„Das auferlegte Ziel der Inquisition ist es, die Menschheit vor allem Bösen zu schützen. Die Xenos und das Chaos zu bekämpfen und in den Feuern ihrer selbst ernannten Rechtschaffenheit zu verbrennen.
Und ich frage dich: Warum?“
„Es ist unsere Pflicht dem Imperator gegenüber!“, krächzte der Inquisitor und spie dabei erneut blutigen Speichel.
„Warum?“, wiederholte der vermummte Mann, scheinbar ohne jede Anteilname.
„Du wirst dies niemals verstehen, elender Ketzer!“ Mit aller Kraft begehrte er gegen die rostigen Ketten auf, die ihn eng an die Wand des Kerkers fesselten, doch das Resultat war nur ein schmerzhafter Husten, der ihn erschlaffen ließ.
„Ketzer? Du nennst mich einen Ketzer? Verstehst du auch nur ihm Ansatz worum es hier geht?“
Die Gestalt bebte vor unterdrücktem Zorn.
„Du bist genauso blind wie jeder in diesem toten Imperium!“
„Aus deinem Mund quillt das Chaos, Ketzer!“ Die Stimme des Inquisitors war zu einem Röcheln abgesunken.
„Wir alle sind das Chaos. Ihr selbst nährt es, obwohl ihr glaubt es zu vernichten!“, schrie sein Peiniger und schlug nach dem Gefesselten.
„Schweig Bastard!“, brüllte dieser heißer zurück, plötzlich wieder voller Leben, angetrieben durch wilden Hass.
„Oh nein, ich werde nicht schweigen!“ Der Vermummte trat ein paar Schritte zurück, nun wieder ganz ruhig. „Ihr alle verliert das eigentliche Ziel aus den Augen, dass der Gott-Imperator uns gegeben hat: Sein heiliges Werk muss fortbestehen!
Die Menschheit steht am Abgrund, an den sie euer ignorantes, nihilistisches Weltbild geführt hat!
Eines Tages wird die Galaxie ein Ort des Friedens sein. Eines fernen, glücklichen Tages!
Das ist die Vision die uns doch alle tief im Herzen antreibt, die uns gegen unsere unendlichen Feinde standhalten lässt!“
Endzeit
1. Der Fall von Plython
DER HIMMEL WEINTE.
Das hieß es zumindest später über den Tag, der ein weiteres, blutiges Mal in den Annalen der Menschheit hinterlassen sollte.
In Wirklichkeit weinte er aber gar nicht.
Der Himmel war so trocken und wolkenlos wie an jedem der langen Tage auf Plython.
Der grenzenlose Ozean aus Sand, der den Planeten bedeckte, flimmert unwirklich in der Hitze des roten Riesen Vaunah II, dessen erstes, ungeliebtes Kind er war.
Der ewige Wind fuhr gnadenlos über die Wüste hinweg, ließ sich die Sandkörner durch die Finger gleiten und schichtete sie zu gigantischen Dünen auf.
Und dazwischen marschierten eine halbe Million Imperiale Soldaten.
Eine halbe Million Totgeweihte.
993.992999.M41, Plython, Inquisitor Wisbert
SIE WAR WUNDERSCHÖN.
Inquisitor Wisbert gönnte sich einen Augenblick, indem er das Bild der Stadt in sich aufsog, innerlich zur Ruhe kam.
Bald würde sie brennen.
Lange bevor Imperiale Freihändler die Welt entdeckt hatten, war sie von Generationen von Wüstenbewohnern aus dem Sand der ewigen Wüste gestampft worden.
Zweiundzwanzig Gewaltige Türme, mit unzähligen Stegen miteinander verbunden, thronten majestätisch über tausenden, kleinen Häusern, Palästen und Minaretten die sich schutzsuchend in den Schatten der verschachtelten Konstrukte duckten.
Vor hunderten von Jahren war dies eine belebte Oase gewesen.
Die Nomaden die durch die Dünen wanderten trafen sich hier um zu rasten, zu handeln und Neuigkeiten auszutauschen.
Der Inquisitor sah vor seinem inneren Auge die Menschen in bunten Tüchern durcheinander wimmeln,
die Zelte die überall aufgeschlagen waren, ganze Kamelherden die in Pferche getrieben wurden, umgeben von dem ihnen anhaftenden Gestank. So musste es gewesen sein.
Dann kam das Imperium.
Die Nomaden wurden ihrerseits in Pferche getrieben, getötet oder rekrutiert.
Das Adeptus Mechanicus nahm sich der Stadt an, um aus ihr eine standhafte Festung zu machen. Die Türme wurden mit FLAK-Geschützen gespickt,
die Stadtmauer zu einem mit Stacheldraht gekröntem Wall ausgebaut und aus Palästen und Zelten wurden Kasernen und Werkstätten.
Der Imperator fragt nicht nach Schönheit.
Doch diese Stadt war nun in den Händen des Feindes.
Inqusitor Wisbert wandte sich von ihrem Anblick ab und überblickte stolz das Aufgebot, dass er gegen diese Festung führen würde.
Eine halbe Million Soldaten, aus dem gesamten Subsektor zusammen gezogen, standen in Reih und Glied zwischen Kolonnen an Panzern.
Tausende Fahnen in den Farben der Regimenter flatterten in dem beständigen, trockenen Wind.
Zudem wartete eine komplette Kompanie Space Marines vom Orden der Red Talons auf den Einsatzbefehl.
Auf der Seite ihrer Gegner standen etwa hunderttausend Kultisten, die sich zwischen den Häusern verkrochen hatten.
Aufklärern zufolge handelte es sich nur bei einem Drittel davon um ausgebildete Soldaten,
während der Rest lediglich Bürger waren, denen man ein Lasergewehr in die Hand gedrückt hatte.
David gegen Goliath.
Wisbert hielt die große Übermacht allerdings für unabdingbar, da er genau genommen nicht wirklich wusste mit was er es zu tun hatte.
Die Häresie war vor wenigen Monaten ausgebrochen, ausgelöst durch ein geheimnisvolles Individuum, bekannt unter dem Namen Visionär.
Seine ketzerischen Predigten und Weltanschauungen waren von vielen einfachen Bürgern und Militärs mit offenen Armen aufgenommen worden.
Offiziell leugnete der Kult jegliche Verbindung zu den verdorbenen Mächten des Chaos und beteuerte seine Treue zum Imperator,
die er lediglich anders lebte als es die Ekklesiarchie vorschrieb.
Doch dergleichen konnte nicht geduldet werden!
Als die Inquisition mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln begann, gegen die Verräter vorzugehen, flohen viele der enttarnten Ketzer hierher, nach Plython.
Hier würde es das erste große Aufeinandertreffen von Imperium und dem Kult des Visionärs geben.
Und es würde das letzte sein.
Wisbert war sich sicher, dass sich der geheimnisvolle Anführer der Sekte hier befand.
Er würde ihn töten, und damit diese kleine Rebellion im Keim ersticken, bevor sich ihre giftigen Wurzeln ausbreiten konnten.
Die schweren FLAK-Geschütze verhinderten einen Luftschlag gegen die Stadt, was unweigerlich zu langen Straßenschlachten führen würde.
Der Plan sah vor, dass fünfundzwanzig elitäre Einsatztrupps vorstießen und die ihnen zugeteilten Missionsziele,
in Gestalt der Türme und wichtigsten Punkte im Inneren der Stadt, einnahmen.
Diese ehrenvolle Aufgabe fiel den Astartes, den besten der Imperialen Armee, sowie Wisbert selbst und seinen Inquisitiosgardisten zu.
Daraufhin sollte die Masse der Soldaten mit den Panzern alles sichern und dadurch den Luftraum für die Bomber zu öffnen.
Soweit der Plan.
Doch der Inquisitor wusste, wie schnell sich dieser in Rauch auflösen konnte, wenn Blut zu fließen begann.
Er führte persönlich die erste Welle auf die Außenmauer.
Doch die Kultisten leisteten nur halbherzig Widerstand und hatten dem konzentrierten Feuer der Red Talons und Gardisten nichts entgegen zu setzen.
Die Straßen dahinter würden dagegen viel leichter zu halten sein.
Inquisitor Wisbert machte sich auf eine lange Schlacht gefasst.
Der Imperator beschützt.
993.992999.M41, Plython, Wonthan Ridikul
NICHTS HATTE IHN DARAUF VORBEREITET.
Bolterrattern vermischt mit dem Zischen von Lasergewehren. Explosionen im Sekundentakt. Einstürzenden Häuser, Schutt, Staub, Qualm. Und die Schreie.
Nie würden die Schreie ihn loslassen. Schreie geboren aus unvorstellbaren Schmerzen, aus Wut und Hass.
Er wurde Zeuge von der brutalen Macht der Astartes. Wie rot gepanzerte Kriegsgötter, so kamen die Red Talons ihm vor.
Umgeben von Schauern aus Blut und Eingeweiden stürmten sie durch die Straßen, gnadenlos die Wahrheit des Imperators durch setztend.
Ihre Körper bestanden zum großen Teil nur noch aus Stahl und Mechanik, denn
wie ihre genetischen Väter, die Iron Hands glaubten sie an das Mantra Fleisch ist schwach.
Wie schwach es war zeigten sie den glücklosen Kultisten die ihnen in die Arme liefen.
Wonthan Ridikul sah wie seine Kameraden enthauptet, zerrissen und zerfetzt wurden.
Bilder die er nie würde verbannen können.
Die Engel des Todes. Die Retter der Menschheit.
Schließlich gelang es ihm sich in ein kleines Haus zu flüchten und er verkroch sich unter einem Tisch.
Lauthals begann er zu schluchzen und zu weinen.
Warum? Warum musste das alles hier geschehen?
Er hatte alles gehabt. Ein ruhiges, geordnetes Leben als Dozent an der Universität in Arkenbourg, wo seine größten Sorgen unaufmerksame Schüler
und kaputte Holo-Projektoren waren.
Bis er von den Gedanken des Visionärs gehört hatte.
Plötzlich waren ihm die Augen aufgegangen.
Er hatte alles verstanden. Den Sinn des Lebens. Die Zukunft des Imperiums. Das Schicksal der Galaxie.
Und wenn Wonthan von etwas überzeugt war, dann war er bereit eine ganze Menge dafür zu tun.
Er hatte sich dem Kult angeschlossen und war schließlich, als dieser verboten wurde nach Plython geflohen.
Aber nichts hatte ihn darauf vorbereitet.
Er übergab sich immer wieder.
Doch es dauerte nicht lange bis die Kämpfe auch das Haus erreichten.
Zwei seiner Kameraden stolperten herein. Der eine stützte den anderen, der fast ein Bein verloren hatte.
Stöhnend ließ er sich neben Wonthan fallen und krümmte sich auf dem sandigen Boden, Schaum vor dem Mund.
Das ist also Krieg.
Der andere duckte sich neben die Tür und steckte hastig eine neue Energiezelle in sein Lasergewehr,
Wonthan hatte seine Waffe schon vor einiger Zeit verloren.
Gerade als er sich wieder begann zu fangen zuckten plötzlich Energiestrahlen durch die Tür und das Fenster.
Zuerst dachte er, es wären nur verirrte Querschläger, bis er aus nächster Nähe scharf gebrüllte Kommandos hörte.
Ein Großteil ging in Detonationen unter, aber das Wort „stürmen“ reichte, um ihm klar zu machen,
dass er um sein Leben kämpfen musste.
Der Doktor griff sich die Pistole des Verwundeten, der mittlerweile fiebrig vor sich hin murmelte, und machte sie klar.
Es war ein fast schon archaisches Modell mit einer dicken Trommel.
6 Patronen.
Er richtete sie auf die Tür.
Der Imperator beschützt.
993.992999.M41, Schild von Terra, über Plython, Admiral Darkass
DIE SCHLACHT LIEF GUT.
Admiral Darkass verfolgte unter Spannung jede der Aktionen auf Plython.
Er stand vor einem gewaltigen Holo-Tisch im Strategium der Schild von Terra.
Auf ihm war ein beeindruckendes, dreidimensionales Bild der Stadt auf dem Sand Planeten zu sehen. Überall blinkten die Lichter von Explosionen und Rauchfahnen stiegen auf.
Die Positionen der Zweiundzwanzig Stoßtrupps waren in großen Symbolen angezeigt, um eine bessere Übersicht zu haben.
Vierzehn Missionsziele waren bereits gesichert und Verstärkung war dorthin unterwegs. Der Widerstand schien zu bröckeln und die Moral der Rebellen sank.
Lediglich Inquisitor Wisbert steckte fest.
Natürlich hatte er den Angriff auf die gegnerische Kommando-Zentrale selbst führen müssen, anstatt ihn den stärkeren Astartes zu überlassen.
Alter Dickkopf.
In diesem Moment wurde der Admiral aus seinen Gedanken gerissen..
„Sir, da gibt es etwas das sie sehen sollten“, sprach ihn ein geschniegelter Adjudant mit beflissener Stimme an.
Widerwillig hob Darkass des Kopf.
„Ja?“, fragte er schneidend.
„Wir sind nicht mehr alleine im System!“
Der junge Offizier versuchte dadurch, dass er den Satz überzogen betonte, möglichst dramatisch zu klingen, kam aber bloß lächerlich herüber.
Trotzdem verfehlten die Worte ihre Wirkung auf den Admiral nicht.
Er sprang auf, stieß den Adjudanten unsanft beiseite und eilte zum Ortungsstand.
Der Kult hatte über keinerlei bewaffnete Flotte verfügt, nur über die nicht warpfähigen Transporter, mit denen sie hergekommen waren.
Es war ein leichtes gewesen den Orbit von Plython mit seinen schweren Kreuzern zu übernehmen.
Hatten die Rebellen versteckte Reserven aktiviert?
Alle möglichen Reaktionen, Manöver und Taktiken gingen ihm durch den Kopf, doch das, was ihn erwartete war selbst für ihn völlig überraschend.
Der Kapitän der Schild von Terra war bereits beim Ortungsstand und redete wild auf die Astrophaten ein, verstummte aber als der Admiral hinzukam.
„Es gab mächtige Erschütterungen im Immaterium, Sir, wir sind noch dabei die Transitutionen zu zählen, Sir“, quäkte einer der Psioniker aufgeregt.
„Identifizieren sie die Ankömmlinge so schnell wie möglich“, ordnete Darkass mit bebender Stimme an.
Auf einem der großen Bildschirme baute sich langsam ein Bild auf, dass die Sensoren des Schiffs durch ihre Abtastungen generierten.
Als sich klare Formen heraus zu kristallisieren begannen, tauschten der Admiral und der Kapitän einen Blick.
Ein Blick voller Entsetzen und Wissen.
„Volle Gefechtsbereitschaft. Alarmstufe Rot für alle Sektionen.“
993.992999.M41, Plython, Inquisitor Wisbert
STERBT KETZER!
Von oben bis unten mit Blut und Schlimmeren bedeckt kämpfte sich Inquisitor Wisbert unerbittlich vorwärts.
Schritt um Schritt.
Ketzer um Ketzer.
Jeder seiner Muskeln schmerzte vor Anspannung, doch sein Wille, geformt aus Hass und Treue zum Imperator, hielt ihn auf den Beinen, ließ ihn töten.
Wieder und immer wieder.
Der Palast war fast gesichert.
Hier hatten die Rebellen ihre Kommando-Zentrale aufgeschlagen und er, Inquisitor Wisbert würde sie vernichten.
Nach einer halben Stunde intensiven Feuergefechten hatten er und seine Männer die Mauer überwinden können.
Es folgten zähe Nahkämpfe in den engen Fluren und Korridoren des Hauptgebäudes, bis schließlich alle verbliebenen Verräter ins Freie flohen und in den ehemaligen Gesindehäusern Schutz suchten.
Ihr Fehler.
Jetzt waren sie gefangen zwischen den kunstvoll verzierten Palastmauern.
Leichte Beute.
Ein Sturmtrupp der Red Talons kam mit flimmernden Sprungmodulen über den Wall geflogen um die Inquisitionsgardisten zu unterstützen.
Nein, das hier ist mein Sieg!
Wisbert enthauptete entschlossen den nächsten Gegner.
Der Hof wurde zu einem Schmelztiegel des Schlachtens.
Die Astartes metzelten die einfachen Menschen wie Ratten nieder.
Ratten. Das waren diese Verräter auch. Und irgendwo hier war ihr Anführer.
Der Inquisitor stürmte vorwärts auf die Gesindehäuser zu, zu allem entschlossen.
Stolz bemerkte er, dass seine persönliche Garde sofort an seiner Seite war.
Er bedeutete ihnen das erste Haus vor ihnen unter Feuer zu nehmen, als plötzlich hinter ihnen einige gewaltige Detonationen ertönte,
als einer der gigantischen Türme in einem Schauer aus Trümmern spektakulär in sich zusammen brach.
Gegen den Lärm anbrüllend befahl er: „Lohren, Ansag mitkommen! Wir stürmen das Gebäude!“
Der Widerstand fiel geringer aus, als erwartet.
Neben der Tür kauerte einer der Ketzer, in der Hand ein Lasergewehr.
Er reagierte aber viel zu träge um dem erfahrenen Kämpfer gefährlich zu werden.
Ein horizontal geführter Streich mit dem Schwert ließ den Schuss nutzlos die Wand treffen.
Der Rebell versuchte die Waffe zu seinem Schutz hoch zu reißen, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzten auf den Rücken.
Wisbert traf genau sein Herz.
Der zweite Verräter war praktisch schon tot, der Unglückselige hatte ein Bein verloren und machte keine Anstalten sich zur Wehr zu setzten.
Der Inquisitor erlöste ihn.
Doch der letzte Gegner schoss panisch nach den Angreifern.
Ansag wurde mehrfach getroffen und ging röchelnd in die Knie.
„Dreckskerl!“, fluchte Wisbert und hechtete vor.
Einen Augenblick sah er dem Ketzer ins Gesicht.
Es war verschmiert mit Blut, Rotz und Erbrochenem.
Aus den Augen sprachen Grauen, Abscheu und Ungläubigkeit.
Er schlug nach dem Rebell, der allerdings knapp ausweichen konnte.
Gerade wollte er nachsetzten, als sein Opponent ihm unverwandt die leere Pistole an den Kopf warf.
Einen Moment schwankte er, spürte den warmen, roten Lebenssaft von seiner Schläfe herunter rinnen und sich mit dem Schweiß vermischen.
Diese verdammte Hitze.
Als sich Inquisitor Wisbert wieder fing, war der hinterhältige Ketzer längst verschwunden.
Egal, er stirbt heute trotzdem noch.
Die Mitglieder seines Trupps rückten nach und sicherten das Haus.
Für Ansag kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Gerade wollte der Inquisitor den Befehl zum weiteren Vorrücken geben, als er einen Funkspruch über sein Kom erhielt.
Es war der Leitende Kommunikations-Offizier seines Angriffsverbandes.
„Sir, die Flotte meldet dass... Krchhhhhhhhh“ Das Signal wurde verzerrt.
„Wiederholen sie bitte Leutnant!“, rief Wisbert gegen den Lärm in der Nähe aufflammender Gefechte an.
Doch das Signal war verloren.
Etwas beunruhigt verließ er mit seinen Männern das Haus.
Stimmte im Orbit etwas nicht?
Hatten die Ketzer doch eine Flotte, die sie erst jetzt mobilisiert hatten?
Unwillkürlich sah er nach oben. Und erstarrte.
Der Himmel weinte.
993.992999.M41, Plython, Aushan`Ui
TEUFELSROCHEN SCHWIMMEN LEISE.
Die Transporter flogen in perfekter Phalanx-Formation, bis sie zehn Kilometer vor der gewaltigen Stadt waren, deren Türme in der Ferne aus der Wüste aufragten.
Hier schwärmten sie aus, und schwenkten auf ihre vorgegebenen Ziele ein.
Shash`Ui Vior`la Aushan Mont`yr, kurz Aushan`Ui, beobachtete durch den kleinen Bildschirm, wie die menschlichen Bauten näher kamen.
Er war kein Experte auf dem Gebiet der Architektur, aber selbst seine ungeschulten Augen konnten erkennen, wie plump und ungeschickt sie errichtet worden waren.
Wieder einmal fragte er sich, wie es diese Wesen so weit hatten bringen können.
Und wiedereinmal wusste er keine Antwort.
„Noch zwei Minuten bis zur Ankunft am Zielort“, drang Roncha`Uis vertrautete Stimme durch seine Helmlautsprecher.
Er löste sich von dem Monitor und ging an seinem wartenden Trupp vorbei zum Cockpit des Teufelsrochen, wo die hübsche Pilotin saß und den Flieger steuerte.
Als sie ihn kommen hörte, verzog sie ihr Gesicht zu einem warmen lächeln.
Während seines mittlerweile schwer vernarbt war, war das ihre immer noch so glatt und jung wie damals, vor etlichen Tau`cyr,
als sie beide noch zusammen auf der Akademie von Vior`la studiert hatten.
Er war mittlerweile ein erfahrener Krieger, erprobt in dutzenden Schlachten gegen Orks und Menschen, während sie zu den Piloten der Feuerkaste gegangen war.
Doch die ganze Zeit waren sie sich gute Freunde geblieben, die ihren Landurlaub häufig zusammen verbrachten.
„Viel Glück da unten“, sagte sie ohne den Blick von den komplizierten Kontrollen zu lassen.
„Wenn wir Glück brauchen würden, hätte uns der Commander nicht angreifen lassen“, erwiderte er ebenfalls lächelnd.
„Wir beide wissen, dass das nicht so ist. Das ist Krieg. Krieg mit Menschen. Wir wissen nicht was geschehen wird...“
„Ich werde überleben. Das hier ist nichts.“, meinte er selbstbewusst.
„Was wissen wir über die Menschen mit denen wir uns verbündet haben? Können wir ihnen trauen?“, hakte sie nach während sie entgegenkommendem FLAK-Feuer auswich.
„Sie sind irrelevant. Wir haben uns nicht mit ihnen verbündet, sie sind lediglich Mittel zum Zweck.“
„Aushan`Ui?“
„Ja, meine Gute?“
„Viel Glück da unten.“
Er ging zurück zu seiner Einheit, die nun alle ihre rot gestreiften Helme aufsetzten und die Pulsgewehre entsicherten.
„Ankunft in 20 Sekunden“, hallte es nun durch den Rochen.
Innerlich spannte er sich an. Die Schlacht stand kurz bevor.
Die Ruhe vor dem Sturm.
„Shash`la!“, rief er in die Runde.
„Unser Ziel ist klar: Wir sichern die Kommandozentrale der rebellierenden Menschen.
Ich will dabei keinen von euch verlieren, verstanden? Diese Schlacht ist bereits gewonnen und keiner hat sein Leben aufs Spiel zu setzen!
Für das höhere Wohl!“
Er spielte mit dem Gedanken ihnen wie Roncha`Ui „Viel Glück“ zu wünschen, verzichtete aber darauf.
Sie würden kein Glück brauchen.
„Einsatz in fünf Sekunden!“
Der Teufelsrochen landete direkt auf dem Hof des Palastes.
Tau von anderen Welten hätten eventuell eine andere Vorgehensweise bevorzugt, aber diese hier kamen von Vior`la. Sie sahen ihren Feinden direkt ins Auge.
Die Landerampe klappte herunter. Grelles Licht flutete Aushan`Ui entgegen und blendete ihn einen Augenblick, bis die Sensoren seines Visiers es abdämpften.
Sein Trupp führte das hundert mal geübte Manöver der Landung durch:
In Zweierreihen rannten sie mit Schussbereiten Waffen den Steg herunter, wobei sie abwechselnd nach rechts, links oder durch die Mitte ausscherten.
Das Pflaster des Hofes war bedeckt mit Massen an toten Menschen.
Grauenhaft verstümmelte Soldaten und Rebellen, die hier Seite an Seite, in ihrem eigenen Blut zur letzten Ruhe gefunden hatten.
Die Feuerkrieger ordneten sich neu und stürmten in geschlossener Formation auf die kleine Häusersiedlung im inneren der Palastmauer zu, in der immer noch heftig gekämpft wurde.
Für das höhere Wohl.
Die ersten Menschen starben mit grenzenlosem Erstaunen im Gesicht.
Der Trupp agierte wie ein Mann: Von einem Augenblick zum anderen teilten sie ihr Feuer auf oder fokussierten es auf auftauchende Bedrohungen.
Die Tau rückten entschlossen vor, sich selbst Deckung gebend und blitzschnelle Ausfälle führend.
Eine perfekte Tötungsmaschine, die keinen Fehler machte. Nur Tötete.
Nichts schien sie aufhalten zu können.
993.992999.M41, Plython, Inquisitor Wisbert
WIR SIND VERLOREN.
Der Satz geisterte ihm durch den Kopf, seit er die Armada an Landungschiffen am Himmel gesehen hatte.
Er wusste nicht, wie der verdammte Visionär die Xenos auf seine Seite hatte bringen können. Klar war nur, dass er ihn unterschätzt hatte. Trotz aller Vorkehrungen.
Wir sind verloren.
Das einzige, was ihm jetzt blieb, war so viele der elenden Ungläubigen wie möglich im Namen des Imperators mit ins Grab zu nehmen.
Es gelang ihm einen kleinen Haufen halbwegs unverletzter Krieger zu sammeln, darunter einen der gewaltigen Red Talons, die schwere Verluste durch das Einstürzen von drei der Türmen hatten hinnehmen müssen.
Dies ist also mein letztes Gefecht.
Ohne Zeit an inspirierende Reden zu verlieren führte er sie direkt in den Kampf.
993.992999.M41, Plython, Aushan`Ui
ES WAR FAST VOLLBRACHT.
Die Tau trieben die Menschen zu Paaren.
Jedes heulen eines Pulsgewehrs hatte einen Todeschrei zur Folge.
Doch vor den Mauern des Palastes formierte sich ein letztes Quäntchen Widerstand.
Aushan`Ui kam nicht umhin sie dafür zu bewundern.
Jeder dieser Streiter kämpfte bereits seit Stunden. Stand seit Stunden unter Adrenalin. Immer an der Schwelle zum Tod.
Sie trafen auf einem kleinem Platz mit einem ausgedörrtem Brunnen aufeinander.
Keiner der Menschen hatte noch Munition. Stattdessen stolperten sie mit schartigen Messern und Schwertern vorwärts. Vollkommen erschöpft und ausgelaugt.
Was treibt sie bloß an?
So starben sie einer nach dem anderen im gnadenlosen Feuer der Feuerkrieger, Gebete an ihren Gott-Imperator auf den aufgesprungenen Lippen.
Der letzte der fiel war Inquisitor Wisbert, nachdem er aus unzähligen Wunden blutend noch zwei der Tau erschlagen hatte.
Ein Heldentot.
Der Imperator beschützt.
Als die Sonne unter zu gehen begann, waren die Imperialen endgültig geschlagen.
Die Dünen verfärbten sich Blutrot und die schmalen Gassen der Stadt wurden von Schatten verhüllt, die die Massen an Toten versteckten die dort gefallen waren.
Der Wüstenwind begann an zu schwellen und verteilte den Geruch von Schweiß, Blut und Rauch, der immer noch von etlichen Bränden aufstieg.
Vor der Stadtmauer war eine riesige Fläche mit zerstörten Panzerwracks bedeckt, vernichtet mit einem Kilometer großen Bombenteppich.
Unter Tonnen von Trümmern begraben lag ein Großteil der stolzen vierten Kompanie der Red Talons. Ihre Gensaat würde für immer verloren sein.
Mit der Dunkelheit kamen die Geier. In ganzen Schwärmen machten sie sich auf zu dieser reichlich gedeckten Festtafel um ihren gewaltigen Hunger zu stillen.
Während sich die Aasfresser begannen an den Gefallenen zu laben, kroch eine dreckige Gestalt aus einem dunklen Loch.
Eine dreckige Gestalt mit Doktortitel.
Doch der nützte Wonthan wenig, als er völlig ausgedörrt und schlapp vorwärts robbte, auf der verzweifelten Suche nach Wasser.
So fanden ihn seine Kameraden.
Etwa zwanzig Tausend von ihnen hatten den imperialen Zorn überlebt, aber es gab keine Siegesfeier. Nur Traurigkeit, Schmerz und unendliche Müdigkeit.
Es war eine Vision. Eine Vision von einer besseren Galaxis.
So, ich hoffe es hat euch Spaß gemacht bis hier her zu lesen 🙂
Das war der Auftakt zu einer Geschichte, die ich einfach just 4 fun angefangen habe zu schreiben.
Eine Geschichte über eine Vision, die in einem barbarischen, nihilistischen Universum zum grausamen Scheitern verurteilt ist.
Bis dahin: Vielen Dank fürs Lesen!
Ich freue mich über alle Kommentare, ob Lob oder Kritik.
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