Also, um mal zu versuchen, das ganze zum Leben zu erwecken, mache ich mich jetzt mal zum Löffel und setze den Anfang meines eigenen Armeebuchs ins Forum. Vielleicht gibt der eine oder andere mal seinen Senf dazu.I. Einleitung
„Wer uns Geld gibt, der macht unsere Schwerter blutig“
Padrone Don Carlos Paolo Sanchez Mendosa von Severilla, Lordvisitator der Söldnerlegion, genannt der Einsame.
Wenig elegant formuliert aber trefflich gesprochen durch den Padrone Lordvisitator. Ich bin Badlö Grauhaar, selbst Artilleriemeister des XXIX. Regiments Artillerie der Tross-Division. Diese Position erlaubt es mir aufs Exzellenteste in die inneren Verhältnisse der Legion ein Einsehen zu haben, ist doch ein Jeder bestrebt ein gutes Verhältnis zu seinem Magen zu pflegen, was nur über die Küche möglich ist, welche die Hauptaufgabe des XXIX. Reg. Ari. ist. Mir als einer der Meisterköche wird so Einiges zugetragen, da ein jeder, von höchster Stelle bis zur niedersten Magd, meinen verständigen Rat schätzt und Alle wissen, wie gut Geheimnisse bei mir verwahrt sind. So gesehen meine ich in aller Bescheidenheit mich als den Geeignetsten zu empfehlen, der diesen Bericht dem geneigten Leser zum Augenschein bringt.
Allerlei Galgenvögel und Halsabschneider kämpfen in unseren Rängen aus Ländern, deren Existenz mir als gelehrten Schreiber und Studiosus der geheimsten Wissenschaften als unglaubwürdig erscheint, obwohl mich meine Zahlreichen Reisen im Dienste der geheimen Illuminaten in die entferntesten Winkel der Welt gebracht haben, von den Chaoswüsten bis zu den fernen Nebelbänken im südlichen Ozean, vom sagenumwobenen Cathay bis zum letzten Zipfel der grünen Insel der Echsenmenschen.
Die Legion ist in vier Divisionen geteilt, wobei die vierte unter Lady Cynth die Hilfstruppen und Reserve stellt, die erste aber unter dem des Lordvisitators die Hauptlast der Unternehmen der Legion des „blutigen Schwertes“ trägt. Unterstützung erhält sie von den Spezialisten. Der Tross als dritte Division bildet die fahrende Stadt der Legion. Dort werden die Verwundeten gepflegt, die täglichen Besorgungen gemacht und fouragiert. Nicht zuletzt leben hier die Familien der Soldaten, die dadurch ihren Rückhalt bekommen. Die Legion hat noch nie gemeinsam gekämpft, denn kaum jemand ist in der Lage sie ganz zu bezahlen, selbst nicht die reichsten Potentaten Arabs oder die mächtigsten Bank- und Handelshäuser Tileas. Der Lordvisitator als Kriegsunternehmer vermittelt sie gegen Provision, die Regimenter dürfen aber Aufträge von außen annehmen. Er bezahlt sie aber auch in Friedenszeiten, um seine Marktanteile zu sichern und die vielfältigen Pfände, meist Land, zu verteidigen, die ihre Kunden als Sicherheiten hinterlassen haben, wenn die Kosten eines Feldzuges ihre Barschaft überstiegen. Er ist ein Kriegsunternehmer, der seine Männer auch gegen einander kämpfen lassen würde, nur bietet er ihnen auch aus Kalkül ein, zugegeben bescheidenderes, Auskommen in friedlichen Zeiten. Der eigentliche Grund für den Kriegsdienst dürfte aber wohl, in einem solch hoch entwickelten Land wie es Tilea nun einmal darstellt, die Aussicht auf Beute und Lösegeld sein. Nur Fußkämpfer können, da ihre Ausrüstung wesentlich billiger ist, vom Lohn leben, denn schwere Reiter, müssten oft jahrelang arbeiten, um ihre Pferde und Waffen zu bezahlen. Hierin dürfte auch ein ökonomischer Grund für das festhalten an der traditionellen Infantrietaktik Tileas sein.