Aber um mal ein wenig den Hype zu dämpfen:
Kickstarteraktionen sind eigentlich für jene gedacht, die zwar eine super Idee haben, jedoch keinerlei oder kaum Budget dafür.
Daher finde ich es absurd und in gewisser weise auch asozial, wenn immer mehr große Betriebe sich dort tummeln und sämtliche Pledge-Willige mit lächerlich großen Paketen(Reaper...) dazu bewegen, lieber ihnen das Geld zu geben als jenen, die wirklich sehr gute Ideen haben aber, im Gegensatz zu einer etablierten Miniaturenschmiede, nicht einmal über ein Anfangsbudget verfügen.
Und nein, "wer es verdient, bekommt auch sein Goal voll!" lasse ich nicht gelten. Denn ganz ehrlich: Wenn ihr 200€ spontan über habt und Reaper euch dafür 2x 200 Miniaturen bietet, während der kleine Betrieb mit der genialen Idee euch dafür nur eine kostenlose Startbox und eine Erwähnung in prominenter Stelle seines Regelbuches anbietet, wem würdet ihr euer Geld spenden?
Wie oft denn noch, nirgendwo steht das Kickstarter exklusiv für kleine, mittellose Unternehmungen ist! Die einzige Einschränkungen sind, das es sich um kreative und nicht karitative Projekte handeln muss, die ein Produkt und Projekt als Ziel haben, KEINE Unternehmensgründung. Kickstarter forciert doch auch die Idee von Exklusivangeboten um mehr Interesse für das eigene Projekt zu erlangen.
Um mal Kickstarter selbst zu zitieren:
My ideas aren’t “big and important.” Is Kickstarter for me?
Absolutely! Kickstarter is for creative projects big and small, serious and whimsical, traditional and experimental. Small projects that you (or you and a few friends) can do over a weekend are perfect for Kickstarter.
Also halten wir fest, das Ganze läuft vereinfacht wie folgt:
Hersteller sagt "Gib mir jetzt 100€ und Du bekommst in 2 Jahren eine Grundbox zu einem Spiel das bis dato nur als mehr oder weniger grobe Idee auf dem Papier existiert"
Wenn bis Datum XX.XX.XXXX dies 200 Leute machen und das Goal erreicht wird, startet das Ganze ansonsten bekommen die Leute ihr Geld zurück bzw. es wird nicht abgebucht
Da Hersteller nun €-Zeichen in den Augen hat, ködert er die Leute weiter und sagt "Wenn Du mir weitere 10€ gibst und wir das nächste Goal erreichen, gibt's eine superlimierte und nur hier erhältliche fantastische Mini dazu"
Der letzte Punkt setzt sich dann fort bis es kein neues Goal mehr gibt oder eins nicht erreicht wird
Soweit richtig?
Also bedeutet das im Klartext nicht dass ich für meine 100€ mit 199 weiteren Leuten nur die Grundbox bekomme, während ich mit den gleichen 100€ Investition und dafür 399 weiteren Leuten die Grundbox plus Sonderminis bekomme? Ich muss mehr Geld investieren um die nächsten Goals mitnehmen zu können?
Kommt ganz auf das Projekt an.
Es gibt Projekte die nur noch zusätzliches Geld zum Feinschliff und längere Qualitätskontrolle möchten (so zb. bei den Videospielen Necro oder Ravaged, beide waren sehr weit fortgeschritten und konnten bereits Spielszenen zeigen oder den Backern Betazugang gewähren), andere Projekte fangen tatsächlich bei 0 an und wollen das Geld um zumindest mit der Arbeit beginnen zu können (so zb. die Videospiele Shadowrun Online oder Wasteland 2 die beide vor allem mit bekannten Entwicklern werben).
Bei dem Reaper Kickstarter lief es zum Beispiel so ab.
Reaper wollte mehr Miniaturen in einem neuen Material veröffentlichen, da es sich dabei aber um Plastik handelt sind die Kosten für Formen extrem hoch. Sie nutzen Kickstarter um zum einen zu ermitteln wie viel Bedarf dafür besteht und um 1/3 der Kosten zu decken.
Das Initial Goal waren 30.000$ um 30 neue Miniaturen herstellen zu können. Der 100$ Pledgelevel beinhaltete zu Beginn diese 30 neuen Miniaturen + 36 ältere + 1 limitierte Sonderminiatur.
Das erste Stretchgoal lag bei 50.000$ und finanzierte 5 weitere Miniaturen, 4 wurden ohne weitere Kosten dem 100$ Pledgelevel hinzugefügt und die 5. (Groß-)Miniatur wurde als 10$ Option freigeschaltet. Im Gegensatz zu den anderen Figuren war aber diese 5. nicht menschengroß, sondern ein 8“ großer Drache, daher die 10$ Extrakosten.
Dieses Schema zog sich durch den gesamten Kickstarter, mit fast jedem Stretchgoal konnten mehr Miniaturen realisiert werden und wurden kostenlos dem 100$ Level hinzugefügt oder als extra Option geführt.
Am Ende beinhaltet der 100$ Level über 200 Miniaturen und man konnte mehr als 20 verschiedene Großmodelle für Extradollar seinem Paket hinzufügen.
Reaper hatte also beides, kostenlose Upgrades des 100$ Levels, als auch kostenpflichtige Optionen. Und die meisten gut laufenden Tabletop Kickstarterprojekte haben ein ähnliches Schema, um den Backern einen Vorteil gegenüber denen zu gewähren, die später alles regulär im Handel kaufen. Ich behaupte mal das die meisten schlau genug sind um reine Schneeballsysteme zu erkennen und zu meiden.