Schlecker

Nun hat der sensible Kunde die armen Mitarbeiter von ihrer Qual erlöst, wenn man so will.
Ist ja auch nochmal ein Kapitel für sich, der ganze Vorgang.

In diesem Zusammenhang fand ich den Tenor der Presse-Berichterstattung im Zeitverlauf interessant, da hier der Ton komplett umgeschlagen ist, sobald klar war, das Schlecker wirklich vor dem Aus steht.

Außerdem müsste man laut deiner Argumentation als Staat einschreiten, sobald 11.000 Leute auf einmal ihren Job verlieren, unabhängig davon ob diese bei einer Firma waren, oder nicht. Die Last für's System wär identisch.

Klar, aber die wären leichter zu vermitteln, da sie vielfältiger aufgestellt wären und aus verschiedensten Branchen kämen.
 
Klar, aber die wären leichter zu vermitteln, da sie vielfältiger aufgestellt wären und aus verschiedensten Branchen kämen.
Wie gesagt, ich sehe das anders. Nicht was die Vermittlung angeht,
aber generell.

Nur weil einen Firma mehr Angestellte hat als eine andere, ist es in
meinen Augen nicht gerechtfertigt, wenn man ihr nur deswegen hilft.
Im Gegenteil. Je größer eine Firma ist desto mehr Verantwortung hat
sie in meinen Augen gegenüber ihren Angestellten. Und gerade große
Firmen kommen seltenst wegen "unvorhersehbarer Ereignisse" in
Schieflage. Dort sind es zu einem überwiegendem Teil die Versäumnisse
der Unternehmensführung.

Es sind kleine und mittelständische Firmen, die oft wegen Kleinigkeiten
kurz vor dem Ruin stehen. Die würden wesentlich mehr von staatlichen
Hilfen profitieren, und hätten es in meinen Augen in der Regel auch
mehr verdient.

Es ist meiner Ansicht nach einfacher, 50 Firmen mit 200 Angestellten zu
helfen, als einer mit 10.000.
 
Je größer eine Firma ist desto mehr Verantwortung hat
sie in meinen Augen gegenüber ihren Angestellten.

Vielleicht sollten wir hier in der Diskussion erstmal Sinn und Zweck einer Transfergesellschaft klären, ich glaube, die Argumente laufen grad irgendwie aneinander vorbei.

Aus meiner Sicht werden die Leute arbeitslos - so oder so. Natürlich hat die Transfergesellschaft einen indirekten Nutzen für Schlecker (bzw. das, was davon übrig bleibt) das hat Nuss ja schon erklärt. In erster Linie ist sie aber mal dafür da, die Angestellten von ihrem alten in ein neues Beschäftigungsverhältnis zu überführen. Was das zu diesem Zeitpunkt jetzt noch mit der sozialen Verantwortung von Schlecker zu tun hat ist mir ehrlich gesagt schleierhaft - das Kind ist doch schon in den Brunnen gefallen.
 
Ich untersütze das Argument, dass für EU und Banken Billionen wegen der Misswirtschaft dieser Marktteilnehmer verbrannt werden und sich hier um 75 Mille gebalgt wird.
Die Message ist einfach fatal: Der Euro und die Banken werden gerettet und den kleinen Mann (auch wenn es hier nun hauptsächlich um Frauen geht) lässt man hängen. Zum Glück gibt es in D einen Sozialstaat, aber den strukturschwachen dörflichen Regionen in denen die Schleckerläden die größten Supermärkte waren, wird das auch nichts nutzen.
Wiedermal haben sich die FDP als totale politische Geisterfahrer entlarvt die überhaupt kein Gespühr dafür haben woher der Wind weht. Wird Zeit dass wieder Bundestagswahl ist und die Piraten den Platz der liberalen Partei im System einnehmen...
 
Hier scheinen viele wirklich nicht ganz zu verstehen wem das ganze nutzt: eine Abfindungsgesellschaft bringt den angestellten praktisch nix, Schlecker aber enorm viel. Man verliert nämlich sämtlichen bestehenden Ansprüche auf Abfindung u.ä.

-> nette Idee wäre es allen klagewilligen Exmitarbeitern ne kostenlose Rechtsberatung zukommen zu lassen, ne Transfergesellschaft ist einfach was falsches, genau wie die Bankenrettung es war.

Ich verstehe den Sinn von staatlichen Hilfen wenn wirklich regionale Schlüsselindustrien kolabieren und man durch Rettung einen Dominoeffekt bei den Zulieferern unterbinden kann, der sonst ne ganze Region ins Elend stürzt. Aber bei Schlecker gibts da keine notwenidgkeit.


Auch die simple Frage der Gerechtigkeit: was unterscheidet ne Schlecker-Kassiererin von irgend einer anderen, sagen wir bei DM?
Wird letztere entlassen hat sie Pech, erstere soll aber in ne Transfergesellschaft? Ne geht mal gar nicht...
 
Ich untersütze das Argument, dass für EU und Banken Billionen wegen der Misswirtschaft dieser Marktteilnehmer verbrannt werden und sich hier um 75 Mille gebalgt wird.
Die Message ist einfach fatal: Der Euro und die Banken werden gerettet und den kleinen Mann (auch wenn es hier nun hauptsächlich um Frauen geht) lässt man hängen. Zum Glück gibt es in D einen Sozialstaat, aber den strukturschwachen dörflichen Regionen in denen die Schleckerläden die größten Supermärkte waren, wird das auch nichts nutzen.

Sorry, aber das kann man überhaupt nicht vergleichen. Immerzu wird dieses absolut dämliche Argument vorgebracht! Banken sind essentiell wichtig für unser Wirtschaftssystem. Wenn man die nicht gerettet hätte, dann wären ein paar mehr als nur 11.000 Leute ihren Job losgeworden. Da hätten sich eine ganze Menge "kleiner Männer" aber verdutzt die Augen gerieben. Aber nachher laut rumschreien und es besser wissen, das ist natürlich drin.
Dazu kommt, dass die Banken wenigstens einen Teil des Geldes zurückzahlen, so sie denn nicht abgewickelt werden.

Und die verdammte FDP hat endlich mal das gemacht, wofür sie gewählt wurde. Die Partei wird doch eh von allen als neoliberal beschimpft und wenn sie dann mal tatsächlich liberal handelt, ists auch falsch. Diese Rettung wäre total gegen ihre Grundsätze gewesen und jetzt werden die kritisiert, weil die sich an ihre eigenen Prinzipien halten?! Man muss die FDP ja nun wirklich nicht mögen, aber diese Vorwürfe sind einfach mal unter aller Kanone und wurden bisher auch nicht schlüssig begründet. Liest sich eher so: ich mag die FDP nicht und deswegen ist alles, was sie machen, falsch.
 
Das sehe ich eigentlich ähnlich. Die FDP kann nicht mehr gewinnen. Egal, was sie anpackt, es wird ihr um die Ohren gehauen. Wobei ich sagen muss, dass es tatsächlich seltsam anmutet, wenn bestimmten Kreisen Hilfe zukommt und anderen nicht. Und damit meine ich nicht die Banken.

Könnte man bei Schlecker übernachten, würde die FDP sofort helfen...
 
Könnte man bei Schlecker übernachten, würde die FDP sofort helfen...

Wenn ich mich recht entsinne hat die FDP keine Finanzmittel für insolvente Hotels locker gemacht. Die ganze Hotelentlastungsgeschichte war zwar ziemlich dumm, wurde aber so ganz offen in ihrem Wahlkampfprogramm angekündigt. Sie haben also gemacht, was sie versprochen haben.
 
Hach ja, und wieder einmal ein Thread, wo viel Halbwissen und viel blumige Rhetorik ausgetauscht wird, ohne auch nur einen einzigen echten Rechercheversuch zu unternehmen.

zu den Leuten, die Meinen, das es gut ist das die FDP geschlossen Flagge gezeigt hat, sag ich nur, wieso hat denn der nette Herr Finanzminister ind Hessen(FDP) der Bürgschaft zugestimmt? echt wahnsinnig einstimmig...

zum Thema "der Staat gibt ja unser Geld für die popeligen Schlecker Beschäftigten aus" sage ich nur "Holzmann"(wo 4,3Mrd DM locker gemacht wurden für 17.700 Beschäftigte und zwar reales Geld), bei Schlecker wäre es eine Bürgschaft, welche vom realen Bezahlen noch einige Schritte entfernt ist, da die Bundesländer "Bürgen" sind, falls die KfW Bank durch die finanzierung der Transfergesellschaft einen Verlust erleiden würde, Dieser müsste dann von den betroffenen Ländern ausgeglichen werden.

Weiterhin finde ich es absurd, wenn man die Bankenrettung bzw. die "Rettung des Euro" als was völlig anderes bezeichnet als ein Staatlich subventioniertes Massnahmenpaket um den Deutschen Banken, die faule Griechenland/Portugal/Irland Anleihen in ihrem Portfolio halten, einen reibungslosen Ausstieg und einen erhalt ihrer Kapitalreserven zu ermöglichen(die auch bei deutschen Banken verschwindend gering sind) als kleine Zahl werfe ich mal die Summe von 300Mrd Euro in den Raum, den die Banken seit 2009 als "stille Einlagen" aus dem Rettungsfond in ihr Eigenkapital transferiert haben(als Ausgleich zu den "faulen" Anleihen). Wieso wird dort ein Unterschied gemacht zwischen den Geschwistern Schlecker und Josef Ackermann? beide haben fatale Entscheidungen für das Unternehmen und seine Beschäftigten getroffen, haben sich verspekuliert(Schlecker durch desaströsen Umgang mit den Mitarbeitern/Kunden, die Deutsche Bank durch Spekulationsgeschäfte auf Anleihen von Risikostaaten) und riefen dann lautstark um Hilfe. Die deutschen Banken wurden natürlich gestützt, da wir ja ohne diese nicht überleben könnten.....Was totaler Quatsch ist, einerseits wird gepredigt, das wir eine liberalisierte Marktwirtschaft haben, und sich gute Dienstleister von schlechten Dienstleistern dadurch abheben, das sie weniger Geld verdienen, da sie weniger Kunden haben. Dieses Prinzip wird im Fall Schlecker auf die Spitze getrieben, da dort an den c.a. 11.000 Verkäuferinnen ein Exempel statuiert wird, an dem die FDP eine Profilierung als "Wirtschaftspartei" mit "klarer Kante" durchführt. Zur Erinnerung, der deutsche Staat(und damit alle Steuerzahler,auch ihr) habt dafür gesorgt, das von den deutschen Banken, die sich grandios verspekuliert hatten, und volle Lotte auf Profitmaximierung gefahren sind, nur ein winziger Anteil schon länger angeschlagener Regionalbanken "aufgelöst" wurden, die grossen Banken, die das meiste Risikogeschäft betrieben haben, wurden gestützt und es wurde ihnen ermöglicht, ihr "faules" Kapital gegen "runderneuertes" und "gesundes" Kapital zu tauschen. Weiterhin bekamen Ackermann und Konsorten natürlich Bonuszahlungen, da die Bilanzen ja positiv waren(klar, wurden ja durch "Fremdeinzahlung" des Staates ausgeglichen und gleichzeitig wurden ihnen die wertlosen Papiere ja zu einem Nominalwert abgekauft, der sie aus dem Geschäft mit +-0 rausgehen liess.) Wo war damals der kollektive Aufschrei?
Ja, Schlecker hat seine Mitarbeiter bespitzelt, das hat die Telekom, Siemens, die deutsche Post, die deutsche Bank auch getan, aber bei keinem Unternehmen wurde das Stigma des "Arbeiterfeinds" so dermassen im kollektiven Bewusstsein eingebrannt wie bei Schlecker. Das lustige ist ja, das die gesamten Bonuszahlungen die an die Manager der durch die "Krise" in Schieflage geratenen Banken mehrfach ausgereicht hätte um Schlecker jetzt geregelt abzuwickeln.
Vertseht die ganze Sache richtig Leute:
Schlecker wird es nicht mehr geben, so wie es jetzt ist, die Kette wird die Hälfte ihrer Filialen(komischerweise ausgerechnet die, die in Strukturschwachen Regionen oder Stadtteilen liegen) und wird massiv ums Überleben kämpfen müssen. Die 75Mio. Euro bekommt nicht die Familie Schlecker geschenkt, die werden dafür benutzt die(grösstenteils) Ungelernten Mitarbeiter/innen von Schlecker, die in den nun geschlossenen Filialen gearbeitet haben, eine rudimentäre Ausbildung zukommen zu lassen, damit sie wieder in den Arbeitsmarkt eintreten können. Wenn du als 55Jährige gelernte Mutter auf die Arbeitsämter gehst, wirst du garantiert mit Angeboten für 7€ die Stunde beim Zeitarbeitsfirmchen für Gebäudereinigung überschwemmt, zahlst aber keine Sozialbeiträge UND kostest dem Staat(also dir) noch wesentlich mehr Geld, als es jetzt der Fall wäre.
Was auf jeden Fall zu verhindern gewesen wäre, ist das private Arbeitsvermittler die Transfergesellschaft gebildet hätte, denn dann wäre eine adäquate Qualifizierung der ex-Schlecker Mitarbeiter/innen extremst schwer gewesen bzw. eine kostenfrage geworden.
Weiterhin gibt es auf dem Land nicht so wahnsinnig viele freie Stellen im Einzelhandel, wie es die FDP behauptet, was nützt es z.B. einer Frau aus Südniedersachsen, wenn in Kassel 50 Stellen für Einzelhandelskauffrauen frei sind, sie sich aber das Bahnticket zur Arbeit aber von dem Lohn nicht leisten kann? Nichts, richtig, aber dann wären wir wieder bei der Frage: Wieso wird Leuten geholfen, die durch Eigenverschulden Mist gebaut haben, aber nicht den Mitarbeitern eines unfähigen Vorstandes?
darüber sollte man sich mal Gedanken machen.

@ Sarevok

jepp, stand im Wahlprgramm, hier nochmal für dich zum nachlesen, als ausgewiesenen FDP Experten:Das Wahlprogramm der FDP

Nun mach dir mal die Mühe nachzusehen was sonst noch Umgesetzt wurde,mein Favorit ist immernoch: "gleiche Bildungschancen" und "dass niemand aus finanziellen Gründen von einem Studium abgehalten wird und fordern auch deshalb den Aufbau eines Stipendiensystems".YAY, die Studiengebühren sind weg, ach nee, doch nicht....
"bessere und wirksamere Regeln für den Finanzmarkt": YAY, es wurde verboten mit Leerkäufen zu spekulieren und es wurde eine Finanztransaktionssteuer vereinbart.....ach auch nicht?
"ein modernes und effektives Datenschutzrecht""keine Internetzensur oder heimliche Online-
Durchsuchungen privater PCs"
Yay, endlich sind wir vor Spionageversuchen durch staatliche und legislative Institutionen sicher....auch wieder nix, verdammich....


aber mein absoluter Liebling ist immernoch:

"Die Generationen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt
werden. Wir wollen unseren Kindern keine Schuldenberge
hinterlassen. Die Rentenpolitik muss wieder
fair und verlässlich sein. Die FDP will einen wirksamen
Krankenversicherungsschutz für alle Menschen in
Deutschland."

Genau deshalb werden Nachtragshaushalte durchgewunken und die Bundesregierung macht dieses Jahr trotz Steuermehreinnahmen neue Milliardenschulden? Wau, also ich muss sagen, die Partei zeigt ne klare Kante und ist vor allem für alle da, und garantiert macht die auch keine Klientelpolitik, nein nein .....

mfG don
 
Zum Thema Transfergesellschaft bin ich der Meinung, dass das so nicht viel gebracht hätte. Ab einem gewissen Alter kann man sich als relativ unqualifizierter Verkäufer im Einzelhandel getrost damit abfinden, bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters mit allerlei sinnlosen "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" zu verbringen (falls man nicht das Glück hat, in einem anderen "Sklavenarbeitsunternehmen" unterzukommen). Daran hätte selbst eine Transfergesellschaft nicht viel geändert.

Ich finde 2 Dinge allerdings eine Riesensauerei: Wenns um die Rettung einer höchst dubiosen Landesbank geht, spielen Milliardensummen keine große Rolle, dann läufts irgendwie weiter. Und ebenso wie damals bei den Lehman Brothers kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Unternehmen von jetzt auf sofort pleite macht und Insolvenz anmeldet. Nun kriegt man also die Kündigung nach Hause (wobei man noch nicht mal weiß, wens am Ende betrifft) und muss sich arbeitslos melden. Dann muss man die Anträge einreichen, Unterlagen beibringen etc. Bis da das 1. Arbeitslosengeld überwiesen ist, wird man wahrscheinlich aufgrund nicht bezahlter Rechnungen, Miete, laufende Kosten etc. bereits seine halbe Wohnungseinrichtung verpfändet haben.

Dass die, die es verbocken, dabei mit nem halben blauen Auge davonkommen und irgendwann wieder von neuem anfangen während die Masse der Belegschaft vor den Scherben ihrer Existenz stehen, ist echt ne Schweinerei. Und wenn man dann noch die Meldung vernommen hat, dass viele Millionen Frauen von Altersarmut betroffen sind, weil sie viel zu wenig verdient haben, dann denkt man doch gleich an die Vorwürfe von Lohndumping, mit denen Schlecker sich nicht gerade für soziale Verantwortung ausgezeichnet hat. Mit dieser Insolvenz wird sich die Situation im Alter jedenfalls noch mehr verschlechtern.