8. Edition Hintergrund-Bibliothek

DAGabriel

Bastler
12. September 2009
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Wir alle sind einem Hobby verfallen und jeder hat so seine eigenen Gründe, warum er gerade seine Armee als die coolste empfindet.


Da sind zum einen die Modelle, die einem bei gerade dieser Armee am besten gefallen. Zum anderen der Stil der Armee, elitäre Armeen haben eine Ausstrahlung, die den einen anzieht, der andere dagegen fühlt sich mit dem bodenständigen Charme einer Massenarmee in grün und rot viel wohler.


Heute möchte ich einen anderen Aspekt der Armeen und insbesondere der Armee der Gruftkönige vorstellen: den Hintergrund!

Das ganze stammt von der Seite http://reshafim.org.il/ad/egypt/index.html

Nun könnte man sagen, es gibt ein typisches Motiv, auf dem viele der Fantasy - Armeen beruhen und hätte damit sicher recht. Dracula für die Vampire, Herr der Ringe für Elfen, Zwerge, Orks und Goblins, Die Mumie für Khemri sind die klaren Quellen, auf die sich unsere Armeen beziehen.


Aber viele Armeen haben auch einen geschichtlichen Aspekt. Bei den Gruftkönigen ist dies überdeutlich das alte Ägypten. Das Armeebuch wimmelt von Quasi-Ägyptischem: Pyramiden, Hieroglyphen, Götterbilder in Menschenform mit Tierköpfen, Totenkult usw.

Wenn man jetzt „nur“ spielen möchte, ist man mit dem Armeebuch und den Modellen sicher gut ausgerüstet. Um den ägyptischen Zauber der Armee einfangen zu können, ist ein gewisses Studium der ägyptologischen Quellen fast unumgänglich.

Warum? Nun, eines meiner geplanten Projekte ist eine Oase. Nun könnte man sagen, ja und? Palmen, Wasser, Sand, fertig. Zur Verzierung wollte ich aber gern ein kleines Boot mit ins Spiel bringen, evt. halb versunken am Strand.


Das ist etwas, was es leider von GW noch nicht gibt. Wie sahen also kleine Boote im alten Ägypten aus? Ein modernes Boot auf alt getrimmt würde wohl nicht so recht passen. Ein kleines Häuschen noch, gefälligst? Wie sahen denn die Häuser der normalen Bevölkerung aus, da eine Rekonstruktion des Tempels von Karnak leider die Kapazität unseres Spieltisches sprengen würde.

Die beste Ehefrau von allen würde nun sagen, das ist alles eine Ausrede, damit ich mir noch mehr Bücher kaufen kann! Und in einem gewissen Sinn hat sie damit ja auch Recht.
Trotzdem liegt eine gewisse Befriedigung darin, statt einem unpassenden Holzruderboot ein passendes aus Papyrus zu bauen, heraus zu finden wie es aussah, wie es gebaut wurde.
Oder bei dem Projekt „Streitwagenwerkstatt zunächst einmal heraus zu finden, wie wurden die denn in Wirklichkeit gebaut.

Da die Ägypter das meiste aus dem Alltagsleben in ihrer Bilderverliebtheit in die Gräber und an die Tempel gemalt hatten, stehen uns tausende von Original-Abbildungen und dazugehörigen Texten zur Verfügung.

Damit auch die Spieler, die keine Lust auf solche Recherchen haben, etwas aus diesem reichen Wissen schöpfen können, möchte ich hier meine Quellen offen legen. Jeder der etwas zur Sache beitragen kann, ist herzlich eingeladen dies zu tun.
 
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Inhaltsverzeichnis

Waffen Einführung -----------#3
Schlagwaffe----------------- #4
scharfe Waffen-------------- #5
Profektile------------------- #6
Schilde, Helme, Rüstungen----#8
Streitwagen-----------------#10
Schiffe und Flotte-----------#16 und 17
Befestigungen---------------#18
Mauern und Wälle------------#19
Mythologie------------------#21
Verschiedene Götter:
......Aker--------------------#23
......Amaunet----------------#24
......Amen, Mut, Khons-------#25
......Osiris, Isis, Horus, Seth--#26
......Die Söhne des Horus-----#27
......Anubis------------------#28
......Bastet------------------#29
......Apophis-----------------#30
......Hathor und Ihy----------#31
......Nut und Geb------------#32
......Nephthys---------------#33
......Nun und Naunet---------#34
......Mafdet, Nekhbet, Sobek, Selket--#35
 
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Waffen

Eine Einführung
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Das Alte Reich hatte seine Soldaten mit sehr viele unterschiedlichen Waffen ausgerüstet: Schilde, Speere, Kolben, Dolche sowie Pfeil und Bogen. Köcher und Kriegsäxte wurden vor dem zweiten Zwischenreich eingeführt, einer Zeit, die die Kriegskünste der Ägypter revolutionierte. Die frühesten Pfeilspitzen aus Metall lassen sich auf die 11. Dynastie datieren (ca.2000 v.Chr), sie wurden aus Kupfer gehämmert.
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Die Hauptwaffe der ägyptischen Armee war der Bogen. Nubische Söldner stellten die besten Bogenschützen-Einheiten. Mit der Einführung der Komposit-Bögen aus Holz, Horn und Sehnen durch die Hyksos wurde daraus schnell eine formidableWaffe. Ebenfalls um diese Zeit wurde die Rüstung, oft nur breite Lederstreifen, und der Kriegswagen eingeführt, so dass sowohl weit reichender Beschuss als auch schnelle Angriffe möglich wurden.

Die Infanterie des Neuen Reiches trug, Speere, Streitäxte, Sichelschwerter und Dolche. Das Sichelschwert (xpS - khepesh) kam aus Syrien nach Ägypten, wo Thutmosis III es zuerst einsetzte. Es gibt viele bildliche Darstellungen der Götter, die dem Pharao diese Siegeswaffe überreichen. Schnell wurde es Teil der Grundausstattung der Infanterie.
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Detail from the
Narmer-Palette
Source: Samivel, The Glory of Egypt

Nachdem die Bogenschützen, entweder zu Fuß oder auf den Streitwagen, den Angriff mit einem Pfeilhagel vorbereitet hatten, stürmte die Infanterie vor und durchbrach die feindlichen Reihen mit Handwaffen, Streitkolben mit Holzgriffe und Stein-, später Metall-Köpfen, Streitäxten, Knüppeln, Schwertern und Dolchen..

Der Speer wurde als Stichwaffe benutzt, um dem Soldaten größere Reichweite zu verschaffen. Die Besatzungen der Streitwagen führten neben Pfeil und Bogen auch immer einige Speere mit, damit sie nicht Waffenlos waren, wenn die Pfeile verbraucht waren.
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Viele der neuen Waffen, die im Neuen Reich eingeführt wurden, hatten ihren Ursprung in Asien. Die Helme, mit denen Ramses III sein Heer ausrüstete, sahen aus wie syrische Helme. Der Hauptunterschied lag in der Dekoration, die Syrer schmückten die Helme mit Pferdehaaren, die Ägypter mit Bändern. Auch die Rüstung war asiatischen Ursprungs. Sie bestand aus einer Lederjacke, bedeckt mit kleinen Metallschuppen. Diese gewährten gerade gegen Pfeile keinen kompletten Schutz, wie die Ägypter aus ihren eigenen Erfolgen schließen konnten, oder auch die Syrer, über die die Bibel berichtet, weil ein Glückstreffer den verkleideten König Ahab tötete.

34 Und ein Soldat schoss auf gut Glück und er tötete den König Israels durch einen Treffer in eine Lücke zwischen den Rüstungsteilen.
Buch der Könige 1, 22​
Trotz solcher Probleme trugen die Streitwagenbesatzungen unter Thutmosis III gelegentlich Schuppenrüstungen, aber viele bevorzugten breite Bänder (wohl aus Leder), die sich über der Brust kreuzten oder trugen ein Schild. Ihr Oberkörper war dadurch mehr oder weniger gerüstet, während der Unterkörper vom Streitwagen geschützt war. Die Pharaonen selbst trugen oft Rüstungen, in die Halbedelsteine eingelegt waren. Diese schützten besser, da die Halbedelsteine härter waren als das Metall, aus dem die Pfeilspitzen gemacht wurden.. Da die ägyptischen Reliefs selten Ägypter zeigen, die mehr Körperschutz als den Schild tragen, ist es schwer abzuschätzen, wie verbreitet Rüstungen wirklich waren.


Die Einführung des Metalls


Das Militär akzeptierte neue Technologien, wie etwa die Einführung von Bronze im mittleren Reich oder von Eisen im Neuen Reich, viel schneller als der Rest der Bevölkerung, bei der Steinwerkzeuge immer noch verbreitet genutzt wurden als Bronze verfügbar, aber noch zu teuer war.
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Trotzdem wurden die bronzenen Pfeilspitzen oft noch aus dem Mittleren Osten importiert. Die Produktion in Ägypten begann im großen Stil erst in der 18. Dynastie.
Während Ägypten zumindest einen Teil des Kupfers, das es benötigte, selbst produzierte, musste es das Zinn zur Bronzeproduktion einführen und auch Eisen musste komplett importiert werden. Dies wurde für das ägyptische Reich im ersten Jahrtausend vor Christus ein deutlicher Nachteil gegenüber den aufstrebenden Reichen im Osten.
Die Techniken zur Arbeit mit Kupfer und Bronze, Gießen und anschließendes Hämmern können evt. von den Ägyptern selbst entwickelt worden sein. Das Schmieden, der einzige Weg, Eisen zu verarbeiten, wurde aber zusammen mit dem Erz aus Europa importiert.



Das Arsenal

Die Waffen wurden in den königlichen Waffenschmieden hergestellt und gelagert. Während des Neuen Reiches befand sich so ein Arsenal, in den Schriften khepesh (xpS) genannt (wie das Schwert, aber mit „Haus“-Denominativ), wohl in Memphis:
Es ist Ptah, der deinen Speer entworfen hat,
Es ist Sokaris, der deine Waffen geschmiedet hat.

S. Sauneron, La manufacture d'armes de Memphis, BIFAO 54 (1954), p.7
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Ipuya, Oberster des Arsenals und Oberster der Goldschmiede des Herren der zwei Länder
Quelle: BIFAO 54 (1954), p.10​
Einige Beamte, die dort arbeiteten, wurden in Sakkara begraben:
Leiter der Wagenmacher
Oberster der Werkstatt des Herren der Zwei Länder
Oberster der Werkstatt des Arsenals
Oberster der Handwerker des Arsenals

S. Sauneron, La manufacture d'armes de Memphis, BIFAO 54 (1954), p.9​

Die Verteilung der Waffen an die Soldaten vor einem Einsatz war eine Gelegenheit für prächtige Zeremonien in Anwesenheit des Pharaos. Ramses III hielt bei einer solchen Zeremonie von einem Balkon herab folgende Ansprache:
Weckt in Euren Armen die Stärke Amuns, meines Vaters, zieht Eure Waffen, um die rebellierenden Länder zu zerstören, die Ägypten nicht kennen.
 
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http://www.reshafim.org.il/ad/egypt/knife_of_gebel_el_arak/

Schlagwaffen

Die Keule
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Eine der ältesten, von Menschen benutzten Waffen ist die Keule. Sie kann sehr einfach aus einem Ast hergestellt werden. Stark und schockdämpfend ist Holz ein ideales Material zur Herstellung vieler Dinge, darunter auch Waffen. Wenn man aber vor hat, einem Gegner damit den Schädel ein zu schlagen, ist das niedrige Gewicht von Holz definitiv von Nachteil. Der Versuch, dies zu verbessern, indem man das Geschäftsende der Keule verdickte, war nut teilweise ein Erfolg.
Selbst in einer so friedfertigen Kultur wie dem prädynastischen Ägypten – friedfertig im Vergleich zu den Kriegerkulturen Mesopotamiens, in denen innere Konflikte von frühester Zeit an belegt sind – wurde die Keule schnell durch den Streitkolben ersetzt, der zum Einschlagen von Schädeln deutlich besser geeignet war.


Der Streitkolben

Ein Streitkolben ist ein Holzknüppel, an dessen Ende ein Kopf aus einem harten und schweren Material befestigt wurde. Stein war lange Zeit der Favorit der Waffenmacher, da er leicht zugänglich und mit erprobten Techniken zu bearbeiten war. Dabei gab es zwei Schwierigkeiten. Zum Einen splttert Stein recht schnell, zum Anderen ist er schwierig am Holz zu befestigen. Mit der Einführung des Kupfers waren diese Schwierigkeiten auf einmal vorbei, und dies trotz der Aufwendigkeit und Schwierigkeit der Kupfergewinnung und Bearbeitung.
Ein guter und dauerhafter Sitz des Kopfes am Griff konnte allein dadurch erreicht werden, das man dem Auge des Kopfes eine konische Form gab und den Griff umwickelte.
Streitkolben waren in Ägypten und dem benachbarten Kanaan von der mitte des 4. bis zur Mitte des 3. Jahrtausends weit verbreitet. In Mesopotamien, wo die Sumerischen Soldaten schon Rüstung und Helm trugen, wurden sie nur selten benutzt.
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Verbesserungen gab es kaum. Die Ägypter versuchten, dem Kopf eine Diskusform zu geben um den Aufprall zu verstärken oder vielleicht sogar eine Schneide zu bilden, aber mit zunehmender Verbesserung dr Rüstungen verschwand der Streitkolben als Kriegswaffe und machte der Streitaxt Platz. Den archäologischen Quellen nach waren Diskus- und Ei-förmige Köpfe häufig, alle anderen Formen eher unüblich.






Der Streitkolben verlangte nicht nach großer Geschicklichkeit sondern eher nach körperlicher Kraft. Vielerorts blieb der Streitkolben ein Symbol der Macht, obwohl er vom Militär längst aufgegeben worden war. Narmer führt auf dem „Narmer-Relief“ einen Streitkolben, Streitkolben wurden weiter für Zeremonien in Mesopotamien benutzt und auch in Westminster wird ein Streitkolben als Zeichen der Macht des Parlamentes aufbewahrt.
Ob Amenhotep II wirklich persöhnlich seine Feinde mit einem Streitkolben erschlug, ist dabei eher nebensächlich. Wichtig ist das Bild des mächtigen Königs, der seine Gegner erschlägt, welches vor unserem geistigen Auge entsteht, wenn wir die folgenden Zeilen lesen:
Ihre Majestät kehrte mit einem Herzen voller Freude zurück zu seinem Vater Amun; eigenhändig hat er mit seinem Streitkolben im Gebiet von Takhsi sie feindliche Anführer erschlagen.

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Stela of Amadeh
W.M.Flinders Petrie A History of Egypt, Part Two, p.156​
Desgleichen findet man in Karnak ein Relief, das Seti I zeigt, wie er mit seinem Streitkolben seine Feinde erschlägt. Eine Inschrift lautet dazu:
Euer Streitkolben schwebt drohend über jedem fremden Land und ihre Großen warden zum Opfer Eures Schwertes.
 
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Scharfe Waffen

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Die Streitaxt

Man unterscheidet zwei Arten von Streitäxten, die Äxte mit Schneiden und die mit einer Spitze. Beide wurden von den Ägyptern benutzt, jeweils aber unter anderen Umständen.
Die Axt mit Schneide ist eine Klinge, die an einem langen Handgriff befestigt ist. Dies wohl auch mit der Absicht der verlängerten Reichweite. Da relativ wenig Kraft gebraucht wurde, war die Befestigung der Klinge nicht sonderlich problematisch. Die Klinge wurde in ein Loch oder eine Kerbe im Holz gesteckt und dort festgebunden (historische Modelle hier).
Diese Art Axt war effektiv gegen Feinde, die keine Rüstung trugen, wie es im damalige Afrika üblich war, Ägypten eingeschlossen. Sie verschwand, als die Verwendung von Rüstungen sich immer mehr ausbreitete, was in Ägypten später als in Asien der Fall war, wo in Sumer bereits Bilder aus dem 3. Jahrtausend v.Chr. Soldaten mit Helm zeigen.
Infantrie mit Streitäxten wurde typischerweise in die Schlacht geschickt, wenn die Bogenschützen die Feinde bereits geschwächt hatten. Die Äxte waren viel besser darin, verwundete und fliehende Feinde in Stücke zu hauen als durch intakte feindliche Schlachtlinien zu brechen.
Die Hyksos, selbst Asiaten, haben wohl in Ägypten die Schuppenrüstung eingeführt, wodurch sich in der Mitte des 2. Jahrtausends die Form der Streitaxt deutlich änderte.
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Die Axt mit Spitze war dazu gedacht, Rüstung zu durchbohren, vor allem zunächst die Helme. In den asiatischen Kulturen veränderte sich dadurch auch die Art der Befestigung am Handgriff. Wie beim Streitkolben wurde nun der Griff duch ein Auge im Blatt geführt, dagegen wurde in Ägypten weiter die Befestigung durch anbinden bevorzugt.
Aber selbst diese Design-Veränderungen konnten nicht verhindern, das die Streitäxte schnell veralteten. Zum Ende des Neuen Reiches wurden sie durch das Schwert komplett verdrängt.





Das Schwert

Anders als die bisher beschriebenen Waffen war die Einführung des Schwertes eine direkte Folge der Einführung des Metalls. Es gibt keine steinzeitlichen Vorgänger dieser Art Waffe. Äxte, Pfeile und Speere haben alle einen hölzernen Schaft oder Griff und einen kleinen, schneidenden oder durchbohrenden Kopf, der in der Steinzeit aus Flint hergestellt wurde.
Schwerter gagegen haben kurze Griffe aus Holz oder Elfenbein und lange Schneiden. Dies konnte nur mit einem Metall erreicht werden, das härter als Kupfer ist. Bronze ist leichter zu giessen als Kupfer und dabei noch wesentlich härter. Daher war sie das erste Material, aus dem Schwerter hergestellt wurden. Zudem konnte Bronze durch erwärmen, abkühlen und hämmern weiter veredelt werden.
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Ramses III führt ein sichelförmiges Schwert​

Die Seevölker, die im 13. Jahrhundert vor Christus mit den Ägyptern in Kontakt kamen, haben ihre metallurgischen Kentnisse wohl von den damals in dieser Hinsicht weiter fortgeschrittenen Völkern Osteuropas erworben. Unter ihrem Einfluss wurden Schwerter mit bis zu 75 cm länge hergestellt. Sie bevorzugten zudem gerade, zweischneidige Klingen mit einer Spitze, die dann zum Teil die gebogenen ägyptischen Schwerter ersetzten.
Aber erst mit Verbesserungen in der Gewinnung und Verarbeitung von Eisen wurde Schwert die Hauptwaffe der Infantrie rings um das Mittelmeer herum. Weniger brüchig als bronze konnten Eisenwaffen dünner und leichter gemacht werden, ohne das sie an Stärke einbüßten.
Streitkolben und Äxte waren durch das Gewicht ihrer Köpfe, der Länge ihrer Griffe und die Kraft der Kämpfer effektiv. Im Schwertkampf hatte dagegen der Kämpfer mit der besseren Technik den Vorteil. Die Präzision der Bewegung und das Timing des Schlages konnten auch einem körperlich schwächern Kämpfer gegenüber einem stärkeren einen Vorteil verschaffen.


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Bronzeschwert mit abgebrochener Spitze, Länge 48 cmNeues Reich Quelle: Petrie Museum, UC16340

Im Schwertkampf wird entweder die Schneide oder die Spitze des Schwertes eingesetzt. Die Klingen der Ägypter waren breit und gebogen, was den bevorzugten Einsatz der Schneide belegt. Die Schwerter der Seevölker dagegen waren gerade und bevorzugten die Spitze.
Im späten Neuen Reich wurden Truppenteile mit unterschiedlichen Klingenformen ausgerüstet und davon Abhängig auch unterschiedlich in der Schlacht eingesetzt. In der Armee Ramses III zum Beispiel wurden Söldner aus Sherden and Palästina mit Stichschwrtern den ägyptischen Truppen mit Sichelschwertern vorausgeschickt. Die Schocktruppen mit den Seevolkschwertern durchbrachen die Reihen der Lybischen Gegner, die dann von den ägyptischen Truppen niedergemacht wurden.
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Egyptians wielding cutting swords, Sherden and Philistine mercenaries using piercing swords
Source:R.Gonen, Weapons in the Ancient World

(passende Söldner-Modelle hier)

Allerdings gibt es weiterhin eine wissenschaftliche Kontroverse darüber, wie die Schwerter des nNeuen Reiches wirklich eingesetzt wurden. Eine andere Theorie besagt, das sich das ägyptische khopesh aus der Sichel entwickelt hat, woran die Form noch erinnert. Darstellungen zeigen häufig einen Krieger – oft den Pharao – mit erhobenem khopesh, bereit, den Gegner zu erschlagen. Einer anderen Tradition angehörend waren die europäischen Schwerter gerade. Die ersten dieser Schwerter waren auf ganzer Klingenlänge geschliffen ind endeten in einer scharfen Spitze. Sie waren leicht und hatten eine Balance kurz vor dem Griff, was zeigt, das sie überwiegend zum Stechen benutzt wurden. Die Schwerter der Seevölker waren deutlich massiver, was einen zumindest einen teilweisen Einsatz der Schneide wahrscheinlicher macht.

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Fragmente eines Eisenschwertes, Klingenlänge über 70 cm
Wohl späte Periode
Quelle: Petrie Museum website, cat.no UC34339

Die Schwerter der späten Periode waren allesamt aus Eisen mit einer bis kurz vor der Spitze gleichen Breite. Sie wurden ohne Zweifel hauptsächlich unter Einsatz der Schneide benutzt.
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Goldener Dolch und Scheides
des Tut-ench-Amun
Quelle: Ägypten, Schatzkammer der Pharaonen, Bechtermünz Verlag

Scheiden waren bekannt, scheinen aber selten benutzt worden zu sein. Einige hatten Ösen, um sie am Gürtel zu befestigen, andere waren aus Leder oder einem ähnlichen Material mit metallenen Verstärkungen, damit die Klinge nicht durch die Scheide schnitt.


Der Speer


Der Speer wurde seit frühester Zeit für die Jagd benutzt.In seiner Form als Wurfspeer wurde er aber schnell durch Pfeil und Bogen ersetzt. Weiterhin wurde er aber wie eine Lanze bei der Jagd auf Bullen und Löwen benutzt, da er eine weitaus bessere Reichweite hatte, als alle anderen Handwaffen.
Jäger mit Speer – Ausschnitt aus dem “Jäger-Relief”
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-----Quelle: R.Gonen, Weapons of the Ancient World

Im Neuen Reich Ägyptens erlangte der Speer nie die Wichtigkeit wie im klassischen Griechenland, wo sich Phalanxen Speer-tragender Krieger zunächst selbst bekämpften und spatter die Perser besiegten

Im Alten und Mittleren Reich gibt es gibt keinen Nachweis von Speeren als Kriegswaffe, obwohl man vermuten sollte, das solch eine effektive Waffe, die zudem leicht herzustellen und zu benutzen war, nicht völlig vergessen wurde. Im Neuen Reich war der Speer häufig eine Hilfwaffe der Wagenbesatzungen für den Fall, das die Pfeile aufgebraucht waren. Gerade bei der Verfolgung von fliehenden Feinden waren die Speere häufig zum Stechen eingesetzt worden. Amenhotep II's Sieg bei Shemesh-Edom in Kanaan ist in einer Inschrift in Karnak festgehalten
...... Seht, Ihre Majestät war mit seinen Waffen bewaffnet, und Ihre Majestät kämpfte wie Seth. Sie erzitterten, wenn Ihre Majestät sie ansah und sie flohen. Ihre Majestät nahm all ihren Beitz für sich mit seinem Speer.....
Karnak Stele des Amenhotep II
W.M.Flinders Petrie A History of Egypt, Part Two, p.155

Zu diesen Zeiten war der Speer als Waffe anerkannt genug, das er in der Hand Ramses II abgebildet wurde, wie dieser einen Lybier erstach. Weiterhin war er kurz und Wurfspeerartig und etwa 160 cm lang, anders als die mazedonischen Lanzen späterer Zeit, die etwa drei bis vier Mal so lang waren.
In der ägyptischen Spätzeit auch die Ägypter die im mittelmeerraum vorherrschenden Waffen und Taktiken, so das in den Krieg zwischen Cyrus und Krösus große Mengen mit Speeren bewaffneter ägyptischer Krieger verwickelt waren:
... eine ägyptische Armee war über See gekommen – so berichteten die Inder – wohl 120000 Männer, bewaffnet mit großen Schilden, die bis zu ihren Füßen reichte,mit Säbeln und enormen Speeren, wie sie sie auch heute noch tragen.
Xenophon: Cyropaedia, Translated by H. G. Dakyns​

Xenophon zufolge kämpften sie in Quadraten 100 Mann bereit und 100 tief.
Ihre Speere waren enorm stark und lang, wie sie sie auch heute noch tragen und ihre großen Schilde gaben ihnen nicht nur mehr Schutz als Rüstung und Rundschild, sondern es half auch beim Aufprall auf die Gegner, da es an der Schulter befestigt war. Hinter einem Schilderwall drängten sie vorwärts; und die Perser konnten sie nicht zurückdrängen mit ihren leichten Schilden, die nur am Unterarm befestigt waren..
Xenophon: Cyropaedia, Translated by H. G. Dakyns​
 
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Projektile

Das Wurfholz

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Ein Wurfholz mit abgebrochenem Ende
Spätes Mittleres Reich ?
Quelle: Petrie Museum website [9]​
Diese Bumerang-artige Waffe hatte kaum eine militärische Bedeutun, war aber, den Grabbildern mit Jagdszenen zufolge, eine für die Jagd auf Vögel in den Papyrussümpfen im Nildelta weit verbreitete Waffe. Anders als die fortschrittlicheren Pfeile war sie günstig herzustellen und ihr Verlust war kaum von Bedeutung.
Dekorative Wurfhölzer wurden im Grab des Tut-ench-Amun gefunden.

Der Wurfspeer
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Obwohl er als Kriegswaffe nie eine besondere Bedeutung erlangte, besaß er durch sein größeres Gewicht eine bessere Durchschlagskraft als ein Pfeil.
Aber Pfeile waren für die Massenproduktion besser geeignet und, in einer Region, in der Rüstung aus einem einfachen Lederschild bestand, ebenso effektiv.

Pfeil und Bogen
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Die ältesten Bögen hatten eine einfache Biegung, waren aus Holz und mit Tiersehnen oder Sehnen aus Pflanzenfasern bespannt In der prä-dynastischen Zeit hatten die meisten Bögen dann eine Reflex-Biegung, aber im alten Reich wurde der einfach gebogene Bogen wieder vorherrschend. Allerdings war diese Art Bogen schwerer zu spannen und man verlor den Vorteil der Zuglänge, den ein Reflexbogen bot.
Im Neuen Reich kam der Composit-Bogen zum Einsatz, der von der Hyksos eingeführt wurde.
Oft wurden die Bögen aus dem mittleren Osten eingeführt , wie es mit anderen „modernen“ Waffen auch oft der Fall war.
Der ältere, einfach gebogene Bogen wurde aber nicht aufgegeben. Thutmosise III und Amenhotep II benutzten ihn weiter. Der Umgang mit dieser Art Bogen verlangte Geschick, Kraft und jahrelange Übung. Amenhotep II war ein erfahrener Krieger und suchte sich seine Waffe mit Bedacht aus:
... er spannte dreihundert der stärksten Bögen um die Qualität zu begutachten, um unterscheiden zu können zwischen Handwerkern, die nichts von ihrem Werk verstanden und den Experten.
Nachdem er einen fehlerfreien Bogen ausgesucht hatte, den nur er spannen konnte…

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... kam er zur nördliche Schießbahn und sah, das sie ihm vier Ziele vorbereitet hatten aus asiatischem Kupfer, dick wie eine Hand. Zwanzig cubits (etwa 10 Meter) lagen zwischen den Zielen, die an Stangen hingen. Als Ihre Majestät im Streitwagen erschien wie Montu in all seiner Macht, nahm er seinen Bogen und griff mit einer Hand vier Pfeile. Wie Montu der Gott beschleunigte er den Streitwagen und schoss auf das Ziel. Sein Pfeil durchdrang das Ziel. Er spannte den Bogen erneut für das zweite Ziel.
Niemand hatte je ein Ziel so getroffen, niemand hatte je davon gehört, das ein Mensch einen Pfeil auf ein Kupferziel schoss, so das dieser das Ziel durchdrang und zu Boden warf, niemand konnte das außer dem König, stark und mächtig, wie Amun ihn zum Eroberer geschaffen hat.

Stele des Amenhotep II​
Wegen der offensichtlichen Einschränkungen des einfachen Bogens wurde dann der Komposit-Bogen eingeführt. Es war äußerst wichtig, die größtmögliche Reichweite für einen möglichst kleinen und leichten Bogen zu erreichen.
Die maximale Spannlänge war die Länge des Armes des Schützen. Indem man einen Bogen benutzte, der ungespannt nach vorn gebogen war, entwickelte man eine Initialspannung, zu der die Kraft der Hand, die die Sehne spannte, addiert wurde. Das Zuggewicht konnte damit dramatisch gesteigert werden.
Mit einem normalen Holzbogen konnte das nicht erreicht werden.
Das Holz musste verstärkt werden, da es sonst zerbrechen würde. Um das zu verhindern, wurde Horn auf den Bauch des Bogens aufgebracht (dem Teil des Bogens, der der Schützen zugewandt ist), das während des Spannens komprimiert wurde. Auf den Rücken des Bogens wurde Tiersehne aufgebracht, welche, dank ihrer Elastizität, der Spannung widerstehen konnte.
All diese Lagen wurden verleimt und zum Schutz mit Birkenrinde bedeckt. Komposit-Bögen brauchten sehr viel mehr Wartung als normale Bögen, da sie sehr empfindlich auf Feuchtigkeit reagierten. Genau wie bei alle anderen Bögen musste die Sehne gelöst warden, wenn der Bogen nicht benutzt wurde. Die Sehne wieder zu befestigen brauchte sehr viel Kraft und üblicherweise einen zweiten Mann zur Unterstützung.
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Die Pfeile hatten Flintspitzen, die im zweiten Jahrtausen von Bronzespitzen, im ersten Jahrtausend von Eisenspitzen abgelöst wurden. Zumeist hatten sie scharfe Spitzen zum Durchdringen, während der prädynastischen Periode gab es aber zeitweise auch breite Spitzen, von denen man sich beim Feind wohl Schnittwunden erhoffte.
Bogenschützen benutzten einiges Zubehör. Die Pfeile wurden in Köchern aus leichtem, zähen Material wie Leder oder Papyrus verstaut.
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Daumenschutz aus Sandstein,
Handgelenksschutz aus Leder
Quelle: Petrie Museum website, UC43962 and UC38866​
Einige Schützen hatten wohl auch den Haltearm mit Stoff und den Daumen mit einem harten Material wie Stein vor der Sehne geschützt.

Die Schleuder

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Steine mit einer Schlinge zu schleudern brauchte wenig Ausrüstung und nicht viel Übung, um im Kampf effektiv zu sein. Da die Schleuder immer hinter Pfeil und Bogen zurück stand, wurden Schleuderschützen nur selten abgebildet. Die ersten Zeichnungen datieren auf das 20. Jahrhundert vor Christus. Da die Schleudern aus vergänglichem Material gefertigt waren, überdauerten nur wenige bis heute.
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Lead sling bullet
Late Period
Source: Petrie Museum website
Sling; Most of the left strap has disappeared
The right strap ends in a noose which fits over a finger.
Source: Petrie Museum web site, UC6921

Die Schleuder wirkte durch den Aufprall ihres Projektils und wie viele andere Schleuderwaffen spielte sie eher eine unterstützende Rolle. In den Händen von leicht bewaffneten Plänklern wurde sie benutzt, um den Feind zu stören. Einer ihrer Vorteile war die vielerorts leichte verfügbarkeit ihrer Munition, kleine Steine. Auf der anderen Seite versorgte man die gegnerischen Schleuderer sozusagen mit Munition, die diese nur aufheben brauchten.

In Abwesenheit von Katapulten waren die Schleuderer aber in Belagerungssituationen nützlich.

Er (Piye) schlug sein Lager südwestlich von Hermopolis und belagerte es. Ein Wall wurde aufgeworfen, der die Mauer umschloss; ein Turm wurde errichtet, von dem die Bogenschützen und Schleuderer die Einwohner erschossen.
The Piankhi stela
J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt, Part Four, § 842​

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Als Blei in der Spätzeit besser verfügbar wurde, wurden einheitliche Geschosse, oft mit einer Markierung versehen, benutzt. Diese erhielten den Vorzug vor Steinen, da ihre Mandelform die Reichweite deutlich um etwa 50% verbesserte. Leichte Geschosse (etwa 40g) hatten nun eine Reichweite von etwa 150 m und selbst schwere Geschosse bis zu 100 g konnten nun bis zu 100 m geschleudert werden.

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Schilde, Helme und Rüstung
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Schilde wurden schon in weiten Teilen des zweiten Jahrtausends benutzt. Sie schränkten die Krieger, die sich damit schützen wollte aber in der Wahl ihrer Waffen ein. Bögen zum Beispiel mussten mit beiden Händen benutzt werden. So kam es, dass manchmal Schildträger die Bogenschüten begleiteten. Die Streitwagen der Hethither, gegen die Ramses II bei Kadesh kämpfte, waren mit Fahrer, Bogenschützen und Schildträger bemannt. Dies wiederum bedingte größere, schwerere und damir langsamere und weniger manövrierfähige Streitwagen.
Große Schilde waren schwerer und begrenzten damit sowohl die Zeit, die sie getragen werden konnten, als auch die Geschwindigkeit, mit der die Soldaten vorrücken konnten sowie deren Sichtfeld. Der zusätzliche Schutz wurde durch eine Verminderung der Effektivität des Angriffs erkauft.
Die Größe des Schildes richtete sich auch nach der Waffe, gegen die es hauptsächlich schützen sollte und veränderte sich deswegen über die Zeit. Im 20. Jahrhundert, als es noch keine Konflikte mit den Asiaten gab, waren die Schilde so groß, das sie den ganzen Körper bedeckten und so guten Schutz gegen den üblichen Pfeilhagel boten.
Wenn man sich aber gegen direkte Angriffe durch Streitäxte oder Schwerter schützen wollte, waren kleinere, leichter zu handhabende Schilde die bessere Wahl. So verschwanden die großen Schilde im Laufe des 2. Jahrtausends.
Schilde wurden aus Holz und Leder oder roher Haut hergestellt.
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Herstellung der Gaben zum neuen Jahr: Streitwagen aus Silber und Gold; Statuen aus Elfenbein und Ebenholz; Ketten aus all den kostbaren Steinen; Kriegswaffen und Arbeiten aller Handwerker

Und die Liste schloß Bilder von sieben Schilden ein mit den Worten
Leder von…
Tomb of Amenken, treasurer of Amenhotep II
J. H. Breasted Ancient Records of Egypt, Part Two § 801f​


Während des Neuen Reiches wurde manchmal auch Bronze benutzt, aber beschlagene Schilde waren schwerer als Lederschilde und boten daher nicht unbedingt besseren Schutz.
An der Universität von Oxford wurde nach historischem Vorbild ein lederbezogenes Holzrahmenschild und ein bronzenes Schild hergestellt. Dann wurde versucht, die Schilde mit Schwert und Speer zu durchdringen. Während das bronzene Schild vom Schert gespalten und vom Speer durchdrungen wurde, gelang dies bei dem Lederschild aufgrund von dessen höherer Elastizität nicht.
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Die Schilde wurden an einem Handgriff oder einem Lederstreifen in ihrer Mitte gehalten (s.Foto). Zeitweise gab es Versuche, den Schildarm für die Offensive frei zu halten und das Schild an der Schulter zu befestigen, wodurch es zu einem passiven Teil der Rüstung wurde, die eine Seite des Körpers schützte.

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Das runde Schild war ein Import aus der Ägäis. Abbildungen zeigen die Seevölker damit im Kampf erst gegen Ramses III, später als Söldner im Kampf gegen die Feinde des Pharaos. Die Schildform schien aber keinen besonderen militärischen Wert zu haben sondern beruhte eher auf einer Tradition, die sich dann über den östlichen Mittelmeerraum ausbreitete.

Helme


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Genau wie im zivilen Leben bedeckten die Ägypter auch im Krieg ihre Köpfe in der Regel nur selten. Ausnahme waren die Pharaonen,
diese trugen oft spezielle Kopfbedeckungen. Zu der Krönungszeremonie in Luxor



Kam er (Haremhab) vor in den Palast der Majestät dieses erhabenen Gottes, Amun, König der Götter, sein Sohn vor ihm. Er umarmte diese Schönheit gekrönt mit dem königlichen Helm, um ihm den Lauf der Sonne zuzuweisen. Die neun Bögen waren unter seinen Füßen
J. H. Breasted Ancient Records of Egypt, Part Three § 30​
(Die neun Bögen symbolisieren die 9 Erzfeinde Ägyptens)


Die Asiaten, mit denen die Ägypter Krieg führten, trugen oft Helme:
Liste der Beute, die die Armee Ihrer Majestät den Fremden abrang:… 13 verzierte Kettenhemden; 13 bronzene Rüstungen; 5 bronzene Helme für den Kopf; 5 Bögen aus Kharu; ...
J. H. Breasted Ancient Records of Egypt, Part Two § 501​
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Fremde Söldner im Dienst der ägyptischenArmee behielten ihre eigenen Traditionen bei, was bedeutete, das Europäer wie die Philister oder die Sherden oder Asiaten üblicherweise Helme trugen, Nubier dagegen nie mit Helmen abgebildet wurden.

Rüstungen


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Aufgrund des Klimas wurde von den Kriegern in Afrika selten Rüstung getragen. Manchmal bedeckten breite Lederbänder einen Teil des Oberkörpers bei den Streitwagen-besatzungen, aber im Allgemeinen wurden Soldaten ohne Rüstungen abgebildet.
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Wenig überraschend waren die Pharaonen wieder die Ausnahme von der Rege. lAgain the pharaohs were - not surprisingly - the exception. Ramses II wurde kämpfend im Streitwagen dargestellt, wie er einen Schuppenpanzer mit Ärmeln trug, der den gesamten Oberkörper bedeckte. Seine Beine wurden dabei vom Wagen geschützt.
Er ergriff seine Waffen; Er legte seine Rüstung an; Er war wie Baal in dieser Stunde.
The Poem of Pentaur
M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature, Volume II, p. 64​
Schuppen aus Kupfer (oben) und Eisen (unten)
Die Schuppen hatten Löcher und wurden aufgenäht.
Source: Petrie Museum website​


Eine große Zahl der asiatischen Feinde der Ägypter haben wohl Rüstung getragen. Thutmosis III erbeutete bei Megiddo
Eine prächtige Bronzerüstung des Feindes, eine prächtige Bronzerüstung, die dem Prinzen von Megiddo gehörte. [Leder-] Rüstungen, die der erbärmlichen Armee gehörten: 200.
M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature, Volume 2, pp. 33f​

Oft wurden die Rüstungen nur aus symbolischen Gründen oder zum Prunk getragen. Rüstungen mit Goldschmuck und kostbaren Steinen wurden für die königliche Familie hergestellt und auch die Götter werden manchmal mit Rüstung dargestellt.
Amun ist gekleidet in rote und grüne Schuppenrüstung. Die Kleider der Göttinnen sind sehr knapp aber reich an Juwelen und ihr Schmuck ist voller interessanter kleiner Details.
Amelia B. Edwards A Thousand Miles Up the Nile, Chapter VII: Siut to Denderah​
 
Der Streitwagen

Geschichte

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Streitwagen sind anscheinend im 3. Jahrtausend in Mesopotamien entstanden. Der hochmobile zweirädrige Streitwagen mit Fahrer und Bogenschützen revolutionieren nach 1700 v.Chr. die Militärtaktiken. Diese teure Waffe verbreitete sich durch den mittleren Osten und erreichte Ägypten wohl mit den Hyksos, die Unterägypten eroberten, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Er breitete sich über Kleinasien und Griechenland aus und erreichte Europa um 1500 v.Chr. Mit der Einführung der Kavallerie verlor der Streitwagen um 1000 v.Chr. größtenteils seine militärische Bedeutung.
Der ägyptische Streitwagen verrät uns seinen Ursprung in vielen Details, durch die Namen der Einzelteile, die eher semitisch sind oder durch ihre Dekorationen in Form vom Palmenästen oder sich gegenüber stehender Tiere, beides syrische Motive.

Design


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Die Ägypter verbesserten das Design des Streitwagens, indem sie ihn leichter machten, sie veränderten die Position der Achse, so das die Besetzung mehr auf ihr standen und so das Gewicht von den Pferden wurde. Teile der Achse wurden mit Metall verkleidet, um die Reibung in den hölzernen Radlagern zu verringern. Einige Holzteile wurden mit Metall verstärkt und das Geschirr der Pferde wurde deutlich verbessert. All diese Änderungen verbesserten die Leistungsfähigkeit der Streitwagen erheblich.

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Der Streitwagen wurde aus Holzteilen gebaut, die durch Hitze formbar gemacht wurden.(Einweichen in heißes Wasser ist nicht belegt, kann aber eine Möglichkeit gewesen sein), Die Form wurde dann durch biegen und trocknen ereicht. Verschiedene Holzsorten wurden genutzt, die importiert werden mussten




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Wagenbauer, Grab von Aba, Theben

Links formen 2 Radbauer Räder, indem sie Holz zwischen zwei Pflöcken im Boden biegen. In der Mitte bearbeitet ein sitzender Arbeiter ein Stück Holz. Rechts sieht man Teile des Chassis mit Achse. Rechts außen setzt ein Radbauer ein Rad zusammen.
N. De G. Davies, The Rock Tombs of Deir el Gebrawi, London 1902, pl.XXV​
Die Speichen der Räder wurden aus sechs Holzteilen hergestellt, die in eine V-Form gebogen wurden. Diese wurden so zusammen geklebt, dass jede Speiche aus zwei Schenkeln der V-Formen besteht, so das ein sechseckiger Stern entsteht. Die Spitzen des Sterns werden mit feuchten Kuhdärmen am Rad befestigt, die beim Trocknen aushärten.
Die Laufflächen wurden aus mehreren Holzstücken zusammen gesetzt, die mit Leder an dem Rad befestigt werden. [3]
Wenn ein Wagen nicht in Gebrauch war, hätte der Druck schnell die Räder verformt, daher wurden diese dann entfernt – wie es im Grab des Tut-ench-Amun geschehen war.
Deutsche Schreiner haben einen solchen Wagen nachgebaut und brauchten dafür 600 Mann-Stunden.

Gebrauch


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Das Fehlen von Federn machte die Streitwagen für den Gebrauch in steinigem Terrain unbrauchbar, wo sie sich leicht überschlugen oder zerbrachen und selbst unter besten Bedingungen war es sicher sehr schwierig, vom Streitwagen zu schießen, geschweige denn, genau zu zielen. Streitwagen kämpften daher in enger Formation, um den Gegner durch die eher durch die Menge an Pfeilen zu überwältigen, als durch die Genauigkeit des Beschusses. Wenn der Wagen sich zu überschlagen drohte, sprang die Besatzung ab, fing die Pferde ein und flüchtete darauf. Besonders gut geeignet waren die Streitwagen sicher zum verfolgen von fliehenden Feinden auf einer offenen Ebene, wenn Speere benutzt werden konnten, um diese nieder zu stechen.
Die Ägypter kannten zwei Arten von Wagen, den Streitwagen mit 6-speichigem Rad und die Transportwagen mit 4-speichigen Rädern. Das Rad mit sechs Speichen konnte leichter und stabiler gebaut werden, als das mit vier Speichen, was den ganzen Wagen sehr viel zuverlässiger machte.
Der Dienst in der Streitwagentruppe war nicht billig. Dem Rekuten wurden Pferde aus dem königlichen Stall zugeteilt, zudem fünf Diener, die von ihm ausgerüstet werden mussten. Der Streitwagen selbst kostete ihn, einem vielleicht voreingenommenen Schreiber zufolge, acht deben Silber, ein kleines Vermögen, das nur Adlige aufbringen konnten. Eroberte feindliche Streitwagen waren ein wichtiger Teil der Kriegsbeute, vor allem die feindlicher Prinzen. Bei der Schlacht von Megiddo fielen Thutmosis III alle Streitwagen der Kanaanitischen Führer in die Hände:
Dann wurden ihre Pferde erobert und ihre Streitwagen aus Gold und Silbur wurden einfache Beute. Ihre Schlachtreihen lagen hingestreckt wie Fische auf dem Boden und die tapfere Armee seiner Majestät zählte ihre Besitztümer. Erobert wurde das Zelt des Feindes, das mit Silberfäden durchwirkt war.------. Dann jubelte die gesamte Armee und pries Amun für diesen Sieg, den er seinem Sohn geschenkt hat. Sie lobten seine Majestät und priesen seinen Sieg. Dann präsentierten sie die Beute, die sie erobert hatten: Hände, lebende Gefangene, Pferde, Streitwagen aus Silber und Gold und bemaltem Holz (?).
...........

[Liste der Beute, die die Armee seiner Majestät aus Megiddo heim brachte: Lebende Gefangene: 340. Abgeschlagene Hände: 83. Pferde: 2041. Fohlen: 191. Hengste: 6. Einen Streitwagen des Feindes, gearbeitet in Gold. Einen feinen Streitwagen des Prinzen von Megiddo, ebenfalls aus Gold. Streitwagen der alliierten Prinzen: 30. Streitwagen der feindlichen Armee: Zusammen: 924.

M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature, Vol.2, pp.32f.​
Auch der Tribut, den besiegte Feinde manchmal zahlen mussten, umfasste oft auch Streitwagen. Dies hatte für die Ägypter den Vorteil, das diese sowohl wertvoll waren als auch die Kampffähigkeit des Feindes reduzierten.

Streitwagen waren eindrucksvolle Maschinen, die dem Fahrern großes Prestige einbrachten. Während im alten Reich die Pharaonen oft in Sänften getragen wurden, wurde diese Art des öffentlichen Auftrittes im neuen Reich zugunsten des Prunkwagens aufgegeben.
Der gute Gott, goldener Horus, strahlend in seinem Streitwagen – groß an Stärke, stark an Macht, mit mächtigem Herz, der da wohnt in Theben; er erschlägt Naharin mit seinem mächtigen Schwert.
Tafel des Sieges des Amenhotep III
J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt, Part Two, § 854​

Ägyptische Streitwagen waren bemannt mit einem Fahrer, der Peitsche und Zügel hielt, und einem Kämpfer, der den Bogen benutzte. Wenn die Pfeile aufgebraucht waren, benutzte er kurze Speere, von denen er einige dabei hatte. Auf der Jagd verzichteten die Pharaonen manchmal auf den Fahrer und verfolgten ihre Beute allein.

Der Kampf von Streitwagen und Pferd


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Streitwagen waren teuer und zerbrechlich. Dennoch wurden sie über Jahrhunderte benutzt und erst im ersten Jahrtausend v.Chr. von der Kavallerie verdrängt. Die Gründe dafür waren vielfältig. Die Kavallerie der Bronzezeit wurde meist als hochmobile Bogenschützen-Truppe gegen leicht bewaffnete und gerüstete Infantrie aufgestellt


  • Da Sättel und Steigbügel unbekannt waren, war es schwierig für die reitenden Bogenschützen, die Pferde ohne Einsatz der Hände zu kontrollieren. Streitwagen dagegen versorgten die Bogenschützen mit einer relativ stabilen Plattform ohne die Notwendigkeit, diesen auch zu lenken.
  • In der Bronzezeit waren die Bögen relativ lang, und diese waren auf dem Rücken der Pferde schwer zu handhaben.
  • Ein rechtshändiger Reiter mit Langbogen kann nur nach links schießen. Von einem Streitwagen herab war er der Schütze nicht so eingeschränkt. Die Hethiter verstärkten die Feuerkraft ihrer Streitwagen, indem sie diese mit 2 Schützen bemannten
  • Ein Streitwagen konnte sehr viel mehr Pfeile transportieren als ein Reiter.
Auf der anderen Seite:

  • Streitwagen waren sehr abhängig vom Terrain. Sie waren auf ebenem Boden ohne Steine, Schutt und Gebüsch am effektivsten. Reiter waren manövrierfähiger und „geländegängiger“.
  • Streitwagen waren größere und anfälligere Ziele. Wenn nur eines der Pferde ausfiel, musste es ausgespannt werden und der Streitwagen musste zurück zum Stützpunkt.
  • Kavallerie war deutlich leiser als Streitwagen und konnten so auch für Überraschungsangriffe genutzt werden.
  • Mit der Einführung kleinerer Bögen und verbesserter Ausrüstung der Reiter wurde der Streitwagen dann als Kriegsmittel verlassen.
Instandhaltung

Die Gefährte waren relative leicht gebaut, die Straßen schlecht und die Einwohner nicht immer freundlich. Viele Missgeschicke konnten einem Reisenden selbst in einer relativ zivilisierten Gegend wie Kanaan geschehen. Der Schreiber des „satirischen Briefes“, eher wohl eine literarische Komposition als ein echter Brief, wollte sicher gehen, das der Empfänger des Briefes auch wusste, wie er mit den Problemen, die ihm auf Reisen dohten, umgehen musste:
...Deine Zügel sind in der Dunkelheit zerschnitten worden. Dein Pferd ist durchgegangen und zieht deinen Wagen übergefährlichen Grund. Dein Wagen überschlägt sich und ist zertrümmert; deine Waffen fallen heraus und sind im Sand verloren...
Mit viel Glück passierte das Unglück in der Nähe einer Stadt, wo in guter Handwerker mit den nötigen Werkzeugen zu finden war:
Du findest deinen Weg in eine Werkstatt, Schmiede und Leder-Arbeiter sind um dich herum. Sie tun alles, was du wünschst. Sie kümmern sich um deinen Wagen, damit er wieder dahin eilen kann. Deine Achse wird gerichtet, Sie machen aus Leder neue Zügel, sie fertigen ein Joch;….
Da Murphys Gesetz aber so alt ist, wie die Menschheit, wird das Unglück eher in einer verlassenen Gegend stattfinden, so das man selbst zurecht kommen musste:
Ein Abhang ist auf der einen Seite, ein Berg auf der anderen. Dein Wagen liegt auf der Seite, du hast Angst, das dein Pferd verletzt ist. Dein Joch ist zerbrochen, dein Zaumzeug ist zerrissen. Du spannst dein Pferd aus und versuchst, den Schaden zu reparieren. Aber du kennst dich damit nicht aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen vielen vielen vielen DANK!!!!!!! Ich wollte meiner Armee schon lange noch "Ägyptischer" machen (vor allem wegen ihrem Hintergrund) aber ich hab zum Ägyptischen Militär nichts im Internet gefunden (auch bei Wiki nich :huh🙂, und ich war zu faul um in die Bibliothek zu gehn😀. Aber zum Glück gibts Leute, die nich so faul sind wie ich ^_^.
 
Na dann:

Die Flotte



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Ägyptische Flottenverbände, zusammengesetzt aus schnellen keftiu , kebentiu aus Byblos und ägyptischen Transportern patrollierten das östliche Mittelmeer.
Anders als später die Griechen, die spezielle Seekampf-Techniken entwickelte (auch im späten Ägypten benutzt), wurden Seeschlachten zwischen und ihren Gegnern durch auf Schiffen stationierte Landtruppen ausgetragen. Die ägyptischen Bogenschützen und die Tatsache, das die ägyptischen Schiffe gesegelt und gerudert werden konnten, gab ihnen einen entscheidenden Vorteil. Dies trots der eher schlechten Qualität der Fahrzeuge, die zum Teil aber recht groß waren und bis zu 250 Soldaten befördern konnten. Häufige war die Flotte aber nur das Mittel zu dem Zweck, Truppen dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wurden. Senusret III erreicht Nubien per Schiff
Er sagte: "Ich kam nach Abydos, zusammen mit dem höchsten Schatzbeamten, Ikhernofret, um eine Statue von Osiris, dem Herrn von Abydos,herstellen zu lassen, als der König des oberen und unteren Ägyptens, Khekure (Sesostris III), der Unsterbliche, gegen die elenden Kush ausfuhr und sie im Jahr 19 besiegte."
J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt, Part One, § 672​
So konnten Soldaten auch sehr schnell an die asiatischen Küsten transportiert warden, wo sie ohne Vorwarnung über die rebellischen Kanaaniter kamen. Thutmosis III benutzte diese Taktik mit großem Erfolg.
Ägypten verlor seine Rolle als maritime Supermacht am Ende des neuen Reiches. Phönizier und Griechen wurden zu den Hauptakteuren im Mittelmeer. Kontionentale Mächte wie die Perser benutzten diese Seefahrer-Nationen um die Kontrolle über das Meer zu erlangen.
Unter Necho II erneuerte Ägypten seine Flotte und investierte stark in die Entwicklung der Biremen. Eventuell waren sie auch die Enrwickler der stärkeren Triremen. Alle diese Versuche, die Perser abzuwehren, waren erfolglos und viele ägyptische Schiffe wurden von den Persern in deren Flotte eingebunden, als diese gegen die Griechen kämpfte.
Die letzte der Ptolemäerinnen, Königin Cleopatra VII, verbündete sich in dem Versuch, die ägyptische Unabhängigkeit zu wahren, mit dem Römer Marc Anton. Aber ihre Flotte wurde vor Actium besiegr, was das Ende des pharaonischen Ägyptens besiegelte


Die archäologischen Beweise


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Model boat
Source: North Carolina Museum of Art

Der langsam fließende Nil war fast ideal für Transportschiffe, obwohl gelegentliche Stürme Gefahren darstellten oder Flauten ein Hindernis sein konnten. Von frühesten Zeiten an bauten die Ägypter Schiffe für Transport, Fischfang und für das Vergnügen. Ihre Wichtigkeit im Alltagsleben zeigte sich auch in der Rolle, die Schiffe in Mythologie und Religion spielten.
Von den eigentlichen Schiffen ist heute fast nicht erhalten. Einige Überbleibsel von Schiffen des alten Reiches wurden in Tarkhan und Abydos gefunden, und König Khufu's Schiff ist weithin bekannt. Es demonstriert noch am besten, wie in dieser Periode Schiffe gebaut wurden. (s. am Ende dieses Beitrages)

Die bei Abydos gefundenen Schiffe der ersten Dynastie waren rund 25 Meter lang, 2-3 Meter breit und 60 cm tief mit Platz für 30 Ruderer. Bug und Heck waren schmal und es gibt Anhaltspunkte, das sie bemalt waren. Beim Bau wurden dicke Planken zusammengebunden, die Nähte wurden mit Schilf abgedichtet. Die Boote hatten keinen inneren Rahmen und waren bei Entdeckung völlig verzogen.


Ägypten ist voll von Bildern und Modellen von Schiffen und Booten. Die Wände der Tempel und Gräber von Deir el Bahri und Medinet Habu sind von ihnen bedeckt, aber es gibt nur sehr wenige Hinweise, wie die Schiffe des neuen Reiches wirklich gebaut wurden.

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List of offerings of boats
Source: W.S.Smith, The Coffin of Prince Min-khaf,
Journal of Egyptian Archaeology, Volume XIX, 1933

Manchmal wissen wir, wie die Boote aussehen, ohne das wir wissen, wie sie genannt warden. Dagegen kennen wir viele Schiffsnamen ohne zu wissen, wie diese ausgesehen haben. Auf einem Sarg der 4. Dynastie, der in einer Mastaba bei Gizeh gefunden wurde, fand sich eine Inschrift über Opfergaben, darunter eine Liste von Booten:
1000 SAbt-Boote, 1000 wAHt(?)-Boote, 1000 sTr-Boote, 1000 nHbt-Boote
W.S.Smith, The Coffin of Prince Min-khaf, Journal of Egyptian Archaeology, Volume XIX, 1933​
W.S.Smith nahm an, das das nHbt mit den Determinativen 'Lotus-Blume' und 'Boot' wohl ein leichtes Schilfboot war.
Modelle eines Einbaums aus einem Grab bei Gizeh und von einer Grabung im Delta sind bekannt, waren aber wahrscheinlich sehr unewöhnlich, da Bäume entsprechender Größe und Qualität in Ägypten sehr selten waren.


Staat und Flotte

Einige Pharaonen sahen die Notwendigkeit einer starken Marine, z.B. Snefru, der gemäß der Palermo Stele ein 100-cubit Schiff aus Meru-Holz und 60 16er-Boote baute, mit denen er “das Land der Negro zerschlug und 7000 Gefangene sowie 200.000 Stück Vieh erbeutete.
Desgleichen Thutmose III, der Architekt des asiatische Imperiums, Necho II im Kampf mit den Babyloniern und Ramses III, de rim Kampf mir den Seevölkern lag. Ramses schrieb in einem „Report“ an Amun
Ich baute dir Schiffe, Frachtschiffe, geschwungene Schiff mit Takelage, die das Meer durchpflügen. Ich bemannte sie mit Bogenschützen, Kapitänen und unzählbar vielen Seeleuten um die Güter des Landes Tyre und der fremden Länder am Ende der Welt in deine Speicher nach Theben, der Siegreichen, zu bringen.
Die königliche Flotte wurde vom „Herren der königlichen Schiffe“ geführt, eher einem wichtigen Beamtenposten als einem militärischen Rang, der während der 26ten Dynastie eigeführt wurde und wohl auch die Verantwortung für die Versteuerung der Nilfrachten beinhaltete.
Später lautete der Titel dann „ Herr der Schiffe des Königs der zwei Länder.
Tempelflotte waren ähnlich organisiert, die Priester z.B. des Amun ernannten einen “Herren der Schiffe des Amun.
Ägyptische Seeschiffe waren gegenüber denen anderer Völker deutlich unterlegen, obwohl sie berühmte Abenteuer überstanden. Darunter die Expeditionen entlang der Ostküste von Afrika unter Königin Hatshepsut oder die Überquerung des indischen Ozeans mit 70 Meter langen Schiffen 300 Jahre später unter Ramses III. Ab der 20ten Dynastie begannen die Ägypter, die Schiffe ihrer Konkurrenten zu kopieren.
Viele Handels- und Forschungsreisen wurden durchgeführt, darunter die Reisen nach Punt unter Hatschepsut und die Umschiffung Afrikas durch phönizische Seeleute für Pharao Necho.
Privatbesitz von Schiffen gab es zumindest in der ersten Zwischenperiode, wie biographische Inschriften zeigen. Die Schwäche des Staates und die Notwendigkeit zum Transport von Gütern und Personen stimulierte die Privatwirtschaft.
In der späten Periode breiteten sich Griechen und Phönizier entlang der Mittelmeerküste aus und errichteten Kolonien. Sie siedelten im Nildelta und das Zentrum Naukratis wurde zu einem bedeutenden Hafen der von vielen Pharaonen unterstützt wurden.

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Modellschiff mit Crew beim Setzen der Segel.
(Source: Pierre Montet, La vie quotidienne en Egypte)

Schiffsbau


Da es nur sehr wenig Holz gab, entstanden die ersten Boote aus gebündeltem Papyrus. Zuerst waren es nur einfache Flöße aber mit der Zeit entstanden so recht große Schiffe, die, wie Thor Heyerdahl bewies, seetüchtig waren. Sie hatten einen Sichelförmigen Rumpf, häufig Masten und manchmal Decksaufbauten.
Kleine Papyrusboote genügten der einfachen Bevölkerung praktisch während der gesamten ägyptischen Geschichte. Sie waren billig herzustellen und das Rohmaterial war überall erhältlich.

Der Transport von schwerer Ladung, internationaler Handel und Kriegsführung verlangten nach Schiffen, die stärker als die aus Papyrus gebauten waren. Diese Holzboote waren in der Form den Papyrusbooten ähnlich. Da es keinen Kiel gab, wurden diese mit 2 Füßen an den Querbalken verankert.



Früher Schiffsbau: Khufu's Sonnenboot


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Planken mit Aussparungen, Federn und V-förmigen Löchern
Im modernen Schiffsbau wird zunächst ein Skelett gebaut, das dann verschalt wird. Im Alten und Mittleren Reich wurde Schiffe von außen nach innen gebaut. Dies geschah hauptsächlich wegen des Mangels an geeigneten Hölzern für den Kiel, wurde aber auch später noch weiter fort geführt, nachdem schon mit den Zedern von Byblos bessere Hölzer zur Verfügung standen.
[FONT=&quot] Nut-ähnliche Aussparungen wurden in die Planken geschnitten, in die hlzerne Federn eingeführt wurden. Die V-förmigen Löcher drangen nicht auf die Außenseite durch.[/FONT]

Zusammenbau


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[FONT=&quot] Die unregelmäßig geformten Planken wurden wie ein Puzzle zusammen gefügt, bis der gesamte Rumpf fertig war. Wegen der Notwendigkeit des Einarbeitens von Nuten waren die Planken viel dicker, als es sonst der Fall gewesen wäre.
[/FONT]
[FONT=&quot]Ein spezielles Problem war wohl zudem das Biegen der bis zu 5 cm dicken Planken.[/FONT]

Kalfatern


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[FONT=&quot] Zum Abdichten wurden Pflanzen wie Schilf benutzt, die mit Seilen befestigt waren, die durch die Plankenlöcher gezogen wurden.
Diese Seile hielten auch das ganze Schiff zusammen.
[/FONT]


Verstärkung der Struktur


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[FONT=&quot] Um eine Verformung der Schiffsstruktur zu vermeiden, wurden Rippen und Querbalken verbaut. Große Schiffe wurden auch in Längsrichtung verstärkt. Da sich der flache Boden ohne Kiel verformen würde, wurde das Boot mit einem starken Seil von Bug zum [/FONT][FONT=&quot]Heck verstärkt. Khufu's Sonnenboot wurde durch 2 Träger verstärkt, die entlang der Seiten mit den Querbalken verbunden waren.[/FONT]


Schiffe wurden in Werften (wxr.t) gebaut. Diese wurden zuerst im Alten Reich erwähnt. Im Neuen Reich war die Hauptwerft in Memphis. Spezielle Zimmerleute wurden mit dem Schiffsbau beauftragt. Der Bau eines 30 Meter langen Transport-Schiffes brauchte 17 Tage, die Bautechniken haben sic him Laufe der Zeit kaum geändert. Herodots Beschreibung des Schiffsbaus hätte auch jahrhunderte früher geschrieben sein können:
Die Boote, mit denen sie Fracht transportierten, waren aus dem Holz der dornigen Akazien, deren Form die des kyrenischen Lotus ist und aus denen Harz kommt. Aus diesen Bäumen schnitten sie Stücke von etwa 2 cubits Länge und arrangierten sie wie Ziegel und fügten das Boot zusammen. Wenn das Boot zusammengefügt war, legten sie Querbalken und dichteten das Boot mit Papyrus ab. Sie machen ein Steuerruder, das durch den Rumpf führte und sie haben einen Mast aus Akazien und Segel aus Papyrus. Diese Boote können nicht gegen den Strom segeln, es sei denn, es weht ein sehr starker Wind. Ansonsten werden die Boote von Ufer aus gezogen.
Herodotus, Histories II, Project Gutenberg

Das Zedernholz vom Libanon, das die ganze frühe dynastische Periode importiert wurde, war viel besser zum Schiffbau geeignet, als das einheimische Akazienholz. Snefru
Brachte 40 Schiffe gefüllt mit Zedernholz
und
baute ein 100-cubit dewatowe-Schiff aus Zedernholz und 2 100-cubit Schiffe aus Meru wood [18]
James Henry Breasted Ancient Records of Egypt Part One § 146f​
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Im 2 Jahrtausend vor Christus wurden Obelisken von 300 Tonnen Gewicht mit speziell verstärkten Schiffen von Assuan flußabwärts transportiert.






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Antelope figurehead
Tomb KV 11, 20th dynasty
From Champollion, Monuments de l'Egypte e de la Nubie
Manchmal wurden Figuren an den Bug des Schiffes befestigt. Interessanterweise sahen diese, im Gegensatz zum europäischen Gebrauch, zum Heck..
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Segeln der Schiffe

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Old Kingdom boat being towed by boats and people
Source of drawing: C.R.Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien,1897

Die Flußschiffe wurden entweder mit Rudern oder Segeln angetrieben, manchmal wurden sie auch vom Ufer aus gezogen oder man ließ sie einfach flußabwärts treiben.
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Old Kingdom ships being sailed
Source of drawing: C.R.Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien,1897

Flußabwärts reisten sie folgendermaßen: sie haben eine Türförmigen Kasten aus Tamariskenholz und Schilfmatten und zudem einen Stein von vielleicht 2 Talenten Gewicht.. Sie lassen die Kiste vor der Strömung treiben und ziehen den Stein an einem Seil hinterher. Der Kasten schwimmt durch die Strömung schnell voraus und zieht die baris (so nennen sie diese Schiffe), während der Stein das Heck bremst und so den Kurs stabil halt. Von diesen Schiffen haben sie eine große Zahl und einige davon können viele tausend Talente Fracht befördern.
Herodotus, Histories 2, 96​
Während des alten Reiches wurden die Schiff emit zwei unbefestigten Rudern gesteuert, spatter wurden dies emit der Pinne verbunden. Trotz dieser Verbesserungen war das Steuern harte Arbeit Amenhotep II, ein sehr starker Mann nach Angabe von Experten, die seine Mumie untersucht haben, beschrieb es folgendermaßen
Seine Arme waren stark und ermüdeten nicht, während er das Steuerruder hielt um des Königs Schiff zu steuern, sie hatten eine Crew von 200 Seeleuten. Wenn das Schiff nach einem halben atur (etwa 5 km) pausierte, waren sie außer Atem, ihre Glieder waren schwach und sie husteten. Aber die Kraft ihrer Majestät schwand nicht beim Steuern mit einem Ruder von 20 cubits Länge. Als sie Anker warfen und das Schiff vertäuten hatten sie 3 atur hinter sich gebracht, ohne eine Pause zu machen. Die Herzen der Leute waren froh über diese Heldentat.


Im alten Ägypten waren Segel immer rechteckig. Während des alten Reiches wurde das Segel an einem Holm befestigt, die unteren Enden am Rumpf, später zwischen zwei Holmen bevor Segel mit Seilen an den Seiten eingeführt wurden, um diese besser einholen zu können.
Es gibt archäologische und andere Beweise, das die Ägypter von anderen Seefahrenden Nationen wie den Griechen und Phöniziern viele Dinge übernommen haben. In der Spätzeit wurde Ägypten zu einem hohen Grade abhängig von fremden Schiffen und Seeleuten.


Bauwerke für die Schiffahrt

Kanäle
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Während die Mittelmeer-Region für die ägyptischen Seehändler einfach erreichbar war, war dies mit Ostafrika anders. Unter Senusret III (1850 v.Chr.) und einer Anzahl weiterer Pharaonen, zuletzt Ptolemäus II, wurde Kanal zwischen dem Nil und den Bitter-Seen gegraben.
Ohne Kanäle wurden die Schiffe so gebaut, dass diese zerlegt werden konnten. Sie wurden durch den Wadi Hammamat zum Roten Meer getragen und dort wieder zusammengebaut. Wenn die Schiffe nicht gebraucht wurden, wurden sie auseinander gebaut und gelagert: In den künstlichen Höhlen von Wadi Gawasis Lagerstätten für Holz, Seile und andere Schiffsteile gefunden.
Auch die Nilfälle waren Hindernisse. Der erste Cataract wurde wohl durch einen Kanal umgangen, ein Tragepfad um den 2. Cataract wurde von Archäologen nahe der Festung von Mirgissa gefunden.


Dämme

Auch der Bau von Dämmen war gebräuchlich, manchmal mit militärischen, manchmal mit kommerziellen Zielen. Andere dienten dem Schutz vor Überflutung oder der Bewässerung. Herodot behauptete, das Pharao Menes den Nil mit einem Damm umleitete, um Memphis vor Überflutungen zu schützen. Der Sadd el-Kafara in Wadi Garawi, der älteste bekannte Damm der Welt, kollabierte nicht lange nach seiner Erbauung während des alten Reiches. Seine Bedeutung war unklar. Ein anderer Damm war bei Semna während der Regierung von Amenemhet III (1841-1796 v.Chr.) und war in Gebrauch bis unter Amenemhet V. Er diente wohl der Erleichterung der Schiffahrt. Der Damm von Senusret II bei Fayum wurde gebaut um den Spiegel des Sees Moeris zu kontrollieren.

Häfen

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[FONT=&quot]Der Leuchtturm von Pharos bei Alexandria, vielleicht nicht der erste ägyptische Leuchtturm obwohl Hinweise auf frühere fehlen, wurde unter Ptolemäus Soter um 290 v. Chr. Erbaut. In der Folge wurde Alexandria einer der wichtigsten Häfen des Mittelmeeres. Der Leuchtturm war mehr als 100 Meter hoch, was ihn über Entfernungen von 50 Kilometern sichtbar machte. Tagsüber wurde ein Spiegel zur Reflektion des Sonnenlichtes eingesetzt, in der Nacht wurde ein Feuer benutzt.
Die Insel Pharos wurde später durch das Heptastadium, einer künstlichen Landverbindung, mit dem Festland verbunden, was dem Hafen deutlich mehr Schutz verschaffte.
Häfen und Kaianlagen wurden entlang des Nils als auch der Küsten von Mittelmeer und Rotem Meer gebaut. Besonders an Orten, an denen schwere Frachten verladen werden sollten, waren gut gebaute Kaianlagen essentiell. Dies war zum Beispiel nahe Qasr el Sagha am Ufer des Sees Moeris der Fall. Zum Kai bei Widan el Faras wurden Basaltblöcke auf gepflasterten Straßen transportiert. In Zeiten, zu denen der Wasserstand des Nils stark schwankte, wurde verschieden hohe Kaianlagen angelegt
[/FONT][FONT=&quot].[/FONT][FONT=&quot]
[/FONT]
Zu bestimmten Zeiten scheinen die Hafengebäude direkt am Wasser gelegen zu haben. Piye beschrieb, wie er alle Boote und Schiffe im Hafen von Memphis erobert hatte
...die Schiffe, so viele da waren, die im Hafen von Memphis angelegt hatten, ihre Bugtaue befestigt zwischen den Häusern.
James Henry Breasted, Ancient Records of Egypt, Chicago 1906, Part Four, § 836​
Häufig waren die Hafenanlagen auch nur rudimentär oder nicht vorhanden. Im ersten Jahrtausend v.Chr. siedelten Ionier am pelusischen Arm des Nils, wo sie ihre Schiff emit Hilfe von Flaschezügen auf den Strand gezogen hatten, wie sie es gewohnt waren.
... in dem Land, aus dem sie vertrieben wurden, verblieben die Winschen, mit denenj sie ihre Schiffe an Land gezogen hatten und die Ruinen ihrer Häuser bus in meine Zeit.
Herodotus, Histories: Euterpe 2.154.1​

Tragpfade

Um zum Roten Meer zu gelangen oder die Nilkatarakte zu passieren bauten die Ägypter Tragepfade, um ihre Schiffe über Land transportieren zu können. Die Schiffe waren so gebaut, das sie relativ einfach zerlegt und wieder zusammengebaut werden konnten, aber manchmal wurden sie auch ganz auf eine Art Schlitten verladen und darüber transportiert. Viele dieser Pfade waren nur geebnet, andere waren mit Ziegeln, Steinen oder Holz befestigt. Die Länge dieser Pfade war zum Teil beträchtlich. Die „Bootsstraße“ bei Mirgissa am 2. Katarakt war über einen Kilometer lang und mit Holz und Lehmziegeln befestigt.

Piraten

Räuber gab es überall entlang der Schiffahrtslinien, da ein Großteil der Reichtümer Ägyptens per Schiff transportiert wurde. Da es an einer effizienten Polizeitruppe fehlte, waren sie oft sehr erfolgreich. Einem Kapitän wurden 12 Silberstücke, die dem Tempel des Amun-Re gehörten, gestohlen und er machte Robbers infested the waterways, as much of the wealth of Egypt was transported on the river, and without an effective police force to oppose them, they often succeeded.
Auf dem Mittelmeer oder dem Indischen Ozean hatten die Seefahrer noch weniger Schutz. Es gab ganze Völker, so wie die Seevölker in der späten Bronzezeit, die sich auf Piraterie spezialisiert hatten. Erst zu Zeiten der Römer entstand eine Marine, die stark genug war um zumindest den Anschein erwecken konnte, auf See eine Art Gesetz zu vertreten. Aber Plinius warnte Reisende nach Indien, nicht in Muziris Station zu machen:
Dies ist jedenfalls kein Ort für einen Zwischenstop wegen all der Piraten, die in der Nähe zu finden sind, wo sie einen Ort namens Nitrias besetzt halten.
Pliny, Natural History, Book 6, Chap.26: Voyages to India​



Hochsee-Schiffe: Kriegsschiffe und Händler

Schiffe des Alten Reiches

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Kiellose seetaugliche Schiffe wie das hier abgebildete aus der Zeit von Pharao Sahure (2500 v.Chr.) trieben Handel mit den phönizischen Städten, importierten Zedernholz und andere Güter. Sie wurden auch für die ersten Handels-expeditionen in das Goldland Punt gemacht.
Der zweifüßige Mast trug ein vertikales Segel, wurde mit 6 Rudern gesteuert und mit 16 Rudern gerudert. Der Bug war mit einem Auge verziert, ein großer Stein dient als Anker. Da dieser nur über sein Gewicht und die Reibung über den Boden wirkte, war er bei stärkerem Wind fast nutzlos und die Seeleute mussten meist Schutz in Landnähe suchen oder die Schiffe sogar anlanden.
Ich stach in See mit einem Schiff 150 cubits lang und 40 cubits breit, mit einer Besatzung von 150 der besten Seeleute Ägyptens, die schon Himmel und Erde gesehen hatten und deren Herzen starker waren als die von Löwen.
Die Besatzungen von ägyptischen Schiffen war groß, da sie nur wenig Segelmöglichkeiten boten und häufig gerudert warden mussten. Antike Schiffe, nicht nur die der Ägypter, konnten nicht in den Wind drehen, so das ein Kreuzen nicht möglich war. Bei ungünstigen Winden musste also gerudert werden, wenn man voran kommen wollte.

Schiffe des Neuen Reiches


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[FONT=&quot] Dieses Modell eines Schiffes von etwa 1500 v.Chr. wurde nach einer Wandmalerei von Deir el Bahri gebaut. Das Schiff war etwa 22 Meter lang und 5 Meter breit. Es hatte keinen hölzernen Kiel sondern erhielt seine Stabilität durch ein dickes Seil, das vom Bug zum Heck gespannt war. Es hatte pro [/FONT]Seite 15 Ruder und zudem pro Seite 2 verbundene Steuerruder sowie einen einzelnen Mast mit einem 15 Meter breiten Segel. Der Bug war mit einer geschnitzten Lotusblume verziert.


Die Expansion im Neuen Reich

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Eine große Expedition zum Lande Punt (wohl am Horn von Afrika) entlang dem Roten Meer und durch den indischen Ozean wurde unter Königin Hatschepsut durchgeführt.

Größere Schiffe zwischen 70 und 80 Tonnen geeignet für auch weite Reisen wurden recht häufig (von der Größe kann man diese Schiffe etwa mit den Schiffen von Kolumbus vergleichen, dessen Schiffe eine Verdrängung von 50 bis 100 Tonnen hatten).

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Dieses Modell eines Kriegsschiffes aus dem 13. Jahrhundert wurde nach einer Wandmalerei aus Medinet Habu gefertigt, die den Sieg Ramses` über die Seevölker zeigt. Die hohe Reling schützte die Seeleute und Soldaten vor gegnerischen Geschossen. 18 Ruder gaben dem Schiff eine Manövrierfähigkeit, die entscheidend für den Sieg war.
Wie alle ägyptische Schiffe dieser Periode hatte es keinen Kiel, einen einzelnen Mast sowie ein horizontales Segel. Der Bug war mit einem Löwenkopf, der einen menschlichen Schädel zertrümmert, verziert.

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Dieses Modell eines Kriegsschiffes der Philister wurde nach der gleichen Wandmalerei hergestellt. Da es keine Ruderer hatte, war es in dem beengten Raum des Nildeltas deutlich im Nachteil, wo es ihnen unmöglich gewesen sein musste, die wendigeren ägyptischen Schiffe zu rammen oder zu entern. Dennoch war das Design des Schiffes den ägyptischen überlegen, da es einen Kiel hatte.

Die Spätzeit

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Pharao Necho II (609-594 v.Chr.) investierte Unsummen in den Aufbau einer ägyptischen Kriegsflotte. Nach Herodot ließ er sowohl im Mittelmeer als auch im Roten Meer Biremen bauen, der Bau von Triremen im nächsten Jahrhundert war schon Teil der Kriegsanstrengungen gegen die Perser.
 
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Festungen

Wenn deine Grenzen im Süden in Unruhe sind, haben die Barbaren zu den Waffen gegriffen. Baue Festungen im Delta, denn eines Mannes Name wird nicht geschmälert, durch das was er tut. Eine wohl befestigte Stadt kann nicht beschädigt werden. Baue Festungen, denn die Feinde lieben Scharmützel und ihre Taten sind gemein.
The Instruction of Merikare


Wenn ein Feind nicht gewillt war, eine Festung zu belagern bis sie sich ergab oder er ihre Besatzung überraschen konnte, dann musste er entweder die Tore durchbrechen, die Mauern übersteigen oder sie durchbrechen. Seit alters her wurden Maßnahmen gegen diese Möglichkeiten getroffen:
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Pharaoh attacking fortress
Beit el Wali
Source: Oriental Institute, Chicago

Die Mauern waren, wenn nicht sehr stark, dann doch von massiver Dicke und höher als die transportablen Leitern, die gebaut warden konnten. Die Tore waren besonders verstärkt. Die Mauerkrone hatte Brüstungen, um die Verteidiger zu schützen. Vor der Hauptmauer befand sich eine kleinere Vormauer.

Das alte Reich

Eine Festung bei Abydos wurde gebaut, um den Tempel des Osiris zu schützen. Sie wurde von einem massiven inneren Wall aus Lehmziegeln umgeben, etwa 12 Meter hoch und an der Basis 6 Meter , an der Krone 5 Meter dick.. Etwa drei Meter davor befand sich eine 5 Meter hohe Vormauer. Dies verhinderte, das Soldaten unter dem Schutz von Schilden an die Hauptmauer heran kamen.

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Abgesehen von den Toren gab es keine Öffnungen in der Mauer. Der Haupteingang war nahe der nordöstlichen Ecke mit weiteren Toren in den südlichen und östlichen Mauern. Die Lücke in der äußeren Mauer konnte mit einem hölzernen Tor verschlossen werden. Dahinter kam ein Hof, der durch einen engen Gang in einen weiteren Hof führte, der von der Haupt- und 2 Rückhaltemauern begrenz wurde. Um in das Innere zu gelangen, musste man ein Ausfalltor passieren.
Durch diesen Grundriss erhielten die Verteidiger über einen langen Zeitraum den Vorteil der erhöhten Position. Die Angreifer konnten mit Pfeilen und anderen Projektilen überschüttet werden, ohne zurück schlagen zu können.
Das Tor im Osten war aud die gleiche Weise angelegt: enge Passagen, um die Angreifer zu bremsen, aufgezwungene Richtungsänderungen, und Höfe, die von Mauern umgebenwaren, auf denen Bogenschützen standen.


Das mittlere Reich

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Beni Hasan under attack. Tomb of Amenemhet. Middle Kingdom

E. Teeter, J. A. Larson (eds.), Gold of Praise, University of Chicago 1999, p.440

Zu dieser Zeit waren die Herrscher sich sicher im Klaren darüber, wie wichtig es war, den Zustrom von Menschen in ihr Reich zu regulieren., sei es vom Süden, Osten oder Westen.
Asiaten die das Land durchstreifen.
Feinde sind im Osten erschienen,
Asiaten sind über Ägypten gekommen.

The fictional 'Prophesies of Neferti', 11/12th dynasty
Die östliche Grenze

Amenemhet I began die Konstruktion der Mauer des Prinzen, einer Serie von Festungen entlang der Ostgrenze des Deltas, die strategisch günstig entlanf der Wasserhindernisse der Region lagen.
Er wird bauen die Mauer der Prinzen,
den Asiaten den Zugang nach Ägypten zu versperren;
Sie sollen als Bittsteller nach Wasser betteln,
um ihr Vieh zu tränken..
Dann wird die Ordnung in das Reich zurück kehren,
wenn das Chaos vertrieben ist.

'Prophesies of Neferti', 11/12th dynasty
Und im Roman von Sinuhe
Ich kam zur Mauer des Prinzen, gemacht um den Asiaten zu wiederstehen und die Wüstenwanderer zu zerschlagen. Ich vesteckte mich hinter einem Busch, da ich befürchtete, eine der Wachen könnte mich entdecken.


Diese Befestigungen wurden über die Jahrhunderte mehr oder weniger instand gesetzt und verteidigt. In der 2. Zwischenperiode wurden die Anlagen weitgehend aufgegeben, im Neuen Reich aber wieder restauriert. Unter Seti I scheint es eine Brücke über einen mit Krokodlilen verseuchten Seitenarm gegeben zu haben.


Die südliche Grenze



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Senusret III befestigte die südliche Grenze von Ägypten nach der Eroberung von Nubien, indem er Festungen auf beiden Nilufern nahe des 2. Kataraktes bauen ließ.
Die südliche Grenze, im Jahr 8 seiner Majestäts, des Königs von Ober- und Unterägypten, Khekure (Senusret III), gemacht, dem kife für immer gegeben wurde; Auf das kein Negro sie überqueren soll zu Wasser oder zu Land, mit Schiff oder mit Herden, es sei denn, sie kommen um zu handeln in Iken, oder mit einer Kommission.. Alle guten Dinge soll man mit ihnen tun ohne jedoch einem ihrer Schiffe zu erlauben, weiter als bis Heh (Semna) zu fahren.
The first Semna stela
James Henry Breasted Ancient Records of Egypt Part One, §652


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[FONT=&quot] Bei[/FONT][FONT=&quot] Kumma[/FONT][FONT=&quot] (Kumneh) auf dem rechten Nilufer nutzte man einen natürlichen Hügel von 60 Metern weite mit steilen, felsenen Hängen.[/FONT][FONT=&quot] Die inneren und äußeren Wälle folgten der Kontur des Hügels. Der Eingang war eine Passage zwischen zwei Erwällen, die damit ein Kreuzfeuer ermöglichteten. Der Abstand zwischen innerer und äußerer Mauer betrug fast überall 4 Meter, ausgenommen zweier bastionsartiger Vorsprünge.[/FONT][FONT=&quot]

[/FONT]


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[FONT=&quot] Bei[/FONT][FONT=&quot] Semna[/FONT][FONT=&quot] (Semneh) hatte die dortige Festung nur zur Nilseite eine natürliche Befestigung[/FONT][FONT=&quot]. Der östliche Wall, gebaut über einem steinigen Abhang, war nur 15 Meter hoch, während zu allen anderen Seiten eine Höhe von 25 Metern erreicht wurde. Aus diesem Wall ragten bis zu 9 Meter dicke Bollwerke heraus.[/FONT][FONT=&quot]
Die Mauern waren aus Lehmziegeln gebaut und wurden durch horizintal eingezogene Holzbalken verstärkt. Im unteren Bereich waren die Wände fast senkrecht, die obere Hälfte hatte eine Neigung von etwa 20 Grad.
Die äußere Trockensteinmauer erhob sich 2-3 Meter und hatte gegenüber des Haupttores eine Lücke.
All diese Festungstechnik hatte nichts genutzt: Ein Durchbruch im Südwall nahe des Flusses zeigte, das die Festung erobert wurde.[/FONT]


Buhen war die Hauptgarnison zwischen den Festungen der Nubischen Grenze, einige 10 km nördlich der Festungen von Semna und Kumma und einem Stang weiterer Festungen (Mirgissa südlich des 2. Kataraktes, Dabenarti, Askut, Shalfak, Uronarti) dazwischen. Es hatte 2 konzentrische Ringe von Bollwerken, die ägyptische Offiziellen lebten innerhalb der Inneren Befestigungen, die Söldnertruppen, die wohl Einheimische waren, bewohnten den äußeren Ring. Mit einer Einwohnerzahl von einigen Tausend war es das Verwaltungszentrum der Region. In der 20. Dynastie wurde es aufgegeben.


Das Neue Reich



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Über die Jahrhunderte änderte sich wenig an der Waffen- und Befestigungstechnik, bis die Ägypter in Kontakt mit den kriegerische Asiaten kamen.. Während der Kampagnen in Canaan und Retenu lernten sie Befestigungen aus Stein kennen, desgleichen Türme und mit Wasser gefüllte Gräben.
Diese Städte und Festungen wiederstanden den traditionellen ägyptischen Belagerungstechniken mit Leichtigkeit. Megiddo zum Beispiel wurde von Tuthmosis erst nach eine Belagerung von 7 Monaten eingenommen.
In der 19. Dynastie wurden eine Reihe Steinfestungen nach kanaanitischem Vorbild entlang der Ostgrenzen errichtet. Sie wurden mit ihrem semitischen Namen magadilu benannt (Im Hebräischen zum Beispiel bedeutete migdal Turm, s.das biblische Migdol [Jer. 44:1; 46:14] ).

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Aus dieser Zeit sind leider keine Festungen erhalten geblieben, aber der Tempel des Ramses bei Medinet Habu zeigt viele der Charakteristika von Festungen des neuen Reiches. Eine 4 Meter hohe Steinmauer schützte die gesamte Ostseite. Der Eingang führte durch eine massive Bastion, war etwas weiter als 1 Meter und wurde von 2 Wachräumen flankiert.
Das 2-türmige Migdol ist 22 Meter hoch, die Front 25 Meter breit. Es umfasst und kontrolliert einen Hof, den man passieren musste, um in den Tempel zu gelangen. Die Mauern hatten Fenster und Schießscharten, hoch genug angebracht um für den Gegner unerreichbar zu sein. Zudem gab es einen Wehrgang entlang des Daches.


Die Grundmauern waren 5 Meter hoch und hatten eine leichte Neigung, um abprallende Projektile in die anrennenden Feinde zurück zu werfen. An strategische Stellen wurden große Depots gebaut. In Tharu (eventuell identisch mit Sile) an der östlichen Grenze wurden auch in der Festung rechteckige Strukturen gebaut, diese umfassten ein Gebiet von 12,000 m², hatten 3 Meter dicke Ziegelmauern und öffneten sich zu angrenzenden Höfen hin.



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Wälle und Mauern

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Detail from the Tehenu Palette, Pre-dynastic Period


In der ganzen Geschichte des antiken Ägyptens lebten die ägyptischen Stadtbewohner umgeben von Wällen und selbst Dörfer besaßen zum Teil Mauern. Obwohl es bis in die dritte Zwischenperiode kaum mächtige Feinde von außen gab existierten genug Bedrohungen, die den Aufwand von Befestigungsanlagen wohl gerechtfertigt hatten.

Seit vordynastischen Zeiten wurden Siege der Ägypter oft als die Eroberung von Städten und der Zerstörung von Mauern abgebildet.Kriege gegen Nachbarn waren bis zur Einigung des Reiches sehr häufig. Sie brachen aus, wenn die Zentralmacht schwand und Provinzherrscher nach Unabhängigkeit strebten.
Aber auch unter einer stabilen Regierung konnten die Ägypter sich nie ganz siche fühlen. Beduinenbanden wurden von den reichen Siedlungen im Niltagen angezogen und nie war die Polizeitruppe groß genug um deren Einbrüche komplett zu verhindern. Häufig bauten die Ägypter ihre Hauser wie kleine Festungen, umgaben ihre Stadte mit Mauern und errichteten Festungen an strategisch wichtigen Stellen.

Private Gebäude


In den ländlichen Regionen hatten die Häuser nu rein Stockwerk und die Bewohner umgaben sie und die Höfe mit Mauern aus Lehmziegeln in der Hoffnung zu verhindern, das Räuber einbrachen und ihre Besitztümer stahlen. Die wichtigsten Besitztümer waren eigentlich immer das Vieh, das oft mit Branntzeichen versehen war sowie der Inhalt ihrer Speicher.



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Unwalled habitation near the desert's edge, where canines and antelopes are roaming. An enclosure made of branches is shown on the left of the building.
Theban area
After Pierre Anus, "Un domaine thébain d'époque 'amarnienne'. Sur quelques blocs de remploi trouvés à Karnak", BIFAO 69 (1971) p.71
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Zu den wenigen Zeiten, zu denen sie sich sicher fühlten, errichteten sie eine Einfriedung aus Zweigen um darin ihre Tiere zu halten.
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Auch in den Städten hatte ein Großteil der Häuser Mauern um die Höfe. Türen wurden in Steinfassungen eingelassen, um ein Einbrechen zu erschweren. Fenster waren klein und hoch oben in der dicken Wand angebracht, was nicht nur der Sicherheit diente, sondern auch die Ventilation verbesserte. Die dicken Mauern trugen oft Zinnen, auch wenn das oft wohl nur der Verzierung diente.
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Paläste

Wenn es wenig gab, was man in den Häusern der Bauern und Handwerker stehlen konnte, hatten die Reichen große Mengen an Luxusgütern, die die Räuber in Versuchung bringen konnten. Nach einer Zeichnung in einer Gruft sah Akhetaten Ay's Haus mehr wie eine Burg als wie ein Palast aus.


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Ay's palace
Source: Maspero, L'archéologie Egyptienne

Es war mit Mauern umgeben, das Haupttor wurde von einem massiven Torhaus geschützt. Entlang der äußeren Mauern gab es Vorratsräume. Die Wohnräume befanden sich im Zentrum des ganzen Komplexes, mit Türen zum Innenhof, den man durch ein paar Pylonen erreichte.
Ziegelmauern wurden manchmal mit Gips verputzt, wie ein Fund in Hierakonpolis zeigt. Der Anblick eines riesigen, unter der ägyptischen Sonne brilliant-weiß scheinenden Gebäudes musste für die Bevölkerung sehr eindrucksvoll gewesen sein und demonstrierte damit die Größe der Besitzer.


Tempel

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Die Tempelkomplexe, die häufig ausgedehnte Lagerräume voller Produkte der Tempelländereien und die Geschenke von Königen enthielten, waren gut beschützt.
Die Dicke der Mauern um Senusrets Tempel bei Hotep Senusret (Kahun) zum Beispiel waren 12 Meter Dick. Ihre Höhe muß entsprechend gewesen sein.

Wenn Mauern komplett aus Stein gebaut wurden, konnte man deren Dicke reduzieren, trotzdem waren sie noch sehr massiv. Am eindrucksvollsten waren die riesigen Pylonen der Haupttore, die im Neuen Reich schnell populär wurden. Der Tempel von Seti I hatte einen Haupteingang, der in den ersten Hof führte sowie eine kleine Seitentür, evt. der “Lieferanteneingang”. Der zweite, innere Hof wurde durch weitere Pylonen vom ersten abgetrennt.
Der ptolomäische Tempel bei Deir el Medine war einer Reihe von Göttern gewidmet, unter anderen Hathor und Maat. Seine Mauern sind fast zur gänze erhalten geblieben.

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Temple at Deir el Medine, excerpt

Source: L'Egypte restituée

Dörfer und Städte

[FONT=&quot] Nicht alle Dörfer waren von Mauern umgeben, vielleicht nicht einmal alle Städte. Aber angesichts von Erinnerungen an schlechte alte Zeiten, wenn Könige zu schwach waren, um die Ordnung zu erhalten, wären die Adligen töricht gewesen, die Befestigungen der wichtigen Zentren zu vernachlässigen.[/FONT][FONT=&quot]
Stadtmauern wurden selten gebaut, um dem Ansturm einer großen, gut ausgerüsteten Armee zu widerstehen, aber sie konnten das Eindringen von marodierenden Nomaden oder böser Nachbarn verhindern.
Nekheb, eine Stadt des alten Reiches in Oberägypten war als Quadrat mit 640 Metern Seitenlänge angelegt. Die Inneren Mauern, die 25000 Quadratmeter umfassten, boten den Tempeln Schutz..

Die Mauern waren einfach, ohne Türme oder andere Befestigungen. Sie wurden [/FONT]
aus sonnengetrockneten Ziegeln in horizonzalen Lagen von 11-12 Metern dicke und 9 Metern Höhe errichtet.

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Ein rechteckiger Umriß wurde in den Ebenen für Städte oft bevorzugt. Hotep Senusret in der Fayum war eine geplante Stadt. Ihre Straßen liefen parallel zu den Stadtmauern, ihr nördlicher Teil lag höher als der südliche Teil nahe des Nils. Aus den Überresten kann man auf einen quadratischen Stadtplan schließen.
Die südlichen und ein Teil der östlichen Stadtteile waren zusammen mit den Stadtmauern durch die Nilfluten zerstört worden. Über das Haupttor kann daher wenig gesagt werden. Aber in der östlichen Mauer befand sich ein Seitentor. Jeder, der die Stadt hier betreten wollte, musste ein Torhaus und einen ummauerten Hof passieren.


In Nebeet(Kom Ombo, nahe des ersten Kataractes) folgten die Stadtmauern den Konturen des Hügels, auf denen die Stadt erbaut wurde.

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Wassergräben wurden manchmal gegraben, um die Effektivität der Befestigungsanlagen zu erhöhen. Die Einwohner wurden durch Steuererleichterungen zum Graben bewegt:

Grabt einen Wassergraben gegen [...] und flutet die Hälfte davon aus den Bitter-Seen, denn seht, es ist die Nabelschnur der Wüstenbewohner; seine Mauern und Soldaten sind viel und die Bewohner wissen mit den Waffen um zu gehen; in der Region Djed-esut leben 10000 freie, nicht steuerpflichtige Menschen, und Adlige leben unter ihnen seit der Gründung. Seine Grenzen sind festgelegt, ihre Garnison ist mutig und viele Menschen aus dem Norden bewässern Ländereien bis hin zum Delta. Diese werden wie die freien Bürger in Getreide besteuert; Sie ist das Tor zum Delta, sie machten einen Wassergraben für Ninsu, denn eine stark bevölkerte Stadt ist…



Die Ägypter lernten aus den Erfahrungen mit den Festungen in Kanaan wärend des Neuen Reiches und begannen, viele der Stadtmauern mit Stein zu verkleiden. Biese Verbesserungen betrafen hauptsächlich die vorgeschobenen Festungen an der östlichen Grenze, aber manchmal auch Städte tief im Landesinneren wie zum Beispiel Heliopolis und Memphis.


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