Serwuz,
lasst es mich der Reihe nach durchgehen um jedem hier gebührend zu antworten. Nach ein paar Stunden Schlaf bin ich auch wieder gut drauf und frisch, also legen wir los:
@Thalos: Du bist, wie mir scheint, mir selbst sehr ähnlich, Analytisches Denken und hierbei sagen Zahlen mehr als Worte. Und offensichtlich ist auch reichlich Kenntnis der BWL mit dabei, vll. ist der Ansatz ja gut es nochmal an den Zahlen festzuklopfen:
Einnahmen (lassen wir die Steuern mal raus und rechnen alles netto)
Geschäftsfeld 1: ca. 1.400 Euro/Monat
Geschäftsfeld 1: ca. 1.100 Euro/Monat
Geschäftsfeld 3: ca. 400 Euro/Monat
hinzu kommt dann Geschäftsfeld 4 der reine Ladenverkauf für den die Forme gilt: 45*x
Ausgabe:
Personal: 950
Miete und NK: 950
Fahrzeug, Büro, Werbung, Instandhaltungen: 500
Versicherungen und Buchhaltungskosten: 200
und Tilgung+ Zins für das benötigte Fremdkapital: 500
dazu kommt der Wareneinsatz (wir wollen ja den Rohertrag wie du ganz richtig immer wieder betonst), für den gilt:
gesamte Einnahmen *0,55 (das liegt an den Geschäftsfeldern, einige davon verursachen keine Kosten, andere, wie der reine Handel, liegen bei 70%, im Schnitt also auf alle Einnahmen aller Geschäftsfelder 55% Abzüge für Wareneinsatz).
Es ergibt sich die Formel für den Break-Even:
Einnahmen fix (GF 1-3) + Einnahmen variabel (flaschen) = Fixkosten + Wareneinsatz für GF1-3+Wareneinsatz für variable Einnahmen
2.900+45x = 3.100+2.900*0,55+45x*0,55
gelöst wie folgt:
2.900+45x = 4.695+45x*0,55
2.900+45x = 4.695+24,75x
20,25x = 1.795
x = 88,64
Das sind die rd. 80 Flaschen von denen ich spreche, o.k. es sind etwa 90! ich bleibe trotzdem bei 80 weil in den Kosten versteckte reserven kalkuliert sind (Personal ist nicht immer so hoch, Zinszahlungen fallen nicht in der Höhe an solange man nicht die KK-Linie braucht, etc).
Wöchentlich 1 Tasting mit 8 Teilnehmern ist ein einer Stadt wie, sagen wir mal Leipzig :lol: durchaus nicht hoch. Es gibt dort viele Geschäftsleute die soetwas an gute Geschäftspartner verschenken, wir haben Tourismus satt (da muss man sich eben entsprechend einwerben z.B. mit Broschüren in den Hotels etc.) und durch den Zugang zu Vereinen und auf Stadtfesten und Märkten von hier bis Dresden ist eine ausreichend große Klientel erreichbar um das zu realisieren.
@SohndesKhaine: Ich gebe deinen Bedenken recht. Ich wollte auch nicht dass ich in einen Fachhandel gehe und dort berät mich dann der umgeschulte ehemalige Harz IV der das mal eben abliest. Hier reden wir aber über einen Kompagnon der ebenfalls vom Fach ist uund schon jetzt im Nebenerwerb die Tastings mit ausrichtet, sich auch im Metier auskennt und somit doch ganz gut dazu passt.
Auch bei den Warenkosten liegst du nicht verkehrt, ich sagte ja bereits die Investitionen für so ein Vorhaben liegen bei 20-25K, aber die sind über Zins und Tilgung auch schon berücksichtigt.
Die Dienstleistung selbst, also das Degustieren ist sicherlich der beste Ansatz, aber dafür zahlt kaum einer. Ich habe selbst erlebt wie sich Kunden überlegt haben ob sie das Tasting besuchen. 35 Euro pro Nase für 6*0,2cl ? Das scheint objektiv teuer.
Diejenigen die es dann besucht haben, mich eingeschlossen, denn so habe ich den Kollegen kennengelernt, sind aber restlos begeistert.
Es ist ein Abendfüllendes Programm mit schottischer Live-Musik, Abendessen und nach den 6 ausgesuchten Whiskeys wird noch ein Bonus gezogen und danach gibt es noch den Geheimtipp des Hauses.
Und wenn das offizielle Tasting dann beendet ist kann man sich noch aus den offenen Flaschen (8 Stück immerhin) nachschenken lassen.
35 Euro für einen Abend mit Speis und Trank, Information, Live-Musik und das ganze in einem Rahmen für den man sich ja bei der Anmeldung schon interressiert ist nach solch einem Abend für keinen mehr ein Thema. Und dennoch: wesentlich teurer kann man es eben so wenig machen wie umfangreicher.
Danach hat man in aller Regel auch je Teilnehmer die ein oder andere Flasche plus Folgegeschäft. Das macht es letztlich profitabel.
@KalTorak: Die Stadt sollte ja nun geklärt sein. Im Osten sind die Mieten wirklich noch derart erschwinglich ;o) 950 Warm bei 50m² Geschäftsfläche in richtig guter Lage, da kann man nicht meckern. Klar ist hier der Anteil der Bevölkerung die sich "Luxusartikel" leisten nicht so hoch, aber durch die Vorteile der Stadt als Messestadt, Tourimagnet, UniversitätsStadt etc. (und wie man hier Stolz sagt "heimliche Landeshauptstadt") ist wirklich ausreichend Klientel vorhanden. Man muss sich allerdings im Marketing schon klar sein dass man nicht vornehmlich die Einheimischen sondern eben Touristen (bzw. Touristenzentren, Hotels etc.) bewirbt und in der regionalen Werbung eher an die Unternehmerschaft etc. herantritt. Und es wird ja auch versucht eine Gruppe Schottland und Whiskybegeisterter (nicht nur scotch) regelrecht aufzubauen mit events rund um die Highlands und die Schottische Kultur (Bagpie, Robert-Burns, etc.).
In sofern ist die Standortfrage für mich im Bundesvergleich schon beantwortet bzw. analysiert. In den "Neuen" Bundesländern muss man mit so einem Produkt gaaanz anders an den Markt heran als in den "gebrauchten" 😛 (Verzeiht die Spitze, ich darf dass denn ich komme ursprünglich aus Südbaden).
Die Problematik mit den zweierlei Preisen kommt auch immer mal wieder auf. Vll. schenke ich dem zuwenig meiner wölfischen Aufmerksamkeit?
Mir kommt das ständig in die Quere dass ich zu irgend einem Anlass wieder auf den letzten Drücker kaufen muss. Ich bin seit Jahren selbstständig und da ist Zeit etwas sehr relatives geworden, es ist für mich nicht die Ausnahme, sondern der Normalzustand dass ich das Tagesdatum, ja selbst den Wochentag erst kenn wenn ich in meinen Terminkalender schaue oder mich das Smartphone vor den nächsten Terminen warnt. Daher passiert es mir ständig, so regelmäßig wie die Unwetter auf Fenris, dass ich noch ganz schnell versuche etwas spezielles zu bekommen, dann eben auch für nen 5er mehr, hauptsache ich muss nicht noch lange suchen. Ich tingel leider nicht durch Kaufland und Metro auf der Suche nach dem passenden, ich weiß was ich brauche und gehe zum Fachhändler. Noch dazu kenne ich recht viele Spezialhändler persönlich durch meinen Job und unterstütze die auch richtig gerne.
Vermutlich ist diese, mir so eigene Sichtweise, aber nichts was sich mit dem Handeln der Masse deckt? Liege ich so sehr falsch? Wenn ich genau drüber nachdenken, bei Russ! das wäre denkbar.
So jetzt seit ihr wieder dran, ich hoffe das war ausführlich genug.
Ach und unter Brüdern: Danke! Euer Beistand hiflt mir sehr.
grüze
-Taal