Ich habe mir vor ein paar Monaten als absoluter 3D-Neuling den Bambulab A1 mini mit 0.2 Düse gekauft, da ich auch entspreche Beispiele wie oben im Video gesehen habe und dazu von der "Plug and Play" Aussage vieler Youtuber total gebannt war. Habe auch lange gezögert, da Resin aus bekannten Nachteilen im Handling (Kinder, fehlende Räumlichkeiten usw.) nicht in Frage kam und die FDM Printer bis dahin zu deutliche Rillen hatten. Dazu kam, dass ich auf die intensive Einarbeitung ins Slicen+Kalibrierung keine Lust hatte, vor der mich 3D-Druck-Veteranen im Freundeskreis immer gewarnt haben (wollte kein extra Hobby im Hobby, da mir eh schon die Zeit zum Malen und Spielen fehlt). Aber nach den beeindruckenden Bildern und vollmundigen Aussagen dachte ich mir, selbst wenn es nicht für Minis, sondern nur für ein paar Geländestücke und Haushaltsgegenstände reicht, bei 200€ + Kosten für Filament, Strom und die 0.2er Düse, kann ich nicht viel falsch machen.
Nunja, nach unzähligen Testdrucken und vielen Stunden Einarbeitung in das Thema kann ich das grundsätzlich schon mit der guten Qualität und der Einsteigerfrendlichkeit für den A1 mini mit 0.2 Düse bestätigen aus den Videos, allerdings mit ein paar Anmerkungen/Einschränkungen aus meinen persönlichen Erfahrungen:
Einarbeitung: Plug and Play gilt vielleicht für den Drucker selbst, aber bis man einigermaßen zuverlässig schöne Miniaturen und Geländeteile rausbekommt, muss man sich schon einarbeiten. Das fängt bei der Filamentauswahl und -kalibrierung sowie Druckerkalibrierung an, geht über den grundsätzlichen Umgang mit der Slicer-Software bis hin zur Vorbereitung der Modelle (v.a. Support setzen ist ein wichtiges Thema). Natürlich kommt es immer auf das Modell, die Umstände und Erwartungen an. Einiges lässt sich sicher mit den diversen Voreinstellungen drucken ohne Aufwand, vieles aber auch nicht ohne mehr oder weniger viel Zusatzaufwand. Kurzum, ich habe dann doch, obwohl anfangs nicht gewollt, viele viele Stunden mit Rumprobieren, Testdrucken sowie Tutorialsschauen und Problemlösungssuche verbracht. Einfach, weil ich ja aufgrund der Beispiele weiss, das man es sauber hinbekommen kann mit dem Gerät und dann steigen auch die Ansprüche. Das muss man einfach wissen, bevor man einsteigt, dass je nach Anspruch und Modell, das trotz allem ein ziemlicher Zeitfresser werden kann.
Filamentsorte/-hersteller: Ich habe mehrere PLA Filamente für Minis ausprobiert und bin vorerst wieder beim hauseigenen Bambulab PLA matte hängen geblieben. Das z.B. oft von Miniaturendruckern gelobte SunLu PLA meta hat bei mir eher nicht so gut hingehauen (Stringing). Da gibt es trotz Kalibrierung echt auch bei anderen Herstellern heftige Unterschiede bei den PLA Filamenten.
Filamentkalibrierung: Filament sollte man m.E. zwingend kalibrieren, v.a. wenn es von Fremdherstellern kommt. Hat bei mir erheblich zur Verbesserung von Qualität und Geschwindigkeit beigetragen. Ich meine damit nicht die Autokalibrierung des Druckers. Das sind spezielle semi-manuelle Tests. Die wichtigsten Kalibrierungstests sind m.W. Flussdynamik, Flussrate, Temperatur, Pressure Advance und max. Durchflussvolumen. Dazu gibt es in Orca-Slicer entsprechende Tests, die in Bambustudio fehlen, und bei Youtube entsprechende Tutorials. Orca-Slicer ist im Grunde das identische Programm wie das hauseigene Bambustudio, nur mit paar mehr Features, wie den genannten Tests, und ohne Accountzwang.
Druckumgebung und Filamentrocknung: Filament sollte möglichst trocken sein, da es sonst zu Stringing und anderen Problemen kommt. Das kann in einem Keller mit 60-70% Luftfeuchtigkeit schon zum Problem werden. Es soll auch anscheinend herstellerseitig immer wieder zu feuchtes Filament ausgeliefert werden. Zu dem Thema gibt es auch unzählige Videos zur Behebung (Lagerung, Filamenttrockner), aber man muss es halt wissen und umsetzen. Allerdings kommt es auch hier scheinbar wieder auf ein paar unbekannte Variablen an. Bei manchen Leuten gehts auch so, trotz hoher Luftfeuchtigkeit, bei manchen gar nicht. Manche schwören auf hohe Raumtemperatur (25-28°), andere auf kühle Umgebung. Manche Leute haben damit mehr Probleme, manche weniger oder keine. Ich persönlich habe festgestellt, dass die Trocknung im Ofen das Stringing erheblich verbessert hat und, dass mein Keller grad im Sommer mit bis zu 75% Luftfeuchtigkeit einfach zu feucht war, seither steht er oben im Büro, wo es im Schnitt 45-60% hat Sobald ich eine Trockenbox gebaut habe, kommt er dann wieder runter..
0.2er Düse: Es ist zwar richtig, dass die 0.2er Düse der absolute Gamechanger im FDM-Miniaturendruck ist aufgrund der erheblichen Verbesserung im Druckbild im Vgl. zur mitgelieferte 0.4er Standarddüse. Mit der 0.2er Düse und Schichthöhe <=0.08 sieht man eigentlich mit blosem Auge die Rillen wirklich nur noch ultranah, wenn man sie sehen will. Mit 2-3 dünnen Farbschichten und Grundierung drauf, sind die Schichten bei den meisten Modellen nicht mehr zu sehen. Ausnahme sind bei mir große Rundungen (z.B. Rohre), aber vielleicht kann man das auch noch wegbekommen mit den richtigen Einstellungen. Aber die 0.2er Düse hat leider auch Nachteile: Sie verstopft häufig mal, 1x schon so sehr, dass sie nicht mehr zu reinigen war und eine neue gekauft werden musste (die 0.4er ist mir noch nie verstopft). Dazu kann es meiner Erfahrung nach leichter mal bei der 0.2er zu Unterextrusion und anderen Fehlern kommen. Trotz der höheren Fehleranfälligkeit - jeder Fehldruck ist letztlich vergeudetes Filament, Strom und Zeit - ist die Qualität wirklich erstaunlich und steht den meisten fertig kaufbaren Miniaturen in nichts nach. Allerdings muss man da schon viel Zeit, Material und Nerven reinstecken, bis man solche Ergebnisse bekommt, wie bei den Youtubern da oben im Video. Zumindest war es bei mir so.
Slicen und Supports setzen: Ein paar Grundfunktionen kriegt man bei Bambustudio/Orca recht schnell hin als Neuling. Aber wie immer, sobald man was Anspruchsvolleres drucken will oder Probleme auftauchen (und beides kommt i.d.R. irgendwann wenn man so ein Gerät mal daheim hat), muss man sich damit intensiver befassen. Will man z.B. ein Modell aufwendiger nachbearbeiten oder selbst was erstellen, ist man mit den Bordmitteln recht schnell am Ende, da braucht man dann ein komplexeres Programm mit mehr Funktionen bzw. muss ins 3D-Modelling einsteigen. Da FDM-Drucker bei Überhängen ab einer gewissen Größe und Neigung nicht in die Luft drucken können, benötigt man früher oder später bei nicht-supporteten Modellen sogenannte Supports als Stützstrukturen. Ich bin bisher mit den Auto-Supports in den Bordmitteln von Bambu/Orca nicht zurecht gekommen. Erst mit Lychee und viel Einarbeitung, habe ich es dann hinbekommen. Keine Frage, man kann das alles schaffen, aber sobald ein Modell nicht oder nicht gut presupportet ist bzw. nicht speziell für FDM designed ist, so dass es ohne Support auskommt, muss man sich damit beschäftigen. Und auch das kostet Zeit, Nerven und Material.
Fazit: Alles in allem würde ich mir das Gerät wieder kaufen. Ich denke da macht man als Einsteiger vom Preis-Leistungsverhältnis nix falsch, v.a. wenn es nur zum Reinschnuppern ist. Einfache Dinge werden meist mit Standardeinstellungen ordentlich und "schnell" (für FDM-Verhältnisse) gedruckt. Mit der 0.4er Düse auch meist störungsfrei. Will man aber bessere Qualität wie im Video oben und anspruchsvollere Modelle sauber gedruckt haben, ist das auch mit dem Bambulab A1 mini und der 0.2er Düse kein Selbstläufer. Da kommt man dann ums Tüfteln auf mehren Ebenen nicht herum. Wenn es sich wirklich nur um ein paar Figuren handelt und du wenig Zeit hast, wäre tatsächlich ein Druckservice vielleicht eine gute Alternative. Kommt eben viel auf die Modelle, deine Bereitschaft dich damit zu beschäftigen und die Qualitätsanforderungen an.
Hoffe mit dem ausführlicheren Bericht dem einen oder anderen und v.a. dem TE geholfen zu haben. Das waren meine persönlichen Erfahrungen und Schlüsse unter spezifischen Bedingungen und keine allgemeingültigen Aussagen. Kann natürlich bei anderen Leuten und anderen Bedingungen vollkommen anders sein.