SINNLOSE GEWALT - BERUFSFELD MIT ZUKUNFT!
Rezession schüttelt die Weltwirtschaft, auf dem deutschen Arbeitsmarkt sieht es finster aus: Kündigungen, Rationalisierungen, Stellenstreichungen - manchmal wird sogar einer entlassen!
Lohnt es sich in dieser Situation überhaupt noch, den Traumjob zu suchen? Aber sicher! Es gibt sie noch, die Zukunftsbranchen, in denen Bilderbuchkarrieren für risikofreudige High Potentials möglich sind.
Die Berufswelt von morgen nimmt langsam Konturen an. Immer mehr junge Leute wittern ihre Chance, wollen "irgendwas mit Menschen und Waffen" machen, am liebsten etwas Blutiges. Ihre Vorbilder sind Terrorpioniere wie Andreas Baader, Yassir Arafat oder Rudi Carrell bzw. Massenmord-Urgesteine wie Jack The Ripper, Fritz Haarmann oder Hannibal Lecter, ihr Job ist ein Job im derzeit begehrtesten Gewerbe der Welt - der sinnlosen Gewalt. Einsteiger erwartet ein breites Spektrum prestigesträchtiger Berufe mit vielfältigen Auf- und Ausstiegschancen. Ausgerechnet die viel gescholtene Globalisierung nämlich hat die sinnlose Gewalt von ihrem Schmuddelimage befrei: Von Hamburg nach New York, von Grosny nach Moskau, vom Jemen nach Guantanamo Bay führen die Einsätze der Beschäftigten. Selbst in Kleinstädten wie Littleton, Erfurt oder Washington D.C. können sie unter den Augen der Weltöffentlichkeit etwas bewegen: z.B. Menschen zum Schreien und Weglaufen.
Viele Interessenten machen sich jedoch falsche Vorstellungen von einer Tätigkeit im Gewaltgeschäft. Sie wollen lediglich da arbeiten, wo andere gerne Urlaub machen (Bali, Djerba, Gaza), und werfen Serienmörder und Amokläufer mit Terroristen und Selbstmordattentätern in einen Topf, obwohl z.B. die tarifliche Einstufung eine ganz andre ist. Vielleicht liegt es ja daran, dass das Berufsfeld einerseits so dynamisch, andererseits aber von alten Zunftregeln geprägt ist. Selbst Experten wissen oft nicht genau, wie der Arbeitsvertrag eines Terroristen im einzelnen aussieht, ob ein Amokläufer bei Dienstantritt noch die Schulbank drücken darf oder wie ein Sniper seine Spesen abrechnet.
Bewerber sollten wissen, dass in der Branche nicht nur Selbstdarstellung und Glamour, sondern auch Planung und Handwerk gefragt sind. Die spektakulären Arbeitseinsätze der Profis verstellen oft den Blick darauf, dass die meisten von ihnen ihren Beruf als moderne Dienstleistung verstehen: Sie wollen Terror und Angst an den Mann (und seine Frau) bringen, am besten zu ihnen nach Hause. Ihr Ziel: Hart am Kunden arbeiten und ein erstklassiges Produkt abliefern. Ihr Weg: totales Qualitätsmanagement und schärfstes Controlling (am besten über die ganze Welt).
Wie in allen Zukunftsbranchen wird den Beschäftigten dazu höchstens Engagement abverlangt. Feste Arbeitszeiten sind passé, Überstunden die Regel: Wer pünktlich um vier die Handgranaten fallen lassen möchte, kann sich eine andere Arbeit suchen. Es handelt sich eben um Berufe, bei denen man sich so richtig dahinter klemmen muss, z.B. hinters Sturmgewehr oder unter die Rückbank eines Chevrolets. Andererseits verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit auch hier. Die meisten Beschäftigten haben schon vor ihrer Einstellung die Nachbarn terrorisiert oder Zündschnürsenkel zusammengebunden. Amokläufer und Selbstmordattentäter haben oft bereits in ihrer Jugend vor dem Spiegel böse Grimassen geübt bzw. wenig Skrupel gehabt, schon in mäßig gefüllten Bussen an die Decke zu gehen; kaum ein Serienmörder, der nicht bereits als Kind mit der Zwille Passanten aufs Korn nahm und irgendwann beschloss, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Kreativen Naturen hat dieses schillernde Berufsfeld daher viel zu bieten: Mehr Selbstverwirklichung findet man nur als erfolgloser Kunststudent.
Sinnlose Gewalt als Beruf bietet jedoch nicht nur persönliche Entwicklungschancen, sondern auch handfeste Vorteile bei der Bewerbung: Frei werdende Stellen muss man sich nicht mühsam in den Stellenanzeigen zusammensuchen, sie stehen groß in allen Zeitungen, meist sogar auf der Titelseite. Auch Initiativbewerbungen sind gern gesehen, besonders die großen Organisationen Al-Fatah, die Tschetschnische Befreiungsfront oder Pizza Hut suchen ständig Nachwuchs. Wer hier kurzfristig in die Bresche springen kann, z.B. in den Semesterferien, hat den Fuß bereits in der Tür zum Notausgang.
DAS SIND DIE BRANCHEN MIT ZUKUNFT:
TERRORISTEN:
NEIGUNGSPROFIL: Unkonventionelle Denker mit hoher Mobilität und Spaß an kreativen Lösungen finden im Terrorismus ein buntes Betätigungsfeld, das Anzugtypen freilich wenig zu bieten hat, höchstens Kampfanzugtypen. Planer und Strategen kommen vor allem in der Vorbereitungsphase auf ihre Kosten, Pragmatiker verwirklichen sich, sobald der Startschuss gefallen ist, soziale Naturen kümmern sich um die Geiseln. Neben einer guten Kondition und logistischen Talenten sind bei der Berufsausübung vor allem kommunikative Skills gefragt: öffentlichkeitswirksam präsentieren, hart verhandeln, vor Bluffs nicht zurückschrecken und trotzdem glaubwürdig bleiben. Sollte das nicht nutzen, kommen die Techniker zum Einsatz.
ANFORDERUNGEN: Unabdingbar sind eine gute Ausbildung, am besten mehrere Jahre lang in einem renommierten Trainingscamp, sowie die totale Übereinstimmung mit den Organisationszielen oder wenigstens -methoden. Bewerber ohne Flugangst und mit Terrorerfahrung (IRA, Au Pair, WSV) werden bevorzugt.
PERSPEKTIVEN: Die Zukunft des Terrorismus kann als gesichert gelten, schon Berufsanfänger können für ihre Arbeit Unsummen verlangen. Die Konkurrenz ist allerdings groß, Branchenexperten weisen darauf hin, dass vor allem im terroristischen Mittelstand kaum Aufstiegschancen zum Top- oder Chefterroristen bestehen.
SERIENMÖRDER / SNIPER:
NEIGUNGSPROFIL: Genau das Richtige für Tüftler, Bastler und verkannte Genies, die am liebsten Routinearbeiten erledigen und trotzdem die Öffentlichkeit nicht scheuen. Wer Menschen gerne in ihrem Innersten berührt und davon träumt, ganze Städte zu elektrisieren, muss nicht mehr Chirurg oder Beleuchter werden. Zielstrebige PR-Talente mit dramaturgischem Gespür, die die Früchte ihrer Arbeit in den Acht-Uhr-Nachrichten genießen wollen, können innerhalb weniger Tage zu Superstars werden, sofern sie die lange Distanz wahren und in Deckung bleiben.
ANFORDERUNGEN: Eine militärische Ausbildung (zum Heckenschützen), eine Parkwächter-Fortbildung (zum Heckenschützer)oder wenigstens eine gewissen Ähnlichkeit mit Dieter Thomas Heck ist von Vorteil. Ohne handwerkliche Begabung geht jedoch nichts: Bevorzugt eingestellt werden Schraubertypen, die aus einem Auto eine Automatik oder wenigstens eine Halbautomatik basteln können.
PERSPEKTIVEN: Ein Beruf mit Zukunft! Die Arbeit geht praktisch nie aus, die Nachfrage steigt mit dem wachsenden Programmbedarf der Fernsehsender.
SELBSTMORDATTENTÄTER:
NEIGUNGSPROFIL: Die erste Wahl für temperamentvolle Orientalen, denen Arbeit sonst ein Fremdwort ist (hebräisch). Wer keine Scheu hat, sich anderen zu öffnen und vor Ehrgeiz manchmal förmlich explodiert, findet als Selbstmordattentäter eine rosige Zukunft. Draufgänger-Typen, die urbane Strukturen aufbrechen wollen und bei diversen körperlichen Beschwerden nicht gleich in Tränen ausbrechen, könen es in diesem Beruf weit bringen: teilweise bis zu 15 Metern.
ANFORDERUNGEN: Bewerber brauchen nicht unbedingt eine gute Ausbildung, aber unbedingt eine gute Einbildung ("Himmel", "70 wartende Jungfrauen") sowie einen gesunden Judenhass. Außerdem sollten sie nervlich belastbar sein: Vor der Arbeit ist höchste Konzentration von Nöten, nach dem Tagewerk darf man ruhig ein bisschen zerstreut sein.
PERSPEKTIVEN: Dieser exotische Beruf hat es bislang leider nicht geschafft, seine geographischen Grenzen zu sprengen, wenn auch sonst allerlei. Er boomt zwar, bringt aber momentan noch kein regelmäßiges Einkommen. Experten fürchten deshalb, dass der Beruf des Selbstmordattentäters unter Umständen bald aussterben könnte. Für Interessenten bedeutet das: Sie müssen eventuell ihren Sprengstoffgürtel enger schnallen.
AMOKLÄUFER:
NEIGUNGSPROFIL: In diesem Beruf sind Improvisationstalente gefragt, impulsive Typen mit mindestens einer ruhigen Hand oder ruhige Typen mit mindestens einer impulsiven Hand. Tatkräftige Praktiker, für die Schul- und Studiumsnoten nicht alles sind, die der Leistungsgesellschaft eine lange Nase zeigen und trotzdem erfrischend postideologisch denken, finden im Amoklauf ein attraktives Beschäftigungsfeld.
ANFORDERUNGEN: Bewerber sollten über gutes räumliches Vorstellungsvermögen und emotionale Intelligenz verfügen. Ein gewisser Hang zum Chaos ist kein Hinderungsgrund, solange die Bereitschaft besteht, hin und wieder mal gründlich aufzuräumen. Auch in punkto Mobilität besteht Spielraum: Sprintertugenden auf der Kurzstrecke sind wichtiger als Durchhaltevermögen und reiner Weg. Wer sich gern im überschaubaren Rahmen eines Campus oder Schulhofs bewegt, findet hier sicher eine Nische (Raucherecke).
PERSPEKTIVEN: Finanziell steht es für Berufsanfänger nicht zum Besten: Als Amokläufer muss man sich immer noch irgendwie durchschlagen. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen steigt jedoch, gewisse Tendenzen in der Bildungspolitik (Pflichtfächer, Kopfnoten, Studiengebühren) lassen seit etwa 2004 auf eine exzellente Amokkonjuntur hoffen.
FAZIT:
Jährlich werden hunderttausende neuer Gewaltbeschäftigter gebraucht. Das sollten sich Berufseinsteiger zu Nutze machen. Zwar bietet nicht jeder Beruf im Feld der sinnlosen Gewalt die erwünschte Krisensicherheit, auf dem langen Weg nach oben bleibt so mancher Ehrgeizige auf der Strecke. Trotzdem raten Experten: Der beste Schutz gegen die Arbeitslosigkeit ist und bleibt die gute Ausbildung an der Waffe. Die Welt wird jeden Tag ein Stückchen unsicherer - wer clever ist, hilft dabei mit.