Forget

Bastler
19 September 2009
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Hallo Liebe Leute, meine erste Geschichte im Warhammer 40000 Universium. Sie ist enstanden nachdem ich mich mit dem Hintergrund von Warhmmer 40000 ein wenig auseinandergesetzt habe. Bin gespannt was ihr dazu sagen werdet.



Der kleine Tropfen, der von der Decke fiel, spiegelte das Licht der Fackel in sich. In einem kurzen Moment, genau dann, wenn die Schwerkraft gewann und der Tropfen zum Fallen begann, schien in seinem inneren eine kleine Sonne zu entstehen. Ganz kurz, fand er den Anblick schön. Ganz kurz, freute er sich darüber. Dann fiel der Tropfen. Sein Herz hielt einen Moment an, sein Körper zog sich zusammen. Der Flug war kurz, aber lange genug, um die Angst aufkeimen zu lassen. Sein Schädel, in der Halterung befestigt, so, dass keine Bewegung möglich war, lag völlig ungeschützt dar. Sein Kopf geschoren, so dass kein Haar dem Wasser Widerstand bieten konnte. Der Tropfen traf genau in der Mitte seines Schädels auf. Seine Augen verdrehten sich von selbst, Speichel floss aus seinem Mund. Er wimmerte, doch so lautlos, dass es keiner vernehmen konnte. Er hatte am Anfang mitgezählt. Ein alter Trick, der ihm bei vielen Martyrien half. Meistens steigerte er sich dabei, dass er einen noch schaffen würde. Ein Peitschenhieb oder eine Sekunde länger, die glühende Kohle in der Hand halten. Doch ab zehntausend hatte er aufgehört. Jetzt hämmerte sein Schädel nach jedem Tropfen, wie unter einem Hammerschlag. Es zwang ihn in die Knie, nahm ihm jegliche Kraft. Trotzdem schaffte er es, die Füße stramm auf den Boden zu belassen. Nicht in die Knie zu fallen, nicht schwach werden. Obwohl er nicht mehr wollte. Völlig zerschunden war sein Scheitel nichts mehr, als ein dumpfer Schmerz, der in ein Flammenmeer verwandelt wurde, sobald der Tropfen fiel. Ihm selbst blieb nichts anderes übrig, als nach oben zu blicken. An die Decke zu starren, zu sehen wie schön die Tropfen funkelten. Um ihm dann mit ihrer Schönheit Schmerzen beizubringen. Weinen tat er schon länger nicht mehr, doch er wusste, dass er es gerade tat. Nicht richtig, es kam nichts von dieser Flüssigkeit mehr aus seinen Augen. Doch in seinem inneren Weinte er bitterlich. Die kleinen Stimmen in seinem Kopf, die Zweifelten und ihm zum aufgeben zwingen wollten. Die ihm darlegten, dass es keinen Sinn dafür gab. Das es einfach unnütz war. Das war der eigentliche Schmerz. Sein Körper litt, das war er gewohnt. Wer oft genug Schmerzen erlitt, wusste damit umzugehen. Das musste man um zu Leben. Leben war es Wert, alle Schmerzen zu ertragen. Denn das Leben war schön. Wundervoll, in jedem Augenblick in dem es einen erfüllte. Doch wenn er innerliche Schmerz einsetzte, das Nagen am eigenen Sein. Es zerstörte das Fundament, untergrub es. Plötzlich war da keine Kraft mehr. Keine Energie. Es wurde leer und die Stimmen die fragten, welch Sinn das alles hatte, wurden lauter. Man zwang ihn, den Verlauf seines Leidens zu beobachten. Jede Entstehung, jedes einzelnen Tropfens. Immer und immer wieder. Er versuchte darin etwas zu erkennen. Einen Sinn. Ein tieferes Wesen. Er sah es auch, er verstand es. Doch der Schmerz, trieb ihn immer wieder zurück und die Frage, wozu das alles sei, wurde lauter. Das Gefühl, völlig Sinnlos Schmerzen zu erleiden, ohne Grund und wäre er noch so klein.

Man brach ihn. Man zwang ihn in die Knie. Wieder fiel ein Tropfen und brandete die Welt hinfort. Als wäre sein Schädel gegen den harten Stein des Bodes geschlagen worden, zog sich ein dröhnen überdas Haupt, über das Gesicht. Sein Kiefer biss wie wild aufeinander. Wäre sein Zunge zwischen den Zähnen, er hätte sie sich wohl abgebissen. Kurz überlegte er, sie sich wirklich abzubeißen. Wenn er es richtig anstellte, könnte er sein Blut einatmen und ersticken. Das hieß, er würde nicht versagen. Er würde sterben, aber nicht versagen. Nicht versagen.

Doch sterben wäre genauso versagen. Nur, wenn das eine, was ihm Erlösung bringen würde, versagen war, dann musste er den Schmerz in kauf nehmen. Ihn akzeptieren und dadurch bestehen und stärke zeigen. Doch wofür? Die Stimmen flüsterten erneut und die Energie verschwand auf einen Schlag. Wieder wankte er. Wieder wollten seine Knie nachgeben. Und wieder drückte er sie durch.

Seine Arme, die völlig frei neben seinem Körper herunterhingen, waren durch das oftmalige verkrampfen völlig Kraftlos. Er besaß keine Stärke mehr in seine Gliedmaßen. Ein Zittern durchlief seinen Körper, schüttelte ihn wie bei der ärgsten Kälte durch. Seine Zähne klapperten, die Augenlider zuckten. Seine Sicht verschwamm. Tropen um Tropfen wurde sein Körper stärker durchgeschüttelt. Bald nahm er die Decke nicht einmal mehr wirklich wahr, sein Blick wurde immer dunkler und schwärzer, ohne jegliches Licht. Keine Konturen, einfach nur Grau und unansehnlich, einfach nur…. Schmerzen. Sein Nacken, der den Kopf nach oben halten musste, so dass er die Decke anblicken konnte, war ein einziges Knäul aus verspannten Muskeln.

Das Zittern hörte auf, der Körper entspannte sich. Er lernte. Sein ich, sein Körper lernte. Vielleicht war es auch das einzige Konstante, das es in diesem Leben gab. Dieser Wandel, dieses Lernen. Aus jeder Lage und aus jeder Situation, neues erstehen lassen und dadurch Leben zu können. Die Alten Schriften belegten, dass dort wo die größte Ruhe war, dort wo sich nichts rührte und alles in einem perfekten Zustand war, dass dort die Götter waren. Ein Gott das Perfekt war, musste sich nicht mehr wandeln. Ein Ort, der nicht mehr Wandelbar war, der war Göttlich. Alles was sich Ordnete, war somit auf den Weg zur Göttlichkeit, während der Wandel nur die Unvollkommenheit des Seins beschrieb. Sein Geist glitt in seinen Körper, verzog sich nicht in einen anderen Ort. Er verblieb tief in sich, spürte jeden Schmerz, jedes Problem, das sich in ihm ausbreitete. Jedes Leid und jeden Zweifel. Es gab für diesen Schmerz, den er jetzt empfand, einen Sinn. Etwas zu lernen, etwas woran er wachsen konnte. Es war ein Geschenk, keine Qual. Es brachte ihm Weisheit und ließ ihn wachsen. Es trug ihn näher zu jener Göttlichen Ruhe, der Stillstand des Weisen, der in der Perfektion verblieb.

Sein Geist schwand, der Schmerz genauso. Nur noch fern schien der Tropfen zu fallen. Der Schädel, zuvor wie ein Amboss der unter den schweren Industriehämmern litt, war nun einfach ein Körper. Einfach ein Gegenstand, der von einem anderen Gegenstand, den Wassertropfen berührt wurde. Nicht schlimmes, nichts Schmerzhaftes. Einfach sein.

„Wundervoll“. Die Stimme war warm und voller Annerkenung. „Solch ein Geist und diese Haltung. Großes ist in dir, mein kleiner Freund, ganz großes“. Das Eisen, das seinen Schädel in Position gehalten hatte, wurde nach oben gezogen. Er hätte nur einmal einknicken müssen, nur einige wenige Zentimeter. Dann wäre er frei gewesen. Kein Schmerz mehr, keine Tortur. Aber dafür Schande und Versagen. Er konnte noch nichts sehen, sein Körper fühlte sich unwirklich an. Aber er stand. Seine Füße trugen ihn. Dafür sah er mit den Augen nichts, nur irgendwelche Farbflecken auf einer dunklen Leinwand. „Keiner vor dir hat solange durchgehalten. Alle brachen ein, alle erlitten die Schmach. Doch du hast es geschafft. Vom ersten Sonnenaufgang bis zum nächsten, hast du dich bewiesen. Dein Durchhaltevermögen beweist, das alle vor dir, dir großen weisen Männer und Frauen, nur zu schwach waren, es durchzustehen“. Die Stimme war warm und voller Vertrauen. Doch er wusste, das war eine Drohung. Er war der Beweis der Schwäche anderer. Seine Stärke untergrub die Leistung der anderen. Er war zu hassen und zu beneiden, nicht zu Lieben. Er ließ es sich nicht anmerken, was nicht schwer war. Sein Körper war dumpf und zerschlagen. Zu gerne würde auf seinen Kopf greifen, doch er wollte nicht wissen, was er fühlen würde. Was war damit geschehen? Besaß er noch eine Kopfhaut oder hatte ihm die Tropfen bis auf den Knochen alles weggefressen? Flüsternd sprach die warme Stimme in sein Ohr: „Wir halten dies geheim, mein kleiner Freund, was sagst du? Schließlich ist Demut und Zurückhaltung eine Tugend, nicht wahr“?

Die schmeichelnde Stimme wurde lauter, herrschaftlicher und herrischer: „Bringt ihm Wasser aus dem Quell und einfachen Teig! Die Prüfung ist zu Ende! Ein Hoch auf das große und Göttliche, der Knabe steht und darf in den Kreis eintreten“! Klatschen erschallte und jubelnde Schreie. Er stolperte weiter, neben sich die Warme Stimme, die flüsterte: „So großes scheint in dir und wir werden jedes einzelne herauskitzeln. Wir werden was in dir ist, hervorbringen, das schwöre ich dir mein kleiner Freund“! Zu gern glaubte er das. Sein Kopf war jedoch, von dem Schlag der Tropfen, klarer als sonst. War befreit von allem überflüssigen. Das sein war klar und die Welt um ihn herum war es ebenso. Er würde viel Leiden. Im Moment konnte er dies ertragen, für das große das ihm am ende erwarten würde. Doch schon bald würde der Zustand wieder verschwinden und die Zweifel kämen wieder. Sein Traum fiel ihm wieder ein. War es wirklich eine Vision die ihm zuteilgeworden war? Oder war es nicht vielmehr nur ein kläglicher versuch seines Verstandes, ihn am Leben zu halten? Nicht zu Versagen und zu bestehen. Doch wofür bestehen? Wofür nur?

„Sehet welch große Tat! Sehet, mit welch Demut der Knabe das Leid in Kauf nahm! Vielleicht mag er nicht all die Schmerzen in Kauf genommen zu haben wie manch anderer, doch wer mag sich hervortun und diese Leistung schmälern? Wir müssen sie Loben, wir müssen sie Preisen, diese Demut. Dabei sollten sie doch jedem zu eigen sein. Zum Ruhme des großen Erlösers, der einst erscheinen wird, zum Ruhme der großen Mächte, die wir anbeten und aus denen wir Kraft schöpfen! Doch, welch wehklag, Brüder und Schwestern, welch Verdruss! Wo sind sie nur, die Starken? Warum, sind wir so schwach? Welch Fleisch hat man uns gegeben, so kümmerlich und falsch? Hört ihr mich, oh ihr Götter? Hört ihr mich?! Ich flehe euch an, Brüder Schwestern, fleht mit mir, gebt eurem kümmerlichem Volke Einsicht. Gebt ihm Kraft! Zu Leiden, zum besseren Sein, für das große in dieser Welt! Wo dieser Knabe doch dieses Opfer zu erbringen gedachte, warum nicht alle? Wo dieses halbe Kind leiden konnte, weshalb nicht ihr?!“ Er konnte langsam genug sehen, um die jämmerliche Gestalt am Ende eine Treppe zu erkennen. Er und der Mann mit der warmen Stimme, standen nur wenige Schritte von ihr entfernt. Während der Ansprache des Mannes waren sie immer näher gekommen so dass aus dem anfänglichen Farbenspektrum, eine Gestalt wurde. Braunes Haar mit einem merkwürdigen Blaustich. Schwärzlich-braune Haut mit einem fein geschnittenen Gesicht. Der Körper war in Industriestoffen gehüllt. Sie waren sicherlich einst edel, doch nun waren sie völlig ohne Glanz und der Körper den die Kleidung verbarg, war abgemagert. Die Frau öffnete den Mund und entblößte eine Höhle ohne Zähne und Zunge, aus der nur krächzen kam. Weder das Gesicht noch der Körper schien Schaden genommen zu haben, doch alles war innen war, war ihr genommen worden.

„Warum, meine Brüder und Schwestern“? Der Mann sprach ruhig und gebrochen. Als hätte ihm alle Kraft verlassen sank er vor der Gestalt auf die Knie und umfasste das Gesicht der Frau. „Warum, sind wir nur so schwach? Warum fehlt uns nur all diese Kraft, unser Leben zu schultern“? Der Mann weinte, als er aufstand. Er schluchzte. „Wir nahmen ihr ihre Zähne, mit dem sie unrechtmäßig ihr gestohlenes verschlang. Wir nahmen ihr die Zunge, mit dem sie dies leugnete. Etwas das sein muss, etwas das niemand will. Doch wo ist der dank, wo ist die Stärke? Kein Durchalten. Nein. Feigheit, schwäche, Flucht, schlängeln, winden. Anstatt die Strafe zu nehmen, den Schmerz aufzunehmen, mit dem Wissen, dass das Göttliche doch Erlösung bringen wird. Stattdessen mit billigen tricks entkommen zu wollen. Noch tiefer trifft es mich, dass sogar aus unseren Reihen, Brüder und Schwestern, dem nachgegeben wurde. Mit einem Versprechen nieder Befriedigung aus dem und durch den Mund dieser Dirne, gaben sich einige Brüder hin. Sie hängen und die Steine der Gläubigen werden sie in den Tod tragen. Welch Tragödie, welch Schande für den Tempel“! Schluchzend hielt der Mann sich die Hände vor dem Gesicht. „Doch“. Er sagte es leise, aber deutlich, dann mit eine viel gewaltigeren Stimme: „Doch“! Er riss die Hände weg, breitete die Arme aus und Schrie laut aus voller Kehle. „Jeder wird den Schmerz des Lebens tragen, ein jeder wird sich diesem erliegen müssen! Diejenigen, die versuchen zu fliehen, die sich aus dem Schicksal heraushandeln wollen, sie werden nicht weit kommen“! Der Mann packte die Frau an den Unterkiefer und riss sich hoch. Ohne ihrer Zähne hatte sie den starken Finger des Predigers nichts entgegenzusetzen. „Dieser Knabe erlitt das Leid und wird Leben! Sein Schicksal ist groß und wird voller Größe sein! Doch du, Dirne, die glaubt das sie alles beugen kann, du wirst niemals diese Gunst erhalten. Ein Leben lang wirst du Mahnmal und Schande sein! Ein Leben lang, wirst du dienen für deine Sünden“! Mit diesen Worten zerrte er sie die Treppe hoch, hinauf zu dem Torbogen. Vorbei an den Türen, die vor elektrischer Ladung vibrierten. Ohne genau zu wissen warum, war er dem Mann hinterhergegangen und stand neben ihm, als er die Frau ihn hohen Bogen aus dem Tempel warf. Draußen standen hunderte Menschen. Begafften das Schauspiel. Genossen die Erniedrigung der Frau und sahen ihr eigenes Leid, nun nicht mehr so allmächtig.

„Du wirst sehen, mein kleiner Freund, nur durch solche Taten, kann wahrhaft Demut entstehen und erst durch die Demut, wird Liebe sich entfalten, wahre Agape! Allein durch solche Taten, wenn sie auch schmerzlich erscheinen, werden wir Liebe erfahren“! Die Worte des Mannes hallten ihm Torbogen nach und wurden sowohl zu den Brüdern und Schwestern im Tempel getragen, als auch zu den Gläubigen, die vor dem Tempel ihren Geschäften nachgingen. Die Worte waren voller Macht und Energie. All dem, was er zum Leben brauchte. Zum ersten Mal, seitdem man ihm in der Kammer den Tropfen ausgesetzt hatte, sprach er. „Wird mich jemand einmal Lieben“? Eine gefährliche Frage, doch sie brandete in ihm und in seinem Zustand war er zum verschleiern nicht fähig. Jedes Wort aus seinem Mund, war in diesem Moment genauso gemeint. Wenn nur ein einziger, ob Mensch oder Gott, ihn Lieben würde, dann wäre all der Schmerz dies Wert. Dann gebe es einen Sinn. Da war er sich sicher.

Kor Phaeron lächelte ihn breit an und umfasste seine Schulter: „Gewiss Lorgar, gewiss wirst auch du geliebt werden“!
 
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