Tabaet presste seine Lippen zu einem dünnen, blassen Strich zusammen. Sein Blick raste unstet durch die medizinische Abteilung und blieb auf seinem Bein hängen. Schweigend ertrug er den Schmerz, den der Med-Servitor in seiner Wunde erzeugte. Er hatte auf eine Betäubung verzichtet, um erforschen, ob der Schmerz in seinem Oberschenkel genauso groß ist, wie der, den er durch den Verlust seiner Brüder auf Zora 5 erdulden mußte. Aber die 6 Gefallenen schienen in seinen Adern nach Vergeltung zu schreien. Seine Schläfe pochte hart beim Gedanken an die Abtrünningen. Neueste Reflektor-Einheiten hatten ihre wahre Stärke und die Explosivladungen vor den Auxpex verborgen. Und warum das ganze? Für eine staubige Kugel Namens Zora 5, die das außergewöhnliche Glück hatte, sich in einer, für Imperium strategisch wichtigen Position, zu befinden. Tabaet versuchte den Gedanken an den Planeten abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Die Bilder und die schwarze Wut kamen immer wieder zurück. Nun war es Zeit sich auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren. Woher kamen diese Abtrünnigen? Woher hatten sie ihre Waffen? Woher den Sprengstoff und das weitere Equipment, das im Nebengebäude gefunden wurde und ausgereicht hätte, eine Großkompanie der imperialen Garde auszurüsten.
Seine Gedanken wurden von Med-Servitor unterbrochen, der sich von seiner Arbeitsposition erhob und seine Geräte zum Reinigen auf ein Tablett räumte. Er begutachtete die Narbe. Wie ein Rosa Regenwurm hob sie sich noch von den anderen Narben ab. Das wundheilende Mittel würde aber in den nächsten Stunden seine Wirkung entfalten und ein voll belastbares Bein zurücklassen. Der Med-Servitor setzte noch zu einem Vortrag über Heilungsprozesse an, aber Tabaet winkte schnell ab. Er suchte seine Servorüstung zusammen und legte sie an. Er nahm seinen Helm unter den Arm und seine Waffen an sich. Rasch begab er sich zum Ausgang aus den medizinischen Räumen, bevor der Servitor seinen Vortrag doch noch an den Mann bringen konnte.
Er wandte sich im Gang nach rechts zu den Turboliften, nahm aber nicht den, der zur Brücke führte, sondern den, der zu seinem Quartier führte. In den Sekunden, die der Lift zum Officers-Quarters-Deck brauchte, belastete er sein linkes Bein nicht, sondern verlagerte sein Gewicht auf das andere. Auch während er den Weg zu seinem Quartier abschritt, schonte er das verletzte Bein. Im Quartier angekommen legte er seine Waffen unter leisen sakralen Gesängen auf ihre Ständer ab. Der Ordenspriester musterte seine Beinpanzerung nochmal und entschied, sie den Tech Adepten zur Reparatur zu geben. Langsam öffnete er die Schnallen und legte nach und nach seine Rüstung ganz ab. Er betrachtete anschließend seinen Helm, der wie ein großer Totenkopf geformt war. Es lag noch der Staub des Planeten auf ihm, als er ihn auf seinen Platz ablegte und die Tür schloß. Man konnte die Reinigungsbürsten ganz leise durch die Tür hören.
Mit den traditionellen Gewändern eines Ordenspriesters bekleidet ging Tabaet rüber in einen kleinen Nebenraum, der mit arkanen Relikten vollgestopft war. Kalter Rauch lag noch in der Luft, der aber schnell von dem würzigen Duft zwei neuer Räucherstäbchen verdrängt wurde. Er betätigte eine kleine Rune auf einem Diplay an der Wand. Wenig später stand ein Servitor mit einer speziellen Ausrüstung vor ihm. Er ließ seine Gewänder abgleiten und gab dem Servitor einen kurzen Befehl. Sofort machte sich die Mensch-Maschine daran eine freie Stelle auf dem muskulösem Körper des Ordenspriesters zu suchen und tätovierte einen neuen Schädel von der Größe einer Männerhand auf den Oberkörper. Die Schädel bekamen ihren Platz auf Höhe der Nieren, weil jedes Stück Haut unterhalb der Kehle schon mit Totenköpfen bedeckt war. Mit jedem Tatoo verband Tabaet gefallene Brüder. Das Tätovieren ist eigentlich schmerzfrei, aber trotzdem war es einer der bittersten Tatoos die er jemals erhielt.