Staubpartikel schmirgelten auf seiner Haut, er roch die mikroskopisch feinen Russpartikel. Die Eindrücke des Krieges, und Vito Babur nahm sie auf mannigfaltige Weise wahr. Ein Gedankenspiel, bei dem er unwillkürlich lächeln musste. Zahllose Feuer brannten, dort, wo seine entfesselte Wut ihre Eindrücke hinterlassen hatte. Die Hitze des Infernos bekümmerte ihn nicht, und er schritt durch die hohen Flammen ungerührt hindurch. Denn er war Dominatus Regnum, ein Titan des Warlord-Schemas. Die Feuer kümmerten ihn in seiner gewaltigen Panzerung aus Ceramit und Adamantium nicht. Haushoch erreichten sie ihn nicht, denn ein Warlord-Titan überragte mühelos jedes Haus.
<Voller Kampfschritt, vorwärts>, kantierte Princeps Vito Babur.
„Aye, voller Kampfschritt vorwärts“, bestätigte sein Steuermann Diwaltos, und Babur spürte durch die Mannigfaltigkeit, wie sich der Titan unmittelbar in Bewegung setzte, als wären es seine eigenen Beine. Diwaltos hatte beide Hände konzentriert am Steuer. Er war ein junger Mann, vielleicht Mitte zwanzig mit einem hübschen Gesicht, blond gelockte Haare und hellblaue Augen, die spitzbübisch funkelten, wenn er einen Scherz machte.
Einst war Babur auch gutaussehend gewesen, dachte der Prinzeps. Bevor er sich in einen amniotischen Nährstofftank hatte einbetten lassen. Nun war er zu achtundvierzig Prozent bionisch, eine nahezu künstliche Kreatur, die in einer Nährflüssigkeit schwamm, und deren Fleisch langsam verschrumpelte. Ein unaufhaltsamer Verfall, der seinen augmetischen Körperanteil unweigerlich steigen lassen würde. Babur war sich dieses Umstandes bewusst gewesen. Muskelschwund und Abbau von Knochensubstanz war ein geringer Preis, machte der Nährstofftank einen Princeps in der Reaktionszeit doch um zehn Prozent schneller. Ein Unterschied, der in ihrem Bereich Welten ausmachte.
Ein Unterschied, der es auch verlangte, dass Princeps Babur ihm wieder die vollständige Aufmerksamkeit schenkte.
Konzentriere dich, für die Vollstreckung, dachte Babur und die Reaktoren des Titanen jaulen wie zur Bestätigung auf.
Dominatus Regnum trat aus den Flammen und fand sich plötzlich in einem Gemetzel wieder. Zwei Gargbots, ungelenke, massige Läufer verwüsteten die Schlachtlinie der imperialen Streitkräfte. Sie waren die Verkörperung, der orkischen Denkweise. Krude, massive, und mit so vielen Nah- und Fernkampfwaffen ausgestattet, wie es nur möglich war. Aus den Auspuffen der beiden orkischen Cybots quollen Schwaden schwarzen Rauchs. Zahllose Standarten, versehen mit dem Geschmiere der Orks, und Trophäen hingen auf den schwer gepanzerten Rümpfen der Gargbots. Wobei auch deren Panzerung so grobschlächtig war. Als Angehöriger des Mechanicus verwunderte es Babur jedes Mal aufs Neue, wie solch primitive Wesen wie Orks, zu solchen technischen Fähigkeiten in der Lage waren. Zwar waren auch diese Läufer nicht mehr als eine Ansammlung von geplünderten Metallteilen, die krude miteinander vernietet waren. Das Mechanicus stand für Präzision, für Ordnung, die Orks hingegen für wilde Kreativität. Und so grobschlächtig sie auch waren, die Garbots forderten einen hohen Blutzoll unter den treuen Dienern des Imperators. Kreissägen kreischten und zerschnitten Panzerplatten wie Fleisch gleichermaßen. Energiekrallen rissen Panzer in Stücke. Mächtige Feuerwaffen mähten dutzende Soldaten nieder. Raketen schlugen in sich auf den Rückzug befindenden Selbstfahrlafetten ein und ließen sie in blendenden Feuerbällen hochgehen. Ein gesamtes Bataillon der imperialen Armee, mit genug Feuerkraft um eine Stadt einzunehmen, war am falschen Fuß erwischt worden, und befand sich nun auf dem kläglichen Rückzug. Den abgehakten und verzweifelten Kom-Fetzen, welche die Brückenmannschaft von Dominatus Regnum empfing, würden es nicht viele von den Soldaten schaffen.
Durch die zahlreichen Sensoren mit Informationen gefüttert, fühlte es sich für Babur an, als würde er den beiden Läufern selbst leibhaftig gegenüber stehen und deren Abgase mit seiner eigenen Nase einatmen. Aber er keiner deren unglückseligen Opfer, sondern schwamm in einem Tank, verbunden mit einer gewaltigen Kriegsmaschine durch die Mannigfaltigkeit. Ein Umstand, für den er dem Omnissiahs dankte. Und so faszinierend der Gedanke war, dass so krude Technik funktionieren konnte, so sehr beruhigte Princeps Babur der folgende Gedanke. Orks waren zwar für den Krieg geboren. Ihre wilde, animalische Art war für das Schlachte bestimmt, ebenso wie ihre Maschinen keinen anderen Zweck kannten. Aber Dominatus Regnum war ebenfalls nur für den Krieg konstruiert worden. Hunderte, ja sogar tausende der besten Adepten und Ingenieure des Mechanicums hatten in voller Hingebung gearbeitet, um Dominatus Regnum zu erschaffen. Und der Titan war eine alte, ehrwürdige Maschine die seit mehr als drei Millennien ihren Dienst gegen jeden Feind der Menschheit verrichtete. Und sie war bisher aus jeder ihre zahllosen Schlachten siegreich hervor gegangen.
Die Gargbots widmeten immer noch ihre volle Aufmerksamkeit den imperialen Bodentruppen. Princeps Babur lächelte. Ihr überlegenes Auspex hatte das Echo der feindlichen Signaturen und deren Waffenentladungen schon vor mehr als drei Kilometern angezeigt. Dominatus Regnum war mehr als willens und bereit, den Kampf aufzunehmen. Wie ein Lehrer, der die Schulschläger auf frischer Tat ertappt, griff der Warlord-Titan in das Geschehen ein.
<Turbolaser, volle Salve>, kantierte Babur einfach. Effizienz, Effizienz und Präzision waren der Schlüssel zum Sieg, und nicht umsonst eherne Prinzipien des Mechanicums waren. Mit seinem rechten Waffenarm feuerte der Titan etliche Hochenergiestrahlen auf den nächstgelegenen Läufer ab. Der Effekt war verherrend. Offenbar vertrauten die Läufer auf ihre starke Panzerung, oder deren Konstrukteure hatten keinen Wert auf Schilde gelegt. Die ersten zwei Treffer schleuderten den Gargbot zur Seite. Der Warlord-Titan hielt seinen Beschuss jedoch ungerührt aufrecht.
„Weiterfeuern“, augmetierte Princeps, wobei er unbewusst seine Zähne fletschte, als wäre er ein Raubtier. Und in diesem Moment war er es auch.
Der zweite Gargbot drehte sich um, und aktivierte seinen Flammenwerfer, aus dem eine vier Meter lange Feuerlanze schoss. Eine theatralische Geste, welche keinerlei Effekt auf die sechs Deflektorschilde von Dominatus Regnum hatte.
„Zweites Ziel nähert sich“, meldete Subotai.
<Zielerfassung mit Destruktor und Feuer frei nach eigenem Ermessen>, sandte Babur seinem Moderati in einem gebündelten Datenimpuls zurück. Für einen kurzen Moment tauchte eine Zielerfassung vor seinem Auge auf, die jedoch wieder verschwand, als Subotai die Kontrolle für den Destruktor übernahm. Eigentlich hieß er mit vollem Namen Plasma-Annihilator. Er war direkt mit den Reaktoren des Titanen verbunden, von denen er seine Energie bezog. Aus den Eingeweiden meldete sich auch prompt der Maschinenpriester und meldete seine Besorgnis, dass sie mit zwei Waffen feuerten, die ihren Energievorrat potentiell erschöpfen könnten.
Babur schob den Einwand so harsch zur Seite, dass die gesamte Brückenmannschaft ob der groben Replik zusammenzuckte. Kein Wunder, wenn man eine Neuralgestalt, wie die Mannigfaltigkeit teilte, gab es so etwas wie Privatsphäre nicht. In diesem Moment zählte nur der Abschuss, alles andere war unwichtig.
So tat Dominatus Regnum einen weiteren Schritt vorwärts und ließ die Erde erzittern, während grelle Lichtstrahlen den verbeulten Gargbot beharkten. Dann ging kurz die Sonne auf, als Moderati Subotai den Plasma-Annihilator abfeuerte. Als man wieder sehen konnte, war der zweite Läufer verschwunden, lediglich geschmolzene Schlacke bewies, dass sich hier noch vor kurzem eine feindliche Maschine befunden hatte.
Princeps Babur hatte seinen Abschuss inzwischen ebenfalls erzielt. Der zweite Gargbot war ein kümmerlicher, deformierter Haufen Schrott, der an einigen Stellen bereits zu brennen begann. Die Brückenmannschaft jubelte, während Babur eine Reihe von Tabellen abrief. Alle Systeme liefen einwandfrei, die Schilde hielten, die Reaktoren waren innerhalb der normalen Parameter, ihre äußere Struktur meldete keinerlei Schäden. Doch Babur ärgerte sich über die Energieanzeige. Ihre beiden Abschüsse hatten Eins-komma-vier Prozent der Gesamtenergie verbraucht. Zwar stand damit noch ausreichend Energie zur Verfügung, doch der Princeps wusste, dass es zur Vernichtung der feindlichen Maschinen auch andere Optionen gegeben hätte. Er fluchte innerlich, da er sich wie ein Anfänger der Animalität der GIE, dem wilden, ungezügelten Maschinengeist von Dominatus Regnum hingegeben hatte. Zwar bestand diese Gefahr immer, besonders in der Hitze des Gefechts, doch in einer derart unbedeutenden Situation war so ein Fehler unverzeihlich. Zwei Gargbots waren für einen Warlord keine vitale Bedrohung, im Gegensatz zu größeren Gegnern.
Eine Konfrontation mit einem ausgewachsenen Garganten war etwas ganz anderes. Dort musste man ohne Rücksicht das gesamte, gewaltige Waffenarsenal einsetzen um auch nur bestehen zu können. Es war diese Art von Konfrontation, nach der sich Princeps Babur gleichermaßen sehnte, wie er sie fürchtete.
„Befehle, Princeps?“, fragte sein Moderati.
„Einkommende Nachricht von einem Major Todwoski, vierzehntes Vhun“, meldete sein Sensori Tensou.
„Vollständiger Halt, vollständiger Systemcheck“, wies er seine Mannschaft an. Zwar hatte er dies bereits getan, aber es würde sie beschäftigen.
<Stellen Sie ihn durch>, wies er seinen Sensori an. Die Projektion eines mitgenommenen, abgekämpften Mannes tauchte vor ihm auf. Er hatte eine blutende Kopfwunde, gegen die er ein Tuch presste, und einen gehetzten Blick in seinen Augen. Babur konnte es seltsamerweise verstehen. Wären die Rollen vertauscht gewesen, hätte er sich vielleicht auf dieselbe Weise präsentiert. Doch dem war nicht so. Babur war zu achtundvierzig Prozent bionisch, schwamm in einem Tank, den er seit seiner Einbettung nicht mehr verlassen hatte, und war neural mit einem Warlord-Titan verbunden. Zwischen ihm, und dem Major lagen buchstäblich Welten.
Außerdem verfügte Babur dank der zahllosen Datenströme des Vollstreckungs-Logs über Informationen. Er wusste Alles über sein Gegenüber, und dieser wusste nichts. Geburtjahr, Geburtsort, Schola-Akte, militärische Laufbahn, Krankenakte und psychologische Beurteilung. Ja sogar über die geheimen, finanziellen Zuwendungen des Majors für seine Geliebte fand er Informationen vor. Eine Summe, die ihn doch in Erstaunen versetzte und den Kopf schütteln ließ, da sie ihm als Mitglied des Mechanicus unangemessen hoch vorkam. Er konnte sich nicht vorstellen, warum der Major so einen Aufwand deshalb betrieb. All diese Informationen verarbeitete der Princeps dank der GIE innerhalb eines Augenschlages, noch bevor der Major zu sprechen begann.
„Dem Imperator sei Dank. Sie kamen zur rechten Zeit“, sagte der Major, wobei ihm beinnahe Tränen in den Augen standen.
„Der Imperator beschützt“, erwiderte Babur sofort.
„Wie lauten ihre Befehle?“, fragte der Major, der sich scheinbar bereitwillig unterordnete. Babur rief eine taktische Analyse auf, kombiniert mit einem aktuellen Plan der Kampflinie und den topographischen Begebenheiten. „Befehlen Sie ihren Männern, diese Stellungen hier wieder zu bemannen. Dominatus Regnum wird Ihnen Feuerunterstützung gewähren.“
„Kontakte, zahlreiche Feindkontakte in Gitter Vier-Zwo-Eins“, rief Sensori Tensou plötzlich dazwischen.
„Auspex meldet feindlichen Langstreckenbeschuss“, informierte Moderati Subotai.
„Schirme hochfahren! Steuermann, voller Schwenk in Richtung Vier-Zwo-Eins. Halber Kampfschritt, Waffen bereitmachen“, befahl Princeps Babur umgehend.
„Was ist los? Was passiert hier?“, rief Major Todwoski von Panik erfasst.
„Bewahren Sie Ruhe und bemannen Sie ihre Positionen. Halten Sie sich für etwaige Befehle bereit. Ich gehe der Sache auf den Grund“, beruhigte ihn Babur.
„Sie wollen einem Feind in unbekannter Stärke alleine begegnen?“, erwiderte der imperiale Major perplex.
Babur gestattete sich ein Lächeln. „Kein Grund zur Beunruhigung, Major. Schließlich ist dies Dominatus Regnum.“
Während der Warlord einer neuen Konfrontation entgegen schritt, setzte sich Vito Babur erneut mit der Lage Major Todowskis auseinander. So unerwartet, plötzlich war der Titan ihnen in einer hoffnungslosen Lage zu Hilfe geeilt, und jetzt fanden sich die Imperialen dieses Beistands genauso jäh beraubt. Diese Situation erinnerte Babur an ein prä-imperiales Textfragment, das er in den Archiven des Mechanicus gefunden hatte. Deus ex Machina, Gott aus der Maschine. Es war alt, mehr als vierzigtausend Jahre und beschrieb die unerwartete, plötzliche Hilfe eines Gottes. In prä-imperialen Zeiten war es ein Trick, der durch eine Hebebühne während eines Theaterstücks, eingesetzt wurde, wenn im Drama die Protagonisten vor einem unlösbaren Problem standen.
Babur lächelte, weil die Parallele zu dieser Vollstreckung so offensichtlich war.
<Auspex zeigt dutzende Signaturen an, schnell näher kommend>, sagte Sensori Tensou.
Und in der Tat näherte sich ihnen eine kleine Armee. Wie mit eigenen Augen sah Princeps Babur sie durch die unzähligen Sensoren seiner Maschine. Tief in seinem Bewusstsein drängte ihn der Maschinengeist von Dominatus Regnum das Feuer zu eröffnen. Doch dieses Mal widerstand Babur der Versuchung und drängte diesen Impuls zurück.
Die feindliche Kolonne kam rasch näher.
Es waren mindestens achtzehn Feindpanzer, darunter zahlreiche erbeutete imperiale Modelle. Weitaus mehr Pickups und Laster mit offenen Ladeflächen kamen ebenfalls in halsbrecherischem Tempo angebraust. Hunderte Orks befanden sich in und auf diesen Fahrzeugen und schwangen ihre Waffen, oder trommelten auf die Blechchassis, um offenbar die Fahrer anzufeuern. Die Panzer eröffneten bereits das Feuer. Etliche Geschosse rasten Dominatus Regnum entgegen. Mit quietschenden Reifen und Ketten hielten die feindlichen Laster an. Geschützmannschaften sprangen hinab und richteten ihre gewaltigen Kanonen aus, die sie zuvor abgekoppelt hatten. Die großen, gewaltigen Münder zeigten direkt auf den Titanen. Pickups mit protzig wirkenden Raketenwerfern auf ihren Ladeflächen feuerten zischend Salve um Salve ab. Schließlich wurden sie unterstützt von der feindlichen Artillerie. Sogar einzelne Orks feuerten mit ihren Waffen, obwohl dies eher symbolischer Natur war.
Die Schilde des Warlords flirrten unter hunderten Treffern. Ungerührt marschierte Dominatus Regnum weiter, obwohl Babur die besorgten Blicke seiner Mannschaft registrierte, da er das Feuer immer noch nicht erwiderte. Aber aus seiner langen Erfahrung wusste er, dass diese Besorgnis unbegründet war. Obwohl sie mit zahlreichen Feinden konfrontiert waren, war deren Bedrohungspotential doch minimal. Die Schilde hielten stand, nur ein kontinuierlicher, langfristiger Beschuss hätte eine Chance. Und Babur war nicht gewillt, es so weit kommen zu lassen.
Er aktivierte die Waffenkontrolle und die Zielerfassung. Dank der GIE war er in der Lage, im Bruchteil einer Sekunde mehrer Ziele anzuwählen und die optimale Bekämpfung zu berechnen. Dominatus Regnum erwiderte endlich das Feuer, und die Welt erbebte. Im Zeitraum einiger Sekunden verfeuerte der Warlord-Titan einige Tonnen an Munition in Form von gewaltigen, panzerbrechenden Projektilen, Raketen und Hochenergiestrahlen.
Die Folgen waren verheerend.
Panzer schmolzen dahin, Pickups und Laster explodierten in den Einschlägen, hunderte Orks verdampften durch die Energie des Turbolasers und des Plasma-Destruktors. Gewaltige Aufzüge beförderten tonnenschwere Munition in die Autolader der Gliederwaffen, Leitungen ächzten und den Energiemengen, die sie vom Reaktor zu den Batterien transportierten. Princeps Babur spürte die Belastungen im Tank schwimmend, als wäre es sein eigener Körper. Seine Haut kribbelte, seine Glieder fühlten sich müde und schwer an. Dessen ungeachtet setzte er sein furchtbares Zerstörungswerk fort und es fühlte sich köstlich an. Mit rechtschaffener Wut tilgte er die Grünhäute, wechselte blitzschnell von Waffe zu Waffe und von Ziel zu Ziel.
Innerhalb von dreißig Sekunden war die beeindruckende Anzahl der Feinde auf ein erschrockenes Häuflein förmlich zusammengeschmolzen. Gebrochen in ihrer Moral versuchten sich die Orks abzusetzen. Doch Dominatus Regnum war nicht gewillt, ihnen diesen Gefallen zu gestatten. Unter dem Jubel seiner Brückenmannschaft löschte Babur die letzten Fliehenden aus. Lediglich ein halbes Dutzend Orks, allesamt zu Fuß, entkamen. Princeps Babur stoppte den Beschuss, für solche Ziele waren ihm seine Munitions- und Energievorräte zu kostbar.
Und wie auf Bestätigung erlitt der Warlord einen heftigen Treffer.
<Backbordschilde auf dreißig Prozent gefallen>, schrie Moderati Subotai
<Feindmaschine. Feindmaschine, Feindmaschine>, wiederholte Sensori Tensou das ohnehin Offensichtliche.
Psychostigmatische Wunden bildeten sich auf Princep Baburs Bauch. Blut drang aus seinen Mundwinkeln, während Schmerzen seinen Körper durchfluteten. Aus dem Maschinenraum meldete der Techpriester, dass Reaktor Zwei schwere Schäden erlitten hatte. Die Begründung, warum Babur Schmerzen erlitt. So erhaben und köstlich die Verbindung mit der Mannigfaltigkeit auch war, so bitter war sie, wenn die Maschine einen Treffer erlitt. In Momenten wie diesem, bereute es Babur fast, der Princeps eines Titanen zu sein. Automatische Protokolle aktivierten sich und führten der gesamten Brückenmannschaft schmerzstillende Mittel zu, damit sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren konnten.
Steuermann Diwaltos wendete Dominatus Regnum, damit man dem Feind von Angesicht zu Angesicht begegnen konnte.
Der Gargant war eine gewaltige Maschine, die sogar den Warlord überragte. Zwei vor Waffen strotzende Arme, die in furchtbaren Nahkampfwaffen endeten hoben sich drohend empor. Weitere gigantische Kanonen reckten sich aus dem fassförmigen Torso. Auf gewaltigen Beinen stampfte der Gargant Dominatus Regnum entgegen, wie ein proletoider, bulliger Schläger, die riesige Abgaswolken hinter sich herzog, da nur ein gewaltiger Verbrennungsmotor in der Lage war, solch ein massives Ungetüm zu betreiben. Die Orkmaschine feuerte massive Salven auf den Warlord ab. Princeps Babur sah Raketen und Projektile auf sich zurasen, so große wie ganze Häuser. Weitere Treffer ließen den Warlord erbeben. Anzeigen, bereits im roten Bereicht, tauchten vor Baburs Augen auf, Alarmsirenen ertönten, Kabelverbindungen schmorten durch, automatische Notfallprozeduren schlossen Schotte um die ausgebrochenen Feuer einzudämmen.
Es war die Herausforderung, die Babur gleichermaßen herbei gesehnt, wie gefürchtet hatte. Ein weiterer Blutfaden drang aus seinem Mundwinkel. Dennoch verzog Babur ihn zu einem Lächeln. Dominatus Regnum war eine altehrwürdige Maschine. Seit mehr als drei Millennien war sie aus jeder Vollstreckung siegreich hervor gegangen. Und ein Gedanke stärkte ihn dabei. Er war nicht Deus ex Machina. Hier, in diesem Tank war Princeps Vito Babur, von der Legio Pallidus Mor, ein Gott in der Maschine.
<Voller Kampfschritt, vorwärts>, kantierte Princeps Vito Babur.
„Aye, voller Kampfschritt vorwärts“, bestätigte sein Steuermann Diwaltos, und Babur spürte durch die Mannigfaltigkeit, wie sich der Titan unmittelbar in Bewegung setzte, als wären es seine eigenen Beine. Diwaltos hatte beide Hände konzentriert am Steuer. Er war ein junger Mann, vielleicht Mitte zwanzig mit einem hübschen Gesicht, blond gelockte Haare und hellblaue Augen, die spitzbübisch funkelten, wenn er einen Scherz machte.
Einst war Babur auch gutaussehend gewesen, dachte der Prinzeps. Bevor er sich in einen amniotischen Nährstofftank hatte einbetten lassen. Nun war er zu achtundvierzig Prozent bionisch, eine nahezu künstliche Kreatur, die in einer Nährflüssigkeit schwamm, und deren Fleisch langsam verschrumpelte. Ein unaufhaltsamer Verfall, der seinen augmetischen Körperanteil unweigerlich steigen lassen würde. Babur war sich dieses Umstandes bewusst gewesen. Muskelschwund und Abbau von Knochensubstanz war ein geringer Preis, machte der Nährstofftank einen Princeps in der Reaktionszeit doch um zehn Prozent schneller. Ein Unterschied, der in ihrem Bereich Welten ausmachte.
Ein Unterschied, der es auch verlangte, dass Princeps Babur ihm wieder die vollständige Aufmerksamkeit schenkte.
Konzentriere dich, für die Vollstreckung, dachte Babur und die Reaktoren des Titanen jaulen wie zur Bestätigung auf.
Dominatus Regnum trat aus den Flammen und fand sich plötzlich in einem Gemetzel wieder. Zwei Gargbots, ungelenke, massige Läufer verwüsteten die Schlachtlinie der imperialen Streitkräfte. Sie waren die Verkörperung, der orkischen Denkweise. Krude, massive, und mit so vielen Nah- und Fernkampfwaffen ausgestattet, wie es nur möglich war. Aus den Auspuffen der beiden orkischen Cybots quollen Schwaden schwarzen Rauchs. Zahllose Standarten, versehen mit dem Geschmiere der Orks, und Trophäen hingen auf den schwer gepanzerten Rümpfen der Gargbots. Wobei auch deren Panzerung so grobschlächtig war. Als Angehöriger des Mechanicus verwunderte es Babur jedes Mal aufs Neue, wie solch primitive Wesen wie Orks, zu solchen technischen Fähigkeiten in der Lage waren. Zwar waren auch diese Läufer nicht mehr als eine Ansammlung von geplünderten Metallteilen, die krude miteinander vernietet waren. Das Mechanicus stand für Präzision, für Ordnung, die Orks hingegen für wilde Kreativität. Und so grobschlächtig sie auch waren, die Garbots forderten einen hohen Blutzoll unter den treuen Dienern des Imperators. Kreissägen kreischten und zerschnitten Panzerplatten wie Fleisch gleichermaßen. Energiekrallen rissen Panzer in Stücke. Mächtige Feuerwaffen mähten dutzende Soldaten nieder. Raketen schlugen in sich auf den Rückzug befindenden Selbstfahrlafetten ein und ließen sie in blendenden Feuerbällen hochgehen. Ein gesamtes Bataillon der imperialen Armee, mit genug Feuerkraft um eine Stadt einzunehmen, war am falschen Fuß erwischt worden, und befand sich nun auf dem kläglichen Rückzug. Den abgehakten und verzweifelten Kom-Fetzen, welche die Brückenmannschaft von Dominatus Regnum empfing, würden es nicht viele von den Soldaten schaffen.
Durch die zahlreichen Sensoren mit Informationen gefüttert, fühlte es sich für Babur an, als würde er den beiden Läufern selbst leibhaftig gegenüber stehen und deren Abgase mit seiner eigenen Nase einatmen. Aber er keiner deren unglückseligen Opfer, sondern schwamm in einem Tank, verbunden mit einer gewaltigen Kriegsmaschine durch die Mannigfaltigkeit. Ein Umstand, für den er dem Omnissiahs dankte. Und so faszinierend der Gedanke war, dass so krude Technik funktionieren konnte, so sehr beruhigte Princeps Babur der folgende Gedanke. Orks waren zwar für den Krieg geboren. Ihre wilde, animalische Art war für das Schlachte bestimmt, ebenso wie ihre Maschinen keinen anderen Zweck kannten. Aber Dominatus Regnum war ebenfalls nur für den Krieg konstruiert worden. Hunderte, ja sogar tausende der besten Adepten und Ingenieure des Mechanicums hatten in voller Hingebung gearbeitet, um Dominatus Regnum zu erschaffen. Und der Titan war eine alte, ehrwürdige Maschine die seit mehr als drei Millennien ihren Dienst gegen jeden Feind der Menschheit verrichtete. Und sie war bisher aus jeder ihre zahllosen Schlachten siegreich hervor gegangen.
Die Gargbots widmeten immer noch ihre volle Aufmerksamkeit den imperialen Bodentruppen. Princeps Babur lächelte. Ihr überlegenes Auspex hatte das Echo der feindlichen Signaturen und deren Waffenentladungen schon vor mehr als drei Kilometern angezeigt. Dominatus Regnum war mehr als willens und bereit, den Kampf aufzunehmen. Wie ein Lehrer, der die Schulschläger auf frischer Tat ertappt, griff der Warlord-Titan in das Geschehen ein.
<Turbolaser, volle Salve>, kantierte Babur einfach. Effizienz, Effizienz und Präzision waren der Schlüssel zum Sieg, und nicht umsonst eherne Prinzipien des Mechanicums waren. Mit seinem rechten Waffenarm feuerte der Titan etliche Hochenergiestrahlen auf den nächstgelegenen Läufer ab. Der Effekt war verherrend. Offenbar vertrauten die Läufer auf ihre starke Panzerung, oder deren Konstrukteure hatten keinen Wert auf Schilde gelegt. Die ersten zwei Treffer schleuderten den Gargbot zur Seite. Der Warlord-Titan hielt seinen Beschuss jedoch ungerührt aufrecht.
„Weiterfeuern“, augmetierte Princeps, wobei er unbewusst seine Zähne fletschte, als wäre er ein Raubtier. Und in diesem Moment war er es auch.
Der zweite Gargbot drehte sich um, und aktivierte seinen Flammenwerfer, aus dem eine vier Meter lange Feuerlanze schoss. Eine theatralische Geste, welche keinerlei Effekt auf die sechs Deflektorschilde von Dominatus Regnum hatte.
„Zweites Ziel nähert sich“, meldete Subotai.
<Zielerfassung mit Destruktor und Feuer frei nach eigenem Ermessen>, sandte Babur seinem Moderati in einem gebündelten Datenimpuls zurück. Für einen kurzen Moment tauchte eine Zielerfassung vor seinem Auge auf, die jedoch wieder verschwand, als Subotai die Kontrolle für den Destruktor übernahm. Eigentlich hieß er mit vollem Namen Plasma-Annihilator. Er war direkt mit den Reaktoren des Titanen verbunden, von denen er seine Energie bezog. Aus den Eingeweiden meldete sich auch prompt der Maschinenpriester und meldete seine Besorgnis, dass sie mit zwei Waffen feuerten, die ihren Energievorrat potentiell erschöpfen könnten.
Babur schob den Einwand so harsch zur Seite, dass die gesamte Brückenmannschaft ob der groben Replik zusammenzuckte. Kein Wunder, wenn man eine Neuralgestalt, wie die Mannigfaltigkeit teilte, gab es so etwas wie Privatsphäre nicht. In diesem Moment zählte nur der Abschuss, alles andere war unwichtig.
So tat Dominatus Regnum einen weiteren Schritt vorwärts und ließ die Erde erzittern, während grelle Lichtstrahlen den verbeulten Gargbot beharkten. Dann ging kurz die Sonne auf, als Moderati Subotai den Plasma-Annihilator abfeuerte. Als man wieder sehen konnte, war der zweite Läufer verschwunden, lediglich geschmolzene Schlacke bewies, dass sich hier noch vor kurzem eine feindliche Maschine befunden hatte.
Princeps Babur hatte seinen Abschuss inzwischen ebenfalls erzielt. Der zweite Gargbot war ein kümmerlicher, deformierter Haufen Schrott, der an einigen Stellen bereits zu brennen begann. Die Brückenmannschaft jubelte, während Babur eine Reihe von Tabellen abrief. Alle Systeme liefen einwandfrei, die Schilde hielten, die Reaktoren waren innerhalb der normalen Parameter, ihre äußere Struktur meldete keinerlei Schäden. Doch Babur ärgerte sich über die Energieanzeige. Ihre beiden Abschüsse hatten Eins-komma-vier Prozent der Gesamtenergie verbraucht. Zwar stand damit noch ausreichend Energie zur Verfügung, doch der Princeps wusste, dass es zur Vernichtung der feindlichen Maschinen auch andere Optionen gegeben hätte. Er fluchte innerlich, da er sich wie ein Anfänger der Animalität der GIE, dem wilden, ungezügelten Maschinengeist von Dominatus Regnum hingegeben hatte. Zwar bestand diese Gefahr immer, besonders in der Hitze des Gefechts, doch in einer derart unbedeutenden Situation war so ein Fehler unverzeihlich. Zwei Gargbots waren für einen Warlord keine vitale Bedrohung, im Gegensatz zu größeren Gegnern.
Eine Konfrontation mit einem ausgewachsenen Garganten war etwas ganz anderes. Dort musste man ohne Rücksicht das gesamte, gewaltige Waffenarsenal einsetzen um auch nur bestehen zu können. Es war diese Art von Konfrontation, nach der sich Princeps Babur gleichermaßen sehnte, wie er sie fürchtete.
„Befehle, Princeps?“, fragte sein Moderati.
„Einkommende Nachricht von einem Major Todwoski, vierzehntes Vhun“, meldete sein Sensori Tensou.
„Vollständiger Halt, vollständiger Systemcheck“, wies er seine Mannschaft an. Zwar hatte er dies bereits getan, aber es würde sie beschäftigen.
<Stellen Sie ihn durch>, wies er seinen Sensori an. Die Projektion eines mitgenommenen, abgekämpften Mannes tauchte vor ihm auf. Er hatte eine blutende Kopfwunde, gegen die er ein Tuch presste, und einen gehetzten Blick in seinen Augen. Babur konnte es seltsamerweise verstehen. Wären die Rollen vertauscht gewesen, hätte er sich vielleicht auf dieselbe Weise präsentiert. Doch dem war nicht so. Babur war zu achtundvierzig Prozent bionisch, schwamm in einem Tank, den er seit seiner Einbettung nicht mehr verlassen hatte, und war neural mit einem Warlord-Titan verbunden. Zwischen ihm, und dem Major lagen buchstäblich Welten.
Außerdem verfügte Babur dank der zahllosen Datenströme des Vollstreckungs-Logs über Informationen. Er wusste Alles über sein Gegenüber, und dieser wusste nichts. Geburtjahr, Geburtsort, Schola-Akte, militärische Laufbahn, Krankenakte und psychologische Beurteilung. Ja sogar über die geheimen, finanziellen Zuwendungen des Majors für seine Geliebte fand er Informationen vor. Eine Summe, die ihn doch in Erstaunen versetzte und den Kopf schütteln ließ, da sie ihm als Mitglied des Mechanicus unangemessen hoch vorkam. Er konnte sich nicht vorstellen, warum der Major so einen Aufwand deshalb betrieb. All diese Informationen verarbeitete der Princeps dank der GIE innerhalb eines Augenschlages, noch bevor der Major zu sprechen begann.
„Dem Imperator sei Dank. Sie kamen zur rechten Zeit“, sagte der Major, wobei ihm beinnahe Tränen in den Augen standen.
„Der Imperator beschützt“, erwiderte Babur sofort.
„Wie lauten ihre Befehle?“, fragte der Major, der sich scheinbar bereitwillig unterordnete. Babur rief eine taktische Analyse auf, kombiniert mit einem aktuellen Plan der Kampflinie und den topographischen Begebenheiten. „Befehlen Sie ihren Männern, diese Stellungen hier wieder zu bemannen. Dominatus Regnum wird Ihnen Feuerunterstützung gewähren.“
„Kontakte, zahlreiche Feindkontakte in Gitter Vier-Zwo-Eins“, rief Sensori Tensou plötzlich dazwischen.
„Auspex meldet feindlichen Langstreckenbeschuss“, informierte Moderati Subotai.
„Schirme hochfahren! Steuermann, voller Schwenk in Richtung Vier-Zwo-Eins. Halber Kampfschritt, Waffen bereitmachen“, befahl Princeps Babur umgehend.
„Was ist los? Was passiert hier?“, rief Major Todwoski von Panik erfasst.
„Bewahren Sie Ruhe und bemannen Sie ihre Positionen. Halten Sie sich für etwaige Befehle bereit. Ich gehe der Sache auf den Grund“, beruhigte ihn Babur.
„Sie wollen einem Feind in unbekannter Stärke alleine begegnen?“, erwiderte der imperiale Major perplex.
Babur gestattete sich ein Lächeln. „Kein Grund zur Beunruhigung, Major. Schließlich ist dies Dominatus Regnum.“
Während der Warlord einer neuen Konfrontation entgegen schritt, setzte sich Vito Babur erneut mit der Lage Major Todowskis auseinander. So unerwartet, plötzlich war der Titan ihnen in einer hoffnungslosen Lage zu Hilfe geeilt, und jetzt fanden sich die Imperialen dieses Beistands genauso jäh beraubt. Diese Situation erinnerte Babur an ein prä-imperiales Textfragment, das er in den Archiven des Mechanicus gefunden hatte. Deus ex Machina, Gott aus der Maschine. Es war alt, mehr als vierzigtausend Jahre und beschrieb die unerwartete, plötzliche Hilfe eines Gottes. In prä-imperialen Zeiten war es ein Trick, der durch eine Hebebühne während eines Theaterstücks, eingesetzt wurde, wenn im Drama die Protagonisten vor einem unlösbaren Problem standen.
Babur lächelte, weil die Parallele zu dieser Vollstreckung so offensichtlich war.
<Auspex zeigt dutzende Signaturen an, schnell näher kommend>, sagte Sensori Tensou.
Und in der Tat näherte sich ihnen eine kleine Armee. Wie mit eigenen Augen sah Princeps Babur sie durch die unzähligen Sensoren seiner Maschine. Tief in seinem Bewusstsein drängte ihn der Maschinengeist von Dominatus Regnum das Feuer zu eröffnen. Doch dieses Mal widerstand Babur der Versuchung und drängte diesen Impuls zurück.
Die feindliche Kolonne kam rasch näher.
Es waren mindestens achtzehn Feindpanzer, darunter zahlreiche erbeutete imperiale Modelle. Weitaus mehr Pickups und Laster mit offenen Ladeflächen kamen ebenfalls in halsbrecherischem Tempo angebraust. Hunderte Orks befanden sich in und auf diesen Fahrzeugen und schwangen ihre Waffen, oder trommelten auf die Blechchassis, um offenbar die Fahrer anzufeuern. Die Panzer eröffneten bereits das Feuer. Etliche Geschosse rasten Dominatus Regnum entgegen. Mit quietschenden Reifen und Ketten hielten die feindlichen Laster an. Geschützmannschaften sprangen hinab und richteten ihre gewaltigen Kanonen aus, die sie zuvor abgekoppelt hatten. Die großen, gewaltigen Münder zeigten direkt auf den Titanen. Pickups mit protzig wirkenden Raketenwerfern auf ihren Ladeflächen feuerten zischend Salve um Salve ab. Schließlich wurden sie unterstützt von der feindlichen Artillerie. Sogar einzelne Orks feuerten mit ihren Waffen, obwohl dies eher symbolischer Natur war.
Die Schilde des Warlords flirrten unter hunderten Treffern. Ungerührt marschierte Dominatus Regnum weiter, obwohl Babur die besorgten Blicke seiner Mannschaft registrierte, da er das Feuer immer noch nicht erwiderte. Aber aus seiner langen Erfahrung wusste er, dass diese Besorgnis unbegründet war. Obwohl sie mit zahlreichen Feinden konfrontiert waren, war deren Bedrohungspotential doch minimal. Die Schilde hielten stand, nur ein kontinuierlicher, langfristiger Beschuss hätte eine Chance. Und Babur war nicht gewillt, es so weit kommen zu lassen.
Er aktivierte die Waffenkontrolle und die Zielerfassung. Dank der GIE war er in der Lage, im Bruchteil einer Sekunde mehrer Ziele anzuwählen und die optimale Bekämpfung zu berechnen. Dominatus Regnum erwiderte endlich das Feuer, und die Welt erbebte. Im Zeitraum einiger Sekunden verfeuerte der Warlord-Titan einige Tonnen an Munition in Form von gewaltigen, panzerbrechenden Projektilen, Raketen und Hochenergiestrahlen.
Die Folgen waren verheerend.
Panzer schmolzen dahin, Pickups und Laster explodierten in den Einschlägen, hunderte Orks verdampften durch die Energie des Turbolasers und des Plasma-Destruktors. Gewaltige Aufzüge beförderten tonnenschwere Munition in die Autolader der Gliederwaffen, Leitungen ächzten und den Energiemengen, die sie vom Reaktor zu den Batterien transportierten. Princeps Babur spürte die Belastungen im Tank schwimmend, als wäre es sein eigener Körper. Seine Haut kribbelte, seine Glieder fühlten sich müde und schwer an. Dessen ungeachtet setzte er sein furchtbares Zerstörungswerk fort und es fühlte sich köstlich an. Mit rechtschaffener Wut tilgte er die Grünhäute, wechselte blitzschnell von Waffe zu Waffe und von Ziel zu Ziel.
Innerhalb von dreißig Sekunden war die beeindruckende Anzahl der Feinde auf ein erschrockenes Häuflein förmlich zusammengeschmolzen. Gebrochen in ihrer Moral versuchten sich die Orks abzusetzen. Doch Dominatus Regnum war nicht gewillt, ihnen diesen Gefallen zu gestatten. Unter dem Jubel seiner Brückenmannschaft löschte Babur die letzten Fliehenden aus. Lediglich ein halbes Dutzend Orks, allesamt zu Fuß, entkamen. Princeps Babur stoppte den Beschuss, für solche Ziele waren ihm seine Munitions- und Energievorräte zu kostbar.
Und wie auf Bestätigung erlitt der Warlord einen heftigen Treffer.
<Backbordschilde auf dreißig Prozent gefallen>, schrie Moderati Subotai
<Feindmaschine. Feindmaschine, Feindmaschine>, wiederholte Sensori Tensou das ohnehin Offensichtliche.
Psychostigmatische Wunden bildeten sich auf Princep Baburs Bauch. Blut drang aus seinen Mundwinkeln, während Schmerzen seinen Körper durchfluteten. Aus dem Maschinenraum meldete der Techpriester, dass Reaktor Zwei schwere Schäden erlitten hatte. Die Begründung, warum Babur Schmerzen erlitt. So erhaben und köstlich die Verbindung mit der Mannigfaltigkeit auch war, so bitter war sie, wenn die Maschine einen Treffer erlitt. In Momenten wie diesem, bereute es Babur fast, der Princeps eines Titanen zu sein. Automatische Protokolle aktivierten sich und führten der gesamten Brückenmannschaft schmerzstillende Mittel zu, damit sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren konnten.
Steuermann Diwaltos wendete Dominatus Regnum, damit man dem Feind von Angesicht zu Angesicht begegnen konnte.
Der Gargant war eine gewaltige Maschine, die sogar den Warlord überragte. Zwei vor Waffen strotzende Arme, die in furchtbaren Nahkampfwaffen endeten hoben sich drohend empor. Weitere gigantische Kanonen reckten sich aus dem fassförmigen Torso. Auf gewaltigen Beinen stampfte der Gargant Dominatus Regnum entgegen, wie ein proletoider, bulliger Schläger, die riesige Abgaswolken hinter sich herzog, da nur ein gewaltiger Verbrennungsmotor in der Lage war, solch ein massives Ungetüm zu betreiben. Die Orkmaschine feuerte massive Salven auf den Warlord ab. Princeps Babur sah Raketen und Projektile auf sich zurasen, so große wie ganze Häuser. Weitere Treffer ließen den Warlord erbeben. Anzeigen, bereits im roten Bereicht, tauchten vor Baburs Augen auf, Alarmsirenen ertönten, Kabelverbindungen schmorten durch, automatische Notfallprozeduren schlossen Schotte um die ausgebrochenen Feuer einzudämmen.
Es war die Herausforderung, die Babur gleichermaßen herbei gesehnt, wie gefürchtet hatte. Ein weiterer Blutfaden drang aus seinem Mundwinkel. Dennoch verzog Babur ihn zu einem Lächeln. Dominatus Regnum war eine altehrwürdige Maschine. Seit mehr als drei Millennien war sie aus jeder Vollstreckung siegreich hervor gegangen. Und ein Gedanke stärkte ihn dabei. Er war nicht Deus ex Machina. Hier, in diesem Tank war Princeps Vito Babur, von der Legio Pallidus Mor, ein Gott in der Maschine.