40k Im Dienste der Inquisition

Rawke

Tabletop-Fanatiker
27. März 2008
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Da der alte Thread (nicht zuletzt wegen mir) mit Spa, zugemüllt war, eröffne ich hier den neuen. Ich werde die letzten fünf Teile in die Posts setzen, der Rest wird demnächst als .pdf in diesem Post zu finden sein.

Neuanfang. Antworten.


Das schwarze Schiff war beeindruckend und beängstigend zugleich. Das hatte Rawke direkt im ersten Moment an Bord festgestellt. Er war schon oft und auf verschiedenen Schiffen durch das All gereist, aber auf so einem Schiff noch nicht. Allein die Besatzung. Es gab, abgesehen von den allgegenwärtigen Inquisitionsgardisten, die an jeder Ecke Wache zu stehen schienen, wenige menschliche Besatzungsmitglieder, die Techadepten ausgenommen, die meisten Aufgaben wurden von Servitoren erledigt. Jetzt flogen sie schon eine ganze Woche durch den Warp, zu einem unbekannten Ziel, und bis jetzt hatte Rawke weder Kontakt mit jemandem außerhalb des Regiments gehabt, noch wusste er, wohin sie überhaupt flogen. Man hatte sie nicht eingesperrt, aber an allen Ausgängen aus den Quartierdecks, die Rawke und seine Männer bewohnten, standen Gardisten. Es hatte noch keiner versucht, die Decks zu verlassen, aber Rawke machte sich keine Illusionen. Die Gardisten würden eingreifen, sollten sie es versuchen. Seine Männer waren in Zehn-Mann-Kabinen untergebracht, Rawke selbst bewohnte eine Einzelkabine. Man hatten ihnen alle Waffen abgenommen, mit Ausnahme der Kampfmesser. Die Offiziere trugen zumindest noch ihre Pistolen, und einige Soldaten hatten nicht registrierte Beutewaffen und Erbstücke bei sich, wie etwa Soldat Mill, der einen alten Revolver mit sich führte, oder Sykes, der einen eleganten Nadler führte. Nicht, dass ihnen das etwas gebracht hätte. Mit den Gardisten wären sie sicherlich fertig geworden, aber bei ihrer Ankunft hatte Rawke mehrere Thunderhawks im Hangar stehen sehen, und wenn Space Marines an Bord waren, die den Insignien auf den Fliegern nach Grey Knights waren, war ein Kampf sinnlos. Außerdem war Moore gerade kurz dagewesen und hatte ihm mitgeteilt, dass Inquisitor Thoren auf dem Weg sei, und Rawke am bugwärtigen Ausgang auf Deck 14 erwarte. Rawke nahm an, dass er nun endlich Informationen bekommen würde, und dass er das Ziel der Reise erfuhr. Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf den Weg zum Treffpunkt. Vereinzelt standen Türen offen, und die Soldaten grüßten ihn, wenn er vorbei kam, doch Rawke nahm sie gar nicht wahr. Tatsächlich erwartete ihn der Inquisitor bereits. Er war allein. „Folgen sie mir.“, sagte er, und Rawke folgte ihm in einen Lift, aus dem sie 6 Decks höher ausstiegen.


Vor ihnen lag eine Kreuzung. Sie gingen weiter geradeaus, bis sie vor einer Hochsicherheitstür standen, die von zwei Grey Knights bewacht wurde. Wortlos gaben sie den Weg frei, sodass sie passieren konnten. Rawke war mit eins-neunzig zwar nicht unbedingt der größte, aber selbst Thoren, der um die zwei-zehn groß sein musste, wirkte im Vergleich zu den beiden silbern gerüsteten Marines winzig. Die Tür öffnete sich und sie betraten den Planungsraum des Schiffes. Thoren bedeutete den Anwesenden, die sich bei seinem Eintreten erhoben hatte, Platz zu nehmen. Thoren nahm am Kopfende des ovalen Planungstisches Platz. Rawke setzte sich auf den letzten freien Platz, zwischen einem miesepetrig aussehenden Interrogator und einem Space Marine in nachtschwarzer Rüstung, die mit blauen Schulterpanzern versehen war, auf denen eine schwarze Klaue prangte. Der Interrogator würdigte ihn keines Blickes, der Space Marines blickte ihn jedoch an und begrüßte ihn mit einem Nicken. Thoren drückte einen Knopf, worauf hin der Raum verdunkelt und die Holoprojektoren des Tisches aktiviert wurden. Da anscheinend keine Datei ausgewählt war, projizierten sie einen sich um die eigene Achse drehenden Aquila in die Luft.

Thoren ergriff das Wort. „Meine Herren, die letzten Entwicklungen sind nicht nach Plan verlaufen, wie ihnen zweifellos aufgefallen sein dürfte. Unsere Beute ist entkommen, und wir mussten einen Planeten opfern, eine Aktion, die zwar bedauerlich, aber notwendig war. Jedenfalls müssen wir unsere langfristige Planung umstellen. Wir fliegen nach Nova Britia und werden in etwa 16 Wochen eintreffen. Bis dahin gibt es einiges zu tun. Beginnen wir damit, sie mit dem neusten Mitgliedern unserer Jagdgesellschaft vertraut zu machen. Da wären zum einen Bruder-Captain Hellsing von der Night Guard, zum anderen aber auch, von mir kurzfristig auf Trevia rekrutiert, Colonel Maximilian Rawke und sein Regiment, die 1st Royal Nova Britia Commandos. Die Aufstockung des Regiments ist einer der Gründe, warum wir nach Nova Britia fliegen. Der andere ist, dass wir kurz vor unserem Aufbruch von Trevia die Nachricht erhalten haben, dass jemand meine Privatgemächer und die Archive durchsucht, offenbar auf der Suche nach unseren Ermittlungsergebnissen. Wie sie alle, bis auf unsere Neuankömmlinge natürlich, wissen, unterstehen unser genaues Ziel und alle Ergebnisse, die wir bis jetzt erzielt haben, strengster Geheimhaltung, selbst innerhalb de Ordo Nova Britia. Wir werden voraussichtlich einen oder zwei Monate auf Nova Britia verbringen, und dann, je nachdem, zu welchen Ergebnissen wir bezüglich der unbekannten Schnüffler kommen, das weitere Verfahren klären.“
Er machte eine Pause.
Dann fuhr er fort: „Soweit zum organisatorischen Teil. Jetzt werden wir unsere beiden Neuankömmlinge einweisen. Das meiste von dem, was meinen momentanen Fall betrifft, werden sie auf den Datentafeln, die ich in ihre Quartiere haben bringen lasse, nachlesen können. Die jüngsten Entwicklungen werde ich allerdings hier und jetzt erläutern. Ich bin nach Trevia gekommen, weil ich auf der Jagd nach Nox bin, dem Chaosgeneral, der den Angriff auf Trevia geführt hat, und mir leider entkommen ist. Er stellte im Moment eine äußerst große Bedrohung dar…“
Der Space Marine unterbrach ihn. „Warum? Der Großteil seiner Armee ist zerschlagen, und mein Orden räuchert im Moment seine Schlupfwinkel aus. Er ist geschlagen, und er wird sich stellen, oder von der imperialen Flotte gestellt werden und…“
„Es geht nicht um Nox selbst“, sagte Thoren scharf, „, sondern um das, was er seit Trevia mit sich führt. Wenn er es schafft, mit Nox zu entkommen, sind wir in großen Schwierigkeiten.“
„Er? Wer ist “er“?“, fragte Rawke.
„Tel’zaar, der Herr der Schatten.“, antwortete Thoren, und wählte auf dem Touchscreen vor ihm eine Datei aus. Der projizierte Adler flackerte und wich dann dem Abbild eines absolut widerwärtigen Schwertes. Die Projektion farblos und schimmerte bläulich, doch Rawke nahm an, dass das Schwert schwarz war. Es war mit widerwärtigen Runen bedeckt und mit einem Edelstein am Knauf versehen, ansonsten aber schmucklos. „Das“, führte Thoren aus, “ist das Schwert, in das Tel’zaar vor fast siebentausend Jahren gebannt wurde. Tel’zaar ist einer der mächtigsten Dämonen, die nicht einem der vier Hauptgötter zugeordnet werden. Welchem Gott er genau dient, weiß ich nicht, Fakt ist aber, dass er vor siebentausend Jahren einer der größten Anführer während des sechsten schwarzen Kreuzzuges war, und, nach der Zerschlagung des Hauptheeres, mit seiner Flotte durch den Verteidigungsgürtel schlüpfte und wahrscheinlich das Tor von Cadia schon damals ernsthaft ins Wanken gebracht hätte, wäre er nicht von einem jungen Inquisitor namens Zurol in diese Schwert gebannt worden. Dummerweise konnten seine Anhänger das Schwert entwenden, und versteckten es auf der, damals noch nicht bewohnten, Welt Trevia. Nox hat Tel’zaar gefunden und glaubt, mit seiner Hilfe zu Ruhm zu kommen. In Wahrheit ist er nur Tel’zaar’s Mittel um aus seinem Gefängnis zu fliehen. Wir sind der Sicherheit dieses Sektors verpflichtet, also müssen wir alles tun, um Tel’zaar aufzuhalten.“

Thoren machte eine kurze Pause und wandte sich dann an Rawke.
„Ich stelle ihnen nun die ranghöchsten Stabsmitglieder vor, die mit einer Ausnahme alle hier versammelt sind. Keresh kennen sie ja bereits, neben ihnen sitzt Interrogator Herriet.“
Der Interrogator nahm, wie schon zuvor, keine Notiz von Rawke. Thoren deutete nun auf die Gestalt rechts von ihm, ein grimmiger Mann in der Uniform der Inquisitionsgardisten. Er trug einen Bürstenhaarschnitt und einen Kinnbart. Sein Haar war so hellblond, dass es fast weiß wirkte. „Hauptmann Terresh, Kommandant der Gardisten in meinem persönlichen Gefolge.“
Der Hauptmann nickte und deutete ein Lächeln an. Neben ihm saß ein drahtiger Junge in einem schlichten Gewand, das mit einem roten I verziert war. „Der begabteste Psioniker in meinem Gefolge, Hrun. Er mag nicht nach viel aussehen, aber er gehört zu den mächtigsten Kampfpsionikern in diesem Sektor.“. Rawke musste unwillkürlich lächeln. Es gab im gesamten Sektor, soweit er wusste, gerade mal 200 Kampfpsioniker der imperialen Armee, von denen fast alle inzwischen in Diensten der Inquisition standen. Machtvolle Psioniker gab es, insbesondere im Nova Britia-Subsektor, nur wenige, da während der Hexenverfolgungen in der Kolonialisierungsphase viele Psioniker getötet wurden, so viele, dass diese Talent selbst nach 2000 Jahren noch relativ selten war, und wenn es auftritt, werden die Betroffenen meistens niemals wieder irgendwo in der Galaxis auftauchen. Rawke verstand nicht viel von solchen Dingen, aber soweit er wusste, waren die wenigen Psioniker hier geistig besonders labil. Insofern war es nicht unbedingt ein Kunststück, der beste Kampfpsioniker in diesem Sektor zu sein. Neben Hrun saß ein ausgemergelter Kahlkopf mit fahler Haut. Anscheinend war er zu allem Überfluss auch noch blind, und Rawke erkannte ihn als Astropathen. „Mein persönlicher Astropath, Verek.“
Rawkes Blick fiel auf den letzten Teilnehmer der Konferenz. Es war ein massiger Mann in einer schwarzen Tunika. Rawke konnte an Hals und Handgelenken Ansätze von Tätowierungen erkennen. Der Mann war wirklich groß, fast so groß wie Hellsing, und der war ein Space Marine in voller Rüstung. „Captain Trajan von den Grey Knights.“, sagte Thoren und beließ es dabei. Rawke starrte den Marine mit unverholener Verwunderung an. Der Grey Knight bemerkte seinen Blick. „Das fehlen meiner Rüstung ist auf einen unangenehmen Zusammenstoß mit einer Warpkreatur zurückzuführen. Das Blut dieser Kreatur hat meiner Rüstung stark zugesetzt, und es bedurfte einiger Reparaturen. Wenn der Colonel nicht von meiner Authenzität überzeugt ist, werde ich mich gerne mit ihm zu einem gegebenen Zeitpunkt ihm Zweikampf messen, um ihn davon zu überzeugen.“
„Ich…ich wollte sie nicht beleidigen.“, sagte Rawke, und meinte es auch so. Trajan lehnte sich, mit unbewegtem Gesicht, aber wahrscheinlich höchst zufrieden mit seinem Auftritt, zurück. Als ob er’s nötig hätte dachte Rawke. „Nun, ich denke es wird Zeit, zu klären, warum Captain Hellsing bei uns ist.“
„Natürlich.“, sagte Hellsing und erhob sich. „Mein Orden belagert derzeit Nox’ Asteroiden Festung, genau genommen säubern wir sie bereits, da der Großteil von Nox Renegatenbande auf Trevia beschäftigt war. Die 4. Kompanie der Dark Angels war ebenfalls an der Erstürmung beteiligt, hat sich aber ohne Erklärung zurückgezogen, als die Nachricht von Nox Angriff auf Trevia eintraf. Jedenfalls entdeckten wir bei ersten Durchsuchungen eroberter Sektionen das Archiv. Inquisitor Thoren hatte Nox aufgespürt und unsere Scriptoren durchsuchten zusammen mit ihm die Aufzeichnungen. Dort stießen sie dann auf die Vermerke und Einträge über Tel’zaar. Ich wurde von meinem Ordensmeister beauftragt, den Inquisitor zu begleiten. Meine Kompanie wird sich uns später, nach Beendigung der Belagerung anschließen. Unser Verhältnis zu Nox ist…persönlich. Uns ist sehr an seiner Gefangennahme oder Tötung gelegen. Außerdem befinden sich die schnellsten Schiffe unserer Flotte auf der Suche nach Nox’ Flotte. Sie werden uns benachrichtigen, sobald sie ihn gefunden haben.“

Thoren räusperte sich und setzte die Ausführungen fort. „Ich habe der Sektorflotte über Veinguard mitteilen lassen, dass der Sektor abgeriegelt werden muss. Wenn sie meinen Befehlen sofort Folge geleistet haben, wird Nox fürs Erste im Sektor gefangen sein. Natürlich ist das immer noch ein großer Suchbereich, aber ich glaube nicht, dass er sich uns mit einer derart großen Flotte und ohne Schlupfwinkel lange entziehen kann. Ich denke, das reicht für heute. Sie sollten sich jetzt ausruhen, gerade sie, Rawke. Morgen werde ich sie und ihre Männer noch einmal persönlich und ausführlich einweisen.“
Die Anwesenden erhoben sich, und Rawke macht sich auf den Weg zum Lift. Als er sein Quartier erreicht hatte, ließ er Sykes zu sich rufen. Während er wartete, öffnete er eine Flasche Amasec und goss sich etwas von dem Schnaps in ein kleines Glas. Wo bin ich da nur wieder reingeraten…

Als Rawke am nächsten Morgen mit brummendem Schädel aufwachte, lag das nicht nur am Schnaps. Im schwirrte der Kopf von den ganzen Dinge, die er gestern erfahren hatte. Er stand auf und ging ins Bad. Er duschte, rasierte sich und zog sich dann an. Er zog die Hose an, dann die Feldbluse, alles im Standard-Waldtarn der nova britischen Streitkräfte. Er legte sein Oberschenkelholster an, nahm die Laserpistole aus der Schublade seines Metallschreibtisches, überprüfte das Magazin, stellte sicher, dass die Waffe gesichert war und steckte sie erst dann ins Holster. Er war sehr vorsichtig im Umgang mit Waffen, zumindest außerhalb des Kampfes. Rawke noch einen Bruder und eine Schwester. Ursprünglich hatte er noch einen älteren Bruder gehabt, der auf der Jagd von einem unvorsichtigen Adelspross versehentlich erschossen worden war. Rawke hätte den kleinen Kotzbrocken beinahe zu Tode geprügelt, woraufhin sein Vater eine Menge Hebel in Bewegung hatte setzen müssen, um ihn vor einer Erschießung zu bewahren. Sein jüngerer Bruder diente als Colonel bei der Royal Foot Guard, die den imperialen Palast in Londia, der Hauptstadt Nova Britias, bewachte. Seine Schwester arbeitete in der Verwaltung der East Nova Britia Trading Company, der Handelsgesellschaft, der die Rawkes ihren Reichtum zu verdanken hatten. Rawkes Ururgroßvater hatte das Unternehmen gegründet, dass Waren im gesamten Sektor beförderte. Heute umfasste die Handelsflott ein volles Dutzend Großraumfrachter, die dieser Tage in erster Linie militärische Güter, manchmal auch Truppen, in den Zulia Subsektor transportierten. Dort wurde die Kolonialisierung im Namen des Imperators mit Gewalt durchgesetzt, seit eine Exploratorflotte den Mineralienreichtum der dortigen Systeme erfasst hatte. Die Einwohner, Menschen und eine höhere Xenorasse, hatten sich gegen die Konvertierung, beziehungsweise die Umsiedelung gewehrt, weshalb das Sektoroberkommando die Auslöschung der Xenos und die gewaltsame Unterwerfung der Systeme angeordnet hatte. Die Einwohner und auch die Xenos hatten sich als äußerst wehrhaft erwiesen, weshalb die Kämpf um das System bereits seit 15 Jahren tobten. Nicht mein Problem, nicht mehr entschied Rawke und verließ seine Kabine. Er folgte dem Korridor bis zu einer Tür, hinter der Planungsraum lag. Er trat ein. Der Inquisitor, Sykes und MacMillan warteten bereits. Was nun folgte, waren gute drei Stunden voller ermüdender Details und Missionsberichte. Am Ende war Rawke zwar klar, dass alle bisher erlebten Kämpfe, selbst der Kampf gegen die Chaos Marines auf Trevia, Kinderkram waren, im Vergleich zu dem, was sie bei einer dämonischen Invasion zu erwarten hatten, aber wirklich schlauer fühlte er sich noch immer nicht. Thoren erhob sich. „Sie werden ihre Männer sicherlich auf Trab halten wollen. Ich stelle ihnen die Lagerräume A1 bis A14 zur Verfügung. Captain Hellsing hat sich die Berichte des Treviakonfliktes angesehen, auch die über ihr 4. Battailon, und würde gerne ihrem Training beiwohnen.“
„Ich…ich fühle mich geehrt…“, sagte Rawke. Sykes und MacMillan warfen sich überraschte Blicke zu.
„Nun, ich habe noch ein paar Dinge zu tun, ich werde jemanden schicken, der ihnen Zugang zu Übungswaffen und anderem Gerät verschafft.“, sagte Thoren und verließ den Planungsraum. Rawke machte sich mit Sykes und MacMillan auf den Weg zu den Quartieren der Soldaten. Sykes und MacMillan brüllten ein paar Befehle, und nur vier Minuten später standen alle Soldaten trainingsbereit auf dem Gang. Wie versprochen tauchte ein Offizier der Inquisitionsgarde auf und führte sie zu den Laderäumen. Die Laderäume waren eigentlich ein einziger großer Laderaum, da die Trennschotts hochgefahren waren. An den beiden Enden des Trainingbereiches, wo die Schotts ihn von den anderen Laderäumen trennten, waren Schießstände eingerichtet, dazwischen fanden Hindernisparcours, gebaut aus Frachtcontainern und Freiflächen für Nahkampftaining Platz. Rawke teilte die Männer auf die verschiedenen Stationen auf und sah ihnen beim Training zu. Ab und zu ging er von einem Ende der Halle zum anderen und rief den Männern Lob oder Tipps zu, oder er schalt sie, wenn sie daneben schossen oder ein Hindernis nicht schafften. Sie hatten eine volle Stunde trainiert, als Hellsing auftauchte. Er begrüßte Rawke und schaute dann dem Nahkampftraining zu. Rawke beobachtete aus der Ferne, wie er sich mit MacMillan unterhielt. Der nickte und unter großem Gejohle machten die Männer auf der Kampfläche Platz. Rawke gesellte sich zu ihnen. Anscheinend hatte Hellsing um einen Übungskampf gebeten. Rawke fragte sich, was MacMillan vor hatte. Während der Marine MacMillans Kampfmesser als wahrscheinlich höchstens als Zahnstocher benutzt hätte, hatte sein eigenes Messer eher die Ausmaße eines kleinen Schwertes. Hellsing hielt inne und sagte etwas, dass Rawke aufgrund des allgemeinen Lärms nicht verstand. MacMillan schaute etwas verdutzt drein und winkte drei Männer aus dem Publikum hinzu. Das versprach nun doch interessant zu werden. MacMillan hatte unter anderem Brennan ausgewählt, dazu Gibbs und Frenner, drei seiner fähigsten Männer, soweit Rawke wusste. Die Zuschauer machten noch etwas mehr Platz, dann begann der Kampf. MacMillan und seine drei Männer kreisten den Marine an und griffen gleichzeitig an. Gibbs wurde als erstes aus dem Kampf befördert. Er schaffte es, dem ersten Hieb des Marines, den diese mit seiner Messerhand geführt hatte, auszuweichen, dem zweiten, mit der bloßen Faust geführten Schlag entging er jedoch nicht. Gibbs brach ohnmächtig zusammen. Ein Stöhnen kam aus der Menge. Der Marine knockte als nächstes Brennan aus, indem er dessen Schlag mit dem gepanzerten Unterarm abwehrte und ihn dann mit einem Tritt von den Beinen holte. Anscheinend war Brennan unglücklich aufgeschlagen, denn auch er war bewusstlos. Frenner rannte direkt und mit einem Wutschrei auf den Supersoldat zu. Der ließ ihn praktisch einfach nur in die ausgestreckte Faust laufen. Frenner hatte sich selber aus dem Kampf befördert. MacMillan tat nun etwas sehr dummes. Er hatte sich von hinten an Hellsing angeschlichen und war tatsächlich auf den Rücken des Marines geklettert. Hellsing stutzte und pflückte den Soldaten dann von seinem Rückenmodul und nagelte ihn auf dem Boden fest. MacMillan ließ sein Messer fallen, und der Captain erhob sich. Während die Zuschauer sich um Hellsings Opfer kümmerten, löste sich Rawke aus der Menge und ging auf eine Bank am Rand der Halle zu. Hellsing holte ihn schnell an. Rawke wandte sich um und sah dem Marine ins Gesicht. „Warum haben sie das getan? Sie wussten, dass keiner von ihnen ein Gegner war.“, fragte Rawke, der zwar nicht gerade erfreut, aber auch ein wenig belustigt war. Der massige Captain zuckte mit den Achseln. „Ich dachte, dass könnte sie anspornen.“, antwortete er.
„Sie haben sie wohl eher am Boden zerstört.“, sagte Rawke mit einem Grinsen.
„Ich habe sie auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Sie werden härter trainieren, denn sie haben gelernt, dass es immer einen Krieger gibt, der besser ist.“
„Sehr erhebend. Warum sind sie wirklich hier? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihre Zeit mit sinnlosen Demonstrationen ihre Kampfkraft verschwenden wollten.“
„Tatsächlich ist es genau das. Ich dachte mir, ihre Männer könnten etwas zusätzliches Training gebrauchen. Der Inquisitor hat das angeregt. Außerdem bin ich von diesem MacMillan und seinen Männern beeindruckt. Ich würde ihnen gern bei einer Übung zu sehen.“
„Ich werde dafür sorgen, dass sie Gelegenheit dazu bekommen.“

Rawke ließ seine Männer noch eine weitere Stunde trainieren, dann kehrten sie in die Quartiere zurück. Die Wochen schmolzen trotz der Routine geradezu dahin. Als sie das Nova Britia System erreichten, konnte Rawke die Aufregung seiner Männer deutlich spüren. Wahrscheinlich war es aber seine eigene. Er war lange nicht mehr hier gewesen, und hatte auch nicht damit gerechnet, je zurückzukehren. Die meisten Regimenter der Imperialen Armee sahen ihre Heimatwelt nie wieder. Rawke freute sich darauf, sein Regiment wieder auf voller Stärke zu sehen. Der Inquisitor hatte bereits bei ihrem Abflug von Trevia dafür gesorgt, dass eine entsprechende Anzahl an ausgebildeten Commandos abgestellt und möglichst hart trainiert wurde, um sich ihnen anzuschließen. Außerdem würden sich ihnen die kläglichen Reste von zwei, im Zuliakonflikt aufgeriebenen Commandoregimentern anschließen. Ganze einhundertsiebenundsiebzig Mann. Mehr war von den Regimentern nicht übrig. Doch zuerst würde Rawke seine Familie besuchen. Er freute sich darauf, seine Geschwister und seine Eltern zu sehen. Aber er war ob der vor ihm liegenden Herausforderung, wieder ein schlagkräftiges Regiment aufzustellen, beunruhigt, weil er nicht wusste, ob die Zusammenlegung glatt verlaufen würde. Denn am Ende würde er die Konsequenzen tragen.
 
Mit einem Grunzen duckte sich Karon unter der knisternden Hellebarde hinweg und rammte sein Kampfmesser in den Leib des Angreifers, der sich davon nicht stören ließ und Karon den Schaft der Hellebarde in die Rippen stieß. Röchelnd ging Karon zu Boden und schaffte es gerade rechtzeitig, sich wegzurollen, sodass der nächste Schlag des Angreifers daneben ging und sich seine Waffe in den festgetretenen Lehmboden grub. Karon schnellte hoch und ging auf seinen Gegner los; mit einer schnellen Bewegung stieß er sein Kampfmesser in den Hals seines Widersachers. Eine dunkle, schmierige Flüssigkeit quoll aus der Öffnung, die Karon’s Waffe gerissen hatte. Schwer atmend steckte Karon seine Waffe zurück in die Scheide, nachdem er sie am Ärmelsaum seines Trainingsanzuges abgewischt hatte. Er sah wachsam zu, wie das Glimmen in den Augen der Maschine erlosch, dann ging er zu Ausbildersergeant Saliel und schaute ihn fragend an. Der gerüstete Krieger blickte zu ihm herab und nickte dann. Karon sah zu, dass er Land gewann. Er war jetzt seit fast sechs Monaten hier im Lager und hatte das Prinzip von Disziplin und Gehorsam verstanden. Er trabte an den Trainingsgruben vorbei zur Messe. Die anderen Mitglieder seines Jagdtrupps waren bereits drinnen. Karon eilte zu Tür und öffnete sie einen Spalt, um vorsichtig hereinzuspähen, als die Tür von innen aufgerissen wurde und er mehr in den Raum fiel, als das er ihn betrat. Nachdem er sich aufgerappelt hatte, packte ihn jemand mit stählernem Griff am Kragen und hob ihn hoch, sodass seine Füße in der Luft baumelten. Er blickte in das grimmige und leicht belustigte Gesicht von Ausbildersergeant Dorian. „Du bist zu spät.“, stellte er kategorisch fest. „Gibt es einen Grund, warum ich dich nicht zusammen mit deinem Trupp zur Streife einteilen sollte?“
Karon holte tief Luft, dann sagte er: „Es tut mir Leid, Ausbildersergeant, aber ich war als Letzter bei den Kämpfen in den Trainingsgruben dran, und…“
„Das reicht!“, unterbrach ihn Dorian. „Mach, dass du zu deinem Trupp kommst!“
Dorian setzte den jungen Aspiranten ab. Karon verbeugte sich kurz und lief dann zu seinen Kameraden, die an einem der langen Metalltische in der spärlich beleuchteten Messe saßen. Zur Begrüßung sahen sie ihn nur kurz an, um sich dann wieder ihrer Grütze zuzuwenden. Sprechen war beim Essen nicht erlaubt. Nachdem sie ihre Schüsseln restlos geleert hatten, erhoben sie sich, brachten ihre Schüsseln an die Essensausgabe zurück und verließen die Messe. Nachdem Essen war Beten angesagt. Also liefen sie eilig zur Kapelle. Wer auch immer das Lager geplant hatte, war entweder nicht mit dem Tagesablauf vertraut gewesen, oder wollte, wie die meisten hier vermuteten, die Aspiranten ärgern. Um nämlich zur Kapelle zu kommen, mussten sie das gesamte Lager durchqueren, was bedeutete, dass sie anderthalb Kilometer Luftlinie zurücklegen mussten, was nun wiederum hieß, dass sie rennen mussten, um es rechtzeitig zu schaffen. Sie rannten also los, an den Schlafhäusern, den Bädern, den Quartieren der Ausbilder, dem „Landefeld“, wie es die Ausbilder nannten, über eine kleine Brücke über den Bach, der das Lager teilte, und an den Waffenkammern vorbei, bis sie die Kapelle erreichten. Sie war, wie alle Gebäude, aus Holz, allerdings ungleich stärker verziert. Natürlich mit der allgegenwärtigen, geflügelten und in eine Kutte gehüllten Gestalt und dem geflügelten Schwert, aber die Tür war mit einem goldenen, doppelköpfigen Raubvogel versehen, der sich über die gesamte Fläche der Tür erstreckte. Davon war jetzt aber nicht viel zu sehen, denn die Doppeltür war bereits geöffnet. Die Kapelle hatte Platz für bis zu sechzig Personen, sodass der klägliche Rest von Karon’s Trupp, gerade mal ein Dutzend Jugendlicher, geradezu verloren wirkte. Tadelnd schaute Priester Nestor auf die Aspiranten herab. Das hieß, Karon nahm an, dass der Ordenspriester tadelnd auf sie herabblickte, denn er nahm seinen Helm in Gegenwart der Aspiranten niemals ab. Überhaupt war er recht eigentümlich, selbst für die Verhältnisse der Herren des Lagers. Während ihre Ausbilder dunkelgrüne, rar verzierte Rüstungen und nur selten Helme trugen, war die Panzerung des Priesters tiefschwarz und mit goldenen Ornamenten versehen, und er pflegte immer und überall seinen Helm, der einem Totenschädel nachempfunden war, zu tragen. Still begannen sie mit dem Gebet. Karon fragte sich, während er monoton die Litaneien zitierte, wie lange sie noch in diesem Lager bleiben würden. Als die Gerüsteten vor sechs Monaten zurückgekehrt waren, hatten die Ältesten die Geschichten erzählt, die sie ihrerseits vor Dekaden von den Ältesten gehört hatten. Sie hatten erzählt, dass früher, jeden Monat, riesige Krieger in die Dörfer kamen und die stärksten Jungen rekrutierten. Sie wurden nie wieder gesehen, doch man trauerte nicht um sie, denn es hieß, dass sie zu göttergleichen Kriegern erzogen wurden, die unbesiegbar waren. Vor sechs Monaten waren sie dann zurückgekehrt, und Karon war unter den ersten, die rekrutiert worden waren. Er war stolz gewesen, doch er hatte schnell begriffen, dass er keinen Grund dazu hatte. Die Ausbilder, Männer wie Dorian oder Saliel, waren den Aspiranten in jeder Hinsicht überlegen. Sie reagierten schneller als die Aspiranten, die von den Sairhi im Süden kamen, waren stärker als die Korhiko aus dem Norden und behänder, als die Gunkhris, die aus den Wäldern im Westen kamen. In sechs Monaten trainierten sie unablässig, und jeden Monat kamen neue Aspiranten. Während der Ausbildung schmolz ihre Gruppe immer weiter zusammen, bis sie bei dreizehn angelangt war.

Karon bekam die Antwort auf seine Frage unmittelbar nachdem sie die Kapelle verlassen hatten. Dort warteten Saliel und Dorian auf sie. Dorian erhob das Wort. „Heute“, sagte er laut, „wird sich entscheiden, ob ihr würdig seid, ein Engel des Todes zu werden. Ihr werdet jetzt eure Ausrüstung säubern und euch bei Einbruch der Dunkelheit an der Waffenkammer einfinden. Und jetzt Abmarsch.“
Die Aspiranten rannten euphorisch zu den Schlafsälen zurück. Dor angekommen, sammelten sie eilig ihre Sachen zusammen und säuberten sie mit vor Aufregung zittrigen Fingern. Als sich der Himmel rot färbte, liefen sie, noch aufgeregter, zu den Waffenkammern. „Was meint ihr, haben sie mit uns vor, wenn wir bestehen?“, fragte Rhumien, einer der Aspiranten, in die Runde. „Noch ein Lager, wie ich sie kenne.“, sagte Karon grimmig. Rhumien blickte ihn verständnislos an und hielt den Mund.
Vor der Waffenkammer warteten die Ausbilder und Nestor. Sie erhielten neue Messer, länger, und mit einer geschwärzten Klinge und Nestor segnete sie. Und wie schon nach der Messe ergriff Dorian das Wort. „In dieser letzten Prüfung werden drei grundlegende Charaktereigenschaften getestet, Tapferkeit, Beharrlichkeit und Demut. Ihr werdet euch in Abständen von einer Stunde auf den Pfad des Aspiranten begeben. Einige eurer Ahnen haben vor vielen Jahren diesen Weg beschritten, und nicht wenige sind gescheitert. Jeder von euch hat fünf Stunden für diese letzten Prüfungen. Wenn ihr euer Ziel erreicht, werdet ihr dieses Lager, und auch diesen Planeten verlassen. Wenn ihr scheitert…“
Der Sergeant ließ offen, was mit jenen passierte, die scheiterten, und Karon hatte nicht wirklich das Bedürfnis, es herauszufinden. Saliel wandte sich an Karon. „Du gehst als Erster, Karon. Achte deine Ausrüstung und erinnere dich an das was wir dir beigebracht haben. Los jetzt.“
Karon rannte ohne zu antworten durch das Südtor, raus aus dem mit Palisaden eingefassten Lager, hinein in die Hügelwälder, einem Meer aus dunklen Tannen.

Er folgte dem einzigen Pfad durch den dunklen Wald. In regelmäßigen Abständen brannten Fackeln, die in Metallfassungen steckten, die wiederum an Bäumen befestigt waren oder auf in den Boden gerammten Pfählen steckten. Mittlerweile war es vollständig Dunkel, und in dem spärlichen Licht der Fackeln fiel es Karon schwer, dem Pfad zu folgen. So rannte er mitten in die erste Prüfung.

Er stand unvermittelt auf einer Lichtung, die ebenfalls von Fackeln erleuchtet war und von einem eisernen Zaun eingefasst war. Mit einem Lauten, metallischen Klirren, dass Karon zusammenzucken ließ, schloss sich das Eisentor, durch das Karon auf die Lichtung gestolpert war. Karon spannte alle Muskeln an. Er war nicht alleine in diesem Käfig. Etwas war hier, und dieses Etwas war groß und wütend. Es war so wütend, dass die Luft zu knistern schien. Karon bewegte sich leise weiter auf die Lichtung. Ein fataler Fehler, denn so hätte er beinahe nicht gehört, wie das Carnodon hinter ihm zum Sprung ansetzte…

Im letzten Moment machte sich die Bestie durch ein Schnauben bemerkbar, offenbar der Versuch, ein Brüllen zu unterdrücken. Karon fuhr herum und warf sich zur Seite, was ihn davor rettete, zerquetscht zu werden. Dafür wurde er von der rechten Klaue des Carnodons getroffen. Sie streifte ihn zwar lediglich, riss aber trotzdem tiefe Kratzer in Karon’s Schulter. Mit einem wütenden Aufschrei warf sich Karon dem Carnodon entgegen. Die Bestie schlug nach ihm, doch Karon duckte sich unter dem Schlag hinweg. Er riss sein Messer aus der Scheide und stieß es dem Raubtier zwischen die Rippen. Ein schmerzerfülltes Brüllen ertönt, und Karon schaffte es gerade noch, das Messer mit einem Schmatzen aus der Wunde zu ziehen, bevor sich das Carnodon aufbäumte. Mit ein paar schnellen Schritten war Karon hinter dem Tier. Mut, dachte er und warf sich auf den Rücken der Bestie. Er krallte sich im zotteligen verfilzten Fell fest und hangelte sich an dem mittlerweile über die ganze Lichtung tobenden Raubtier hoch. Als er das Genick erreicht hatte stieß er sein Messer hinein, erst einmal, dann zweimal, dann noch ei paar Mal. Die Bestie wurde sofort ruhiger, taumelte und brach endlich zusammen. Karon ließ sich mit zittrigen Beinen vom Kopf der Bestie gleiten. Wieder klirrte es metallisch, als sich ein Eisentor, diesmal aber auf der anderen Seite der Lichtung. Karon schritt, immer noch aufgekratzt durch das Adrenalin in seinen Adern, hindurch und folgte dem Pfad weiter durch die Dunkelheit.

Jetzt, nachdem er so unvermittelt in die erste Prüfung gestolpert war, achtete Karon auf seine Umgebung. Die nächste Prüfung hätte er allerdings ohnehin nur schwerlich übersehen können. Vor ihm tat sich eine Felswand auf, und e konnte das Gekreische der Hrun hören. Die Hrun waren etwa sieben Meter lange Flugreptilien mit etwa derselben Spannweite. Sie waren mit äußerst scharfen Zähnen bewaffnet und trugen ein Kleid aus Dornenschuppen. Die Weibchen waren im Allgemeinen größer und aggressiver, vor allem, wenn sie ihre Nistplätze verteidigten.
Da der Pfad weder nach rechts, noch nach links abbog, war klar, dass Karon nun vor seiner zweiten Prüfung stand. Er konnte allerdings nicht so recht verstehen wo der Sinn hinter den Prüfungen lag. Schließlich hatten sie, was die körperliche Anstrengung betraf, sehr viel Schlimmeres erlebt. Wie sehr er sich täuschte, begriff er eine Viertelstunde später. Nach drei Versuchen hatte er es endlich geschafft, einige Meter an der überraschend glatten Steinwand hoch zu klettern, als er von den Hrunweibchen angegriffen wurde. Das erste hatte direkt Erfolg. Es rauschte heran, traf Karon mit voller Wucht und sorgte äußerst effizient dafür, dass Karon auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Jetzt verstand er, was es mit der Beharrlichkeit auf sich hatte. Er kletterte wieder und wieder an der Wand hoch. Und er schaffte es! Er konzentrierte sich nur noch auf das Klettern und blendete die Stöße, Schnitte und Bisse der Hrun aus. Je mehr er sich konzentrierte, desto zügiger kam er voran. Nach zehn Minuten war der Aufstieg gemeistert, doch er gönnte sich keine Pause, um sich selbst zu gratulieren. Stattdessen rannte er weiter, in die Deckung der Bäume, denn die Hrun waren immer hinter ihm her. Irgendwann hatte er auch sie abgeschüttelt. Er war sich sicher, dass ihn nun nichts mehr stoppen könnte. Er lief weiter, zuerst beschwingt von seinem Erfolg, doch
Schnell machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Der Weg schien endlos zu sein, und vor allem schien der Weg ihn zu besiegen. Das, was das harte Training, die merkwürdigen Maschinen und zuletzt weder das Carnodon, noch die Felswand oder die Hrun geschafft hatten, wurde schlicht und ergreifend von diesem Weg erledigt. Zur Erschöpfung gesellte sich ein merkwürdiges Gefühl der Bedrücktheit. Sein Stolz über die überstandenen Strapazen schwand und kehrte sich letztlich in das Gegenteil um. Er war nicht einfach nur bedrückt, er fühlte sich winzig, allein und verloren in dem riesigen Wald. Und als er dachte, es könnte nicht schlimmer werden, kamen die Geister. Sie fingen an, ihn zu umschwirren, blau glimmende Elmsfeuer, die die Gestalt von Menschen annahmen. Karon rannte wieder, er wollte weg von den Geistern, doch sie waren schneller als er. Schließlich fing er an, mit seiner Waffe nach den Gestalten zu schlagen, doch sie ließen sich nicht beirren und bedrängten ihn. Und da verstand Karon. Demut. Er hatte keinen Grund, stolz zu sein. Er hatte lediglich einen weiteren, kleinen Schritt auf dem Weg zum Ziel gemacht. Er musste hart an sich arbeiten und demütig jenen ehren, die erfahrener, weiser und reiner waren als er.
„Sehr gut. Der letzte Aspirant vor dir war ein echter Dickkopf. Er ist lange gelaufen, bis er es verstanden hat, viel länger als du, Karon.“
Karon fuhr herum. Hinter ihm traten Dorian und ein Krieger in einer dunkelblauen, verzierten Rüstung aus dem Dickicht.
„Du hast bestanden. Du bist würdig, dein Training im Kreise meiner Brüder fortzusetzen.“, sagte Dorian.
„Ich…ich danke euch, Ausbildersergeant.“, entgegnete Karon.
„Begib dich nun auf den Pfad hinter mir. Er wird dich zurück an den Waldrand auf Höhe des Osttores bringen. Melde dich bei Sergeant Saliel am Landefeld.“
Zum zweiten Mal an diesem Tag lief Karon ohne zu antworten los, diesmal allerdings kassierte er dafür einen Tritt. „Tut mir Leid, Ausbildersergeant!“, rief Karon eilig und war verschwunden.

Er konnte unmöglich sagen, wie lange er unterwegs gewesen war. Als er jedoch das Lager erreichte, dämmerte es bereits wieder und ein neuer Tag brach an. Er betrat das Lager durch das Osttor und begab sich zum Landefeld. Dort stand Sergeant Saliel, und hinter ihm, auf der freien Fläche, stand eine riesige Maschine. Karon hätte niemals gedacht, dass es derart große Maschinen gab. Wahrscheinlich hatten alle Stämme zusammen nicht genug Metall um auch nur einen der eisernen Flügel herzustellen. Karon fragte sich, was das für eine Maschine war, wofür sie gut war und vor allem, wie sie hier hergekommen war. Sergeant Saliel trat auf ihn zu. „Gratuliere, Aspirant Karon. Begib dich in den Thunderhawk.“, sagte Saliel und deutete auf eine Öffnung in der Seite der Maschine. „Wofür…?“, wollte Karon fragen. „Später.“, unterbrach ihn der Sergeant. „Geh jetzt.“
Karon stieg in das Innere der Maschine. Sie war sehr geräumig. Karon nahm auf einer der Bänke Platz. Ihm wurde bewusst, wie dünn der Jagdanzug und wie kalt ihm selbst war. Still wartete er. Nach einiger Zeit tönten von außen Stimmen zu ihm herein, kurze Zeit später betrat ein strahlender Rhumien den „Thunderhawk“, wie der Sergeant die Maschinen bezeichnet hatte. Karon wollte etwas sagen, doch er war zu erschöpft. Es trafen acht weitere Aspiranten ein. Mit dem letzten kamen auch Saliel und Dorian. Die Tür schloss sich von Geisterhand. Einen Moment lang passierte nichts. Dann fing die Maschine an zu beben und zu dröhnen. Nervös sah Karon aus einem der kleinen Fenster und sah, wie das Dorf im Boden zu versinken schien. Dann begriff er, dass nicht das Dorf, sondern die Maschine sich bewegte. Dorian teilte schwere Anzüge an die Aspiranten aus. „Zieht die an, sonst wird das ein kurzer Ausflug!“, rief Dorian gegen den Lärm. Eilig folgen die Aspiranten der Anweisungen und legten dann auf Dorians Geheiß die Gurte an. Nach kurzer Zeit wurde der Himmel draußen immer schwärzer und sie wurden auf die Bank gepresst. Die Aspiranten waren kurz vor einem Nervenzusammenbrauch, Saliel und Dorian wirkten allenfalls belustigt ob der Ängste ihrer Schützlinge. Der Druck ließ auf einmal abrupt nach, und draußen war die Schwärze des Weltraums zu sehen. Karon hatte gehört, wie sich die Ältesten über die Schönheit der Sterne unterhalten hatten, und Karon hatte sie nie verstanden. Jetzt tat er es. Der Thunderhawk schien zu beschleunigen, und Karon dachte erst, er hätte wieder Erscheinungen. Ein riesiger Berg schwebte mitten im Nichts, und sie hielten genau darauf zu. Als sie näher kamen, konnte Karon unzählige Türmchen und Ruinen auf der Oberseite erkennen, und der ganze Berg war von weiteren, sehr viel merkwürdigeren Maschinerien und Gebilden bedeckt. Es gab außerdem mehrere Metallflächen, die in den Fels eingelassen waren und aussahen wie Türen, obwohl Karon natürlich klar war, dass es so große Türen nicht geben konnte. Sie hielten jedoch auf eine sehr viel kleinere Öffnung zu. Sie flogen in den Berg hinein und landeten mit einem Ruck. Karon sandte ein Stoßgebet an die Ahnen dafür, dass er noch am Leben war. Dorian bedeutete den Aspiranten, die Anzüge auszuziehen. Als sie sich aus den schweren Anzügen geschält hatten, Sah Dorian feierlich auf sie herab. „Willkommen“, sagte er, „im Felsen!“…

Es geht morgen mit dem nächsten Teil weiter.
 
der zweite Teil vom zweiten Post.
Hm, war der eigentlich schon im alten Thread drin?
Hatte ihn wahrscheinlich nicht mitbekommen.

ja, der kam schon vor. Ist aber wahrscheinlich untergegangen.
Hatte ich eigentlich shcon wirklich was dazu gesagt?

Naja, wenn nicht, hole ich es einfach mal nach, wenn doch, ist auch egal.
Also der Test ist wirklich nicht schlecht. Vielleicht nichts Neues, aber doch dadurch abwechslungsreich, dass er vor allem weniger aus Tests roher Kraft und Geschicklichkeit, sondern eher von Mut und Durchhaltevermögen besteht. Der Psychotest am Ende war dann schon wieder origineller.

Dass der junge Mann noch nie durchs All geflogen ist, finde ich etwas komisch. Gehört sowas nciht zur Ausbildung der Space Marines mit dazu?
Aber die Beschreibung des "Felsen" gefällt mir sehr. BIn mal gespannt, was sich da verbirgt.
 
Es ist ja so, dass er ein Aspirant ist. Er ist kein Scout, und wurde noch nicht in den Orden aufgenommen. Gerade wenn die Orden von primitiven Welten rekrutieren, führen sie vorher rigorose Auswahltests durch, erst danach kommen die, die alle Prüfungen bestanden haben, zur eigentlichen Ausbildung zum Marine. Daher wissen die meisten nicht, was es mit den Maschinen usw. auf sich hat. Und der Felsen...tja, der heißt wirklich so, falls du es nicht wusstest!😀 Ich bin, dank der Geheimniskrämerei bzgl. der Dark Angels durch GW, relativ frei in dessen Gestaltung. Ich werde sicherlich auf den Felsen noch ein wenig eingehen, im Moment muss ich mich darauf konzentrieren, Karons Verwandlung in einen Scout und die Einführung von Gabriel über die Bühne zu kriegen.
 
Achso? Der Felsen existiert im GW-Hintergrund wirklich? Na, dann wird es ja umso interessanter. Ich bin sicher, du lässt dir da was Gutes einfallen. UNd aus Sicht eines Menschen, der zum ersten Mal wirklcih mit derartiger Technik konfrontiert wird, kann das sehr amüsant werden.

Naja, dass er von einer primitiven Welt kommt, hatte ich noch nicht so wirklich verstanden, abergesehen von der Tatsache, dass er mit der Technik so furchtbar unvertraut war. Könntest du in dem Teil davor vielleicht noch deutlicher erwähnen ... oder hab ich das nur überlesen?
 
Ja. Der Felsen ist die Ordensfestung der Dark Angels. Siehe dazu hier. Anhand der Informationen kannst du dir ein Bild davon machen, wie viel Freiraum ich da habe.

Was die primitive Welt angeht...sorry, ich hatte vergessen, dass du nicht so 40k-affin bist. Das machen die meisten Orden; sie rekrutieren aus primitiven Kulturen. Da kann unser Wölfchen ein Lied von singen.
 
Ja. Der Felsen ist die Ordensfestung der Dark Angels. Siehe dazu hier. Anhand der Informationen kannst du dir ein Bild davon machen, wie viel Freiraum ich da habe.

klingt interssant. Da hast du wirklcih ne Menge Freiraum. Nur nochmal was Anderes: Mir kam das so vor, als hinge der Felsem im Orbit um den Planeten. Meinst du wirklich, das ist so gut? Ich meine, es lohnt doch eigentlich nicht, wegen ein paar Rekruten die ganze Festung zu einen primitiven Planeten zu bewegen, oder?

Was die primitive Welt angeht...sorry, ich hatte vergessen, dass du nicht so 40k-affin bist. Das machen die meisten Orden; sie rekrutieren aus primitiven Kulturen. Da kann unser Wölfchen ein Lied von singen.

ja, gut, jetzt wo du es sagst, fällt mir ein, dass ich das schonmal gehört habe. Aber unanbhängig von mir zeichnet sich eine gute Geschichte dadurch aus, dass sie jeder mit lediglich rudimentären Kenntnissen des HIntergrunds verstehen kann. Also solche Dinge wenigstens mal mit einem Satz erwähnen. "Wie bei SM-Orgen üblich, wurden die Rekruten ..." oder so.
 
klingt interssant. Da hast du wirklcih ne Menge Freiraum. Nur nochmal was Anderes: Mir kam das so vor, als hinge der Felsem im Orbit um den Planeten. Meinst du wirklich, das ist so gut? Ich meine, es lohnt doch eigentlich nicht, wegen ein paar Rekruten die ganze Festung zu einen primitiven Planeten zu bewegen, oder?

Doch, ist es, weil die Dark Angels sich ohnehin ständig durch die Gegend bewegen und Rekruten essentiell für das Überleben des Ordens ist! Die Dark Angels haben außerdem mehrere Welten, von denen sie rekrutieren, und der Transport zum Felsen per Schiff wäre Zeitverschwendung, weil kaum Training erfolgen kann. Andere Orden, die ihre Ordensfestung auf einem Planeten haben, rekrutieren meist nur von dort.

ja, gut, jetzt wo du es sagst, fällt mir ein, dass ich das schonmal gehört habe. Aber unanbhängig von mir zeichnet sich eine gute Geschichte dadurch aus, dass sie jeder mit lediglich rudimentären Kenntnissen des HIntergrunds verstehen kann. Also solche Dinge wenigstens mal mit einem Satz erwähnen. "Wie bei SM-Orgen üblich, wurden die Rekruten ..." oder so.

Nun ja, das wollte ich noch nicht erwähnen, weil die Geschichte bis jetzt aus Karons Sicht geschrieben ist, und er das ja nicht weiß.
 
Da kann unser Wölfchen ein Lied von singen.

Die meisten Space Marine Orden (so auch meiner) rekrutieren von primitiven, bzw. Todeswelten, um die Qualität der Rekruten zu verbessern. Menschen, die ihr Leben lang ums Überleben kämpfen, geben bessere Rekruten ab. Die Menschen auf diesem Planeten leben in einer gesellschaft, die höchstens das Mittelalter oder die Zeit des Schießpulvers erreicht hat, meisten sind es allerdings Naturvölker und Wilde.

Daher stimme ich Rawke zu, dass er es auch Kanors sich nicht hätte schreiben können. Aber ein Einschub aus der Sicht eines Dunklen Engels wäre nicht schlecht gewesen.

Aber auch SHOKer hat Recht. Eine gute Geschichte ist auch für Laien verständlich. Profis hingegen fühlen sich sowieso wie zu Hause, also immer am Schwächsten orientieren.
 
Und wehe, du verhaust mir die Schritte der Organimpantation bei einem Space Marine!
Jetzt wirds fluffig!


Also ich würde es ja nicht schritt für Schritt machen, somdern einfach sagen: Operation beginnt, Operation zu Ende. Dann psychisches und anderes Trainig beschreiben, aber auf keinen Fall mit irgendwelchen Organen rumwerfen (nicht wörtlich nehmen).
 
Also ich würde es ja nicht schritt für Schritt machen, somdern einfach sagen: Operation beginnt, Operation zu Ende. Dann psychisches und anderes Trainig beschreiben, aber auf keinen Fall mit irgendwelchen Organen rumwerfen (nicht wörtlich nehmen).

So in etwa hatte ich das geplant; aus zwei einfachen Gründen: erstens zieht sich das ganze sonst in die Länge und wird dröge, das möchte ich vermeiden. Und zweitens wird ja immer noch aus Karons Sicht gechrieben, und der hat (noch) von gar nichts eine Ahnung.
 
Und zweitens wird ja immer noch aus Karons Sicht gechrieben, und der hat (noch) von gar nichts eine Ahnung.

... und bekommt bei der Operation vermutlich nicht allzuviel mit, oder?

Na, ich bin sehr gespannt ... die Einführung der Schüler in den Orden der Space Marines ist bestimmt ein spannendes Thema, wenn es gut umgesetzt wird.
 
So in etwa hatte ich das geplant; aus zwei einfachen Gründen: erstens zieht sich das ganze sonst in die Länge und wird dröge, das möchte ich vermeiden. Und zweitens wird ja immer noch aus Karons Sicht gechrieben, und der hat (noch) von gar nichts eine Ahnung.
Man könnte ja die Zeit in einen Abschnitt stauchen: Er trainierte viele lange Jahre hart und gründlich und währenddessen wurden ihm ab und an ein paar Organe eingebaut.
 
Man könnte ja die Zeit in einen Abschnitt stauchen: Er trainierte viele lange Jahre hart und gründlich und währenddessen wurden ihm ab und an ein paar Organe eingebaut.

Soweit kommt's noch! Dann hätte ich mir den Aspiranten sparen können.

.. und bekommt bei der Operation vermutlich nicht allzuviel mit, oder?

Den Operationen. Plural. Es sind mehrere, und bei den ersten wird er nicht mal wissen, was genau passiert. Später, wenn er dann nach und nach Wissen eingetrichtert bekommt, wird er es verstehen, dann kann man auf die Organe eingehen.

Na, ich bin sehr gespannt ... die Einführung der Schüler in den Orden der Space Marines ist bestimmt ein spannendes Thema, wenn es gut umgesetzt wird.

Allerdings. Deshalb habe ich den Colonel erstmal hinten an gestellt; das Schreiben über Karon und Gabriel mach im Moment sehr viel mehr Spaß. Das Thema wurde tatsächlich erst selten behandelt, auch in "richtigen" Romanen, wobei ich mich da nämlich nur an die Romane über Ragnar Schwarzmähne erinnere, welche allerdings größtenteils nicht mit seinem offiziellen GW-Fluff gleich sind. Allerdings ist der erste Band sehr nützlich, wenn man wissen will, mit welch barbarischen Methoden die Space Wolves rekruitieren. Außerdem kriegen sie gleich im ersten Roman ordentlich von den Thousand Sons auf die Rübe. Hat mich gefreut. Obwohl ich ein wenig mitgelitten habe. Wie auch immer, ich gebe mein Bestes, um ein befriedigende Leistung abzugeben, und da ich Karneval mehr verabscheue als alles andere, habe ich viel Zeit.