Das hier ist der erste Teil einer Waldelfengeschichte die ich mal angefangen hab.
Freue mich auf Kommentare.
Es war eine dunkle und kalte Nacht, der Mond war nur halbvoll und lediglich ein schummriges fahles Licht erreichte den Waldboden. Zielsicher bahnte sich das kleine Elfenmädchen ihren Weg zwischen den verwelkten Bäumen durch das marode Unterholz. Das fade Licht war selbst für ihre scharfen Augen kaum zu durchdringen aber sie stolperte über keine einzige Wurzel als sie mit träumerischer Eleganz voranschritt. Vor ihren nackten Füßen teilte sich das Unterholz nur um hinter ihr zu verschlungenen Büschen zusammenzuwachsen. Nur der einsame Schrei eines Wolfes ertönte in der Stille der Nacht. Das kleine Elfenmädchen blieb stehen und lauschte. Sie sah nicht wie der Baum hinter ihr sich reckte. Lange knorrige Äste streckten sich nach ihr aus, kurz bevor sie ihre Schulter berührten wurden zwei gelbe Augen sichtbar welche sie anstarrten. Der Wolf hörte auf zu heulen und das Mädchen drehte sich um.
Nat´rysha schreckte auf und starrte auf die helle Scheibe des Vollmondes. Die Nacht war klar und nur einige Blätter verbargen den Mond nur unvollständig. Sie setzte sich auf. Nur ein Traum, oder eine Erinnerung? Sie wusste es nicht. Das Rascheln von Blättern ließ sie aufhorchen. Es war ein Mensch und er war noch eine gute Bogenschussweite entfernt. Lautlos rutschte sie aus der Baumkrone ins obere Geäst und glitt bis zum Rand des Astes. Dort war er. Eine gebückte Gestalt versuchte leise durch das Unterholz zu schleichen. Er war groß, für einen Menschen und trug dreckige Lumpen. Er war kräftig gebaut und hatte schütteres Haar. In den Händen hielt er eine Mistgabel, ein Bauer. Welcher Wahn trieb ihn nach Athel Loren? Sie hob den Blick und sah die Häuser der Menschen die nicht weiter als vier Bogenweiten entfernt waren. Es war Herbst und totes Holz lag zur Genüge in der Nähe der Grenzsteine. Sie stellte ihren linken Fuß auf den nächsten Ast, der ein wenig höher lag als der auf dem sie stand und legte einen schwarzgefiederten Pfeil ein. Sie folgte seinem Pfad, ihr Pfeil auf seinen Hals zielend, mit den Augen. Er sah gehetzt aus aber dennoch bemühte er sich leise zu sein. Sie wollte ihn gerade erschießen als er plötzlich verharrte. Er starrte auf den Boden und fing an zu graben. Kurz darauf hatten seine flinken Hände einen menschlichen Körper freigelegt der von Blättern bedeckt gewesen war. Sie entspannte ihren Arm als er den Körper aufnahm und davontrug. Sie erinnerte sich. Jenen hatte sie vor drei Monden erlegt als er den Wald betreten hatte, dieser war gekommen um ihn zu suchen. Sie ließ ihn ziehen: einer stirbt. Einer lebt.
Als die Sonne aufging konnte sie sehen wie die Menschen aus ihren Häusern kamen und auf ihre Felder gingen, bis auf einige die anfingen ein Loch auszuheben. Ein leises Zwitschern ließ sie ihren Kopf nach links drehen. Dort stand Eramair an einem nahen Baum und sah in ihre Richtung. Wenn sie nicht gewusst hätte wo er ist hätten auch ihre elfischen Augen es schwer gehabt ihn zu entdecken. Er gestikulierte und zeigte an, dass sie Tiermenschen gefunden hätten. Weiterhin zeigte er an sie seien auf dem Wege hierher und wies dabei auf das Dorf der Menschen. Ein Geräusch am Waldrand erregte ihre Aufmerksamkeit, dort schon wieder Menschen. Diese suchten Holz am Rande des Waldes, sie sah wie Eramair anlegte. Bevor er schießen konnte zog sie einen Pfeil aus ihrem Köcher, legte an und feuerte. Ihr Pfeil überwand die Entfernung innerhalb eines Herzschlages und riss einem der Menschen das Holz, welches er gerade aufgenommen hatte aus der Hand. Panisch liefen die fünf zurück in ihr Dorf. Eramair schaute zu ihr hoch und schien verwirrt. Sie kletterte den Baum hinab und sprach leise zu ihm: „Hol die anderen die Chem-Pan-Sey werden jetzt aufgeschreckt sein wenn die Kinder des Chaos hier eintreffen. Ich will keinen von ihnen entkommen lassen.“ Er nickte und verschwand. Sie huschte drei Bäume näher an den Waldrand und kletterte in die Baumkrone. Vorsichtig öffnete sie ihren zweiten Köcher und zog einen der Pfeile heraus. Die Spitze bestand aus hellem Stein, dessen Vorderkante zur extremsten Schärfe geschliffen war. Die roten Federn stammten von einer Fluchfee und verliehen den Pfeilen ihren tödlichen Flug, keine Rüstung würde ihre Feinde vor ihr schützen. Die Sonne nahm ihren Weg über den Himmel während sie wartete, Eramair kehrte mit einem Dutzend Waldläufern zurück und geschwind nahmen sie gute Feuerpositionen ein. Gerade hatte der letzte von ihnen sich bereitgelegt da ertönte ein weiteres Zwitschern was ihnen verriet, dass die Tiermenschen bald hier sein würden. Die Menschen schienen immer noch arglos zu sein und als die ersten Geräusche der sich nähernden Horde an ihr Ohr drangen, fragte sie sich kurz ob sie falsch entschieden hatte. Aber es dauerte nicht mehr lange da kamen Rufe aus dem Dorf und sie konnte sehen wie sie sich zusammenrotteten um den Tiermenschen entgegenzutreten. Eramair machte sie auf die Tiermenschen aufmerksam die den Waldrand als Deckung nutzten um sich dem Dorf zu nähern. Späher der Horde, groteske Halbmenschen die sie waren viele mit den Köpfen von Ziegen oder Ochsen, die sich durchs Unterholz pirschten. Sie brauchte den anderen nicht anzuzeigen abzuwarten, langsam schlichen die Gestalten Richtung Dorf, mitten durch die lauernden Waldläufer. Die Horde kam in Sicht und die Menschen begannen damit Pfeile in die Richtung der Bestien zu senden. Mindestens eine Handvoll Dutzend grotesker Gestalten begannen damit auf das Dorf einzustürmen. Zwischen ihnen wabberten zwei Chaosbruten, Gestalten mit nicht mehr klar auszumachender Form auf die Verteidiger zu. Hinter den Tiermenschen kamen mehrere Minotauren, bewaffnet mit Keulen und Äxten die größer als ein Mann waren. Die ersten Pfeilsalven der Menschen trafen so gut wie keine der Kreaturen und stachelten deren Wut nur noch mehr an. Als die Menschen zur zweiten Salve ansetzten spannte sie ihren Arm und feuerte. Die anderen nahmen ihr Zeichen auf und sendeten ihre Pfeile ebenfalls gegen die Chaoskinder in ihrer Mitte. Als die ersten tot zu Boden fielen wandten sich einige von ihnen um, nur um von der zweiten Salve der Waldläufer zu Boden gestreckt werden. Die quietschenden Todessschreie der Tiermenschen wurden von dem Lärm der angreifenden Horde verschluckt und blieben unbemerkt. Die zweite Salve der Menschen verließ ihre Bögen als die dritte Salve der Elfen die letzten Späher zu Boden sendete. Das Geräusch von Hufen drang an ihre Ohren und sie wusste, dass mehr Menschen auf dem Weg hierher waren. Die ersten Tiermenschen waren kurz davor die Menschen zu erreichen als sie die einsame Gestalt zwischen den Minotauren wahrnahm. Es war ein großer Tiermensch mit dem Kopf eines Pferdes der einen langen, knorrigen Stab in den Händen hielt. Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung und sie wusste, er hatte sie entdeckt. Sprunghaft spannte sie ihre Beinmuskeln an und hüpfte auf den nächsten Baum. Ein schwarzer Blitz schlug auf ihrer alten Position ein und ließ verschmorte Äste zu Boden rieseln. Eine der Chaosbruten und einige der Tiermenschen änderten ihre Richtung und kamen nun auf sie zu. Sie hatte gerade Halt gefunden da feuerte sie einen Pfeil in die angreifenden Kreaturen, der Anführer der Tiermenschen bekam ihren Pfeil in seine Schulter, aber er weigerte sich zu Boden zu gehen. Um ihn herum gingen seine Kämpfer zu Boden, niedergestreckt von schwarzen Pfeilen. Sie konnte nicht verweilen da ein weiterer Blitz in den Baum schlug auf dem sie sich befand. Sie stürzte mehrere Schritt und fing sich an einem großen Ast wieder auf. Der Anführer der Tiermenschen stand direkt unter ihr und schleuderte seine Axt auf sie. Die Axt durchbrach den Ast und der Stiel erwischte sie in der Hüfte. Sie taumelte gegen den Stamm des Baumes und musste nach Luft ringen, aber es gelang ihr nicht zu stürzen. Der Tiermensch wurde inzwischen von drei weiteren Pfeilen zu seinen Göttern gesandt. Als ihre Sicht sich wieder klärte konnte sie sehen wie die Chaosbrut einen der kleineren Bäume in der Nähe zum Einsturz brachte. Fayan´gir landete neben der Kreatur und brachte ihr einen Schnitt mit seinem Schwert bei bevor er elegant über die Tentakel hinweg in Deckung sprang. Ein dritter Blitz allerdings verhinderte seine Landung und er war zu Asche verbrannt bevor er den Boden erreichte. Kälte erfasste ihr Herz und sie huschte wieder höher in die Baumkrone und suchte die Gestalt des Schamanen. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass die Menschen dem Angriff nur bedingt standgehalten hatten. Eine Gruppe Minotauren verfolgte fliehende Menschen in Richtung Wald und zwei der Häuser waren zerstört oder brannten. Sie entdeckte den Schamanen der gerade wieder einen Zauber intonierte. Sie riss einen Pfeil aus ihrem kleinen Köcher und schoß. Er bemerkte etwas und hielt seinen Stab schützend vor sich, aber der Pfeil zerbarst ihn in zwei Teile und durchschlug seine Brust. Ein Ritter der Menschen hatte das Dorf inzwischen erreicht und sie konnte sehen wie er mit seiner schimmernden Klinge die zweite Chaosbrut erschlug. Mit ihm waren weitere Reiter gekommen, die mit gesenkten Speeren in die zweite Gruppe Minotauren preschten. Das Geräusch der verendenden Brut unter ihr ließ sie wieder zu den anpreschenden Minotauren blicken. Just in diesem Moment ging einer zu Boden, ein Dutzend Pfeile staken aus seinem massigen Körper. Die Menschen die vor ihnen flohen waren keine Krieger wie sie erkannte, es waren Frauen und Kinder. Der vorderste Minotaurus war kurz davor ein kleines Mädchen einzuholen. Sie stieß einen scharfen Pfiff aus und sprang von ihrem Baum herunter. Kopfüber fallend feuerte sie einen Pfeil in den Schädel des Minotaurus, aber dies ließ ihn nur unmerklich zucken. Ihren Bogen fallen lassend schwang sie sich einmal um den nächsten großen Ast und landete mit den Füßen voran vor dem Monster. Ihre Hüfte schmerzte bei dem Aufprall und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Ohne zu denken warf sie sich in eine tiefe Linksdrehung, wobei sie das Mädchen mit zu Boden riss. Die Keule des Monsters erwischte nur noch die Ausläufer ihrer Haare konnte sie aber nicht erfassen. Sie rollte sich, mit dem Mädchen im Arm, mehrere Schritt über den Boden und kam in einer Halbdrehung wieder auf die Beine. Während sie in der Aufwärtsbewegung ihre beiden Klingen zog und das Mädchen mit ihrem rechten Bein hinter sich beförderte, konnte sie gerade noch sehen wie Eramair auf dem Monster landete. Er war kurz nach ihr losgesprungen und landete breitbeinig auf dem Kopf des Monsters, seine Füße fanden ihren Halt in den langen Hörnern der Kreatur. Bevor das Monster richtig bemerkt hatte was passiert war sandte Eramair zwei Pfeile in seinen Schädel. Der Minotaurus brüllte vor Schmerzen und schwang seine Keule aufwärts. Eramair gelang es mit knapper Not zu entkommen aber bevor die Keule wieder herabgesaust kam war Nat´rysha schon vor dem Monster und rammte je eine ihrer Klingen in die Achselhöhlen der Kreatur. Sie hechtete zur Seite als die Keule auf dem Boden aufschlug und sie lief um ihren Bogen wieder aufzuheben. Hinter ihr krachte der tote Minotaurus auf den Waldboden. Sie konnte sehen wie der Ritter am Waldesrand stand und die beiden letzten Tiermenschen erschlug. Kaum hatte sein Streitross die Hufe wieder auf den Boden aufgesetzt, feuerte sie in seine Richtung. Er begann gerade damit seinen Schild zu heben als der Pfeil dem Schamanen, der sich an ihn angeschlichen hatte, mitten durch die Stirn flog. Der Tiermensch brach zusammen und der Ritter sah überrascht in ihre Richtung, bevor er nickte. Die Überlebenden Menschen strömten an ihr vorbei aus dem Wald hinaus. Das kleine Mädchen, welches sie vor dem Minotaurus gerettet hatte, drehte sich noch einmal um und winkte ihr. Nachdem alle an ihm vorbeigegangen waren salutierte er ihr noch einmal mit dem Schwert und wandte sich zum Dorf. Sie kannte dieses Schwert, einst war ihre Sippe der Hüter dieser Klinge gewesen. Sie prägte sich diesen Menschen mit seinen kräftigen, braunen Augen ein. Sie prägte sich auch das Wappen, ein gelber Löwe auf Blau, umgeben von weiß und lila ein, sie wusste den Menschen bedeuteten diese Farben etwas. Eramair kam zu ihr. „Wie viele sind gegangen?“ fragte sie. „Nur Fayan´gir. Ich werde zu Hofe ziehen und berichten.“ „Nein. Ich werde gehen, ich brauche deine Augen auf diesem Dorf.“ Er nickte nur und verschwand. Sie drehte sich um, nahm ihre Klingen entgegen und verschwand im Wald.
Freue mich auf Kommentare.
Es war eine dunkle und kalte Nacht, der Mond war nur halbvoll und lediglich ein schummriges fahles Licht erreichte den Waldboden. Zielsicher bahnte sich das kleine Elfenmädchen ihren Weg zwischen den verwelkten Bäumen durch das marode Unterholz. Das fade Licht war selbst für ihre scharfen Augen kaum zu durchdringen aber sie stolperte über keine einzige Wurzel als sie mit träumerischer Eleganz voranschritt. Vor ihren nackten Füßen teilte sich das Unterholz nur um hinter ihr zu verschlungenen Büschen zusammenzuwachsen. Nur der einsame Schrei eines Wolfes ertönte in der Stille der Nacht. Das kleine Elfenmädchen blieb stehen und lauschte. Sie sah nicht wie der Baum hinter ihr sich reckte. Lange knorrige Äste streckten sich nach ihr aus, kurz bevor sie ihre Schulter berührten wurden zwei gelbe Augen sichtbar welche sie anstarrten. Der Wolf hörte auf zu heulen und das Mädchen drehte sich um.
Nat´rysha schreckte auf und starrte auf die helle Scheibe des Vollmondes. Die Nacht war klar und nur einige Blätter verbargen den Mond nur unvollständig. Sie setzte sich auf. Nur ein Traum, oder eine Erinnerung? Sie wusste es nicht. Das Rascheln von Blättern ließ sie aufhorchen. Es war ein Mensch und er war noch eine gute Bogenschussweite entfernt. Lautlos rutschte sie aus der Baumkrone ins obere Geäst und glitt bis zum Rand des Astes. Dort war er. Eine gebückte Gestalt versuchte leise durch das Unterholz zu schleichen. Er war groß, für einen Menschen und trug dreckige Lumpen. Er war kräftig gebaut und hatte schütteres Haar. In den Händen hielt er eine Mistgabel, ein Bauer. Welcher Wahn trieb ihn nach Athel Loren? Sie hob den Blick und sah die Häuser der Menschen die nicht weiter als vier Bogenweiten entfernt waren. Es war Herbst und totes Holz lag zur Genüge in der Nähe der Grenzsteine. Sie stellte ihren linken Fuß auf den nächsten Ast, der ein wenig höher lag als der auf dem sie stand und legte einen schwarzgefiederten Pfeil ein. Sie folgte seinem Pfad, ihr Pfeil auf seinen Hals zielend, mit den Augen. Er sah gehetzt aus aber dennoch bemühte er sich leise zu sein. Sie wollte ihn gerade erschießen als er plötzlich verharrte. Er starrte auf den Boden und fing an zu graben. Kurz darauf hatten seine flinken Hände einen menschlichen Körper freigelegt der von Blättern bedeckt gewesen war. Sie entspannte ihren Arm als er den Körper aufnahm und davontrug. Sie erinnerte sich. Jenen hatte sie vor drei Monden erlegt als er den Wald betreten hatte, dieser war gekommen um ihn zu suchen. Sie ließ ihn ziehen: einer stirbt. Einer lebt.
Als die Sonne aufging konnte sie sehen wie die Menschen aus ihren Häusern kamen und auf ihre Felder gingen, bis auf einige die anfingen ein Loch auszuheben. Ein leises Zwitschern ließ sie ihren Kopf nach links drehen. Dort stand Eramair an einem nahen Baum und sah in ihre Richtung. Wenn sie nicht gewusst hätte wo er ist hätten auch ihre elfischen Augen es schwer gehabt ihn zu entdecken. Er gestikulierte und zeigte an, dass sie Tiermenschen gefunden hätten. Weiterhin zeigte er an sie seien auf dem Wege hierher und wies dabei auf das Dorf der Menschen. Ein Geräusch am Waldrand erregte ihre Aufmerksamkeit, dort schon wieder Menschen. Diese suchten Holz am Rande des Waldes, sie sah wie Eramair anlegte. Bevor er schießen konnte zog sie einen Pfeil aus ihrem Köcher, legte an und feuerte. Ihr Pfeil überwand die Entfernung innerhalb eines Herzschlages und riss einem der Menschen das Holz, welches er gerade aufgenommen hatte aus der Hand. Panisch liefen die fünf zurück in ihr Dorf. Eramair schaute zu ihr hoch und schien verwirrt. Sie kletterte den Baum hinab und sprach leise zu ihm: „Hol die anderen die Chem-Pan-Sey werden jetzt aufgeschreckt sein wenn die Kinder des Chaos hier eintreffen. Ich will keinen von ihnen entkommen lassen.“ Er nickte und verschwand. Sie huschte drei Bäume näher an den Waldrand und kletterte in die Baumkrone. Vorsichtig öffnete sie ihren zweiten Köcher und zog einen der Pfeile heraus. Die Spitze bestand aus hellem Stein, dessen Vorderkante zur extremsten Schärfe geschliffen war. Die roten Federn stammten von einer Fluchfee und verliehen den Pfeilen ihren tödlichen Flug, keine Rüstung würde ihre Feinde vor ihr schützen. Die Sonne nahm ihren Weg über den Himmel während sie wartete, Eramair kehrte mit einem Dutzend Waldläufern zurück und geschwind nahmen sie gute Feuerpositionen ein. Gerade hatte der letzte von ihnen sich bereitgelegt da ertönte ein weiteres Zwitschern was ihnen verriet, dass die Tiermenschen bald hier sein würden. Die Menschen schienen immer noch arglos zu sein und als die ersten Geräusche der sich nähernden Horde an ihr Ohr drangen, fragte sie sich kurz ob sie falsch entschieden hatte. Aber es dauerte nicht mehr lange da kamen Rufe aus dem Dorf und sie konnte sehen wie sie sich zusammenrotteten um den Tiermenschen entgegenzutreten. Eramair machte sie auf die Tiermenschen aufmerksam die den Waldrand als Deckung nutzten um sich dem Dorf zu nähern. Späher der Horde, groteske Halbmenschen die sie waren viele mit den Köpfen von Ziegen oder Ochsen, die sich durchs Unterholz pirschten. Sie brauchte den anderen nicht anzuzeigen abzuwarten, langsam schlichen die Gestalten Richtung Dorf, mitten durch die lauernden Waldläufer. Die Horde kam in Sicht und die Menschen begannen damit Pfeile in die Richtung der Bestien zu senden. Mindestens eine Handvoll Dutzend grotesker Gestalten begannen damit auf das Dorf einzustürmen. Zwischen ihnen wabberten zwei Chaosbruten, Gestalten mit nicht mehr klar auszumachender Form auf die Verteidiger zu. Hinter den Tiermenschen kamen mehrere Minotauren, bewaffnet mit Keulen und Äxten die größer als ein Mann waren. Die ersten Pfeilsalven der Menschen trafen so gut wie keine der Kreaturen und stachelten deren Wut nur noch mehr an. Als die Menschen zur zweiten Salve ansetzten spannte sie ihren Arm und feuerte. Die anderen nahmen ihr Zeichen auf und sendeten ihre Pfeile ebenfalls gegen die Chaoskinder in ihrer Mitte. Als die ersten tot zu Boden fielen wandten sich einige von ihnen um, nur um von der zweiten Salve der Waldläufer zu Boden gestreckt werden. Die quietschenden Todessschreie der Tiermenschen wurden von dem Lärm der angreifenden Horde verschluckt und blieben unbemerkt. Die zweite Salve der Menschen verließ ihre Bögen als die dritte Salve der Elfen die letzten Späher zu Boden sendete. Das Geräusch von Hufen drang an ihre Ohren und sie wusste, dass mehr Menschen auf dem Weg hierher waren. Die ersten Tiermenschen waren kurz davor die Menschen zu erreichen als sie die einsame Gestalt zwischen den Minotauren wahrnahm. Es war ein großer Tiermensch mit dem Kopf eines Pferdes der einen langen, knorrigen Stab in den Händen hielt. Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung und sie wusste, er hatte sie entdeckt. Sprunghaft spannte sie ihre Beinmuskeln an und hüpfte auf den nächsten Baum. Ein schwarzer Blitz schlug auf ihrer alten Position ein und ließ verschmorte Äste zu Boden rieseln. Eine der Chaosbruten und einige der Tiermenschen änderten ihre Richtung und kamen nun auf sie zu. Sie hatte gerade Halt gefunden da feuerte sie einen Pfeil in die angreifenden Kreaturen, der Anführer der Tiermenschen bekam ihren Pfeil in seine Schulter, aber er weigerte sich zu Boden zu gehen. Um ihn herum gingen seine Kämpfer zu Boden, niedergestreckt von schwarzen Pfeilen. Sie konnte nicht verweilen da ein weiterer Blitz in den Baum schlug auf dem sie sich befand. Sie stürzte mehrere Schritt und fing sich an einem großen Ast wieder auf. Der Anführer der Tiermenschen stand direkt unter ihr und schleuderte seine Axt auf sie. Die Axt durchbrach den Ast und der Stiel erwischte sie in der Hüfte. Sie taumelte gegen den Stamm des Baumes und musste nach Luft ringen, aber es gelang ihr nicht zu stürzen. Der Tiermensch wurde inzwischen von drei weiteren Pfeilen zu seinen Göttern gesandt. Als ihre Sicht sich wieder klärte konnte sie sehen wie die Chaosbrut einen der kleineren Bäume in der Nähe zum Einsturz brachte. Fayan´gir landete neben der Kreatur und brachte ihr einen Schnitt mit seinem Schwert bei bevor er elegant über die Tentakel hinweg in Deckung sprang. Ein dritter Blitz allerdings verhinderte seine Landung und er war zu Asche verbrannt bevor er den Boden erreichte. Kälte erfasste ihr Herz und sie huschte wieder höher in die Baumkrone und suchte die Gestalt des Schamanen. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass die Menschen dem Angriff nur bedingt standgehalten hatten. Eine Gruppe Minotauren verfolgte fliehende Menschen in Richtung Wald und zwei der Häuser waren zerstört oder brannten. Sie entdeckte den Schamanen der gerade wieder einen Zauber intonierte. Sie riss einen Pfeil aus ihrem kleinen Köcher und schoß. Er bemerkte etwas und hielt seinen Stab schützend vor sich, aber der Pfeil zerbarst ihn in zwei Teile und durchschlug seine Brust. Ein Ritter der Menschen hatte das Dorf inzwischen erreicht und sie konnte sehen wie er mit seiner schimmernden Klinge die zweite Chaosbrut erschlug. Mit ihm waren weitere Reiter gekommen, die mit gesenkten Speeren in die zweite Gruppe Minotauren preschten. Das Geräusch der verendenden Brut unter ihr ließ sie wieder zu den anpreschenden Minotauren blicken. Just in diesem Moment ging einer zu Boden, ein Dutzend Pfeile staken aus seinem massigen Körper. Die Menschen die vor ihnen flohen waren keine Krieger wie sie erkannte, es waren Frauen und Kinder. Der vorderste Minotaurus war kurz davor ein kleines Mädchen einzuholen. Sie stieß einen scharfen Pfiff aus und sprang von ihrem Baum herunter. Kopfüber fallend feuerte sie einen Pfeil in den Schädel des Minotaurus, aber dies ließ ihn nur unmerklich zucken. Ihren Bogen fallen lassend schwang sie sich einmal um den nächsten großen Ast und landete mit den Füßen voran vor dem Monster. Ihre Hüfte schmerzte bei dem Aufprall und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Ohne zu denken warf sie sich in eine tiefe Linksdrehung, wobei sie das Mädchen mit zu Boden riss. Die Keule des Monsters erwischte nur noch die Ausläufer ihrer Haare konnte sie aber nicht erfassen. Sie rollte sich, mit dem Mädchen im Arm, mehrere Schritt über den Boden und kam in einer Halbdrehung wieder auf die Beine. Während sie in der Aufwärtsbewegung ihre beiden Klingen zog und das Mädchen mit ihrem rechten Bein hinter sich beförderte, konnte sie gerade noch sehen wie Eramair auf dem Monster landete. Er war kurz nach ihr losgesprungen und landete breitbeinig auf dem Kopf des Monsters, seine Füße fanden ihren Halt in den langen Hörnern der Kreatur. Bevor das Monster richtig bemerkt hatte was passiert war sandte Eramair zwei Pfeile in seinen Schädel. Der Minotaurus brüllte vor Schmerzen und schwang seine Keule aufwärts. Eramair gelang es mit knapper Not zu entkommen aber bevor die Keule wieder herabgesaust kam war Nat´rysha schon vor dem Monster und rammte je eine ihrer Klingen in die Achselhöhlen der Kreatur. Sie hechtete zur Seite als die Keule auf dem Boden aufschlug und sie lief um ihren Bogen wieder aufzuheben. Hinter ihr krachte der tote Minotaurus auf den Waldboden. Sie konnte sehen wie der Ritter am Waldesrand stand und die beiden letzten Tiermenschen erschlug. Kaum hatte sein Streitross die Hufe wieder auf den Boden aufgesetzt, feuerte sie in seine Richtung. Er begann gerade damit seinen Schild zu heben als der Pfeil dem Schamanen, der sich an ihn angeschlichen hatte, mitten durch die Stirn flog. Der Tiermensch brach zusammen und der Ritter sah überrascht in ihre Richtung, bevor er nickte. Die Überlebenden Menschen strömten an ihr vorbei aus dem Wald hinaus. Das kleine Mädchen, welches sie vor dem Minotaurus gerettet hatte, drehte sich noch einmal um und winkte ihr. Nachdem alle an ihm vorbeigegangen waren salutierte er ihr noch einmal mit dem Schwert und wandte sich zum Dorf. Sie kannte dieses Schwert, einst war ihre Sippe der Hüter dieser Klinge gewesen. Sie prägte sich diesen Menschen mit seinen kräftigen, braunen Augen ein. Sie prägte sich auch das Wappen, ein gelber Löwe auf Blau, umgeben von weiß und lila ein, sie wusste den Menschen bedeuteten diese Farben etwas. Eramair kam zu ihr. „Wie viele sind gegangen?“ fragte sie. „Nur Fayan´gir. Ich werde zu Hofe ziehen und berichten.“ „Nein. Ich werde gehen, ich brauche deine Augen auf diesem Dorf.“ Er nickte nur und verschwand. Sie drehte sich um, nahm ihre Klingen entgegen und verschwand im Wald.