Festplatte mit illegalen Downloads = Kunst?

Iceeagle85

Tabletop-Fanatiker
26. November 2005
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Siehe hier.

Irgendwie verrückt das ganze und ob das Kunst ist?
Wobei wenn man bedenkt was alles Kunst ist, als ich in der MHH mal am Sono wartete hingen da "Bilder" von zerrissener Wellpappe und Karton, das schimpfte sich laut Schild "destruktive Kuns" und war super toll genial. Da ist das hier auch nicht besser/schlimmer, wenn man mal davon absieht das es illegal ist.
 
Ich finde es auch immer wieder erstaunlich, was alles Kunst sein soll. Als Kasselaner bekomme ich auch alle fünf Jahre mit, was alles dazu gerechnet wird: Unkraut auf Bahngleisen züchten, Jahre aufzählen oder Egoshooter umprogrammieren...
Den "schönsten Beitrag" zur Documenta hat mal ein Mann geliefert, indem er auf offener Straße die Hose runterließ und auf den Gehweg kackte - das sei sein Beitrag zur Documenta, denn alles sei Kunst.

Naja, mal schauen, worüber ich im kommenden Jahr den Kopf schütteln kann.

In meinen Augen hat eine Datei garkeinen reellen Wert.
Illegale Kopien im Wert von 5 Millionen Dollar... pfff :lol:
Dann kann ich ja beruhigt Dein Bankkonto plündern, das besteht in der heutigen Zeit auch nur aus einer Datei. 😉
 
Der Wert der Software, die in einer PDF-Datei aufgeführt wird, soll sich auf fünf Millionen US-Dollar belaufen.

Inklusive Download-Links in dem PDF, ich werd nicht mehr. :lol:
"Kunst" ist relativ, aber man könnte es als so etwas wie ein zeitgenössisches Dokument betrachten. Insofern kann es sich seinen Platz in einem Museum eventuell legitim verdienen.

Ansonsten ist das für mich keine Kunst. Für mich persönlich hat Kunst immer zumindest im weitesten Sinne etwas mit Kreativität und Schaffenskraft zu tun. Dateien herunter zu laden gehört da für mich nicht dazu, denn wenn eine derart stupide Tätigkeit schon als Kunst zählt, dann haben wir sicherlich alle im Laufe unseres Lebens schon wahre Meisterleistungen vollbracht. Sei es nun, eine Excel-Datei mit Daten vollzuklopfen oder im Textverarbeitungskurs die 300 Anschläge pro Minute zu schaffen. 😀
 
Yeah Kunst ist seltsam. Da gabs mal einen der hat ´ne Konsole innen Backofen ordentlich durchgeschmolzen und das ganze für ein paar tausend Dollar bei ebay als Kunst verkloppt. Was sich scheinbar auch verkauft hat da er irgendeinen bestimmten Ruf in der "Kunstszene" hatte.

-----Red Dox
irgendein berühmter Künstler ist mal absichtlich mit seinen Auto gegen ein Baum gefahren und hat diesen auch für (ich glaube einige millionen) einiges verkauft.
 
Ansonsten ist das für mich keine Kunst. Für mich persönlich hat Kunst immer zumindest im weitesten Sinne etwas mit ...
Weißt du, egal was auch immer für ein Kunstwerk irgendwo auftaucht, immer ist jemand da, der die Arme verschränkt, die Nase rümpft und genau diesen Satz sagt. So als ob ihr alle Programmiert seid.
Kunst ist genau das, was zur Kunst erklärt wird. Deshalb wäre eine von unseren Festplatten mit identischem Inhalt keine Kunst. Und deine Excel-Datei kann natürlich auch Kunst sein, wenn du Leute findest, die das als Kunst ansehen.
 
Weißt du, egal was auch immer für ein Kunstwerk irgendwo auftaucht, immer ist jemand da, der die Arme verschränkt, die Nase rümpft und genau diesen Satz sagt. So als ob ihr alle Programmiert seid.
Kunst ist genau das, was zur Kunst erklärt wird. Deshalb wäre eine von unseren Festplatten mit identischem Inhalt keine Kunst. Und deine Excel-Datei kann natürlich auch Kunst sein, wenn du Leute findest, die das als Kunst ansehen.

Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Trotzdem behalte ich mir auch weiterhin vor, zu äußern wenn ein bestimmtes Werk nicht meinem Kunstbegriff entspricht.

Sagen wir es einmal so: Musik ist auch eine Kunstform und auch Lieder die mir nicht gefallen akzeptiere ich als Kunst. Aber wenn jemand ne Oboe von einem Hochhaus schmeißt, ist das keine Musik mehr, auch wenn sie sicherlich beim Aufschlag ein Geräusch produziert.

Was ich damit ausdrücken möchte: Unterm Strich kann sprichwörtlich jeder Scheiß als Kunst deklariert werden, aber für mich ist das ein Spott auf die Künstler, die wirklich etwas können. Ein Dalí, ein Mozart, ein Goethe, um jetzt nur mal ein paar bekannte Namen aus verschiedenen Bereichen zu nennen, die haben wirklich was geleistet. Als "echte Künstler" haben sie einzigartige, ausdrucksstarke Werke hinterlassen, in die ihre gesamte Energie und Persönlichkeit eingeflossen ist.

Nun gebe ich dir insofern recht, dass man meine Argumentation "Sowas ist doch keine Kunst" oft auch über abstrakte Werke hört. Zum Beispiel sowas hier:

298f9d2493.jpg


Zu solchen Werken sagen viele: "Das sind doch nur ein paar Rechtecke - kann ja jeder"

Das ist natürlich falsch, denn erstens kann es schon mal rein handwerklich nicht jeder, da ein sauberer Farbauftrag auf Leinwand erstmal gelernt sein will. Zweitens bedarf es eines guten Gespürs für die Harmonie von Formen und Farben um so ein Bild hinzubekommen und drittens kann ein Werk für sich auch einfach ästhetischen Ansprüchen genügen. Es muss keinen tieferen Sinn haben. Beispielsweise "Für Elise" ist sicherlich kein besonders komplexes Musikstück, trotzdem ist es ein Kunstwerk und gefällt sehr vielen Menschen.

Aber eine Festplatte mit Dateien vollzuschaufeln kann wirklich jeder und bei dem konkreten "Werk" steckt auch keinerlei besondere Systematik dahinter, da anscheinend keine besonderen Dateien ausgewählt wurden. Weder in dem Schaffensprozess selbst (suchen und downloaden) noch im Endergebnis steckt ein besonderes Merkmal, welches nicht zeitgleich auch tausende anderer Menschen vollführt haben, ohne es als Kunst zu deklarieren.

Ich mag mit meiner persönlichen Definition nicht mit jedem Kunstmäzen übereinstimmen - aber das ist mir egal. Denn wenn alles Kunst sein kann, dann ist meine Meinung eben auch Kunst und ich betrachte sie als freie Ausdrucksform meiner selbst. 😀
 
Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Trotzdem behalte ich mir auch weiterhin vor, zu äußern wenn ein bestimmtes Werk nicht meinem Kunstbegriff entspricht.
Dein "Kunstbegriff" ist einfach dein Geschmack. Du denkst, Sachen die dir nicht gefallen und keine "Skillz" erfordern, sind keine Kunst. Das sind aber keine Kriterien, die irgendwie über deinen persönlichen Geschmack hinausgehen würden.


Sagen wir es einmal so: Musik ist auch eine Kunstform und auch Lieder die mir nicht gefallen akzeptiere ich als Kunst. Aber wenn jemand ne Oboe von einem Hochhaus schmeißt, ist das keine Musik mehr, auch wenn sie sicherlich beim Aufschlag ein Geräusch produziert.
Schlechte Musik akzeptierst du nur als Kunst, weil deiner Meinung nach Musik immer Kunst ist. Aber das könnte man tatsächlich mal herausfordern. ZB. in dem man atonale Geräuschkulissen oder sowas dir Vorspielt und du musst dann die exakte Grenze ziehen zwischen Kunst und nicht Kunst. Sowas gibts bestimmt irgendwo als Installation.
Egal, du sagst also, eine Oboe von einem Hochhaus schmeißen ist keine Kunst. Okay, warum? Warum ist ein Ton aus einer Flöte Kunst und das nicht? Beides kann jeder Reproduzieren. Oder ist nur eine Tonfolge Kunst? Oder nur, wenn es sich für Dich gut anhört? Oder nur wenns die Töne von "echten" Instrumenten erzeugt werden? Was ich damit ausdrücken will ist, dass deine Aussage einfach mal superplatt ist.

Was ich damit ausdrücken möchte: Unterm Strich kann sprichwörtlich jeder Scheiß als Kunst deklariert werden,
Genau so ist es.


aber für mich ist das ein Spott auf die Künstler, die wirklich etwas können. Ein Dalí, ein Mozart, ein Goethe, um jetzt nur mal ein paar bekannte Namen aus verschiedenen Bereichen zu nennen, die haben wirklich was geleistet.
Können macht keine Kunst aus. Schön malen zB. ist ein Handwerk, das man erlernen kann. Jeder kann es zB. nach genug Übung schaffen ein berühmtes Kunstwerk nachzumalen. Ist tatsächlich eine beliebtes Training.

Als "echte Künstler" haben sie einzigartige, ausdrucksstarke Werke hinterlassen, in die ihre gesamte Energie und Persönlichkeit eingeflossen ist.
Was ein solches Kunstwerk ist und was nicht ist pure Geschmackssache.

Nun gebe ich dir insofern recht, dass man meine Argumentation "Sowas ist doch keine Kunst" oft auch über abstrakte Werke hört. Zu solchen Werken sagen viele: "Das sind doch nur ein paar Rechtecke - kann ja jeder"
Wie schon gesagt. Im Prinzip kann das auch jeder. Mit genug Übung. Darauf kommts aber nicht an.

Aber eine Festplatte mit Dateien vollzuschaufeln kann wirklich jeder und bei dem konkreten "Werk" steckt auch keinerlei besondere Systematik dahinter, da anscheinend keine besonderen Dateien ausgewählt wurden. Weder in dem Schaffensprozess selbst (suchen und downloaden) noch im Endergebnis steckt ein besonderes Merkmal, welches nicht zeitgleich auch tausende anderer Menschen vollführt haben, ohne es als Kunst zu deklarieren.
Ganz offensichtlich ist genau das der Gag an dem Werk. Übrigens hat es besondere Merkmale. Es ist Kunst und steht in einer Ausstellung. Deine Festplatte nicht und du wirst das auch nicht hinbekommen. Alleine dadurch ändert sich das Objekt und aus einer profanen Festplatte mit Urheberrechtsverletzungen drauf wird etwas völlig anderes.
Sieh es mal so. Wenn sich verschiedene Leute mit dem Thema "Urheberrechtsverletzung" beschäftigen, dann führt das zu verschiedenen Ergebnissen. Ein Anwalt führt zB. ein Beratungsgespräch. Ein Blog schimpft darauf, ein Maler malt ein Bild und ein Objektkünstler macht vielleicht sowas wie diese Festplatte. Es ist sein Art sich mit dem Thema zu beschäftigen und genauso legitim, wie alles andere. nur weil dir Objektkunst in dieser Form nicht gefällt, heißt das nicht, dass es keine Kunst ist, der Erschaffer kein Künstler und sowieso alles Quatsch.

Ich mag mit meiner persönlichen Definition nicht mit jedem Kunstmäzen übereinstimmen - aber das ist mir egal. Denn wenn alles Kunst sein kann, dann ist meine Meinung eben auch Kunst und ich betrachte sie als freie Ausdrucksform meiner selbst. 😀
Deine Meinung ist keine Kunst, weil niemand sie als Kunst ansieht, sie in keinem Kunstkontext ausgestellt ist und du kein Künstler bist.😛
 
Es ist Kunst und steht in einer Ausstellung. Deine Festplatte nicht und du wirst das auch nicht hinbekommen. Alleine dadurch ändert sich das Objekt und aus einer profanen Festplatte mit Urheberrechtsverletzungen drauf wird etwas völlig anderes.
Cum grano salis, aber: wie verträgt sich denn Deine autoritätskritische Dialektik mit einer Kunstdefinition, die alles das, was im Rahmen eines (letztlich selbsternannten) Kunstereignisses exponiert wird, auch zu Kunst erklärt? Seit wann bestimmt die Lokalität über den Inhalt? Du würdest eine Ansammlung von Hyazinthen doch auch nicht Tier nennen, nur weil sie im Zoo steht, oder? Taxonomie ist schließlich auch nur Menschenwerk. 😉
 
Bevor ich darauf antworte, hab ich ein Bild eines Museumsinnenraumes für dich (euch) Und eine Frage.

Ist das, was man darauf sieht Kunst? (Also nicht nach eurem persönlichen Geschmack*, sondern nach der "Kunstszene/Allgemeinheit". Ja/Nein, warum?)

b_hoefer_museum_f_r_voelkerkunde_1999.jpg



*Der Zusatz musste leider sein, weil für die meisten ja jenseits einer handvoll weltbekannter Kunstwerke nix Kunst ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist das, was man darauf sieht Kunst?
Es ist vor allen Dingen eine postmoderne Trickserei: zur Beantwortung der Frage wird erst einmal wichtig, ob die Szenerie als solche gemeint ist oder die Photographie derselben. Im Sinne der Erlebnis- und Perzeptionswelt ist es ja bei gegenständlicher Kunst eine Verschiebung der Aussage, ob die Wahrnehmung über ein Zwischenmedium erfolgt (anders als bei Aufnahmen klassischer Gemälde beispielsweise, die lediglich einen so realitätsnahen Anblick liefern sollen als möglich, wenn sie abgedruckt werden) oder ob der Rezipient in situ steht. Im Sinne der photographischen Inszenierung ist das also Kunst.

Ich finde aber die Eingangsbedingung genauso fragwürdig wie die letzte: nur weil eine "Kunstszene" dereinst beschlossen hat, dass die zum Aufzeigen der (tatsächlichen oder nur gedachten) Machtstrukturen/Gegenwartsideologien/Konsumverhalten (oder anderen Kategorien) aus dem echten Leben i.S.d. Realismus genommenen Aufnahmen entlarvend wirken (so wie ein Schildbürger), wird das dadurch noch lange nicht zum Kanon für Kunst schlechthin. Bzw. muss keiner sein. Das ist ein- und derselbe Mechanismus der Festlegung von Kunst mithilfe undurchsichtiger Autoritätsstrukturen - eine Ironie sondergleichen, sollen die artes liberales doch eigentlich außerhalb dieser Demarkationen wirken.
 
Naja, ich meinte schon das, was darauf zu sehen ist, was ich ja auch sagte. Ja, die Fotografie (von Candida Höfer) an sich ist Kunst. Zu sehen sind die Aufbauten einer Ausstellung. Wenn sie fertig sind, werden die Exponate daran befestigt. Die Info, dass es sich um einen Museumsraum handelt, reicht aber aus um Verwirrung zu stiften. Ich wollte damit nur zeigen, dass es sehr wohl darauf ankommen kann, wo etwas steht. Wenn etwas in einem Museum oder in einer Ausstellung steht, wird es Kunst in den Augen der Menschen, weil erwartet wird, dass in einem Museum Kunst ausgestellt ist. Das ist keine Autorität, die das festlegt, dass das so ist. Falls du das gemeint haben solltest. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, worauf du hinaus willst.

Kunst ist nicht Kunst aus sich heraus, sondern ist nur Kunst, wenn sie als solche Betrachtet wird. Das wird von keiner Autorität festgelegt. Die "Kunstszene" entscheidet das einzig und alleine deshalb, weil niemand anderes sich dafür interessiert, weil per Definition jeder in der "Szene" ist, den das interessiert. Und die "Kunstszene" ist kein geschlossener, exklusiver Kreis. Geh in eine Ausstellung und du bist dabei. Interessiere dich dafür und du bist dabei.

Und die Tatsache, dass ab und an mal ein Kunstwerk durch die Zeitung geistert und alle, die kein Interesse an der Materie haben, meinen, dass das doch nun keine Kunst sei, negiert den Kunststatus eines Objektes nicht.
 
Mein "Problem", wenn ich das so unverfänglich schreiben darf, ist, dass die Definition von "Kunst" im Vergleich zur Literatur (das scheint mir das beste Beispiel) einen Widerhaken enthält, der dazu führt, dass dauernd Debatten über den Seinsstatus gewisser Objekte ausgefochten werden: er ist durchgehend positiv konnotiert.

"Literatur" ist ziemlich beliebig, das "geschriebene Wort" beinhaltet Lyrikbände und Novellen, kann von der Autobiographie Günter Jauchs bis hin zum umfassenden Romans Thomas Pynchons alles aufbewahren, was dann erst attributiv belegt wird. So schlecht ein Buch auch ist, es käme keiner auf die Idee, zu sagen: "Das ist keine Literatur!", sondern er riefe aus: "Das ist ein wertloses Stück Literatur!" oder ähnlich.
"Kunst" leitet sich sinnverwandt von der sollertia ab, also der Kunstfertigkeit. Der subjektive Erwartungsrahmen erlaubt es dem Betrachter, das Beliebige von z.B. einem Heiligengemälde, das offensichtlich Kunstfertigkeit abverlangt, zu unterscheiden. "Kunst" ist nie ein wertfreier Begriff gewesen, wie es "Literatur" ist. Da es nun keinen allgemeingültigen Gradmesser für Kunstfertigkeit gibt, obliegt es zwingend den subjektiven Auffassungen von Kritikern oder Laien, mit sich selbst die Kunstfertigkeit und damit den Kunststatus zu vereinbaren, den ein Exponat offenbart.

Hier öffnet sich nun die Grube: der Literaturrezensent kann ein Buch zum Teufel wünschen, es des schlechtesten Stils und Inhalts zeihen, aber unmöglich das Anathema der Literatur selbst ausrufen. Dagegen scheint es wohl möglich, dass ein Kunstkritiker ein Exponat nicht nur als "schlechte Kunst" tadelt, sondern ihm das Existenzrecht selber abspricht und schließt, es gehöre nicht in diesen Kanon (wie es den Impressionisten anfangs ergangen ist - und bevor wir die Ignoranz der Zeitgenossen rügen, sollten wir uns bewusst machen, dass auch das legitim war, "Kunstchauvinismus" aus moderner Sicht heraus ist keine Errungenschaft).

Nun zum Loszierten der Kunst:
Wenn etwas in einem Museum oder in einer Ausstellung steht, wird es Kunst in den Augen der Menschen, weil erwartet wird, dass in einem Museum Kunst ausgestellt ist.
Wie gesagt, ich erwarte in einem Zoo auch Tiere, es mag aber sein, dass ich auf andere Lebensformen stoße. Musealität ist keine Durchlaufstür der künstlerischen Heiligsprechung. Erstbesucher eines Museums für moderne Kunst ohne theoretisches Vorwissen werden wohl auch nicht selten die Frage stellen, ob das denn überhaupt Kunst sei, was sie da sehen. Attributiv ist noch nichts entschieden. Und wie kann ich Kunst "als Kunst" betrachten? Heißt das, dass, wenn ich die chemische Verbindung der Farbzusammensetzung auf dem "Tod des Sokrates" von Jacques-Louis David untersuche, notwendigerweise keine Kunst betrachte, sondern solange ein lebloses Objekt, bis ich es anders betrachte? Und wie sieht es mit technischen Methodiken aus? Zählt der forschende Blick nach Fluchtpunkten, Lichtverhältnissen, Allegorien als kühle Methodologie oder als Kunstbetrachtung? Das erschließt sich mir nicht. Nach meinem Empfinden müssen substantielle (aristotelisch verstanden) ontische Zustände unabhängig vom Betrachter sein, eine Quantentheorie der Kunst ist mir suspekt.
 
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