Alrik stürzte nach Kargim die Treppe hinunter und hörte, wie Leonidis, der hinter ihnen lief, die massive Stahltür hinter sich schloss. Als die Tür ins Schloss fiel, wurde es stockfinster. Ein wenig Lich erhellte die Halle in der sie sich nun befanden, als Alrik seine Taschenlampe anschaltete. Kargim sah sehr bleich im Licht der Lampe aus und es schien, als würde sie zittern. Leonidis lud seinen Bolter durch und das Klicken hörte sich besonders laut an. Der Lichtstrahl riss sein grimmiges Gesicht aus der Dunkelheit.
"Wo ist Tyreldasil?", fragte Alrik flüsternd. Als ob er auf die Frage gewartet hatte, kam der Eldar hinter einer Säule hervor.
"Ich bin hier Alrik.", beruhigte der Eldar ihn.
"Und was machen wir jetzt?", meldete Kargim sich nach einer Periode der Stille zu Wort. Niemand antwortete ihr. Leonidis arbeitete schon eine ganze Weile an einer Schalttafel und Tyreldasil schien zu meditieren. Das Licht der Taschenlampe wurde immer schwächer.
Plötzlich sprangen die Lampe an der Decke an und eine von ihnen platzte mit einem lauten Knall. Erschreckt ließ Alrik die Lampe fallen. Selbst Tyreldasil war aufgesprungen. Ein seltsamer Laut hallte daraufhin durch die Halle. Es war ein tiefes, donnerndes Lachen. Und es war Leonidis, der da lachte, bemerkte Alrik erstaunt. Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, das Kargim nicht minder erstaunt war. Die beiden hatten noch nie gesehen, dass der Space Marine auch nur eine Gefühlsregung zeigte. Erleichtert atmeten die Soldaten aus und Tyreldasil senkte seine Waffe wieder.
" Nun macht keine so traurigen Gesichter, noch ist nichts verloren!", donnerte der Space Marine und zwinkerte den beiden zu. Alrik fragte sich, ob der Riese überhaupt in der Lage war zu flüstern, oder wenigstens leise zu reden. Dass er in ihrer verzweifelten Lage fröhlicher war, als in den ganzen Tagen davor, beruhigte Alrik nicht im geringsten.
"Stimmt, die Symbionten können die Tür doch gar nicht aufmachen!", pflichtete Kargim ihm bei,doch all zu sicher klang sie jedoch nicht.
"Selbst wenn´s wahr ist, wir sind hier gefangen.", resignierte Alrik und setzte sich auf eine umgedrehte Kiste.
"Da werde ich dich enttäuschen müssen, Soldat!", sagte Leonidis und grinste dabei schalkhaft. Alrik konnte es einfach nicht fassen, dass ein Mensch in solch einer Lage fähig war, Witze zu machen. Für ihn gab es nur eine Erklärung. Der Space Marine muss verrückt geworden sein.
"Sucht die Halle nach allem ab, was nützlich sein konnte.", befahl Leonids ohne etwas zu erklären und wandte sich dem Fahrzeug, welches in der Mitte der Halle stand, zu. Während Tyreldasil und Kargim die Kisten und Regale durchsuchten, näherte Alrik sich dem bootähnlichen Gefährt und sah es sich genauer an. Es sah tatsächlich aus wie ein etwas größeres Boot, von vielleicht acht Metern Länge. Es hatte kein Dach und die Sitze waren groß und lederüberzogen. Sie sahen sehr bequem und weich aus, wie Alrik fand. Doch er sah keinen Propeller oder Ähnliches. Statt dessen hatte das "Boot" hinten zwei große Düsen. Irgendwie kam das Gefährt Alrik vertraut vor. Auf Panatra, seiner Heimatwelt, fuhr die Oberklasse solche Schwebeboote. Die Boote schwammen nicht auf dem Wasser, sondern rasten in einer Höhe von einigen Metern über dem Wasser dahin. Er pfiff erstaunt.
Leonidis musterte ihn eine Zeit lang mit seinen stahlblauen Augen.
"Kennst Du dich damit aus?", fragte er schließlich, als er sah, dass der Soldat in das Boot kletterte und über die Kontrollen strich.
"Na ja, kommt drauf an, Herr. Die Kontrollen sind ein bisschen anders als bei mir zu Hause, aber ich glaube, ich könnte es fliegen.", antwortete Alrik und beschloss, dass es besser wäre, zu verschweigen, dass er einmal ein solches Boot geklaut hatte.
"Dann können wir ja gleich losfliegen."
Tyreldasil und Kargim hatten ihre Unterhaltung mit Interesse verfolgt. Sie hatten nur einige konservierte Nahrungsmittel gefunden. Außerdem fand Kargim eine Kiste mit Munition für einen schweren Bolter.
Als sie die Luke zu Laderaum öffneten, fanden sie außerdem den dazugehörigen schweren Bolter.
"Wow, möchte wissen, was man damit gejagt hat?", fragte Alrik, als Leonidis die schwere Waffe herausholte. Der Space Marine grinste zufrieden, während er die Waffe inspizierte.
Laut dröhnend sprangen die Turbinen an und dia Antigravgeneratoren hoben den Schweber langsam vom Boden. Leonidis hatte die hinteren Sitze herausgerissen, um mehr Platz zu schaffen. Er stand am Tor und wartete nur auf Alriks Zeichen. Die Kontrollen zeigten Alrik, der am Steuer stand, dass alles im grünen Bereich war. Er hob die Hand und der Space Marine legte einen Hebel um. Während das Tor langsam nach unten glitt, sprang Leonidis in das Schwebeboot. Tyreldasil und Kargim saßen bereits hinter Alrik.
Sobald das Tor tief genug war machte das Boot einen Ruck nach vorne und schoss ins Freie. Mit aufheulenden Turbinen beschleunigte es immer mehr. Alrik hielt krampfhaft das Steuerrad fest und wagte es nicht, in eine andere Richtung als ach vorne zu blicken. Dieses Gefährt war sehr viel schneller als die Boote, die er von zu Hause aus kannte. Doch die anderen blickten nach hinten und sahen, dass Symbionten um das rasch kleiner werdende Haus wimmelten.
"Wohin jetzt?", fragte Alrik ohne sich umzudrehen. Die Motoren arbeiteten für ihre Größe erstaunlich leise und er musste nicht sehr laut sprechen.
Tyreldasil war herangetreten und betrachtete nun die Karte, die auf einem der Monitore angezeigt wurde. Er deutete auf eine Stelle.
"Wir müssen hier hin, auf die andere Seite des Ozeans."
"Aber das sind über 2500 Meilen!", zweifelte Alrik.
"Mit der momentanen Geschwindigkeit schaffen wir das in 17 Stunden.", meldete sich Leonidis zu Wort.
Und so flogen sie weiter über die blaue Weite des Ozeans. Alrik hatte den Autopiloten eingestellt, was ihm erlaubte, sich von den Kotrollen zu entfernen. Die See war erstaunlich ruhig.
"Wir sollten uns alle ausruhen, solange wir die Möglichkeit haben.", schlug Tyreldasil nach einiger Zeit vor. Die Sitze ließen sich nach hinten klappen und ergaben so sehr bequeme Betten. Es war die bequemste Art zu schlafen, in deren Genuß Alrik sein Langem gekommen war. Fast sofort schliefen er und Kargim auf ihren Sitzen ein. Tyreldasil hate seine Waffe auf seinen Schoß gelegt und schlief auch. Nur Leonidis war wach geblieben. Seine kurzen Phasen der Meditation und des Gebets ersetzten ihm in Notsituationen den Schlaf tagelang, oft über eine Woche hinaus. Auch jetzt meditierte er. Dabei ließ er den Horizont und die Kontrollmonitoren jedoch nicht aus den Augen.
Als Alrik die Augen aufschlug, war es schon dunkel geworden. Er sah Leonidis im hinteren Teil des Bootes seine Ausrüstung überprüfen. Der Space Marine betete dabei, um den Maschinengeist seiner Rüstung zu beschwichtigen. Tyreldasil saß mit überkreuzten Beinen auf einem der Sessel und strich gedankenverloren mit der Hand über einen großen Edelstein, der auf seiner Rüstung angebracht war. Er schien dabei mit den Gedanken weit weg zu sein. Kargim schlief immer noch.
Die Nacht war recht warm und der Mond spiegelte sich im Wasser. Alrik trat an die Steuerkonsole und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war. Dann spähe er in die Dunkelheit hinein. Ein altes Lied fiel ihm ein. Er blickte sich um und nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle irgendwie beschäftigt waren, fing er an zu singen:
"Ein Feuer brennt
Tausende von Meilen weg,
Imperator zeig mir den Weg zum Ziel.
Ich reit´ Kometen,
Mein Weg ist lang und schwer,
Schweigen ist die schwerste Last.
Kämpf´ gegen Xenos,
Nimm alles, was es gibt,
Niemals geb´ ich auf.
Geboren um gegen den Wind zu gehen,
Geboren um zu siegen,
Wohin ich geh´, geh´ ich mit Mut.
Schlag´ die Schlacht,
Imperator steh´ uns bei.
Ich kenn´ keine Not
Und keine Angst vor´m Tod.
Schlag´ die Schlacht,
Imperator steh´ uns bei,
Ich hab´ ein Herz aus Stahl.
Geh den Weg nur vorwärts,
Lasse nichts zurück,
Es gibt nur eine Chance.
Die jetzt lachen und sich freu´n,
Werden es noch seh´n,
Sie werd´n im Feuer vergeh´n.
Wir werden geh´n als ein starkes Heer,
Sie beugen das Haupt,
Der Imperator siegt.
Dann lachen wir, vorbei die Qual
und seht das Herz aus Stahl,
zu hart für euch - zu hart für euch.
Schlag´ die Schlacht,
Imperator seh´ uns bei.
Ich kenn´ keine Not
Und keine Angst vor´m Tod.
Schlag´ die Schlacht,
Der Imperator schaut auf uns,
Ich hab´ ein Herz aus Stahl.
Ich hab´ ein Herz aus Stahl."*
(* Das vorliegende Lied ist eine Abwandlung von "Ein Herz aus Stahl" von MANOWAR)
Erschreckt blickte er sich um, als hinter ihm ein Klatschen ertönte. Ihm war gar nicht aufgefallen, das er im Verlauf des Liedes immer lauter geworden ist. Es war Kargim, die klatschte.
"Ein schönes Lied.", stimmte Leonidis ihr bei.
"Mir hat es auch gefallen.", äußerte sich Tyreldasil. Wenn sie in solch einer Lage noch immer den Sinn für die Kunst nicht verloren haben, gibt es vielleicht doch noch Hoffnung für sie, dachte der Eldar. Obwohl sie ohne Zweifel primitiv und barbarisch waren, waren diese Vertreter der jungen Rasse der Menschen ihm dennoch sympathisch. Das Herz wurde ihm schwer, bei dem Gedanken daran, was sie erwartete.
Als die Sonne aufging, waren sie nur noch zwei Stunden von ihrem Ziel entfernt. Alrik fühlte sich zum ersten mal seit Tagen richtig wohl. Er war ausgeschlafen und satt. Sie hatten ein Frühstück aus den Lebensmitteln, die sie im Haus an der Küste gefunden hatten. Viel der Sachen waren ihm unbekannt gewesen, aber trotzdem äußerst schmackhaft. Er wollte gerade versuchen, Tyreldasil, der seit der Nacht nichts mehr gesagt hatte, über das Ziel ihrer Reise auszufragen. Jedoch fiel ihm auf, dass der Eldar eine Bestimmte stelle am Himmel angestrengt beobachtete. Leonidis, der neben dem hochgewachsenen Außerirdischen stand, schaute ebenfalls in die selbe Richtung. Eine böse Vorahnung überkam ihn.
"Was ist dort?", fragte er in Erwartung einer furchtbaren Antwort. Da die beiden nicht antworteten, holte er das zerbrochen Fernglas, dass ihn Damiel gegeben hatte heraus. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit der den Dark Angel getroffen hatte. Alrik fragte sich, was Damiel wohl gerade tat.
Mittlerweile konnte er sogar ohne Fernglas einen dunklen Punkt am Himmel ausmachen. Durch das Fernglas sah er eine große Kreatur, die auf riesigen, fledermausartigen Flügeln auf sie zu flog. Der Körper der Bestie war mit dicken Chitinplatten bedeckt und sie hatte riesige, furchterregende Krallen. Das Maul war voller langer, spitzer Zähne. Selbst auf diese Entfernung konnte Alrik erkennen, dass das Biest wahrhaft gigantisch war. Ohne ein Wort zu sagen, reichte er Kargim das Fernglas.
"Was ist das? Was im Namen des Imperators ist das?", fragte sie mit zittriger Stimme, nachdem sie die Kreatur, die nun deutlich nähergekommen war, betrachtet hatte.
"Ein Harridan.", antwortete Leonidis ruhig. Obwohl er mal wieder keinerlei Emotionen zeigte, konnte Alrik die Spannung förmlich spüren.
"Was machen wir jetzt?", fragte er verzweifelt. Alrik wusste zwar nicht, was genau ein Harridan war, aber die Tatsache, dass es einen Space Marine nervös machen konnte, jagte ihm Angst ein.
"Alrik, versuch alles herauszuholen, was die Motoren hergeben! Ihr helft mir!", schrie Leonidis nun, den der Harridan hatte seinen Flug nun beschleunigt und näherte sich mit beängstigender Geschwindigkeit. Sofort stürzte Alrik zu den Steuerinstrumenten. Leonidis hob den schweren Bolter auf und stellte sich breitbeinig hin, um den Rückstoß abzufangen. Tyreldasil und Kargim stellten sich jeweils links und rechts von ihm hin. Die Tyranidenkreatur war nun wenige Hundert Meter entfernt.
@Flohsack So wie die in Tomb Raider schaut Kargim zwar bestimmt nicht aus, aber ne kugeklstoßerin ist sie auch nicht gerade 😉