, den Anfang des ersten Kapitels weniger, dem fehlt irgendwie die Epik. Kann auch sein, dass ich mysteriöse Geburten als Aufhänger etwas - naja, abgedroschen finde. Da du hier aber nur einen recht kleinen Auszug gepostet hast, möchte ich mich mit meiner Kritik doch eher auf den Prolog stürzen:

Zunächst mal der Ich-Erzähler. Schönes erzähltechnisches Mittel, sticht natürlich aus der Masse der Geschichten heraus. Es wäre aber vielleicht ratsam, die Perspektive dann auch einzuhalten. Der Erzähler steckt ja mitten im Geschehen, deshalb ist denke ich de Einstieg über eine weitläufige Landschaftsschilderung aus der Vogelperspektive eher weniger sinnvoll. Angebracht erschine mir entweder eine Schilderung von Stimmung und Eindrücken inmitten der wartenden Ritter, oder aber eine kurze Schilderung dessen, was der Erzähler von einem der Hügel aus wahrnimmt, bevor er sich zu seiner Formation begibt.

Die vielen Adjektive. Ach Gott, was wurden da über das Für und Wider schon Diskussionen geführt! Persönlich bin ich ein freund des Adjektivs, da man damit recht einfach nuancieren kann ("blutrote/weinrote/kirschrote Fahne") und dem Leser damit eine gewisse Anleitung zur Lektüre gibt. Wichtig ist hierbei aber, dass man auch die Stimmung der jeweiligen Passage einfangen muss und dass man sich bemüht, die ein oder andere Beschreibung zu finden, die vielleicht noch nicht in zig anderen Werken des gleichen Genres Verwendung fand. Im Zweifel auch einfach mal blumiger umschreiben, wenn der Erzählfluss es zulässt - mitten in der Schlacht müssen auch mal knappe Adjektive reichen, während die Lippen einer schönen Frau auch schon mal ein oder zwei Sätze ganz für sich allein verdient haben... 😛

Die Beschreibung an sich. Wo ist eigentlich der Feind? Der Ich-Erzähler nimmt gerade am letzten Sturmangriff seines Lebens teil, also an einem recht wichtigen Ereignis. Warum findet dann die gegenüberstehende Formation des Feindes, in die die Ritter wie eine gepanzerte Faust hineinschmettern, bei dir eigentlich nicht die nötige Aufmerksamkeit. Ich vermag mir recht gute vorzustellen, dass dieser Wall aus Menschen (oder ist es doch nur ein loser Haufen?) für den Moment die Wahrnehmung des Ich-Erzählers bestimmt. Als Leser will ich da doch die blitzenden Speerspitzen sehen, die hochgereckten Schilde, die panischen Augen unter breiten helmen, wil auf kurze Distanz Klagen und Brüllen hören, das Schlagen von Metall auf Metall im Augenblick des Zusammenpralls, das Krachen berstender Lanzen und das platschende Aufbrechen von Haut und Fleisch. Ich will mittendrin sein und nicht einfach nur als trockenes Fazit lesen, dass viele von ihnen und viele von unseren sterben.
Und zuletzt: Ich will den Schlag spüren, der den Erzähler vom Pferd reißt, will seine Verwundung miterleben, seine Desorientierung. Schockier mich mal noch ein bisschen mehr!
 
@the lifeless: Danke das du meine Kritik annimmst.
Wenn du von anderer Stelle schonmal sowas gehört hast muss ja ein Fünkchen dran sein. Wie ich im Thread sehen kann hat dein Schreibstil auch viele Fans was ich sehr schön finde. Es gibt halt keine richtige Anleitung wie man schreibt denn auch ungewöhnliche/unkonventionelle Schreibstile finden beim Leser oft anklang. Stephen King zum Beispiel hat mal ein Buch über das Schreiben rausgebracht, er ist auch kein Fan der Adjektive und Bandwurmsätze, aber seine Detailverliebtheit was Gegenstände, Orte und Charaktere angeht ist vielen Leuten ein Dorn im Auge (vor allem wenn sie 5 Seiten später einfach verrecken^^) . Naja auch wenn viele seiner Kritiker sagen das er anspruchslos und inzwischen lieblos schreibt hat er dennoch Erfolg denn seine Fans lieben ihn und seinen Stil (dem er Jahrelang treu geblieben ist) halt.
Sätze wie "Schreib wies dir passt" oder "Mach was du willst" helfen dir aber natürlich auch net wirklich, weswegen ich mich mal geäussert habe.

Ich kann nicht nachvollziehen wie mehr Beschreibungen eine Story anspruchsvoller machen sollen.
Soll der Leser sich etwas durch lange Sätze durchwursten und nur der, der sich alle Worte nachher merken kann weiss was los ist? ^^
Himmel hilf, eine Geschichte muss man nicht lesen, wenn es eine gute Geschichte ist dann erinner ich mich nicht an die Worte, sondern an das was passiert und wie ich er mir vorgestellt habe.

Wenn es absichtlich episch oder mittelalterlich gehalten sein soll, dann bitte. Ich weiss net wie die Atrribute für solche Art Geschichten sind, bin da eher der Belletristiker ^^

Auf jeden Fall keep on writing, ich fand die Kriegszene sehr schön, avenger hat zwar nichts falsches gesagt aber ich habe es ehrlich gesagt nicht vermisst da es sehr schön zu lesen war. Aber manche Kriegsszenen verlangen einfach nach Details wie sie Avenger erwähnt.

Beste Grüsse und alles Gute
 
@Reverend-Fresh:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Ich kann nicht nachvollziehen wie mehr Beschreibungen eine Story anspruchsvoller machen sollen.
Soll der Leser sich etwas durch lange Sätze durchwursten und nur der, der sich alle Worte nachher merken kann weiss was los ist? ^^
Himmel hilf, eine Geschichte muss man nicht lesen, wenn es eine gute Geschichte ist dann erinner ich mich nicht an die Worte, sondern an das was passiert und wie ich er mir vorgestellt habe.
[/b]

Ich würde Geschichten nicht so primär handlungsorientiert betrachten. Natürlich ist die Handlung der Kern und ohne gute Handlung ist die ganze Geschichte schlichtweg murks, aber vernünftige Beschreibungen sowohl der Handelnden wie auch der Umgebung ermöglichen es, einen gewissen Wahrnehmungskonsens zwischen Autor und Leser zu schaffen, die Geschichte beim Leser so ankommen zu lassen, wie sie sich der Autor vorgestellt hat. Eine Geschichte kann meines Erachtens nur gewinnen, wenn der Leser so beim Lesen in eine bestimmte Stimmung und Aufnahmehaltung gebracht wird.
Als Extrembeispiel stellen wir uns hier mal einen Actionfilm (weil Menschen eigentlich visuell orientiert sind nehme ich für diese kleine Analogie mal das Beispiel Film) vor, der in zwei Versionen gedreht wird:
1) Der Held, in unauffälliger Straßenkleidung, betritt einen großen Raum, in dem Kisten herumstehen. Aus einer Ecke wird auf ihn geschossen. Er schießt zurück.
2) Der Held, ein drahtiger Typ in einem blutigen Unterhemd, betritt die Lagerhalle, in der flackernde Lampen ein düsteres Zwielicht erzeugen. Wir sehen endlose Reihen abgewetzter Holzkisten. Plötzlich flammt im Dunkel Mündungsfeuer auf. Der Held bringt die Waffe hoch, deren mattes Metall im Widerschein der Lampen stumpf glänzt. Er schießt zurück. Wir sehen in Zeitlupe den Schlitten der Waffe vor und zurückfahren, als qualmende Patronenhülsen ausgeworfen werden.
So, das erste Beispiel ist eine rein handlungsorientierte Wiedergabe der Situation, ohne Fokus auf Setting, Requisiten etc. Das andere ist der Versuch, die Stimmung der Situation einzufangen, inem eben auch das Beachtung findet, was nicht unmittelbar handlungsrelevant ist.
 
hu, so viel zu lesen

danke, für die fundierten und ausführlichen kommentare

@bertram, keine angst, das original ist und bleibt erstmal vor jeglichem äußeren einfluss geschützt, hier will ich allerdings indem ich euch die möglichkeit gebe, an einer version der vorgestellten geschichte mitzuwerkeln alternativen zur originalversion entdecken, und was am ende mir gefällt, oder wovon ich durch euch überzeugt werde mag durchaus in eine endgültige version einfließen

zu den adjektiven: hmm, also, ich habe heute im zug nochmal ein bißchen rumprobiert und muss sagen, dass ohne die atmosphäre der geschichte zu stören nicht allzu viele entfernt werden können. allerdings erkenne ich auch ein weiteres problem, nämlich, das der ungewollten wiederholung, weshalb zum Beispiel der "eisige Wind" gehen musste. Vor allem ist dies problematisch, da sich die Absätze der ersten kapitel zu großen teilen die motive nacht und winter teilen.

zum Schriftbild: jaja, das internet und word kommen nicht wirklich gut miteinander aus. den kompletten absatz empfinde ich als zu harte störung, und meine "tabs" hat der I-explorer einfach rausgeschmissen. Allerdings ist die formatierung des textes in der tat eine problem, das nach einer lösung schreit, einer, die ich bislang noch nicht gefunden habe (only time will tell).

zum Erzähler: dass der ich erzähler nach dem prolog, zumindest für den größten teil der geschichte rausfliegt steht so gut wie fest, da die 3. person mir einfach viel mehr möglichkeiten bietet, unterschiedliche charaktere unterschiedlich stark heraus zu arbeiten (z.B. neutraler und personaler erzähler).

zur wahrnehmung des "Feindes": ich habe schon vor einiger zeit versucht, detailliertere beschreibungen der schlacht sowohl als element der identifikation mit galaher, als auch als auflockerung des textes einzuflechten, was vor allem das textbild sehr verbessert hat, den text andererseits auch gespalten und der beschriebenen situation einen teil ihrer abstrakten atmosphäre genommen hat. außerdem passts sprachlich nicht so gut, und ich finde persönlich auch kein großes vergnügen in der übermäßigen oder verharmlosenden darstellung von gewalt (naja, sie weg zu lassen ist eigentlich auch verharmlosend, gell). Aber vielleicht lässt sich das ganze ja durch eine passende metapher gut lösen, etwa so:
"Vor uns ersteht ein Wald von Speeren, der mit jedem Hufschlag höher wächst. Ein Brüllen und Kreischen reitet mit dem Wind, Verzweiflung, Furcht, Hass. Unmenschlich sind des Feindes Züge verzerrt im Fieber des Krieges, halb verborgen ihre Augen unter schweren Helmen."
naja, war jetzt nur, was mir grad so eingefallen ist, und es muss auch noch eine geeignete stelle gefunden werden.

zum sterben: Galaher kapselt sich in der vorliegenden Situation ab, und wird sich ihrer erst in der stunde seines todes wirklich bewusst. auch ist ihm schon bevor der pfeil ihn trifft klar, dass er hier den tod finden wird, dass er es nicht will findet er nachfolgend heraus. mal sehen, vielleicht kommt mir ja nochn schöner satz in den sinn, aber eigentlich finde ich das lächelnde sterben ganz gut, auch sind es nur sekundenbruchteile, die in den letzten sätzen beschrieben werden.

dass der schwenk von landschaft zu galaher unpassend ist finde ich persönlich so gar nicht, schließlich beschreibt er in den ersten sätzen, wie in allen nachfolgenden auch, was um ihn herum geschieht, und erst der donnernde Ansturm der Ritter reißt ihn aus seinen tagträumen, wobei er irgendwo dennoch nicht ganz zurückkehrt. eigentlich ist es ihm egal, was geschieht, denn er hat es nie gewollt (hint hint). Erst, als er wieder erwacht realisiert er, dass es sein leben ist, das hier endet, dass dies kein heldenlied ist, und dass es für ihn kein glückliches ende geben kann. vorher nimmt er es wahr, kann es allerdings nicht verarbeiten. außerdem arbeitet die recht neutrale beschreibung der umgebung auf der einen, die der sterbeszene auf der anderen seite noch einmal den konflikt innerhalb des ich erzählers heraus, er will nicht sein, wo er ist, er will nicht sein, was er ist, doch er muss es, er hatte nie die wahl, oder etwa doch?


so, falls ich irgendwas vergessen haben sollte stehe ich demnächst zur weiteren verfügung bereit

the_lifeless

PS: die Fortsetzung der geschichte mache ich im nächsten post, da sie nach so viel text wahrscheinlich untergeht.
 
WEITER GEHT`S

Kapitel eins teil zwei:

Es gibt Nächte, in denen die Finsternis zum Leben erwacht, wenn aus den Nebeln der Wiesen und Wälder eine Wesenheit aufsteigt. Uralt und schaurig anzusehen schreitet sie zwischen dunklen Baumriesen und lässt dem Fliehenden auch unter dem Licht des Mondes keinen Traum, der nicht vom Blut des Tages durchtränkt ist. Dies war eine solche Nacht, es schien als bewegten sich die Schatten zwischen den Bäumen, und bis auf vereinzelte Strahlen silbernen Mondlichtes war es vollkommen dunkel im nächtlichen Wald. Lothair hörte ein Krachen in der Schwärze hinter sich. Doch der Blick über die Schulter offenbarte ihm nur wieder jene gesichtslose Furcht, die sich mit jedem Atemzug in seine schmerzenden Lungen brannte, deren Paukenschlag im Rhythmus seines eigenen Herzens schlug. Erinnerungen versuchten sich einen Weg durch die Schutzwälle zu brechen, die er um seinen Geist errichtet hatte. Er sah ein Gesicht vor sich, und spürte, wie sein Bein gegen ein Hindernis prallte. Altvertraut und grausig entstellt, blutig rot, doch im Traum des Todes friedlich, wie im Schlaf, zog es ihn nach unten. Galaher war tot. Immer noch jenen Anblick vor den rotgeweinten Augen schlug Lothair mit unvermittelter Härte auf dem Boden auf. Es raschelte im Laub, das verborgen unter einer dünnen weißen Decke die dunkle Erde bedeckte. Ein Schluchzen schüttelte den Körper des jungen Mannes als er Finger und Gesicht in den jungen Schnee und den gefrorenen Waldboden grub. Er wollte nie wieder aufstehen, was konnte er schon ausrichten, was wenn es sein Wunsch gewesen war? Was wenn die Götter ihm diesen einen Wunsch hatten erfüllen wollen, was wenn es alles seine Schuld war? Verzweiflung legte ihre kalten Finger um sein Herz und drückte ihm die Luft aus den Lungen. Doch bevor er ganz in den eisigen Fluten seiner Erinnerung an die Ufer des Ymstric ertrank erinnerte er sich. „ALVINYA“. Sein Schrei hallte zwischen den uralten Bäumen des Schattenwaldes wieder, er zog sich auf die Füße und rannte weiter in die Dunkelheit, er durfte, nein er würde sie nicht sterben lassen. Während ihm dornbewehrte Zweige ins Gesicht schlugen erinnerte er sich an jenen Tag vor zwei Sommern...

Lothair spürte die sanfte Berührung des hohen Grases unter seinen Fingern, die Sonne brannte auf seiner Haut und mit geschlossenen Lidern blickte er hinauf zur Wärme jenes himmlischen Feuers. Ein helles Lachen wurde auf den Schwingen des warmen Sommerwindes zu ihm getragen und er öffnete die Augen. Alvinya war schon zwischen den Weiden am Ufer des Sees verschwunden und er folgte ihr zu der im Sonnenschein glitzernden Wasserscheibe. Schwer atmend, vom schnellen Lauf durch die blühenden Wiesen erschöpft ließ er sich neben sie ins niedrige Gras des Ufers fallen und betrachtete den vom Grün der Bäume halb verborgenen Himmel. Die Zeit dehnte sich aus, und er wünschte sie könnte Ewigkeit werden. Als die Sonne schon tief am Himmel stand setzte er sich auf, ihre Blicke trafen sich und ihr Lächeln drückte ihm alle Luft aus den Lungen. Sie senkte ihren Blick, Angst, er wusste nicht wovor, eine Vorahnung, er wusste nicht wovon lachten in seinem Geist. ...Schweigen.
Seine Augen schweiften über die winzigen Wellen, auf denen die Strahlen der Sommersonne ihren blitzenden Reigen tanzten. Schließlich spürte er, wie sie sich neben ihm aufsetzte. Wieder blickte er ihr in die Augen. Lothair spürte, wie die Angst wuchs, dröhnend laut hallte ihr Lachen in seinem Kopf wieder. Ein trauriges Lächeln huschte über Alvinyas Gesicht. „Ich werde diesen Mond noch vermählt.“ Ihre Augen suchten Verständnis im Dunkel der seinen. „Galaher?“ Lothairs Stimme zitterte. Galaher, Lothairs Jugendfreund, der als Knappe im Hause Peradan aufgewachsen war und mit dem der Knabe mit dem dunklen Haar seit sie Kinder gewesen waren in enger Freundschaft verbunden war, war eine gute Partie, ein Mann von Stand und Adel, ritterlich und beseelt von einem großmütigen, freundlichen Geist. Doch in diesem Moment, in dem der lange erwartete Schlag ihn traf wünschte Lothair, es gebe weder ihn, den jungen Ritter, noch jene Welt der Herren und Untertanen. Er zwang ein Lächeln auf sein Gesicht, „Das heißt, du verlässt das Haus deines Vaters?“ Nichts hätte ihm in diesem Moment gleichgültiger sein können, als das Haus Peradan, doch er wusste, dass er die Welt nicht ändern konnte. Sie nickte und beinahe wäre sein Lächeln zerbrochen, doch es gelang ihm, es nicht fallen zu lassen. „Galaher ist ein guter Freund und er wird dir ein guter Mann sein, du wirst glücklich werden.“ Mit einem Mal färbte sich der See blutig rot, ein Sturm brach los, trug Schnee und Raben heran, Alvinya wurde fortgerissen von seiner Seite, und vor ihm erstand das Blutfeld am Ymstric, die Leichenberge, das Krächzen und Kreischen der Raben und die verzweifelten Schmerzensschreie der Verwundeten. Auf seinen Schoß gebettet lag das blutige Haupt Galahers, ein Lächeln auf den Zügen, als seine Seele ihre Schwingen ausbreitete und zu den Sternen flog. Der junge Ritter öffnete die Augen, Lothair schreckte zurück vor dem Hass der in ihnen aufloderte. Mit Grabesstimme sprach sein Freund: „Jetzt ist sie dein, war es nicht das, was du wolltest?“ Galaher hatte sich erhoben, seine Finger kalt wie der Winter schlossen sich um Lothairs Kehle, unendlich langsam kroch die Kälte des Todes in seine Knochen, seine Gedanken erstarrt in seinem letzten Atemzug. Lothair schloss seine Augen, immer noch Galahers blutverschmiertes Gesicht, von unstillbarem Hass verzerrt, vor sich. Ein Rauschen in den Ohren, nur durchbrochen vom donnernden Pochen seines Herzens, das immer langsamer schlug und schließlich verstummte...
Er glaubte zu ertrinken, die eisigen Fluten drangen ihm in Mund und Nase, während seine Lungen sich mit brennender Kälte füllten. Lothair schlug die Augen auf, die Welt war anders, wie am Grunde eines tiefen, klaren Sees kroch das Licht zwischen kahlen Ästen hindurch, als alles in gräulichem Blau versank. Leise senkte sich Dunkelheit über den Wald. Aus den kalten Schatten zwischen den uralten Stämmen und vermodernden Baumleichen erstrahlte mit einem Mal ein Licht. Sanft umspielte es die frostüberzogenen Farne, während es sich ihm näherte. Eine Gestalt beugte sich zu seinem sterbenden Körper herab, ein Lächeln umspielte ihre Züge, und er spürte die Berührung ihrer Hand an seinem Herzen, es war, als greife sie durch Bein, Sehnen und Fleisch hindurch. Leben durchflutete seinen Körper. Er glaubte sich in ihren Augen zu verlieren, wie Seen stillen Wassers im Mondschein glänzten sie ihm entgegen. "Stirb nicht, bitte stirb nicht." ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern, doch in ihren flehentlichen Worten lag die Kraft jenes Windes, der über alle Träume streicht, und für einen Moment sah er eine andere Welt, weit, weit fort von hier. Einen Ort, an dem die Sonne wärmte, einen Ort, an dem im Frühling Blumen blühen würden, an dem Lachen war und ...Leben. Einen Ort, an dem er einen Namen hatte, ein Schicksal. "Wer bin ich?" Seine gurgelnden Worte verloren sich in der Kälte der Finsternis. Sie schüttelte langsam den Kopf, Verzweiflung in ihren Augen, Tränen auf ihren Wangen. "Hoffnung."


so, ist zwar nicht episch, aber wichtig. die traumsequenz ist noch nicht fest an ihrem platz und wird eventuell nach hinten verschoben und durch etwas anderes ersetzt. sollte irgendwo anstatt alvinya der name leyladin auftauchen, so ist dieser durch den zuvor genannten zu ersetzen, da er aus einer älteren version stammt und geklaut ist.

Edit: noch eine anmerkung zur qualität der sprache, die darstellung der einzelnen kapitel soll nach und nach dem prolog angeglíchen werden, da ich mit einem stilististischen sprung wie dem derzeitigen nicht wirklich zufrieden sein kann, die auszüge aus dem ersten kapitel dienen vor ihrer anpassung, genau wie eventuell folgende weitere beiträge, die noch nicht aktualisiert wurden hauptsächlich dazu, einen ausblick auf die entwicklung der storyline zu bieten und die grundstimmung der einzelnen szenen zu vermitteln.

und noch etwas zum punkt detailgrad und gewaltdarstellung, da dieser mir beim nochmaligen durchlesen etwas missverständlich erschien: die darstellung von gewalt und deren auswirkungen kann in einer geschichte wie dieser wohl kaum umgangen werden, soll allerdings nur dort anwendung finden, wo sie der geschichte dient. im prolog detailliert auf die direkte umgebung galahers einzugehen würde, so denke ich den rahmen des vorspiels sprengen, außerdem sind die verwendeten elemente der verfremdung, z.B. das "Meer des Grauens" meiner meinung nach weitere hinweise auf galahers realitätsflucht (klingt ganz so, als ob ich selber nicht wüsste, was ich da schreibe). Dass allerdings zugunsten der atmosphäre und der tiefer gehenden identifikation zumindest ein deutliches Bild verwendet werden sollte macht sinn und ich werde mal sehen, was mir vielleicht durch den Kopf spukt
the_lifeless
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Avenger @ 17.01.2007 - 13:08 ) [snapback]955176[/snapback]</div>
Ich würde Geschichten nicht so primär handlungsorientiert betrachten. Natürlich ist die Handlung der Kern und ohne gute Handlung ist die ganze Geschichte schlichtweg murks, aber vernünftige Beschreibungen sowohl der Handelnden wie auch der Umgebung ermöglichen es, einen gewissen Wahrnehmungskonsens zwischen Autor und Leser zu schaffen, die Geschichte beim Leser so ankommen zu lassen, wie sie sich der Autor vorgestellt hat. Eine Geschichte kann meines Erachtens nur gewinnen, wenn der Leser so beim Lesen in eine bestimmte Stimmung und Aufnahmehaltung gebracht wird.
Als Extrembeispiel stellen wir uns hier mal einen Actionfilm (weil Menschen eigentlich visuell orientiert sind nehme ich für diese kleine Analogie mal das Beispiel Film) vor, der in zwei Versionen gedreht wird:
1) Der Held, in unauffälliger Straßenkleidung, betritt einen großen Raum, in dem Kisten herumstehen. Aus einer Ecke wird auf ihn geschossen. Er schießt zurück.
2) Der Held, ein drahtiger Typ in einem blutigen Unterhemd, betritt die Lagerhalle, in der flackernde Lampen ein düsteres Zwielicht erzeugen. Wir sehen endlose Reihen abgewetzter Holzkisten. Plötzlich flammt im Dunkel Mündungsfeuer auf. Der Held bringt die Waffe hoch, deren mattes Metall im Widerschein der Lampen stumpf glänzt. Er schießt zurück. Wir sehen in Zeitlupe den Schlitten der Waffe vor und zurückfahren, als qualmende Patronenhülsen ausgeworfen werden.
So, das erste Beispiel ist eine rein handlungsorientierte Wiedergabe der Situation, ohne Fokus auf Setting, Requisiten etc. Das andere ist der Versuch, die Stimmung der Situation einzufangen, inem eben auch das Beachtung findet, was nicht unmittelbar handlungsrelevant ist.
[/b]

Hy,

danke das du meine Beiträge liest das ist nett.
Allerdings sage ich nicht das er eine Zusammenfassung oder eine Inhaltsangabe seiner Geschichte schreiben soll sondern nur das weglässt was offensichtlich ist. Schnee zum Beispiel ist, wenn er zerstäubt wird, meist weiss, denn matschiger Schnee spritzt höchstens ^^
Die Adjektive können zum Teufel wenn es etwas beschreibt was eh nicht von der Norm abweicht. Ein bekannter Pleonasmus ist zum Beispiel "die zerfallene Ruine". Wie soll sie denn sonst aussehen? "Die gut erhaltene Ruine" funktioniert weil man es nicht erwartet das sie gut erhalten ist. Aber "zerfallene Ruine" stellt nichts besonderes dar, sie ist natürlich zerfallen das Wort Ruine sagt das schon aus. "Flüssiges Wasser" wäre genau so murks wenn es nicht grade einen anderen Agregatzustand hat isses nunmal so wie wir es kennen, nämlich flüssig. Wäre es gefroren könnte man auch Eis hinschreiben. Das liest sich einfacher und lässt etwas Spielraum zwischen dem was der Schreiber denkt und dem was sich der Leser vorstellt.
Dein Actionfilmbeispiel is ja ganz lustig und ich verstehe was du meinst aber es ist kein Argument.
Lifeless schreibt eine Geschichte und ich rate ihm nicht den Sinn zu ändern, wenn sein Held ein blutiges Schwert hat dann ist es so, dieses Adjektiv hat absolut Sinn sogar wenn er es grade aus dem Kopf eines Gegners zieht (und man es blutig erwarten würde) denn es ist ein dramatisches Element. Aber in einem Satz 2 Nebensätze und mehr als 5 Adjektive, das ist zu viel Dramatik und zu detailiert.

@the-lifeless und Kapitel 2 Teil 1

Habs gelesen, Superstory. Die Sätze sind teilweise etwas lang aber die Adjektive finde ich sehr schön gewählt und bedacht eingesetzt nur einmal musste ich grinsen...

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Dies war eine solche Nacht, es schien als bewegten sich die Schatten zwischen den Bäumen, und bis auf vereinzelte Strahlen silbernen Mondlichtes war es vollkommen dunkel im nächtlichen Wald. Lothair hörte ein Krachen in der Schwärze hinter sich[/b]

Okay es ist Nacht und dazu noch saudunkel, kapiert. Denn das es im nächtlichen Wald dunkel ist und um einen herum es Schwarz ist, ist vollkommen normal (Nachts im Dunkeln^^)
Das is das einzige was mir aufgefallen ist, ich als Feind der Adjektive musste es leider loswerden auch wenn es pingelig wirkt, tut mir leid. Alles was danach kam war wirklich klasse, der Konflikt des Liebenden und sein Wille zu überleben und weiter zu machen, wirklich toll.
 
tso, kapitel I teil 3

Bäume ächzten im eisigen Wind, der von Norden her über die kahlen Kronen strich. Dunkle Wolken verdeckten Mond und Sterne, so dass die lichtlose Nacht den Schattenwald in ein Meer wogender Schwärze verwandelte. Wie eine Insel in der scheinbar endlosen Finsternis flackerten die Flammen eines einsamen Feuers. Funken sprangen auf von den harzigen Scheiten, nur um nach den verborgenen Sternen strebend in vergeblichem Tanz in der Dunkelheit zu verlöschen.
Aus im Widerschein des Feuers golden leuchtenden Augen blickte ein alter Krieger müde auf das Gesicht des jungen Mannes, der in dicke Decken gehüllt vor ihm lag. Während er mit geübten Handgriffen Schwert und Axt säuberte schweifte sein Geist durch den Wald. Er erinnerte sich, wie er im blutroten Licht der untergehenden Sonne den Knaben mit dem dunklen Haar gefunden hatte. Inmitten der Wildnis des Schattenwaldes liegend, kaum mehr als Haut und Knochen hätte man ihn nur allzu leicht für tot halten können. Und nur das Fieber, das seinen geschwächten Körper in verzweifelten Krämpfen hatte erzittern lassen verriet, dass noch ein Funken Leben in ihm war.
"Hoffnung", ein Lachen brach von den Lippen des Kriegers, als er sich erhob und die dampfende Brühe vom Feuer nahm. Die Augenlider des Jünglings flatterten und öffneten sich. Gebannt blickte er in das bernsteinfarbene Blitzen der Augen seines Gegenübers, als sich der Fremde über ihn beugte. Er konnte fühlen, wie sich eine Hand sanft unter seinen Kopf schob, "trink das." Die tiefe Stimme war freundlich, warm, doch er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, ein dunkles Grollen schwinge in den Worten mit. Wärme rann seine Kehle hinab und kroch in seine Knochen, vertrieb die Kälte des Winters in seinem Inneren für einen Moment. Wieder umfing ihn Dunkelheit, als er zurück glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Der Krieger ließ den Kopf des Jünglings zurück auf die Decken sinken. "Kämpfe, lebe, denn nur wer hofft kann Hoffnung bringen," die Worte, kaum ein Flüstern wurden vom Wind davon getragen während der Fremde seinen Umhang enger um sich zog, Müdigkeit griff nach ihm und die Kälte kroch langsam in den Lichtkreis des Feuers, doch mühsam hielt er die schweren Lider seiner Augen offen. Denn die Nacht hatte gerade erst begonnen.



nochmal zu teil 2: findet ihr, dass die alvinya-szene zu früh kommt? sollte der leser lothair besser kennen lernen, bevor er diese stelle liest?
im moment befindet sich die szene dort wo sie ist, damit eine brücke zwischen prolog und dem hauptteil der geschichte geschlagen wird und der leser lothair in die geschichte einbindet.
teil 3 des ersten kapitels ist gewissermaßen ein vorgriff, der etwas spannung aus nachfolgenden szenen nimmt. gleichzeitig aber das interesse des lesers wecken soll und spannung dadurch erzeugen soll, dass der leser sich die frage stellt, wie lothair dorthin gekommen ist, wo er sich befindet.

the_lifeless
 
hier nun teil 4 des 1. kapitels, das Ende von "Kind des Winters"


Der kalte Herbstwind strich sanft über die Dächer der Feste Nad`Darain. Schwere Banner hingen schlaff über den Türmen und vereinzelte rotgoldene Blätter wirbelten über den Hof des inneren Zwingers. Lothair blickte hinab auf die weiten Wälder und Wiesen, die sich wie ein kustvoll gewobener Teppich unter ihm ausbreiteten. Auf den Zinnen des alten Nordturms sitzend genoss er die Stille, nun, da er für einen Moment der harten Arbeit entkommen war, die gut zehn Schritt unter ihm in den Ställen auf ihn wartete. Wie ein schimmernder Vorhang fiel leichter Nieselregen auf die uralten Steine der Mauern und die vom Regen dunklen Ziegel der Dächer, rann wispernd durch die fallenden Blätter der wenigen Bäume in den Gärten der Burg. Tief sog der junge Mann den Geruch des vergehenden Jahres ein, den zimtigen Duft der tanzenden Blätter, die Bitterkeit der feuchten, dunklen Erde. Wie gewundene Silberfäden zogen sich Bäche durch das tiefe Grün der Nadelwälder, das hier und da durchbrochen wurde vom Rot und Gold der Laubbäume, dem smaragdenen Glänzen feuchter Wiesen und dem dunklen Braun frisch gepflügter Äcker. Er liebte diese Momente der Stille, in denen die Welt der Menschen den Atem anhielt um dem Wind zu lauschen, der von fernen Ländern und nie gehörten Geschichten erzählte.
"Herr? Zeigt euch." Die Stimme riss Lothair aus seinen Träumen. Ein letztes Mal ließ er noch seinen Blick über die herbstliche Landschaft streifen, als er erleichtert feststellte, dass die Worte nicht ihm gegolten haben konnten. Dennoch gab es viel zu tun, und auch wenn die hohen Herrschaften in ihren blitzenden Rüstungen schon vor Tagen nach Norden aufgebrochen waren wurde Rudon nicht müde immer neue Arbeiten für ihn zu finden. Seufzend wandte er sich um und machte sich leise auf den Weg nach unten.
"Weshalb so nervös, Dalat?" Die Stimme ließ Lothair innehalten. Die Männer mussten sich direkt hinter der nächsten Biegung der gewundenen Treppe befinden. Bewegungslos verharrte der Jüngling dicht an den kalten Stein der Wand gepresst, es war verboten, den baufälligen Nordturm zu betreten, einer der Gründe, weshalb er hierher kam. "Was für eine Frage, Herr." Die Stimme des Mannes, der zuerst gesprochen hatte sank zu einem verschwörerischen Flüstern, "Was hier geschieht ist Verrat, und das wisst ihr so gut wie ich." Leise schlich sich Lothair bis zur Biegung der Wendeltreppe, neugierig, über was hier gesprochen wurde. "Schweig," die Stimme ein wütendes Zischen, das unbedingten Gehorsam forderte, "wird dein Herr seinen Schwur halten?" Vorsichtig um die Ecke spähend versuchte Lothair einen Blick in den vor ihm liegenden Raum zu erhaschen. "Jawohl Herr, wenn es zur Schlacht kommt werden wir handeln." Die Stimme des Mannes überschlug sich nahezu vor Nervosität, offenkundige Furcht in den unterwürfigen Worten. "Alles wird geschehen, wie es geplant war, vorausgesetzt, euer Herr wird sein Wort halten." Ein Lachen hallte durch das alte Gemäuer, "Natürlich, noch bevor der Frühling gekommen ist wird allein der Drache von Ceannacht von den Türmen der Hjaldinburg fliegen, und der Westen wieder einen König haben."
Der Atem des jungen Mannes stockte, als er diese Worte hörte. In der Tat, dies war Verrat. Die Fürsten Meadharchainns waren stolz auf ihre Freiheit, stolz darauf, niemandem Untertan zu sein. Seit zweihundert Jahren, seit die eiserne Krone mitsamt ihrem Träger, König Lerthan dem Blutigen in den endlosen Weiten des Nordens verloren gegangen war hatten sie sich ihre Unabhängigkeit bewahrt. Der Rat der Fürsten in der Hjaldinburg war eine Versammlung freier Männer, niemand des anderen Herr oder Vasall. Im dämmrigen Licht, das mit dem wispernden Wind durch die Schießscharten nach innen drang sah Lothair zwei Gestalten, die sich in dem engen Raum gegenüberstanden. "Herr, das ist...," das Gesicht des Mannes zeigte deutlich ungläubiges Staunen. "Dies ist ein Zeichen des guten Willens meines Herrn, haltet es in Ehren, so wie das Versprechen, das der Herzog gegeben hat." Die Gestalt, die mit dem Rücken zu Lothair stand überreichte dem offenkundig verunsicherten Mann ein Bündel, das dieser mit ehrfürchtiger Vorsicht entgegennahm. "Es wird geschehen, Herr, es wird geschehen." Das Bündel verschwand in den Falten seines Umhangs, als er eine Verbeugung andeutend einen Schritt zurück tat, verunsichert von der puren Präsenz seines Gegenübers. "Geh," dies war ein Befehl, dem, das war aus dem Klang der zischenden Stimme deutlich zu hören nicht zu gehorchen den Tod bedeutete, "berichte deinem Herrn von der Güte des meinen." Mit hastigen Schritten entfernte sich der Mann. Der andere blieb einen Moment stehen, verharrte regungslos lauschend, während sich die schnellen Schritte des Boten entfernten. Lothair zuckte zurück, bevor sich der Blick der kalten stahlgrauen Augen und der seine trafen, als der Fremde sich umwandte. Er wartete, mit angehaltenem Atem, fürchtend, der Mann mit dem steinernen Gesicht könnte ihn hören. Die Zeit verstrich unendlich langsam, während die Kälte durch seine Kleidung kroch, schließlich spähte er wieder in den Raum, die Gestalt war verschwunden und Lothair wusste, dass die Worte, die hier gesprochen worden waren den Lauf der Welt verändern würden, dass sie den Untergang der Ritter des Westens bedeuteten, wenn er nicht handelte. Grübelnd schlich er die Stufen hinab, fürchtend, fühlend, dass sein Leben von diesem Augenblick an nie mehr das selbe sein würde.


Wahrscheinlich wird dieser teil der geschichte, wenn auch nicht in der grundlegenden aussage, so doch in szenenwahl, charakterdarstellung und Umgebungsbild noch einmal überarbeitet.
Ich hoffe es gefällt.

the_lifeless
 
hehehe, "dichter" bin ich wohl (obacht mr fresh:adjektiv) 😉

hmm, ich hoffe, es besteht noch interesse. in jedem fall hier nun der beginn von

Kapitel II

2. Reise ins Ungewisse


Zitternd wärmte Lothair seine von der eisigen Kälte tauben Hände an den Flammen des ersterbenden Feuers. Der Nordwind blies heulend über den schneebedeckten Überhang, unter dem der junge Mann Schutz vor dem beißenden Sturm gesucht hatte. Sein Blick schweifte hinaus in die Dunkelheit des Schneegestöbers, und verlor sich in der bleiernen Finsternis. Niemand hatte seinen Worten Glauben geschenkt, niemand hatte glauben wollen, was er selbst nicht glauben wollte. Abschied, er erinnerte sich...

„Leb wohl.“ Der alte Mann schlief, tief versunken in Träumen, aus denen er auch des Tages nie erwachte. Lothair betrachtete noch ein letztes Mal die friedlichen Züge des Greises, dann warf er sich den alten, wollenen Mantel über die Schultern. Abschied zu nehmen von dem alten Priester war, als würde er die glücklichen Tage seiner Kindheit endgültig hinter sich lassen. Galdrainn hatte den Knaben aufgezogen, hatte das Findelkind all die alten Sagen gelehrt, hatte ihm erzählt von der Welt und den Göttern. Und er war ihm ein Vater gewesen. Solange Lothair sich erinnern konnte war Galdrainn schon uralt gewesen, doch er hatte sich verändert. Seit vor Jahren eine schwere Krankheit den Körper des Priesters heimgesucht hatte schien sein Geist in Scherben zu liegen. Nie erwachte er wirklich, redete wirr, wenn er sprach und blickte verloren in eine Welt, die nur er sehen konnte. Ein junger Priester alter Götter hatte seinen Platz eingenommen, doch der Graf hatte dem Greis seine langen und treuen Dienste nicht vergessen, hatte ihm einen Platz gegeben, für seine letzten Tage.
Lothair nahm sein schweres Bündel, trat an die Türe, und wandte sich ein letztes mal um. Galdrainn hatte die Augen geöffnet, „Und so sprach der Prophet:“ Lothair kannte die Worte, es war das Buch Talath, dessen Verse krächzend im Raum hingen, „Es führt ein Weg in die Wüste, doch zweifelt nicht, denn unser Glaube soll uns Wasser sein und unsere Hoffnung uns kühlen Schatten spenden.“ Tränen rannen über die zerfurchte Haut des Alten. „Und der Zweifler fragte: Wohin willst du gehen?“ Ein trauriges Lächeln auf den Lippen blickte Lothair in die gebrochenen Augen des Priesters. „Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Doch ich muss gehen, Galaher braucht mich.“ Er spürte die Trauer, die ihm schwer und kalt in der Kehle hing. „Danke, danke für alles, leb` wohl.“ Für einen Moment erhellte sich der Blick des Greises. „Manchmal mein Sohn, können wir unsere Wege nicht wählen, möge die Gnade der Götter mit dir sein. Und möge ihr Licht für dich scheinen in den Stunden der Dunkelheit.“

In der Stunde seines Aufbruchs war der erste Schnee des Winters gefallen, als die Götter mit ihm weinten, war er der Straße nach Norden gefolgt, dem Heer der vereinigten Fürstentümer von Meadharchainn hinterher. In den vereinzelten Dörfern und Herbergen hatte er den Gesprächen der Reisenden gelauscht, seine Geschichte erzählte er niemandem, misstrauisch, hinter jedem Gesicht die verborgene Fratze des unbekannten Feindes vermutend. Je weiter er nach Norden kam, desto seltener traf er auf Menschen, desto länger wurden die Nächte. Und nun stapfte er schon seit Tagen durch die Schneewehen, die in wirbelndem Weiß die Straße verhüllten. In einem Gasthaus hatte er einen Mann getroffen, der erzählte, das Heer der Menschen des Westens kämpfe entlang des Ymstric an breiter Front gegen die Schrecken der Nordlande, welche die Frostmark überrannt hatten. Müde schloss Lothair die Augen, grub sich tiefer in seine Decken. Während der Nordwind über ihn hinwegheulte und das ersterbende Feuer zu schwarzglühenden Kohlen zusammenfiel träumte er vom Sommer.
Die Tage vergingen quälend langsam, während sich Lothair seinen Weg durch die endlose Weite der verschneiten Hügel suchte. Die Nächte schienen nicht mehr enden zu wollen, und nur in seinen Träumen fand er noch Zuflucht vor der gnadenlosen Kälte. Dann wurde die eintönige Ewigkeit des Winters jäh durchbrochen. Es war schon spät, und die Sonne würde bald untergegangen sein. Seinen Umhang fest um sich gezogen spähte Lothair in das Rot des vergehenden Tages. Er lauschte dem Lied des Windes, das die Schreie von Menschen, das Wiehern und Kreischen von Pferden in sein Ohr wisperte. War es schon zu spät?
Rennend und stolpernd suchte er sich einen Weg durch den dunkelnden Wald. Äste schlugen ihm ins Gesicht, Dornen zerrten und rissen an seinem wehenden Mantel, während sich der eiskalte Wind beißend in seine Lungen brannte. Schon lange war der Lärm der Schlacht an den Ufern des Ymstric verstummt. Und als Lothair zwischen den Bäumen hervorbrach breitete sich unter ihm ein Bild der Zerstörung aus. Schilf wiegte sich sanft im eisigen Wind, während sein Blick über das Blutfeld dies- und jenseits des silbernen Flusses schweifte. Sein Atem schwebte in feingliedrigen weißen Wölkchen vor ihm, als er in das weite Tal ging. "Galaher", seine zitternde Stimme, heiser von der kalten Luft verlor sich im Krächzen und Kreischen der unzähligen Raben.
Endlich. Er hatte ihn gefunden, doch er war zu spät gekommen. Galaher war in seinen Armen gestorben, mit seinem letzten Atemzug hatte er ihren Namen gehaucht. Nun lag sein blutiges Haupt auf den Schoß Lothairs gebettet, während Tränen über dessen schmerzverzerrte Züge strömten. ...Lauf... Lothair blickte sich gehetzt um, aus dem Wispern des Windes hatte sich ein flüsterndes Wort geformt, und er fragte sich, ob es nur sein eigener Geist war, der ihn fortrief von diesem Ort des Schreckens. Ein furchterregendes Heulen ließ ihn zusammenzucken, jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er spähte angestrengt in das silbrige Dämmerlicht. Sein Blick glitt über das Meer von Leichen, das die blutige Erde bedeckte. Er sah Schatten in der Dunkelheit, zu groß, als dass es Raben hätten sein können. Aus der Finsternis glaubte er ihre stechenden Blicke zu fühlen, goldene Augen funkelten ihm im blutroten Silber der Nacht entgegen, scharfe Fänge blitzten hell im Licht des Mondes. ...Lauf...

***



Zu Beginn wird noch die aufbruchsszene lothairs eingefügt, die allerdings noch im entstehen begriffen ist, für die Handlung relevantes ist allerdings schon alles enthalten.

the_lifeless
 
und damit der "tod der lüge" nicht so alleine ist setzen wir auch das "lied im wind" fort:


Kaptitel II Teil 2


Lothair schlug die Augen auf. Kaltes Licht drang durch die kahlen Äste und nur hier und da war das Grün von Moos das kränkliche Gelb und Braun gefallener Nadeln im Schnee zu erkennen. Er hörte das Schnauben eines Pferdes und sah ein großes, graues Ross, das einige Schritte entfernt magere Grasbüschel abweidete. Über sich sah er ein Gewirr von Tannenzweigen, die einem einfachen Unterstand als Dach dienten, schwer vom frisch gefallenen Schnee. Er setzte sich auf, bewegte seine vor Kälte starren Glieder und versuchte den warmen, pochenden Schmerz zu ignorieren, der sich in seinem Kopf eingenistet hatte. Von dem Feuer vor dem Unterstand aus duftenden Zweigen waren nur glimmende Kohlen und warme Asche geblieben. Sein Atem brannte in seiner ausgetrockneten Kehle. Während er sich nach vorne beugte kroch ein heiseres Keuchen von seinen spröden Lippen. Wie von tausend winzigen Nadeln durchbohrt griffen seine Hände in den jungen Schnee. Langsam zerging das kalte Weiß auf seiner Zunge, rann in kühlen Tropfen seine Kehle hinab.
Er schreckte auf. Irgendwo im Unterholz hatte er ein Knacken gehört, das Knirschen von Schnee unter schweren Schritten. Das eiskalte Wasser, das durch seine Finger rann bemerkte er nicht. Angestrengt starrte er in die lichtdurchflutete Düsternis des Waldes, den gehetzten Blick eines wilden Tieres in den Augen. Seine Sinne waren schärfer geworden, in den Wochen, die er durch den Schattenwald geirrt war. Nur von Wurzeln und Aas hatte er sich ernährt, hatte gejagt und war selbst zum Gejagten geworden, gehetzt von den wilden Tieren des Waldes und ... Anderen. Plötzlich hielten seine rasenden Gedanken inne, seine Aufmerksamkeit lenkte sich auf einen Punkt zwischen den Bäumen. Er nahm alles mit vollkommener Klarheit wahr. Zuerst sah er nur Bewegung, dann die Umrisse der sich nähernden Gestalt, das bärtige Gesicht, vor dem der schwere Atem des Mannes in der kalten Luft zu stehen schien, bevor er vom Wind ergriffen und davongetragen wurde. Furcht kroch Lothairs Kehle hinauf, bohrte ihre eiskalten Finger in sein Rückgrat, als er den Fremden anblickte. Er erinnerte sich, an die Dunkelheit, an die Angst und den Schmerz, an die Augen. Goldene Augen in der mondlosen Finsternis des Waldes. Der alte Krieger kniete neben dem ersterbenden Feuer nieder, den jungen Mann, der ihn wie gebannt anstarrte schien er gar nicht zu bemerken. Während die Flammen des Feuers langsam wuchsen hing Stille über dem Lagerplatz, nur durchbrochen vom Knacken harzigen Holzes und dem Ächzen der Bäume.

„Wer bist du?“ Der Fremde sprach ohne aufzublicken von seiner blutigen Arbeit. Mit geübten Schnitten häutete er seine Beute.... Stille...
Die Menschen fürchteten seinen Blick, er wusste das, sie hatten nicht gesehen, was er gesehen hatte. Sie fürchteten sich vor dem, was in seinen goldenen Augen lag. Ein wölfisches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er aufblickte. Er grub seine blutroten Hände in den weißen Schnee. Durch die prasselnden Flammen blickte er den Knaben an, der sich unter dem schützenden Dach zusammengekauert hatte. „Ich bin Feyhad, du brauchst dich nicht zu fürchten.“ Was konnte er sagen? Er reichte dem Jungen ein Stück duftenden Fleisches, das ihm von zitternden Fingern aus der Hand gerissen wurde.
„Wer ist Alvinya?“ Immer und immer wieder hatte der Knabe im Fieberwahn diesen Namen geflüstert. Durch die flackernden Flammen betrachtete er den jungen Mann. „Was hast du gesehen?“ Feyhad wusste, dass er auf diese Frage keine Antwort erhalten würde, schon bevor er sie stellte. Doch es tat gut mit einem Menschen zu sprechen, die Einsamkeit der Wildnis konnte einen Mann in den Wahnsinn treiben. „Warst du schon einmal im Süden, mein Junge?“ Der alte Krieger starrte in die Ferne, „Hast du schon einmal die Sonne über den goldenen Dächern von Nidaryon aufgehen sehen? Sie ist wunderschön, die Sonne und die Stadt, sie sind beide wunderschön.“ Er blickte den Jungen wieder an. Versuchte irgendeine Regung auf seinen erstarrten Zügen zu entdecken. „Ich war dort, vor langer Zeit. Ich sah das erste Licht des neuen Tages aus dem Meer ersteigen.“ Während sich Feyhad ein Stück fetttriefenden Fleisches nahm machte er eine kurze Pause. Lange erzählte der alte Krieger von seinen Reisen, von den wundersamen Dingen, die er gesehen hatte. Schließlich, als die Sonne schon lange im Westen versunken war schloss er müde die Augen, der Junge war schon lange eingeschlafen.
Lothair blinzelte, als er den regelmäßigen Atem seines Gegenübers hörte, er blickte auf, starrte in die Flammen, lange Zeit, nur der Wind wisperte im Wald. „Ich habe sie geliebt.“



So, Zeit wurde es ja langsam.
Der erste Teil von "Reise ins Ungewisse" wurde um die aufbruchsszene erweitert, doch wahrscheinlich wird die darstellung der feste nad`darainn noch fantasylastiger.
Hier nun das erwachen lothairs, ich hoffe, es gefällt.
the_lifeless