Blood Angels Kettenroman

Die Segnung der Sonde dauerte für die unterwiesenen Ministranten des Ordenspriesters nur einen kurzen Moment. Das Standartprozedere schloss die Salbung der Außenhülle, für eine sichere Rückkehr und das Schwenken von Weihrauch vor der offenen Sensorkammer, für exakte Daten ein.
Techadepten verriegelten die Klappe und schwenkten die Sonde in ihrer Torpedohülle zur Abschussrampe. Der Arbeitstisch zog sich zurück, als das Geschoss geladen wurde. „Verschließen und verriegeln!“ hallte der Befehl des diensthabenden Sergeanten durch die Torpedo-Bay. Die runde Tür, die an einen mächtigen Gong erinnerte, zog sich saugend in die Dichtungen. „Aye! Verschlossen und verriegelt!“ antwortete ein Marine in der Abschusskammer. Eine grüne Rune auf dem Display vor dem Sergeanten zeigte den erfolgreichen Verschluss der Rampe an. Er aktivierte die Pumpen für den Druckausgleich. Mit einem Zischen wurde die Luft aus der Abschussrampe evakuiert und als das beendet war öffnete sich das Außenschott.
Der Sergeant gab eine Fertigmeldung an die Brücke und Idai, der just in dem Moment von der Krankenstation zurück war, antwortete: „Sergeant?“ Dieser erstarrte und erwartete den Befehl. „Raus mit der Gurke!“ Der Sergeant tauchte seinen Zeigefinger in das virtuelle Display und mit einem leichten Ruck, der in der Abschusskammer spürbar war, wurde der Torpedo ausgestoßen. Auf der Brücke verfolgte die Besatzung um Captain Idai die Flugbahn, während der Countdown für die Bremsraketen immer kleiner wurde. „Mach schon...“ murmelte Idai, trotz der Anzeige, dass es noch nicht soweit war.

Plötzlich verschwand der Torpedo von den Bildschirmen und die Verbindung war unterbrochen. Idai sprang auf. Als der Countdown Null erreichte, war die Anspannung groß auf der Brücke. Würden die Bremsraketen wie berechnet zünden? Würden trotz des Tarnfeldes Daten von Zora 4 empfangen? Der zweite Countdown lief schon eine ganze Weile und den Besatzungsmitgliedern kam es vor, als hätte jemand die Zeit wie ein Gummiband gedehnt, denn sie schien nicht enden zu wollen. Tabaet betrat die Brücke. Grimmig und nervös schritt er hinter dem Brückengeländer auf und ab. Er wusste um die Wichtigkeit der Daten, die sie zu erhalten hofften. Idai warf ihm einen kurzen Blick zu, mit dem er stumm sagte, Tabaet solle sich hinsetzen. Aber Tabaet, der den Wink durchaus verstand, blieb weiter auf seiner Marschroute vor den Konsolen.

Endlich lief auch dieser Countdown ab. Wenn alles richtig berechnet gewesen war, dann müssten jetzt die Schubdüsen gezündet worden sein und die Sonde kurze Zeit später aus dem Tarnfeldkonus auftauchen. „Es dauert zu lange!“ bemerkte Idai leise. Und weitere Sekunden verstrichen. „Wo ist sie?“ brüllte er plötzlich, wobei er nicht nur die Brückenmitglieder erschreckte, sondern auch Tabaet aus seiner Konzentration riss. Dann ruckten alle Köpfe herum. Ein Marine am Hologramm vom Zora-System meldete, dass der Torpedo in den Empfangsbereich zurückgekehrt war und Telemetrie-Daten ans Schiff sendete. Tabaet und Idai atmeten gleichzeitig hörbar aus und sahen sich daraufhin nochmals kurz an. Ein Marine an einer taktischen Konsole forderte die Aufmerksamkeit von Idai. „Ehm, Captain, Sir?“ Dieser schritt sofort zu dem Marine heran. „Ehm, ich... äh...“ – „Raus damit, Soldat!“ herrschte Idai den stammelnden Rekruten an der OBS an. „Ich habe noch ein Objekt auf dem Holo. Es verfolgt unseren Torpedo. Rendezvous in T minus 33 Sekunden.“ Noch ehe Idai den Befehl zur Analyse des Objektes gab, hatte er keinen Zweifel, um was es sich bei dem verfolgenden Objekt handelte. Ein feindliches Torpedo! Er gab den Befehl für die Abfangjäger eine Salve auf den Verfolger zu richten, und das ´Mistvieh aus der Galaxis zu pusten´, wie er sich in solchen Situationen auszudrücken pflegte. Die gut geschulten und kampferprobten Marines zögerten nicht eine Sekunde. In den Fliegern fuhren die Waffenoffiziere die Laserphalanxen hoch und meldeten ein „Bereit, Sir!“ nur wenige Sekunden später. „Zielaufnahme“ gellte von der Brücke zu den Anfangjägern. „T minus 28 Sekunden“ brüllte die OBS zurück. „Feuern wenn bereit.“ rief Idai. „Ein Störsignal!“ rief ein anderer plötzlich. „Blockieren und Zielaufnahme fortsetzen!“ befahl Idai mit einem Mal ruhig und ohne Kraftausdrücke, wie Tabaet erstaunend feststellte. „T minus 18 Sekunden“ – „Ich habe ihn gleich“ flüsterte der Mann an den Waffen des vordersten Jägers. „Sir, das Störsignal lässt sich nicht blockieren!“ – „Egal!“ blaffte der Marine an der Waffenkontrolle zurück und hängte ein leises „Sir!“ hinten dran. Er schoss einfach mit den Laserkanonen in die ungefähre Richtung der beiden Torpedos. Tabaet verfolgte die Szene äußerlich ruhig, aber im Inneren kochte sein Blut, während seine Brüder um ihre Sonde kämpften. „T minus 10 Sekunden“ hieß es schließlich und drei Jäger versuchten den fremden Torpedo zu treffen.
Endlich konnte eine Laserkanone einen Streifschuss landen, während ein anderer Jäger den quertreibenden Torpedo vernichtete. Die Druckwelle aber veränderte die Flugbahn der Sonde derartig stark, dass die Steuerdüsen die Richtung nicht mehr korrigieren konnten und sie über Zora 5 abstürzte. Dogan und seine Männer konnten am Horizont den Feuerschweif ausmachen, den der verglühende Torpedo samt Inhalt erzeugte. Der Ordenspriester begleitete den Absturz mit einem Absolutionsspruch, denn die Maschine hatte großes geleistet.

„Sir, während der Kampfhandlung konnten wir die ganze Zeit die Telemetrie-Daten, die die Sonde von Zora 4 gesammelt hat, empfangen.“ berichtete ein Marine kurz nach dem Absturz. Idai schaute auf. „Na dann her damit!“ Nach einer kurzen Analyse befahl er: „Funkverbindung zu Captain Dogan! Schnell!“ Tabaet, der zu Idai ans Analysedisplay getreten war, richtete sich auf und blickte den Captain an. Die Erkenntnisse, die die Sonde übermitteln konnte, waren von gravierender Tragweite, dessen waren sich beide Offizier bewusst. Ein Kommunikationsoffizier brachte schnell die erwünschte Verbindung zustande. „Dogan hier, was habt ihr herausbekommen, Idai?“ – „ Captain, Sir, guck dir das hier mal an!“
 
Captain Dagon aktivierte die Holofeld-Funktion, um die visuellen Daten empfangen zu können, welche die Sonde aufgezeichnet und übertragen hatte. Zu sehen war die vermeintliche Energiequelle für das Tarnfeld, wie Idai vermutete. Ein pyramidenförmiges Objekt beachtlicher Größe ragte inmitten der ehemaligen Hauptstadt von Zora 4 in den Himmel. Auf der Spitze der Pyramide befand sich ein grünlich leuchtender Kristall, der sich um sich selbst drehte und wie ein Scheinwerfer grün leuchtende Signale in die Umgebung sandte, die bis zum Rand der Hauptstadt reichten. Sternenförmig führten neu gebaute Straßen von der Pyramide schnurstracks durch die Stadtgebiete nach außen. Dafür wurden offensichtlich sogar bestehende Gebäude abgerissen, um Platz zu machen für dieses Bauwerk.

"Was immer zum Geier das auch ist", meinte Idai, "es muß die Hauptenergiequelle sein, welches das Tarnsystem versorgt. Ich schlage ein orbitales Bombardement vor, bevor ich Bruder Tabaet mit unseren restlichen Truppen dort landen lasse, um aufzuräumen." Bruder Tabaet nahm sofort Habachtstellung ein, als er seinen Namen hörte und schlug sich mit der Faust auf die Brust seiner Servorüstung. "Es sei denn, ihr habt andere Befehle." Doch von Dagon kam keine Reaktion. "Bruder Dagon?", fragte Idai und der Kommunikationsmarine überprüfte die Verbindung. "Die Verbindung ist abgerissen, Captain Idai", rief der Marine und drückte wieder mehrere leuchtende Runen, die mal aufleuchteten und dann wieder verloschen. Idia seufzte:" Die Tücken der Technik." Er drehte sich in seinem Stuhl um und verschränkte die Hände über seinem Kopf. Dann schürzte er die Lippen. Bruder Tabaet schwankte ungeduldig von einem Bein aufs andere. Auch die anderen Marines auf der Brücke sahen erwartungsvoll zu Captain Idai. Dann stand Idai plötzlich auf, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und gab seine Anweisungen: "Da wir von Captain Dagon nichts hören, gehen wir vor nach Plan. Männer, bereitet ein orbitales Bombardement vor. Ziel ist diese Pyramide, oder was auch immer. Da wir wohl die Koordinaten schätzen müssen nehmen wir die großen Kracher. Wenn dies ihre Haupternergiequelle ist, werden sie dort wohl auch ihre besten Truppen haben. Bruder Tabaet, macht euch kampfbereit. Ich gebe euch 5 meiner 7 taktischen Trupps, den Sturmtrupp und die Terminatoren. Außerdem holt euch 2 unserer ehrenwerten Brüder in ihren Cybotsarkophagen und weckt sie auf. Nehmt euch auch unsere an die schwarze Wut verlorenen Brüder vor. Entlasst sie aus ihren Zellen und nehmt euch ihrer an." Tabaet entgegnete, dass er bereits 2 Cybots kampfbereit gemacht hätte. "So sei es denn, auf in den Kampf, Bruder Tabaet. Ihr werdet mit allen Thunderhawks abgesetzt werden. Zeigt keine Gnade." Tabaet schlug sich wieder mit der Faust auf die Brust und marschierte ab. Dann kam die Meldung eines Marines:" Torpedos auf Kollisionskurs. Wir werden beschossen!" Sofort sprang Idai über die Lehne in den Kommandosessel. "Gefechtsalarm! Beta-Staffel starten. Abfangtorpedos raus! Ausweichkurs!" Ruhig in seinem Kommandosessel sitzend beobachtete Idai das emsige Treiben seiner Mitbrüder auf der Brücke und hörte ihre Befehle in die Kommunikationsterminals brüllen. In Gedanken war er aber bei Captain Dagon. Warum gab es keine Verbindung mehr zu ihm? Was war los auf Zora 5? Und wie konnte der Gegner das Schlachtschiff ausmachen?
 
Ordenspriester Tabaet eilte durch die Gänge, die er schon oft gegangen war. Vorbei an den Artefakten, die die Besatzung auf fernen Planeten sammeln konnte; vorbei an Exponaten, die jeden, der sie nicht mit eigenen Augen gesehen hat, glauben lässt, es seien Fälschungen; vorbei an alten Waffen und in Stasis gehaltene Xeno-Körperteile. Sein Weg führte ihn schnurstracks zur Paradehalle. Er benutzte einen von zehn Eingängen um in die von langen Trägern getragene Halle zu gelangen. Mannshohe Adamantium verstärkte Profile hielten einen künstlichen Himmel in 30 Meter Höhe. In dieser Halle fanden alle Massenveranstaltungen statt. Diesmal der Aufmarsch der Truppen, die zum Einsatz auf Zora 5 kommen sollten. Es handelte sich um die von Idai abkommandatierten fünf taktischen Trupps, dem Sturmtrupp, dem taktischen Terminatortrupp und die Cybots, deren Erweckung er schon aus einer Ahnung heraus initiiert hatte. Kurz vor den Toren, die ebenso hoch wie die Halle dahinter waren, gesellten sich Ministranten, sowie weitere Priester des Ordens zu ihm und mit einer langen Prozession betrat er die Paradehalle.

In dem weiten Rund sahen die 7 Trupps fast verloren aus. Eine weitaus größere Anzahl konnte in diesem, auf einem Schlachtkreuzer nicht vermuteten Platzangebot, untergebracht werden. Die beiden Cybots nahmen der atemberaubenden Halle ein wenig die Höhe, aber dennoch blieb der Eindruck haften, als seien auch sie nur Grashalme zwischen hohen Bäumen. Die Ordenspriester samt Gefolge teilten die angetretenen Space Marines in zwei lange Reihen. In dieser Gasse wurde Weihrauch geschwenkt und mit Pinseln, deren Borsten der Sage nach aus Saguinius´ Haaren selbst repliziert sein sollen, wurden die Rüstungen gesalbt. Die Rituale waren in vollem Gange und der Ordenspriester breitete seine Arme für den finalen Serpens Magna aus, als ein mächtiges psionisches Beben seinen Geist erschütterte. Zitternd brachte er den Ritus noch zu Ende, bevor seine Ministranten ihn auffingen. Nachdem er Sekunden später wieder sein volles Bewusstsein zurück erlangt hatte, schüttelte er die stützenden Hände ab. Mühsam brachte er einen kompletten Satz zu Stande: „Schickt... sie... in... die... Thunderhawks...!“ stammelte er und deutete mit der Hand in die Richtung eines Ausgangs. Der Befehl wurde prompt weitergeleitet und ausgeführt. Während sich die Trupps in ordentlichen Reihen zu den Ausgängen bewegten, wandte sich Tabaet um, nachdem seine Körperkräfte wie von selbst regeneriert waren. Plötzlich fühlte er sich stärker als zuvor. Stärker als bei seinem ersten Besuch von Zora 5. Er vermochte nun die geistigen Signaturen seiner Ordensbrüder spüren. Jede Seele an Board, die den Ansprüchen des Ordens gewachsen war, pulsierte in ihm. Es war ihm, als könne er ahnen, was nur der Imperator selbst ahnen konnte. Es war ihm, als könne ihn keine Wunde verletzen. Es war ihm, als sei sein Geist Teflonit beschichtet und keine Kreatur, und sei sie noch so bösartig, konnte ihn mental angreifen. Alle Bosheit, aller Hass und aller Grauen glitten einfach von ihm ab. So gewappnet begab er sich in eine selten besuchte Region des Schlachtkreuzers: Den Quartieren von Sanguinus´ Söhnen. Diese eher friedvolle Benennung dieses Decks auf der „Zorn des Imperators“ entsprach nicht der Atmosphäre darin. Eine beklemmende Enge herrschte in den Gängen, welche durch die Nacht-schwarze Färbung der Wände noch verstärkt wurde. Zwischen den Stützstreben, die in den Gängen regelmäßig auftraten, prangten Bilder, die von Sanguinius´ Schlachten berichteten. Aus einen unerklärlichem Grunde, konnte jeder Betrachter diese Szenen trotz der Dämmrigkeit gestochen scharf wahrnehmen. Tabaet öffnete die Türen von einem zentralen Schaltfeld aus und zwölf düstere Gestalten traten auf den Gang nachdem ihre magnetisch verriegelten Schotts geräuschlos aufgeglitten waren. Jeder dieser Marines war bereits in seiner pechschwarzen taktischen Servorüstung gekleidet. Jede Rüstung war mit blutroten Kreuzen verziert. Schlagartig wandelte sich die Beklemmung in ein Gefühl um, dass ein Kaninchen vor einer Schlange haben musste. Die bloße Erscheinung der zwölf Marines der Todeskompanie vermochte blankes Entsetzen erzeugen.

Tabaet weihte stolz die Kettenschwerter, zwölf Stück, wie ein Zifferblatt um ihn herum angeordnet. Sie waren ebenso schwarz wie ihre Träger. Während der Zeremonie, die den regulären Truppen zu Teil wurde, wurden Liturgien gesungen und Gebete zu Ehren des Primarchen rezitiert. Hier, in den dunklen, abgeschiedenen Kammern unterhalb der Schiffskapelle, erklang nichts dergleichen. Schweigend zogen sie ihre Kettenschwerter zurück und hefteten sie an ihre Rüstung. Die Boltpistolen wurden nun gezückt. Jeder tauchte die Mündung in eine kleine Schale, die ein kleiner Roboter bereit hielt. Ohne weitere Befehle begaben sich diese Marines zum nächsten Thunderhawk. Unterwegs empfingen sie noch zwölf Jumppacks. Pechschwarz mit blutroten Kreuzen: den Wunden Sanguinius. Aber auch ein dreizehntes Jumppack wurde ausgegeben. Tabaet´s persönlicher Servitor stand mit dem schweren Aggregat am Thunderhawk „Nunzio“ und legte ihm die wuchtige Maschine wortlos an. Der Ordenspriester nahm auch sein Croizius Arkanum entgegen und fühlte sich sofort wieder komplett. Die schlummernde Energie in der Waffe ließ seine Rüstung erglühen, sofern man das von der Farbe Schwarz überhaupt sagen konnte. So betrat er das Landungsschiff zusammen mit den anderen Marines der Todeskompanie. Gespräche und Gebete erstarben, als die Blood Angels ihrer Brüder gewahr wurden. Sogar die Runen an den Konsolen im Transportraum schienen weniger hell zu leuchten und die Blieps der Relais aus dem Cockpit über ihren Köpfen klangen leiser, als sich die Sturmrampe hinter ihnen schloss...
 
Nachdem alle Marines ihre Thunderhawks bestiegen hatten und sich zum Abflug bereit gemacht hatten, wurde Idai auf der Brücke benachrichtigt. Während von der einen Seite der Brücke positive Nachrichten über die abgefangenen Feindtorpedos sein Ohr erreichte, wurde ihm von Ordenspriester Tabaet persönlich übermittelt, dass seine Truppen zum Abflug bereit seien. Sofort wies Idai einen Marine an einer Datentafel an, das Bombardement vorzubereiten.
Die Segnungen der Bomben durch die Priester war schon längst abgeschlossen worden, da die Eröffnung des Bombardements nur eine Frage der Zeit war. Doch nun wurde plötzlich hektisch an den Abwurfvorgängen gearbeitet. Schon in wenigen Augenblicken sollten die ersten zerstörenden Bomben auf die Energieversorgung des Tarnfeldes niedergehen...

Das Rumpeln der Atmosphäre, die die Außenhülle des Thunderhawks im Sturzflug Richtung Planetenoberfläche zum Glühen brachte, klangen wie das nervige Summen einer Fliege direkt neben Tabaets Ohr. Er ließ seinen Blick über die Marines seiner Todeskompanie schweifen und wusste, egal welchem Feind sie dort unten begegnen würden, diese blutrünstigen Kampfmaschinen würden kurzen Prozess mit ihnen machen.
Der Beschuss aus dem Orbit auf die Energieversorgung des Tarnfeldes wurde ohne großen Erfolg abgebrochen, so mussten die Thunderhawks in einiger Entfernung des Pyramidenkomplexes einen Landeplatz suchen, da Idai und seine Berater direkt an der Pyramide die Hauptstreitmacht des noch unbekannten Feindes vermuteten.

Der Countdown, der nun durch die Thunderhawks hallte deutete an, da sich diese im Landeanflug auf einen möglichen Landeplatz befanden. Durch die Schiffssensoren wurde dort eine Feindbelastung von gegen Null festgestellt.

Nach und nach entließen die Thunderhawks ihre übermenschliche Fracht auf die Oberfläche des Planeten. Alle dort versammelten Marines spürten die in der Luft liegende Anspannung, nur die Mitglieder der Todeskompanie strahlten einen sogar für Marines überwältigende Kampfeslust aus. Sofort nahmen alle Trupps ihre Positionen auf dem Landeplatz ein, ohne dass Tabaet auch nur einen Befehl geben musste.....
 
Wind kam auf, der über die Sandflächen wehte und in den Trümmern des Laborkomplexes Staub aufwirbelte. Dagon fühlte sich irgendwie aufs Abseits gestellt. Was ging dort oben vor sich? Mürrisch ging er durch die Ruinen auf eine der Leichen zu, die noch vom Wirken Tabaets zeugten. Mit ihrer sandfarbenen Kleidung waren sie nahezu optimal getarnt für diese Umgebung. Dann fiel ihm etwas auf: auf dem Kopf der Leiche befand sich eine goldfarbene Platte, in der sich das Licht spiegelte. Dagon kniete nieder und zog ein Messer aus seinem Gürtel. Dann packte er den Kopf der Leiche beim Haarschopf und fing an, diese mit dem Messer zu entfernen. Die goldfarbene Platte war durchsetzt von Löchern, durch welche die Haare des Mannes gewachsen waren. Nachdem Dagon weitere Haare entfernt hatte, war auch die Form der Platte erkennbar: ein Dreieck, dessen Spitze bis in den Nacken reichte. Anschließend ging Dagon zu einer weiteren Leiche und fand auch bei ihr auf dem Kopf diese merkwürdige Platte. Der Captain kratzte sich am Kinn. Was hatte es mit dieser Platte auf sich und wozu diente sie? Plötzlich wurde er vom Rufen der Scouts abgelenkt. „Alarm! Wir werden angegriffen!“
 
Corporal Tinto, Blood Angel Marine und in Ausbildung zum Apothecarius befindlich, überwachte die medizinischen Anzeigen von Bruder Osmatos, der nach seiner operativen Entfernung der Stützstrebe aus seiner linken Schulter in einem Heilschlaf schlummerte. Gelegentlich schielte er zum Apothecarius Limius herüber, der wütend vor sich hin schimpfte. Anscheinend war er sauer, dass er nicht mit den anderen Ordenspriester Tabaet im Angriff auf Zora 4 unterstützen durfte. Aus den Worten, die zu ihm herüberschallten, konnte er entnehmen, dass Limius annahm, man hätte ihn vergessen. Das würde man bereuen und sobald die ersten Brüder ernsthaft verwundet seien, würde man ihn brauchen, usw. Tinto hielt sich besser im Hintegrund, um nicht womöglich Ziel von Limius´ schlechter Laune zu werden. Der Heilungsprozeß von Sergeant Lucius machte gute Fortschritte. Bald würde er wieder einsatzbereit sein, allerdings dauert dies wohl noch einige Stunden. Nach einem kurzen Heilungsgebet, welches er für Bruder Osmatos rezitierte, widmete er sich seinem medizinischen Nachschlagewerk. Er nannte es scherzhaft seine Bibel. Er ging in die hinterste Ecke des medizinischen Labors und setzte sich auf einen Hocker, bevor er das Buch aufschlug und darin zu lesen begann.

Auf der Brücke der "Zorn des Sanguinius" machte man Captain Idai Meldung, dass Tabaet nun in das Tarnfeld eindringen würde. Dort wo der Nordpol des Planeten sein müßte, drang ein dunkles Schlachtschiff durch das Tarnfeld in den Orbit und nahm Kurs auf das Blood Angel Schlachtschiff. Unverzüglich wurde Idai auf den neu auftauchenden Gegner aufmerksam gemacht. "Das feindliche Schiff ist sehr schnell und befindet sich auf Kurs direkt auf uns zu", meldete einer der Brückenmarines. "Gefechstbereitschaft!", war die für Idai äußerst knappe Antwort. Vor seinem Kommandosessel glitt eine Bodenplatte zur Seite und öffnete einen Schacht, aus dem ein Kontrollterminal hochfuhr. Damit hatte Captain Idai direkten Blick auf die Zielerfassung und die Feuerbereitschaft der Waffensysteme des Schiffes. Notfalls konnte er so selbst eingreifen. Das Blood Angel Schiff änderte seinen Kurs und hielt ebenfalls auf den Gegner zu.
 
Den Thunderhawks spritzte während des Landeanflugs unablässig FLAK Feuer entgegen. Durch die Sichtluken konnten die Marines die blau-schwarzen Wolken der Projektile sehen. Dumpfe Einschläge zeugten von der Heftigkeit des Sperrfeuers. Die Piloten schlugen Haken wie Hasen, sofern das mit den Landungsschiffen möglich war, um direkte Treffer zu vermeiden. Dagegen ließ sich nicht vermeiden, dass die transportierten Truppen ein wenig durchgeschüttelt wurden. Dem Imperator sei Dank, konnten die Kameraden das hämische Grinsen des Ordenspriesters unter dem schädelförmigen Helm nicht sehen, als dieser sich an seine ersten Kampfabwürfe als junger Novize unter Lemartes erinnerte. Tabaet konnte damals sein vegetatives Nervensystem noch nicht so gut kontrollieren, so dass er während des Fluges die Konsole neben sich nervös mit seinen Fingern bearbeitete. Ein hartes Rattern riss ihn aus seinen Gedanken. Die Sturmbolter auf der Steuerbordseite erwachten zum Leben und machten sich an einem FLAK-Geschütz zu schaffen. Tabaet drehte seinen Oberkörper etwas, um an seiner Rückenlehne vorbei durch die kleine Luke zu schauen. Er sah das kleine Gestalten eine rauchende FLAK-Batterie fluchtartig verließen. Ein anderes Thunderhawk geriet in sein Sichtfeld. Der Pilot flog eine Schleife um aus der Zielaufnahme der FLAK unter ihm heraus zu kommen. Schwarze Flecken am Rumpf der Maschine zeugten von den Treffern die bereits erzielt wurden. Auch hier spieen die Sturmbolter ihre Projektile dem Boden entgegen, aber diesmal trafen sie eine Energieversorgung oder ein Munitionsdepot, denn statt des Geschützes war plötzlich nur noch ein gelb-weißer Ball zu sehen. Die Druckwelle drückte die Thunderhawks auseinander, so das Tabaet den Sichtkontakt verlor. Er drehte sich in seinem Sitz zurück und widmete sich nun seinem Display. Er rief die taktischen Daten über den Landeanflug ab. Das Landegebiet lag vor der Tarnfeldemitter-Station. Kleine Felsformationen konnten den Schiffen etwas Deckung geben. Nur durch das Tarnfeld waren keine Informationen zu bekommen. Das Display zeigte an dieser Stelle nur einen leeren Bereich, als würde es dort nichts geben. Die vier Thunderhawks bildeten einen Halbkreis um dieses Areal. Schnell ging er die Besetzung der Landungsschiffe durch und funkte Landesanweisungen an die Piloten: Das erste Thunderhawk enthielt die beiden Cybots und einen taktischen Trupp. Tabaet wies den Piloten dieses Schiffes ganz an der rechten Flanke zu landen. Links daneben wollte der Ordenspriester den Terminatorentrupp und zwei weitere taktische Trupps aus dem zweiten Hawk haben. Das dritte Landungsschiff erhielt Koordinaten noch weiter links. Drei taktische enthielt dieser Transporter. Er selbst, die Todeskompanie, der letzte taktische und der Sturmtrupp landeten mit ihrem Schiff ganz links.

Der Boden schien den Landekufen entgegen zu fliegen, nur um dann hart in einem Gegenschub zu enden. Dem Pilot traten erste Schweißtropfen auf die Stirn, was nicht nur an der leicht erhöhten Innentemperatur wegen des Eintritts in die Atmosphäre lag. Es war, als wolle er die Gesetze der Physik allein durch die Macht des Steuerknüppels beeinflussen wollen, als das Schiff zum Landeanflug ansetzte. Das dies nicht hundertprozentig gelang bewies die brutale Erschütterung, die sich durch das gesamte Konstrukt fortpflanzte. Die Kufen bohrten sich beim Aufsetzen mehrere Zentimeter tief in den felsigen Boden. Den Passagieren kam es so vor, als würde es ihren Mägen nicht anders ergehen. Dutzende böse Blicke schossen durch die Fähre und wären es Hochenergielaser, so hätte der Pilot augenblicklich sein Leben verwirkt. Der forsche Landeanflug saß auch dem Copiloten in den Knochen. Vor Zorn erschlug er fast den Knopf, der den Öffnungsmechanismus aktivierte. Nun sprang die Sturmrampe auf und die Marines strömten aus ihrem Transporter wie Wasser aus einem Stausee. Tabaet ging hinter einem Felsen in Deckung, als massives Sperrfeuer den Landetrupp eindeckte. Er schaute auf sein Auxpex und sah, dass es seinen Kameraden nicht anders erging. Nur die Terminatoren und die Cybots trotzten den Laserblitzen und Boltprojektilen. Er spürte schon seit dem Abflug vom Schlachtschiff den roten Durst aufsteigen und mit jeder Sekunde, die er hier in Deckung verbringen musste, stieg dieses Gefühl aus seinem Bauch in die Kehle. Dort vermochte sie es eine beklemmende Enge zu erzeugen. Er zwang sich nochmals das Auxpex zu befragen, aber weitere taktische Daten waren auch aus dieser Nähe nicht von dem Areal hinter dem Tarnfeld zu erlangen. Vereinzelt schossen Marines aus den taktischen Trupps zurück, aber ohne wirkliche Erfolge zu zielen. Endlich gelang es einem Melterschützen einen gezielten Schuss in Richtung des Feindes abzugeben, aber die Lücke, die er erzeugen konnte, wurde Sekunden später wieder geschlossen. Es war nicht für Space Marines sich hinter Felsen zu verstecken. Die Geschosse sollten dem Gegner um die Ohren fliegen und nicht umgekehrt. Als schließlich ein Streifschuss die Panzerung seiner Armbeuge zerfetzte, war es um ihn geschehen: Die schwarze Wut hatte vollends von ihm Besitz ergriffen. Er drehte nun seine Rüstung voll in den Bolterhagel und aktivierte sein Sprungmodul. Ohne es gesehen zu haben, wusste er, dass die Todeskompanie seinem Beispiel folgte. Heulend stoben die schwarz gerüsteten Marines in den Himmel um einen Wimpernschlag später mit singenden Kettenschwertern und pfeifenden Boltgeschossen dem Feind von Angesicht zu Angesicht entgegen sehen zu können...
 
Captain Dagon hörte die Rufe der Scouts, die sich laufend zu den Trümmern des Laborkomplexes zurückzogen. Sie wurden von merkwürdigen, metallenen, insektenhaften Wesen auf 4 Beinen verfolgt, die sich aus dem Sand heraus gewühlt hatten, als hätten sie sich dort versteckt gehalten. Sofort nahmen die Marines eines taktischen Trupps diese Wesen unter Bolterfeuer und mehrere von ihnen zerplatzten. Hinter weiter entfernten Büschen kamen eine Reihe von diesen sandfarbenen Gestalten hervor und brachten einige Raketenwerfer in Stellung. Noch während Dagon mit der Hand auf diese Gefahr deutete, starteten die Landspeeder, um diese Gegner auszuschalten. Kurz darauf explodierten einige Fragmentgeschosse zwischen den rotgerüsteten Marines. Bruder Callos wurde von den Beinen gerissen und raffte sich sofort wieder auf. Er hatte einen dampfenden Geschosssplitter in der Brustpanzerung stecken. Weitere dieser metallenen Krabbelviecher stürmten von allen Seiten auf die Blood Angels zu. Die Scouts verteidigten sich in einem noch unbeschädigten Laborgebäude und hatten alle Hände voll zu tun, das Eindringen der Biester durch die Fensteröffnungen zu verhindern. Bolter und Boltpistolen krachten, doch die Flut dieser Kreaturen erschien den Marines unaufhaltsam. Die Landspeeder erreichten nunmehr die Stellung, aus der die Raketengeschosse auf Dagons Truppen abgeschossen wurden. Die sandfarbenen Kultisten feuerten auf die heranbrausenden Speeder. Einer von ihnen drehte einige Kapriolen, um 2 Raketen auszuweichen. Einen Rauchschweif hinter sich herziehend verschwanden sie im Himmel. Die Bolter und Sturmkanonen der Speeder durchpflügten die sandige Erde und einige der Kultisten, die zuckend ihr Leben aushauchten. Auf der anderen Seite eröffneten die Fremden mit einem schweren Bolter das Feuer. Ein Ordensbruder wurde 2 Mal in die Brust getroffen und taumelte zurück. Seine Servorüstung hielt aber stand und so ging der Marine, den Bolter im Anschlag, von 2 weiteren Brüdern begleitet, feuernd auf die Fremden vor. Tot brachen beide Kultisten zusammen, worauf die Marines ihr Feuer wieder auf die Metallbiester richteten. Kurz darauf zogen sich die Fremden zurück. Dagons Energiewaffe zerschmetterte 2 dieser Metallinsekten, die ihn inzwischen erreicht hatten, als wie auf Befehl die Viecher kehrt machten und genauso schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Die Scouts verließen ungläubig ihr Gebäude. Auch die anderen Marines stellten ihr Feuer ein und beobachteten das Gelände, die Bolter weiterhin im Anschlag. Die Landspeeder kehrten ebenfalls zum Laborkomplex zurück. „Meldung!“, rief Captain Dagon. 3 Leichtverletzte und ein toter Scout war die Bilanz dieses Kampfes. Der Scout hatte es nicht rechtzeitig geschafft, sich in Sicherheit zu bringen und wurde von den Metallkäfern in Stücke gerissen. Captain Dagon trat zu einem der zerstörten Insekten und schaute ihn sich genauer an. Die Größe des Objektes entsprach dem eines Hundes. Die 4 Beine endeten in scharfgeschliffene Spitzen. Aus dem zerstörten Körper allerdings lief eine rotglänzende gallertartige Masse, die wie faule Eier stank. Dagon rümpfte die Nase. Wer weiß, was noch alles auf sie zukommt.....
 
Es war als würde es hageln und es waren Hagelkörner, die Rot und Schwarz waren. So könnte ein Augenzeuge am ehesten beschreiben, wie der Sturmtrupp, die Todeskompanie und Ordenspriester Tabaet auf die sandfarbenen Infanteristen herabregneten. Diejenigen die nicht sofort unter dem massiven Boltpistolenfeuer zusammensanken, suchen ihr Heil in jeder möglichen Form von Deckung. Felsen, Munitions-Kisten, Fässer und allerlei Gerümpel, welcher zu Barrikaden aufgehäuft wurde. Doch diese Marines scherten sich nicht um solche „Kleinigkeiten“ Die Kettenschwerter schnitten sich ebenso leicht durch Fasswände, wie durch Leiber, Energiefäuste zermalmten Barrikaden wie Alufolie, das Croxius Arkanum fegte Kisten hinweg, wie ein Hurrikan.

Es war ein kleiner Krater, welcher der Einheit Schutz bieten sollte, doch dank des Sprungmoduls landete Tabaet inmitten dieses Kraters und somit zwischen dieser Gruppe von 8 Antagonisten. Noch bevor der erste einen Alarmruf loswerden konnte, wurde er von einer massiven Energiewelle von den Beinen gerissen. Die schwarze Wut verlieh dem Ordenspriester eine noch größere Stärke und obendrein hatte er den Vorteil des Angriffs auf seiner Seite. Während er mit links sein Crozius Arkanum schwenkte, zielte er mit rechts auf den zweiten Widersacher. Zwei Schüsse löste er aus, welche den Brustkorb des Mannes glatt durchschlugen. Doch die Schüsse machten auch die restlichen 6 auf ihn Aufmerksam. Den nächsten tötete er mit einer weiteren Energieentladung, als schließlich ein anderer Antagonist mit seinem antiquiert anmutenden Revolver einen Schuss abfeuern konnte. Reflexartig zog Tabaet den Arm hoch und erlitt dabei einen Treffer im Arm. Heißer Schmerz zog von der Wunde in den Kopf. Kraftlos ließ er sein Croxius sinken, bis es ihm aus der Hand fiel. Mit einem Wutschrei auf den Lippen, den wegen des Helmes keiner seiner Widersacher hören konnte, drückte er einem weiteren Opfer die Boltpistole auf den Brustkorb und die folgenden Projektile durchschlugen Haut und Knochen, wie ein heißes Messer Butter. Nachdem dieser Körper zuckend zu Boden fiel, widmete er sich jenen, die noch auf den Beinen waren. Er trat einen Schritt vor um seine wertvollste Waffe zu schützen und betätigte weitere Male den Abzug seiner Boltpistole, bis diese ihren Dienst versagte. Er konnte bis dahin keine weiteren tödlichen Treffer landen, so hektisch ging es in der Enge des Kraters zu. Mit einer fließenden Bewegung zückte er sein Kampfmesser und schnitt durch Ledermäntel und Haut, als würde er liegende Achten in die Luft malen. Durch diese einstudierten Kampftechniken fielen zwei weitere Männer. Den vorletzten tötete er, in dem er sein Kampfmesser stumpf bis zum Schaft in den Torso rammte. Die Klinge brach ob der großen Gewalt, die auf sie einwirkte glatt ab und Tabaet warf den Griff schlicht dem Toten hinterher. Die munitionslose Bolpistole hieb er dem letzten Gegner an die Schläfe, bevor er seine blutbesudelten Hände an dessen Kehle setzte.

Schwer atmend richtete sich der Ordenspriester auf und blickte kurz auf die Leichen, die er achtlos am Boden zurück lies. Die schwarze Wut hatte ihn stark gemacht und er genoss das Gefühl dieser Macht. Er brüllte nochmals seine Wut ins Innere des Helms, so dass die Klimaregelung kaum gegen die Hitze und Feuchtigkeit an kommen konnte. Er füllte seine Boltpistole mit einem neuen Munitionsstreifen, las das Croizius Arkanum auf und preschte aus dem Krater hervor, um weitere Ziele ins Auge zu fassen…
 
Die Todekompanie erfüllte ihren Job ebenso erfolgreich wie Bruder Tabaet. Zügig sprangen sie von Stellung zu Stellung, dabei rechts und links Projektile und Schwerter austeilend, so das die sandfarbenen Gestalten fielen, wie Heu bei der Ernte. Tabaet blickte ihnen nach, nur verschlechterte sich die Sicht rasch, da die Sprungmodule eine Menge Staub aufwirbelten.
Er vergewisserte sich, dass sein Crozius Arkanum sicher in seiner Hand lag und aktivierte sein Sprungmodul. Das Aggregat an seinem Rücken zog ihn mit einem mächtigen Schub in die Höhe, dass er bald 15 Meter über dem Boden schwebte. Ein Nervenimpuls schaltete das Potentiometer für den Aufstieg herunter und seine Aufwärtsbewegung verzögerte rasch auf Null. Ein weiterer Nervenimpuls befahl der Steuerung einen Vorwärtsschub zu erzeugen. Langsam glitt er über das Kampfgebiet. Seine Todeskompanie rückte weiter vor, obwohl er nur mehr eine Staubwolke, denn einzelne Soldaten ausmachen konnte. Die Umstellung seiner optischen Sensoren auf einen anderen Arbeitsmodus bestätigte aber die Vermutung. Besser sehen konnte er den Sturmtrupp, da dieser leuchtend Rot durch die Wolke durchschimmerte. Die Marines des Sturmtrupps huschten auch hin- und her, fanden zu diesem Zeitpunkt aber nur noch vereinzelte Ziele. Dahinter rückte dann der taktische Trupp an, welcher nur noch sicherte oder versteckte Widerstandsnester ausräucherte.

Er blickte nun rüber zu den anderen Trupps. Er holte sich eine taktische Analyse in den Helm. Ein Miniatur-Holofeld-Generator erzeugte dicht vor seinen Augen das Kampfgebiet. Die drei taktischen Trupps neben ihm waren nur noch in kleineren Scharmützeln verwickelt. Der Terminatoren Trupp zog gleichsam mit den beiden taktischen voran, ohne Gegenwehr zu erhalten. Die beiden Cybots und ein taktischer Trupp empfingen dagegen noch starkes Abwehrfeuer, welches aber immer spärlicher wurde und schließlich erstarb, als beide Cybots das gleiche Ziel beharkten. Die Sturmkanone des einen grub ihre Projektile funkenstiebend in die Barrikaden und der Raketenwerfer des anderen hinterließ rauchende Krater, wo ehemals Schützengräben waren.

Tabaet war nun lange genug vorwärts geschwebt, um mit einem ausgestreckten Arm das Tarnfeld berühren zu können. Er gab der Steuerung den Befehl, dicht vor dem Tarnfeld zu stoppen und zu Boden zu sinken. Er zückte seinen Scanner, aber trotzdem er das Auxpex genau vor diese Wand aus seltsamer Energie hielt, bekam er nicht den leisesten Sensorimpuls aus diesem Gebiet. Die Neugierde überwog nun die schwarze Wut, worauf er den linken Arm ausstreckte und die Energiewand mit seiner Handfläche berührte. Dort, wo seine Hand das Tarnfeld touchierte, bildete sich um seinen Handschuh eine blau-weiße Korona. Er zog die Hand zurück und betrachtete sie eingehend. Es schien als sei seine Hand unversehrt, so befahl er nach einer weiteren Analyse durch sein Auxpex, das alle Truppenteile auf sein Kommando das Tarnfeld durchschreiten sollen. Eine Minute verging, ehe sich alle Marines nahe gut davor postiert hatten. Sie bräuchten nur einen Schritt tun, um hinein zu gelangen. „Höchste Sicherheitsstufe! Waffen bereit! Feuer auf eigenes Ermessen!“ Er holte noch mal tief Luft „Marsch!“ befahl er und machte gleichzeitig einen Schritt. Die blau-weiß Korona bildete sich auch diesmal, nur flirrte sie um seine komplette Servorrüstung und ließ sie bläulich schimmern. In seiner Audio-Einheit im Helm waren nicht mehr die Funkverbindung zum Schiff zu hören, sondern ein leichtes Knistern. Statische Entladungen erzeugten Warnmeldungen im Helm, aber die Sicherungen hielten. Nach einer Millisekunde war das Feld durchschritten und der Ordenspriester erblickte seine wahren Feinde. „Beim Blute Sanguinius“ flüsterte er und schon surrten die ersten Boltprojektile durch die elektrisch aufgeladene Luft.
 
Das feindliche Schlachtschiff hielt unverändert auf die „Zorn des Sanguinius“ zu. Captain Idai bekam Meldung eines Marines: “ Das feindliche Schiff will Kontakt aufnehmen!“ Die eingehenden Signale wurden auf einen großen, bläulich schimmernden Bildschirm übertragen. Das Videosignal zeigte einen fetten, glatzköpfigen Mann auf einem Befehlsstuhl. Sein schwabbeliger Oberkörper glänzte vor Schweiß. Idai ergriff sofort das Wort: „Gern nehme ich eure Kapitulation entgegen. So braucht ihr eure Seelen nicht im kalten Raum aushauchen.“ Der fette Mann machte eine wegwischende Handbewegung und Idai wurde still. „Ihr werdet euch uns anschließen oder sterben. Ergebt euch!“ Idai hob eine Augenbraue und erwiderte: „Es ist schon vermessen anzunehmen, die Blood Angels würden sich ergeben. Noch vermessener ist es zu glauben, sie würden den Imperator verraten!“ Der fette Mann beugte sich vor, dabei bebte sein Doppelkinn und seine Schweinsäuglein funkelten. „Dann bratet in der Hölle!“ Die Verbindung wurde unterbrochen und die Marines auf der Brücke blickten auf den schwarzen Schirm. „Was machen wir jetzt?“, fragte einer der Brüder. Idai blickte zurück auf den Mann und meinte: „Du hast ihn doch gehört. Jetzt fahren wir in die Hölle.“ Idai drehte sich zu seinem Instrumentenpult und murmelte dabei: „Da ist es schön warm.“ Die Alpha und die Beta Staffel flankierten ihr Mutterschiff und bereiteten sich darauf vor, Torpedos und andere Geschosse abzufangen, als das feindliche Schiff das Feuer eröffnete.

Corporal Tinto warf einen kurzen Blick auf die Überwachungsinstrumente über dem Bett von Bruder Osmatos. Als er sich wieder seinem Buch widmen wollte, gab es einen lauten Knall und die medizinische Abteilung wurde durch einen Treffer an der Außenpanzerung erschüttert. Tinto fiel fast vom Stuhl. Apothecarius Limius hielt sich an einem Instrumentenschrank fest und fluchte. Sergeant Lucius setzte sich in seinem Bett aufrecht hin. „Verdammt, wir werden angegriffen“, rief er. Limius lief zum Bett von Bruder Osmatos hinüber, drückte einige Knöpfe an den Instrumenten und lief aus der medizinischen Abteilung auf den Flur. Alarmsirenen waren zu hören und ihr schriller Ton hallte durch die Räume. Sergeant Lucius versuchte aufzustehen und rief zum Corporal herrüber: „Verdammt, jetzt hilf mir endlich!“ Er schaffte es aber so und humpelte durch den Raum. Er musste sich natürlich noch an seinen bionischen Fuß gewöhnen. Tinto hob sein Buch auf, das ihm herunter gefallen war und legte es auf seinen Tisch zurück. „Ihr könnt noch nicht los“, rief er zum Sergeanten herüber. „Unsinn! Ich muß in mein Quartier. Jetzt komm schon!“ Tinto hackte widerstrebend den Sergeant unter und beide liefen hastig durch die Gänge des Schiffes zu den Quartieren der Kampfmarines. Lucius´ Schritte machten ein platschendes und ein klackendes Geräusch. Auf ihrem Weg zu den Quartieren begegneten sie etlichen Brüdern des Schiffpersonals, welche hastig ihre Posten einnehmen wollten. Am Eingang zu den Quartieren hielt sie ein taktischer Marine in voller Kampfmontur auf. Er ließ die beiden erst passieren, als Tinto ihm den Sergeanten-Rang seines Begleiters bestätigte. Beide stampften ins Quartier des Sergeanten und dieser schnappte sich einige Teile seiner Servorüstung. Zu Tinto sagte er: „Los, hilf mir, sie anzulegen!“ Der Corporal erwiderte: „Aber...“ Er wurde sofort von Lucius unterbrochen. „Du hörst selbst, was los ist. Unsere Streitkräfte sind auf Zora 5 oder mit Tabaet auf Zora 4. Wir brauchen jeden kampffähigen Bruder!“ Tinto nickte und packte mit an.....
 
Auf Zora 5 wurde es langsam dunkel. Dagon versammelte seine Sergeanten um sich und hielt eine Lagebesprechung ab. Da im Laborkomplex kein Personal gefunden worden war, nahm man allgemein an, dass das Personal von den Unbekannten getötet, verschleppt oder dazu bewegt worden war, den Verrätern beizutreten. Der Sinn des zurückliegenden Angriffs war es wohl, die Kampf- und Feuerkraft der Marines zu testen. Dagon wollte kein Risiko eingehen und befahl daher, die Munitionsvorräte aus dem Thunderhawk auf alle Marines zu verteilen. Dieser und die Landspeeder blieben bis auf Weiteres am Boden, um die Energiezellen zu schonen. Nur im Falle eines erneuten Angriffs sollten sie aber startbereit gehalten werden. Jeweils ein taktischer Trupp hielt im Wechsel Wache, sodass sich die anderen Brüder ausruhen konnten. Die Sergeanten bezogen wieder ihre Posten und Dagon machte es sich an einer Laborruine bequem, lehnte sich mit dem Rücken zur Gebäudewand und versuchte ein wenig zu schlafen. Nur wenige Meter von ihm entfernt wühlte sich unbemerkt etwas unbekanntes, wurmartiges durch den Steppensand in Richtung der Landpeeder voran.

Im Orbit um Zora 4 blitzten die Laserkanonen im Gefecht der beiden Raumschiffe auf. „Weitere Torpedos auf Abfangkurs“, rief einer der Marines auf der Brücke der „Zorn des Sanguinius“. „Ladet die verdammten Rohre nach“, brüllte Idai und hämmerte seine bewehrte Faust auf den Instrumententisch vor ihm, das der wackelte. Im Bauch des Schlachtschiffes waren die Schiffsmannschaften dabei, die riesigen Torpedos mit gewaltigen Kettenzügen in die Rohre zu ziehen. Fast 200 Männer waren nötig, die mächtigen Waffen in die Torpedorohre zu bugsieren. Bei 5 Torpedorohren auf jeder Seite machte das 2000 Mann, die damit beschäftigt waren, allein dieses Waffensystem schussbereit zu machen. Das Blood Angel Schiff flog einen Bogen, um sich längsseits des feindlichen Schiffes zu platzieren. Dann sollte eine erneute Breitseite von Torpedos und Raketen auf die Verräter niedergehen. Der Gegner hatte mittlerweile ebenfalls seine Abfangjäger gestartet, die sich nun mit denen der Blood Angels ein Gefecht zwischen den gewaltigen Raumschiffen lieferten. Das gab dem Feind etwas Luft und Gelegenheit, Kommandos mit Enterbooten zum Schlachtschiff der Marines hinüber zu schicken.

Dumpf dröhnte es in den Räumen und Gängen des Schlachtschiffes, wenn eine feindliche Rakete an der Panzerung des Schiffes explodierte. Corporal Tinto blickte dabei jedes Mal auf. Sergeant Lucius dagegen, war eher ruhig, ärgerte sich aber, wenn es nicht mit dem Anlegen der Rüstung weiterging. „Nun mach schon“, rief er und riß Tinto seinen Schuh aus den Händen, um mit seinem unversehrten Fuß hinein zu schlüpfen. Bruder Tinto beeilte sich, das Rückenmodul aufzunehmen. Tinto stemmte es hoch und verband die beiden Kabel des Rückenmoduls mit den Steckern im Rücken der roten Servopanzerung. Lucius setzte sich inzwischen seinen Servohelm auf aktivierte die Verbindungspunkte der Rüstung und denen, an den Muskeln des Marines. Der Corporal hakte das Rückenmodul ein. Lucius schüttelte sich kurz, um den Sitz der Rüstung zu prüfen und stand dann auf. Noch leicht humpelnd ging er zum Waffenschrank, nahm sich seine Boltpistole, sein Kettenschwert und einen Bolter. Befestigte die Nahkampfwaffen an seinem Gürtel, sowei 2 zusätzliche Boltermagazine, nahm den Bolter in die linke Hand und deutete zur Tür. „Los, gehen wir!“ Tinto nickte erneut.