Der Lampengeist. Kritik erwünscht.
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Gnom Groba wusste am Morgen dieses schönen Sommertages noch nicht, dass er noch heute den Namen „Groba I., mächtiggroßer Gnomkönig der Himmelskrieger“ heißen würde. Er war gerade eher mächtig sauer, denn dieser überhebliche Händlermensch aus Cathay hatte ihn auf Patrouille geschickt, um den Weg „auszukundschaften“. Dabei wusste doch jeder, dass man einfach so durch den blühenden Wald ging und wenn etwas Gefährliches kam, zB. ein Hase oder ein Raabe, versteckte man sich unter einem Fliegenpilz oder in einem Mäuseloch. Warum wollte dieser Mensch das nicht auch tun? Aber er hatte Grobas Stamm fast den gesamten Jahresantrag an Schildkröten und deren Eier abgekauft, und das für mehr Glasmurmeln als Finger und Zehen an der Hand von Groba und Grobas Großvater und dem Schwipsschwager Grobas Cousine. Gut, der hatte nicht mehr so viel Zehen, seit ein Regen ihn in einem Ameisenbau gespült hatte. Wenn sie die bunt glitzernden Murmeln behalten wollten, mussten sie noch so lange tun was der Mensch sagte, bis sie die Schildkröten und die Eier in einer Küche eines Palastes der ewigen Harmonie oder so, abgeliefert hätten.
Groba fuhr also grollend mit dem „Auskundschaften“ fort. Er schlich um einen Baum – nichts, um einen Stein – nichts und wieder um einen Baum - aber was war das? Ein frisches Grab. Groba sah es an der Erde. Und wenn es etwas gab, dass ein Gnom noch lieber tat, als Schildkröten züchten, dann Gräber plündern! Also auf! Im Eifer des Gefechts stolperte er über eine alte Öllampe. Er wühlte schneller als eine Feldmaus und kam in der weichen Erde gut voran. Die, welche einen der Ihren hier verbuddelt hatten, hatten offenbar nicht viel Zeit gehabt. Da - eine Hand, mit einem Ring aus grünlich schimmerndem Material. Er zog ihn ihr ab und wollte weiter graben, stieß aber auf einen Stein, was nun?
Ein rostiger Dolch flog an seinem Kopf vorbei und blieb mit einem schmatzenden Geräusch in der feuchten Erde stecken. Perfekt zum Graben, dachte er, und nahm ihm, um weiter zu graben. Da flog ein weiteres rostiges Eisenteil heran und noch eins und eine golden schimmernde Münze – toll! Er grabschte danach und wurde erst jetzt der riesigen Horde Gnoblars gewahr, welche sich gerade mit dem Typen zankten, der so doof war eine goldene Münze nach einem Feind zu werfen.
Groba nutzte die Gelegenheit Ring und Münze in der Öllampe verschwinden zu lassen und sich zwischen den Wurzeln des nächsten Baumes zu verstecken. Nur, die Wurzeln des Baumes rochen komisch, so als ob hier die verlorenen Zehen des Schwippschwagers seiner Cousine zu lange in der Sonne gelegen hätten – aber bis sein kleines, verängstigtes Gehirn diese Information verarbeitet hatte, packte bereits eine blutverschmierte Hand nach ihm und hob ihn hoch, sein Weg ging vorbei an rohem, blutigem Fleisch und einer ebenso blutig verschmierten groben Lederschürze aus deren Tasche einige seiner verstörten Freunde und der tote Menschenhändler herausschauten.
„Es geht aufwärts mit Dir, ha, ha!“ donnerte ihm die Stimme eines hässlichen Ogers entgegen. „Du wirst Zauber verstärken, irgendwas Magisches ist an Dir. Und ihr.“ rief er zu den Gnoblars gewandt, „hört auf ! Zauberer ausgraben! Brauche das Dings!“
Groba durchzuckte ein Geistesblitz, mit vor Angst versagender Stimme stieß er hervor:
„I..ich bin der Zauberer! Und ich kann mit meiner großen Macht Dir helfen!“
Der Oger reagierte nicht und wollte ihn gerade in die Tasche stopfen. Also brüllte Groba seine Worte noch mal mit der Macht der Verzweiflung. Der Oger sah ihn an, hob ihn wieder hoch und ließ ihm vor seinem Gesicht baumeln.
„Du bist Zauberer? Wer ist dann in der Erde?“
„Mein Gehilfe, der tat nur so, als wäre er der Magier. Dabei bin ich, Groba, der Meister! Und ich kann Dir sehr nützlich sein - glaube ich.“ Der Oger kniff die Augen zusammen. Groba wurde wieder sehr warm, er wollte auf die Erde – dort hätte er sich so schnell wie ein Raketenwurm eingegraben.
„Du sehr klein für Zauberer – aber irgend etwas magisches an Dir. Du beweisen! Was haben wir mit Deinen Gefährten gemacht?“
„Ge...ge.., die sind....“ Groba wußte es nicht.
„Na?“
Groba dachte fieberhaft nach, was machten Oger mit anderen? „Gegessen!?“
„Stimmt! Du Prophet?.“
Ein sehr nachdenklicher Fleischer setzte den Groba auf einen Ast. Groba sah keine Fluchtmöglichkeit, außer er würde die Lampe fallen lassen müssen, die würde zerspringen und der Ring würde verloren sein. Und Habgier auf leuchtende Dinge konnte ein Gnom auch in Todesgefahr nicht einfach so beiseite schieben. So musste er dem Fleischer beim Nachdenken zu sehen. Plötzlich entblößte der Oger eine Reihe blutigem Granits, wo sonst Zähne waren – ein grauenhaftes Lächeln.
„Ich geben Dir Stein, Schlundpilger sagen Stein vom Himmel gefallen als Schlund kam. Wenn Du Zauberer, dann Du kannst verhindern, dass er Dich fressen, wenn nicht....“ Das Schulterzucken war eindeutig – auch für einen sehr unvorsichtigen Gnom. Der Fleischer griff nach einem grauen Stein, etwa so groß wie eine Menschenfaust, über dessen Oberfläche schwarze Wellen wanderten. Hatte er nicht auch noch ein Gesicht mit einem bösartig grinsenden Maul? Äußerst vorsichtig bugsierte der Oger den Stein zu Groba, der das Maul immer größer werden sah. Den wollte er wirklich nicht berühren müssen.
„S...stecke den Stein in die L...lampe! Das gehört zur Beschwörung!“ sagte Groba und hielt dem Oger die Lampe hin.
Der Oger wollte den Stein in die Lampe stecken. Kurz war Groba froh, doch dann durchfuhr ihn der Gedanke an den Ring – er stolperte rückwärts, um die Lampe mit dem Ring wieder an sich zu reißen, aber auch der Oger hatte das grünliche Leuchten entdeckt und riss die Lampe mit dem Gnom zu sich. Als die beiden Artefakte in der Lampe aufeinander trafen lief alles in Zeitlupe ab, der Schlundstein verschluckte den Ring. Aber der Ring veränderte den Stein und pure Magie floss in die Lampe und vervielfältigte sich. Der Raum wurde gekrümmt und die Relationen veränderten sich. Aus Groba wurde mal ein Riese, der auf den Fleischer herab schaute und manchmal ein Staubkorn zwischen felsengroßen Sandkörnern. Die Lampe selbst wurde magisch und übernahm Fähigkeiten sowohl des Steines, als auch des Elfenringes. Groba flog in bunten Farbblasen durch blaue Sterne als die Magie der Lampe sich endlich richtete.
Dann fand er sich ziemlich verwirrt auf dem Ast wieder und zwischen seinen Füßen stand die Lampe. Dutzende Gnoblaraugenpaare starrten ihn an. Aber wo war der Fleischer? Die Lampe leuchtete sanft. Groba berührte sie und strich an ihrer Wand entlang. Sie fasste sich völlig anders an. Dann geschah etwas Unerwartetes, blauer Rauch quoll aus ihrer Öffnung und das Gesicht des Fleischers erschien. Groba fuhr zurück, aber die Gestalt war merkwürdig verändert.
„Ich bin der Geist der Lampe und erfülle meinem Meister jeden Wunsch.“
Groba war verwirrt, aber seine Habgier meldete sich wieder zu Wort.
„Gib’ mir alles Glitzernde der Welt. Mach mich zum König von ... von Allem!!“
„Das übersteigt meine Macht. Aber ich kann Dich zum Herren über die Oger machen, die dem Fleischer folgten, der ich mal war.“
Und so wurde aus Groba: Groba I., mächtiggroßer Gnomkönig der Himmelskrieger. Aber diese Geschichte soll ein andermal erzählt werden...